Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 23, 1894, Page 2, Image 2

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    2 Schöne Nttgen»
/ Die Poesie hat sich redlich abgemüht,
vi« sogenannten schönen Augen mit ei
gnem geheimnißvollen Schleier zu ver
hüllen; nichtsdestoweniger sind die Be-
Idingungen oder wenigstens die Attri
bute „schöner Augen" durchaus nicht
!schen Verhältnissen. Freilich ist für
den Einen das, für den Anderen viel
leicht ein anders gestaltetes Aug«
lschön; ab«r stets ist der Hauptgrund
«in anatomischer oder physiologischer.
Manche z. V. sprechen von einem „in
teressanten Blick", was nichts anderes
bedeutet, als ein leichtes Schielen; wäh
jschöner Augen findet, daß beide Augen
gleich sind und symmetrisch bewegt
werden, also gerade nicht schielen. Man
Gefäße und Muskelfasern eine rosige
Farbe annimmt. Der „Zauber" tritt
namentlich dann hervor, wenn der
nannten „Feuer der Augen" sehr nüch
terne Verhältnisse zu Grunde. Das
„Feuer" hängt nämlich ganz einfach
Davon ab, ob die Hornhaut mehr oder
Mugen bei froher Stimmung „ver
klärt", weil dann die Blutcirculation,
die Drüfenthätigkeit und Schleimhaut-
Misfchwitzung eine lebhaftere wird.
'klaqen, kann der Arzt mit großer
Wahrscheinlichkeit auf den Mißbrauch
jdes die Pupillen erweiternden Mro
lpins schließen. Was endlich die
„Farbe" der Augen betrifft, so gibt es
bekanntlich da die verschiedensten Lieb-
Haber; aber in keinem Falle liegt dem
etwas Anderes zu Grunde, als die von
farbigen Körnchen «rfllllteßegenbogen-
Ivie man von einem verschmitzten Ge
sicht spricht, obwohl dies nichts Ande
res zu bedeuten hat, als daß die Au
genbrauen an der Schläfenseite nach
oben geschwungen sind.
Das Leben von zwei Seiten,
Earlyle saß einst, in trübe Gedan
ken versunken, an seinem Schreibtisch;
endlich nahm er «in Blatt Papier und
faßte sein Sinnen in ein paar Versen
zusammen:
Hoffnung? Nur ein Regenbogen,
Kinder folgen ihm durch's Gras:
Nein, nicht hier! Noch weiter, weiter!
Keins der Kleinen fand noch was.
Und das Leben? Eisesfläche,
Thauend leis, am sonnigen Strand
Frohes Gleiten; doch wir sinken
Nimmer uns're Spur man fand.
Und der Mensch? Ein thöricht Kind
Das sich kränkt und quält sich ab,
Biel begehrt's, und nichts verdient's
Und sein End' «in enges Grab!
Seine Gattin fand das Blatt; sie
sand auch ein« Antwort. Die schrieb
Pe still hinter des Gatten Wort«.
Antwort.
Hoffnung? Gleich der sanften Taube
«Senkt sie sich in unsere Brust,
«Spricht von Frieden, den nichts raube,
Nuh' und sel'ger Himmelslust.
Und das Leben? Göttlich Feuer,
Strebt's durch Staub' und Asch' em-
Steigt und flammt stets höher, freier,
Eis im Aether sich's verlor.
Und der Mensch? Hass' und verachte
Nicht das Werk aus Gottes Hand!
Was er gut und weise machte,
Hat ein höh'res Vaterland!
—ln der Menagerie. Be
sucher: „Sagen Sie, Herr Direktor,
ist der Elephant sehr klug?"— Dire
ktor: "Gewiß! Ich habe ihm sogar bei
gebracht. in diesen Kasten hier ein
Geldstück hineinzulegen.... Wollen Sie
es ',i.al Probiren? Geben Sie eine
Mark her!" —Der junge Mann gibt
dem Direktor das Geldstück und der
Elephant führt das besagte Kunststück
aus.—Besucher: „Das ist wirklich sehr
hübsch!.... Jetzt soll er mir aber das
Geld wieder geben!,,—Direktor: „Be
daure. mein Herr, das habe ich ihm
noch nicht beibringen können!"
