Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 15, 1893, Page 2, Image 2

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    2 Unter den verschiedenen NeligionZ
stklen und Betcniilnchen, welchen
die Menschenkinder aus diesem Erden
rund noch augchören oder früher ange
anbelcr gewiß die beste Begründung
und leichtsaßlichstc Ertlarung für ih
ren Kulms. Ten» sie wandten ihre
inbrünstige Verehrung jenem gütigen
Elemente zu, welches die Pfade des
Lebens durch Licht und Wärm: erleuch
tete und bekdte. und liebten und toblcn
den strahlenden Lichtgolt alltäglich für
seine wohlthuenden, labenden «Laben.
Lb und -in welcher Anzahl die; Son
nenanbeter heute noch erislire» mögen,
läßt sich schwer nachweise?,, da ui den
großen Städten die Anzahl ihrer Got
teshäuser eine ziemlich beschrankte ist,
und selbst diese im Vechöltniß zur Ein
wohnerzahl nicht einmal häusig besucht
sind, wahrend die Landbevölkerung sich
ihres wahren Glaubens selten so klar
als Sonnen- und Natur-Anbeter be-
Selbst auf die Gefahr hin. von inei-
nen Mitschwestern als arge Gihendie
nerin verurthcilt zu werden, muß ich
eingestehen, daß ich zu den Coiineuan
dem sie die Siraßen, Häuser und Men
schentöpfe zu sehr erhitzt.
Wandern wir aber hinaus in
wir erst zu bcurtheilen verniögen, welch
wohlihälige Menschenfreundiii wir in
der mächtigen Himmelstönigiii besilM.
Ehe sie des Morgens ihre Erscheinung
macht, ist Alles in graue Nebel gehüllt
wenn sie aber strahlend hervo.tritt,
jedes Blättchen, jede Blüthe und Blu-
Thräneii entgegen, welche sie allesaint
in liebevoll warmer, reicher Berührung
wegküßt. Die Vögel jauchzen ihr tril
lernd zu, alle Thiere in Feld und Wald
sonnen sich in ihrem Glänze, die Aesk
und Zweige neigen ihre Häupter mit
rauschendem Gruß, und im silbernen
Schimmer taucht sich die muntere
Welle, wenn heiter lächelnd die holde
Göttin den feuchten Spiegel benutzt.
Und erst die Menschenkinder, wie wer
den sie bei ihrem Anblick froh und
aufgeht, freudige Helle und wohliges
Glücksgefühl in die Seelen der armen
gedrückten Wesen hineinträgt. Mit
sonnenlose Heim!
Aber könnten wir denn die Sonnen
strahlen nicht auch in unsere Behau
sung eindringen lassen? Oder ist dort
vielleicht kein Feld für sie, muß hie«
Alles dunkel und kühl gehalten wer.
den. weil der Glanz und der Putz nicht
Sonnenstrahl vertragen ohne zu ver
blassen. und schließen wir die freund
lichen Strahlen deshalb lieber gänzlich
aus?
Fast fürchte ich eS ist dem wirklich
so! Auch wir Frauen könnten mit
pfänalich wäre, wenn nicht die Rück
sicht auf unsere kunstvoll gespreizte»
Verhältnisse, die Sorge für die Erhal
manchen herzerwärmernden Sonnen
strahl auf unsere nächste Umgebung
reflektiren zu können. Möchten wir
und die Sekte derSonnenanbetec selbst
immer neue zahlreiche Anhänger ge
winnen.
Erst schüchtern die Glocke gezogen
Dan» tritt sie zur Thüre herein.
Im Händchen den Sammelbogen
O, Du herziges Mägdelein!
Wie klingt der lieblich Verschämten
Bescheidene Bitte so treu:
„Ein Schärflein den Ueberschwemmlen,
Eine Gabe, so klein sie auch 5ei....!"
.Hab' leider nur eine Thräne
Für die Ueberichwemmten. mein Kind,
Das nächste Mal sammle sür jene.
Die, wie ich, aus dem Trockenen sind!"
Falsch er V erdach t. Frau:
.Aber Marie. Sie haben doch nicht
etwa einen Galan?"— Köchin: „Nein,
nnen Ulan."
Nu» d««n Lcbcn elueS O r».
Ueberau! fesselnd erzählt der Bild
hauer Max Klein »Einige Lebenserin
nerungen" in de: jüngsten Nummei
des „Magazin für Literatur". Sein
Talent einfacb natürlicher plastischer
Gestaltung verräth er dabei auch in
diesen Schilderungen seiner Jugend
zeit. Er erzählt zunächst, unter wii
vielen Kämvien und Entbehrungen er
in seiner ungarischen Heimath nach ei
ner kurzen Lehrlingszeit bei einem
Kaufmann und nach einer sehr sangen
bei einem Uhrmacher schließlich doch
noch in das ersehnte Land der Kunst
einlenkte.
