Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 22, 1893, Page 2, Image 2

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    2 Russische Hofnarren.
Die Kaiserin Anna von Rußland
hatte sechs Hofnarren, Namens La
Costa, Pcdrillo, Knäs Galizin, Knäs
Wolchonski, Fürst Apraxin und Graf
Balakref. Die Namen der vier letzten
zeigen an, daß sie aus den ältesten Fa
milien des russischen Adels gewählt
waren. WvlchonSky war der Schwa
ger des Grasen und damaligen Groß-
ReichSkanzlers von Bestufch-f; sein
Amt bestand dsrin, das Windspiel der
Kaiserin zu besorgen und abzurichten.
Die Art uxd Weise, wie die Hofnar
ren zur Belustigung der Kaiserin die
nen mußten, war höchst seltsam. Man
stillte sie bisweilen aneinander dicht
an die Wand; Einer von ihnen mußte
dann den Uebrigen einen Stoß geben,
daß sie Alle zu Boden fielen, wo sie
einen Kampf begann:», sich bei den
Haaren ergriffen un°d sich blutig prü
gelten. Die Kaiserin und der ganze
Hof schütteten sich bei diesem Schau
spiel auS vor Lachen. Graf Balakref,
der diese Sfüße nicht liebte, wollte sich
eines Tages nicht zu Boden werfen
lassen, inoem er für einen Augenblick
vergaß, daß eine Kaiserin von Ruß
land nicht gelernt hat, Entschuldigun
gen anzunehmen. Der unglückliche
junge Mann bekam die Knute, an de
ren Folgen er starb. La Costa war
ein portugiesischer Aude, der schon
unter Peter dem Großen gedient und
von diesem d«n Titel eines Königs der
Samojeden erhalten hatte. — Pedrillo,
ein geborener Danziger, war nach Pe
tersburg gegangen, um als Biolin
spieler in der dortigen Hofkapelle sein
Heil zu versuchen. Es mißglückte, und
da er Talent zur Possenrttßerei ver
spürte, ging er zu dieser übe: und er
that sehr wohl daran, denn er erwarb
sich innerhalb zehn Jahre 'ein Vermö
gen von 4(>,s>l)o Silber-Rubeln, und
war dann klug genug, Rußland zu
verlassen und nach Danzig zurückzu
kehren, wo sein Sohn später ein be
deutendes Handlungshaus gründete.
Um Pedrillo und La Costa vor den
übrigen Hofnarren auszuzeichnen, stif
tete die Kaiserin zu Gunsten derselben
«inen Orden, den sie den Orden von
St. V-ncv-tto nannte. Es war das
Kreuz des heiligen Alexander im Klei
nen, welches sie an einem rothen Band
im Knopfloch trugen. Galizin, ob
gleich ein Mann aus den ersten Fami
lien des Reichs, wurde gezwungen,
Hofnarr zu werden, zur Strafe, daß
er auf seinen Reisen im Auslande die
katholische Religion angenommen
hatte. Zugleich machte man ihn zum
Hofpagen, obwohl er damals schon
über 40 Jahre alt war und einen
Sohn 'hatte, der in der Armee als
Lieutenant dient«. Seine erste Ge
mahlin war gestorben und die Kaise
rin sagte ihm, es würde gut sein,
wenn er sich wieder vermählte, sie
ivüroe mit Vergnügen die Kosten der
Hochzeit übernehmen. Mlizin nahm
den Vorschlag an, und nachdem er sich
ein ganz gewöhnliches Mädchen aus
gesucht hatte, forderte er die Kaise
rin auf, ihr Versprechen zu halten.
Die Kaiserin, die sich einen Spaß ma
chen, aber auch zugleich einen Beweis
von ihrer Macht geben wollte, indem
sie die groß- Anzahl der von ihr be
herrschten Völkerschaften vorführte,
ließ den Statthaltern in allen Provin
zen befehlen, etliche männliche und
weibliche Personen von dort nach St.
