6 V«s«ardino Luiut und Taut« Frau Schoonebaum hatte niemals einen Neffen und nie eine Nichte be sessen. Aber wie in der alten Zeit einem verdienten Manne der Titel Bater des Vaterlqndes ward, so hatte ihr Heimathstädtchen der braven Dame die Tantenwürde zuerkannt. Tante Schoonebadm war sie für den Bür germeister so gut wie für den Nacht wächter. Bei allen Pflichten aber, die die ihr der Ehren halber beigelegte T itel auferlegte, hatte sie doch noch Zeit gefunden, ihrer Tochter eine vortreff liche Mutter zu sein. Und was mehr sagen will, seit acht Tagen war sie so des Herrn Doktor Hans Müller. Am sollte. „Tante," hatte alle Welt gesagt, Doktor aushalten? Sechs Wochen «wenn Sie nur nicht nachreisen!" Und nun waren die Kinder fort. „Emma," hatte sie beim Abschied zu ihrer Tochter gesagt, „sei gut zu ihm." Sie wußte, Emma hatte etwas vom seligen Schoonebaum, das sie bei sei nen Lebzeiten als Hang zur Quengelei bezeichnet hatte. Aber es schien ja Alles gut zu gehen. Die ersten Briefe von Hans. Emmas waren etwas ge lehrt. Lauter L>>bke, was darin stand. Die ganze Geschichte des Mailänder Doms, Entrüstung über die schlechte Behandlung von Lionardos Abend mahl und entsetzliche Ausdrücke, wie z. B. Cinquecento. Eines Tages aber kam ein merkwürdiges Schrei ben. „Ich habe gefunden," schreibt sie, .wonach mein Herz sich sehnte. Ein Maler von so weichem und edlem Em pfinden, von solcher Hingebung und Treue das war stets mein Ideal. Schon der Name in seiner klangvollen Weichheit ist Poesie: Bernardino Luini. Er kennt die Sprackie der Au gen wie kein Zweiter, in jeder Bewe gung athmet die ganze, reine, keusche Seele." Keusche Seele das war für Tante Schoonebaum, dje mit flie gendem Athem den Brief der Tochter gelesen hatte, wenigstens so weit beru higend, daß sie nicht auf der Stelle umfiel. Mit zitternder Hand nahm sie das Schreiben von Hans. O, der Verblendete! „Denke Dir, Mütterchen," schrieb er, „unsere Emma hat sich in einen Maler verliebt und rennt ihm überall nach. Nächsten Montag will sie sei netwegen nach einem ganz kleinen, ab gelegenen Nest: Saronna. Ich kann diese Leidenschaft einer Frau in den Flitterwochen nicht begreifen." Tante Schoonebaum stierte mit gute Hans, der nicht ahnte, was er in seiner Nachgiebigkeit anrichtete! O, rr kannte die Schoonebaum'sche Natur nicht. In ihr lag etwas wie ein Hang zur Untreue. Der Selige hatte ihn aucl>gehabt. Und das war sein Kind! Sich auf der Hochzeitsreise in einen Anderen verliebten! Sie stellte sich den elenden Pinsler vor mit seinen schwar zen Locken und seinem Sammetjacket. schlössen? Dame; hier galt es, sofort zu handeln. Heute war Freitag, Montag wollten sie dem schwarzen dem eingebildeten Anstreicher gegen iiberträte. Sie sprai.'i zwar kein Ita lienisch. Na, aber der würde sie schon verstehen. Verstanden sie doch unterwegs alle Menschen, der Schaffner, der Kellner in Götschenen und sogar der an der Bahn anwesende Portier vom Hotel Milano in Mailand. Der Oberkell ner nahm sie daselbst in Empfang und redete sie ebenfalls sofort deutsch an. Dummer Unsinn mit dem ganzen Ita lienisch! dachte Tante Schoonebaum. Ein verständiger Mensch sagt eben zum Regenschirm Regenschirm und nicht irgend so ein verrücktes, schweres Wort aus dem Konversationslexikon. Das ist am Ende Alles blos Thuerei, wie bei Emma mit ihrem Cinque «ento. „Zimmer gefällig, meine Gnä digste?" „Kommen Sie erst mal her. Wohnt Hier Dr. Müller?" , Zu dienen; mit Frau Gemahlin. Nummer 47. Sind heute früh g Uhr „Uff!" sagte