Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 23, 1894, Page 6, Image 6

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    6 DK Miliz oder Nationalgarde der
Schweizer Kantone bezog ehedem all
jährlich verschanzte Lager, um wäh
rend einigen Wochen mit den Gewohn
heiten des militärischen Lebens sich zu
befreunden. Im Jahre 1846 befand
sich ein solches Lager auf einer kleinen
Ebene zwischen Genf und St. Julien,
wo die Bürger von Genf ihre Zelte
aufgeschlagen hatten. Das Lager bil
dete ein Viereck von etwa tausend
Schritt Umfang, auf einer sanft ge
neigten Ebene, und war von nicht be
sonders tiefen aber trockenen Gräben
und zehn Fuß hohen Wällen umschlos
sen. Im Innern waren Pallisaden
aufgestellt, mehr um die jungen Bür
ger. welche sich für einige Wochen mit
dem Soldatenrocke bekleidet hatten, an
rumpelung zu sichern! Vor dem
Haupteingang befand sich eine Art
Schanze mit einem Wachtposten.
und Speisewirthschaften, in welchen
die „Ferociers", wie die Genfer Krie
ger sich selbst scherzhaft nannten, von
holen konnten.
Nach einer zweistündigen Waffen-
Übung bei glühender Sonnenhitze
Mann bestehende Armee mit Zurück
lassung der nothwendigen Wachtpo
sten in die genannten Wirthshäuser
selbst die aufgestellten Wachen. Ohne
Nachtmütze über die Ohren Erzogen,
uns sich, in seinen Mantel gehüllt, zu
einem Schläfchen auf dem Boden aus
der eine bei dem schnarchenden Posten
stehen blieb, bemächtigte sich der andere
der Fahne, wonach sie mit ihrer Beute
sich eiligst entfernten.
ße» sie ein fürchterliches Gesckrei aus,
we/ches Verrath und Ueberfall ver
kündete: dann liefen sie der Grenze zu
und erreichten unaufgehalten ihre
Garnison. Ihr Alarmgeschrei hatte
indessen das ganze Lager aufgeschreckt.
Zun Ueberfluß ließ der Oberst noch
Generalmarsch schlagen. Alle liefen
wild und verworren durcheinand.i,
hier und da hörte man sogar einig:
Nothschüsse fallen. Mit Mühe gelang
es den Offizieren, endlich Ordnung zu
erzielen und die Ccntinentscompagnie
zu regelmäßiger Aufstellung zu ver
mögen. Es wurde einstimmig be
schlossen, den Feind zu verfolgen.
Man rückte unter Trommelschlag aus,
manövrirte zuerst gegen die savoyische
Grenze, dann gegen die französische,
was in Zeit von Dreiviertelstunde ge
schehen war' worauf man staubbedeckt
in das verschanzte Lager zurückkehrte.
Am nächsten Morgen zeigten die
beiden sardinischen Sodaten, welche
die Fahne des Kantons Genf nächtli
cherweile gestohlen, oder ihrer Angabe
nach als „Siegeszeichen" mitgenom
men halten, dieselbe ihren Kameraden,
welche bei ihrem Anblick in ein großes
Beifallsschrei ausbrachen. Dieses Ge
schrei wurde jedoch von den Offizieren,
die bald von dem Borfalle Kenntnis;
erhielten, weder gebilligt noch getheilt.
Sie begriffen sofort, daß der so spaß
haft scheinende Streich vielleicht sehr
ernsthafte Folgen nach sich ziehen
könne. Die beiden Fahnendiebe wur
den also hart angelassen und vorläu
fig in Arrest geschickt. Ein Bericht
über den Vorfall ward unmittelbar
nach Turin Übermacht. Die sardini
sche Regierung befahl augenblicklich,
daß der Commandant von St. Julien
nnd der Hauptmann der in diesem
Orte stehenden Compagnie persönlich
sich nach Genf begeben und dem dorti
gen Staatsrath offiziell die geraubte
Fahne zurückerstatten sollten.
Für den Staatsrath von Genf war
die Sache von äußerst bedenklicher Be
schaffenheit. Ohne Zweifel hatte er
darüber schon reifliche Berathungen
gepflogen, und der von ihm gefaßte,
jedenfalls sonderbar scheinende Be
schluß war unter den obwaltenden Um
ständen wohl der zweckmäßigste. Der
Staatsrath erklärte den beiden Offi
zieren, daß er den Schritt der Regie
genommen zu haben, die, wie man in
Genf behauptete, nicht genommen wor
den sei, aus dem Arrest entließen.
verschanzten Lager vor ein Kriegsge
richt, welches ihn lassirte, obgleich es
„offiziell" erwiesen war, daß das La
nicht überrumpelt und die Fahne der
Republik von ihnen nicht entwendet
worden. Der Soldat, welcher vor dem
Es dürfte nicht allgemein bekannt
sein, daß in Deutschland ein recht statt
licher Ccdernwald steht, wie er wohl
sonst nirgends vorkommen dürfte.
Wenn auch das amerikanische Cedern
'holz bier und dort in Deutschland, na--
mentlich am Rhein, als Zierstrauch oder
Herrn v. Fab:r auf Schloß Stein (bei
Nürnberg), welcher über 6 Hektar um
faßt, der erste und einzige seiner Art
in Deutschland, ja, wir können sagen,
auf der ganzen Erde, denn selbst in
Florida und Alabama kommt Cedern
disch, aber niemals in r.:inen Beständen
als Ccdernwald vor. Der um die
Blcisiifiindustri: Deutschlands so ver
diente Faber unterhält bereits seit vie
len Jahren auf seinen Besitzungen in
Bayern Cedernholzfaatfchulen, wozu
er sich Samen aus Florida kommen
läßt, um fortgesetzt Ceivrnholz anzu
pflanzen, das bekanntlich eines der
feinsten Hölzer ist, sehr theuer bezahlt
wird und zur Bleistiftfabrikation Un
ehre Tochter nicht gut aufgezogen,
oaher ist sie denn zu früh abgelaufen."
fürDamen^
Unsinnige Modethorheiten und un
natürliche Lebensgewohnheiten haben
manche Evastochter um die herrlichsten
Gaben der Natur, Gesundheit und
Schönheit, gebracht. Wie kann ein
Körper gedeihen und blühen, dessen
Respiratilmsorganen durch eng ge
schnürte Kleider das freie Funktioniren
unmöglich gemacht ist? Ist ein Kör
per schön zu nennen, an Stelle von def
eigneter Bewegung plumpe Fett- und
Fleischklumpen getreten sind? Lie
Folgen aller Sünden wider die Natur
bleiben nicht aus; die Entwicklung
nen diese Uebel beseitigt werden. Frei
lich kann keine Evastochter, welche von
der Natur stiefmütterlich behandelt
worden ist, auf diefemWeg: eine Venus
Mädchens, einer jeden Frau attractio,
selbst wenn sie bei einer Schönheiis
concurrenz grade nicht auf einen Preis
Anspruch erheben könnten.
Es erscheint unter diesen Umständen
wohl selbstverständlich, daß Fachmän
ner sich eingehend mit der Frage des
Turnunterrichts für Mädchen beschäf
tigt haben und daß auf diesem Gebiete
sehr schöne Resultate erzielt worden
sind; besonders segensreich wirken
die in vielen Großstädten befindlichen
Institute, welche unter der Leitung oon
Turnlehrern und Aerzten stehen.
Ueber seine Beobachtungen und Erfah
rungen auf diesem Gebiete machte Dr.
Watson L. Savage von New Uork,
welcher einem der größten derartigen
Institute vorsteht, die folgenden inter
essanten Mittheilungen.
