Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 13, 1894, Page 6, Image 6

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    6 Sinaercgntt.
Der Julitag brach mit leuchtender
Klarheit an. Die Sonn« ließ alle die
Glanz«.
gleitet, von Krummhiibel aus nach
dem Melzer Grunde «inlenkkn. Zwei
der Dam«n waren ältlich und beleibt.
Sie gingen sehr gemächlich fürbaß
und blieben häufig stehen, um die
Aussicht zu bewundern, oder vielleicht
Dame war jung und hübsch. Sie
leichtfüßig wie «ine Gazelle
Di b d "lt Da T k
bequemen Waldpfad verließ und die
letzte steile Partie zum Kamm empor
klomm. Die Tanten waren von der
Wangen. Käthchens blondes Haar
hatte der Wind zerzaust. Der lose
Gesell hatte auch ihrem rosigen Antlitz
Käthchen halteMühe, nicht hell aus-
„Wir wollen das Beste hoffen,"
Alte bei, „da haben Sie Rech!! Se
llin«'.'
„Ich bin zu Ende mit meiner
Kraft!"'versicherte Tante Salchen.
„Käthchen, würdigst Du auch das
Opfer, das wir Dir bringen?" forschte
Valch-n.
„Ach, Tantchen, die Fußtour ist
Kur!" tröstete Käthchen. „Jetzt ist
T' t bl'ckt- chd K p
barer Deutlichleit vor ihnen lag, und
schöpften neuen Muth. In der Rie
senbaude bei einem guten Mahl ver-
Käthchen blickte munter um sieb.
In der Riesinbaude war jeder Tisch
besetzt. Sie erkannte viele Touristen
Gormittags überholt hatten. In der
Ofenicke saß der alte Harfner mit
seiner musikalischen Genossin. Jetzt
stimmte er sogar mit kräftigem Baß
ein Lied an, über das Käthchen sich
am liebsten halb todt gelacht hätte.
„Ein Weibchen gleicht der Sonne,
Der Mond, das ist ihr Mann,
Das zeigt uns schon bei beiden
Das Geschlechtswort deutlich an."
esse» und warf «inen verstohlene»
Blick auf Kätlichen. In diesem Au
genblick sang der greis: Barde in der
Osenecke:
„Im Winter macht die Sonn«
Gar spät erst Toilett'^
Eis war gebrochen.
„Beabsichtigen die Damen auch über
den Kamm zn gehen?" .fragte er höf
lich.
„Wir wollen zuerst auf die Koppe!"
berichtete Käthchen. „Dort wollen wir
übernachten, um den Sonnenausgang
hau!"
„Nanz mein Plan!" stimmte der
junge Herr bei.
Sein dampfendes Schnitzel kam
und er hieb in dm nächsten Minuten
zu kräftig ein, um die Unterhaltung
fortzuführen. Tante Solchen hatte
«unterdessen ihren Kaffee ausgeschlürft.
Sie flüsterte ihrer Schwester ein«
ernste Weisung zu und zog sich in das
Nebenzimmer zurück. Dort schlum
merte sie auf einem harten Sopha
bald den Schlaf des Gerechten. Mal
chen, die als Hüterin ihrer Nichte an
gestellt worden war, rieb sich die Au
gen, gähnte, lehnte sich tiefer in die
Sophaecke zurück und war nach etli
chen Minuten hinter ihrem Zeitungs
blatt gleichfalls eingenickt. Der junge
Herr hatte seinen ersten Hunger ge
stillt und wendet« sich wieder an seine
hübsche Gefährtin:
„Machen gnädiges Fräulein zum
ersten Male ein« Riesengebirgspar
tie?"
„O nein!" sagte Käthchen. „Wir
sind Breslauer und ich habe fast jeden
Sommer einen Abstecher in's Gcbirg«
gemacht."
„Breslauer!" wiederholte der junge
Mann. „Sind gnädiges Fräulein in
Breslau gut bekannt?"
„Gewiß, ich bin dort aufgewach
sen."
„Kennen gnädiges Fräulein einen
Herrn Steuerrath Neimann?"
Der Schalk blitzte für einen Mo
ment in Käthchens blauen Augen
auf.
„Den Herrn Steuerrath kenne ich
nur flüchtig," erwiderte sie. „Aber
ich bin mit seiner Tochter in die
Schule gegangen. Sie ist ungefähr
in meinem Alter."
