Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 01, 1893, Page 2, Image 2

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    2 Wettstreit »Weier Kimfll«».
ln kürzlich verSneiitUchten „Cnn-
Aerungcn" erzählt Ernst Lcgouve von
einem eigenthümlichen Wctwi-citconttrt
nen." „Das ich nicht singen werde,"
erwiederte die Künstlerin. „Heute
bin ich nicht die Malibran, sondern
nur eine von den Aufregungen und
Mühen des Tages abgefpanne Frau,
welche der Erquickung bedarf. Ver
schaffen Sie mir die durchJhr Spiel."
„Nur nach Ihrem Gesang."
„Der abscheulich sein würde." De
sto besser für meinen Muth." „Sie
bestehen dara»': Gut, Sie sollen Ih
ren Willen haben." Und sie sang
genau so, wie sie es prophezeit hatte:
abscheulich. Ihre Stimme war hei
ser, kein Funke von Empfindung in
ihrem Vortrag. Selbst ihre Mutter
bemerkte es und schalt sie deshalb.
„Was willst Du, Mama?" war die
Antwort, „am Hochzeitstage wie
kann man sich da hinstellen und sin
ten sich allmählich die anfangs so er
schlafften Zuge der Malibran. Ihre
glanzlosen Augen erstrahlten, der
Mund öijnete sich wie in alhemloser
Spannung, die Nasenflügel zitterten.
Als er geendet hatte, sagte sie nur:
»Wundervoll! Aber nun ist die
Sinnen zu trauen; nur hier und da
stammelte er: „Oh, Madame, Ma
dame !" Als der letzte Ton verklun
gen war, erhob er sich und sagte: „Die
Reihe ist an mir!" Nur Diejenigen,
welche ihn an jenem Abend hörten, dür
sterhastes Spiel, in welchem die fieber
hafte Leidenschaft ihrcrSeele nachtönte.
Als die letzten Akkorde verhallten,
brach dieMalibran in heftiges Schluch
zen aus; am ganzen Körper erbe
bend, stürzte sie in das nächste Zimmer.
Nach wenigen Minuten kehrte sie zu-
Blickes. „Die Reihe ist an mir!"
sagte sie mit fester Stimme und sang,
sang ein, zwei, drei, vier Lieder nach
einander, in immer wachsender Größe,
nur blind folgend dem „göttlichen
Wahnsinn", der von ihr Besitz genom
men hatte. Plötzlich fiel ihr Auge
auf Thalbergs thränenüberströmtes
Antlitz —da brach sie ab. Nie aber.
Ergreifend klingt aus grauer V
zeit ein Lied in unsere Tage herüber;
es klagt von der Menschennoth, dem
socialen Elend, das alle Wandlungen
überdauert. Dieses Lied, das im 14.
Jahrhundert vor Christus entstanden
ist, schildert die Lage der Arbeiter un
ter Ramses den Zweiten von Aegypten.
ES findet sich in einem Buch vonMas«
peron über Ägypten und Assyrien.
Ein Mitarbeiter der „Frkf. Ztg." hat
es so in's Deutsche übertragen: „Ich
habe den Schmied bei seiner Arbeit
gesehen, am offenen Schlünde seines
Ofens, er hat Hände wie ein Kro
kodil und ist so schmutzig wie Fisch
laich. —.Die verschiedenen Handwer
ker, welche den Meißel führen ha>
ben sie mehr Ruhe, als der Bauers
Ihr Feld ist das Holz, welches sie
schnitzen, ihr Gewerbe ist das Metall:
selbst in der Nacht werden sie geholt—
und sie schaffen über ihr Tagewerk
hinaus sogar in der Nacht ist ihr
Haus erleuchtet und sie wachen.—
Der Steinmetz sucht Arbeit an allen
möglichen harten Steinen. Wenn
er die Ausführung feiner Aufträge
vollendet hat und seine Hände
müde sind, ruht er wohl? —Er muß
von Sonnenaufgang an auf demßau
platz sein, selbst wenn ihm Knie und
Rücken zu brechen drohen. Der
Barbier rtsirt bis tief in die Nacht.—
Um etwas zu essen zu haben und bei
Seite legen zu können, muß er von
Haus zu Haus eilen, seine Kunden
aufsuchen, —er muß sich und seine
beiden Hände abarbeiten, um seinen
Magen zu füllen, —es gilt wie vom
Honig, der allein ißt ihn, der ihn
sammelt. Der Färber: seine Hände
riechen übel, sie haben den Geruch
fauler Fische, die Augen fallen ihm
zu vor Müdigkeit, aber seine Hand
Zeuge er verabscheut alles Tuch.
