Mia. Roman aus dem Italienischen des ZZeminl. « (5. Fortsetzung.) Endlich nahm die grausame Qual «in Ende. Die' Baronin und ihr Ge folge sckifsten sich nach Livorno ein. Aber nicht, ohne mit der Badegesell fchäft von Viareggio einen neuen' Au sslug verabredet zu haben. In Genua sollten Regatten stattfinden, di: man gemeinschaftlich besahen wollte. Es war Milla zu Muthe, als sitze ihr der Tod im Herzen. Und wägend der illuininirte kleine Dampfer im hel len Mondlicht rasch über das Meer hin sich entfernte, sagte sie zu sich selbst: „Diese Nacht will ich ihn fragen...." Giuliano kam übelgelaunt nach Hause zurück. „Der Champagner war nichts werth." sagte er zu seiner Gat tin. Er hatte auch keinen Schlaf. Er w«r wie in Gedanken vertieft. Nicht traurig, ein wenig aufgeregt. Und doch schien er Milla bezaubernder als je. Und ebenfalls üiifgerezt, platzte sie unvorsichtig und ungestüm mit der 'Frage heraus: „Warum haben jene Zwei das gesagt?" Giuliano blickte rasch aus, er las <-uf dem verstörten Gesichte seiner Frau das Herannehen einer Scene. Er erhob sich, machte ihr eine leichte Verbeugung und trat in das nächste Zimmer. Und Milla blieb allein mit der Qual der Eifersucht, mit der Vermuthung, daß sie eine groß« Thörin gewesen, mit dem Schrecken, Giuliano beleidigt zu haben. Es war das erste Mal, daß ihr solches geschah. Am folgenden Tage erschien die Her zogin Allen sehr blaß. Giuliano hinge aen war liebenswürdiger als je. Aber die arme Frau litt so sichtlich, daß sie am Abend nicht ipehr ausgehen konnte .... Und zwei Tage nachher nahm «ine müde, erschreckte ll:ine Seele Ab schied von der Welt, ohne der Ewig keit den Tribut einer menschlichen Exi stenz bezahlt zu haben. Im Augenblick der Gefahr, als Milla fühlte, wie sie zwischen Leben und Tod schwebte, kam ein seltsames Wort über ihre Lippen. „Verzeih mir," sagte sie zu Giuliano. Der Herzog war sogar in der Angst, die ihn gefangen hielt, einen Augen blick verwundert. Dann begriff er. Später, als die Herzogin, noch todten blaß. in ihrem weißen Hauskleide ihm zulächelte, glücklich im Gefühle des wiedergewonnenen Lebens und des Iviederqeschenkien Gatten, sagte er sanft zu ihr: „Du Böse!" O ja! Sie war so böse gewesen.... Sie hatte schlimme Gedanken gehabt.... Aber sie hatte gelitten. Und sie erzählte ihm, was sie gelitten hatte. Er nahm eine ernste, beinahe väter liche Miene an. Ach, wenn seine Milla nur nicht so lindisch gewesen wäre und Albernheiten Gehör geschenkt hätte. sen. Aber.... „Ah, es war etwas gewesen?" be merkte Milla, und eine dunkle Gluih ergoß sich über ihre blassen Wangen. Der Herzog zuckte die Achseln und fing an zu lachen. „Gewiß," meinte er ruhig, „ich war seinerzeit etwas leichtsinnig. Um ver nünftig zu werden, bedurfte ich eben Deiner...." Sie erröthete wieder, aber diesmal aus Stolz, aus dem wonnigen Stolz dcs geliebten Weibes! Und mit freudi gem und reuevollem Herzen reichte sie ihrem Gatten die Hand. Er faßte sie, und Milla begriff, wie so gar thöricht und kindisch sie gewe sen. O ja, er liebte sie, wie sie ihn liebte, ausschließlich und auf immer... Die Vergangenheit existirte nicht mehr .... sie war ein entschwundener Traum. Sie kehrten vor der festgesetzten Zeit nach Astianello zurück. Nein, Giuliano gähnte nicht.... we nigstens nicht in Millas Gegenwart. Aber es kam vor, daß er ein wenig ver drießlich aussah und. wenn er langsam in der Allee hin und her schlenderte, mit der Spitze seiner glänzenden Stie doch wirklich an nichts schuld weren. Eines Tages, als Milla zum Frü hstück herunterkam, brachte sie einen sehr eleganten kleinen Bleistift aus einem Notizbüchlein mit. Si- hielt ihn fest zwischen den kleinen Fingern und fing „Was machst