„Ist Fräulein Reimann hübsch?"
fragte der Tourist mit brennender
Wißbegierde.
„Nicht mein Geschmack!" war die
kurze Antwort.
Das hübsche Gesicht des jungen
Herrn verdüsterte sich etwas.
„Aber sie ist gewiß sehr liebens
würdig?" forscht« er eifrig.
„Pah, maßlos kindisch!" verur
theilte Käthchen.
„Also auch nicht klug?" fragte der
Tourist mit seltsamer Spannusg.
„Nun, wenn sie klug ist, bin ich es
auch!" rief Käthchen schnippisch.
Der Tourist vergaß ganz, daß er
eigentlich nach allen Regeln der Ga
lanterie verpflichtet war, auf diese
unbesonnene Rede mit einem Kompli
ment zu antworten. Er versank für
einige Minuten in ein tiefes, gedan
kenvolles Schweigen. Da rief plötzlich
Käthchen entsetzt:
„Wahrhaftig, es regnet!"
Alle stürmten zu den Fenstern,
Tante Malchin erwachte mit einem
Schreckensruf.
„Es regnet!" so klang der allge
meine Berzweislungsschrei.
In der That, während man sich's
in der Riesenbaude wohl sein ließ,
hatte sich der ganze Himmel grau
umzogen. Bon dem so nahen Kop
penhause war keine Spur mehr zu er
blicken. Langsam und gleichmäßig
tropfte der Regen hernieder.
Auch Tante Salchen war erwacht
und eilte mit gerungenen Händen zu
den Ihrigen.
„Es regnet!" wehklagte sie. „Was>
beginnen wir?"
„Wir warten ab, bis es aufhört zu!
regnen und gehen dann auf die!
Koppe!" schlug Käthchen vergnügt
vor.
„Es sieht nach Landregen aus!"
jammerte Malchen. „Gott im Him
mel, was für Pech wir haben. Wo
möglich müssen wir hier übernach
ten!"
„Das Unglück wäre doch nicht so
groß!" tröstete die Nichte. „Die Gast
zimmer in der Riesenbaude sind ganz
nett. Eine Stunde vor Sonnenauf
gang wird also könnten wir
ebenso gut morgen früh aus die Koppe
steigen. Der Sonnenaufgang ent
geht uns nicht!"
Die Tanten ergaben sich schweren
Herzens in ihr Schicksal und sicherten
sich sofort als vorsichtige Damen ein
Zimmer. Käthchen warf «in Tuch
über und trat vor die Thür, um nach
dem Wetter zu sehen. Es sah wirk
lich sehr schlimm aus. Ringsum
nichts wie graue Nebelschleier, Berg
und Thal waren den Blicken ent
schwunden, und der Regen plätscherte
hübsch gleichmäßig hernieder.
in daS hübsche Gesicht des Tischnach
„O, es schadet nichts!" rief sie ver
leden Abend wird hier flott getanzt.
Ich habe mich schon köstlich hi:r amll
sirt!"
die eifrige Antwort. „Gnädiges
Fräulein gestatten wohl, daß ich mich
vorstelle —"
„Nicht doch!" wehrte Käthchen ha
stig ab. „Das ist im Riesengebirge
nicht Mode. Hier spricht und tanzt
man mit einander, ohne förmliche Be
kanntschaft gemacht zu haben. Also
wahren Sie nur auch Ihr Jncognito,
mein Herr!"
Der Fremde sah sie erstaunt an.
„Es ist ja sehr hübsch, daß es hier
so zwanglos zugeht," murmelte er.
„Aber ist es für «ine junge Dame
nicht gewagt, mit dem ersten Besten
es mir paßt!"
„Auf wen taxlren gnädiges Fräu
lein meine Wenigkeit zum Beispiel?"
forschte der junge Herr amüsirt.
„Erstens sind Sie Ostpreuße!" war
die heitere Antwort.
„O lreh, da verräth mich mein Dia
lekt, und ich gebe mir solch: Mühe.
die verrätherisch-n Vokals ganz dia
lektfrei hervorzubringen. Aber was
bin tch meines Zeichens?"
„Elymnastulkhrer!" «rwideHeKäth
chen prompt.
.Alle Achtung vor Ihrem Scharf
sinn!" rief der Ostpreuße erstaunt.
