Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 29, 1893, Page 7, Image 7

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    De«ts<l>« Local-Rachricht«»».
Provinz Brandenburg.
Der bekannte Volkslieder Compo
pist Hermann Brandt, 64 Jahre, und
der frühere Dirigent des Domchors,
Rudolf von Hertzberg, 76 Jahre alt,
Weinhandlung gegessen, hat der Frau
Netter und ihrer Cousin« Frau Levin
fohn, dortselbst, d«n Tod gebracht.
Der gerichtlich- Taxator Karl Dietzi
hat sich in der in der Michaellirch- ,
slraße, Berlin, belegenen Wohnung fei
nes Sohnes erhängt. Im Kapkeller
wurde der Kammergerichts - Referen
dar Botho von Pufch im Kreise lusti
ger Z?ch:r vom Silage getroffen und
Pflege im Felde verwundeter Krieger
in EberSwalde ein Krankenhaus zur
Auöbüdung von Schwestern vom Ro
-s:.?.n!:nbet'en projectirte Anstalt soll
mit einem Kostenaufwand« von 120,-
00!« M, auf einem von der Stadl
Eberswalde geschenkten, etwa 7 Mor
gen großen Terrain in der Nähe des
Wassersalls erHaut werden. Der
Kaufmann Leopold Cohn von Wol>
denberg gab bei einer ihm drohenden
Zwangsvollstreckung 40V gefälschte
Wechsel dem Creditverein in Pfand.
Er wurde dafür zu zwei Jahren Zucht-
Haus und 3000 Mk. Geldbuße verur
theilt. Die Besitzerin des Rittergu
tes Starpel, Frau Emil»« von Vol
lard, geb. von Zfchock, ist im Alter von
9V Jahren aus dem Leben geschieden.
Unter Betheiligung fast der ganzen
Gemeinde und des Kriegervereins fei
erte Kantor und Lehrer Hering in
Kossar fein 60jähriges Amtsjubiläum.
Provinz Ost-Preußen.
In der alten Bernsteingrube bei
Palmnicken geriethen Gase in Brand,
war die Folge, mehrere
Bergarbeiter getödtet und zwei andere
verwundet. Der Kaufmann Patfch
kewski in Tilsit beschnitt sich vor ein
paar Wochen die Hühneraugen; bald
darauf spürte er jedoch Schmerzen, der
Brand trat hinzu, so daß eine Opera
tion des Beines vorgenommen werd«n
mußte. Ein paar Tage nach der Ope
ration starb der in den besten Jahren
stehende kräftige Mann.
Provinz West Preußen.
Mit der Niedcrlcgung der Wälle an
der Bastion „Elisabeth" in Danzig ist
begonnen worden. Die Vermu
thung, daß die seit 14 Tagen von
Marienburg verschwundene Schwester
des Restaurateurs Krüger ihren Tod
in den Wellen gesucht habe, hat sich lei
der bestätigt. In der Nähe von Scha
dewalde wurde die Leiche an's Land
getrieben. Der Stadtälteste und
Stadtverordneten - Vorsteher Otto
Martens in Tuchelist infolge eines
Herzschlages im Alter von 6!) Jahren
plötzlich gestorben. Seine weitbekannte
Firma lonnte vor drei Jahren ihr
hundertjähriges Bestehen feiern.
Provinz Pommern.
Nach zweitägiger Verhandlung
wurde vom Schwurgericht zu Stettin
ein Mordbrenner, der Arbeiter To
maczak, zu lebenslänglicher Zucht
hausstrafe verurtheilt. T. hatte in
der Absicht, feine Familie umzubrin
gen. ein von fünf Arb:!!erfanr.<!en be
wohntes, zum Gute Groß-Schönfcld
bei Fiddichow gehöriges Gebäude in
Brand gesteckt. Frau Tomaczak mit
chrem Kinde konnte sich jedoch retten,
des Hauses in den Flammen um.
Bei einer Treibjagd auf der Grapitzer
Feldmari bei Slolp wurde Rittmeister
von Mitzlaff-Mickrow schwer verwun
det. Ein ganzer Schrotschuß traf ihn
in Seite und Gesicht. Die 47jäh
rige ttnvcrheirathete Privatiere Elisa
beth Flemming, welche in der Heilig
geiststraße zu Stralsund wohnte und
schon einmal den Versuchs gemacht
hatte, sich zu ertränken, hat sich jetzt i?.
ihrer Wohnung erhängt.
Provinz Schleswig-Hol
st«i n.