Die Mehrzahl der Evastöchter leidet
unter der mangelhaften Entwicklung
der Unterleibsmuskeln. Dieselben
verkommen in Folge der ihnen aufge
zwungenen Trägheit, denn das Weib
athmet fast ausschließlich nur mit der
oberen Brustpartie und hängt hinsicht
lich ihrer Körperhaltung von dem
künstlichen Fischbeingestell, Corsstt ge
nannt,' ab. Die Folge davon ist, daß
das Weib bei der geringsten Leibes
übung leicht außer Athem kommt und
daß sich in den inactiven Körpertheilen
träge Fettmassen ansetzen. Nicht ein
Weib aus hundert ist im Stande, die
Kniee bis zur Brusthöhe zu heben,
wenn sie mit den Händen am Reck
hängt. Und doch ist diese Uebung ver
hältnismäßig leicht. Die beste Uebung
zur Kräftigung der Nefpirationsor
gane und zur Beförderung des Blut
umlaufs besteht in langsamem Athmcn
während fünf Minuten, zehn Athem
züge pro Minute. Für den Durch
schnittsmann ist das Kinderspiel, den-,
das Athmen mit dem Unterleib ist bei
ihm natürlich, während, beengt durch
ihre Kleidung, das Weib dies nicht
kann. Gewöhnlich nach dem Merten
oder fünften Athemzuge tritt bei der
Frau ein Gefühl des Schwindels
ein und sie muß aufhören. Es
ist bedeutend leichter, die Körperfülle
eines fetten Mannes als das Gewicht
einer Frau zu reduciren, weil Letztere
bei den nöthigen Uebungen sofort den
Athem verliert. Allerdings Hilst die
Körperkraft dem M«nne bedeutend,
allein er hat auch einen bedeutenden
Halt in den Muskeln der Weichen, des
Unterletbs, der Taille und der Brust,
schlaff gemacht sind. Diese Schlaff
heit ist nicht natürlich. Ein Mädchen
unier dem Corsetalter leistet in den
selten hat ein Weib Muskelkraft ge
nug, um das Knie bis zur Brust oder
den Fuß bis zur ausgestreckten Hand
zuHeben.
Der in dem Alter zwischen 30 und
60 Jahren zu Tage tretenden Tendenz
zur Fettleibigkeit muß durch Entwick
lung der Muskelthätigkeit entgegenge
arbeitet werden. Das erste Mittel ist
Bewegung. Da das Trinken von vie
lem Kaffee, Thee, Wasser, Wein oder
Vier dem Körpcr unnöthige Flüssigkeit
zuführt und dadurch das Ansetzen von
Fleisch befördert wird, erscheint es oor
Allem geboten, dieselbe aus dem Leibe
zu schaffen. Dies geschieht durch
Schwitzen, ohne daß der Körper allzu
anstrengenden Uebungen unterworfen
wird. Diejenigen Körpertheile, I» de
nen sich das Fett abgelagert hat, müs
sen rationeller localer Behand
lung unterworfen werden und der»:-
iige Uebungen sind leicht zu arringl
ren. Ein beklagenswerther Uebelstand
der dem Erzielen guter Resultate ent
gegentritt, liegt in der Trägheit vieler
Frauen; Spaziergänge, Ausfahren
u. f. W.ist eben unterhaltender, als
das vorgeschriebene Ueben. Selbstver
ständlich muß eine rationelle Diät strikt
befolgt werden. Stärke enthaltende
Speisen, Zucker u. f. w. dürfen unter
keinen Umständen genossen und Ge
tränke müssen auf ein Minimum be
schränkt werden. Kuchen und Eis als
Dessert nach einem Diner machen die
guten Resultate mancher Uebungs
stunde nutzlos. Außerordentlich för
dernd zur Entfernung des überflüssi
gen Fleisches von den Schultern und
Armen sind Uebungen mit leichten
Hanteln, Stäben u. s. w. Um die
Verdauungsorgane in einem Zustande
gesunder Thätigkeit zu erhalten und
best« Mittel gegen Fettleibigkeit. Em
pfehlenswerth ist es, diese Uebungen
bis zum Eintreten des Schweißes fort
zusetzen. Zu wenig entwickelte Frauen
sollten dieselben langsam machen-und
aufhören, sobald der Körper zu schwit
zen beginnt. Ein Douche- oder
Schwammbad ijnd fünf Minuten lan
ges, tiefes Athmen sollte die Uebung
abschließen.
Es ist wohl vergebliche»Liebesmllhe,
etwas gegen das Corset zu sagen, wie
wohl dies die Wurzel dermcisten Uebel
ist, denn dasselbe preßt gerade die
Muskeln, welche thätig sein sollen, zu
sammen und macht dieselben träge.
Die magere Frau bedarf der Entwick
lung ihrer Unterleibsmuskeln zur Be
förderung einer guten Blutcirculation,
wie der Brustübungen zur Erlangung
einer tiefen Respiration. Leicht ver
dauliche Nahrungsmittel in flüssiger
Form werden ihr wohl thun, besonders
Milch. Auf frische Lust im Schlaf
zimmer ist großes Gewicht zu legen
und das zu starke Heizen muß vermie
den
Die Tendenz unseres Zeitalters
nähert sich dem naturgemäßen Leben
sund, um im Bett zu sein." Das ein
zige Mittel gegen dieses Uebel besteht
in rationellen Leibesübungen«
MovcrncS Werve».
