Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 08, 1893, Page 2, Image 2

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    2 «chtlu,cnstreick»e eine« B»ren.
Schon darnni, weil die Menagen»
im Wurstelprater (Wien, stcht, glaubte
der in dcrsell'en bcsindliche „Meister
Petz", sich etwas zu Gute hallen »ii»
sich i» tollen Streichen ergehen zu dnr- j
sen. So wenigstens glaubt es das
Wiener «Jll. E trabl." aussassen zu'
müssen. Sein Logement hatte er in >
«inem und denselben Käsig mit drei!
Wolscn: nur durch ei» sogenanntes'
Schubbrett waren zwei
geschaffen, so daß der Bär mit seinen
Nachbarn nicht unmilteltxire Belannt-
schast machen tonnte. Troßdem gelang
es ihm, de» Wolfe» mehrmals durch i
die zwischen dem Schubbiett und
Boden des Käsigs Spalte -
einige Stückchen Fleisch zu entwenden,!
und einmal kam ihm der Umstand zu
gute, daß besagtes Brett nicht sestgeket-!
tet war. und er überfiel die Wölfe bai
der Fütterung, rante mit beiden Pso-!
ten das ganze Fleisch an sich, legte sich,
daraus und ließ sich vo» den darob
grimmteil Wölsen gteichmüthig das>
dicke Fell zerbeißen. Aber seine Beute
brachte er in Sicherheit. Diese Bisse!
tonnte Meister Petz' seinen Nachbarn
nicht verzeihen. Cr grollte lies und!
sann aiis Rache. Jede Gelegenheit,
benützend, biß er ans einmal einem
Wolse de» unvorsichtigerweise durch
den Spalt gesteckte» Voroersnß üb und
riß einem andere» Jsegrimm buch
haurten Schweis ans. Da mischte sich
der Menagerie BesiM Herr Wolsinger
in dic
darin gegeben worden. Durch ein
Stückchen Fleisch, welches der Spalte
zu nahe lag, verlockt, langte der Bari
Haare» und funkelnden Augen gegen
tiber. Das Brett Ilappte zur rcchlei:
führen, ja, er legt sich nicht eininal
mehr in der Nähe des Schubdrettes
nieder, da er mit seiner jetzigen Nach
barin nicht mehr in Berührung kom
men will.
Tlstanzrttt vor 14« Jahr««».
Von einem Distanzvitt vor 140 Jah
ren erzählt ein sächsischer Gelehrter in
seinem Tagebuche, welches er Mitte des
vorigen Jahrhunderts während seines
Ausenthaltes in Hamburg schrieb.
Dieser „Tistanzritl" kann auch heute
und edleres Pjerdematerial haben:
„Diesen Monat ApriliS 1752 geschah
hier in Hamburg ein Wettreite», wo
reiten wolle, welches zwei gute deutsche
Meilen von hier liegt. Die Wette
wurde schristlich aufgesetzt -und im Bei
fiin Notariens und Zeugeri unterschrie
ben. Man stellte hieraus zwei Uhren
ganz accurat überein: eine wurde unter
Thor mit Notarien und Zeugen und
die andere mit ebensolcher Sicherheit
nach Bergedorf geschickt. Der junge
Syling reitet also unters Thor, kriegt
da er nach Bergedorf kommt, ist es just
31 Minuten, welches gewiß ein Ritt
ist, darüber hundert den Hals brechen
sollen. Syling hatte die Präcau
tion gebraucht, daß er sein Pferd acht
Tage vorher warm reiten und ihm
hernach Anis, Knoblauch und Hafer
geben ließ. Und ehe er sich aufsetzt«,
ließ er es ebenfalls vorher warm rei
ten, damit das Pferd sozusagen schon
im Laufen war, und auf diese Weise
lam er noch neun Minuten eher nach
Bergedorf, als er gewettet hatte. Er
ritt ohne Steigbügel, im Falle er ja
stürzen sollte, so daß er nicht so leicht
zu schaden kommen könne."