Entgegengekommen.—
Dame zu einer Freundin: „Ich habe
es immer gesagt, Herr Mllhler ist zu
schüchtern, um einen Antrag zu ma
chen." „Aber er hat sich doch vor
Kurzem verheirathet." —„Ja, aber mit
einer Wittwe."
—»s ege nleist u n g.
hat Sie's, daß mir 's Essen
/»'schmeckt hat ? ! Jetzt mach'» S'
k' mir 'was auf an' Schnaps!"
Gemüthlich. Lehrjunge(zum
Fenster des Wirthshauses hineinrn
fend): „Herr Wirth, der Meister soll
heimkommen! Sind S' so gut und
Versen S' 'n 'naut!"
Eine humoristische Weltgesellschaft.
die Aufgabe stellte, die Arbeit des
Schlarafsia dieser Gesellschaft wohl
mit ihrer Absicht, angesichts so hoch
flutheirden und sie umbrausenden
zum besten habe. In Wahrheit hat
das fröhliche Künstlervolk, welches sich
in einer guten Stunde seineGefellschaft
kern in den Boden legt und nicht wei
ter daran denkt, wie groß und stark
die Pflanz« daraus «mporgehen werde.
Zumeist waren es die Mitglieder des
Prager Landestheaters, von der Oper
wie dem Schauspiel, dem Ballet und
dem Orchester, ihr damaliger Director
Thome mit dabei, die sich einmal in
der Woche in ihrer Art ungezwungen
beim Bier vergnügen wollten, höchstens
einer ästhetisch-zimperlich«n Theegesell
schaft zum Trotz, in welcher des Le
bens Unverstand mit steifer Höflichkeit
in Frack uttd weißer Halsbinde genos
sen werden sollte. Vielleicht brachte
auch dieser Trotz die so überaus
schöpfungslustige, ausgelassene Laune
hervor, in der sich die Gesellschaft vom
ersten Abend ihrer Zusammenkunft an
in der gewölbten Bierhalle erging und
in der sie das belebende Prinzip ihrer
Fortsetzung fand; jedenfalls sollte tzer
mit Jubel von ihr aufgenommene
Name Schlarafsia höhnisch ihren derb
realistischen Gegensatz zu der Gespreiz
theit der Theeästhetiker ausdrücken, de
nen etliche von ihr verdrossen den
Rücken gewandt.
Den bierfrohen Theatermitgliedern
waren auch zahlreiche mit ihnen be
kannte Journalisten, Schriftsteller,
junge Juristen und Beamte gefolgt,
und in der Schlaraffenburg ging es
in jeder Sitzung immer humorvoller
und dabei immer künstlerisch leistungs
freudiger her. Die Opernsänger be
sserten sich nirgends so wie hier, mit
einem Vortrag zu glänzen; selbst der
süße lyrisch« Tenor zierte sich nicht;
der Kapellmeister des Theaters führte
mit seiner Schaar aus dem Orchester
und hatten sie auch bis zehn Uhr
im Tempel Melpomenes sich abarbei
ten müssen ein prächtiges Musik
stückchen auf, sobald sie nur nach dem
Speisezettel geazt und ihren standesge
mäßen Durst mit goldgelbem, prickeln
dem Pilsener Quell in etwas gelabt.
