Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 20, 1893, Page 3, Image 3

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    Das Muttermal.
(12. Fortsetzung.)
»Es ist Niemand so blind, als Jene,
welche nicht sehen wollen!" antwortete
Hilda bissig. „Es ist klar, daß ich lei
nen Platz habe in Ihrer Achtung; aber
auch miene Zeit wird kommen."
„Wie oft muh ich Ihnen denn noch
sagen, daß Sie nicht einfältig sein sol
len, Hilda? Lassen Sie Mich leine sol
chen Thorheiten mehr hören! Machen
Sie sich fertig zu Ihrem Maskenball
und legen Sie diese düstere Miene ab.
Ich will die jungen Leute glücklich se
hen."
Hilda schleuderte dem altenSoldaten
rinen Blick wilden Hasses zu.
„Arthur l)at meine besten Wünsche
für sein Glück," sagte sie hartnäckig;
.aber daran glaube ich nicht, daß es
von Bestand ist. Sir werden sich über
zeugen, dieses Geschöpf ist nicht, was
:s scheint!"
. ..Pah!" antwortete der General.
! In der Vertiefung des ziemlich weit
«oii Hilda und dem General entfernten
Fensters stand Paulette, ihr Gesicht
schimmerte zwischen den Blumen wie
ein Stern. Arthur sprach zu ihr: „Ich
fühle mich doppelt glücklich, zu wissen,
daß mein Name der Erste ist, den Sie
in Ihr Herz eingeschrieben. Die erste
Liebe einer Frau ist ihre beste Liebe."
Sie erröthete schwach und zog ihre
Hand halb aus der seinigen.
„Würden Sie mich weniger lieben,"
fragte sie, „wenn Sie wüßten, daß ich
schon vor Ihnen Jemand zugethan ge
wesen sei?"
- „Vielleicht nicht; aber ich liebe Sie,
!vie Sie sind mein lleines Mädchen,
»ine frische Blume aus dem Garten
Eden. Ich könnte es nicht leicht ertra
gen, eine Erinnerung dieser Art Zwi
lchen uns zu'haben." Als er dies sa
gend dastand und sie mit seinen dunk
len Augen betrachtete, beschlich Pau
lette ein Gefühl von undefinirbarer
Furcht und es trat ihr wie ein kalter
Nebel vor das Antlitz.
„Und Sie," sagte sie mit einem er
lwungenen Lachen, „haben Sie nichts
zu beichten? Gibt es keine Geheim
»isse in JhrerVergangenheit?" Er stand
da, wie ein Bild von Vronce, und das
jNondlicht fiel auf seine schöne Gestalt.
„Keine, Paulette!" antwortete er.
.Sie sind die erste und einzige Frau,
vir ich jemals liebte!"
„Möglich, nach all' Ihren weiten
Wanderungen in der Fremde? O Ar
thur, fühlten Sie niemals Liebe für
irgend ein weibliches Wesen außer
«nir?"
j „Niemals!"
wie ich bin," stammelte sie endlich, „ge
höre ich Ihnen. Ich weiß nicht, was ich
mehr sagen könnte."
Eine Woche später schrieb Hilda ei
nen Brief an Georg Trent, in welchem
folgende Stelle vorkam: „Es ist ge
rade, wie Sie vorhergesagt. Arthur ist
znt des Generals Mündel verlobt, und
der General ist erfreut darüber! Sie
werden glücklich zu sein, zu erfahren,
zaß Paulette lieblicher als je ist und
saß sie leidenschaftlich liebt es hat
»irklich nie ein schöneres Paar Lieben
iind dazu eingeladen. Was thun Sie
nn Norden? Ich meine, Ihr Besuch da
selbst müsse für irgend Jemand nichts
20. Capitel.
Hilda!" -
Paulette hatte für den Ball das Co
ihr liebliches, pikantes Antlitz. Durch
mit Pflanzen und Blumen aller Art
eingefaßt und Elfen und Dryaden
zuckten hie und da aus dem Grün
hervor.
Die Salons waren mit Gästen an
gefüllt, die sich beäugelten, sich neekten
und lachten. Alle trugen schöne, phan
tastische Kleidung. Da erschien Hilda
als Aebtissin in einem schwarzen Sa
m an ihrem Gürlel. Paulettens
tliige Augen erkannten rasch ihre Erz
feindin. Dort in einer Ecke stand der
imposanten Haltung. Marie Antoinette
schwebte am Arme Karl des Ersten da
hin; Lucia von Lammermoor kokettirte
liter, und Pizarro sagte einem Schwei
zer Landmädchen, wie es schien, sehr
anziehende Dinge. See-Nymphen. En
gel, Zigeuner und Könige, Hofdamen
Straßenräuber bewegten sich in
buntem Gemenge.
