Dtts Muttermal. (17. Fortsetzung.) naa> War er Ihr Gatte?" „In den Augen des Gesetzes, nein. Mein Vater war ein Jude Mutter ich verachtet als eine Unreine." Doktor Walter wandte sich gegenße 'becta. „Ist das wahr?" fragte er. wurde. Den nächsten Tag brachte ich Ihre Tochter in's Erziehuiiznnstitut." Doktor Walter wendete sich um Barneck. „Mein Kind, verstehst Du das Alles?" „Theilweise." „O!" seufzte er, ein wenig traurig, „ich sehe, daß ich Dich bereits wieder verloren habe. Kommt mit mir, Beide nach meinem Hotel, um eine Mutter zu sehen, die -seit siebzehn Jah ren von ihrem Kinde getrennt war." Man überließ Adah Arnstein ihrer Dienerin Rebecca, und Sibyl mit ih rem Vater und ihrem Geliebten mach ten sich auf den Weg, um ihre Mutter aufzusuchen. Sie hatte auf dem Wege ihrem Va ter viel zu erzählen und auch Varneck Vieles klar zu machen. Welch' eine Stunde war das, die ihr ganzes Leben Momente veränderte! Dieser ernste Fremde, der ihr Vater war, hielt eine ihrer Hände und Varneck die andere und sah, strahlend vor Freude, auf sie herab! Wie hell schienen ihr an diesem Abende die Sterne am Himmel! Wie heiler sahen die Straßen aus, wie voll fröhlichen Lebens alle Wege, die sie passirten! „Ich war so arm, als diesen Morgen die Sonne aufging." murmelte Sibyl, „und nun bin ich reich! Wie seltsam das Alles erscheint!" Doktor Walter lächelte ernst. „Nein," sagte er, „die Reichthümer, meine Liebe, hast Du hinter Dir gelassen. Du hast nun Dein rechtmäßiges Erbe von Ar muth angetreten. Ich bin mir ein ar mer Land-Arzt, der niemals reich war und es nie werden kann." „O, dachten Sie denn, daß ich Geld meinte?" rief Sibyl. „Nicht im Ge ringsten. Den Mangel daran fühle ich nicht und ich hoffe,' daß es Hermann auch nicht thut." Varneck lachte. „Ich hatte.bis dahin niemals Gelegenheit, diesen Mangel kennen zu lernen," sagte er. Sie sah von dieser Antwort nicht ganz befriedigt aus, fuhr aber fort: „Das ganze ist wie eine hübsche Ge rechtschaffen ausgeht. Ich denke, daß es jetzt über allem Zweifel steht, daß ich „Herzchen" bin und nicht Sibyl Arn stein." „Ich denke, w?r dürfen das als gewiß annehmen!" lächelte der Doktor," ob gleich er manchmal selbst auf das große schöne Mädchen sah. als ob er sein Glück noch nicht völlig glauben könne. Als sie sich dem Ende ihres Weges nä herten, wurden sie Alle schweigsam. „Ich weiß, wie sie aussieht," flü sterte Sibyl ihrem Vater zu; „sie ist klein und schön, mit reichem, goldblon dem Haar ich habe sie tausendmal in meinen Träumen gesehen." Der Doktor verließ nun Varneck und Sibyl mit der Instruction, ihm lang samer zu folgen, und eilte zu dem Ho tel. Hier stieg er zu dem Zimmer em por, wo er Grübchen gelassen hatte, als ir ausging, um einen Abe dfvazurgang zu machen. Er öffnete die Thüre mit zitternder Hand. Grübchen saß bei einem milden, be schatteten Lichte in ihrer tiefen Trauer kleidung sein schönes, sorgenvolles Grübchen. Sie hielt in ihrer offenen Hand ein kleines Medaillon mit dem Gesichtchen eines Kindes darin und mit einem Ring von Kinderhaaren. O, Mutterliebe! Keine Zeit, kein Wechsel Lebens können Dich erlöschen, Du heilige, große Empfindung, die wie ein Strom des Lichtes