Petersburg zu schicken. Hier wurden
sie auf Kosten derselben Alle in ihre
verschiedenen Landestrachten gekleidet,
und dem Kabinetsminister von Wa
linsk! der Auftrag gegeben, alle Ver
anstaltungen zu diesem närrischen Fest
zu treffen. Man wählte den Winter
des Jahres 1746 zu dieser Feier. Die
Kaiserin hatte, um eine ganz unge
wöhnliche Sache ausführen zu lassen,
ein Eishaus errichten lassen, welches
aus zwei Zimmern bestand, in welchen
Alles von Eis war. Vor demselben
aus Venen mehrmals geschossen wurde,
ohne daß sie platzten. Am Tage des
F«st«s selbst versammelten sich alle
Gäste im Palaste des Ministers von
dem kaiserlichen Palast« vorbei durch
die Hauptstraßen der Stadt. Die Ge
sellschaft war sehr zahlreich; sie be
stand aus mehr als dreihundert Per
sonen, Das Brautpaar, in einen gro
ßen Käfig gesperrt, befand sich hoch
auf einem Elephanten und eröffnete
den Zug, während die Gäste paarweise
in Schlitten saßen, die von allerlei
Thieren, als R«nnthieren, Hunden,
zogen wurden. Nackoem der Hug
vorgeschriebener Weise seinen Umgang
gehalten hatte, begab er sich in 'a:e
wurde mit d-n Leihgerichten ihrer
Hsimath bewirthet. Nach dem Balle
wurden die Neuvermählten in das
sehr kaltes brachte; vor die
den alten Bezirksarzt? Kleinstädte,
rin: Nein. Großstädterin: Na höre,
b«i Euch kann Einem die Lust vergehen,
krank zu sein!
Das kleinere Uebel.
Mann: „Der Junge macht mich noch
rasend mit seinem Geschrei!" Frau:
„Ich werde ihm was vorsingen!"
Mann: „Um des Himmelswillen
»ein! Da laß ihn lieber schreien!"
»»Ten mSckit' ick, ,nm Papa!"
Fredi war zu Besuch bei seinem
Freunde Willi, Sie hatten sehr ver
«leganten, völlig naturgetreuen Pferde,
bahnwagen besaß dann spielten sie
Soldat mit einem Kochlöffel und e>-
scuszte Fredi weinerlich.
„Habt Ihr keinen solchen gläsernen
Kronleuchter?" frug Willi.
„O ja genau solchen aber «Z
Willi wunderte sich sehr. Alle Kin
riß die Augen groß auf. „Kommt er
wieder?" „Ich weiß nicht", versetzte
Fredi bedrückt.
Sehr nachdenklich kam der kleine
Knabe nach Hause. Mama hatte Be
such. Sie war eine sehr schöne
nicht. Es war ein Mann mit blassem
freundlichem Gesicht, langen Haaren
und schönen blauen Augen. Fredi
der?"
Ihr schönes Gesicht verfinsterte sich.
„Du hast keinen Papa Du
brauchst auch keinen, Du hast mich!" —
„Aber Louise sagte doch, er wäre in
Amerika."
„Dein Papa hatte Dich und mich
nicht lieb er ging fort und kommt
niemals wieder. Du hast keinen Pa
pa."
„Du wirst noch einen bekommen, ei
nen anderen," sagte der junge Mann
am Klavier.
„O nein," rief die schöne Frau ent
schieden, „ich verheirat!,«' mich nicht
wieder! Ich habe genug an der ei
nen Verheirathung. Damals würd«
ich verlassen, weil ich kein Engagement
hatte und jetzt...
»Jetzt glauben Sie daß man nur
wegen Ihres glänzenden Engage
ments um Sie werben würde", sagte
der junge Mann bitter. „Jedenfalls
darf dann Keiner um Sie werben, der
nicht ebenso glänzend gestellt ist, wie
Sie."
„Ich müßte denn überzeugende Be
weise von der Festigkeit seiner Neigung
haben," versetzte sie zögernd.
Fredi fand das Gespräch sehr lang»
weilig und machte sich davon. Aber
er hatte sich die Worte des fremden
Herr» gemerkt er konnte noch einen
anderen Papa bekommen. Er wollte
gern einen haben, wie die anderen Kin
der. Ob man sich einen Papa zum
Geburtstag wünschen konnte? Ed
frug Louise.
Diese aber sagte: „Nein!" und da si»
sich eben mit der Köchin gezankt hatte,
setzte sie sogar hinzu: „das ist dummes
Zeug."