Aschenbrödel glitt in die Mitte dieser
fröhlichen Gesellschaft und sah sich nach
ihrem Prinzen um. Er war dem unbi«
waffneten Auge nicht sichtbar, und als
die Menge noch dichter wurde, zog sie
sich in die nächste Fensternische zurück
und wartete auf sein Kommen. Sie
stand da, betrachtete das Fest mit gro
ßem Vergnügen und sagte zu sich selbst:
„Es sieht aus, wie ein Schauspiel im
Theater!" Da hörte sie hinter sich ein
seltsames Geflatter, und vom Vor
platze herein kam eine große schwarze
Fledermaus, welche allen, an denen sie
voriiberlam, mit ihren Flügeln zufä
chelte.
„Wo ist Dein Prinz, Pathchen?"
fragte die Fledermaus.
„Ich erkenne die Verwandtschaft nicht
an," erwiderte Paulette mnnter.
„Sehr, unfreundlich von Dir," sagte
die Fledermaus; „ich bin doch Deine
Pathin. Ich lege meinen Zauber auf
Dich. Wenn dieÜhr zwölf schlägt, wirst
Du seine Wirkung jehen! Bis dahin
Adieu, schönes Aschenbrödel!" Die Fl
edermaus flatterte in die Ecke, wo Hil
das Piano stand, und begann wie
wahnsinnig einen fröhlichen Walzer
auf dem Instrumente zu pauken. In
demselben Momente kam ein Prinz, in
einem prächtigen Sammtwamms mit
Goldstickerei und Diamanten.
„Laß uns tanzen," sagte er und sie
schwangen sich fröhlich im Kreise, wäh
rend die Fledermaus spielte.
„Wer ist unser beschwingter
Freund?" fragte Aschenbrödel denPrin
zen.Jch h " t
mich auf den ersten Blick erlannten."
Er betrachtete sie scherzhaft. „Laß ein
mal sehen. Du hast Dein prächtiges
Mißgeschick!"
flattert und nahm selber an dem Tanze
„Wenn die Uhr zwölf schlägt!" flü
sterte sie Paulette zu.
Sie drehte sich mit dem Prinzen im
Kreise, bis ihr der Kopf schwindelte,
und dann kam Blaubart mit der Lö
drille.
sich hinter dem zierlich-»Vau erhob und
ihn zum Theil umfaßte. Ihre schönen
Costiime glitzerten, und sie hatten Beide
zu seufzen."
hätte.
was vorüber ist, wenn sie es kaun. Der
Himmel weiß, sie hat zu ihrer Zeit
Kummer genug gehabt!"
die Frevel des Stammes werden sich
! bei Ihnen richt fortsetzen!" Sie sah,
daß sein Antlitz sich ein wenig um
wölkte.
„Cs liegt etwas Böses in un
serm Blute, aber ich denke, ich brauche
es nicht zu fürchten. Ich habe nun eine
Macht gefunden, die den Dämon ver
bannen kann." Er zog ihr goldgelocktes
HÄipt mit leidenschaftlicher Zärtlich
keit an feine Brust. Einige Momente
herrschte süßes Schireigen in dem Pa
„Horch! Was ist das?" sagte sie.
Zweifel! Es ist ein Wunder,
neben diesen Weinreben!"
„Der Wind, Aschenbrödel, oder ein
aufgescheuchter Pirol."
über ihre Schulter. Als sie dies that,
und ein Aesicht blickte hin
durch auf sie. Das Besicht eines Man-
Masken dieses Abends. Wie gelähmt
Hut, der einen tiefen Schatten auf sein
Gesicht warf.Aus diesem beschatteten
seinen Arm mit nervöser Hast.
Der erste Schlag der zwölften
Stunde ertönte eben, als sie in die
ihr, von denen ein Streifen Papier
flatterte. Ihre Finger schlössen sich me
chanisch darüber. Der letzte Schlag der
Mitternachtsstunde ertönte und siehe!