aus der Segens fülle der Gottheit durch die Menschheit de»i Lippen. Hl „Du kommst spät," sagte sie und schloß das Medaillon, das sie eben wie stellen, Grübchen? Wie sie aussieht, ähnlich, wie Du einst sagtest?" „Ja," antwortete sie seufzend; „ich sie ist." Er bewegte sich unruhig um ihren Stuhl. Seine Stimme zitterte. .Theure! Etwas sehr Seltsames ist mir diesen Abend begegnet. Kannst Du es ertrugen, eine große, sehr große Neuig liit zu hören?" hastig und kurz. „Philpp! Was ist es?" Funden habe —ohne zu suchen, ohn> Anstrengung, als wenn sie mir vv, Gott frei zurückgegeben worden wär, was würdest Du dazu sagen, Arüb, Sie stieß einen scharfen, rasche« Schrei aus. „Philipp! Philipp!" Seine Hände zogen sich zurück von ihr. Er hörte außen an der Thüre ein« Bewegung und Rascheln, und aufrecht stehend windete er sich dahin und rief sogleich: „Herzchen!" Die Thüre wurde geöffnet, und eini schöne dunkle Gestalt trat über dii Schwelle und eilte zu der kleinen, lieb lichen Frau, welche der- Engel ihre, kindlichen Träume gewesen, zwei Stim men vereinten sich in einem Ausrufe, und „Grübchen" und ihr verlorenes „Herzchen" lagen einander in den Ar men. MS das erste stürmische Entzücken des Wiederfindens vorüber war, setz ten sie sich beruhigter nieder, und Her mann Barneck mit ihnen. Jedes hattk viel zu erzählen und viel zu hören. In mitten ihres Glückes wurde an die , Thüre geklopft. Doktor Walter erhob sich und öffnete. Bor der Thüre stand eine schöne elegante Gestalt und lä chelte, wie eben Niemand in der Well lächeln konnte, als Georg Trent. „Ah, mein Telegramm hat Sie hier hergebracht, wie ich sehe!" sagte er. „Excellent! Mein« theure Frau Walter, ich bin entzückt, Sie zu sehen, und ei, beim Himmel, wen haben wir denn hier?" Sibyl erbob sich. „Dies," fagteGrüb chen mit recht Stimme und strahlenden Augen, Sibyls Hand er greifend, „ist unser Herzchen!" Und etwas trauriger sichVarneck zuwendend, setzte sie hinzu: „Und hier ist ihr künfti ger Gatte, dem wir sie freiwillig gege ben haben." Trents Miene sah jetzt sehr verblüfft aus. Grübchen gab ihm ihre Hand. „Ich bin froh, daß Sie hier sind, um sich mit uns zu freuen. Solche Neuig keiten haben Sie wohl nicht erwartet? Bitte, bitte, sagen Sie uns vor Allem, wissen Sie etwas über Arnsteins Kind?" Trents Gesicht verrieth ein lebhaftes Mißvergnügen. Er warf einen starren Bückaus Barneck, dann verneigte er sich vor Aarnecks Verlobten, die sogleich den Mann erkannte, mit dem sie im Garten zu Hammerstein zusammenge troffen war. „Nein," antwo'-' '' schroff; „ich habe vollständig i! pur verloren." „Gütiger Hinr rief der Doktor zornig, „warum Sie mir nicht früher, daß Sie von dsrGeschichte wuß ten?" „Weil," erwiderteTrent lächelnd, „ich so von einem andern Gegenstande, den wir besprachen, in Anspruch genommen war. daß ich ganz vergaß, diese Klei nigkeit zu erwähnen. Lassen Sie mich die wunderbare Geschichte hören, wie Sie sich gesunden. Ich selbst hoffte die ses Wiederfinden zu bewirken; aber ach! wie selten erfüllen sich unsere Pläne so, wie wir sie angelegt haben, in dieser verkehrten Welt!" Mit dieser traurigen Betrachtung sank Herr Trent a>» einen Sitz, um die Geschichte