Da hatte der und jener eine eigene
Composition oder ein Chorlied ge
macht, wie es sich im neuen Schlaraf
fenreich aus aller Ritter und Junker
Munde hören lassen sollte, anders wie
die profane Welt da draußen alte,
abgeleierte Gesänge Pflegt. Fort und
fort knallte «in Witz gegen den ande
ren, ein S<iß wurde von dem anderen
abgelöst und theatralisch oft in Scene
gesetzt Di« Oberfchlaraffen mußten
in der Leitung dieser Improvisationen
und dieses übermüthigen, immer mehr
auf Verherrlichung des geschaffenen
und so anregungsvoll sich in allerhand
Formen ausgestaltenden Schlaraffen
thums ihre Weisheit bewähren, und
zu ihrer Erleuchtung dafür war der
Uhu, der kluge Vogel der Nacht und
das altehrwürdige Symbol des Philo
musenthums, der Musenfr«unde, auf
«inen prächtig geschmückten Thron ge
stellt. Gemeine Namen, wie sie die
irdische Welt kannte, trug kein Mit
glied dieses weltentrückten Bundes
mehr; jedes erhielt in feierlicher Taufe
einen ritterlichen, gar fürstlichen, wie
er der innerster. Art seines Wesens und
Seins im wonnigen Schlaraffenthum
entsprach. Er erhielt ebenso darnach
ein Ami, eine Hofcharge, eine Staats
würde; denn die Gründung wurde bald
als die eines in oder bei China liegen
den Staates erkannt, in welchem alles
kreuzbiegende, buckelnde und dünkel
hafte Mandarin«nthum sich noch viel
wichtiger und selbstgefälliger machen
konnte als andersivo. Es entstanden
eine fiirnehme Rangordnung, ein Hof
staat, «ine eigene Hof- und Ritter
sprache im Verkehr, ein pompöses Ce
remoniell bei Ritterschlag und Auf
nahme neuer Pilger in die Sassen
schaft, beim Brudertruni und Turnei
geistiger Kämpen zu Ehren Uhus.
Gesellschaften solcher Art und eben
so künstlerisch geweckt und gepslegt
hatte immer und überall in der
Blüthe gelangt, ivie die „LudlaiTis
höhle" in Wien im zweiten Jahrzehnt
dieses Jahrhunderts und dann die
„Grüne Insel" daselbst, wie der
„Duselbimbam" in Berlin, das „Berg
wert" in Stuttgart, das „Krokodil"
in München. Mitglieder des Thea
ters. Schriftsteller, Maler und ande?:
mer die Urheber und Träger solcher
Männergeselligkeit gew:sen, und zu
meist erhielt dieselbe ihren feineren
Rei> durch den übcr jedwede Standes-
rllcksichten und „Lügen derGesellschast'
sich der sonst in allerhand Schranken
eingezwängte, über die Thorheiten des
Lebens lächelnde Mensch da bewegte.
außerordentliche Verbreitung in der
deutschen Geselligkeit gefunden, ist ein
so weitverzweigter, bis nach Amerika
ausgedehnter und von einem Gesetz,
einem Geist gefestigter Bund geworden,
daß sie in humoristischen Körperschaf
„Reiche" in ebenso vielen Städten
Oesterreichs, Deutschlands, der Schweiz
und Amerikas. Gegen dreitausend
Mitglieder gehören ihr an, und immer
noch bilden sich neue Töchtergesellschaf
ten, ohne daß, waS wohl zu beachten,
dafür öffentlich geworben oder Re
klame gemacht würde oder eine solche
Einfall und das Bemühen einzelner
möglich wäre. Der Bund, Allschla
rassia genannt, hat sein Gesetzbuch,
ses Bundes steht als Hüterin das
Mutterreich in Prag, die Praga.
Schon in Prag Verlich eine „Ver
fassung des Reichs", wie sie für das
selbe auf Grund der mehr und mehr
zu stehenden Formen und Gebräuchen
gewordenen anfänglichen Improvisa
tionen etwa ein Jahr nach der Grün
dung vorgelegt und angenommen wur
de. demselben eine gewisse Gewähr der
Fortdauer, im Falle die Urschlarasfen
einst nicht mehr die Arbeit an ihr«m
Werk sollten fortsetzen, um eZ in fei
nem glücklichen Geist erhalten zu kön
nen. Dann, 1865, erstand in Berlin
durch einen di«ser Urschlarasfen eine
zweite Schlarafsia, zunächst mit eige
ner Verfassung, wenn auch nach den
selben Grundsätzen, wie sie in der
Praga sich bewährt hatten. Von Ber
lin setzte sich erst wieder nach einigen
Jahren, 1872, die Verzweigung nach
Leipzig fort, und sie wurde zugleich
eine schwesterliche Vereinigung von
Prag und Berlin und damit die Ur
sache des Föderativbundes unter einem
„Spiegel". Bald wurden es auf die
sen hin der Reiche mehrere in Oester
reich wie in Preußen, im Osten wie
Westen Deutschlands und auch in der
Schweiz; wie gesagt, heute sind es
ihrer hundert geworden, die alle im
Sinne des Mutterreichs von Prag vas
Banner Uhus hoch und in Ehren hal
ten.