„Ich hätte nicht gedacht, daß ich mei
nen Beruf schon sichtbar als Kains
zeichen auf der Stirn tckige. Geht
Ihre Hellseherei auch so weit, daß Sie
meinen Namen errathen können?"
„So halb und halb!" rief Käthchen
übermüthig. „Sie haben auf Ihren
Manchettenknöpfen das Monogramm
M. B. Folglich werden Sie wohl
mit Bornamen Max heißen. Den
Vatersnamen will ich nicht wissen,
denn ich will auch mein Jmognito
wahren!"
„Käthchen!" rief in diesem Augen
blick eine scharfe Stimme aus der
Baude.
„Die Tante ruft!" erklärte Käth
chen eilig und huschte davon wie der
Wind.
Ihr neuer Bekannter sah ihr mit
unverhehlter Bewunderung nach.
„Sie ist entzückend!" dachte er.
„Das reizendste Mädchen, das ich je
gesehen habe, und so frisch, so munter,
so natürlich, so intelligent! Ein
Prachtmädel! Ich möchte wissen, wer
sie ist?"
Er stand noch lange im Regen in
tiefe Gedanken versunken. Endlich
trat er in die Baude und ließ sich ein
Zimmerchen anweisen. 'Dort packte
er seine Touristentasche aus, nahm
Papier und ein Reiseschreibzeug her
vor und schrieb in großen, kühnen Zü
gen folgenden Brief:
„Liebste Mutter!
Äuf der Riesenbaude eingeregnet,
will ich die erzwungene Muße benu
tzen, um Dir einen recht herzlichen
Gruß zu senden. Bis jetzt war meine
Reise sehr genußreich. Schlesien ist
wirklich ein wunderschönes Land, und
ich kann mir jetzt erklären, daß Du
mit solcher Liebe an Deinen Bres
lauer Erinnerungen hängst. Ich
werde erst auf der Rücktour den Be
such bei Deiner Jugendfreundin ma
chen. Wenn Dir auch die Familie
Neimann sehr an's Herz gewachsen
ist, so sind es mir doch Fremde. Na
mentlich von Fräulein Reimanns Be
kanntschaft verspreche ich mir nichts.
Ich habe eine Ahnung, daß sie häß
lich, dumm und unlievenZwürdig sein
wird. Jedenfalls werde ich aber
Deinen Wunsch erfüllen und die Fa
milie kennen lernen. Mit tausend
Grüßen in Liebe
Dein treuer Sohn
Max."
Diesen Brief adrefsirte'er an die
verwittwete Frau Oberlehrer Bertram
in Königsberg, steckte ihn in den Ka
sten und begab sich wieder in das große
Gastzimmer.
Hier ging es schon heiter z». Die
Musikanten spielten einen flotten Wal
zer. Stühle und Tische waren bei
Seite geräumt worden und die tanzlu
stigen Paare wirbelten umher. Käth
chen schwebte in den Armen eines Gör
litzer Einjährigen durch den Saal und
Maxßertram fühlte bei diesem Anblick
schon eine leise Anwandlung von Ei
fersucht. Er faßte neben den Tanten
Posto, die kein Auge von ihrem Schütz
ling abwendeten, und sobald Käth
chens Tänzer sie an ihren Platz zurück
führte, machte er seine Verbeugung.
Ein eigenthümliches Gefühl der Wonne
ergriff ihn, als er die schlanke Gestalt
umfaßte, er hätte immer so, getragen
von den Klängen der blauen Donau,
mit dem reizenden Mädchen dahin
schweben mögen. Im Laufe des
Abends engagirte er Käthchen noch so
ost, daß die Tanten ihn schon mit zor
nigen Blicken maßen. Punkt zehn Uhr
zogen Salchen und Malchen sich mit
ihrem Schützlinge zurück. Max Ber
tram verließ wenige Minuten nach ih
nen den Saal. Sobald Käthchen ver
schwunden war, hörte das Vergnügen
für ihn auf.
Am nächsten Morgen erwachte Tante
Malchen nach einem langen, erquicken
den Schlummer in bester Laune. Sie
setzte sich im Bett auf und sah, daß das
Zimmer noch ganz dunkel war.
„Es ist noch Nacht!" dachte sie. „Ich
werde noch ein bischen dämmern, bis
es z'im Sonnenaufgang läutet!"
Malchen legte sich aus die andere
Seite, aber sie war so munter, daß sie
vergebens kmf den Schlaf wartete.