Bon Pest kam Klein nach Verlin, wc
er lange vergebens ein Unterkommen
suchte Da rieth man ihm, er möcht«
es doch einmal bei Herrn W. in der
Feilnerstraße versuchen; dieser sei der
cigenthUmlichsteKauz.den es je gegeben,
aber zu gleicher Zeit, wenn auch wenig
gekannt, der genialste Bildhauer in
Berlin. „Dahin begab ich mich nun/
so erzählt Klein „der Portier zeigte mn
einen dunklen Gang, an dessen Endl
sich eine Thür mit einer matten Fen
sterscheibe befand. Ich ging auf dies«
los und klopfte leise an; mir schien,
als ob sich etwas im Innern regte, d-ch
war es wohl eine Täuschung, denn
alles blieb ruhig; plötzlich aber ging
die Thür auf und ein Mann von un
gefähr dreißig Jahren stand vor mir;
er war mittelgroß, sein Gesicht ha'te ei
nen scheuen Ausdruck, sein Ko»if mit
borstigen Haaren und Schnurrbart saß
etwas schief auf seinem steifen Nacken,
sein Anzug war namentlich auf Brust
und Hals mit einer Kruste überzogen,
welche man Hochrelief hätte bezeichnen
können, es war Schmutz; sein Hals
war mit einem Shawl von undejinir
barer Farbe fest umwickelt. Aus ein«
gurgelnde Frage nach meinem Begehr,
bat ich um Äufnabme als Schüler;
wenns weiter nichts ist, sagte er la
chend, dann sind Sie aufgenommen.
Ich trat ein, er schloß sofort wieder du
Thür. Ich sah mich im Raume um;
es war ein großes Atelier, doch wai
ein Drittel des Raumes von Schutt!
ausgefüllt, denn seit einem Decenniuir
war wohl hier nicht aufgeräumt wor
den, zertrümmerte Formen, Figuren
Büsten, alte Stiefel und Kleidungs
stücke, sowie zerbrochene Kochgeschirre
logen da meterboch übereinander; e,
bemerkte, daß dies meine Aufmerksam
keit auf sich zog. „Mein H-rtulan»m,"
sagte er erklärend. Jetzt gewahrte ick
ewige Arbeiten, die mir sehr schwung- >
voll erschienen, doch konnte ich noch
nicht ruhig betrachten, denn ein leben
der Widder trat plötzlich aus einer Eck«
Raum herum; in einem Ring, der vor
der Decke herabhing, entdeckte ich jetzt
auch einen lebenden Adler; der allge
meine Geruch wurde durch das Aroma
von Herrn W's Cigarre auch nicht an
genehmer. Ich bemerkte ferner aus
allen Gesimsen Skelette, Theile von
Menschen und Thieren, ein etwa ein
jähriges Kind war da einfach vertrock
net, die Augen waren eingefallen, de,
Mund, etwas schief offen, zeigte ein
paar Zähnchen, es lehnte gegen die
Wand aus einem Gesims, der Staub
bedeckte es fingerdick. „Mein Erstge
geborener," sagte er lachend und gat
mir eine Cigarre. Krähenfüße und
Köpfe, vertrocknete Schildkröten, Sala
mander und Schlangen lagen da staub
bedeckt allenthalben unter und neben
Büchern umher. Er machte sich nun
bereit, einen Grogk zu brauen und aus
einer Müllschippe Bratkartoffeln zu rö
sten. Am Tage in's Wirthshaus ge
hen, meint er, nimmt zu viel Zeit fort.
Seiner Einladung an dem Mahl«
theilzunehmen, vermochte ich nicht zu
folgen, jedoch trank ich etwas Grogk,
um ihn nicht zu beleidigen. Hier be
gann ich nun mein Studium in Ber
lin, und habe in einem Jahre wohl
mehr gelernt, als ich in vielen Jahren
wo anders hätte lernen können. Zoich!