Der Spiegel (die Statuten) und das
damit innig zusammenhängende Cere
verrückbar den inneren einheitlichen
Charakter all' dieser hundert, auch in
Milwaukee, Chicago, New V»rk und
San Francisco blühenden Schlaras
mit den ritterlichen Genossen zu sippen,
ist er nicht mehr der profane Mensch,
darf er es nicht mehr sein. Er dünkt
rück. Er tritt in eine andere, märchen
hafte Welt, in welche die Verhältnisse
des gewöhnlichen Erdenlebens, Politik,
Gesetz des Reiches.'» Der Oberschlarasse
parlamentarischer Art und dadurch
wird jede Zersplitterung, jede Sekbst
sucht, jede Unziemlichkeit und Zersah
rasfischen Zweck gerichtet. Jeder sitzt
nicht mehr Zuhörer, nicht in der Passi
vität des Publikums, das dem Abspiel
eines Programms beiwohnt, sondern
Pilgers eine anregende Festlichkeit.
Die oberste Grundsatzung der All
schlarasfia erheischt die Pflege von Hu
der Gesellschaft: „In arte voluptaS."
ist "da unter brüderlichen Gleichgesinn
ten wie bei sich zu Hause, und kommt
ein Genosse von jenseits des Oceans
in ein Reich bes deutschen Mutterlan
des, so wird er nach Gebühr und Ver
kann man behaupten, daß die deutsche
Schlarafsia sich zu eine: Weltstellung
erhoben hat.
Steigerung.
Coinptorist Meier erwirkte eine Ge
haltsaufbesserung ; sein Chef zahlt
auch vergessen... hier haben
Sie eine kleine Gehaltszulage...
zehn Mark,
SS
sS
L.S s-s
vierzig Mark,
LS SL LS
fünfzig Mark!"
Auch ein Künstler. Ein
Statist, welcher gern in ein höheres
Fach avanciren möchte, sucht an einem
Ileinen Hoftheater Engagement. „Was
siir Rollen haben Sie denn schon ge
spielt?" fragte der Direktor. „Ich
habe," erwiderte der Mime, sich stolz
in die Brust werfend, „den Wallen
rettor mißtrauisch, „Wallenstein, Cä
sar hätten Sie gespielt?" „Jawohl,
Herr Direktor, —als Leiche!"
—Mali t i ö s. A.: Glau
ben Sie, daß sich diese Schriftstellerin
je einen Namen machen wird?,, —B.:
.Gewiß —wenn sie heirathet!"
Sixt und Hartl im CireuS.
„Mit die Knödl mußt's machen,
wie's der Muhn (Mond) thut. In
vier Viertel mußt sie eintheilen, wenn
sie die Groß' haben, wie a rechtschaffe
ner Knödl haben muß. So wie a
mittere Manderleutsfaust."
Diesen Ausspruch machte der Sixt,
als er mit den Leuten auf dem Moos
hofe beim Mittagessen saß. Knöd!
und Kraut dampften auf dem Tische,
so daß es aussah, als säße der Bauer
hinten in der Ecke im Nebel.
„Und heunt iß i um drei mehr als
llw" h " l cht d I
Ein strafender Blick traf sie für
Sixt.
„Sell wär'n zehn, hast recht, und
Wenn's nit Sünd sein thät, stechet i vi'
Gansfleisch!"
„Geh', Du sagte sie endlich.
„Wirst sreili' no' ganz bocklutherisch.
Der Heut ist auf der katholischen Seit'
in Kalenda St. Mauritius und nit
Circus. Wird sreili' lei so a Frei
glaubensschwachen Sixt.