Angepaßt. Junge Frau
Professor (zu ihrem Mann): „Du,
Alfred, nimm doch einen Augenblick
unsere Edith, ich lomme gleich wieder;
suche sie zu beruhigen und gieb ihr
dann zu trinlen," Professor (nach
vergeblichemßemühen, dasKind zu be
ruhigen, zur wiederlehrenden Gattin):
»Du, Edith schreit immerfort und will
auch die Flasche nicht nehmen."
Frau Professor: „Nun, so singe ihr
etwas vor." Professor: „Ach so
(nach kurzem Besinnen) Edite, bibite
u. s. w."
In der Markthalle.
Dame: „Da, liebe Frau, Sie sind
aber heule wieder fürchterlich theuer."
„Hökerin: „Na so wat! Na, ver
steh'» Se, «venn Jhn'n meine juti
Waare zu theier is, denn jeh'n Se
man zu Hause im essen Se Ihre Luft
llöke mit Wilwsauce un drinten Se
Jhr'n Phanlasie-Chlampagner dazu
aus de Wasserflasche."
Umget.ehrt. Onkel: .We
gen Dir habe ich im letzten lah«
manche schlaflofeNacht gehabt, Junge!"
Student: „Und mir ging's umge«
Selbstkritik. Mann <nach
«mein ehelichen Zani>:
warum muß!« ich auch Dich gerade
heirathen!" —Frau (erbost): greisere
Dich nicht, Dich kenne ich. Wem, ich
heute die Augen schließe, morgc» Mst
Du wieder rem."
Sine EommerzestWch»«.
Die rothe Fahne des Auktionators
wehte von „Eddas Gr»«" und eine
Anzahl kauflustiger Bieter füllten den
den Parlors führte. Di: Herrschaft
selbst aber war bereits abgereist. Zei
tungen hotten der Lesrrwelt verkündet,
daß Mr. und Mrs. Lantorp, sowie
deren Tochter Edda während des
Sommers nach Newport und von da
nach Europa gehen würden. Natür
lich würden die reichen Leute vor Be
ginn der Wintersaison ihr palastähn
lickes Haus neu ausstafsiren lassen,
man fand daher die Auktion ganz in
der Ordnung. Wer vortrefflich er
haltene, elegante Möbel, Teppiche,
Thürbehänge und dergleichen billig er
stehen wollte, der fand hier eine Gele
genheit und an Käufern fehlte es auch
in der That nicht. Aber am folgen
den Tage schon ruhte das Haus mit
geschlossenen Thüren und Fensterläden
in tiefem Sommerschlaf. Die hohen
Bäume deS „Grobes" spendeten ihren
Schatten an einige kleine, zierliche
Blumenbeete und an ein Wasserbasin,
dessen Fontaine man abgedacht hatte.
Nur in einem, ganz versteckt liegenden,
kleinen Nebenhaus regte sich etwas
Menschliches, das gegen Abend in Ge
stalt eines alten Negers mit einem
große» Wasserschlauch zum Vorschein
kam und das Grundstück bewässerte.
Seine Frau wirthschaftete während
dem in der kleinen Küche, um dem Er
schöpften, »ach gethaner Arbeit, mit
Speise und Trank zu erquicken, denn
obgleich Beide den ganzen Tag so gut
wie nichts thaten, so klagten sie doch
am Abend über die Folgen körperlicher
Ueberanstrengung, die eine Stärkung,
bestehend aus Thee, mit nicht zu wenig
Rum, und aus Weizenkuchen mit einer
Molnssesdccke dringend erforderte.
Wenn sie sich endlich vollauf gesättigt
fühlten, so setzten sie sich mit ihren
> Thoi»'keisen auf die Stufen des gro-
ßen Wohnhauses, schauten, behaglich
leben und nichts zu thun zu haben, als
das „Property" zu überwachen, gefiel
den alten Leuten nur zu wohl, indessen
wußten sie auch, daß ihre goldenen
Tage gezählt waren und es bald an
ders kommen mußte.