Aschenbrödels Pracht fiel von ihr ab
wie durch einen Zauber und sie stand
f'h W fhsi sich ch d
len. Anyur hob ihn auf. „Was ist
sie an, das Papier rasch wieder zu er
fassen. Es war sorgfältig gefaltet. Sie
öffnete es und da, inmitten der freudi
gen Gef'.Kschaft, während ArthursAu
gen auf sie gerichtet ü- iren, während die
Musik noch ertönte und die Lust erfüllt
war von fröhlichen stimmen und La
! die folgenden Wort,::
„Meine Gattin! Ich bin zurückge
kommen ich erwarte Dich in dem
zu mir, sobald euer Fest vorüber ist.
Vergib' das — vergiß
Alles, was ich bci unserem trauri
großesllnrzcht gethan. Ich weiß jetzt,
daß Du unschuldig warst. Ich bin
wieder Dem St. John."
Konnte sie ihren Augen trauen?
Wachte oder träumte sie? St. John!
! „Paulette! Gütige, Himmel! WaS
gibt es ? Was hast Du da?" flüsterte
sainmentreffen, sie muß ihn sehen
von Angesicht zu Angesicht dieses
trat den sie liebte.
Die Fröhlichkeit und die Musik be-
Ohren beleidigt" Jetzt klopfte eine Die
sie, ihn wissen zu lassen, ob sie sich bes
ser befinde und ob sie »icht hinablom
l men werde? , -
„Nein, nein!" antwortete Paulette'
oerwirrt, „sage ihm, daß ich mich für
Leute werden gewiß Bemerkungen ma
chen. Haben Sie und Arthur Streit
zehabt?"
„Gehen Sie rief Paulette.
" „Das ist eine," sagte sie zu sich selbst,
Der erste Wagen rollte fort. Athem
los lauschte sie, als bald darauf einer
dem anderen folgte. Die Musik hörte
auf wie die fröhlichen Stimmen das
alte Haus wurde still. Paulette erhob
sich von den Knieen, unter Schauern
und Seufzen. Sie nahm einen wasser
dichten Regenmantel aus ihrer Garde
robe und hüllte sich darein. Es war
nicht schwer, das Haus unentdeckt zu
oerlassen, bei ihrer Kenntniß aller
Räume und bei derFinsterniß der Nacht.
Sobald alles still war, schloß sie ihre
Thüre auf, trat hinaus auf den Cor
ridor und stahl sich hinab in den Spe
ifesaal. Sie schritt unterhalb der Por
sten Gesichtern vorüber vorüber an
dem schönen Don Carlos, von dem sie
ihre Augen bange abwendete, dann kam
sie an das französische, bis auf denßo
den reichendeFenster, öffnete dieses und
trat durch dasselbe hinaus.
Die Düsürheit der Nacht hatte etwas
nachgelassen. Einige Sterne flimmerten
durch die gebrochenen schwarzen Wol-,
lenmassen. Die Stille, die späte Stunde,
der Gedanke an ein Stelldichein mit
Einem, den sie lange für todt gehalten,
trafen Paulettens Herz wie ein winter
licher Schauer. Sie stand einen Mo
ment, an allen Gliedern zitternd, nahe
daran, zu Boden zu sinken; dann, all'
ihre Kraft sammelnd, lief sie wie ra
send über die dunkle Grasfläche nach
dem Pavillon. Derjenige, welcher seit
mehr als einer Stunde hier gewartet
hatte, hörte die raschen Schritte und
trat ihr aus dem Schatten entgegen.
Die Lichter im Parle waren alle ver
löscht sie sah den Mann nicht, bis
er plötzlich eine Hand ausstreckte und sie
erfaßte.
„Paulette!"
Ein wilder Schrei brach von ihren
Lippen.
„Still!" flüsterte er, „willst Du das
Haus alarmiren? Paulette, meinWeib,
kennst ?u mich nicht?" Sie fühlte, wie
er ihre Hände erfaßte und küßte, sie
entriß ihm diese. Ach, diese Stimme!
Sie drang ihr in's Herz wie ein zwei
schneidiges Schwert.
„Ich kann Sie nicht sehen!" keuchte
sie. „Nein, ich kenne Sie nicht in die
ser Finsterniß!"
über einen Gartensitz und zündete die
Lampe an, welche im Pavillon hing.
Klar, voll enthüllte das Licht ihr die
Schritt näher, aber sie prallte zurück.