„Wenn Dir 's Dummsein weh'
thät," sagte Sixt auf den Vorwurf der
Jungmagd, „Madl, selm höret man
Kumedihaus nit Thiater, sondern Cir
cus. Circus heißt bei die Stadtleut'
fast a so. Wenn einer 's g'naue nit
West? Circus hundertsuszig. Wie
viel wägt das Farkl? Circus an Cent
ner zwanzig. Und weil die Roßku
medi fast wie a ist, just nit
„gebildete" Rede des Knechtes. Er
ihm nicht nachstehen.
„Die Schuh' hab' i frisch g'nagelt,"
sagte er, „und wenn a Gulden g'langt
Sixt."
a'steht a Platz zen Hucken suszig nuie
Kreuzer. Weißt, solchem, de ein
Kreuzer gelten und a Zweier steht
d'raus."
„Ja," entgegnete darauf der Hanl
bedenklich, „sötta neumodisches Geld
hab' i keins."
„Sell ist gleich, sie nehwen 's alt
modische leicht lieber," tröstete Sixt.
Und richtig, gleich nach dem Tisch
gebete rüsteten sich die zwei Bursche
zum Besuch des Circus, der nach einer
eingetroffenen Nachricht draußen in
der Stadt schon einige Wochen lang
aufgestellt war.
„Jetzt auf eins bin i g'wundrig,"
sagte Hartl auf dem Wege zur Stadt.
„Ob die Roß' red'n können."
„Bist ganz narrisch," sagte Sixt
darauf. „Die Rösser machen ganz a
andere Kumedi. Der Sagschneider
sagt, abg'richtet fein's wie die Hund'
und nachher, unter uns g'sagt, weißt,
oben aus'n Hof, den dummen Leut'n
hab' i's verschwiegen. Die alte B'f?-
cherin hätt' sich die längste Zeit 's
Maul derriss'n. Die Rösser, de kön
nen mir llber'n Buck'l aufi steig'n.
Weiberleut' seien in den Circus, hat
er g'sagt, der Sagschneider, 's Wasser
laus' Einem im Maul z'sammen, wie
wenn man an' Menschen zuschauet,
Essig trinken. Oben ummer und un
ten ummer kurz g'wandtet und kuane
Strümps' haben sie an und in de:
G'wandtung tanz'n sie an Schuach
plattler stehender Weis' auf an Roß."
„Kreuz sakra," sagte Hartl mit
funkelnden Augen, ~:uane Strümps'
tet! Mandl, di dm i derbei!"
„Und nichte: ist no a Sach', Um's
Geld g'raf? wird."
„Was? G'ra«! ? Um s Geld?"
Herr Kules. Der Kules hat a Aus
„Hundert Kronen? Mei," sagte
Hartl verwundert, „was thust Du mit
hundert Kronen? Du kannst sie ja
„Kronen, dös sein die neumodischen
blechenen Guldenzettel."
„Ja richtig," sagte Hartl, „Kronen,
sell ist's neumodische Geld, dös sie ein
g'fiihrt haben, daß Alles billiger
werd'."
Die zwei Bursche schritten rüstig
aus und kamen so zeitlich in die
nicht begreisen, daß in demselben oie
große „Roßkumedi" spielen sollte.
„Ist der große Uinbrell (Regen
der eben im Begriffe wär, sich an der
Kasse eine Eintrittskarte zu lösen.
Und als der Herr die Frage bejahte,
„Ah, daH ist schön, das ist präch
tig." rief der Director freundlich.
„Bitte nur hereinzukommen, hier her
ein!"
Er hob einen Vorhang in die Höhe
und der Sixt und der Hartl stolper
ten dem Director nach in den Circus.
Der Hartl wollte aber ganz sicher
gehen und hielt den Director beim
Frackzipfel zurück.
„Sie sein schon der Rechte, i mein',
zwegen die hundert Kronen, de aus
g'schrieben sein. Nit, daß hintendrein
nachher allerlahand Sachen außer
kummen."