Kraft und solch künstlerisches Können
und Empfinden ist mir kaum wieder
begegnet; er vermochte in einer Nach!
ein figurenreiches Relief fertigzustellen
und in einem Tag eine lebensgroße Fi
gur, natürlich nur decorativ, denn er
konnte nie lange bei einer Arbeit ver
weilen. Er war der Sohn angesehener
Eltern in Frantsurt a. 0., hatte eine
ausgezeichnete Schulbildung genossen,
ward aber seiner Schmutzsucht wegen
nirgend geduldet. Er ging nur Nachts
aus und hatte ein Lokal entdeckt, weil
hinaus bei den Frantsurter Linden, wc
er nicht gerade ausfiel; ich mußte ihn
stets begleiten, hatte er mich doch nur
aufgenommen, um etwas Gesellschaft
zu haben. Er bestellte in dem Lokal
stets zwei .Schnäpse und zwei
Schmalzstullen, die uns der Wirth aas
seiner flachen Hand fervirte.... In
diesem Lokal brachte er fast alle Abende
zu. Herr W. verdiente viel Geld durch
seine Fixigkeit, trotzdem er von Indu
striellen, Gießern, Stukkateuren, sehr
ausgebeutet wurde, pflegte aber seinen
Verdienst in einer Nacht zu
da er nicht früher nach Haufe ging, als
bis der letzte Groschen, weg war; die
folgenden Tage hungerte er dann. Er
starb vor vier Jahren, zuletzt hatte er
leinen Menschen mehr, der mit ihm
umgehen konnte; ein Jahr vor seinem
Tode sah ich ihn noch in Gesellschaft
eines Schlächtermeisters in einem
Weißbierlokal, ich saß da in einer Ecke
und wurde nicht von ihm gesehen. Ei
saß fest im Sattel seiner Kunst und
liebte es, von Kunst zu sprechen, mochte
er Künstler oder Laien zu Zuhörer ha
ben, konnte es aber nicht vertragen,
wenn die Zuhörer etwa triviale Glossen
dazu machten. Von den Werken W.'s
ist nichts bekannt, denn nichts ging un»
ger aus Frankreich zurückkehrten,
j dem Schloßplatz aufgestellt wurde,
war ein Werk seiner Hand, und zwa,
in drei Wo.>r fertiggestellt. Der
Stukkateur Dankberg hatte diese Ar
beit übernommen, natürlich auf W.
rechnend, und richtig, diese Arbeit
konnte pünktlich ausgestellt verde»,
doch nur dadurch, daß Dankberg vor ,
W.'s Thüre Wache ausgestellt hatte,
W. durste das Haus drei Wochen nicht
verlassen, bis die Aufgabe gelöst war,
war er ein Gefangener. Die <>lX) Tha-
ler, welche er als Lohn dafür erhielt.
soll er an demselben Abend noch ver-
Durch W. bekam ich einige Austräg!
von Stukkateuren, wovon ich mich tum-
merlich ernährte; ich verdiente manch-
mal in einer Woche zwanzig Mark,
hatte dann aber nieder drei Wochen
lang gar nichts zu lyun, da ich ja nickst
Ornamenteur war, sondern nur Fi
gürliches machte, was wenig von Stuk
kateuren gebraucht wird. Da, eines
Tages, als die Noth am größten war.
Erhielt ich durch einen Herrn B. ein En
gagement nach Breslau, ich sollte beiM
Thalern monatlichem Gehalt und sreiei
Reise zweiter Klasse dorthin gehe»..
Ergötzlich erzählt Klein, wie er durck
einen übermüthigen Streich nach Rom
kam, und dann von seiner Rückkehr
nach Berlin. „Keinen Groschen in dei
Tasche, trat ich todtmüde und erschöpft
in eine mir bekannte Kaffeellappe, Der
Besitzer war zugleich Sargtischler; ei
bot mir gern ein Nachtquartier, wenn
ich nicht zu wählerisch wäre, näinlick
auf Holzspähnen in einem Sarg. , Ick
nahm das Anerbieten dankend an unt
schlief darin einen Tag und zwei
Nächte ununterbrochen vor Erschö- !
pfung. Jetzt war ich wieder in mei- l
nem lieben Berlin, das ich nun 'licht zu !
verlassen beschloß. Ich fand Mick
gleich ein paar kleine Aufträge unt
miethete mir eine Stube. Vormittags
arbeitete ich in Stukkateurwerkstätten!
um meinen Lebensunterhalt zu verdie-!
»en. Nachmittags lebte ich meinei!
Kunst. Jetzt entstanden meine erster!
selbständigen Arbeiten. Meine erst,
zur Kunstausstellung gesandte Arbeit
wurde natürlich nicht ausgenommen,
aber schon die zweite erhielt dort einen l
Platz...."
. .Später erhielt ich den Aufirac
von der preußischen Regierung, für vi«
Ruhmeshalle die Brozehüsten des Feld-!