des letzten Abends zu hören. Der Doktor erzählt- sie kurz. „Und nun," sprach er, „frage ich Sie denn ich bin gewiß, daß Sie es wissen wo, und in wessen Hand ist das Kind all' diese Jahre gewesen?" „Einige Zeit trieb es sich mit einem alten Schauspieler in der Welt herum," antwortete Trent; „die andere Zeit war es bei dem Manne, den die Mutter an geklagt und gefürchtet, bei dem Gene ral Weißenthurn." Sibyl ließ einen lauten Schrei ver nehmen. „Ah! Sie können doch Pau lette nicht meinen meine theure Freundin Paulette? Papa, Papa, wir waren mit einander in der Schule! Ich kenne sie ach, so gut!" „Konfusion!" murmelte Trent. „Na turlich ich erinnere mich. Es ist wahr, es ist dieselbe Person; aber, wie ich schon zuvor andeutete, ihr gegenwär tiger Aufenthalt ist unbekannt. Sie floh vor einer Woche aus dem Hause desGe nerals, und seither hat man nichts von ihr gehört. diese Weißenthurns! den sie zu verantworten haben!" „Das Einzige," sagte der Doktor, „was die unglückliche Frau vielleicht an Leib und Seele wiederherstellen kann, ist die Wiederauffindung ihres Kindes. Das beherrscht ihren Geist völ lig. Ich werde leine Mühe sparen, ihr „Sehr gut von Ihnen," sagte Trent, „das ist christlich und versöhnend ge dacht! Ich gratulireJhnen zn der glück lichen Wiedervereinigung Ihrer Fami lie. Besonders freue ich mich, daß nun Frau Walter doch ihr Trauerkleid ab legen kann. Herzchen, empfangen Sie meine besten Wünsche, dieser Herr liier, sehe ich war wohl derselbe, "den Sie eines Abends einige Augenblicke mit mir verwechselten." Er zog seine Taschenuhr. „Und nun, wann wollen wir denn Alle zurückkehren zu dem hüb schen Schwalbennest? an der See?" „borgen," antwortete Grübchen rasch. „Darf ich noch um eine Zusammen kunft bitten, ehe Sie gehen sagen wir um zehn Uhr Morgens? Ich ver spreche Ihnen, Sie dann wenige Auge nblicke aufzuhalten. Die Wahrheit zu sa gen, habe ich noch eine andere Ueberra schung sür Sie so wunderbar in ih rer Art wie die andere. Ist es Jbnen passend um Zehn? Sehr wohl. Erwar ten Sie mich dann um diese Stunde." Doktor«Walter folgte ihm bis zur Thüre. „Eine Ueberraschung? Was meinen Sie?" fragte er. „ES wäre keine mehr für Sie, wenn ich Ihnen antworten wollte," lächelte Trent. .Jrgznd ein neu«? Geheimniß?" murmelte der Doktor. Das Schauspiel war nahezu vorüber. Die Glocke des Souffleurs ertönt-, der Vorhang hob sich für die letzte Sccze, und Paulette, schimmernd wie ein Eo in der That aus, wie eine Künstler phantasie sich Elfen malt. In demsel ben Momente kam ein Mann in's Par terre und nahm einen der ersten Sitze hinter dem Orchester ein. i?s war St. John. Pauletie sah ihn sie hielt an— si: schien ihre Rolle zu vergessen. Man sah sie unter der rothen Schminke er bleichen. Da war er mit düsterem Frohlocken. Er hatte also ihre Furcht entdeckt und war ihr gefolgt. Entsetzen! Entsetzen! Wi« sie sich durchgearbeitet durch diese schreckliche Schlußscene, wußte sie nicht. Er saß da, seine Augen auf sie gerich tet, bis der Vorhang siel. Dann stürzte Paulette athemlos uns mit pochendem Herzen von der Bühne nach ihrem Ankleidezimmer, wo Me griin sie erwartete. „Fort mit diesen Dingen!" rief