In der Pulverfabrik TinSdahl bei
Blankenese hat eine Explosion stattge
funden. Das Betriebsgebäude, in
wcV?:m das Pulver polirt wird, ist
zerstört. Ein Arbeiter wurde schwer
verletzt, zwei trugen leichtere Ver
letzungen davon. In Flensburg ist
eine Molensenkung verursacht durch
den «ingetret-nen äußerst nie
waschen liatte, Di? Senkung erstreckt
sich auf etwa 120 Meter und beträgt
zur Hälfte bis 4 Meter Tieje. Auch
Haus des Kaufmannes Cordes in
Elmshorn ist abgebrannt.
Provinz Schlesien.
Mit einer großen zweitägigen Feier
im Saale des Concerthauses zu Bres
lau beging die Breslau - Schweidnitz.
Freiburger Eisenbahn die Jubelfeier
ihres LÖjährizen Bestehens. Ober
bürgermiistcr Reichert, Mitglied des
Herrenhauses, ist in Görlitz gestorben.
AdlerSrub ist von einem Gaiwe zum
Aintövorsteher inßolkenhain nicht wie
der in seine Wohnung zurückgekehrt.
Ueber seinen Verbleib fehlt jede Aus
kunft. In der Kvlmchener Forst
wurden beim Fällen einer starten Kie>
fer der Häusler F. Krause aus Lie
benzig von dem nach einer unvorher»
erschlagen und der Einwohner Kan
del« aus Kölmchen schlver verletzt.
Provinz Posen.
Major Leurwein aus Posen ist nach
Südwestafrika entsandt worden, um
Erbebungen über den Stand der dor
tigen Verhältnisse anzustellen. Ein
durch den Sturm von einem Hause
losgerissenes EisenstUck traf den Kauf
mann A. Fürst zu Blomberg aus den
Kopf und zertrümmerte ihm die Schä
deldecke. Nach dem städtischen Kran
kenhause gebracht, ist der Verunglückte
setzt gestorben. Das Gut Neuster ilt
abgebrannt. Es wird böswillige
Brandstiftung vermuthet.
Provinz Sachsen.
Der Generalsuperintendent der Pr
ovinz Sachsen und erster Domprediger
Dr. Schulze in Magdeburg ist im Al
ter von 66 Jahren gestorben. Als sein
Nachfolger wird der Konsistorialrath,
Superintendent Dr. Renner in Wer
nigerode genannt. In Hauterode
fand man den Lehrer a. D. und Land
wirth Ermisch in der ihm gehörigen
geschafft, jedoch gab er nach einigen
Bemühungen wieder schwache Lebens
zeichen von sich. Er hatte bei dem
bens ist nur gering.
Provinz Hainover.
In Hameln überfielen vier Bau
arbeiter nach einein Richtfeste einen
Genossen und schlugen so lange auf
Die Thäter sind verhaftet. Die
Herberge in Geestemünde ist abge
brannt, wobei zehn Gäste schwere
richtspräsident Geh. Oberjustizraiy
Dr. Roscher gestorben. Derselbe ge
hörte s. Z. zu den Göttinger Studen
ten, welche trotz des Verbotes den ab
stattet"
Provinz Westfalen.
Maria Hagener» von Lünen, welche
bei dem Landwirth Lübbert in Weth
mar wohnt, wurde von dem Knecht
Adolf Reckmann, dessen Liebesanträge
sie zurückgewiesen, durch einen Schuß
in die Brust schwer verletzt. Der
Familienmörder Muckilmann, der im
Winter 1886 seine Frau und 6 Kin
der um's Leben brachte, war zu Ver
wandten nach Amerika ausgewandert.
Dort scheint es ihm aber nicht sonder
lich gefallen zu haben, denn seit eini
gen Tagen ist er wieder in Marsberg.
Dieser Tage versuchte der Berg
mann H. Meister in Dortmund sich
am Sarge seiner Ehefrau zu erschie
ßen. Schwer verletzt wurde er in'Z
städtische Krankenhaus gebracht.
Das Dienstmädchen des Hausirers
Fromm dortselbst goß Petroleum tn's
Feuer. Das Mädchen selbst, sowie
«in 4jähriges Kind des Dienstherrn
sind den erlittenen Trandwunden be
reits erlegen.
Rhei n-P rovinz.