Marschalls Manteuffel und des Gräser,
von Werder auszuführen. Es wai
mir höchst interessant, diese beiden
Schlachtenlenker kennen zu lernen; ick!
begab mich zuerst nach Straßburg unt j
verlebte dort unvergeßliche Tage. Als
ich mich alsdann nach Grüssow, dem i
Gut des Grafen Werder begab, passirti!
mir «in drolliges Intermezzo. Auj
dem Bahnhof angelangt, erkundigt,
ich mich bei einem Bahnbeamten, oi
vielleicht ein Wagen von Excellenz
Werder hier wäre; dies hörte ein Herr,
der einen grauen Kaifermantel unt
eine Jagdmütze trug und antwortet«'
statt des Beamten, der Wagen sei da
Ich stieg ein, ebenso dieser Herr. Wahr- >
scheinlich der Inspektor, dachte ich! >
nur siel es mir auf, daß er von einigen
Leuten etwas auffallend ehrfurchtsvoll!
begrüßt wurde. Ich beeilte mick ,
jetzt, mich ihm vorzustellen, er sagt« >
kurz: „Ich bin Werder." Beidt!
Herren sind jetzt schon todt, und dock
war Letzterer noch so kraftstrotzend.. / j
Klein schließt mit der Erwähnung sei-!
ner neueren Erfolge und fügt hinzu'!
„Wenn ich dies hier sage, so geschieh!
es nicht in selbstgefälliger Eitelkeit,
sondern in ernster Absicht, mich zu
rechtfertigen vor all Denen, die in dem
Aufgeben meines Handwerks, da ick
mich völlig mittellos, ohne jegliche Kon
nexion, fern der Heimath, im fremden
Lande der Kunst zu widmen, unter
nahm. nur eine eitle Selbstüberhebung
sahen. Ich bin vierundvierzig Jahn
was noch etwa folgt, habe ich doch dl<
Beruhigung, Alles gethan zu haben,
was ich vermochte; unausgesetzt zu stre
ben und zu arbeiten ist mir zur zweiter
Natur geworden, und ist das Leber
köstlich gewesen, so ist es Mühe unt
Arbeit gewesen."
So für sich hin,
lind was zu dichten,
Tas war ihr Sinn
Im Schatten sab sie.
Ein Blüm chen steh ».
Und darauf macht' sie
Et Verslein schön.
Das sandl' sie
'ner Zeitung ein
'S sollt' ja zum Drucke»
Gedichtet j?>»!
Tie aber schickt' ihr's
Zurück in s Haus ...
Mit einem Worte
Am stillen Ort
> O. E. W a n ta l o w i c z.
l Verkehrt«Empsehl»ng.
Vorsicht ihi g g nüber an mpsoh
Sonderbare Entfchul
-. digung. (Die Tochter der Frau
' Hofräthiii trägt einewonate t or. spielt
dieselbe aber miserabel). „Gott, das
'. arme Klnd!" wendet sich die Mutter an
! it,r.' Gäste; „das Klavier ist gestern neu
I" gelilinmt worden, und nun lernt sich
, !das >r,ne Mädchen nicht mehr d'rauj
> aus!"
Dcsundhell«- und echöiiycilS
pfi'g«.
DaS Trinken beim Essen.
Während der heißen Tage, welche,
lvir erst zum Theil glücklich überstan
zen haben, denn wie viele uns noch be
oorstehen. das. wissen nur die Göt
ter. bildet das Trinken ein Hauptmo
ment, in unserm Leben und erscheint
uns wichtiger als das Essen. Aber wie
bei allen Dingen muß auch im Trin
ken Mast gehalten werden und nament
lich beim Trinken während des Essens.
Eine deutsche Aerztin äußert sich über
Viesen Gegenstand ungefähr wie folgt:
„Ueber das Trinken beim Essen und
besonders bei der Einnahme der
Hauptmahlzeit sind.die Ansichten der
Aerzte sehr verschieden, und auch die
Erfahrungen. welche hierüber gemacht
werden, haben sich als ungleich erwie
sen. denn dem Einem bekommt das
Trinken während des Essens, dem An
dern nicht Eine nicht zu leugnende
Thatsache ist es aber, daß kühlende Ge»
tränke bei schweren Speisen die erhit
zende Thätigkeit des Magens fördern
während bei dünnen, wässerigen Spei
sen durch Getränte die Verdauung
schwieriger gemacht wird, indem die
selben die Speisen zu sehr verdünnen
und den Magen über die Maßen an«
füllen. Hieraus folgt, daß man kei
neswegs während und unmittelbar
nach Essen viel trinken darf, vor Allem
soll man es vermeiden, viel kaltes
Wasser während des Essens und gleich
nach demselben zu trinlen; in zu gro
! Ber Menge genossen, schwächt es mehr
! als alle anderen Getränke die Magen
verdauung, verdünnt den Magensaft,
kühlt die Magenschleimhaut zu sehr
! ab, beschränkt dadurch das Absondern
j des Magensaftes und stört die chemi-
schen Auflösungsaktc der Magenfunk-
tionen. Ist aber dieser Akt vorüber,
nach zwei bis drei Stunden, dann wird
! auch das Trinke» wohlthätig sein, und
der Organismus kündigt dann auch
! sein normales Wasserbedürfniß durch
Durst an. Unbedingt ist es aber zu
! vermeiden, kühlende Getränke während
! oder kurz nach dem Genusse fetter
Speisen oder fetter Saucen zu sich zu
. nehmen. Das Fett gerinnt dann im
Masse leichter ist, als der übrige In
halt des Magen-, so schwimmt sie oben
! auf und erzeugt allerlei schmerzhafte
Empfindungen, Druck, Brennen in der
Her,arube u. s. w. Bekannt ist auch,
! daß diejenigen Aerzte das Trinken
> während und kurz nach dem Essen ver
- bieten, welche sich mit den in Mode
' gekommenen Entfettungskuren abge-
ben."