Du da?" fragte Giu sagtn. > Aber er sagte nicht nein. Er sagte nur: „Meine liebe Milla, Du bist ein Engel!" Und später, als sie vom Tische Gottlob! Sie hatte das Mittel gesun zustellen. Ja, jetzt wußte sie es! Milla war glückselig. Ihr Giuliano ihn ein unbeschreibliches Vergnügen, in der Villa alles auf den Kopf zu stellen, die Ausstattung der Säle, das Mobiliar der Zimmer zu erneuern, die Gemacher von Grund aus zu inoder nisiren. Er hatte gewisse, ganz ihm ei genthümliche künstlerische Einfälle, « wußte auf wunderbare Weife zusam menzustellen, was in einem Zimmer außer dem Reichthum die Vornehm heit des Charakters und der Phantasie desjenigen kundgibt, der «S bewohnt. Eine wahre Legion von Handwerkern hatte sich in der Villa niedergelassen, und mit fast zauberhafter Geschwin digkeit bekam das Innere des Hauses ein neues, glänzenderes Aussehen. Der Creole wußte die nöthigen Befehle zu geben und Milla, die er nie zu Rathe zog. war in einem Zustande beständiger Bewunderung. Und doch wurde ihr manchmal mitten in ihrem Enthusias lanasamen Schrittes schüchtern! durch all das Neue voll Reichthum und Eleganz, das für sie leine Erinnerung barg, keine Anziehungskraft hatte. Astianello wurde anders; das war ohn« Zweifel schön, und es war auch recht, daß, da sie nun einmal eingewilligt hatte. Besuch zu empfangen, ihr« Gäste in ihrem Hause alles finden konnten, was sie wahrscheinlich im eizenenHause auch hatten: aber doch.... Und eineSTa ges, als Giuliano sie lachend fragte, wo sie wohnen wollten während der acht Tage, die zur Erneuerung ihres veralteten Schlafzimmers unerläßlich warm, gab es ihr cinen gewaltigen Sie senkte das Haupt, sie fühlte, wie die Thrä.ien ihr in die Augen tra ten. Giuliano zuckte die Achseln. Aber er bestand nicht darauf, und Milla war ihm unsäglich dankbar für di«s«s Opfer. Ihre Liebe wurde immer blinder, immer ausschließlicher, sie wurde zum« Götzendienst. Jedes richtiz« Urtheil über ihre gegenseitige Stellung, jede Idee von ihren eigenen Rechten ging darin unter; sie vermochte nicht imEnt serntesten die Verhältnisse in ihrer Wirklichkeit und Gesammtheit zu er fassen. Sie vergötterte ihren Mann; sie überschüttete ihn in unsinniger Ver schwendung mit allenZärtlichteiten, de ren ihr Herz fähig war; sie liebte ihn so sehr und so, wie sie ihren Vater, ihre Mutter und Geschwister geliebt haben würde, mit allen den Gefühlen, welche die Vergangenheit nie von ih rem Herzen verlangt hatte, und welche immer unthätig darin verborgen ge blieben waren. Als einWeib in der ge sunden, üppigen Vollkraft der Jugend konnte sie dem Zauber des schönen Mannes nicht widerstehen, welcher der heiligen, unerfahrenen Unschuld ihrer tiefsittlichen Jungfräulichkeit den un bekannten Gott enthüllt hatte, jenen Gott, der den wahrhaft reinen Seelen auch mit einem sonderbaren mystischen Geleite von unsagbarer Reinheit und höchster Poesie sich offenbart. Milla ging in diesem neuen Leben vollstän dig auf. Sie liebte auf ihre Weise, nicht wie Klugheit und Vorsicht es erheischt hätten; sie liebte mit der unbe wußten Kraft eines entwaffneten Wil lens, mit der Blindheit des Herzens und der Blindheit des Instinktes. Sie war keine Heilige; vor allem aber war sie nicht vorsichtig. Sie fragte sich nie mals: „Thue ich wohl oder übel, daß ich so liebe?" Sie flehte zu Gott, daß ter Liebe, die sehr oft einen wunder lichen Charakter hat. Es ist nicht recht, daß man sie nicht studirt; sie ist eine merkwürdig« psychologische Spielart und nimmt die unergründlichsten, son derbarsten Gestalten an. Man hat schon gesagt, die Ehe sei das Grab der Liebe; aber wenn sie nun zufällig die Wiege derselben ist? Und ist es nicht noch senzweig im vollen