In «'rschcß sch eli: Unteroffi
zier dtii 1. .1 uvu-i des schleswig
holsteinischen Fi'»irtillerie-Regiments
No. 9 mit einen. Dienstgewehr. Die
Kugel traf mitten ins Herz, der Tod
trat sofort ein. Ein großer Brand
zerstörte ein in der Rudolfstraße zu
Aachen gelegenes Fabrikgebäude, das
die Streichgarnspinnerei U'on Biesing
und Contzen und die Weberei von
Max Heimann enthielt. 16 Verletzte
und 2 Todte wurden gezählt. Eh
ren-Domherr Meisloch in Barmen
hat sein 60jährigeS Priesterjubiläum
gefeiert. In der Ackerstraße zu
Düsseldorf ist ein im Bau begriffenes
Hinterhaus eingestürzt. Fünf Arbei
ter wurden unter den Trümmern be
graben. Zur Rettung der Verschütte
ten wurde die Feuerwehr schnell nach
der Unglücksstelle gerufen. Zwei der
Verschütteten wurden als Leichen auS
den Ruinen hervorgezogen. Der
Gendarmerie - Wachtmeister Knospe
in Koblenz stürzte auf einem Nsnst
ritt mit dem Pferde, brach das Genick
und war sofort todt.
Provinz HeffewN a 112 112 a u.
In Wiesbaden ist der Luftschiffer
Alfred MappeZ , gestorben. Der
Viarrer Dr. Metel von Lichtenau hat
sich in dem Hluz-nblick erschossen, als
- er verhaftet werden sollte. In letz
> die Grippe in einen: solchen Grade auf,
! daß die Aerzte kaum im Stande sind,
alle geforderten Krankenbesuche zu
machen. In mehreren Dörfern der
Umgegend sind die Schulen geschlof
fen. Die Krankheit tritt nicht gefähr
lich auf, der Verlauf ist meistens gut
artig. In der TaunuSanlage zu
Frankfurt hat sich der 26 Jahre alte
Kellner H. Just, der auS dem Weima
sclbst wurde der 30 Jahre alte Gustav
Schuß und ein jüngerer Vrudcr des
ThüterS stürzte, in den Kopf geschos
sen, als Leiche zu Boden. Ein 13jäh-
letzt, daß er nach w«nigin Swnden
ebenfalls starb.
Königreich Sachsen.
Die sich eines Weltrufs erfreuende
760 000. Nähmaschine. —Weiteren 66
Steuerresianien Burgstädtist der
Besuch von Wj.Mchasten untersagt
worden. In Summa weist also
Regmt. Nr. 133 erschossen. Furcht
Der Attentäter ist entflohen. Auf
einem Steinkohlenwerk bei Oelsnitz i.
V. wurde der 26jährige Fördermann
Karl Günzel beim Auswechseln von
Streckenzimmerung durch hereinbre
chendes Gestein an der Wirbelsäule
derartig verletzt, daß er noch am sel
bigen Tage im Otto-Hospital verstarb.
—Niedergebrannt ist in Seiffen die
das Anton Richter'fche Kanzleilehn
aut.
Königreich Bayern.
Der Erbauer des Richard Wagner-
Theaters, der Villa Wahnsried und
aller im Laufe der letzten zwanzig
Jahre in Bayreuth aufgeführten
Monumentalbauten, Baumeister Wül
fel, ist dort gestorben.—Nachdem in
Folge des Vorschuß-Vereins-KrachS
semitischer V>:rein gegründet wurde,
haben sich die israelitischen Handels
leute zusammengithan und beabsichti
g?n, unter Festsetzung einer hohen
Convintionalstrafe, die Haßfurter
barten Altmann, in Aussicht genom
men. —Dienstlnecht Pfanz von Ober
wintin hat sich in der Warnitz er
selten vorkommen. Dies ist in der
Familie desPrivatiers Karl Döhla zu
Wonsees der Fall. Der noch rüstige
Urgroßvater zählt 86 Jahre, die Ur
-43 Jahre, die Mutter 21 Jahr- und
—Als kürzlich der MUllermeister Reg-
Noltingwörth die Leiche des königl.
Försters Hell. Dieser hatte sich nach
Veilngries begeben, welches er Nachts
ca, 20 Meter hohe, steile Felswand
Der ssuhrmann Philipp Farny von
Dürkheim. 32 Jahre alt, würd- zwi
schen Ellerstadt und Fußgönnheim
fahren und von seinem Nferde verletzt,
daß er sofort seinen Geist aufgab.
Königreich Württemberg,
Die Vorbereitungen für die Reno
vation der altehrwiirdigen Stiftskirche
in Stuttgart sind nun in vollem
Gange. Bereits ist das Etagengerüst
mit 11 Etagen und einer Gesammt
höhe von 60 Metern fertiggestellt, da
mit im zeitigen Frühjahr sofort mit
dem Bau begonnen werden kann.