In der That fuhr schon in der fol
genden Woche eines Nachts ein Wagen
durch eine Seitengasse, die hinter
Eddas Grove lag, direkt in eine Allee
hinein, um daselbst zwei Damen abzu
, setzen, die von dem bereit stehenden
alten Negerpaare begrüßt und in das
nur spärlich beleuchtete Häuschen gelei
. tet wurden.
j Das Innere desselben enthielt nun
-allerdings eine bedeutend bessere Ein
' richtung, als stin äußerer Anblick erra
i then ließ, zwar waren die Zimmer
-klein, aber an Teppichen, bequemen
- Sofas, Sesseln und Ruhebetten fehlte
' es nicht, eine Masse Luxusgegenftiinde
> waren vorhanden und Bücher, Maga
j zine und Zeitungen lagen auf einem
Tische bereit, gleichsam der Leser har
rend.
Die beiden Damen wechselten nur
wenige Worte mit den farbigen Dienst
leuten, die sich schläfrig in ihre, im
Bafement befindliche Kammer zurück
zogen.
„Ach, liebe, liebe Mama, dcis wird
! chen, von kaum siebzehn Jahren an,
indem sie sich in dem kleinen Schlaf
zimmer, daz sie gemeinsam betreten
hatten, auszukleiden begann.
„Wir müssen uns fügen, mein-armes
Kind," versetzte seufzend die andere
Dame, die, ebenfalls schön und blü
hend, kaum mehr als fiinfunddreißig
Jahre alt war. „Die Welt darf nicht
wird ja nicht von langer Dauer sein,
Papa bringt uns sicherlich bald wieder
auf einen qriinen Zweig. Indessen
ist es unsere Pflicht, ruhig auszuhar
ren und den Schein zu hüten die
Welt will leider betrogen sein."
„Ich will ja gern das Meinige-thim,"
versicherte das junge Mädchen n> hrrz-
Papa schwimmt jetzt auf dem weiten
Ocean und hcrt sicherlich sein ganzes
Herz voll Sorgen. Mir ist es übri
gens ein RätZsel, Mamie dear, wie
reiche Leute auf einmal kein Geld mehr
haben können."
Mrs. Lantorp, die vor einem Toilet
tenspiegel Platz genommen hatte, be
kämmen. „Ach Gott," klagte sie,
,we«n wir wenigstens Lison hätten
behalten können, sich so allein aus und
schrecklich."
„Warte, ich helfe Dir," rief gutmii
'thig die Kleine, rasch neben ihre Mut
ter tretend und ihr den Kamm aus der
Hand nehmend. „Ich niufe Dich gar
nicht, Du wirst sehen, daß ich ebenso
geschickt wie Lison bin, dann ziehe ich
Dir auch Dein Nachtkleid an und
bringe Dich zu Bett, wie ei« Baby
mein Mamie-Baby."
Der älteren Dame stürzte» plötzlich
Thränen aus den Augen und schluch
zend zog sie ihr Kind an sich. Eine
halbe Stunde später lagen Mutter und
Tochter in dem breiten Bett, welches
fast das ganze Zimmer ausfüllte, bei
einander und schliefen.
Ein kurzer Ausenthalt in Newport,
ein etwas längerer in New Jork, «m
Abschied von dem, sich nach England
einschiffenden Gatten und Vaier und
dann die geheim zu haltende Rücklehr
in ihre Heimath, das war der J-.ihalt
der letztvergangenen Zeit.
Bor «och nicht ganz zwei Wochen
hatten üe sich von Nachbarn. Urkunden
und Bekannten verabschiedet, nachdem
man sich übereinander seine Reisepläne
Es verstand sich ja von selbst, daß
die reichen Lantorps von Eddas Grove
nach Newport oder Bar Harbor gingen
und darin eine Oceansahrt antraten,
segeln und in Paris ihre Einkäufe für
die nächste Wintersaison zu machen.
Wer weiß, was für prachtvolle Toilet
ten die Damen bei Worth oder Felix
kostspieligsten Geschmacks.
Allerdings hatte der männliche Theil
ihres Bekanntenkreises schon vor eini
tirte sie um so höher.
Die Wahrheit enthielt nun aller
dings ganz andere Thatsachen, aber
land, die Mr. Lantorps glückliche An
kunft daselbst und sein Zusammentref
fen mit seinen Geschäftsverbündeten
mit einem großen Sonnenschirm von in
einander sich verschlingendem Gezweig
überdachte. Aus letzterem brachen des
Abends Millionen von Muskitos her
vor, die sich summend ihre Beute such
die Tage zu verschlafen, das Beste, was
sie in ihrer seltsamen Lage thun konn
ten.