Triebe seiner ersten Knospen gepfropft wird? Der Herzog ließ sich, besonders im vor, daß er «ine merkwürdige Regung von Ungeduld verspürte. Gott! Welch' ein Kind war doch diese lieb« Milla! big im Stich gegenüber dem phanta stisch-zärtlichen Charakter Millas, ge genüber diesem vollständigen Vergessen Es war sein Grundsatz, mit Frauen ntz etwas ernstlich zu besprechen. Und des halb besprach er auch nie etwas mit Milla. Er sagte oft zu ihr, sie sei hübsch, und manchmal, er habe sie sehr lieb. Und für ein solches Wort, für die «r zuweilen fallen ließ, wäre Milla durch'» Feuer gegangen! mühung. Sie hatte ihn zum unum schränkten Herrn über ihr Hab und Gut, zum Herrn des Hauses in der vollsten Bedeutung desWortes gemacht; sie empfand ein lebhaftes G«fühl der Freude, wenn sie für ihn irgend ein Opfer bringen konnt«. Und als der Herzog mit einer Großmuth ohneglei friedenheit darüber an, zu kühlen. Wie ungefällig und egoi itisch war sie gewesen. prachtvollen Schlafzimmer zu erfreuen. Gott! Wie schön war Giuliano! Hun dertmal schöner als sie.... natürlich! Und wie gut er war! Welch edles Ver trauen hatte er in sie; er blickte nie in ihren Schreibtisch, wie die Nonnen im Kloster gethan; er las nie die Br!efe ihre: Freundinnen.... Während sie da gegen, egoistisch wie sie war, ihn gern hier auf dem Lande hätte absondern mögen.... und damals.... in Viareggio! Die Erinnerung an die Scene in Viareggio war für Milla «in wahrer Schmerz. O! Wie dumm, wie unklug, wie b öse war sie gewesen! Wegen eines Wortes, eines Nichts hatte sie Giuliano jen« unglückselige man einem Kinde erweist, hatte er si« leicht überzeugt, daß dem so sei. Und die glühende, leidenschaftlich« Seele der sich sehnlich die Gesetztheit, di: Verstän- Sache sichern Frau.... Wie Giuliano zu werden, zum Beispiel.... er wurde nie heftig.... Ach, wie weit war sie mit ihrer Unwissenheit, mit ihrer thörich ten Schüchternheit, mit ihrer beständi gen qualvollen Unentschlossenheit von diesem Ideale entfernt! Eines Tages kam ihr zufällig ein englischer Roman in die Hände. In demselben sahen zwei Gatten, die wie für einander geschaffen, wie zu bestän diger Glückseligkeit und Tugendhaftig keit bestimmt waren, ihr Glück durch Eine frühere Geliebte des Gatten begünstigten und vorsichtig herbeige führten Zwischenfällen, mit einem ih rem Gatten bewiesenen, unbegrenzten Vertrau«» die Gefahr zu beschwören, - während der Mann, der sofort seinen besiegt und verachtet abziehen, und der Triumph der Gattin und der Moral erschien Alles dies war recht hüblch geschildert in einem saube ren Bans der Tauchnitz-Ausgabe. Für zwanzig Jahre so alt war Milla, die Herzsgin Lantieri ist ein Buch gar oft «ine gewichtige Stimm«, «ine Art geheimer Singeber, mit wel chem die glühende Einbildungskraft sich sogleich in Beziehung setzt. In der auf richtigen Bewunderung für die Heldin des Buches Erwuchs unserer Milla ein Gedanke, de? ihr ein« bewunderungs würdige Vorsichtsmaßregel schien. In der Angst vor einer Gefahr, welche je dock in diesem Augenblicke nicht exi stirte, fand sie den sonderbaren, fast unwahrscheinlichen Muth, dieselbe ab sichtli's aufzusuchen. In unvorsichtiger Kühnheit, in plötzlich erwachender, von hestiqer Furcht veranlaßter Verwegen heit wollte sie alle in Zukunft möglichen Medusenhäupter mit einem Streiche abschlagen, wollte die Zukunft für sich erobern, sich auch groß, klug, edelmü thig, unüberwindlich beweisen. Sie wollte Giuliano zeigen, daß das Kind ein Weib war. Sie schlug ihm vor, die Baronin Olga Dornelli, die Dame vom Nachtessen in nach Astianello einzuladen. „Die Baronin 01ga?.... Du meinst'S im Ernst?.... Die Baronin Olza?" MillaS Stimme bebte nicht, als sie muthig antwortete: „Ja, die Baronin Olga." Giuliano fing an zu lachen. „Du bist also nicht mehr eisersüch tia?" „Ich, eifersüchtig?.... Was fällt Dir ein! Die Dummen, di; Kinder sind eisersüchtig.... ich... weiß wohl, daß Du .... daß Du mich liebst." Er schaute sie an mit verwunder ten Miene eines Menschen, der sich ei nem neuen und unterhaltenden Räthsel gegenüber sieht. „Was kommt Dir in den Sinn?" fragte er sie jetzt. Milla war nicht zufrieden; sie hätte „Ich spreche im Ernst, weißt Du! Sie ist eine liebenswürdige.