6 DK Miliz oder Nationalgarde der Schweizer Kantone bezog ehedem all jährlich verschanzte Lager, um wäh rend einigen Wochen mit den Gewohn heiten des militärischen Lebens sich zu befreunden. Im Jahre 1846 befand sich ein solches Lager auf einer kleinen Ebene zwischen Genf und St. Julien, wo die Bürger von Genf ihre Zelte aufgeschlagen hatten. Das Lager bil dete ein Viereck von etwa tausend Schritt Umfang, auf einer sanft ge neigten Ebene, und war von nicht be sonders tiefen aber trockenen Gräben und zehn Fuß hohen Wällen umschlos sen. Im Innern waren Pallisaden aufgestellt, mehr um die jungen Bür ger. welche sich für einige Wochen mit dem Soldatenrocke bekleidet hatten, an rumpelung zu sichern! Vor dem Haupteingang befand sich eine Art Schanze mit einem Wachtposten. und Speisewirthschaften, in welchen die „Ferociers", wie die Genfer Krie ger sich selbst scherzhaft nannten, von holen konnten. Nach einer zweistündigen Waffen- Übung bei glühender Sonnenhitze Mann bestehende Armee mit Zurück lassung der nothwendigen Wachtpo sten in die genannten Wirthshäuser selbst die aufgestellten Wachen. Ohne Nachtmütze über die Ohren Erzogen, uns sich, in seinen Mantel gehüllt, zu einem Schläfchen auf dem Boden aus der eine bei dem schnarchenden Posten stehen blieb, bemächtigte sich der andere der Fahne, wonach sie mit ihrer Beute sich eiligst entfernten. ße» sie ein fürchterliches Gesckrei aus, we/ches Verrath und Ueberfall ver kündete: dann liefen sie der Grenze zu und erreichten unaufgehalten ihre Garnison. Ihr Alarmgeschrei hatte indessen das ganze Lager aufgeschreckt. Zun Ueberfluß ließ der Oberst noch Generalmarsch schlagen. Alle liefen wild und verworren durcheinand.i, hier und da hörte man sogar einig: Nothschüsse fallen. Mit Mühe gelang es den Offizieren, endlich Ordnung zu erzielen und die Ccntinentscompagnie zu regelmäßiger Aufstellung zu ver mögen. Es wurde einstimmig be schlossen, den Feind zu verfolgen. Man rückte unter Trommelschlag aus, manövrirte zuerst gegen die savoyische Grenze, dann gegen die französische, was in Zeit von Dreiviertelstunde ge schehen war' worauf man staubbedeckt in das verschanzte Lager zurückkehrte. Am nächsten Morgen zeigten die beiden sardinischen Sodaten, welche die Fahne des Kantons Genf nächtli cherweile gestohlen, oder ihrer Angabe nach als „Siegeszeichen" mitgenom men halten, dieselbe ihren Kameraden, welche bei ihrem Anblick in ein großes Beifallsschrei ausbrachen. Dieses Ge schrei wurde jedoch von den Offizieren, die bald von dem Borfalle Kenntnis; erhielten, weder gebilligt noch getheilt. Sie begriffen sofort, daß der so spaß haft scheinende Streich vielleicht sehr ernsthafte Folgen nach sich ziehen könne. Die beiden Fahnendiebe wur den also hart angelassen und vorläu fig in Arrest geschickt. Ein Bericht über den Vorfall ward unmittelbar nach Turin Übermacht. Die sardini sche Regierung befahl augenblicklich, daß der Commandant von St. Julien nnd der Hauptmann der in diesem Orte stehenden Compagnie persönlich sich nach Genf begeben und dem dorti gen Staatsrath offiziell die geraubte Fahne zurückerstatten sollten. Für den Staatsrath von Genf war die Sache von äußerst bedenklicher Be schaffenheit. Ohne Zweifel hatte er darüber schon reifliche Berathungen gepflogen, und der von ihm gefaßte, jedenfalls sonderbar scheinende Be schluß war unter den obwaltenden Um ständen wohl der zweckmäßigste. Der Staatsrath erklärte den beiden Offi zieren, daß er den Schritt der Regie genommen zu haben, die, wie man in Genf behauptete, nicht genommen wor den sei, aus dem Arrest entließen. verschanzten Lager vor ein Kriegsge richt, welches ihn lassirte, obgleich es „offiziell" erwiesen war, daß das La nicht überrumpelt und die Fahne der Republik von ihnen nicht entwendet worden. Der