Nur noch einmal, als er sah, wie
Willi's Papa seinen kleinen Sohn auf
dem Knie reiten ließ, hatte er zu Ma
ma gesagt: „Ach, ich möchte auch ei
ne» Papa." Sie aber beharrte: „Du
brauchst keinen!"
Der junge Mann mit den langen
Haaren war nicht wiedergekommen.
.lber der Herr <Araf knin
wieder,obgleich er oft warten oder ganz
und gar fortgehen mugte, wenn Mama
keine Lust hatte, ihn zu empfangen.
Da er eines Tages eben wieder war
tete, sagt« Fredi: „Ach, heb« mich doch
einmal hinauf zuni Kronleuchter, On
kel!"
Der „Onkel" aber sagte ärgerlich:
„Laß' mich in Ruh!"
„Da will ich Dich auch nicht zum
Papa," rief Fredi. Der Herr Graf
machte ein recht bestürztes Gesicht.
An den Herrn Lieutenant, der sich
auch öfter bei Mama einstellte rich
tete Fredi dieselbe Bitte: „Ach.
heb' mich doch einmal hinauf zum
Kronleuchter!" Der Herr Lieutenant
that es wohl aber ganz flüchtig und
gleichgiltig, so daß Fredi gar nicht an
den Krystallen klimpern konnte.
„So war's nicht« recht," absetzte
der kleine Knabe, „aus solchem Papa
mache ich mir auch nichts!" „Na.
nu", meinte der Lieutenant etwas be
treten.
Inzwischen war schönes Frühlings
wetkr gekommen und Frau
löstliche Fahrt und Fredi vergaß sei
' »en großen Kumme», daß er noch im>
mer keinen Papa hatte. Sie hielten
! draußen in einem Wirthshause mit
großem Biergarten, wo schon mehrere
Familien mit Kindern sich eingestellt
! hatten. Obgleich Fredi allerlei hllb-
sehe und theure Spielsachen mitgenom
eine sehr primitive Schaukel, die aus
einem kleinen Bretlchen an zwei Strik
ten bestand, welche zwischen zwei Pf--
färbte sich,
sieht man Sie!"
ernst.
weinst Du so, Fredichen?"
Fredi.
Mama wurde dunkelroth, während
der Kleine fortfuhr: „Ich möchte so
gerne schaukeln und dazu braucht man
einen Papa. Die Jungen dort haben
einen!"
„Wenn Mama erlaubt, so werde ich
Dich schaukeln!"
„Das Kind ist noch zu klein und zu
ungeschickt, Herr Jmmermann, das
Schaukelbrett hat keine Lehne," wehrte
Frau Alborg ab. „Fredi wird herun
terstürzen."
„Ich steige mit ihm hinauf, und halte
ihn," sagte der junge Musiker und
schon hatte er Fredi auf dem Arme.
Er setzte das Kind auf das Brettchen
und stellte sich hinter dasselbe, so daß
Fredi sich an ihn lehnte, während er
die Schaukel in Bewegung setzte. Die
schöne Frau sah lächelnd zu. Fredi,
jauchzte vor Vergnügen, begann aber
Kapriolen vor, Vergnügen zu machen
»nd kam aus dem Gleichgewicht. Der
junge Mann ließ auf der einen Seile
den Strick los und faßte mit der frei
gewordenen Hand nach dem Kinde, um
es vor dem Fallen zu bewahren.
Di« Schaukel gerieth dadurch in eine
seitliche, unregelmäßige Bewegung
Jmmermann stieß einen Schrei aus
er selbst verlor den Halt und der ein:
Arm, an dem er hing, verrenkte
und verdrehte sich furchtbar. Aber
übermenschlicher Kraft hielt er das
Kind mit dem anderen Arm fest, bis
die todtbleiche Mutter dasselbe erfaßt
hatte. Dann sank der Vice-Papa
Fredi's ohnmächtig von der Schaukel
herab.
Er hatte sich den Arm verrenkt und
infolge des heftigen Schmerzes das
Bewußtsein verloren.
Alles eilte herbei, um dem Verun
glückten zu helfen. In der Droschke,
welche auf Frau Alborg wartete,wurde
er fortgebracht. Frau Alborg schien
selbst einer Ohnmacht nahe. Sie
raffte sich jedoch zusammen und ging
mit ihrem Söhnchen zu Fuß bis zur
nächsten Bahnstation.