sie. „Nasch! Megrim, er ist hier!" Die alte Frau, welche ihr mit ge wandten Händen behilflich war, fragte: „Wer, Mademoiselle? Wie aufgeregt „Er St. John! Er hat mich gefunden ich bin verloren!" „Alle Heiligen desHimmels!" stöhnte Megrim, Paulettes Bühnenkleid aus ziehend und rasch ein anderes überrei chend. „Werden Sie denn niemals das letzte Wort von diesem Manne hören? Ach, das war «ins traurig- Heirath! Nun, nun, lassen Sic uns doch nach Hause eilen. Ich babe den Schlüge! colade kocht ohne Zweifel am Feuer. Daran sehen Sie, was es heisst, alt und vergeßlich zu sein, und seine eigene Die nerin." Sie eilten hinaus mit dem letzten Theile des Publicum?, wobei sich Pau lette fest an Megrim hielt. Als sie die Straße erreichten, warf sie rasch Blicke nach mehreren Richtungen, sah aber Niemand, der einige Äehnlichkeit mit dem Gesichte und der Gestalt gehabt hätte, die sie so sehr fürchtete. Eilig Krachen die Beiden auf. Die Stunde war spät, die Strag? beinahe verlassen. „Ich sehe nichts, der böse Mensch lebt haben!" In dem Mittelpunkte des Zimmers mit zurückgeworfenem Mantel, leise vor sich hinpfeifend, St. John. Megrim suhr mit einem lauten Aufschrei zurück. Antlitz Paulettens. „Wie können Sie > hier?" ' Gtt si d Angesicht" .lngesicht g.gen „Ich sah im Theater," „Ja," sagte Paulette. schließe, daß der General Dich beim Abschied« nicht mit viel Geld versehen an. ! „Du bist jetzt doppelt zornig auf 'mich," sagte er, „wegen der Heftigkeit, mit der ich Dir begegnete. Vergib mir, Paulette. Ich war außer mir in jener Nacht. Natürlich hassest Du mich, und Du wirst es immer das ist amEnd: 'begreiflich und natürlich. ?lder Du mißversteht die Ursache, die mich zu dieser Stunde hierher fühet." Megrims Kanarienvogel bewegte sich im Schlafe in seinem Bauer über dem Haupte Paulettes und zirpte schläf rig in seinen Träumen. Sie erhob ih ren kleinen, schlanken Körper. „Wenn Sie etwas zu sagen haben," rief sie heftig, „so sagen Sie es und dann gehen Sie, Ihre Gegenwart Sie müssen eL wissen ist fürchterlich für mjch!" „Sehr schmeichelhaft! Wie grausam bist Dn!" murrte er. „Das ist der Dank für all' den Kummer, den ich hatte. Paulette, ich habe Dir Nachrich ten gebracht von Deiner Mutter!" Sie stand, beleuchtet von Megrims lLampe, ihr gelbes Haar hob sich auf dem Busen, ihre zarten Finger ver flochten sich, ein bleiches Erstaunen ver scheuchte den Zorn aus ihrem Gesichte. „Und was wissen Sie von meiner Mutter?" fragte sie. „Sie kam vor einer Woche in diese Stadt," antwortete er, „und sie liegt hier dem Tode nahe." Paulette erbebte convulsivifch. „Und wie erfuhren Sie das?" „Durch unseren beiderseitizenFreund Georg Trent, dessen Belanntschaft ich vor einigen Tagen machte. Deine Mu tter kann nach dem einstimmigen Ur theile der Aerzte, nur durch Dich dem Leben und der Gesundheit wiedergege ben werdon. Wenn Du zu ihr eilen willst in dieser Stunde, in diesem Au genblicke, so kannst Du sie retten, aber auch nur der kürzeste Aufschub kann verhängnißvoll für sie werden." Ein Schreckensruf entfloh ihren Li ppen. Sie wendete sich gegen die Thüre. „Warum wußte ich das nicht früher?" rief sie. „Warum sendete mir Niemand eine Botschaft? Wo ist