Eine Heirat HS geschichte in
Briefen.
Santomischel, den 10. Dec. 1893.
eine Verbindung mit Ihnen anzu
knüpfen. doch möchte ich zuvor wissen,
zu welchem Provisionssatz Sie arbei
ten.
Falls Sie coulante Bedingungen
stellen, würde ich Ihnen sofort den
Auftrag ertheilen, meine Tochter zu
verheirathen. Ich bemerke hierbei
gleich, daß ich zwei Töchter besitze und
nach guter Effsctuirung des ersten
Auftrages unmittelbar einen zweiten,
selbstverständlich zu entsprechend nie
drigerem Preise folgen lassen würde.
Ihren Nachrichten gern entgegen
sehend, zeichne ich
Achtungsvoll
Posen 12. 12. 93.
Herrn Simon Simonsohn in Santo-
mischel!
Antwortlich Ihres Allerwertesten
vom 10. d. M. ist die Natur meines
Geschäftes derart, daß ich ungern im
satz normire; ich pflege im Allgemeinen
die Vermittlungsgebühren nach Maß
gabe der Mitgiftssumme zu berechnen
und hat meine Provision bis jetzt im
mer von 3000 Mark abwärts betra
gen.
Die Firma Simon Simonsohn <k
Sohn ist mir seit Langem gut bekannt,
und werden Sie selbst, werther Herr
Simonsohn senior, auf mindestens
230,000 Mark geschätzt, so daß ich an
nehmen darf, Sie geben Ihren beiden
Töchtern je 60,000 Mark und eine
complette Einrichtung mit. Wenn dies
der Fall ist, würde tch die beiden Hei
rathen für je 600 Mark machen und
Ihnen außerdem auf die zweite Partie
einen Cassa-Sconto von 7 1-2 Procent
einräumen.
Ich hoffe, Sie werden meine Bedin
gungen acceptabel finden und bitte
Sie. mir die Photographie derjenigen
Ihrer Töchter, welche Sie zunächst
verheirathet zu sehen wünschen, mit
umqewandter Post zu übersenden. Zu
Charakter Ihre Tochter besitzt, welche
Santomischel, den 13. Dec. 1893.
That meiner Tochter Rebecca 60,000
in Stettin die höhere Töchterschule be
sucht und ist sehr gebildet. Meine
Frau ich habe eine geborene Mor
keit Klavier und hat zwei MusU stucke
selbst cömponirt, die sie an das Wink
ler'sche Musikaliengeschäst in Stettin
hübsch als tüchtig zu fein.
600 Mark Provision ist mir zuviel.
Ich mache das Geschäft mit Ihnen nur
Ich hoffe, von Ihnen bald Vor-
Posen, 16. Deceinber 1893.
Antwortlich Ihres Geschätzten vom
Ich will das Geschäft ausnahmsweise
mit Ihnen sür 400 Mark machen. Ich
das Bild Ihrer zweiten Tochter Sarah
kann ich dem jungen Mann nicht zei
gen, weil mein Geschäft durch und
durch reell gehandhabt wird..
Hochachtungsvoll grüßend
Jacob Poznanzky.
P. S. Sie hatten recht! Ich war
bci Winkler, sie haben in der That zwei
Musikstücke verlegt und könne«» sie nicht
tinden.
Santomischel, 18. Dec. 1393.
Herrn Jacob Poznanzky in Posen.
Im Besitz Ihrer werthen Zeilen vom
16. d. M. habe ich meine Rebecca sofort
Photographiren lassen und überreiche
Ihnen unter besonderem Couvert als
.Muster ohne Werth" ein Bild meiner
Tochter. Sie ist sehr gut getroffen
und keineswegs geschmeichelt worden.
Sehr angenehm wäre es mir, wenn
die Sache bis Weihnachten erledigt
würde; denn zwischen Weihnachten
und Neujahr nehme ich Inventur auf
und habe dann für andere Sachen
Postkarte.
Posen 19. 12. 93.
Herrn Simon Simonsohn in Santo
mischel!
Bevor ich das eingesandte Bild dem
beireffenden jungen Manne vorlege,
bitte ich, mir behufs eigener Informa
tion auf angebogener Karte mittheilen
zu wollen, ob der Fleck auf der Backe
ein Leberfleck ist, oder was sonst?