Fredi war sehr bestürzt. Nun hatt,
der gute Herr Jmmermann mit ihm
gespielt, als wäre er ein wirklicher
Papa und mußte auch gleich von der
Schaulel herunterfallen!
In den nächsten Wochen frug Fredi
auch immer: „Ist Herr Jmmermann
schon wieder gesund?" „Nein, mein
Kind, sein Arm ist noch immer
schlimm!"
„Wird Herr Jmmermann, wenn er
gesund sein wird, wieder zu uns kom
men?"
„Ich glaube ja, mein Kind, we
nigstens hat er es mir geschrieben."
Und gedankenvoll blickte sie auf ein
weißes Blatt, das sie stets bei sich
trug.
„.Herr Jmmermann schreibt aber ko
misch," bemerkte der Kleine.
„Er schreibt mit der linken Hand,
weil die rechte krank ist; mit der linken
Hand kann man nur „komisch" schrei
ben."
Es dauerte so lange, bis Herr Jm
mermann wiederkam,daßFredi ihm bei
nahe vergaß. Der Herr Graf und der
Lieutenant waren längst weggeblieben.
Fredi hatte einmal den Wunsch ausge
drückt, Willi's Papa ebenfalls als
Papa zu bekommen aber man hatte
ihm bedeutet, daß dies nicht anginge.
Jener Papa gehörte nun einmal dem
Willi. Und so hatte Fredi vorläufig
seine Bestrebungen, einen Papa zu fin
den, aufgegeben. Die Krystalle an
dem Kronleuchter waren für ihn noch
immer das gelobte Land, in welches er
nur von ferne blicken durfte.
Endlich endlich, kam Herr Jm-
Er war blaß, ein wenig verlegen,
als hätte er ein Unrecht begangen.
Frau Alborg trat ihm mit feuchten Au
gen entgegen.
„Sie haben die Sache viel zu ernst
genommen, gnädige Frau," sagte er,
„mein Arm ist wieder ganz gut."
„Wirklich? Sie sehen aber so
blaß aus!"
„Des ist ein bloßer Zufall," und
um zu beweisen, wie völlig gesund
sein Arm sei, hob er Fredi in di.
Höhe.
„O bitte an den Kronleuchter," rief
Und der junge Musiker hielt das
jubelnde Kind an den Kronleuchter
so lange Mama es vur zugab.
Fredi's heißester Wunsch war er
füllt. Mit strahlender Miene faßte er
ich zum Papa!"
In der folgenden Saison trat die
beliebte Primadonna als Frau Alborg>
Jmmermann auf und die Oper ihres
Gatten wurde für die zweite Hälfte der
Saison zur Aufführung vorbereitet.
Fredi hatte nun einen Papa, der ihn
an den Kronleuchter hob, auf den
Knieen schaukelte und der auch sonst
sehr hübsch mit ihm spielte.
Fredi war sehr zufrieden mit sei
nem Papa und es war alle Aussicht
vorhanden, daß dies schöne Verhält
niß ein dauerndes und gegenseitiges
werden würde ja, daß endlich auch
der neueste Herzenswunsch Fredi's, ne
ben diesem großen noch einen kleinen
Spielgenossen im Hause zu haben, in
nicht allzu ferner Zeit in Erfüllung ge
hen würde....
TaS ErrStftcn.
Ueber die Entstehung des Errö
thens giebt Professor I. Henke fol
gende Erklärung: Die Jtenfität der
Farbe einer jeden Stelle der Körper
oberfläche ist bedingt durch zwei Fak
toren, durch die Menge des auf einen
gewissen Raum ausgebreiteten Farb
stoffs, d» h. des Blutes, und durch die
Mächtigkeit der Decke, insonderheit
der Epidermis. Wegen der von der
äußern gegen die innere Oberfläche
abnehmenden Mächtigkeit der Epider
mis erscheint der Lippenrand roth
und noch röther die innere Oberfläche
der Lippen und der ganzen Mund
höhle. Aus Schwankungen der Ge
sammtmenge des Blutes erklärt sich
der Gegensatz der blühenden Gesichts
farbe gegen die Blässe bleichsüchtiger
und durch Krankheit erschöpfter Per
sonen. Wenn nun in dem Moment,
da ein Mensch sich schämt oder lügt,
weder die Oberhaut sich lokal verdün
nahme einer örtlichen Anhäufung des
Blutes übrig. In welchen Theilen
des Gefäßsystems findet diese Anhäu
fung statt? Das Herz treibt durch
sein Zusammenziehen das Blut in
die Pulsadern (Arterien), zunächst
in einen Stamm, der Aeste abgiebt,
plötzlichen Erweiterung der kleinsten
arteriellen und der Kapillargefäße der
Haut her.