Der Schuster ist sehr unglü-Ilich
und klagt beständig er hat nur sein
Leder zu nagen seine Gesundheit
ist die eines verendenden Fisches."
Die g»räuschvolle Gat
ist doch die See! Ich höre das Rau?
schen, Brausen und Toben des Oceans
ungemein gern!" Er: „Auch ich, liebe
Martha! Drum sei 'mal fünf Mi
nuten still, damit man auch was hören
k«NN l"
—KurioS. Rosa: „Anna, ist'S
wahr, Du hast Dich mit dem kleinen
lMajor verlobt?" Anna: .Ja!"
>Rosa' „Aber Tu bist doch um Vieles
igrötzer, als er!" Anna: „TaS
macht Nichts, er sitzt ja immer zu
lvserd!"
Aür«asere ssrauen.
Die 14 jährige Tochter.
Also, was gibt's denn wieder?
Di- Grete wird nächste Woche Vier
zehn Jahre alt.
keinen Geburtstag.
Nicht wegen des Geburtstags ist's;
ich wollte Dich etwas Anderes fragen.
Wollt Ihr sie schon verheirathen?
Beispielsweise?...
Ich brauche keinen Dumas, um da
ran zu denken, daß ich für mein Kind
zu sorgen habe.
warst?
Alten gelassen. Nur hat die Mutter
noch mehr gespart als sonst, damit eine
ordentliche Mitgift beisammen war.
Und Du bist schlecht gefahren bei
Freilich, Du weißt's doch selbst.
chcn in der ersten Zeit nur ausgelacht
haben. Zu reden traute ich mich auch
nicht, Ordnung war keine und wenn
der Rudolf kein so guter geduldiger
Mensch wäre, wahrhaftig hätte c- Un
frieden geben können, geweint habe ich
aber genug.
Also schick die Grete jetzt in die
Küche.
Das denke ich ja auch manchmal;
nur weiß man nicht, ob man's damit
dem späteren Mann recht macht. Ich
weiß, der Rudolf hat's doch lieber ge
sehen, daß ich anfangs im Haushalt
noch nicht so recht Bescheid wußte, als
daß ich mir im Salon eine Blöße ge
geben hätte.
Bleibt also noch der Mittelweg.
Das ist nicht so leicht, als Du
denkst. Nicht wegen der Zeit etwa,
denn die wäre noch vorhanden, aber
Ivegen der ganzen Denkweise. Wenn
ein Mädchen sich mehr für den Haus
halt interefsirt, so kümmert sie sich
nicht viel um die Bücher, und wenn cs
höher hinaus will, so kümmert sich's
wieder nicht um die Küche.
Also, wo hinaus will denn die
Grete?
wissen; er ist ihr zu langweilig.
Zu langweilig oder zu kleinlich?
Das ist die Frage.
Ich weiß nicht; vielleicht Beides.
Bitte, das ist sehr wichtig. Wenn
Dame hinausspielen will, so rathe ich
Dir nur, ihr tüchtig den Kopf zurecht
zusetzen, denn ein Bürgermädchen darf
rechtzeitig wissen, daß sie einmal eben
soviel ernste Pflichten zu übernehmen
hat, wie der Mann...