Gegen hohle Zähne.
Um den Zersetzungsproceß hohler
Zähne aufzuhalten und die daraus
entstehenden Zahnschmerzen zu heben,
hat man in neuerer Zeit ein wirklich
gut bewährtes Mittel gefunden. Man
läßt sich eine konzentrirte Lösung von
theke anfertigen, die prachtvoll violett
erscheint, und bewahrt sie in einem
Glasstöpselfläschchen auf. Von dieser
tein Wasser halbgefülltes Trinkglas
Z—6 Tropfen, so daß das Wasser eben
nur rötblich wird, und spült den
Mund damit recht gut aus. Es lösen
sich dadurch nicht nur alle Speisereste
an den hohlen Zähnen, sondern der
Zerstörungsproceß der Zähne wird
auffällig aufgehalten, und disSchmer
zen verlieren sich bald und bei länge
rem Gebrauche dauernd. Man muß
diese Mundspülungen täglich minde
stens eininal vornehmen.
Viertausendjährige Toi--
lettengeheimnifse
hat der derzeitige Rektor der Münche
ner Universität, Professor der Chemie
Dr. Vaeyer entdeckt, indem er in den
Mumiengräbern zu Achmin Schmin»
ken fand und chemisch untersuchte.
Seine Entdeckungen sind höchst inter
essant. Die schönen Aegypterinnen be
nutzten zu ihren Schminken Bleiprä
parate. welche auf sehr umständlichem
Wege geschickt verarbeitet wurden. Die
Bleierze, welche sich in Aegypten nir
gends finden, sind jedenfalls aus In
dien bezogen worden, was einen weite
vor 4000 Jahren viele Mühe und
Kosten auf die Täuschung der Män
nerwelt verwandte. Auch Bestand
theile und Zubereitung einer grünen
Schminke, mit welcher die ägyptischen
Prinzessinnen das Weiße ihrer Augen
in einem feuchten, grünlichen Schim
mer erscheinen ließen, sind entdeckt wor^
der vor 3600 Jahren gestorbenen Prin»
»essin Ast nachgewiesen.
Was alles in Rußland
staatsgesährlich ist. Ein entlassener
Malergehilse in Warschau denunzirte
seinen Meister, daß derselbe „aufrühre
rische Photographien" besitzen sollte.
Bei der durch Polizeiorgane vorgenom
menen Haussuchung wurde eine Photo
graphie gesunden, die jenen Meister
mit zweien seiner Freunde im polnischen
Nationalkostüm darstellte. Vierzehn
aus Rußland ausgewiesen, da er tein
russischer Staatsangehöriger ist.
Juristische Belehrung.
Johnny: „Papa, was ist ein Dieb?"
Papa: „Ein Mann, den man er
tappt, wenn er etwas nimmt, was ihm
nicht gehört, mein Sohn." Johnny:
„Und wenn man ihn nicht ertappt?"
vapa: „Ah ja dann ist er ein
Zinaiizgenie."
Gedankensplitter. Die
Zisersucht ist eine Pflanze, deren
Knospe der Neid, und deren Blüthe der
Hak ist.
ISieso ich nicht Hauslehrer >«»
v>,-il >.i > ,n> (.'lkilik ?cissae.