So 'saß eines Nrrchts Mrs. Lantorp
einen ncuerschienenen Roman zu lesen.
Trotz der Drahtgewebe, welche Fenster
und Thüren überzogen, drangen den
noch einige jener kleinen, blutgierigen
Musikanten, in Begleitung von Motten
und fliegen herein und umschwirrten
den Lain-pencykinder sowohl, als das
zarte, weiße Angesicht der Lesenden.
Selbst eine Fledermaus, die wiederholt
Lichtschein zu sehnen, ohne indessen
einen Durchschlupf gewinne»! zu kön
nen.
Mrs. Lantorp mußte ihre Lektüre
sehr fesselnd finden, denn sie vergaß
darüber auf Augenblicke ihr Töchter
schwarzen Strümpfen. Sie kniete
und lächelte, wobei sie zwei Reihen
wunderschöner Zähne zeigte, dabei
fragte sie im besten Negerdialekt, ob
Madame ihr nicht einen Platz verschos-
sen könne, da l>e «egenw-rrng oyne
Stelluna sei.
„Edda. Du bist es'." ffchrie Mrs.
Löntrop auf, indein sie ha'b dachend,
halb zürnend hinzu setzte : „Bahnest
Du etwa unsere Zukunft an? Du
Host Muth, das muß man Dir lassen!"
„Ach nein, Mamir.dear," siel die
Kleine hastig «in, „es ist nur ein
Scherz. Aunty Hirt mir geholfen,
meine Haut ist gefärbt und die Wolle
ist nur Ui mein Haar eingewickelt.
Fürchte nicht, daß ich mich wirtlich in
«in Negermädche» verwandeln würde.
Aber unkenntlich bin ich doch, meinst
Du nicht, daß die Berkleidung ausge
zeichnet ist?"
„Das ist sie," versicherte die Mutter,
die jetzt den Scherz unterhaltend fand
und ihre Tochter von allen Seiten be
trachtete. „Eine ganz gute Maske,
Edda !" gestand sie zu.
daher, liebste Mama, gehe ich
nun ein Weilchen auf die Straße, das
mukt Du mir erlauben. Es ist erst
elf Uhr, also noch gar nicht spät. Uncle
Dan kann mich begleiten, er mag als
mein Großvater gelten, wir fahren in
der Kabelcar ein Stück in die Welt
hinaus, nach deren Anblick ich mich so
schrecklich sehne. Nach Mitternacht
schon bin ich wieder bei Dir und erzähle
Dir, was ich gesehen."
„Aber Edda!"
dear," schmeichelte das in
seiner Verkleidung immer noch reizende
Mädchen, „Du mußt mich lassen, Dan
steht schon bereit in seinem langen
Kirckenrock und wartet auf mich. Du
glaubst nicht, was für einen ehrbaren
Großvater er vorstellt. Ich vergehe
vor Langeweile, wenn ich nicht ein ein
ziges Mal wenigstens bei Nacht hinaus
kann, um andere Menschen zu sehen."
So bat und flehte sie, bis endlich die
Mutter nachgab und selbst mit hinun
ter ging, um „Großvater Dan" mit
seiner Enkelin abmarfchiren zu sehen.
Sie folgte ihnen bis an die Garten
thür, wo sie sich hinter dem dichten
Neger einsteigen und abfqhren sah.
Jetzt wünschte sie plötzlich, auch mit
bei der Partie zu sein, eine heftige
zu derselben Gesellschaftsklasse, in wel-
Verstohlen streifte ihr Blick fein hüb
sches, männliches Gesicht, dessen selbst
cmr verfehlte. „Willst Du stil/ sein,
Baby Pschah don't cry, don't
lly„!"
beskräften, so daß in? Umsitzendcn sich
„Nicht, Sir?" fragte sofort auf's
„Das sieht man, Sir/ stimmte die
Dame bei. „jedenfalls hat das Kind
Schinerzen, oder es dürftet, vielleicht
steckt eine Stecknadel in seiner Windel,
fühlen Sie doch einmal nach. Sir."