Nein, Flausen macht sie keine; sie
ist einfach und bescheiden; auf einmal
ist ihr nur der Wissensdurst zu stark
gekommen, daß sie nichts mehr tbut,
als lesen und lernen und zeichnen und
musiziren.
Ist die Engländerin eine gescheidte
Dame?
Vergnügen, ihr zuzuhören. Spielend
lernt jetzt die Grete, so wie sie eigent
lich immer hätte lernen sollen. Ver
stand genug hat sie ja!
Gewiß, die früheren Lehrer und
Lehrerinnen Haben's eben nicht ver
standen.
Also sei froh, daß Du jetzt eine rich
tige gefunden hast. Denn einmal muß
Muß wirklich? Weißt Du, ich denke
manchmal, es wäre gar nicht so gut,
die Mädchen so viel lernen zu lassen.
Sie werden dann nur wählerisch und
Mann lernen oder für sich selbst?
Für den Mann; Ihr mögt mir re
den, was Ihr wollt, die Frau ist doch
nur für den Mann da.
Und wenn sie nun keinen Mann be
kommt?
Sie muß einen bekommen. Sie ist
nicht reich genug, um von ihren Zinsen
leben zu können...
Freilich!
Bedaure, aber dann thue ich nicht
mehr mit. Für die Mädchen, die sich
versorgen lassen, interessire ich mich
nicht, und wenn's auch meine eigenen
Nichten sind.
ein Mensch?
Durch Bildungstrieb! Wer nicht
So spricht auch die Engländerin und
ich sürchte nur, sie wird dem Kinde
noch den Kopf verdrehen.
Inwiefern? Wenn sie ihm die Idee
beibringt, daß ein Mädchen auch ein
Mensch ist und sich ebenso gut geistig
entwickeln darf, wie der Mann?
Und was wird dann aus dem Mäd
chen werden?
Ich sage Dir ja: ein Mensch!
lch danke! Was hat das Fräulein
Denen hätte heirathen mögen, die sie
vielleicht haben wollten? Und ist es
denn das einzige Glück auf der Welt,
einen Mann bedienen zu dürfen, die
Was soll aber /in Mädchen thun?
Einen guten Mann zu haben, den man
liebt, ist immer noch das Beste siir eine
Frau, besser jedenfalls, als fremden
Leuten zu dienen.
Ja, aber einen schlechten Mann zu
haben, den man nicht liebt, ist jeden
falls schlimmer, als fremden, Leuten
zu dienen, denn von denen könnte man
loskommen, vom Mann aber nicht so
leicht.
Aber was reden wir von den Män
nern? So weit sind wir ja noch nicht;
vom Lernen wollen wir ja reden.
Du rufst mich zur Sache! Aber
liebes Schwesterlein, wir find sehr bei
der Sache. Man lernt nicht für den
Augenblick, man lernt für das ganze
sich nicht verkehrt entwickelt. Was
möchte denn die Grete so Absonderli
ches lerne», daß Du Dich ihr in den
Weg stellen willst?
Interessire ich nych für das Kind drei
mal so viel als vorher. Das zeigt,
daß sie modernes Blut in den Adern
bart angewiesen sein.
Nein, so weit denkt sie, glaube ich,
doch noch nicht, sie sagt nur, sie interes-
und die Engländerin redet ihr ein, daß
man einer solchen Liebhaberei nachge
ben müsse. >
Liebhaberei nennst Du das! das
Edelste im Menschen, den Erkenntniß
trieb! Danke dem Himmel, daß Du
eine solch: Tochter hast, die sich für
etwas Anderes interefsirt, als für Putz
und Tratsch.
ich nicht. Wenn ich wüßte, daß sie bei
ihren Ideen bleiben würde, daß sie
Ernst machen würde, dann wäre ich
bei einein vierzehnjährigen Mädchen
sagen? Sie interesstrt sich heute für
Naturwissenschaften? vielleicht wäre in
Oho, hier muß ich widersprechen.