- gante Dame, unv icy wuro« ihr heute noch schreiben.... das heißt, wenn Du willst.../ Sie hielt wartend inne und schaute ihm in die Augen. „Ich?" antwortete der Herzog, „denk nur, mir ist es durchaus gleichgilitg... aber.... Du kennst sie so wenig " „Nicht weniger alt die anderen Da men, dl» wir eingeladen haben," ant wortete Milla. Aber ihr Herz war voll Webmuth, ach. ei merkte nicht einmal... „HM! lägre »er Herzog, „es ist doch eine merkwürdig« Idee von Dir!" .Willst Du nicht?" fragte Milla un gestüm und setzte mit grenzenloser, lei denschaftlicher Unklugheit hinzu: .Fürchtest Du Dich?" Er fing an, sich ruhig in seinem Sessel zu schaukeln. „Kind!" antwortete er beinahe so fort, „siehst Du nicht, daß mir nichts daran liegt?" Sie stieß «inen Freudenschrei aus. „Giuliano! O Giuliano!" sanfte Geräusch eines Kusses hörbar. Dann eilte sie fort mit den Worten: „Ick gehe und schreibe." „Merkwürdig," fuhr der Herzog in seinem Selbstgespräch« fort. „Wirklich merkwürdig... Was für eine dumme Idee hat Milla gehabt.... Sie wird gut thun.... Und wenn sie nun nicht käme, die Andere?.... Verwünschte Ci garre, die nicht brennen wi11.... Wer mer der Bicomte? Ei, das werden wir vernehmen.... mit der Zeit! Zum Glück bin ich meiner sicher, und...." „Sie wird nicht kommen," sagte er entschieden zum blauen Rauch seiner Cigarre. „Sie wird nicht kommen!" „So," dachte ihrerseits Milla mit einer Art nervöser Heiterkeit, „nun ist die Zukunft gesichert...." Aber in der Freude ihres Triumphes fühlte sie sich müde und aufgeregt. O Milla! Wenn Du Deine Mutter aehabt hättest! 6. Capitel. Wenn etwas Verdrießliches kom men muß, ist alles umsonst, man kann nichts dagegen ausrichten. Das Haus war in Ordnung, die Gemächer voll ständig ausgestattet. Aber der Ober stallmeister, der antipathische Englän der, hatte lakonisch, aber mit der eigen sinnigsten Hartnäckigkeit, seine sreien September fort, und am 2. oder 3. Octoder sollten die Grafen Garbi, die ersten unter den Geladenen, eintreffen. Giuliano war wie auf Dornen. Wie sofort einen Stellvertreter finden? Und es lag ihm unendlich viel daran, ge rade in diesen Tagen' eine elegante, un tadelhaste Bedienung im Stalle zu baden. Er wollte nach Paris, nach London, nach Neapel telegraphiren. Aber Herr Damelli gab ihm einen praktischeren Rath: „Versuchen Sie es mit Drollino!" „Drollino!" sagte der H«rzog er staunt und mißvergnügt. „Drollino!" Aber als er es überdachte, kam er doch zur Einsicht... Es war wirklich nicht zu leugnen, daß er seinen Mann stellte.... der impertinente Kerl! An seiner Tüchtigkeit konnte er nicht mehr zweifeln.... alle bezeichneten ihn als den intelligentesten und schönsten unter den Angestellten des Gutes. Er war frei lich halsstarrig und unverschämt.... aber.... unter den gegenwärtigen Um ständen konnte er doch nützlich werden; und der Herzog dachte gewiß nicht da ran, einem Reitknecht Groll nachzutra gen. der ohne Zweifel aus Unwissen heit ungehorsam und eigensinnig gewe sen war. Er sagte jedoch Herrn Damelli nichts davon, er übertrug die Sache der Her zogin. Die ungemein erfreute Milla dankte Giuliano auf's Ueberschwenglichste für diesen so zarten Gedanlen und ließ Drollino sogleich rufen. Als sie ihn ernst, beinahe finsteren Gesichte? vor sich sah, gerieth sie einen Augenblick in Verlegenheit, und die glückliche Ausführung des Auftrages kam ihr nicht mehr so leicht vor, wie es ihr eine Minute vorher geschienen. Sie gab ihm nicht den Befehl, zu kommen, Milla konnte nicht befehlen; sie erklärte ihm die Sache und wie sie l ihn nöthig hätten auf freundliche, zö- gernde Weife, und bat ihn, einzuwilli- > gen, um dem Herzog, der so viel Gutes von ihm gehört. Freute zu machen. Es ist anzunehmen, daß Drollino? > Gestchtsausdruck wenig ermuthigend »war; dennMilla fühlte sich eingeschitch- ! tert und fuhr mit leiser, freundlicher! Stimme sort, Erklärungen zu geben i und Gründe anzuführen. Alles das i war im Grunde genommen lächerlich; l aber Milla hatte eben die schlimmeGe- I wohnheit, an Jedermann ihre zarten, I ausgesuchten Rücksichten zu verschwen den. Sie fürchtete immer, auf irgend! eine Empfindlichkeit zu treffen, iraend einen verborgenen reizbaren Nerv" zu j berühren.... Drollino halt« Anfangs die ke stimmte Absicht, abzulehnen. Er,., im Dienste de» HnzoaS.... ha!.... Ziiui- Aber er konnte sich selbst nicht er klären, was in seiner innersten Seele vorging; es kam ihm immer schwerer vor, MillaS Wunsch zu widerstehen. Er blieb eine Minute in qualvoller Unschlüssigkeit; als «r MillaS Stimm«, ihre sreundliebe Rede hörte: „Und auch mich, weißt Du, würde es so sehr fremn," kam das Gefühl e!n«r g«h«im nikdollen Macht über ihn, die ihn un wiberst«Hlich anzog. >sr wurde trau rig und blickte lange mit einem fast ir ren Ausdruck auf die bunten Blumen de» Teppich». Dann schaute er auf und sah sie verstohlen an. „Ich werde kommen..." sagte er langsam und mit Mühe, als ob eine dunkle Macht, der er wider Willen nachgab, ihm diese zustimmende Ant wort erpreßte. „O, bravo! Bravo!" sagte Milla und klatschte in die Händchen. „Bravo, Drollino, so ist'S recht. Du kommst so gleich. Nun haben wir Leute," fuhr sie immer lebhafter fort, .und der Herzog wird zufrieden sein." Drollino verneigte sich kalt und ging hinaus. Kaum war er in der Säulenhalle, so blieb er stehen, plötzlich bereuend. Was hatte er geth«m? Er hatte eine Art Sklaverei auf sich genommen; nun konnte er nicht mehr frei in den Ebenen herumschweifen, auch er wurde ein Diener wie die andern, «in Diener des Herrn Herzogs. .Er fühlte, wie ihm da» Herz schwoll in Wuth, und er wandt« sich, um zurück zu der Herzo gin zu gehen und ihr zu sagen, daß es ihm durchaus unmöglich wäre. Aber d«n Weg wieder zurückzulegen, schien ihm schwer, zu schwer. Er machte eine Geberde der Wuth gegen sich selbst. Zu Hause angekommen, sattelte er Mia, und während mancher Stunde des sten Weiden der Ebene ein rastloses, heftiges Galoppiren hören. Der Octobrr kam und mit ihm er schienen die erwarteten Gäste. In Astia n«llo entfaltet« sich ein Landltben nach der Mode; jed«r Tag brachte irgend einen Ausflug, irgend eine Unterhal tun. Die Dienerschaft war natürlich in beständiger Geschäftigkeit. „Sieh," sagte Battista, der Kam merdiener des Herzog», indem er Drol lino vom Fenster der G«sind«stubc aus «in« Dame zeigte, „die dort ist es!" „Ah!" sagte Drollino einsach. „Ein schönes Weib, bei Gott!" fuhr Battista fort. „Sieben Jahre, ver stehst Du? Jetzt natürlich ist's aus; aber es ist doch merkwürdig, daß sie auch gekommen ist, nicht wahr?" „Merkwürdig," wiederho-lte Drol lino. „Ein schönes Weib, in der That." Sie war wirklich ein schönes Weib, gesund/ üppig, verführerisch. Statt Würde besaß ihre Physiognomie einen gewissen unwiderstehlichen, an unend lich mannigfaltigem Ausdruck reichen Zauber. In ihr kam vor allem und auf die verhängnißvollste Art das Weib zur