Nach einer Weile richtete sich Salchen
empor.
„Malchen," rief sie, „hat es schon ge
läutet?"
„Gott bewahre, es ist ja noch mitten
in der Nacht."
sehen!" meinte Salchen.
Sie machte Licht und stieß im näch
sten Augenblick einen schrillen Schre
ckensschrei aus.
hernieder, und als Käthchen aus dem
Fenster blickte, sah sie nichts wie blei
graue Wolkenmassen.
sich trotz Regen und durchweichten We
tritt sprang sofort ihr Bekannter auf
und grüßte verbindlich:
„Ist den Damen vielleicht gefällig,
an meimm Tisch Platz zu nehmen?
Neben der Thür wird es sehr ziehen!"
Tante Salchen leuchtete der Grund
ein.und sie nahm die Aufforderung an.
EtwaS spät«r stieß Malchin zu den
Ihrigen.
„Ich habe den alten Ende gefragt,
was er zu dem Wetter meint!" rief sie
kläglich. „Aber diese Leute sind so un
bestimmt mit ihren Wetterprophezeiun
gen. Er widersprach sich in drei
Sähen viermal. Ich fürchte schon, daß
es heute vielleicht gar nicht aufhört zu
regnen!"
Erst das ausgezeichnete Frühstück
gewährte Malchen einigen Trost. Nach
her ergriff sie eine etwas altbackene
Zeitung, Solchen begann die mehr oder
weniger geistreichen Inschriften deS
Fremdenbuchs zu studiren, und Käth
chen plauderte munter mit Max Ber
tram.
Es war geradezu erstaunlich, wie
viel Anknüpfungspunkte diese beiden
Menschen besaßen, die sich erst Tags
zuvor kennen gelernt hatten und nicht
einmal den Namen des Andern wuß
ten. Käthchen las leidenschaftlich
gern, ihre LieblingSautoren waren auch
die Bertram's. Käthchen war musika
lisch; schwärmte sü« Chopin, Schu
mann, Schubert, Mendelssohn und
Bertram mit ihr. Käthchens Passion
war das Theater, und sie hatte viele
hervorragende Künstler gesehen, die
auch Bertram bewunderte. Trotz die
ser lebhaften Unterhaltung wurde das
Gespräch nie persönlich, und Käthchni
vermied sichtlich, die geringste Aufklä
rung über ihre reizende, kleine Person
zu geben.
Es wurde Mittag und noch immer
goß eS in Strömen. Hin und wieder
erschienen kühne Wanderer, nah wie
die gebadeten Katzen, und wurden
meist mit der begierigen Frage begrüßt:
„Wie steht's mit dem Wetter? Wird
sich'ö bald aufklären?"
„Die Sonne scheint ja schon!" er
klärte ein schnoddriger Berliner. „Ich
habe blos ein Douchebad genommen,
davon bin ich so naß!"
Salchen und Malchen hatten Zei
tung und Fremdenbuch längst wegge
worfen. Sie sangen jetzt zweistim
mig Klagelieder und warfen zornige
Blicke auf ihre Nichte, die gar so ange
legentlich mit dem Unbekannten plau
derte. Aber Käthchen that wie Gold
schmied's Junge, sie ließ sich in ihrem
Vergnügen nicht stören.
„Wenn es bis um drei Uhr nicht
aufhört zu regnen, gehen wir nach
Krummhiibel zurück!" erklärte Mal
chin endlich zornig.
„Aber Tantchen, willst Du Dir
muthwillig einen Rheumatismus ho
len?" fragte Käthchen sanft. „Und
die arme Tante Salchen würde sich
gewiß eine schwere Grippe zuziehen."
Malchen war überwunden.
„Wenn dieser Mensch sich >wenigstens
entfernen wollte!" dachte sie mit heim
lichem Grimm. »Er hängt wie eine
Klette an Käthen. Womöglich ist er
ein Hochstapler, der es auf ihr goldene
Uhr abgesehen hat."
das Wetter nichts ha-
Ton an Bertram.
„Gnädiges Fräulein," war die ru
hige Antwort, „ich bin Philosoph. Ich
die Wand zu dringen. Wenn die
Sonne wieder lacht, setze ich meinen
Weiterstab weiter, so langt amüsire ich
mich in de-c Riesenbaude. Man muß
die Feste feiern, wie sie fallen!"