„Unbesorgt, mein wackerer Gebirgs
fohn," sagte der Director und klopfte
dem Burschen wohlwollend auf die
Schulter, „ist Alles in bester Ordnung,
ganz unbesorgt."
gewiesen und darüber war eine In
schrift mit der Bezeichnung „Preis
ringer" angebracht.
„Wie ist Dir denn, Sixt?"
„Mir? Gut ist mir. Hab' no' kein'
Selbstverständlich richtete sich die
Aufmerksamkeit des ganzen zahlrei
chen Publikums auf die zwei Bauern
burschen, welche gewissermaßen auf
dem Präsentirteller als Preisringer
dasaßen. Anfangs merkten sie dies
nicht, denn es gab für sie so viel des
Neuen zu schauen, daß sie aus der Ver
wunderung gar nicht herauskamen.
„Teufel, was hab'n denn die Leut'
da alleweil zu gaffen? Und gar mit
zweifpannige Spektivröhrlen fchaugen
sie, die Saggera," brummte Sixt.
„Ja weißt, die Leut' fein halt g'-
wund'rig, wenn sie Fremde sech'n,"
alle mitanänder die Hosen versoffen."
„Kreuz faggera," stimmte Sixt bei,
„dös wär' a taugliche Mod' für unser
einem."
Nun begann die Musik zu spielen
und ein Nudelbrettpserd wurde herein
gebracht. Unmittelbar darauf tänzelte
eine Reiterin mit ihrem kurzen Rack
sen anhab'n thun," flüsterte Sixt.
„I möcht' jetzt grad, daß in der gan
zen ersten Reih' alle Manderleut von
unserer Gmoan hucket'n. In der zwei
ten Reih' aber alle Weiberleut'. Weißt
was die thät'n? Füri g'langen thäi'n
sie alle und den Manderleut'n die
Aug'n zuheb'n."
„Aber a saubers Dirndl ist sie. A
Fezzele ung'recht, aber sell is lei gleich.
Kluan ist sie und herzig wie a Mus
katnüßl. Hat a schmal's Gesichtl und
lacht a bißl."
So sang Sixt und erregte hierdurch
die Aufmerksamkeit des Clowns, der
die Gelegenheit zu einem lustigen
Spaß nicht vorbeigehen lassen wollte,
ganz besonders, da die Reiterin gerade
eine Pause machte. Und zudem be
trachtete er di« zwei angemeldeten
Preisringer gewissermaßen als „zur
Bude" gehörig. Der Clown schlug
einige Purzelbäume, sprang mit einem
Satz auf den Rand der Manege, er
griff den Hut des Hartl und schlug
ein Rad bis mitten in den Circus.
Hartl war erst starr vor Staunen,
als aber Sixt hetzte: „Pack'n, Hartl!"
zog er die Joppe aus und mit einem
Satz sprang er hinein in die Renn
bahn. Und nun folgte zum größten
Gaudium des Publikums ein Weit
rennen zwischen dem Clown und dem
Bauernburschen. Der Beifall wurde
immer stürmischer, je erfolgloser die
Jagd für den Bauern war. Endlich
blieb Hartl mitten im Circus stehen,
wischte sich den Schweiß von der
Stirne und rief:
ist kein Mensch, dös ist a Katz! Wenn
Spaß erlaubte.
.Sell soll er no' amal Probiren, der >
Sackera," grollte Hartl. „Wenn kimmt
nachher der Herr Kules?"
„Haben Sie nur Geduld, die Num
mer wird schon angekündigt werden/
beruhigte ihn der" Stallmeister und
führte den Burschen wieder auf seinen
Platz zurück. Es folgte nun Nummer
für Nummer des Programms und
„Mandls dös ist nit lei Circus a
Kumedi, dös ist schun a rechte," sagte
Hartl zu Sixt im Tone der innersten
darauf, daß er ja auch noch''austreten,
müsse.
Auf einmal ertönte vom Orchester
ein dreifacher Tusch und in die Mitte
der Reitbahn trat der Zerr Director
in seinem rothen Frack und Reithosen.
„Hartl, pass' auf, jetzt kimmt der
Herr Kules," flüsterte Sixt.
„I gib schun acht," entgegnete
Hartl.