Geltung, sie wußte aber auch die Dame herauszukehren, ohne daß da durch irgend eine andere ihrer Eigen schaften beeinträchtigt worden wäre. Neben Millas zarter Einfachheit schien sie noch prunkvoller und merk würdig elegant. Wenn sie in ihrer kühnen Morgenfrisur erschien, ließ ihre reise Frische sich mit der Entfaltung einer üppigen exotischen Blume von ausregendem Dufte vergleichen. Sie hatte prachtvolle, fahlröthliche Haare, einen großen Mund, ein klingendes La chen, welches unregelmäßige Zähne von glänzend weißem Schmelz sehen ließ. Olga Dornelli Zorodoff war über Millas Einladung etwas verwundert gewesen und hatte sie nur angenom men, weil sie darin «in« Herausforde rung GiulianoS vermuthete. Sie hatte ihren Satten bestimmt, si« zu begleiten, und so waren sie gekommen. UebrigenS waren sie Verwandte deS Hauses Lan tieri. und der Besuch konnte also schein bar plausibel gemacht werden. Und nun freute es sie, daß sie gekommen war. Sie fand Milla gar nicht übel. Sie hatte sogleich gemerkt, daß ihre Ein ladung eine der erhabenen Thorheiten gewesen war, deren nur die unwis sendste Unersahrenheit fähig ist. und die Idee, e» nicht an herzlichen Beleh rungen fehlen zu lassen, hatte sich im Kopfe der gut aufgelegten Exrivalin festgesetzt. Ihr Programm lautete wohlwollend: die Seele dieses Kindes gewinnen, ,s zu völliger Offenheit ver leiten, ein wenig mit ihm lachen und sagen: „Paß auf, Kind, da» geht nicht so; Du mußt eine andere Taktik bes»l gen." Gewöhnlich wird unter Frauen eine solche Erziehung sehr rasch Olga wußte in Astianello alle Sym pathien zu gewinnen. Vom ersten Tage an hatte sie die Männer auf ihrer Seite, und die Frauen folgten selbst verständlich. Aber die Herzogin nicht. Milla hatte gegen die Baronin sogleich «in« Art instinktiver Abneigung em pfunden. Sie fand sie furchtbarer, al» der Enthusiasmu» ihre» Entschlusses vorgestellt hatte. Ihr An- Lehre gewesen. Sie fürchtete sich nicht geradezi'; sie war Giuliano» sicher, o, ganz sicher; aber in ihrer innersten Seele hätte sie zehn, zwanzig Jahre ih res Leben» gegeben, um aus ihrer Ve rgangenheit jenen Moment wahnsinni ger Vermessenheit auszulöschen, den sie, sowie er vorbei war, sich nicht mehr hatte erklären können. Nicht daß sie gegen die Baronin un höflich gewesen wäre oder es irgend, wie an ihren Pflichten als Herrin des HauseS hätte fehlen lassen. O nein, sie war untadelhaft in ihrem Benehmen, in ihrer Höflichkeit. Aber sie mußte sich mal war bei dieser so strengenSenauig keit der Zwang sichtbar. Olga suchte vergebens dieses kleine, kaum derPen- vir- ilchket hatte. AVer ihr Zauver leistete ihr bei dieser Gelegenheit kein« guten Dienste. Milla stand ihr nicht feind lich, ab«r fremd gegenüber. Sie hatt« auch versucht, sie anders zu behandle», wie eine Freundin; es gelana ihr nicht. Während die Russin M«a mit ftintm Takt in «ine anscheinend herz liche und liebevolle Vertrautheit ,oa. floh diese wie instinktmäßig vor jeder Aeußerung eines vertrauten Verkehrs zurück. Sie konnte in der unwissenden Geradheit ihrer Seele sich zu keiner Komödie hergeben, von der ihr Herz nichts wußte. So kam es, daß Milla mit diesem ihrem räthselhaften, zurück haltenden Wesen den Gästen weniger sympathisch war als die lustige, immer und offenkundig herzlich« Baronin. Und Olga fing an, die Beziehungen zu dem Herzog leichter und bequemer zu finden. Ihre Vergangenheit machte die Bei de» nicht verlegen. Olga Mit ihrer wei sen Unbefangenheit, mit ihrem unver änderlich gleichmäßigen Humor hatte sie abgeschafft. Mit einem Manöver von unvergleichlicher Kühnheit hatte sie aufgehört und vorn angefangen zu gleich. Es war ausgemacht, daß zwi schen Giuliano und ihr nur noch Freundschaft herrschte. Nachdem der Baron seine Gemahlin nach Astianello begleitet hatte, war er auf die Jagd in die Maremmen ver reist und hatte versprochen, sie wieder abzuholen und nach dem Süden mit zunehmen. Auch in dieser Ehe ging al les vortrefflich.