Schau', was ich Dir jetzt sage, bezicht
sich nicht auf Deine Tochter allein,
sondern auf die ganze Mädchenerzie
hung überhaupt. Ich behaupte, man
verkrüppelt Euch Alle, weil man Euch
Alle über einen Leisten schlägt. Bei
Eurer Erziehung fragt man nicht:
was habt Ihr für Anlagen? wie wür
det Ihr Euch ohne die Rücksicht auf
die Ehe aus Euch selbst heraus ent
wickeln? Man sagt: ein Mädchen
muß ein bischen Schliff haben und vor
Allem zu gefallen lernen. Ich sage
hingegen, das Letztere ist eine Schmach
und das Erstere kommt ganz von
selbst. Gefallen soll auch ein Maschen
nur denjenigen Menschen, mit denen
es geistesverwandt ist, denn jedes an
dere Gefallen endet mit einem furcht
baren Katzenjammer. Das bischen
Schliff, das Aeußerliche aber kommt
ganz von selbst bei einem Wesen, dos
Sinn für Anmuth hat. Im Uebrigen
kann man nicht das Weid von der
heute durch die ganze Welt geht und
heute auch hundertmal mehr Männer
ergriffen hat, als vor hundert Jlhren.
Wir leben in einem intellektuell mäch
ein Irrthum, zu glauben, daß unsere
Schwestern oder unsereTvchter alle ge
nau so oberflächlich geblieben feien,
als zu eueren Zeiten. Die Mädchen
plagen sich heute zum Theil mit den
selben philosophischen Skrupeln wie
wir Männer und dagegen gibt eL nur
nißtrieb befriedigt: warum soll also
ein Mädchen, eine zukünftige Mutter,
absichtlich und systematisch verdummt
angehört?
Nun, und WW soll sie denn Heira
then, wenn sie doch Lust dazu be
iommt?
Sagtest Du nicht. Deinem Manne
wäre es sehr fatal gewesen, wenn Du
Dir im Salon eine Blöße gegeben
hättest? Nun, die Ziikunftsmänner,
die von der höheren Nasse, werden von
auch die Ideen verstehen, mit denen
sie, die Männer, sich befassen, daß
nicht zwischen der Gedankenwelt des
Mannes und der des Weibes eine un
überbrückbare Kluft besteht. Deine
Tochter ist ja doch auch erst ein Zu
kunftsweib, erziehe sie für einen Zu
kunstsmann!
Die Frauenwelt nah und
fern.
Ueber fünfundzwanzigtausend
Frauen sind in den Ver. Staaten mit
Ausschmückung der verschiedenartig
sten Porzellanwaaren beschäftigt.
In Rußland sind bereits vier
Mädchengymnasien entstanden, und
zwar in Moskau, Petersburg, Odessa
und Kischnieff. Alle diese Institute
ligen sich sogar an der Verwaltung
und Leitung der öffentlichen Jrren
— In England war Mrs. Jsabella
V. Bishop die erste Frau, welche in
und zu dem Hause der Gemeinen von
sten in Türkisch-Kurdistan.
Mrs. Anna E. Hepburn aus
DeZmoins, Ja., erhielt an Stelle ihres
?tc>rt ?ü'ick> für di- Oberaufsicht der
Mrs. May Roulett in Rockland,
ithischen Gefühle erblickt.
Amerikanerin, welche in den berühm
ten französischen Porzellanfabriken,
von Sevres zugelassen wurde. Sie
arbeitete dort ein Jahr und verwer
thet nun das Erlernte auf heimathli
chem Boden.
In Deutschland ist Frl. Dr.
des' Professors Dr. Schulze in Berlin
Mrs. Rosalie Miller, eine Prak
liußerst verwendbaren Heber Patenti
ren lassen, mit dessen Hilfe man Ein
siedegläser aus ihrem heißen Wasser
bad mühelos entfernen kann.