Er war wirklich nicht abzuschütteln,
und es war auch unmöglich, vor ihm
nete unaufhörlich und die abschüssigen
Wege glichen schon kleinen Wasser
fällen. Die Tanten verwünschten
heimlich ihre unglückselige Partie, wäh
rend Käthchen sich himmlisch amüsirte.
,Jetzt aber ohne Säumen auf die
Koppe!" rief Tante Malchen diktato
risch. „An diese drei Tage werde ich
„Ich auch!" flüsterte Bertram sei
wiedersehen, Fräulein Käthchen?" "
Käthchen erröthete heiß und blickte
verschämt zu Boden, dann begann der
„Freilich!" lachte sie. denke,
sich verfehlen könnte. Auf Wiederse-
Bertram wagte eS nicht, sich den drei
Damen anzuschließen. Die Tanten
hatten ihm zu unverhohlen ihr Miß
fallen gezeigt. Er folgte nach einer
Anslandspause.
„Sie ist ein entzückendes Geschöpf-
Ken!" dachte er, als er den steilen
Hoppenkegel erklomm. „Wenn ich nur
wüßte, wer sie ist! S?e muß einer ge
bildeten Familie angehören, daS be
weist ihr ganzes Wesen. Was würde
Mutter sagen, wenn sie wüßt-, daß ich
mich i» ein Mädchen verliebt hab«, des-
sen Vatersnamen ich nicht einmal ken
ne! Aber das ist der „coup de foudre",
an den ich niemals glauben wollte.
Wenn ich nur Näheres über KäthchenS
Eltern wüßte! Vielleicht steht sie so
hoch über mir, daß ich sie nicht begeh
ren darf; vielleicht auch klebt an der
Familie irgend «in Makel. Ah, ich
wollte, ich hätte Gewißheit!"
Als er das Koppenhaus erreichte,
warm die Tanten allein im ' großen
Saal. Er nahm an ihrem Tisch
Platz, obwohl die ältlichen Damen ihn
mit wenig Freundlichkeit empfingen.
Tante Malchen schrieb in schnörklicher,
altmodischer Handschrift eine Karte.
Jetzt füllte sie in sorgfältigen Zügen die
Adresse aus. Bertram konnte nicht
umhin, verstohlen auf den Namen
zu schielen. Er wollte seinen Augen
nicht trauen. War es möglich? Wahr
haftig, er hatte recht gesehen. Tante
Malchen adressirte in deutlichen Zü-
Mar Bertram ging plötzlich ein Licht
auf über seine reizende Reisebekannt
schaft. In der Freunde seines Herzens
ihren Muthwillen vin klein wenig zu
strafen.
Er trat auf die Platform.
Dort stand Käthchen vor dem Riesen
teleskop und schaute aufmerksam hin-
Jetzt habe ich es. O, wie die Fenster
„Ich denke, Sie wollten noch Freun
de in Breslau besuchen?" stammelte
All d' .s!" .t t Bt
benswiirdig geschildert, daß ich begreif
licher Weise nicht darauf brenne, diese
Bekanntschaft zu machen."
Käthchens Augen füllten sich mit
Thränen.
legenheit,
„Ich schließe von der Tochter auf die
Eltern!" entgegnet« Bertram ernst.
„Aber die Eltern sind Ivahre Pracht-
M-x, fluchtig, forschte
Käthchen blickte zu Boden. Auf
sie jetzt Farbe bekennen und sich aus
lachen lassen? Was war das? Da
lachte ja schon Bertram laut und lu
.. . y-jhche R ' " ' 112
Bertram stellte sich jetzt in aller
Breslau, und acht Tage später war er
Käthchens glücklicher Bräutigam. Beim
Verlobungsfest brachte er einen Toast
„Warte'nur ab," rief Käthchen über
müthig. „Dir werden noch die Augen
aufgehen! Wenn wir zehn Jahre ver
heirathet sind, wirst Du die Riesen
baude verwünschen und klagen: „Dort
gekommen!"
Bertram antwortete nicht. Er zog
es vor, dem holden Schall mit Küssen
Liebe Eltern!
Ich hab' immer kein' Zeit zum
schreiben und het' auch jetzt kein' Zeit
zum schreiben, wann ich nicht Geld
brauchet schikd mir gleich zehn Mark
es gillst «ier Sohn Franz.
den Gläubiger bei mir!"