^ Man erwartete das Frühstück im Garten. Olga schaukelte sich in einem amerikanischen Stuhle mit lässiger Be wegung, was ihr sehr gut stand. Milla pflückte, aus das Treppengeländer der T«rrass« gestützt, Jasminblüthen: ne ben ihr versuchte die Gräfin Garbi mit vielem, aber vergeblichem guten Wil len ein unglückseliges Aquarell. Etwas weiter weg waren zwei oder drei Da men und ringe Herren der Gesellschaft mit eifrigem Croquetfpiel beschäftigt. Giuliano stand allein hinter der Grä fin Garbi, sah zu, wie das Aquarell vorrückte, und schien warmes Interesse an der Ausführung zu nehmen; aber blaues Auge zerstreut davon ab. „Meine liebe Milla, Du zeichnest, nicht wahr?" fragt die Baronin sanft. die Russin lebhast bei. „Leugne nur, wie Du willst, lieber Schatz, Du hast wirklich Talent, und für a11e5...." „Findest Du?" fragte Milla rasch i,Und Du findest e! nicht?" fragt« sie leise. Beziehung auf das Bildchen. Aber sein unruhiger Blick irrte von Milla aus die Baronin. „Ich weiß nicht," antwortete Milla fast zerstreut. Sie sah auf Giulianos gen und auf dem Gesicht der Baronin ein sanftes Lächeln voller Wohlwollen, das sie ganz außer Fassung brachte. Ach... warum hatte sie dieses Weib hierher kommen lassen mit seiner un verwüstlichen Ruhe, mit den Toiletten, die Giuliano so sehr bewunderte! Olga hatte Milla eine Mittheilung Eme ganz bescheidene Schneiderin, eiii wahres, obwohl noch unbekannte» Ge nie in ihrer Kunst, lieferte ihr dieselben. Sie allein hatte diese Künstlerin her ausgefunden und würde sich wohl hü ten, die Adresse ihrer Entdeckung einer andern Dame mitzutheilen. Für sie aber, für Milla, wollte sie «ine Aus nahme machen. Aber Milla hatte al» Entschuldigung die Anhänglichkeit an ihre alte Schneiderin angeführt und abgelehnt: „Nein, dank." „Ah so!" dachte Olga. Und als sie dieses: Findest Du? hörte, stellte sie es zusammen mit dem: Nein, danke. Die Gräfin Garbi hatte sich erhoben, um etwas weiter entfernt «in« nicht so schwierig zu zeichnende Baumgrupp« aufzusuchen. Milla sah sich allein bei ihrem Mann und der Baronin. Sie schwiegen. Die Herzogin empfand die sonderbar« Furcht, sie möchten ihretwegen schwei gen. Im innersten Herzen gekränkt und dem ersten Impuls nachgebend, den si« noch nicht z» ergründen and auch nicht zu beherrschen wußte, entfernte sie sich. Die Beiden aber vezharrten iii ih rem Schweigen. „Mein Lieber," sagLe Olga endliche „Ihr seid der glücklichste Mann auf der Welt. Eure Frau ist„" „Ein Engel," unterbrich sie Giu liani? ruhig. „Ah!" fuhr Olga nicht weniger ru hig fort. „Ihr wißt es?" ,Ich denke, Ihr habt es mir schon oft- gesagt." „Aber nie gen»», mein Lieber. Wenn saa ein so colossales Glück hat, auch Aar» sich davon überzeugen lasse»." lF«rtsevtins folgt.» Gast: »Kellner, ich habe Eilt, was ist denn schnell fertig?" —Kellner: „Schnell fertig ist die Jugend mit dem Mni-t!" Chef: „Sie haben sich bei dieser S ache wie ein Affe benommen." Kom» mis: „Bitte, vergessen Sie nicht, Heer Prinzipal, daß ich Sie nur vertre.ten habe." Diener (der in dir West'.ntafche seines Herrn ein 10-Markstüc! findet): „Hm. schad' um die schöne >ieue Weste jetzt muß ich gleich ein. Loch in die Tasche kinejnMtid«!»