Fünfzig Piaster monatlich ist recht
wenig Geld; aber ich war erst vor
kaum vierzehn Tagen angelangt, und
Niemand im Lcmde kannte mich:
konnte ich da mehr verlangen? Meine
beiden Schüler, so versicherte mir Herr
Nabut. waren wohlerzogene Kinder:
das Töchterchen wäre gerade fünfzehn
Jahre alt. also schon erwachsen, und
der zehnjährige Knabe gleichfalls guten
Willens und lernbegierig. Man nahm
von meinem Tag im Ganzen nur fünf
Stunden in Anspruch; der Rest
ner Zeit sollte mir gehören, und
sollte ihn, wie es mir gefiel. dem Schlaf
oder der Arbeit widmen können. Be
achten Sie auch, fügte Her-r Rabut
hinzu, daß Ihr Gartcnhäuschen so
wett vom Hauptwohngebäude entfernt
ift daß Sie vor jeder Störung sicher
sind Ich brauche Ihnen wohl nicht
zu s.i-M, das, Ihnen Jedermann di-
Rücksichten erweisen wird, auf die tz-ie
ein Recht haben. Meine arme alte
Mutter ist etwas schwachsinnig, aber
eine ausgezeichnete Frau.
Ich nahm an.
Ombreville liegt auf den Hohen von
Mola. Das Maulthier verfiel in den
Bergen von selbst in die rechte Gang
art. und da es diese auch beim Abstiig
beibehielt, war das Gehen ebenso gut:
ich stieg also aus. Ohne sich weiter
um inick zu lümmein, brachte der
! Schwarze, der das Gefährt lenkte, das
i Thier auf den Weg. der sich unten an
, einem langen und steilen Ufer hinzog.
Als ich an der Biegung des Weges an
kam, war alles verschwunden: ich war
allein. Meiner Schätzung nach hatte
ich nur noch ein kleines Stündchen zu
gehen, und da es noch nicht sieben Uhr
war. mußte ich noch rechtzeitig zum
Frühstück anlangen.
z Es war im April. Ein verhaltener
Gewittersturm hatte den ganzen vori
gen Tag hinter dem Pouce, einem
Berae bei Nort-Louis, gegrol'S: auf
beiden Seiten des Weges schüttelten
die tüchtig gewaschenen Bäume beim
leisesten Windhauch die großen Tro
pfen ab, die ihre Blätter zurückgehal
trn hatten; rechts und links lies das
Wasser in den vollen Gräben singend
durch das hohe Gras; die Luft war
frisch und mit Wohlgeriichen erfüllt;
die Sonne hielt sich noch hinter dem
, Vorhang der Bäume versteckt; die
! Promenade bot ein herrliches Vergnü-
I gen. Ich dankte aus Herzensgrund
i dem intelligenten Schwarzen, der mir
zu dieser Freude verholfen, und schritt
Ich hing meinen Gedanken nach.!
Was stand mir bevor in diesem frem
den Lande, in das ich als ein Suchen-!
der gekommen war: nicht nach dem
Glück, denn der gesunde Sinn hatte.
sich bei meinen fünfundzwanzig Jah
ren stark genug entwickelt, um mich
vor Illusionen zu bewahren, sondern
nach der Arbeit,-dem täglichen Brot
und nach einem Sparvsennig, der mir
erlauben-würde, als Greis heimzukeh
ren und im Schatten des heimathlichen
Kirchthurms zu entschlafen.
Ihnen, das wußte ich, führte nach Om
brevikle. aber welcher? Ich rief die
dreigestaltige Hekate an, setzte mich auf
einen Fels n und wartete.
ten.
„Myrtil! Myrtil!" rief die gute
! Glas Madeira; oder möchten Sie
i lieber etwas Anderes?"
Ich erkundigte mich: sie war keine
ter! von Schreck und Schmerz ganz
' »erschmettert, ließ uns gewähren; di,
Großmutter kam und ging um uns
herum, geschäftig, unruhig, immerfort
Myrtil rufend. „Das Frühstück wird
nie fertig werden, und schon kommen
die Tischgäste an!" hörte ich sie sa-
Wirklich hielt ein Wagen vor der
Thür. Zwei junge Mädchen stiegen
mit fröhlichem Gelächter aus. Ich
sehe sie noch, wie sie plötzlich stehen
blieben, auf das Ruhebett blickten,
dann erbleichten und stumm, mit weit
geöffneten Augen, die Arme um ein
ander geschlungen, regungslos stehen
blieben, Schulter an Schulter gelehnt.
Eine halbe Stunde war verflossen.
Steigt da nicht eine leichte Röthe in
den entfärbten Wangen auf? Oh, wie
inbrünstig ich zum lieben Gott betete!
Es scheint mir, daß der Arm, den ich
halte, weniger starr ist....
In diesem Augenblick kam einßeiter
spornstreichs angesprengt.