Gibt es der Kammern zwei
Das wußte ich längst doch nimmer,
Weshalb es also sei.
Jetzt hab' ich's endlich erfahren:
Das rechte Herzkämmerlein
Gute Freundinnen. Frau
A.: Nun ineine Liebe, wie geht es Ih
nen? Frau B.: O, ich dank«, ganz
den? Frau A.: Durch Ihren Hut,
ren!
Eingebildet. Dame: Den
ken Sie sich, Herr Lieutenant, ich habe
heute die ganze Nacht im Traum ge
weint. Lieutenant: Sollten Fräu
lein vielleicht von mir geträumt ha
be»?l
„Alte Frau««."
Der Franzose Tissot hat einmal die
Frage, warum es mehr alte Frauen
als Männer gebe, i» wenig galanter
Weise mit der größeren Zungenfertig
keit des weiblichen Geschlechtes beant
wortet und allen Ernstes behauptet,
daß das viele Sprechen der Evastöchter
als eine gesunde Leibesübung b:trachtet
werden müsse, welche die Cirkulation
des Blutes befördere, ohn« doch die
all' den Sorgen und Leidenschaften, den
Arbeiten und Aufregungen jeder Art,
welche die Lebensdauer des m»nnlich-:n
ll)0. Lebensjahre soll sich diese „alte
wie Pergament aus den Knochen."
Dieses soll nach Professor Büchner der
äußerste, seit Jahrhunderten in Frank
keit sein. Eine Frau März Prescott
aus der englischen Grafschaft Sussex,
die nur 103 Jahre alt wurde, ist dc-
Professor Büchner Folgendes mit
theilt. Sie war 1767 zu Hamburg
geboren und verbrachte ihre Jugend
lor. Seit 183 t) war ihr der Tabak
ziemlichen Rüstigkeit und starb, ohne
eigentlich krank gewesen zu sein. Ihre
Stimme war wohlklingend und ihre
Schönheit in einzelnen Fällen sehr
langkbig sein soll. Als das eklatan
teste Beispiel dieser Art führt Profes
sor Büchner jene berühmte Paula de
Vignieer aus Toulouse, eine Zeitgenos
sin Petrarcas an, welche eine der
schönsten Frauen gewesen sein soll, die
jemals existirt haben. „Wenn sie sich
auf der Straße zeigte, war sie stets
von einem Schwärm Neugieriger um
ment auferlegtt, sie dürfe sich nur mehr
verschleiert aus die Straße begeben.
Aber diese Bestimmung erregte das
Mißfallen der Bevölkerung in so ho
hem Grade, daß ihr aufgetragen wer
den mußte, sich zweimal in der Woche
unverschleiert am Fenster zu zeigen.
Auch soll sie ihre Schönheit und gra
zienhaste Gestalt bis in ihr achtzigstes
Lebensjahr behalten haben." Noch
ration oder Verjüngung, welcher bej
nicht wenigen alten Frauen unzweifel
haft beobachtet worden ist, indem bei
ihnen zu einer Zeit, wo andere Men
schen zu leben aufhören, neue Zähne
und neue Haare hervorkommen, die
Runzeln aus dem Gesichte verschwin
den, Gesicht und Gehör wieder schärfer
Mirabeau, welche im 86. Lebensjahre
starb, nachdem die jugendliche Fülle
und Frische wiedergekehrt waren;
ferner einer Nonne, Namens Marga
rethe Verdur, bei welcher im 66. Le
bensjahre die Runzeln verschwanden,
die fehlende Sehkraft wiederkehrte,
neue Zähne hervorbrachen, und welche
zehn Jahre später, wie ein junges
Mädchen aussehend, starb. Die Pa
riser Zeitung „La Justice" berichtete
am 14. März 1880 Folgendes: So
eben starb in Tils am Schlagfluß eine
Frau von 103 Jahren, elf Monaten
und zwölf Tagen Namens Marga
rethe Laulhe. Sie hat bis zum letz
ten Augenblick ihre vollen geistigen
Fähigkeiten behallten und NienPndl
konnte ihr ihr hohes Alter ansehen.