!" T«r gute Rath. Lord Egerton, dem das PalaiS No» ailles in Paris gehörte, verband mit dem Wesen eines englischen Sonder lings ein ungeheures Vermögen, das ihm erlaubte, seine originellen Einfälle um jeden Preis auszuführen. Nur ein Beispiel davon: Das Palais No ailles, das er bewohnte, sollte nieder gerissen werden, um einer neuen Straße die erforderliche Breite zu ge ben. Als diese festgesetzte Zeit gekom men war, schickte der Stadtrath, der auf seine Rechte hielt, Abgeordnete an LordS von Großbritannien und, die Hauptsache, sehr reich sei. Lord Egerton empfing die Deputation sehr ! Lord ließ hierauf seinen Arzt rufen und fragte ihn ernstlich, wie lange ihn die Kunst und seine Natur wohl noch auf der Erde erhalten könne. „Mindestens noch süns Jahre," ent gegnete der Arzt. Hoffnung?" fragte der Lord nochmals. Der Arzt versicherte es von Neuem. „Es ist gut, Sie können wieder ge hen, Doktor." Lord Egerton ließ hierauf seinen Advokaten rufen, zeigte ihm die Auf forderung der Stadt und fragte ihn: „Wie lange können Sie mir verspre chen, den Prozeß hinzuziehen? Sa gen Sie die Wahrheit, bedenken Sie Alles." „Ich verspreche Ihnen," entgegnete der Rechtsfreund, „ihn wenigstens sechs Jahre und länger dauern zu lassen." hen." Und sodann schickte Lord Egerton das Resultat dieser beiden' Konsulta tionen auf das Stadthaus, indem er dem Rathe die Wahl ließ, zu warten oder den Prozeß zu beginnen. Man hielt es für besser, zu warten. Lord Egerton starb im Jahre 182 9 und dann erst wurde das Palais NoailleS eingerissen. In Neundorf (Schlesien) ist ein aus den zartesten Brüsseler Spitzen gefer tigter Shawl der unglücklichen Köni ausbewahrt, den sie bei ihrer Hinrich» richtung durch die Revolutionsmänner zu Paris am 16. October 1793 getra seld (Grafschaft Glatz) in seinen Hin- Beichtvater Abbe de l'Orme, Chor- Breslau. Prälat Strobach starb am 2. Januar 1310; und infolge der noch in demselben Jahre über das Kloster verhängten Sacularisation kam u. a. Steigerung und wurde vom Stislspro» cnrator Seydel für 37 Thaler erstan den. Dieser bst den kostbaren Shawl doch unter der Bedingung einer Für sprache bei der preußischen Regierun? zum Zwecke einrr Wiederherstellung d»S Stifts. Dieft Fürsprache wurde ab gelehnt, als Seydel starb, erhielt sein Nachfolger Kahlert auf der Stifis pfarrei Klei-Krcidel bei Leubus (Schle sien) das Erinnerungsstück. Nach? Kahlerts T»de 182 S wurde es öffent lich versteigert und ging in den Besitz des Pfarrers Jasckste in Klein-Kreidel über. Dieser besuchte alljährlich sein» in Neundorf wohnende Schwester- Ma riarme laschke und den ihm befreunde ten Pfarrer Heinfch zu Schönfald, dein er schließlich ihm den Shawt Marie Antoinettes z» vermachen. Ev vergaß es aber, unv> als er starb, ent stand sein Verwandter, ein gewisser Wenzel-Hötzel bei Womelsdorf, denGt genstand für 4 1-S Thales Inzwi schen aber inachtc>Psarrer Heinfch bei der Schwester deS Erblassers das ihm von diesem gegebene Versprechen zel tend und dirse wvßte auch«den Wenzel» Hützel zur Herausgabe des ShawlS zu veranlassen. Pfarrer Hnnsch überwies ihn alsdann oer Kirche- zu Nendorf, v» er sich hei>tt noch befindet. Frcsnenkenner. Na, bin neugierig, wie mich meine alte Freun din azrfnchmen wird! Bin wahrlich ein Kischcn im Zlveifel! Ach wo! Wenn die Frauen jünger sind, nehmen sie neue, wenn sie älter sind, alte Be kannt um so herzlicher aus! Sonderbare Werbung. Herr (recht verlegen): Fräulein, ich hab' h«ut' so einen närrischen Einfall! Darf ich ihn sagen? Dame: Nur heraus damit! Herr: Also! Fräu lein. wollen Sie die Meine werden? —Er hat recht. Lehrer: .Was geschieht, wenn ein Licht unter einem Winkel von 43 Grad in's Was ser fällt?" Schüler (schnell): .Es zischt und geht aus!" Behling. Spitzbubengat tin: Wenn Du nicht mehr mitbringst, laß ich Dich gar nicht mehr aus zum Stehlen. Du versäumst ja mehr, als ' das ganze Geschäft «inbringt. .. 3
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