Im Vorort Gablenberg starb Johann
Gottlieb Bertsch, einer der ältesten
Leute der Gemeinde, im Aller von 94
Jahren, Neben seinem Beruf als
Weinaärlner bekleidete er daS Amt deS
Ortsvorstehers 22 Jahre lang (von
1348 bis 1870) und trat dann alt:rS
halber zurück. Bis vor wenigen Jah
r-n konnte er noch seinem Berufe ob
liegen. Aussehen erregt in Ulm das
Plötzliche Verschwinden deS Versiche
leilet worden ist. Wie sich jetzt her
ausstellt, hat N. Wechselreitereien in
großem Umfange betrieben, sich auch
Fälschungen deS Wcchselbetrages in
verschiedenen Fällen zn Schulden kom
men lassen. Die Unterbilanz N'S., der
steckbrieflich verfolgt wird, während
fein bisheriger Buchhalter yerhaftet
wurde, soll 200,000 Mari betragen.
Die Cementfabrik von Wolf <5: Co. in
'.lllniendingcn, deren Inhaber mit N.
in Gcschäitsverbindung stand, ist be
reits gerichtlich geschlossen worden. EZ
werden noch weiter- Folgen des Neu
burger'scheii Konkurs-S befürchtet.
Aor Tagen hat Gutsbesitzer
'.luf dem Ecstütshof Marbach a. L.
Kreisen bekannte und populäre Engel-
Wirth Christian Fezer an einem
Schlaganfall.—Nur der zufällig herr
schenden Windstille ist es zu danken,
daß das in der Stallung der Cellulose
fabrik Simonius zu Wangen i. A.
ausgebrochene Feuer auf den Stall be
schränkt werden konnte. Bei heftige
rem Winde wäre die ganze Stadt in
Gefahr gewesen. 6 werthvolle Pferde
Flammen um.
Großherzogthum Baden.
Der Großherzog hat die Genehmi
gung zur Restaurirung des Mannhei
mer Schlosses ertheilt. Die Kosten
sind aus 797,000 Mk. veranschlagt.
In Bühl und im Bühlerthal mußten
die Schulen wsgen Grippe und Diph
therie geschlossen werden. Redac
teur Julius Mayer «om Mannheimer
Pfalzgau-Echo, welcher letzthin wegen
Beleidigung des Landtsfürsten zu cker
Monaten Gefängniß verurtheilt wor
den war, ist nach der Heidelberger Jr
älteste Bürger von Konstanz, Schrei
nermeister Nep. Klemm, ist im beinah«
vollendeten 99. Lebensjahre gestorben.
Bis kurz vor seinem infolge eines
freute «r sich einer geradezu staunens
werthen körperlichen Rüstigkeit. Er
machte täglich Spaziergänge und trank
allabendlich im Wirthshaus sein
Schüppchen Wein. Neulich Abends
wurde auf den Backsteinsabrikanten
IgnaziliS Baumann aus dem Hinter
neuerdings mit der StraßburgerStra
ßenbahngesellfchast wegen Erbauung
einer Straßenbahn von dort nachWill-
Höhc von 200,000 Mk. gestellt. Da
-20 "Kilometer) be°
lausen.
.Großherzogthum Hessen
Die oberste Medicinalbehörde in
Darmstadt hat aus Anlaß des starken
Auftretens der Influenza in all'n
Ein Drehergesclle aus Kastel hat in
Mainz einen Mordversuch auf seine
Geliebte verübt, die ihm den Laufpaß
gegeben hatte. Das Mädchen ist durch
zwei Schüsse schwer verletzt. Der
Thäter sprang in den Rhein, schwamm
Verfolgern, hat sich aber schließlich der
Polizei gestellt. Die Leiche des vor
mehreren Wochen verschwundenen Che
mikers der Groß Gerauer 'Zuckerfabrik
Dr. Zülzer ist im Rhein bei Gerns
heim gelandet worden. Im Bahn
hof Osthofen der Hessischen Ludwigs
bahn würd« d«r Kassenschrank gestoh
len,» in's Feld gefahren, erbrochen und
eines großen Theiles feines Inhalts
beraubt. Die Diebe waren, mit der
Oertlichkeit sehr vertraut, einer soll
sogar in der Uniform des Bahnver-
Ivalters, die er vorgtfunden hatte, di«
Verladung des Schranke» geleitet ha
ben. In Schloß Rumpenheim ist,
während die Dienerschaft zur Entbin
dung der Prinzessin Friedrich Karl
von Hessen nach Frankfurt berufen
war. ein großer Diebstahl mit Falsch,
schlüsseln ausgeführt wortxn. Ein«
Kassette wurde erbrochen und 14,000
Mk. herausgenommen und ein Koffer
mit Schmuck gestohlen. Bon d«m oder
den Thätern fehlt jed« Spur.