Wenn sie ihm gerathen hätte, den
Mond vom Himmel herabzuholen,
würde er sie nicht verblüffter ange
schaut haben. ,
..Ich soll die Windel unmög
lich —" murmelte er fassungslos.
„Mn aood girl". bemerkte die Dame,
indem sie Edda'S Schulter berührte,
„kannst Du nicht hilfreiche Hand lel>
sten? Es gehört in Dein Fach, sollte
Edda fuhr wie auS einem Traum
erwachned auf, unwillkürlich erinnerte
sie sich noch rechtzeitig ihrer Rolle, und
der Schalk lachte aus ihren dunklen
Augen, als sie sich dem schreienden
Kinde zuwendete und in verstelltem
English sagte: „Geben Sie her, ich
will nachsehen, lvas dem Darling
fehlt."
Obgleich sie, seit sie aufgehört hatte
ihre Puppen zu pflegen, nie wieder
derartiges in dem Arm gehalten, so
bewährte sich doch ihre natürliche Ge
schicklichkeit, und mit einem zärtliche,.
Mitleid für „die kleine Schreipuppe",
!suchte sie dieselbe zu besänftige».
Jedenfalls empfand daZ Kind die Be
rührung einer sanften, weiblichen Hand
als eine Wendung zum Besseren, denn
es wurde bald ruhig, legte sein kleines
Köpfchen auf die Seite und schlief in
Edda's Armen ein.
Der junge Herr beobachtete dieses
mit großer Genugthuung, er zog sen,
Portemonnaie, um dem guten farbigen
Hand zu drücken. „Nimm es nur,"
raunte er ihr zu, „Du thust mir den
größten Gefallen, sei so gut und steige
Waaen zerbrochen, in welchem
Wärterin mit dem Kinde gegesessen,"
wendete er sich an die Dame, die sich
so tbeilnehmend gezeigt. „Das Kind
und seine Pflegerin befanden sich seit
gestern in der, im Grünen gelegene»
hatte. Ich eilte sofort zur Stelle und
selbst auf und wählte die Kabelcar,
da sie viel schneller fährt, als ein Wa
gen."
test Du gleich bei meiner Schwester
eintreten. Nun, was meinst Du?"
„Well, Sir," antwortete Edda, still
„Aber das Kind trägst Du mir doch
„,,O yes, Sir," das will ich schon
thun. Großvater, Du gehst auch mit,
wir können dann in einer anderen Ear
unseren Weg fortsetzen."
Der alte Neger blickte mit Angst und
Unruhe bald den Fremden, bald seine
junge Herrin an und murmelte Letzte
rer zu: ..Was wird Mrs. Lantorp da
zu sogen. Miß!"
„Schweig' still," gab Edda flüsternd
zurück, „ich gebe Dir auch das Geld,
volle Geberde, als er seine Schutzbe>
sohlene mit dem Kinde herabspringen
und dem Fremden voran eilen sah.
Mit knurrendem Stöhnen stieg auch
er aus und hielt Letzteren am Arme zu
rück.
„Ein Wort, Sir. ein Wort", mur
melte er. „sie ist nämlich gar kein „co
einen Scherz aus Langeweile."
Der junge Mann fuhr überrascht
auf.
„Ist das möglich! Nun, ich hätte
theil."
dem hellerleuchteten, ihr wohlbekann
tem Hotel stehen. Der Fremde war
sosorj an ihrer Seite, ein heiterer
als —"
„Als was?" forschte er, während sie
in den Hallengang eintraten.
„Als die schönste Lieblingsspuppe,"
kam es unbewuß ihren Lippen,
den habe!" wendete sie sich an der,
jungen Herrn. „Die Wärterin ist also
wirklich ernstlich verletzt und mußte zu
rückbleiben? Wie gut, daß Du gleich
der Bruder, und indem er sich Edda
zuwendete, sagte er mit einer Ver
beugung: „Gestatten Sie mir, Miß,
daß ich Sie zurückgeleite und Ihnen
zugleich meinen tiefgefühlten Dank
kopfschüttelnd ab, und Edda nahm er
bebend den ihr dargebotenen Arm.
„Sie haben mich also erkannt?'
fragte sie ängstlich, wahrend sie mit
dem jungen Herrn das Hotel verließ.