Hochachtend
Jacob Poznanzky.
Postkarte.
Antwortlich Ihrer werthen Zeilen
von heute ist angefragter Fleck kein Le
berfleck, sondern ein Muttermal; es hat
«der nichts zu sagen, da es kaum eine
Hand groß ist.
Achtungsvoll
Posen, 19. December 1893.
mischel!
Lieber Onkel! Der Heirathsver
mittler Poznanzky war schon einige
Male bei mir, da er, wie er mir sagt,
eine gute Partie sür mich hat; heute er
wartet er die Photographie det jungen
Mädchens. Bevor ich mich nun Poz
nanzky gegenüber binde, frage ich Dich,
lieber Onkel,hiermit, ob Du mir Deine
jüngste Tochter Sarah znr Frau geben
willst und wieviel Du ihr mitzugebe»
gsdenkst?
Ich bitte um umgehende Antwort,
da Poznanzky mich sehr drängt.
Sei Du, die liebe Tante, Rebecca
»nd vor Allem Sarah gegrüßt
von Eurem Neffen und Cousin
Benno Meyer.
Santomischel, 19. Dec. 1893.
Herrn Benno Meyer in Posen.
Lieber Neffe!
Warum läßt Du denn gar nichts
von Dir hören; wir hoffen, daß Du
«esund bist. Mit Heutigem wollte ich
Dich um eine Gefälligkeit bitten, die
mir vielleicht 400 Mark einbringen
kann und wofür ich mich Dir gegenüber
erkenntlich zeigen will, indem ich Dir
bei dem Zustandekommen der Angele
genheit 100 Mark abgebe. Ich beab
sichtige nämlich meine Aelteste zu ver
heirathen und habe ich mich dieserhalb
an Poznanzky, dort, gewendet. Vor
einigen Tagen nun theilt mir dieser
mit, daß er etwas Passendes gefunden
habe; es soll ein dortiger Getreide-
Händler sein. Da Du doch auch inGe
treide machst, wird es Dir leicht fallen,
in Erfahrung zn bringen, wer der Be
treffende ist. Wenn wir seinen Na
men wissen, brauchen wir keinen Poz
nanzky und keine Vermittelung, son
dern können das Geschäft direkt ma
chen und ich spare 300 Mark und Du
verdienst 100 Mark. Also mache Dich,
bitte, gleich hinterher und theile mir
sofort mit, wenn Du etwas in Erfah
rung gebracht hast.
Es grüßt
Santomischel, 20. Dec. 1833.
Mein lieber Neffe!
Ich schrieb gestern an Dich und em
pfing heute Dein Schreiben, das sich
mit den, meinigen gekreuzt haben muß.
Deinem Brief habe ich mit Erstaunen
entnommen, daß Du selbst der Poz
nanzky'sche Heirathskandidat bist. Es
aufklärt, da wir Poznanzky doch nun
gewiß nicht mehr brauchen. Aller
dings mußt Du auf Sarah verzichten;
wir müssen erst Rebecca verheirathen.
Dafür will ich Dir aber mit Rebecca
40,000 Mark wahrhaftig ein schö
nes Stück Geld mitgeben.
Es grüßt Dich Dem Onkel
Posen, 21. 12. 1893.
mischel.
Lieber Onkel! Auch ich war nicht
wenig erstaunt, aus Deinem Briefe zu
ersehen, daß Rebecca die vorgeschlagene
Partie ist. So lieb ich nun auch Re
becca habe, so fühle ich mich doch zu
Sarah hingezogen und bitte Dich, mir
diese zur Frau zu geben. Was die
Mitgift anbelangt, so sprach Poz
nanzky immer von 76,000 Mark
geglaubt habe ich ihm jedoch nur 60,-
000 Mark und nun bietest Du
40,000 Mark, ich bin überzeugt, Du
wirst es bei 60,000 lassen.
Dein Nesse
Benno Meyer.
V. S. Hältst Du's sür erforderlich.
Santomischel, 22. D:c. 1832.
Herrn Benno Meyer in Posen.
Lieber Neffe!
Ich muß darauf bestehen, daß zu
erst meine Rebecca verheirathet wird.
Wenn Du sie nehmen willst, so will ich
Dir 46,000 Mark geben; allerdings
kommt die Einrichtung in Forlstill.
Wenn ich auch Poznanzky gegenüber
von 60,000 (es war leine Rede von
75,0V0) gesprochen habe, so hätte ich
doch nie mehr als 40,000 gegeben.