Thüringen.
Infolge Differenzen mit demStadt
rathscollegium reichte der Oberbürger
meister am Ende in Rudolstadt seine
Entlassung ein. Das Ministerium ge>
nehmigte den Rücktritt. Der ehe
inalige Kassirer an der ftädtifchenLeih
anstal' in Gera Emil Gier wurde we
gen Unterschlagung im Amte vom
Schwurgericht zu 7 Jahren Zuchthaus
und 1( Jahren Ehrverlust verurtheilt.
Gier hatte jahrelang Unterschlagungen
zum Schaden der Stadt verübt und
die Bücher gefälscht. Die Gefammt
summe der Unterschlagungen bclief sich
auf rund 22,000 Mk. —Der Geh.
Justizrath Oberlandcsgelichts - Rath
Schwarz in Jena ist gestorben.
Elsaß - Lothringen.
,In Ni-deroruck brannte ein Haus
nieder. Trotz aller Mühe der Ortspo
nzci und der G-ndarmeri- waren zur
Hilfeleistung nicht so viele Leute zu
famm-nzubring-n, um die Dorfspritze
zu bedienen.
Freie Städte.
In Bremen soll ein Technikum er
richtet werden. Die Hamburg-Am:-
ritanische Packetsahrt - Actiengisell
schaft beabsichtigt, nach Eröffnung des
Freihafens von Kopenhagen ihr- 'west
indisch - mexikanische Linie und di-
New Orleans - Fahrten auf Kopenha
gen auszudehnen, ähnlich wie dieses
von der Hamburg-Südamerikanischen
Dampfer - Gesellschaft schon mit Be
zug auf die Brasilien - Fahrten be
schlossen ist. Der Bankier Louis
von Hamburg, der vor
mehreren Monaten nach Veruntreu
ung von 60,000 Mk. entflohen war
und steckbrieflich verfolgt wurde, ist
als Leiche aus der Elbe gezogen wor
den. Unter Mitnahme von einer
und einer halben Million Mark ist der
Spritspeculant Weisser aus Hamburg
verschwunden.
Schweiz.
Die ganz« Kostensumme für den
Anbau des Münsterthurms in Bern
wird 670,000 Franken betragen. Es
Thurmes auch zux Erneuerung der
anderen Theile desMünsters zu schrei
ten. Im letzten Frühjahr fand man
in der Limmat eine Leiche, in der man
den Mechaniker Aeberli von Egg ag
noscirte. Vater und Freunde gaben
ihm das Leichengeleike. Kürzlich nun
kehrte zu Aller Erstaunen d« Todtge
glaubte, der im Auslande gewesen
bei einer Rauferei Rudolf Eichenber
ger von dem Fabrikarbeiter Eduard
Marti von Jngenbohl aus offener
Straße durch Messerstiche lebensge
fährlich verwunde?. Der Thäter konnte
Barbara Frier, im Alter von 79 Jah
ren. Den „letzten Zug" konnte sie nicht
mehr aufhalten Jüngst verunglückte
der 62jährige Mich. Ruft von Walch-
WYI (Zug), indem er zwischen St.
Adrian und Schützenhaus in Folge
eines Fehltritts in den Zugersee stürzte
und ertrank. Die Stadt Schaff-
Haufen, die seit der Pest noch nie eine
mentarschulen einschließlich der vier
ten Klasse wegen Ueberhandnahme der
Diphtheritis geschlossen.
Oesterreich-Ungarn.
Die jüngste Bühne Wiens, das Rai
mund-Theater, ist eröffnet worden.
Der Gynäkologe Professor Schauta an
der Wiener Universität wurde von
einem Theile der Studentenschaft allzu
großer Strenge b«i den Prüfungen be
schuldigt, weshalb in seiner Klinik im
Allgemeinen Krankenhaus derartig
lärmende Demonstrationen gegen ihn
infcenirt wurden, daß eine temporäre
Sistirung der Vorlesungen eintrat.
Der Kaiser hat für die Salinen in
Galizien und in der Bukowina eine
neue der Arbeitslöhne
verfügt, nach welcher eine lOprozenlige
Lohnerhöhung eintritt. Ober-Offi
cial Gustav Groß in Wien hat sich «r
-schossen. In Pottendorf ist eine
dort verschwunden, nachdem er die
Summe von 16,000 Gulden defrau
dirt hat. Als der Bauergutsbesitzer
Leopold Zöchbauer zu Harra» auf der
Treppe ausglitt, entlud sich sein Jagd
gewehr, so daß der Schrotschuß ihn
tödtete. Frau Johanna Berger, eine
alte Dienerin und nunmehrige Pen
sionärin der gräflichen Familie Ai
ch-lburg in Schiltern, feierte ihren
hundertsten Geburtstag. Der pen
sionirte Rittmeister Emil Manschak
starb, 100 Jahre alt, in Schönau.