Soldat, welcher vor dem Es dürfte nicht allgemein bekannt sein, daß in Deutschland ein recht statt licher Ccdernwald steht, wie er wohl sonst nirgends vorkommen dürfte. Wenn auch das amerikanische Cedern 'holz bier und dort in Deutschland, na-- mentlich am Rhein, als Zierstrauch oder Herrn v. Fab:r auf Schloß Stein (bei Nürnberg), welcher über 6 Hektar um faßt, der erste und einzige seiner Art in Deutschland, ja, wir können sagen, auf der ganzen Erde, denn selbst in Florida und Alabama kommt Cedern disch, aber niemals in r.:inen Beständen als Ccdernwald vor. Der um die Blcisiifiindustri: Deutschlands so ver diente Faber unterhält bereits seit vie len Jahren auf seinen Besitzungen in Bayern Cedernholzfaatfchulen, wozu er sich Samen aus Florida kommen läßt, um fortgesetzt Ceivrnholz anzu pflanzen, das bekanntlich eines der feinsten Hölzer ist, sehr theuer bezahlt wird und zur Bleistiftfabrikation Un ehre Tochter nicht gut aufgezogen, oaher ist sie denn zu früh abgelaufen." fürDamen^ Unsinnige Modethorheiten und un natürliche Lebensgewohnheiten haben manche Evastochter um die herrlichsten Gaben der Natur, Gesundheit und Schönheit, gebracht. Wie kann ein Körper gedeihen und blühen, dessen Respiratilmsorganen durch eng ge schnürte Kleider das freie Funktioniren unmöglich gemacht ist? Ist ein Kör per schön zu nennen, an Stelle von def eigneter Bewegung plumpe Fett- und Fleischklumpen getreten sind? Lie Folgen aller Sünden wider die Natur bleiben nicht aus; die Entwicklung nen diese Uebel beseitigt werden. Frei lich kann keine Evastochter, welche von der Natur stiefmütterlich behandelt worden ist, auf diefemWeg: eine Venus Mädchens, einer jeden Frau attractio, selbst wenn sie bei einer Schönheiis concurrenz grade nicht auf einen Preis Anspruch erheben könnten. Es erscheint unter diesen Umständen wohl selbstverständlich, daß Fachmän ner sich eingehend mit der Frage des Turnunterrichts für Mädchen beschäf tigt haben und daß auf diesem Gebiete sehr schöne Resultate erzielt worden sind; besonders segensreich wirken die in vielen Großstädten befindlichen Institute, welche unter der Leitung oon Turnlehrern und Aerzten stehen. Ueber seine Beobachtungen und Erfah rungen auf diesem Gebiete machte Dr. Watson L. Savage von New Uork, welcher einem der größten derartigen Institute vorsteht, die folgenden inter essanten Mittheilungen. Die Mehrzahl der Evastöchter leidet unter der mangelhaften Entwicklung der Unterleibsmuskeln. Dieselben verkommen in Folge der ihnen aufge zwungenen Trägheit, denn das Weib athmet fast ausschließlich nur mit der oberen Brustpartie und hängt hinsicht lich ihrer Körperhaltung von dem künstlichen Fischbeingestell, Corsstt ge nannt,' ab. Die Folge davon ist, daß das Weib bei der geringsten Leibes übung leicht außer Athem kommt und daß sich in den inactiven Körpertheilen träge Fettmassen ansetzen. Nicht ein Weib aus hundert ist im Stande, die Kniee bis zur Brusthöhe zu heben, wenn sie mit den Händen am Reck hängt. Und doch ist diese Uebung ver hältnismäßig leicht. Die beste Uebung zur Kräftigung der Nefpirationsor gane und zur Beförderung des Blut umlaufs besteht in langsamem Athmcn während fünf Minuten, zehn Athem züge pro Minute. Für den Durch schnittsmann ist das Kinderspiel, den-, das Athmen mit dem Unterleib ist bei ihm natürlich, während, beengt durch ihre Kleidung, das Weib dies nicht kann. Gewöhnlich nach dem Merten oder fünften Athemzuge tritt bei der Frau ein Gefühl des Schwindels ein und sie muß aufhören. Es ist bedeutend leichter, die Körperfülle eines fetten Mannes als das Gewicht einer Frau zu reduciren, weil Letztere bei den nöthigen Uebungen sofort den Athem verliert. Allerdings Hilst die Körperkraft dem M«nne bedeutend, allein er hat auch einen bedeutenden Halt in den Muskeln der