„Er soll lei kemmen, zen rennen und
umerlas'n lass' i ihn nit Zeit, set
kannst glab'n."
Der Herr Director machte eine ele
gante Verbeugung ringsum und be
gann:
.Meine hochgeehrtesten Herrschaf
ten! Unsere Preisausschreibung für
einen Ringkampf um hundert Kronen
haben zwei Bauern, kräftige Söhn«
der Berge, gewohnt der schweren Ar
beit, Folge geleistet. Sie strotzen von
Kraft und Gesundheit und« sind nicht
zu unterschätzende Gegner." Er trat
einige Schritte zurück.
„Eine kurze Pause, meine hochver
ehrtesten Herrschaften, und der Ring
kampf beginnt."
In diesem Augenblick sprang Hartl,
die Joppe hatte er schon bei den ersten
Worten des Directors abgeworfen, in
die Reitbahn.
„Oho, Mandl," schrie er, „da gibt's
keine Pause. Daß D' mir a wieder
duchipsitscht, wie der Puijatzl!"
„Sakera," fluchte Hartl, „haufen
weis' kemmt's? Sixt iimm, räumen
mir auf!"
so: „I, sell ist ang'schlag'n a'west, daß
in der Eircuskumedi a Rasserei sein
thut und der Herr mit'n rothen Rock
g'sagt, der Ringkampf beginnt. Und
da hab' i halt ang'fangen. Wenn er
nit der Rechte ist, soll er nit zon An
fangen auffordern, der Kreuzteufels-
Zoch."
Acht Tage bekamen die zweiFreunde
Zeit, nachzudenken über die Regeln ei»
nes Ringkampfes, dann zogen sie wie
der mit den langen Schritten der
„Und sein ist's dächt g'west!" ver
sicherte Hartl.
Theuere Marken.
Die Briefmarkensammel - Manie
treibt absonderliche Blüthen. Für
zwei Marken von der Insel Mauritius
aus dem Jahr« 1847 hat jüngst eine
Londoner Markenhändler-Firnia nicht
weniger als 680 Lstrl., das sind P34IX),
bezahlt. Es waren das eins rothe
Pennh- und eine blaue Zwei-Penc«.
Marke, die auf der linken Seite die
Aufschrift „Post-Office" tragen. Von
diesen Marken soll es nur vierzehn
Exemplar« in der ganzen Welt geben?
die Könige unt.:r den Sammlern, wie
das Britisch« Museum, Baron Roth
schild, der Graf v. Ferrary, der Her
zog von Galliers u. s. w., besitzen si«.
Vor >n:nig«nJahr«n noch galt der PreiK
von AZ<X) für dies« Seltenheiten als «in
hoher. Einem Namens
Sammlung für 51?,00». Mit ?18,-
1862 bis 1878 enthält, diese allerdings
nahezu lückenlos. Eine Sammlung
aber von dkn Millionen Wcriy ist die
des obengenannten Herzogs von Ga!»
liera. Der Herzog verausgabt für
seine Sammlung jährlich HS<Z,<XXI.
Vor mehreren Jahren wurde sie schon
auf ?3SO,(XXI geschätzt. Wie Bri,:f
jünaste' Entdeckung eines englischen
Sammlers ein Beispiel. Er machte
an einigen nicht gerade seltenen Colo
nialmarken die Bemerkung, auf
ihnen das Haarbündel am Bilde der
Königin Viktoria etwas länger war,
als sonst. Schr mühevolle Nachfor
schungen, die er sofort anstellte, ergaben
denn auch, daß auf einer der zur Ver
wendung gekommenen Platten der
Stecher sich ein wenig verzeichnet hatt«.
Die Briefmarken - Seltenheit war da!
Eintheilung. Ella (zu
ihrer Freundin): „Nun. Anna. Ihr
habt ja jetzt ein Abonnement. Wie
aefällt «s Dir denn im Theater?" —
Lackfisch: „O sehr! Ich gehe in die
klassischen Stücke, Papa sieht am lieb
sten lustige Operetten, und Mama geht
in's —Unpassende!"