In Frankreich hat sich vor Kur
>em, und zwar in Paris, ein Frauen
oerein, „L'Avant Eourriere" betitelt,
gebildet. Er bezweckt die Zulassung
oot Isist, daß die Frauen
>iber das in der Ehe Erworbene das
illeinige Versügungsrecht behalten.
Miß Soonarbi H. Powar, eine
Zußerst gebildete Indierin, welche
zuch einige Zeit in London gelebt hat,
ist nach ihrer Heimath Poona in Jn
vien zurückgekehrt, wo sie im Verein
mit ihrer heldenmüthigen Freundin
vundita Romabei an deren Schule
für adelige Hindoo-Wiltwen thätig
sein wird.
In England wurde durch die
Anstellung weiblicher Fabrikinspecto
rinnen einem tief empfundenen Uebel
ibgeholfen. Miß May Abraham, eine
muthvolle Dcime, welche ihre ganze
Kraft dem Wohle der arbeitenden
klaffen gewidmet hat, bildet mit vier
inderen Damen den Ausschuß der
Arbeiterinnen - Commissionen, in
»elcher Eigenschaft sie den größten
Theil Englands und ganz Irland be
reist hat.
Dr. Amelia Fendler, aus Loui
siana, sludirte an der Hochschule für
Pharmacie in New Uork, promovirte
zaselbft mit 18 lahren, um alsdann
,ls Apothekerin durch drei Jahre an
iinem chemischen Laboratorium thätig
>u sein. Später absolvirte sie einen
Kursus an der Medizinischen Hoch
schule für Frauen in Baltimore, un
terzog sich dann dem staatlichen Exa
men und ist jetzt als Aufseherin bei
vem städtischen Gesundheitsausschusse
»naestellt.
In Oesterreich haben auch die
ssrauen Terrain gewonnen. Zwei
politische Tageblätter bringen jede
Woche eine von Frauen retngirte und
den Interessen ' des weiblichen Ge
schlechts gewidmete Nummer. Das
.Wiener Tageblatt" ist das Organ
des Vereins für erweiterte Frauenbil
dung, und jeden Freitag erscheint das
t>on der Vorsitzenden. Frau Bossart v.
Demerghel, redigirte „Wiener Frau
mblatt". Auch die „Deutsche Zei
meten Theil, welcher von Frau Baro
nin v. Rothenthal geleitet wird.
Neun Amerikanerinnen haben
in diesem Jahre im Pariser „Salon"
iuf dem Champ de Mars Bilder aus
gestellt. Zu diesen Glücklichen gehö
ren Miß Beckinglon, Grothjean, Kin
sella. Nourse, Lee Robins, Singer,
In Kopenhagen hat Miß Kir
stin: Frederiksen, die Gründerin der
iinziqen Industrieschule daselbst, von
der Universität eine goldene Medaille
Miß Helen M> Winslow aus
England Frauen Preß Clubs, welche
bisher als Verfasserin von Gedichten,
Elisen und kleinen Erzählungen be
schriftstellerinnen gegangen, und zwar
behandelt ihr Buch gewisse Phasen der
Arbeiterfrage.
In Magdeburg machte jüngst
Rosse Kainz-Hutzler, die Tochter der
eben verstorbenen Schriftstellerin und
Gattin des Schauspielers Kainz,
ihren ersten theatralischen Versuch.
Man behauptet, sie danke ihre treff
liche künstlerische Bildung in der
Kainz.
Miß Minnehaha, aus Indien
gebürtig, ist trainirte Wärterin in ei
nen, New Borker Frauen-Hospital
und erfreut sich dort eines ausgezeich
band aufgenommen, nachdem sie ihr
Gesellenstück gemacht hat. ES is! dies
das erste Mal, daß ein weiblicher Ge
sell hier osficiell anerkannt ist. Das
26jährige Mädchen ist die Tochter ei
nes Schiffscapitäns; sie fühlte schon
sien Fleiß und Eifer. Ihr Gesellen-
Di« Sldentcuer einer Stunde.
„Du willst mich also wirklich nicht
zu Staufingens begleiten, Elfe?"