sie? O, meine arme Mutter!" „Da Niemand wußte, wo Du zu fin den wärest, war es nicht leicht, Dir Nachricht zu geben," entgegnete St. John mürrisch. „Wenn Du Dich mir anvertrauen willst, will ich Dich in ei ner halben Stunde zu ihr bringen." Paulette zuckte zusammen und sah ihn an. „Wo ist sie? Sagen Sie mir ldas, unh ich werde allein gehen," sagte sie. „Ei, steht es so!" rief er bitter. „Du meinst, mich nur so fortwerfen zu kön iweißt es, und Du wirst ihre einzigeEr bin sein. Nun, wenn ich keinen An theil an Deinem Glücke haben soll, beim Himmel, so mag sie tausendmal sterben, bevor ich Dich auf ihre Spur leite!" Er stemmte sich mit dem Rücken gegen die Wand und fuhr fort: „Nennst Du sas eine schöne Behandlung, Paulette? Wahrhaftig, gewöhnliche Höflichkeit ist nicht so kostbar, daß ein Mann nicht ein wenig davon von einer Frau verlangen kann, die, ob er ihr nun angenehm ist oder nicht, doch gesetzlich fein Weib ist!" Paulette stand erregt, zögernd, unge wiß. „Wie kam denn Trent dazu, dies Alles zu erfahren?" fragte sie. „Er selbst hat Deine Mutler gese- Paulette warf einen Bück auf Me grimS Uhr auf .dem Kamingesimse. Furcht und Hoffnung schienen in ihr zu kämpfen. „Sehen Sie! Es ist na hezu Mitternacht," sagte sie. !' h, b 'ck d ß S' was Sie sagen, auch wahr ist?" worauf Du freilich nichts gibst. Wohin sollte ich Dich anders führen, als zu ihr? Was sollte mich veranlassen. Dich mit einer solchen Geschichte zu täu schen?" Sie sah ihn festen Blickes an. „Bon der Nacht an, seit ich Sie zuerst wieder sah, sind Sie mir als ein vollendeter Bösewicht erschienen. Vor vier Jahren kannte ich Sie nur als zornig und lie „Jch danke!" sagte St. John iro sichten ihres Gatten schützen soll. Was zum Teufel denkst Du denn? Will ich letzte Gelegenheit, Deine Mutter am „Ich will gehen!" rief Paulette wild. „Ich bin bereit. Führen Sie mich rasch „Ist es weit!?" . ihnen den Weg. „Halt!" donnerte Ar i thur von Weißenthurns Stimm». Paulette riß ihre Hand von ihrem Gefährten los und sprang zurück. St. John stand einen Moment wie gelähmt. Dann, ohne ein Wort oder auch nur einen Laut von sich zu geben, machte er einen desperaten Versuch, die Treppe hinab zu eilen. Aber Arthur ergriff ihn an den Schultern und ritz ihn mit großer Ge walt zurück; dann wa:f er ihn kopf über in das Zimmer zurück, das er eben verlassen hatte. Er wendete sich dann um und rief Jemanden, der noch außen in der Finsterniß stand, zu: „Kommen Sie, Onkel, Gott sei Dank wir Bei diesen Worten näherte sich eine andere, große Gestalt und trat über die Schwelle es war der alte General. Paulette stieß einen wilden Schrei aus, als sie sah, wie er ihr seine Arme entgegenstreckte, und bei der großen, zärtlichen, vorwurfsvollen Liebe, die sie in seinem alten Gesichte las, alle an deren Dinge vergessend, rief sie: „Vor mit Innigkeit an sein Herz geschlossen. „Nun," sagte Arthur, der in seiner .ganzen Größe dastand, mit dem Rücken gegen die Thüre, „es würde mich freuen, zu erfahren, was dies Alles bedeutet? Wer ist der Mann, Paulette, und was hat er bier zu thun?" »drückt, und starrte darunter sii:s!:r her vor auf den Sprecher. Auch der G-nrr.