Die 30jährige Apothekersgattin An
gela Walaschek aus Wischau hat in
Brünn Selbstmord begangen.
Dieser Tage fand in
Marseille die erste Gratis-Vorstellung
im Opernhaus« statt, welche der Ver
trag zwischen dem Stadtrath und dem
Operndirecior monatlich ausbedingt.
Die Väter der Stadt gingen von dem
Glauben aus, ,daß diese Abende zur
Bildung den ärmern Bevölkerung bei
tragen könnten. Die angezeigten
Stücke Le Chalet, Le Sourd und La
Nuit de Walpurgis, Ballett aus Faust,
hatte «ine colossale Menge von Zu
schauern angezogen, so daß schon eine
karten Straßen von wartenden Leuten
gefüllt waren. Welche Schlacht, als
sich die Thore öffneten! Die Letzten
ob der Stadtrath diese Bil
dung des Volkes vorausgeseh«n hatte,
In Toulon ist ein neues
unterseeisches Boot vom Stapel ge
lassen worden, das in seinen Maß
vcrhältnissen ftine Vorgänger weit
stet 720 Pserdekräfte. Der Grund
gedanke. auf dem die Wirkungsw-ise
des Triebw-rles beruht, ist dem
Whiiehead - Torpedo elitlehnt. DaS
in Thätigkeit setzt, wenn das Boot
im Gange ist: sobald die Maschine zu
arbeiten aufhört, geht das Fahrzeug
wieder auf die Oberfläche. Di:
'Triebkraft wird durch elektrisch: Ac
cumulaloren erzeugt, di- den großen
Vortheil haben, daß sie das Gewicht
des Fahrzeuges immer gleich erhalten,
waS für ein Boot dieser Art eine
keiner anderen .I:af!gr,:2- zu errei
chen wäre.
In diesen Tagen der
Spielerprocesse dürfte folgende Erin
nerung nicht ohne Interesse sein:
Kaiser Wilhelm der Erste mochte ho
hes Spiel nicht leiden, gleichwohl
den jetzigen Kaiser, in Schutz ge
nommen. Die Officiere des Garde-
Husaren - Regiments, dessen Oberst
Vrinz Wilhelm war, hatten im Spiel
solche Verluste, daß der Prinz endlich
beschloß, solchen Verheerungen ein
Ende zu machen, und seinen Officie
hclm zu sich kommen und ersuchte ihn,
das Verbot zurückzunehmen. Aber
der Prinz blieb standhaft und sagte:
Fraa-: Bin ich noch Oberst des Re
ten mir Majestät, daß ich mcinen Be
fehl aufrecht erhalte oder daß ich
meine Stelle hiermit in Ihre Hand
zurücklege." Dem Kaiser gefiel das
entschlossene Wort und er besänftigte
den Prinzen rasch, indem er sagte:
.O. davon kann keine Rede sein, einen
so guten Oberst finde ich ja nicht wie
der." Und es blieb beim Spielver
bot. Als Prinz R. um Bescheid zum
Kaiser kam, sagte dieser: .Thut mir
leid, ich habe alles versucht, aber der
Oberst will durchaus nicht." Die
Anekdote ist wohl für beide Theile
charakteristisch.
EineverruchteThat hatte
vor einigenTagen in Arnsgrün, Thü
ringen, eine Gerichtsdeputation zu con
statiren. Der 11jährige Schulknabe
Buschner dort hat seiner Großmutter
mit einem Ochsenziemner 7 bis 8
Schläge so unmenschlich auf den Kopf
versetzt, daß vier bis auf die Hirn-
Gebirnentzündung herbeiführten, an
welcher die Bedauernswerthe nach acht
tägigen entsetzlichen Qualen verstarb.
Das Gehirn war, wie die Sektion er
gab, vollständig vereitert; auch das Na»
senbein ganz gebrochen. Die Verstor
bene hat auch schon vorher wiederholt
ter einmal «ine Kette um das Bein ge
schlungen und sie dann so lange ge
schlagen, bis sie über einen Steinhau
fen fiel. Die 70 Jahre alte Frau war
in der letzten Zeit vielleicht in Folge
solcher Mißhandlung geistes
schwach.