Bange'und schmerzhaft sah sie aus im
Lichte der Lampe, in ihrem unordentli
lette!" rief er und diesmal mil Unge
duld. „Gütiger Himmel, willst Du
nicht sprechen mit mir? Du siehst mich
an, als wäre ein Gorgoncnhaupt.
Wirklich. sagte n . an», beii.ahe spot^
sich stärker regt, übte seinen Zauber auf
mich. Ich fühlte mich überzeugt, daß ich
Dir Unrecht gethan daß Du Varn
eck niemals geliebt und ich komme jetzt
zuDir, Paulette, um auf meinenKnieen
mir Verzeihung für die Vergangenheit
zu erflehen!"
Er würde sie in seine Arme genom
men haben, aber sie wich zurück und
wurde blässer und blässer. „Die Ver
gangenheit!" lispelt- sie schaudernd.
„Ja. ich vergebe Alles ich wollte, ich
könnte es für ewig aus meinem Ge
dächtnisse reißen! Wie haben Sie mich
hier gefunden?"
„Durch einen glücklichen Zufall.
Wäre es nicht besser, wenn ich die
Lampe auslöschen würde? Die Leute
im Hause sind lange aufgeblieben und
stieß aus Megrim, und von ibr erfuhr
ich Alles, was geschehen, seit ich Dich
verlassen. Sie sagte mir, daß Du das
Geheimniß unserer Ehe vor diesem Ge-
neral bewahrt daher meine
als ich Dich bat. allein in der Nacht
hierher zu kommen."
Sie stand wie ein- Statue. Nur ihr
Athem war hörbar.
„Und jetzt," sagte sie, „was wolltn
Sie von iuir?"
„Was ich van Dir will?" wiederholte
St. John, und seine Augen begannen
zornig zu leuchten. „Wahrhaftig, nach
unserer langen Trennung ist dies nicht
die Begrüßung, die ich erwartete, Pau
> leite. Ist denn doch etwas Wahres an
dem abscheulichen Gerüchte, das ich von
Megrim hörte daß Du einen Lieb
haber hast, hier?"
> Sie rang die Hände. Ihre Mienen
zuckten krampfhaft. Aber sie antwor
tete nicht. Die Eifersucht sprach, wie
einst, auS seinem dunklen Gesichte.
„Warum sprichst Du nicht?" rief er,
sie rauh erfassend. „Ist es wahr oder
falsch?"
Sie konnte seine Berührung nicht
ertragen sie riß sich los.
„Ich sage Ihnen," rief sie verzwei
felt „daß ich Sie für todt hielt!"
„Ja; aber diefeNachricht konnte Dich
erst vor einigen Wochen erreichen. Und
Du hattest bereits einen Geliebten,
den, der diese Nacht mit Dir hier war,
an demselben Platze. Wahrhaftig, Du
warst eine untröstliche Wittwe!"
Ihre Erstarrung wich plötzlich von
ihr. Sie stampfte leidenschaftlich auf
den Fußboden des „lch
nicht!"
Es war d»r alte St. John, wie sonst.
thur Wcißenthurn?"
gewesen zu sein, als Dein armer Teu
fel von Gatte Dich Dir selbst überlassen
mußte."
horchte."
Er nickte. „Wahr! Aber ich war
wahnsinnig vor Eifersucht. D". mußtest
je. Du wurdest wichl gepflegt und
warst glücklich. Nun, das ist Alles wie
es sein sollte; aber wollte der Himmel,
sein!"
Unter diesem letzten, wilden Ausruf
stürzte er leidenschaftlich auf sie zu.
wild erhitzt, „und diese Leute sollen kei
nen Theil an Dir haben. Es ist Zeit,
daß unser Geheimniß bekannt werde
das Dach des Pavillons zu fallen.
Paulette!" sagte St. John, mit den
. .Wilhelm! Ö. um der Liebe GotteZ
wtllen, ein, nein! Gib mir Zeil, mir
mir zu Rathe zu gehen. Du hast keine
Beweise. Ich habe den Eehecontract ei
genhändig vernichtet. Ich werde Alles
leugnen Alles!"
„Willst Du wirklich? Ich bewundere
tzung ist falsch."
Dich darthun will."
„Ich zähle auf die Gnade des Gene
rals," sagte Paulette erregt. „Er wird
mich retten und beschützen. O, warum
kamst Du zurück? Warum kamst Du
hierher^"
sein!"