Entscheide Dich, bitte, sofort, damit ich
nicht unnütz Zeit verliere. Die Sache
muh so oder so bis zum dritten Weih
nachtsfeiertage beendet sein.
Mit Gruß Dein Onkel
Bei 48,000 und Einrichtung sowie
100 Mark versprochene Provision vc
ceptire ich. Drahtantwort bezahlt.
Benno.
» » 5
Telegramm
an Benno Meyer, Posen.
Nur. wenn 43,000 mit Einrichtung;
ohne Provision.
Letztes Wort! 44,000 mit Einrich
bung unserer ältesten Tochter Rebecca
mit unserm Neffen, dem Getreide-
Händler Herrn Benno Meyer aus Po
sen ergebenst anzuzeigen.
Cäcilie, geb. Pototzky.
Rebecca Simonsohn,
Benno Meyer.
Verlobte.
Santomischel. Posen.
Weihnachten 1893.
Ans der Zopszcit.
Wenn heut? die preußischen Solda
ten zu einer Parade oder Vorstellung
besohlen werden, dann nimmt ihre Toi
lette zwar auch mehr Zeit in Anspruch,
als wenn es zum gewöhnlichen Dienst
geht, aber um ihre Nachtruhe werden
die jetzigen Vaterlandsvcrtheidiger des
halb nicht gebracht, wie das vor kaum
hundert Jahren noch der Fall war.
Sollte das Regiment z. B. um 6 Uhr
Morgens zum Exercieren ausrücken,
so begann das Frisircn der Leute schon
um Mitternacht. Der Friseur band
die Zöpfe, und die Mannschaft mußte,
damit der schöne Kopfputz nicht be
schädigt werde, bis zum Abmarsch auf
ihren Betten in sitzender Stellung die
Zeit sich vertreiben. Bei der Fuß
truppe bestand die Frisur in einer quer
über das Ohr gehenden Locke, die
reichlich mit warmer Pomade mittels
eines Pinsels, unter Benutzung eines
Kammes, bespritzt und dann mit Pul
ver verschüttet wurde. Der Zopf, der
mindestens bis zur Taille reichen
mußte, wurde dicht an den glatt ge
der Erde schleppte, weshalb derselbe
diese Kopfzierde beim Exerciren aufzu
nehmen und in die Tasche zu stecken
gezwungen war. Groß wie Mühlstei
ne waren auch die zweispitzigen Hüte,
deren rechte Spitze vier Zoll von der
Schulter abstehen mußte. Die Schärpe
wurde auf der Weste getragen, i» deren
linker Tasche die Siabsosficiere ihre
Stulpenhandschuhe, Schärpenquastc
und Tabaksdose aufbewahrten. All
jährlich wurde den Officieren aus der
Montirungskammer ein großer Hano
stock, wie ihn die Officicre trugen, ge
liefert. Oft mehr als ihr Sold brachte
den Compagnie-Chefs die Compagnie-
Verwaltung ein. Alles, was ihre
Leute an Material brauchten, wurde
sonders durch auffallende weit»
Stiche und lose Nähte auszeichneten.
Die Oekonomie einzelner Capitäne
ging so weit, daß sie selbst die abgetra
genen Sachen ihrer Mannschgft für
sich in irgend einer Weise verwertheten.
Der Haken. Arzt: „Ich
' Widerspruch. A.: „Wa
rum haben Sie sich eigentlich nicht ver
heirathet?" B.: „Ich hasse die Wei
ber und außerdem würde die Ehe stö
rend in meine literarische Beschäfti
gung eingreifen." A.: „Was für lite
rarische Arbeiten treiben Sie denn?"
A.: „Ich schreibe Liebesgeschichten."
Vergeßlich. Bettler: „Ach,
lieber Herr, schenken Sie mir doch eine
Kleinigkeit, ich bin taubstumm." Herr:
„Was sind Sie? Taubstumm?" Bett
ler: „Ach, ich meine, ich bin blind,
mein Zwillingsbruder ist taubstumm;
wir sehen uns Beise so ähnlich, daß ich
mich manchmal mit ihm verwechsele."
Der getreue Geliebte.
Köchin: „Ich glaub' so treu, wie mein
Loisl ist, kann man nur sein, wenn
man so einen Riesenappetit hat, wie
er!' . ,