Wie in vielen anderen
deutschen Städten, besteht auch in
Dortmund, Westfalen, die Bahnhofs
fp-rre, kein gewöhnlicher Sterblicher
darf den Bahnhof ohne Karte betreten
bezw. verlassen. Ein dortiger Refer
veofficier wurde von den Beamten am
Ausgange angehalten, weil seine Fahr
karte die Rückfahrt war geschehen
nur einmal „geknipst" war. Er
wurde zum Stationsbeamten geführt,
um sich zu verantworten, wie es gekom
men sei, daß das Billet nicht ordnungs>
mäßig zwei Löcher trage. Der Betreff
sende war hierüber sehr ärgerlich, er
behielt sogar den Hut auf dem Kopfe,
was wieder den Stationsbeamten der
art ärgerte, daß er dem Herrn den
Hut abnahm. Nun wurde der Reser
veossicier noch erregter; er theilte mit,
er sei Reserveofficier und brauch« sich
eine solche Behandlung nicht gefallen
zu lassen. Der Stationsbeamte, ein
ehemaliger Marineofficier, entgegnet«,
er habe schon früher das Portepee ge
tragen, als jener. Das Ende vom
Liede war, daß der Reserveofficier zu
nächst sechs Mark erlegen muhte, da
seine Fahrkarte nicht in Ordnung
war. Am folgenden Tage sandte der
Reserveofficier dem Stationsbeamten
eine Herausforderung. Der Stations
beamte lehnte es jedoch ab, sich zu
schlagen, da er nur in amtlicher Eigen
schaft gehandelt habe.
— Bei der Errichtung des
Mansion House in London (1753),
das dem jeweiligen Lordmayor als
Amtswohnung dient, wurden an
Gold-, Silber- und anderen Geschir
ren für 11,531 Pfund Sterling an
geschafft und von jedem Lordmayor
wird für ungefähr 600 Pfund Ster
ling hinzugefügt. Ueberhaupt belau
j sen sich die Kosten eines Londoner
Lordmayors auf unglaubliche Sum
> men. DaS Essen, welches der jetzige
' Lordmayor bei seinem Antritte gab,
kam auf MOV Pfund Sterling zu ste
hen. also 516,(XX), wovon er selbst die
> Hälfte trug, während die andere
> Hälfte von den beiden Sberiffs be
-5 satten wurde. Das Gehalt für
zwölf Monate beträgt 10,000 Pfund
Sterling. Man nimmt an, daß diese
Summe unqesähr der Hälfte der Un
— Die Nachricht von cin.-r
prinzlichen Plcitc enthält die folgende
vom k. Amtsgericht zu Wächtersbach
im deutschen „Reichsanzeiger" erlas-
Vermögen Seiner Durchlaucht des
Prinzen Maximilian zu Dsenburg
und Büdingen in Wächtcrsbach, we
vertrcten durch feinen Vormund, Seine
Durchlaucht den Fürsten Ferdinand
Maximilian zu Isenburg und Büdin
gen in Wächtersback. ist am 27. No
vember 189,3 der Konkurs eröffnet.
Konkurs - Verwalter Rechtsanwalt
,?raus in fvnaL. Offener Arrest mit
Anzeigexslicht bis zun, Iv. Januar
, 1894.
In Holland ist bereits
seit Jahren daS Apoth«k«rgewerbe den
Frauen zugänglich gemacht. Die
Frauen dürfen zwar nicht selbstständig
eine Apotheke errichten oder leiten,
wohl aber können sie darin als Gehil
finnen beschäftigt werden. Hierfür
müssen sie vor der Staatsbehörde eine
Prüfung ablegen, welche ein zweijäh
riges theoretisches und praktisches
Studium voraussetzt. Die Gehalts
verhiiltnisse richten sich danach, ob die
Mädchen mit in der Apotheke wohn-n
oder nicht; in letzterem Falle erhal
ten sie 600 bis 600 Fl. jährlich.
Häufig sind auch Stellungen auf dem
Lande bei Landärzten, die gleichzeitig
neben ihrem ärztlichen Berufe eine
Apotheke führen. Die Mädchen erhal
ten hier außer freier Station 100 bis
300 Fl. das Jahr. Nicht selten wird
diese Stelle auch von der Ehefrau des
Arztes ausgefüllt.
Der junge Graf Fosca
rini, ein Abkömmling der berühmten
Gleichnamigen Dogenfamilie, d?l>?n
schöne Frau kürzlich von einem Officier
entführt war, wohnte dieser Tage im
Stadttheater zu Rom dem seinem
Schicksale verwandte Züge aufiveifen
den Schauspiele „Bernardinis Fami
lientragödie" bei. Der Graf wurde,
von dem Stücke so ergriffe«, daß er
das Theater verließ und sich erschoß,
Die Pforte hat beschlossen,
Frauen, welche die nöthige Qualifi
kation besitzen, die Ausübung d:r
ärztlichen Praxis zu gestatten. Die
fer Beschluß ist zum großen Theil
den Bemühungen des amerikanischen
Fraue«bewegung große Fortschritte.