„Ach, um meiner armen Eltern willen,
verrathen Sie mich nicht."
„Dieselben wissen also nichts von
dem Scherz?" fragte er, indem er mit
ihr auf die Straße trat.
Mama weiß es wohl," gestand sie
flüsternd, „Papa freilich nicht, er ist ja
in England. und Mama und ich soll
ten. Miß Edda," siel Uncle Dan ein.
worden und nichts mehr zurück zu hal
ten sei.
„Was Lantrop?" fragte über»
rascht der junge Mann, »doch nicht C.
G. Lantrop ck Co.?"
„Wer sonst?"
„O. ich kenne das Hans nur zu gut,
es steht mit uns seit Jahren in ge
schäftlicher Verbindung. Vielleicht
haben Sie schon die Namen Stanton
das Haus Stanton Weaver von ih
rem Vater in letzter Zeit oft mit Be
forgniß erwähnt worden war. Was
muth anaerichiet?
„Ich verstehe ja nichts von Geschäf
ten," entschuldigte sie sich, „ich weiß
sen. Daß man so etwas vor Bekann
ten und isreundenuierbirgt, versteht sich
ja von selbst, und daher verstecken wir
uns in unserem Nebenhäuschen aus
Sie dachten nicht daran, die Kabel
car zum zweiten Male zu benutzen,
sondern wandelten langsam neben ein-
Uncle Dan schritt hinterdrein, bald
stöhnend, bald seufzend, bald mit sich
selbst redend. „Leichter ist es," mur-
Vor der Gartenthür wollte sich Edda
Hälfte vorüber, als Mrs. und Miß
fsreund -» der Noth bewährt hatte
eine Reise nach England antraten. Die
Gefchäftsverältnisse hatten sich auf
Henry Stanton's Verwendung zum
Besseren gewendet. In England woll
ten die Drei mit Mr. Lantrop zusam
mentreffen und in seiner Begleitung
nach Frankreich hinüber segeln, um in
Paris zahlreiche Einkäufe zu machen,
denn im Herbst schon sollte eine groß»
Hochzeit aus Edda's Grove gefeiert
werden.
Henri, Stanton nannte seine Braut
das muthigste kleine Mädchen, das er
je gesehen, und seine Schwester legte
bei der ersten Verwandtschaftsvisite ihr
Baby in die reizenden Arme feiner
künftigen Tante, wobei sie in wecken
der Weise flüsterte: „Du versteht Dich
so gut auf dergleichen, ich wünsche Dir
ein halbes Dutzend von der Sorte."
I. Wackwitz - Busch.
Falsch aufgefaßt. Der
regierende Fürst von Dingelsingen.
Pützlingen, der sich lange im Ausland
aufgehalten hat, besucht bei der Rück
kehr eine seiner Städte und in dieser
zunächst die Gemäldegalerie. Er schrei
tet mit seinem Gefolge die Bilderreihe
ab. bleibt von Zeit zu Zeit an einen,
Kunstwerk stehen und äußert dann re»
gelmäßig: „Sehr gut, bloß die
Suppe
iaucht immer mit der Suppe?" --
„Ach, das ist eine Verwechslung!" er
klärte der Gefragte, „Durchlaucht
wollte »uerst ins Krankenkau? sab?«,.»
Von einer «ildei» Ncsite aber»
falle».
„Obwohl ick an dem bewußten Tage
Ichon um viere Nachmittags cencn janz
samosc» Rausch hatte," beginnt der der
Körperverletzung angeklagte Bnchbin
der Julius Mohrmann vor dem Ge
richtshöfe in Berlin seine Bertheidi
g mg. „io war ick doch noch janz
wi der die alte Entschuldigung. Sie
wollen die Zhat in der Trunkenheit
verübt haben." Angell.- „Ree, Herr
Jerichtshos, wat ick jethan habe, hab'
ick jethan, un det mit dem Viausch iS
nur so nebenbei, indem unser Meefer
seine silberne Hochzeit >efeiert un uns ir
paar Marler jejcden hatte, wofür wir
uns us sein Wohl wat anduhn sollten,
wat denn orch m der „Fidelen Nagel
iiste" in der Kovenickerstraßc jeschehen
is. Uni vier lhr verließ ick dieses Lo
kal, in Anbetracht dessen, det mir der
Wirth vor die Zhüre jeworfen hatte...