„Myrtil! Myrtil! nimm des Dok
tors Pferd und führe es in den Stall,"
rief die gute alte Dame, die lebhaft
auf den Doktor zuschritt: „ach, Dok
tor! ich wußte es ja. Ihr Pulver hat
nichts geHolsen. Die ganze Nacht habe
ich noch gelitten, Doktor! Ach, wie
schlecht habe ich geschlafen!"
Der Doktor kam zu uns heran.
„Gut, junger Mann, sehr gut! Das
Alles ist sehr verständig. Aber Sie
haben das Kitzeln in der Herzgrube
! Die Hand des Arztes darf Alles
! wagen; er entblößte ihre Brust; ich
" entfernte mich.
„Gut, sehr gut!" sagte er nach eini
gen Minuten in fröhlichem Ton, „für
diesmal werden wir gewiß mit dem
bloßen Schrecken davon kommen. Aber
wenn ich es Ihnen sage, Monsieur Ra
but; Wollen Sie wohl ein anderes
Gesicht machen!" Und er tlopfte dem
Hausherrn träftig auf die Schulter.
Dann wandte er sich plötzlich an mich:
„Aber wo kommen denn Sie her? Ich
habe Sie noch nie hier gesehen."
! „Ich komme aus der Bretagne, Herr
Doktor, über Paris und Port-Louis."
„Halt! halt!" er hatte mir schon
den Rücken zugekehrt „sie wird die
Auaen ausschlagen!"
Herr Rabut ergriff unbewußt meine
Hand und zerrte mich zum Ruhebett
hin. Sie öffnete die Augen; sie waren
blau, wie ich sie so sehr liebe.
„Helene! meine Helene!" murmelte
der arme Vater, indem er sich zu ihr
! hinabbeugte und sie aus die Stirn
! küßte.
„Sachte, Sie!" sagte der Doktor
! und zog ihn zurück; „lassen Sie ihr
! doch gefälligst Luft!"
! Herr Rabut entfernte sich, ohne
! meine Hand loszulassen.
> Myrtil kam aus dem Stall zurück.
Myrtil, nun, wie ist's mit dem
Frühstück, Martil? Wird heute noch
„Von Herzen gern, meiner Treu!"
rief der Doktor; „dieser Galopp hat
mich ausgehöhlt."
„Aber Myrtil! bringe doch den
Herren Madeira!"
Diesmal gehorchte Myrtil.
Es war vier Uhr, als ich mein Gar
tenhäuschen verließ, um wieder in das
Haus zurückzukehren. Als Herr Ra-
but erfuhr, daß ich unter der Veranda !
war, kam er zu mir heraus.
„Kommen Sie," sagte er, „man
darf sie jetzt sehen."
Er führte mich an ihr Bett. Ihre
großen blauen Augen waren noch ganz
von schwarzen Rändern umgeben; aber
unter der Haut cirkulirte das Blut;
sie erröthete bei meiner Annäherung.
„Da ist er, Helene! ohne ihn...."
und die Stimme versagte ihm.
„Betrübe Dich doch nicht mehr.
Papa. Aber um mein Medaillon ist
es schade. Glaubst Du, daß man es
wieder finden wird?"
Das Medaillon enthielt eine Haar
locke von ihrer Mutter.
Es war kaum Tag am andernMor
gen, als ich schon am Flusse stand.
Der Schwarze, der sie aus dem Wasser
gezogen, hatte mir am Tage vorher
genial die Stelle gezeigt, wohin die
Überschwemmung sie getrieben hatte,
sowie die Stelle etwa zwanzig Fa
den weiterhin wo er sie ausgesun
den. Es war ein langes schmales
Becken, überhangen von großen Jam
busenbäumen, deren dichtbelaubte
Zweige sich von einem Ufer zum an
dern kreuzten. Das matte, durch das
Blattwerk gedämpfte Licht ließ von
Zeit zu Zeit einen Reflex gleich ge
schmolzenem Blei über das Wasser
huschen; dann bedeckte der Schatten
Ich tauchte unter und brachte drei
platte Kieselsteine herauf. Aber man
frühstückte ja erst um 10 Uhr; ich hatte
also Zeit.
Um 8 Uhr hatte der Grund des
mich. Nicht ein FUch, den ich unter
seinem Felsstück belästigt hätte, nicht
ein Krebs, den ich nicht rückwärts wie-
Der Mensch ist selbstsüchtig; ich be
deckte. Als sie sich, von ihrem Vater!
gestützt, gesetzt he.ite und ihre Ser>
viette vom Teller nahm, sah sie eine-
Schachtel vor sich.
„Was ist denn das? Wieder eine
Leckerei von Dir, Papa?"