Tante Schoonebaum und setzte sich mit Nachdruck aus einen Stuhl. „Zu spät!" Sollte sie sich von der Verworfenen lossagen? Schoonebaum wird sich im Grabe Mühsam raffte sie sich auf. „Sind die Beiden allein gereist?" „Jawohl." „Waren sie hier viel mit einem Herrn zusammen?" „O, das ist wohl möglich." Und jetzt frug Tante Schoonebaum mit scharfer Betonung: „Wohnte hier im Hotel ein gewisser Luini?" „Luini? Hm, Jean, das Fremden buch!" Der Oberkellner blättert. „Meyer, Maier, v. Meier, Dr. Meyer nein, Luini hat hier nicht ge wohnt." „Also wo anders. Wenigstens so weit ging es nicht. „Führen Sie mich auf das Zimmer des Herrn Dr. Müller." „Was? Was wollen Sie? Ich bin die Schwiegermutter." Der Oberkellner wagte zu lächeln. ES schien ihm glaublich. Da saß sie nun im Zimmer ihrer unglücklichen Kinder. Hans, diese edle, arglose Seele, führte mit eigener Ahnte der Arme nicht, daß er mit dem Feuer spielte? Diese Maler sind ge fährliche Menschen. Tante Schoone baum dachte an längst verflossene Ju gendtage. Einmal war's auch ei» Maler gewesen. Aber Gott se> Dank da kam Schoonebaum, und seitdem war's aus. Sie starrte dumpf vor sich hin. Signora Müller stand da mit gro ßen Buchstaben vor ihr. Richtig, da lag ein Packet. Nur lose zugebunden. Sie öffnete es unbedenklich, und eine Anzahl Photographien fielen in ihre Hände. Lauter Heiligenbilder. Ver stört blickte sie dieselben an. Was? na, das sind die Rechten! Sie klingelte das Zimmermädchen herbei. „Wer hat das Packet hier abgege ben?" „Junger Mann." „Mit schwarzem Haar?" „Ja." „Große Augen?" „Sah aus wie ein Maler? —. ..Ja." Er ist's. Er war persönlich hier. Rufen Sie den Oberkellner." „Mein Herr. Sie sagten mir, ein Herr Luigi war nicht hier. Hier sehen Sie." Und sie schleuderte die Bilder über den Tisch. „Das hat er selbst gebracht." Der niit allen Sehenswürdigkeiten Bilder gemalt hat?" „Sehen Sie! Wann?" „Ja, so um das Jahr 1500 nach Christi Geburt." Photographien hier sind aus Bestellung von Herrn Dr. Müller vom Kunst händler geschickt worden. Haben gnä- Müller. „Nicht doch, Hans," sagte Tante Schoonebaum, „der hat ja um 15W nach Christi Geburt gelebt." „Aber Mama, Du hast wohl auch Aar unser« Araueu. DieA'bnahmederHeirathei „Zahlen beweisen." sagt Benzenberg und wer sich gern mit Zahlen beschäf tigt, für den gibt es ebenso lange, wn langweilige statistische Tabellen, in wel chen ganz genau abgegeben ist, daß in diesem oder jenem Lande die Zahl de, weiblichen Geburten diejenigen de, männlichen alljährlich um so viele Pro- Einer der Hauptgründe, warum sc viele junge Leute, Mädchen wie Jun gen, nicht Heirathen, ist derjenige, wel cher so viele unserer Handlungen be von Geiz m s. w., auftritt. Der fin-de-siecle Jüngling liebt sei nen Klub, Cigarren, Ballet, Pferde und anderen Sport. Es muß daher schon Liebhabereien, vielleicha auch noch in größerem Maßstabe, fortzusetzen —, wenn er sich dazu entschließen soll, aus seiner scheußlich bequemen Junggesel lenwohnung in einen Familienslat mit allen Chikancn umzuziehen. Die ditto junge Dame ist an einen großen Toilettenluxus, ihre Matinees, Flirtations, d. h. Dudes, die tanzen müssen, wie sie Pfeift, Cigaretten, kurz lauter Dinge gewöhnt, deren Fortset zung sich nach der Heirath von selbst verbietet, oder, wenn auch nicht besser, Frau zu verwandeln. Mit dieser Sorte, weiblich wie üiLnn« kich, ist natürlich nichts anzufangen, fen. Er führt zwar oft genug in das tiefste Elend, aber —Du hast es gewollt,' George Dandin, Du hast es ja nicht anders