Ihr Gesicht behielt das bleiche, trau
rige Aussehen. „Was willst Du, daß
ist nach Mitternacht. Ich will hier
sagte St. John.
..Ja."
„Zuerst rathe ich Dir, diese Verlo
bung aufzuheben."
„Weiter?"
protestirte sie. „Ich will nicht!"
Das bisher bleiche, stolze Gesicht
„Das klingt vernünftiger," sagte St.
John. „Auf diese Weise werden wir in
deß Zeit gewinnen, über unsere Lag«
Sie wendete sich ihm plötzlich zu.
„Wer war die Person, durch welch«
Du diese Nacht das Blatt Papier schick
test?"
„Eine Maske, die ich zufällig im
Parke traf. Ich bin ihr zu Danke ver
pflichtet. Und jetzt, willst Du mir nicht
die Hand reichen zum Abschiede, Pau
lette?"
ebenfalls zurück.
„Sehr wohl," sagte er gereizt. „Abei
erinnere Dich, morgen Abends!"
eilte wie ein gejagtes Reh über die Ra
senplätze dem Hause zu. Als sie di<
Piazza erreichte, hielt sie an und
lauschte mit verhaltenem Athem; abei
Alles war stille, wie das Grab, nurNe
gentropfen fielen und raschelten hie und
Speisesaal. Als sie dies that, würd«
die Thüre, welche von der Halle in den
Saal führte, plötzlich geöffnet und auf
der Schwelle erschien, das Haar inPa
in der Hand, Hilda.
Si- fuhr zurück, hielt ihr Licht em
por und starrte auf die Erscheinung im
Fenster auf die liebliche Gestalt in
ihrem 'wöhnlichen Anzüge und mil
dem go> ,en Haar, das lang und von
schimmern über ihr«
Schultern herabhing.
„Gnädiger Himmel!" rief «Hilda;
„darf ich meinen Sinnen trauen? Sie,
Sie kommen aus dem Parke und
in dieser Stunde der Nacht?" Und
dann ließ sie das Licht sinken und lä
chelte in beleidigender Weise. „Atheml
Nun, gewiß, ich bin froh, daß ihr«
plötzliche Krankheit so schnell vorüber
ging! Wie weiß und sonderbar Sil
aussehen! Ich höre es regnen. Fanden
Sie es nicht etwas feucht da draußen?'
Eine Zornesröthe flog über Pau
lettens Gesicht. Sie trat in den Salon
und schloß das Fenster hinter sich. Es
war ein höchst unglückliches Zusammen
treffen!
„Ich bin außen gewesen, um etwaZ
frische Luft zu schöpfen," antwortet«
sie unbefangen, „nach diesem heißen,
erstickenden Feste. Ich sehe übrigens,
daß auch Ihr Schlaf gestört wurde."
„Ich," sagte Hilda, „habe das Kreu,
kam, eS zu suchen, allerdings war
auf ein Zusammentreffen, wie dieses,
nicht gefaßt. Es wäre doch sehr
bar, wenn Sie diese Stunde der Nacht,
oder vielmehr schon des Morgens, ir
len würden, um in dem nassen, einsa
men Garten zu promeniren."
Paulettens dunkle Augen schleuder
ten Blitze.
(Fortsetzung folgt.)
rn >»:»»»>
Eine neue Krankheit.
Was zu albern ist, um gesprochen zu
werden, das singt man, und für einen
durch statistische Daten erhärtend, was
von selbst versteht.
„Das Nägelbeißen erklärte Be
physisch und psychisch minderwerthig«
Geschöpfe sind. Charakter, Intelli
genz, Auffassung, Gedächtniß, Hand
— in solchen schweren Fällen radikal
zu helfen. Der Wille muß durch diese
Methode gestählt, die Willenskraft ge
— Mildernder Umstand.
Richter: „Sie geben also zu, daß Sie
den Anzug gestohlen! Haben Sie noch
etwas zu Ihrer Entschuldigung anzu
führen?" Angeklagter: „Jawohl!
Ich habe ihn erst noch ändern lassen
müssen, ehe ich ihn tragen konnte!"
Zweck. Onkel (auf der Pro
menade zur Nichte): Den Schopen
hauer liest Du? Verstehst Du denn
Philosophie? Nichte: Nein, aber
Druckfehlerteufel.
(Aus einem Roman): .... Fröhlich
trillerte Elvira ihr Morgenlied
gleich einer Leiche (Lerche) in die duf» 3