Herrn Rabut's erstaunte Miene
mußte s>e mehr überzeugen als sein
Leugnen.
Sie öffnete die Schachtel.
„Mein Medaillon! Mein Medail
lon!" rief sie aus, indem sie es an ihre
Lippen drückte und mitKüssen bedeckte.
Ich verlor nicht einen davon, wie ich
sie fortwährend verstohlen betrachtete.
Endlich begegneten ihre Augen den
meinigen; sie begriff Alles. Aber die
kleine Heuchlerin dankte mir nicht ein
mal.
„Kurz und gut, mein lieber Herr,"
so schloß der ehemalige Hauslehrer
seine Erzählung, „ich habe meiner
Frau nie eine Lection gegeben...
ja doch, Sapristi! ich habe ihr Unter
richt im Schwimmen ertheilt."
Sin Berliner Dienstmädchen.
„Jette" —so hatte man sie geru
fen, während sie in den Proceßacterr
> M. genannt ist hatte es als „Mäd
> che» für Alles" nur drei Tage bei der
verwittweten Frau Lina S. ausge-
halten. Als sie am Tage nach ihrem
heimlichen ?lbzug ihre Habseligkeiten
abholen wollte, wurde ihr die Heraus
wesen. „Erstens", führte die Kläge
rin aus, „hatte ick mir als Mächen
! for Allens vermiethet, wo aber nich
, Denn als Mächen for Ällens
5...." — „Wat, Sie als Mächen for
Allens?" fällt die Verklagte hitzig ein.
„Ja. wären Sie det nur jewefen,
dann wär't jut, dann hätt' ick Ihnen
uff Händen jetragen, aber so so
! fen anbelangt, Herr Rath, da frage ick
Ihnen um Allens in der Welt, wär'
det 'n Jrund, uff un davon zu loo
fen? Wenn alle Mächens, die mal ehr
bar in die Backen jekniffen sind, jleich
Reißaus nähmen, dann jäb et ja gar
keene mehr in Berlin. Ick selbst,
Herr Justizrath, wie ick hier vor Ih
nen stehe, ick bin als junget Mächen
wer ick bin. In Jbrigen aber, Herr
Präsident, wat meinSchamberjarnifte
is, der kneift nich, det jloob ick nie un
nimmer. Det is 'n oller Herr, der
i sammelt Käfer, Käfer un immer wie
der Käfer aber kneifen, Jott be
! wahre." — Klägerin: „Er hat mir
i aber jekniffen. „Jette", hat er je
fagt, „Sie sind ja 'n janz netter Kä
fer", und dabei hat er mir j»kniffen."
Beklagte: „Da sehn Se et nun,
Herr Assessor, er hat ihr for'n Käfer
schalten. der olle Mann Un wat
sen. so is die Sache die, dat mein frü
heret Mächen det jute Thier dran je
wöhnt hatte, bei ihr zu Füßen zu kie
sen. un da dachte nu det unschuldije
Vieh, da wär weiter nifcht bei, un
suchte ooch bei der Jette ihre jewohnte
Schlafstelle uff." Klägerin: „Ick
bitte. Ihre Jette bin ick nich mehr,
klagte: „Jott sei Dank! Un dann dat
mit det andere Vie!>zeig, Herr Justiz
rath, da frage ick Linien, wo jibt et
det in Berlin nich? Aber dajejen hilft
leen Ausreißen, soiidern nur Insek
tenpulver, wie et ja tagtäglich in die
'r, richtii i Mächen is, det nimmt den
Kampf uff un schmeißt nich jleich die
Flinte ii''S Korn." DaZ Gericht
wies Jettes Klage ab. Im Eorridor
trennten sich die Parteien mit höhni
schen Verbeugungen. „Adse, Frau
S.!" ruf! Jette, „un ick wünsche Ih
nen un Ihren Wanzen ein langes Le
ben!" „Adje Sie Mächen
seien Mens!"
—Jedes Jahr eine neue
Frau diesen Luxus gestatten sich die
Parias, die ärmsten und elendesten
aller Erdenbewohner. Unter den indi
schen Parias herrscht Vielweiberei.
Jedes Jahr will der Paria eine neue
Frau. Er zerbricht sich nicht den Kopf
darüber, was aus seiner alten Krau
> verei ist sein Loos.
I Ein undenkbarer Fall.
Student A.: „Achtzig Mark hätte der
die Qualität,,,, und der kostet nur
sechszig!" Zweiter Student (grob):
„Das ist nickt möglich, oder .... Du
hast ihn bezahlt!" .
dem Mann nicht der Zweck das Mittel.
«weck.