Dort erscheint jetzt eine Zeitung, die
der Frauenfrage gewidmet ist. DaS
Blatt hat den Titel „El Fatat" (die
junge ?srau) und wird von einer fyri
fchen Dame Frl. Hind Nonfal
in Tripolis redigirt. Sämmtli^:
I m Greife » afyl zu W'!
ring ist der schneidige Prälat Seba
stian Brunner im Alter von 79 Jah-
Ansehen. Sarkasinus und Witz
zeichneten seine zahlreichen Schriften
aus und alles vormärzlich Gesinnte
hatte an ihm seine Fre»de. Na
mentlich seine „Nebeljungen" (Nibe
lungen) fanden größeren Beifall.
M. G. Saphir benrtheilte sie sehr
als Bruder in Apoll begrüßte, We
icsinnt. Graf Sedlnitzly ließ densel
.inmal wurde ihm gar angedroht, daß
as erzbischösliche Ordinariat um'
eine Entfernung aus Wien ersuch!'
z-rden würde. Um so wärmer'
""reunde hatte aber Brunner im
ketternich'fchen Hause. Als daS'
--hr 1848 kam, wandte sich Brun
ner ganz der Journalistik zu. Er
gründete die „Wiener Kirchenzei
tung". welche er viele Jahre mit Ta
lent und Geschick redigirte. Erzbi
schof Vinzenz Eduard Milde, der
ners journalistische Thätigkeit sehr
ungnädig; Vrunner blieb Cooperator
und schon früher wurden ihm bei Er
langung der Würde eines DociorS
der Theologie große Schwierigkeiten
g-macht.v Erst unter Kardinal Rau
scher besserten sich seine Verhältnisse
Einige Jahre bekleidete er daS Am
eines Universitätspredig«rs in Wie»
und später wurde er zum infulirte,:
Prälaten ernannt. Brunner schrieb
zahllose Schriften, auch historische
Werke über Kaiser Joses und seinen
geistlichen Hosstaat, über die Klöster
und Stifte in Oesterreich. In den
,:tzten Jahren beschäftigte er sich mit
Verlen über deutsche Literatur und
Klassiker. Brunner lebte zuletzt in
sehr bescheidenen, fast ärmlichen Ver
'"ltnissen. Er sagte selbst einmal,
seine Bücher hätten ihm nicht viel
mehr als Brot, Salz, Wassersuppe
und Kaffee eingebracht, die Verlags
buchhändler wollten zwar sehr viel
Geld verdienen, zahlten aber nicht
gerne Honorare.
cher internationaler Gauner ist nach
einer umfangreichen Voruntersuchung
und mehrtägige» Verhandlungen vom
Dresdener Landgericht zu vier Jahren
drei Monaten Gefängniß und fünf
Jahren Ehrverlust verurtheilt worden.
ES handelt sich um d:n Allcrwelts
schwindler und Hochstapler Gompertz,
der in Paris al? Sohn eines ehrsamen
Handschuhmachers geboren wurde. In
London, Paris, P.'inZb'irs!, Töplitz,
der junge GomperH als „Graf Gom
pertz de Guildharoe" aus, bezeichnete
sich als Diplomat und Literat, der mit
einem Großfürsten von Rußland Be
ziehungen unierhalte, in Rußland
große Güter und inPetersburg ein Pa
lais b-sitze. Die Schwindeleien dieses
gefährlichen Gauncrs sind zahlreich,
S-in dreistcst-r Streich wur, daß er
einer russischenPelzhändlerswittwc, die
cr ans der Reise kennen lcrnte und
die seine Geliebte wurde, ein« in Span
dau belegene Villa im Werth von 80,-
000 M. abschwindelte. In Dresden
lebte er als „<Lraf" großartig aus
Pump, bis ihm der Boden zu l)eiß
würd-. Er brannt: dann nach Bor
deaux durch, verfolgt von der inzwi
schen ernüchterten russischen Wittwe,
von der die Hilfe französischer Ge
richte gegen Gompertz vergeblich ange
kehrte d«r Talmi-Aristokrat nach Dres
den zurück, üin dl: Sp":dsuer Villa
zu vermöbeln, wurde jedoch sofort
eingesteckt und schließlich verurtheilt. 7