Vors.: So. da scheinen Sie schon in der
richtigen Bersasjung gewesen zu sein.
Angeld Aber llar bei Kopp, Herr Je-
Hund Molly mit einem wahrhaft dämo
nischen Haß verfolgt hat." Wau,
Wau! lönt es in diesem Augenblick
durch den Saal. Wer ist das! ruft
der Vorsitzende. „Wer erlaubt sich
diesen Unsug?" „Entschuldigen Sie,
Herr Präsident", sagte der Zeug«
Lang, „es ist Molly, mein Hündchen,
das ich gewissermaßen als Zeugen mit
gebracht habe." Vors.: „Die Bestie,
von welcher der Angeklagte sprach?"
Zeuge Lang! „Die Bestie? O Gott,
mein Molly eine Bestie?" ruft er ent
setzt, „bitte, meine Herren, überzeugen
Sie sich!" Mit den Worten greift Her«
Lang nach seiner Ueberziehertasche uni
bringt ein kleines zappelndes Lebewesen
zum Vorschein, das sich bei nähern
Besichtigung als ein zartes Schoßhünd
chen ausweist. „Das ist also das
blutgierige, rasende Thier, das Ihnen
nach dem Leben getrachtet hat?" wendet
sich der Borsitzende an den Angeklagten.
„Nun sehen wie Ihre Uebertrei
bungen ausgedeckt sind." Kleen, abe,
oho!" sucht sich der Angeklagte zu recht
fertigen. „Tet Biest hat mehr Jift im
Leide, als zehn Hyänen zusammenje
nommen, det jloobe» Sie man, mit dem
is nich gut Kirschen essen." De,
Zeuge erzählt, daß der Angeklagte den
verseKt. Der Gerichtshof d.r»riheill
de» Angeklagten zu ö Tagen Gefäng
niß. Herr Lang steckt sein Hündchen
wieder in die Ueberziehertasche und ver
läßt mit den Morien den Gerichtshof
„Siehst Du, Molly, es gibt noch Rich
ter in Berlin."
Ein Doppelgänger. Ei
nem kommandirenden General, der
erst kurzer Zeit in einem Korpsbefehl
den Officieren das Tragen von Civil
kleidern untersagt hat, begegnet es,daß
ihm eines Sonntags früh sein eigene,
Adjutant, ein Rittmeister von Z**,
in einem engen Gäßchen in Civilklei
dung entgegenkommt. Der Rittmei
fter, dem es ganz klar ist, daß ein
Ausweichen unmöglich, denkt, hin
nützt nur Unverfrorenheit; er tritt, sein
Hütchen ein wenig lüftend, a» Excel
lenz heran und fragt den General, „ob
er nicht wisse, wo hier Rittmeister von
Z*« wohne, er sei sein Bruder." Ex
cellenz bedeutet etwas verblüfft den
Fragenden, daß Rittmeister von Z*»
gleich am Ausgange des Gäßchens an.
Markte wohne, und geht, den Dan!
des Fragenden kaum hörend, weiter.
Als am nächsten Morgen der Adjutanl
Rittmeister von Z** dem General den
üblichen Ravvort gemacht hat und sich
entfernt, ruft ihn Excellenz mit den
Worten: „Herr Rittmeister, noch einen
Augenblick!" nochmals zu sich sagt
ihm: „Was ich Ihnen übrigens noch
mittheilen wollte. Herr Rittmeister,
wenn Ihr Herr Bruder Sie Sonntags
Morgens noch einmal besucht, dann
gehen Sie drei Tage in Arrest!"
drohende Gewit
ter. Frau: „Diesen Nachmittag wird
meine Mama zum Besuch kommen!"
Mann: „Ich dachte mir's doch
gleich: der Laubfrosch hockt schon den
ganzen Morgen unten im Glas!"
Ein Schwerenöther.
„Ah, was seh' ich! Fräulein haben ja
zwei ungleiche Füße!" —.„Aber
mein Herr!" „Der eine ist nämlich