haben wollen ! nicht unberechtigten Egoismus besitzen, v. h. zu dem Mädchen, welches verlangt, daß ihr Zutünstiger sie wenigstens oyne die ständige Gefahr einer plötzlich her einbrechenden Hungersnoth ernähren kann, und dem jungen Manne, der von seiner Frau erwartet, daß sie ihre An- spräche seinem Einkommen anpaßt. Aber, wie der berühmte Verschwen der Esterhazy, dessen Gläubiger ihm zum „standesgemäßen" Leben aus den Riesenerträgen des Majorats jährlich hunderttausend Gulden erlaubten, aus rief : „Wollen mich die Leute denn ganz verhungern lassen," so gibt es aucki hier z. B. Mädchen, welche mit wöchentlich fünfundzwanzig Dollars Küch-ngeld für sie und ihren Mann Natürlich! Wenn man das ganze Geld für Candy und anderes Nasch zeug verläppert —Ja so, halt! Da wären wir ja beinahe auf ein gefähr liches Kapitel gekommen. Also lieber nicht, wir haben Nichts gesagt. Da, wo Mädchen in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen sind und zu dem einfältigen Dickthun nur von ihren noch einfältigeren Eltern angeleitet worden sind, da ist zuweilen noch Aus sicht auf Besserung, und die betreffende Ausnahme mag ihrem Manne zu lieb die fünfundzwanzig Dollars lieber für kräftige, gesunde Nahrung, als für Candy, ausgeben. Was aber soll ein, wenn auch nicht wirtlich, so doch verhältnißmäßig armer Mann mit einem reichen Mädchen ma chen, welches thatsächlich in ihrem gan zen Leben nie daran gedacht hat und auch nie dazu veranlaßt wurde, daran zu Kenten, daß fünfundzwanzig Dollars „auch Geld" oder zu etwas Anderem gut sein könnten, als zur Erfüllung irgend einer kleinen Laune? Nichts, absolut Nichts. Denn sie selbst kann das in ihrer Jugend Ver säumte nicht mehr nachholen ; er kann es ihr auch mit dem besten Willen nicht beibringen, und wenn erst die Noth, die bittere Noth, sie lehren soll, daß ein Hundert Cents einen Dollar machen und man für fünf Cents einen Lai! Brot taufen kann, dann wäre es besser für sie, und auch für ihn, der sie sicher lich nicht gern leiden sieht, gewesen, wenn sie das Heiraths-Experiment un> terlassen hätten. Immerhin gibt es auck bier Ausnahmen, aber sie sind lußerst selten und bestätigen daher nur ! sie Regel. Wir gehören sicherlich nicht zu den Lobhudlern der sogenannten guten Ilten Zeiten, und allem Anschein nach ist die heutige Jugend in den meisten Dingen noch so ziemlich ebenso, wie wir :s zu unseren Zeiten waren. Wenn wir aber absichtlich und sorg fältig nach einem gewissen Unterschiede suchen wollten, so würden wir vielleicht jagen, daß es der heutigen Jugend ein wenig an dem fehlt, was wir einst als >ur Jugend gehörig betrachteten : jenes Stückchen göttlichen Leichtsinns, aber iuch jene energische Aufopferungsfähig keit für ein Ideal. Unglücklicherweise gibt es jedoch un ter den blonden, braunen und schwar jen Haaren der heutigen Mädchen wie Jünglinge nur allzu viele Grautöpfe. Das kritisirt, zählt, überlegt und wägt schon alle großen und kleinen Eventualitäten gegen einander ab, wie im Alter; es will vor Allem und nm ieden Preis seine Karriere und Geld machen und sich, wie das frühe Heira chen genannt wird, keinen Stein an den >ienen. Wie im Einzelverkehr, so reagiren die Geschlechter auch in den Massen aufein inder. Je mehr Werth z. B. die >errückter Pardon, farbenprächtiger vollte ich sagen werden die Hüte und Kleider der Damen. So ist es auch mit dem Heirathen. Zst der Männer ganzes Dichten und brachten nur auf eine möglichst reiche gerichtet, sie mag sonst sein, wie ie will, so brauchen