-.! wiederholte die Frage. er, ihr bleiches Antlitz dem Lich'-- zu wendend, „erkläre dieses Gel?eimnn antworte Arthur antworte mir wer ist er?" „Ich will es," rief sie, ihre Hände wie im p!ötzlich:n Wahnsinne zusammen schlagend. „O, Vormund o, Arthur, 'ci ist mein Gatte!" Sie starrten sie sprachlos an. Auch St. John brachte kein Wort „Ich täuschte Euch Beide," wehklagte sie; „aber ich dachte, er sei todt. Ich 'richt von seinem erfolgten Tode, ehe Arthur kam. Er kam nun diese Nacht chierher, um mich zu meiner Mutler zu führen, die im Sterben liegt zu der jFrau, die Ihr hasset, und wegen der lJhr auch mich haßtet." ' „Stille!" stöhnte der alte General. '„Arthur, ich bitte Dich, sprich zu ihr!" ! „Ich will," sagte Arthur ernst; „ich bitte, Paulette, da wir schon so viel wissen, auch uns diesen Gatten in ge ziemender Weise vorzustellen. Wie lau tet sein Name?" Die Gestalt an der Wand zuckte zu sammen. ' „Geht fort dort von der Thüre!" Ebrach dieselbe los, „und laßt mich pas .siren! Was zum Teufel veranlaßt Euch, zwischen Mann und Weib zu drän gen? Sie war mit mir verheirathet, ehe sie je ein Auge auf Einen von Euch gerichtet." „Paulette," wiederholte Arthur, als ob er nickt ein Wort gehört Hätte7„ich St. John," ant wortete sie, ihr Gesicht mit einer Ge berde der Verzweiflung abwendend. „Wahrhaftig!" rief Arthur, sich ge gen Paulettes Gatten wendend, „und wo, wenn ich fragen darf, habe« Sie „Wo jeder Mensch seinen Namen hat," war die mürrische Antwort; „und .was kümmert Sie das überhaupt?" „Sie wollen also damit sagen, daß! dies ihr rechter Name ist?" drängte Ar thur, indem er sich ihm langsam nä-, herte. .Gewiß!" . „Dann," schrie Arthur von Wei ßenthurn wild auf, „sind Sie ein fal-l scher Schurke, und Sie haben nicht mehr Recht zu diesem Namen, als ich vor vier Jahren hatte, als ich unter demselben heimlich die Schauspielerin tzen!" d . ' stete kräftigen Widerstand. mit Gewalt Mantel, Hut, falsches „Ganz, wie Ich dachte, Meister Trent!" sagte Arthur, als der Advokat vor ihm stand, demaskirt und roth vor „Polln," begann er, halb traurig, halb freudig, „mein Junge hatte seine frühen, wilden Jahre wie andere Jun cea. und wir zankten. Ich war. zu I?renge gegen ihn, und' er verlieh mich, und trieb sich umher unke dem Namen St. John, um als Dekorationsmaler für Theater zweiten und dritten Ran ges sein kärgliches Brot zu verdienen. Ich ertrug es eine Weil» behielt cs für mich Trent und Hilda dachten, er fei auf Reisen dann ging ich allein aus, um meinen verlorenen Sohn zu suchen und heim zu bringen. Ich schrieb ihm vor meiner Ankunft in Mün chen —" „Den Brief," fiel Arthur ein, „em pfing ich in der Abendgesellschaft bei der Sängerin." „Und den nächsten Tag," fuhr der General fort, „kam die ungliicklicheAf faire mit dem Schuß; er entfloh, kam zu mir, gestand mir seine Heiräth, seine Eifersucht auf seine fast noch kindliche Frau und beschwor mich, zu ihr zu gehen, mich mit ihr zu befreun den, aber sie in keiner Weise wissen zu lassen, daß ich mit ihm verwandt bin. Bor Eintritt der Nacht war meinJunge auf dem Wege in's Ausland, und ich mit seinem verlassenen Weibe bekannt machen solle. Das Uebrige weißt Du. Polly. Als sein wildes, abenteuerliches