Heimgeleuchtet. Tourist
(Geck, an dem Wirthstische sich über
einige kleinstädtische Einrichtungen
lustig machend): „Hören Sie, mein
Lieber, bei Ihnen hier stirbt wohl die
Dummheit nie aus?" Einheimischer
(kurz): „Nein, denn immerwährend
haben wir hier ja Fremden-Zufluß."
vi >t » q
Der öltest« Tiessee-Tauch-r des Lan-
Zeit mit einer Erfindung zum Heben
gesunkener Schiff« beschäftigt ist. Ge
gen 37 Jahre wohnte der Mann nah«
Fort Tomplins, Stajen Island, von
ohn« Gefahr ist. Mit Muth und Nor-
Die kleinen Fische umschwimmen den
Taucher in großer Anzahl und belästi
gen manchmal seine Hände oder glotzen
mit ihren groben runden Augen durch
die Scheiben des Helms. Die großen
Seekrebse hängen sich an seine Gum
z. B. im Golf von Mexiko ist es noch
in einer Ties« von 60—10(1 Fuß hell.
den ganze Felder von Wasserpflanzen
in denen sich unzählige Arten von
Seethieren aufhalten. Einige dersel
ben sind von merkwürdigem Aussehen.
Unter ihnen befinden sich aber auch die
gefürchteten Tintenfische. Einer der
Letzter«», ein Bursche, dessen achtFang
arme eine Länge von 9 Fuß hatten,
überfiel einen meiner Leute an der
sich aus d«n Fangarmen des Unge
thüms zu befreien. Er verhielt sich da
tier einige Zeit ganz ruhig, bis der
Fisch seine Umarmung etwas lockerte.
ziehen geben. Als er aus der Ober
fläche des Wassers erschien, Hinz der
Fisch aus seinem Ueß aber
Ocean der Dampfer „Eitq of Ehester"
gen einen Tagelohn von ZIM ange
stellt, eine Untersuchung des Schiff«?
vorzunehmen. Als er den Schiffsraum
aufrecht dastand und in Stricke verwi
ckelt war. Die Zunge hing der Leiche
aus dem Munde, während der Körper
Zu seiner doppelten Größe angeschwol
len war. In kurzer Entfernung von
dieser Leiche, erblickte der Taucher ein
einen dritten Mann um die Lenden
gefaßt hatte. Der Taucher hatte ge
nug gesehen, er ließ sich an die Ober
fläche ziehen und kehrte nur noch in
Begleitung eines zweiten Tauchers
nach dem Schiffe zurück.
pser „Albatroß" habe ich neun Leichen
nach der Oberfläche gefördert. Die
Letzte war die Leiche eines jungen
Augen aus dem Bette lag. Als ich
ihre Hände losmachte, drehte sie sich
vm, erhob sich und beugte sich über
mich. Ich fiel nahezu in eine Ohn
macht. Ein andermal schwamm mir
in der Dunkelheit der Tiefe eine Leiche
in die Arme. Als ich sie nach oben
brachte, stellte es sich heraus, daß die
Leiche ein Kind in den Armen hatte.
Mutter und Kind müssen im Schlafe
was ihre Arbeiten natürlich bedeutend
erleichtert. Auch den Fischen scheint
die Neuerung zu gefallen, denn sich
l e a t e.
Der muntern Räder
Kam Annelies aus der Mühle
Und theilte meine Ruh.
Brod, Butter, käse an,
Just wie man's wünschen kam.
Und wollt' ich dann sie küssen,
Natürlich nur zum Lohü
FLr ihre leck'ren Bissen,
Dann lief sie flink davon.
Und ich? ich ließ sie lausen.
Lag mir ja nichts-daran!
Was man so haben kann?
Nun ist manch Jahr entschwunden,
Das Bächlein rauscht noch fort,
Gott Dank, daß sie so dämlich
Und sich nicht küssen ließ.
Militärische Blumen
sprache. Sergeant (zu einem Re
kruten, der sich etwas ungeschickt an
stellt): „Kerl, wo habe ick Dir doch
'sehen?!"
Vergriffen. Rentier (ei
nem Freier feine häßliche, mit auffal
lend großer Nase gesegnete Tochter
vorstellend): „Nun, Herr Mayer, wie
gefällt Ihnen meine Tochter?"
Freier: „Sehr gut wenn Sie ihr
mit 30, MV Mark die Nase grei
fen wollen!"