sie sich auch nicht 'o groß darüber zu wundern, daß die Mädchen zu allererst fragen: „Wie >iel ist er werth ?" ehe sie sich um ir gend etwas Anderes kümmern. Die Thatsache, daß die Männer die grauen haben, die sie verdienen, ist ibrigens nicht erst heute, sondern war ju allen Zeiten richtig. Auch damals, als das mächtige Rö nerreich in Stücke fiel, waren es die Nänner, welche die Reichthümer, aber iuch die Sünden von allen Ecken und Znden der Welt von ihren Kriegszügen nit nach Hause brachten. Mit den ungeheuren Geldmassen kam iuch die Ueppigkeit; Kriege zur Auf frischung des Blutes und zum Heraus :eißen der Jugend aus dem moralischen Zchlamme waren keine mehr zu führen, ind dahin sank Rom, das einst die Delt beherrschte. Oder, wie Juvenal den Entwick lungsgang schilderte: längeren Friedens Verderb trifft uns ; denn ärger, als Waffen, Nreift uns Ueppigkeit aji und rächt den bezwungenen Erdkreis. Heines der Laster und kein Schandfre vel der sinnlichen Gier fehlt. Seit Du flohest aus Rom Armuth ! Also schon die Alten betrachteten Ar nuth und harte Arbeit, aber nicht Uep ugkeit und Reichthum als die Panacee !ur wahren Glückseligkeit. Wie im Großen, so geht es auch im kleinen. Auch ein armes, oder verhältniß uäßig armes junges Ehepaar, welches ich erst durch harte Kämpfe seine Stel lung in der Welt erobern muß, wird sich einst über seinen Erfolg glücklicher ind stolzer fühlen, als ein anderes, nur 'ür äußeren Show lebendes Paar, des sen Vereinigung ein einfaches Rechen- Exemplar war. Wie heißt es doch im „Letzten Hensterl'n"? Wenn sich zwei Herzen lie vas Schicksal kommt endlich doch zu Verstand! Die Einladung. Clara: Du siehst ja so vergnügt aus, Anna! Anna: Ja, ich habe auch Grund dazu. Ich habe eben eine Einladung ZZa, das ist doch nicht so etwas Selte nes. Anna: Ja, cs ist aber auch zu meiner eigenen! Scharfe Dialektik. Schäme Dich, Pauline! Läßt Dich in ver Küche von einem ganz fremden Mann küssen! Ganz fremd? Nein, gnädige Frau, wir sind ja Cousin und Cousine zu einander! Ja. ja, ich weiß schon: Kuß eng und Kuß- ine! Selb st verrath. „Du wirst es mir gewiß nicht glauben, theure Laura, aber ich versichere Dir, daß ich noch nie geliebt habe!" „Ich glaub' es Dir, Eduard ich hab' es gleich am ersten Kuß gemerkt. Backfisch-Kritik. Elsa: „Wie hat Dir die neue Oper gefal len?" Bertha: „Ausgezeichnet! Der Komponist soll noch unverheirathet sein!" Tameu auf »cm Zahllos sind die schönen Evastöchter unseres -Landes, welche dem Bicycle sport mit dem größten Eifer huldigen, und nicht wenige von ihnen tummeln das „Stahlroß" mit bemerkenswerther Gewandtheit und Eleganz. Und dies ist durchaus nicht leicht, wenn man in Erwägung zieht, das unsere Damen in ihrem gewöhnlichen Straßencostün. das Bicycle besteigen. Anders di, Pariserinnen. In dem Babylon an der wird von der eleganten Welt beim Arrangement der Toiletten für den Bicyclesport der praktische Zweck im Auge behalten, zugleich abe« dem raffiniriesten Luxus gehuldigt; höchst pittoreske Toiletten, die,an da» Gewagte der Cosiüme in fafhionabeln Seebädern erinnern, das Decorum aber wahren, gehören nicht zu den Seltenheiten. Auf den Fremden, der zum ersten Male eine elegante Parise. rin ihr Bicycle besteigen sieht, wird gewiß auch die Art und Weise, in wel cheer dies geschieht, einen überraschen den Eindruck machen. Die Damen verhüllen auf dem Wege in das Bois de Boulogne, dem Tummelplatz de>. feschen Radfahrerinnen, ihr coquetteS Costüm mit einem gewöhnlichen Ober» An Ort und Stelle