Das Gesicht hatte kein» Runzeln und
sie las ohne Brille. Vor sechs Jahren
bekam sie einen neuen, prachtvollen
Ein weiteres Beispiel weiblicher
Langlebigkeit liefert die Soldat««-
wittwe Irene Rudakoff, welche Zei
tungsnachrichten zufolge in Odessa in
1878 in Wien iu einem Alter von 111
Jahren, sechs Monaten und fünf Ta
gen starb. Als die Kaiserin der Ma
trone, die in den Jahren 1873 und
1874 zur Fußwaschung zugelassen
wurde, nach beendigter Feierlichkeit
das weiße Lederbeutelchen mit den
Kaiserin!" Im Jahre 1873 besuchte
die „alte Frau" die Weltausstellung
im Prater und wurde nicht müde, die
„ältesten Frau von Wien", der am 20.
Februar 1889 in einem Aller von 116
Zeitungen der letzten Jahre regelmä
ßige Berichte brachten. Fünf Jahre
vor dem Tode Maria Theresias gebo
schen Herrschern gewesen. Im
1886 berichteten die Zeitungen, daß
die 111 jährige Greisin in einer mert«
statter bemerkt, „nicht ohne Schauer
die Spuren des Jahrhunderts."
Diese paar Beispiele „alter Frauen"
illustrircn recht deutlich die durch ein
llberaus große Meng« statistischer Nach
weise festgestellte Thatsache, daß das
Geschlecht im Allgemeinen
viel c,!tcr wird, als das männliche.
Dieses gilt nach den Aussiihrungcr
Professor Büchners namentlich für die
Altersklassen von achtzig bis zu hun
dert Jahren und etwas darüber, wäh
rend in noch höheren Altersstufen die
Zahl der „alten Männer" diejenige
der alten Frium etwas übertrifft.
In den Tabellen der Volkszählungs
tommissionen haben die alten Frauen
ein bedeutendes Uebergewicht und
macht nur die Altersstufe vom 26. bis
zum 4V. Lebensjahre von dieser Regel
eine Ausnahme, indem auf dieser
Stufe die Sterblichkeit der Frauen so
gar größer ist, als diejenige der Män
ner, während vom 4(1. bis zum 46.
Lebensjahre ein annäherndes Gleich
gewicht eintritt und von da an erst die
Ueberzahl d«r allen Frauen beginnt.
Ein Traum.
In «iner Gesellschaft wurde «inst
viel von wunderbaren Vorkommnissen,
beschäftigen.
Auch der Hausarzt war dort zuge»
gen, der osficiell die Rolle «nes Skep
tikers spielte; gegen Schluß der Unter-
Haltung nun wandte sich eine von den
Damen an ihn mit der Frag«: ob ihn,
auch schon im Leben «twas vorgekom»
könnte?
Engländerin verliebt, die ein gesticktes
Fischschuppenkostüm als Badeanzug
hatt«. Die Miß war äußerst origi
nell, voll phantastischer Einfälle. Ein
mal hielt sie mich und ihre anderen
ich nach Hause getommen und beim
Lesen eines Brieses, den ich auf mei
nem Schreibtisch gefunden, im Lehn
stuhl eingeschlafen. Kalim war ich
eingeschlummert, schien es mir, daß ich
in irgend einer großen Stadt aus et»
nem mir unbekannten Hciuse hinaus-
Thore sehe. Ich will zur näheren Er
läuterung, für die Unfreisten, hinzu
fügen, daß man im Anlande die
Leute nicht auf so einer Art Pyramide
oder Trauergerüst, wie bei uns, hin
ausfährt. Die dortigen Leichenwagen
haben die Gestalt einer länglichen, an
den Seiten vergasten Karosse, hinten
mit einer kleinen Thür versehen, durch
die der Sarg in's Innere hineinge
schoben wird. Solch' einen Leichen»
wagen eben erblickte ich im Traume.