Leben und andere Mittel, deren er sich bediente, ihn bis zur Unkenntlichkeit verändert hatten,-war es Arthurs Ge nie?. Ich sah, daß Du Dich zu Zeiten unglücklich fühltest, und um Deine Furcht bezüglich St. Johns zu beru liigen, lieh ich insgeheim die Notiz von seinem Tode in das Journal einrü cken denn, wahrhaftig, dieser St. John war ja todt und begraben! Da ran dachte ich freilich nicht, daß Trent sich werde die Mühe geben wollen, ihn auf feine eigene Rechnung wieder zu er wecken." „Nun," sagte Trent, der rasch wieder seine gewöhnliche Kaltblütigkeit ge wann, „es war ein verwegenes Spiel, ich gebe es zu, aber Sie werden auch eingestehen, daß ich ganz erträglich spielte. Wäre mein theurer Arkhur eine halbe Stunde später gekommen, so ich, würde er sein Weib nicht wieder gefunden haben, weder in die ser Nacht, noch später." Die schurkische Bedeutung dieser Worte machte Arthur erbleichen. „Elender!" schrie er wüthend, „was Wolltest Du mit ihr thun?" „Da mein Plan mißlang," sagte Trent, welcher begann, seine derangirte Toilette zu ordnen, „so werde ich den' übrigen Theil, der leider nicht zur Au sführung kommen konnte, für mich be halten." „Du sollst es doch bekennen," knirschte Arthur, „oder Du wirst diesen Platz nur gegen das Gefängniß vertauschen!" „Weder das Eine noch das Andere," erwiderte Trent heiter. „Sie können nicht zu rauhen Maßregeln schreiten, weil, zum Unglück für Sie. mein theu rer Klient, Ihr Ihnen in gleicher Weise theurer Großonkel, es niemals erlauben würde!" Arthur blickte auf den General. Der übermüthige Ton von Trent war nicht >mißzuverstehen er bedeutete Macht !und Sicherheit. Die Augen »es alten Soldaten senkten sich vor den Blicken Arthurs. „Laß ihn gehen," sagte er mit zit ternder Stimme; „er spricht wahr. Wir können ihn nicht strafen wenigstens nicht jetzt. Frage mich nicht, warum, aber, wenn Du mich liebst, meinJunge, so laß' ihn gehen!" Es lag ein so wahrer Ausdruck von Kummer auf seinem Gesichte und in seiner Stimme, daß Arthurs Hand un willkürlich von der Schulter des Advo katen herabsank. So befreit, machte Trent den Dreien eine spöttische Verbeugung. „Die best angelegten Pläne vonMäu sen und Menschen nehmen oft einen unvorhergesehenen Ausgang, wie ihr wißt," sagte er. „Da ich Fräulein Pau lettes Gatten nicht finden konnte, dachte ich, es wäre das Klügste, ihn selbst Vorzustellen/Hätte ich durch diese List sie mir zu eigen gemacht aber lassen wir das! Arthur war die letzte Person auf der Erde, die ich hätte in Verdacht haben können, St. John zu sein. Gute Nacht, meine theuren Freunde. Ihr habt mich besiegt, es ist wahr; aber vielleicht kommt auch wie der einmal die Reihe an mich. Gut- Nacht, Paulette. Der Himmel weiß, wie ungern ich Sie aufgebe." Mit einem letzten Blicke, in dem sich Zorn und Leidenschaft mischten, öffnete er die Thüre, um zu gehen. In demsel ben Augenblicke nahm Arthur den Stock des alten Generals von der Wand, an der er lehnte, und als der Advokat auf den Treppenabsatz hinaustrat, folgte er ihm. Schweigend ergriff er Trent, wie ein Dachshund eine Ratte, und hieb tüchtig auf ihn los. Innen standen Paulette und der alte General und hörten deutlich die