Weichen, des Unterletbs, der Taille und der Brust, schlaff gemacht sind. Diese Schlaff heit ist nicht natürlich. Ein Mädchen unier dem Corsetalter leistet in den selten hat ein Weib Muskelkraft ge nug, um das Knie bis zur Brust oder den Fuß bis zur ausgestreckten Hand zuHeben. Der in dem Alter zwischen 30 und 60 Jahren zu Tage tretenden Tendenz zur Fettleibigkeit muß durch Entwick lung der Muskelthätigkeit entgegenge arbeitet werden. Das erste Mittel ist Bewegung. Da das Trinken von vie lem Kaffee, Thee, Wasser, Wein oder Vier dem Körpcr unnöthige Flüssigkeit zuführt und dadurch das Ansetzen von Fleisch befördert wird, erscheint es oor Allem geboten, dieselbe aus dem Leibe zu schaffen. Dies geschieht durch Schwitzen, ohne daß der Körper allzu anstrengenden Uebungen unterworfen wird. Diejenigen Körpertheile, I» de nen sich das Fett abgelagert hat, müs sen rationeller localer Behand lung unterworfen werden und der»:- iige Uebungen sind leicht zu arringl ren. Ein beklagenswerther Uebelstand der dem Erzielen guter Resultate ent gegentritt, liegt in der Trägheit vieler Frauen; Spaziergänge, Ausfahren u. f. W.ist eben unterhaltender, als das vorgeschriebene Ueben. Selbstver ständlich muß eine rationelle Diät strikt befolgt werden. Stärke enthaltende Speisen, Zucker u. f. w. dürfen unter keinen Umständen genossen und Ge tränke müssen auf ein Minimum be schränkt werden. Kuchen und Eis als Dessert nach einem Diner machen die guten Resultate mancher Uebungs stunde nutzlos. Außerordentlich för dernd zur Entfernung des überflüssi gen Fleisches von den Schultern und Armen sind Uebungen mit leichten Hanteln, Stäben u. s. w. Um die Verdauungsorgane in einem Zustande gesunder Thätigkeit zu erhalten und best« Mittel gegen Fettleibigkeit. Em pfehlenswerth ist es, diese Uebungen bis zum Eintreten des Schweißes fort zusetzen. Zu wenig entwickelte Frauen sollten dieselben langsam machen-und aufhören, sobald der Körper zu schwit zen beginnt. Ein Douche- oder Schwammbad ijnd fünf Minuten lan ges, tiefes Athmen sollte die Uebung abschließen. Es ist wohl vergebliche»Liebesmllhe, etwas gegen das Corset zu sagen, wie wohl dies die Wurzel dermcisten Uebel ist, denn dasselbe preßt gerade die Muskeln, welche thätig sein sollen, zu sammen und macht dieselben träge. Die magere Frau bedarf der Entwick lung ihrer Unterleibsmuskeln zur Be förderung einer guten Blutcirculation, wie der Brustübungen zur Erlangung einer tiefen Respiration. Leicht ver dauliche Nahrungsmittel in flüssiger Form werden ihr wohl thun, besonders Milch. Auf frische Lust im Schlaf zimmer ist großes Gewicht zu legen und das zu starke Heizen muß vermie den Die Tendenz unseres Zeitalters nähert sich dem naturgemäßen Leben sund, um im Bett zu sein." Das ein zige Mittel gegen dieses Uebel besteht in rationellen Leibesübungen« MovcrncS Werve». Eine Heirat HS geschichte in Briefen. Santomischel, den 10. Dec. 1893. eine Verbindung mit Ihnen anzu knüpfen. doch möchte ich zuvor wissen, zu welchem Provisionssatz Sie arbei ten. Falls Sie coulante Bedingungen stellen, würde ich Ihnen sofort den Auftrag ertheilen, meine Tochter zu verheirathen. Ich bemerke hierbei gleich, daß ich zwei Töchter besitze und nach guter Effsctuirung des ersten Auftrages unmittelbar einen zweiten, selbstverständlich zu entsprechend nie drigerem Preise folgen lassen würde. Ihren Nachrichten gern entgegen sehend, zeichne ich Achtungsvoll Posen 12. 12. 93. Herrn Simon Simonsohn in Santo- mischel! Antwortlich Ihres Allerwertesten vom 10. d. M. ist die Natur meines Geschäftes derart, daß ich ungern im satz normire; ich pflege im Allgemeinen die Vermittlungsgebühren nach Maß gabe der Mitgiftssumme zu berechnen und hat meine Provision bis jetzt im mer von 3000 Mark abwärts betra gen. Die Firma Simon Simonsohn