angekommen, lassen sie letzteres einfach fallen, schwin gen sich auf ihr Stahlroß und sausen dahin, während ihr Begleiter den abge legten Rock zu einem kleinen Packet chen zusammenfaltet und an seiner et-, genen Maschine befestigt. Dere Rock des Bicyclecostüms reicht nur bis zum Knie und Kniehosen, sowie Gamaschen vervollständigen die Bekleidung der unteren Extremitäten; zuweilen ist auch der Rock wie das „Divided-Skirt", das die amerikanischen Damen beim Tur nen tragen, bis zum Knie ausgenom men. Ein coquettes Bolerojäckchen aus schwarzem Sammet über einer hellfarbigen seidenen Taille verhüllt den Oberkörper und ein flottes Hüt-, chen schmückt das Haupt. Nicht sel ten sieht man eine Dame der vorneh men Welt auf ihrem Bicycle, in ge messener Entfernung von ihrem Groom, ebenfalls auf dem Stahlroß, gefolgt, wie der Reitknecht seiner Her> rin zu Pferde folgt. Zuweilen er scheinen sie auch zu Zweien, mit nuv, einem Groom im Gefolge. Wer an einem schönen Morgen während der Saison das Bois de Boulogne besucht, kann zahlreiche elegante Damen dei, modernen Sport treiben sehen .Di, Damen Englands huldigen diesem Sport ebenfalls, allein, da ihr Ratio» vor. Am englischen Hofe ist beson ders Prinzessin Mary Adelaide für den Sport eingetreten und hat die Kö nigin Victoria veranlaßt, ihren En kelinnen Irene und Alice von Hessen Fahrräder zu schenken. Da nun in nolds, die erst 16 Jahre zählt, hat London fuhr sie ohne Anhalten in 4 Stunden 13 Min.? nach wenigen Mi nuten trat sie dießückfahrt au und legte stalteten Wettfahren des Bundes deul sogar ein Damen-Straßenfahren, ti. welchen Frl. Anna Schreiber zwei Kl lometer in 4 Minuten 11 Sekunden zurückgelegte. Daß derselbe in ver nünftigem Maße betrieben, die Ge anerkannt, allein länger als eine halb« Stunde sollten Anfängerinnen nicht im Sattel bleiben. . «,« s»rafvol!str««»»ug an Frau««. Es gehörte seit je zu den schwierig sten Aufgaben der Rechtsgelehrten, vornehmlich der Kriminalisten, die Festsetzung harter und strenger Stra fen für schwere Verbercher in die rich tigen Bahnen zu lenken. In den er sten Zeiten der Rechtspflege kam es hierbei weniger auf die genaue Unter scheidung zwischen Rang und Stand, Alter und Geschlecht der Delinquen ten, als darauf an, daß die Härte und die Strenge der festzusetzenden Strafe genau der Schwere des verübten Ver brechens entsprechen sollten. Erst in lich in den Zeiten des finsteren Mittel alters, ist die Kriminalistik auf der Suche nach einer möglichsten Verschär fung der Leibesstrafe zu dem Prinzip übergegangen, bei der Festsetzung und Vollziehung der härtesten und grau samsten Strafen auch das Geschlecht des Delinquenten in Betracht zu zie hen, jedoch nur zu dem Zwecke einer noch größeren Verschärfung der da mals üblichen, fast als unmenschlich zu bezeichnenden Leibesstrafen und Qualen aller Art, darunter auch die Todesstrafe, welch letztere unter den obwaltenden Verhältnissen keineswegs die schlimmste Strafe war. Es wäre hier überflüssig, auf alle jene allge mein bekannten, Entsetzen erregenden Slrafbestimmungen näher einzugehen, welche im Mittelalter beispielsweise für Giftmischerinnen, Gatten- oder Kindesmörderinnen, von den angeb lichen Hexen gar nicht zu sprechen, von den damaligen Gesetzgebern festgesetzt wurden, und welche aller Regungen der Humanität fpoiteten. Ueberhaupt erging es um jene Zeit, wie auch noch viele Zeiten hindurch den weiblichen Delinquenten vor dem Scharfrichter viel schlimmer und, man darf wohl sagen, unmenschlicher, als den