Tracht Prügel und das Geräusch, als dann irgend ein solider Gegenstand über die hölzerne Stiege hinabkollerte. , Dann wurde die Thüre wieder ge öffnet und Arthur erschien, etwas er hitzt, aber ruhig und hielt das gebro chene Rohr in feiner Hand. Manche <Ztöcke halten es nicht aus, wenn man blieb endlich vor Paulette sieben. Sein Antlitz wurde sanft und leuchtend. „Paulette," fragte er mit zärtlichein. „Ja! Ja!" sagte sie. „Und liebst Du mich nicht weniger, weil Du in mir Deinen «einstigen Ge liebten. Deinen Gatten St. John wie (Schluß folgt.) Ser Schal, von Wi- ein schneidender Hohn auf un sere geldknappe Zeit liest sich die Mär haften Reichthum der Stadt Mitten- Walde. Durch das Auffinden einer alten Cbronik und die in ihr enthalte märkische Städtchen mit einem Male Ansprüche auf ungezählte Millionen die Original - Kabeldepesche-sprach der Beweis, daß die Zahlung inzwi schen nicht erfolgt sei, sich kaum durch führen lassen würde. Es sind zwar Mark Brandcnburg sür 20.000 Gold daher 12 Mark als Werth' desselben 240,000 Mark und 350 Mal die ser Summe, 12,000 Mark, iw Summa 4,440,000 Mark. Selbst wenn ein erbeblicher Theil der Schuld thatsächlich auf Otto den Vierten zu rückgeführt werden könnte, so würde dieser Betrag um höchstens zwei Mil lionen höher lauten. Woraus zu er seiner Forderung durchdringen wird oder nicht: der deutsche Forschergeist wird sick unzweifelhaft gierig auf den werthvollen geschichtlichen Fund wer fen, und eine der wichtigsten Fragen, welche aus dem Archiv von Mitten jährigen Actznstaube aufwirbeln wer den, wird die sein: zu welchem Zweck ist der historische Piiinv. an welchen sich die „höchsten Interessen" knüpfen, eigentlich angelegt worden? Hat Otto der Vierte das Geld verwendet, um dem Markgrafen Diekmann von Mei ßen die Niederlausitz abzulaufen? Oder hängt die Schuldforderung mit einem der zahlreichen Geldgeschäfte zusammen, deren Collateral die Mark Brandenburg im 14. und 16. Jahr hundert war? Wir glauben den Her ren Geschichtsforschern einen Wink ge ben zu können, der sie auf den richti gen Weg leiten dürfte. Hervorzuhe ben ilt. daß unsere Theorie nicht nur einschlägigen geschichtlichen Detailstu dien, sondern auch der Erfahrung und Menschenkenntnis! entspringt. Otto der Vierte, Markaraf von Branden burg, war Minnesänger und Tenorist und Kurfürst Joachim ailt als der Erfinder eines Kartensviels, welches mit dem .späteren ..Poker" einige Äehnlichkeit bat (Berahaus, Handbuch der Mark Brandenbura. 2. Band, 1853—5 N. Daraus erklärt sich zwei erlei: erstens das Anleibebediirfniß und zweitens der heitere Gleichmuth, mit welchem der Sänger und der Spieler die Regleichuna ihrer Schul den demOberbüraermeister Zelle über ließen. (N. Y. StaatSztg.) An Abloiter. Wenn 's Weib se a' Katz hält Sein' b'sondara Grund. No geit Ear der Katz' wenn Er falsch ist, an' Puff, Und Sui, kräht se ebbes, Em Wuwu an' Knuff. Und so leabet LIN Zwoi In Ruah mitcmand', Weil all' Zwoi auf dui Art s An' Abloiter haut! Jn'Sl Stammbuch. Wenn Du noch eine Tochter hast, Die „alt wird tausend Wochen". Dann sorge, daß sie tüchtig ist Im Nähen, Waschen, Kochen. 3
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