Doch damit ist nicht Alles gesagt. An
dem Leichenwagen stand ein junger,
etwa fünfzehnjähriger Bursche, in ei
nem schwarzen, kurzen Rock mit
schmalem Besatz und einer Reihe von
kleinen Metallknöpfen längs der Ver
brämung. Bei meinem Anblick öffnete
er die kleine Thür des Leichenwagens,
und sich verneigend, luv er mich Mt
einer höflichen Handbewegung ein, in
das Innere oder aber
mich hineinzuschieben. Obwohl uns
im Traume verschiedene ungewöhnlich«
Dinge gewöhnlich erscheinen, so erin
nere ich mich doch, daß ich derartig er
schrak und so heftig zurückwich, daß
mein Kopf an die Stuhllehne stieß.
Natürlich wachte ich auf.
Nach zwei Tagen war der Traum,
in Gesellschaft unserer Engländerin,
vergessen, doch in der dritten Nacht
wiederholte er sich mit erstaunlicher
Gleichförmigkeit. Dann kehrte er in
unregelmäßigen Zwischenräumen wie
der alle drei oder vier Tage. Schließ
lich wurde mir dies zur Qual. Das
Wunderbare daran war eben jene Un-
Veränderlichkeit des Hauses, des Lei
chenwagens, und vor allem der Klei
dung und des Gesichtes des Knaben,
der mich immer mit gleicher Höflichkeit
zu sich lud.
Ganz genau war mir sein kurzer
Nock erinnerlich, der Besatz, die kleinen
Metallknöpfe, ferner sein Helles Haar
und die grauen, weit von einander ab
stehenden Augen, die ein wenig Aehn
lichkeit mit Fischaugen hatten.
Ueberhaupt müssen Sie zugeben,
meine Herrschaften, daß bei einem so
hartnäckigen Wiederholen des Trau
mes ich wohl Grund hatte, beunruhigt
zu sein.
Nach einigen Wochen reiste ich nach
Paris und stieg in demselben Hotel
ah, wie meine Engländerin. Wir wa
ren w ziemlich zählreicher Gesellschaft
men, ungefähr zur Stunde des
Hauptmahls. Ich kleidete mich schnell
um und ging dann zum Fahrstuhl,
um in den Speisesaal hinabzufahren.
Im Corridor bemerkte ich mein- Be
kannten, die gleichfalls zum Fahrstuhl
eilten, ich kam aber zuerst an die Thür
heran «und drückte den elektrischen
Knopf. Nach einer Weile Hörle ich
das dumpfe Gerassel des Fahrstuhls.
Hann wurde die Thür zurückgeschoben
und ich prallte erschrocken zurück, als
ob ich den Tod geschaut hätte. In der
offenen Thür war ein fünfzehnjähriger
Bursche sichtbar, mit Hellem Haar und
Fischaugen, in einem schwarzen, kur
zen Rock, mit Verbrämungen und me
tallenen Knöpfen, ganz so, wie ich ihn
im Traum gesehen hatte.
Auf dem noch schwankenden Fahr
stuhl in der offenen Thür stehend, lud
er mich mit einer höflichen Hanobewe-
Jch muß gestehen, daß ich, zum er
sten Mal in meinem Leben, fühlte, daß
einem die Haare thatsächlich zu Berge
stehen können vor Schrecken. Selbst
verständlich taumelte ich wie geistesab
wesend zurück und rannte im Fluge
die Treppen hinab in den Saal.
Am Fahrstuhl wurde offenbar aus
eine größere Anzahl Gäste gewartet;
indessen saß ich in der Vorhalle aus
einem Schaukelstuhle, um mich ein
nimmer glauben."
—> Der verloren« Sohn.
„Denken Sie sich det Malhör, mein
lleener Willem hat sich verloosen!"
„Na, is da was dabei? Kennt'» doch
jeder in der Nachbarschaft." .Nie
mand wird ihn kennen, gerad' heut'
fen."
Mehr als gewünscht.
Frau Schröder: „Wirst Du mich eben-
Herr Schröder: „Mehr, Lieschen. Du
wirst dann nicht mehr so einfältig
fein."
Nachderßadereise. Else:
Na, Grethe, verlobt? Grethe: Ja
Mt? Grethe: Am Bräutigam!