männ lichen Sträflingen. Eine Besserung dieser unerquickli chen Zustände schien so lange nicht eintreten zu können und ist thatsäch lich auch nicht eingetreten, bis letzte hat mithin erst unser modernes Zeit alter einige Wandlung zu Gunsten derjenigen unglücklichen Frauen ge schaffen, welche durch VerÜbung schwe rer Verberchen den härtesten BestiNt len sind. Indessen trotz dieser Besse ordentlich befriedigen muß. Im gegenwärtigen Augenblicke kommt eine solche erfreuliche Nachricht liche Züchtigung seit Jahren "abge schafft, es bezieht sich dies aber streng genommen auf das europäische Ruß- Unterschied an Sträflingen beiderlei Geschlechts vollstreckt werden, und daß bisher dieselben Bestimmungen und standen. Es muß daher äußerst sym pathisch begrüßt werden, daß von dem russischen Staatsrath «in neuer Ge nach welchem di« verschärften Diszipli narstrafen für die weiblichen Sträf- linge wesentlich gemildert, richtig«» aber, in der Hauptsache gänzlich abge schafft werden. Die Prügelstraf« kommt für die weiblichen Verschickten überhaupt in Wegfall und darf an denselben unter keinen Umständen vollstreckt werden; dieselbe wird viel mehr bei ihnen durch Jsolirhasi und Entziehung der Kost ersetzt. Ketten dürfen den Frauen in der Regel nicht für die minderjährigen weiblichen Verschickten, unter dreizehn Jähren, ist die Prügelstrafe abgeschafft und auch bei ihnen durch Jsolirhast bei Brot und Wasser ersetzt. Ist auch bei den Männern Alles beim Alten geblieben, so ist es doch immerhin erfreulich, daß die Prügelstrafe wenigstens an den Frauen, selbst in den „entfernten Or ten" Sibiriens, nicht mehr wird voll- Zeiten. der unschuldig leidenden Frauen an nimmt. Es handelt sich dabei um das schwere Schicksal, von welchem Verbrechens, gleichviel ob gemeiner oder politischer Art, nach Sibirien verschickt werden. Nach den Satzun gen der griechisch-orthodoxen oder rus sischen Staatskirche kann nur der Tod allein eine von der Kirche eingesegnete Ehe trennen; die Kirche aber kennt keine Ehescheidung, und die Frau bleibt für Lebenszeit die bessere Hälfte ihres Mannes, möge derselbe wegen und folgen ihren Männer» in die Ferne, müssen aber alle Qualen und Mühseligkeiten der Deportation mit machen und gehen dabei häufig zu Grunde. Nicht viel besser ist aber das rückbleibenden Frauen, welche einer ungewissen Zukunft entgegen sehen, denn ihre in Sibirien in der Verdau liche Gestalten, allerdings fast aus schließlich den niederen Volksschichten angehörend, welche nur schwer ihr bunden ist. Der Freier kommt zum Missionär und sagt: „Ich hätte wohl Lust, mir ein Weib zu nehmen." „Wen?" fragt der Missionär. Der Mann nennt ihren Namen. „Hast Du mit ihr gesprochen?" Gewöhnlich lautet die Antwort: „Nein." „Wa rum nicht?" „Es ist so schwierig, dung: „Ich glaube, es ist an der Zeit, daß Du Dich verheirathest." „Ich sür Dich." „Wen?" -- Der Mis schasft Alles in's Hans. Er wirst dabei: „Ich will ihn nicht haben!" „Gut, ich will Dich nicht zwingen. Ich finde wohl bald eine Andere für einen Endlich flüstert sie mit einem tiefen Seufzer: „Wenn Du willst " „Nein," antwortet der Pastor, „wenn Du willst ich will Dich nicht über reden " Wieder ein tieser Seuf zer. „Also Du willst ihn nicht ." gar keinen? Also Du willst ihn?" festen Auges gerade in's Gesicht. „Na, Und die Hochzeit findet noch an dem selben Tage statt. —G ut angewandtes Sprich mutter: „Aber man darf das Kind doch nicht gleich mit dem Bade aus schütten!"
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