„Nein, lieber Pipa—Du siehst, ich
gräne — —"
„Aber Kind—der Wagen ist schon
angespannt, Du bist schon in voller
Toilette —"
—" ll '
""" Jemand zurück
Aber Lisette beschwichtigte seine Be-
Necht, hier oben auf den weichen Pol
stermöbeln es sich wohl sein lassen.
Plötzlich fuhren die Kosenden em
por. Der junge Schuhmacher wurde
und plötzlicher Bestürzung halber
hachroth. Im Nebenzimmer hatten
sie beide Schritte gehört.
Und jetzt legte sich dort eine Hand
auf die Thürklinke. Im Nu gewann
Lisette ihre Geistesgegenwart wieder.
Die Tischdecke emporhebend, raunte sie
ihrem Schatz zu:
„Hier—hinunter —schnell!"
Mit einer Schnelligkeit, die man
dem Pech-Jüngling kaum zugetraut
hätte, verschwand dieser unter der
Tischdecke, die glücklicherweise bis auf
den Boden hinabhing—keine Secunde
später öffnete sich die Nebenthür und
vor der völlig verdutzten Lisete stand
das Haustöchterchen Else, die, ohne
daß jene eine Ahnung davon hatte,
zu Hause geblieben war.
„Wie guädigez Fräulein sind
—noch hier —stotterte die Köchin.
„Ja. ich befand mich nicht wohl.
Ich werde auch zu Hause bleiben.
Lisette. Sie können hinunter und
zu Bett gehen. Wenn es klingelt, so
ist dasmein heimkehrender Papa, ich
werde ihm die Corridorthür selbst
offnen."
Augenblick der drohenden Entdeckung
gewärtig. Aber Else schien ihre Ge
danken auf ganz etwas andere» ge
richtet zu haben.
> „Meine Else!"
„Mein Arthur!"
i „Was wirst Du von mir denken,
l Arthur, daß ich Dich hierher bestellte!
Aber ich mußte Dich heute noch spre
chen. Ich simulirte eine starke Mi
schnell—es ist die höchste Zeit, daß
„Es klingelte draußen?"
Um Gottcswillen! Wenn es Papa
wäre, den die Sorge um mich früher
! fett' zu Bett geschickt "
j Da. Kindeln d.außen wurde star
„Er ist's! Um Gotteswillen, ver
birg Dich! Dort—dort—hinter du
spanische Wand—schnell doch, um des
„Ich hatte wirklich Sorge um Dich
Und Du siehst gar nicht gut auS.
Wie? die Lisett' hast Du schon zu
Bett geschickt? So! Nun, dann leg'
"'?,Achl'"wfztc"'Else.
„Pfui Teufel!" dachte Arthur hin
ter der spanischen Wand.
„Dies Pech!" seufzte aus tiefsten
Herzensgrund der Schuster unter dci
beharrte der Papa auf feinem Ent
schluß, und mit dreifachem Banger
ward hinter der Wand, unter der
Decke und in Glsens Boudoir de>
Entwicklung der Dinge entgegengese
hen.
Der Cominercienrath rauchte unt
las in voller Behaglichkeit. Nicht sc
„Wenn ich jetzt niesen müßte!"
Aber das Kribbeln wurde immei
stärker und mit einem Male brach es
los:
„Hatzi! Hatzi! Hatziiiü!"
Mit einem Sprunge stand der alt«
Herr auf seinen Beinen.
„Wer ist da?" rief er mit Stentor
stimme.
Else in ihrem Boudoir sank fast
zusammen, Arthur biß die Zähne aus
einander. Was war denn das? Wer
hatte geniest? Und wem galt der
Ruf?
Die Tischdecke bewegte sich die
schwarzgekleidete Gestalt des armen
Schusters kam langsam darunter
Bei,,/ Anblick des Mernden^Nen
„Ach!" lispelte der Arme—„ich
—und da kamen Sie zurück "
„Scheeren Sie sich hinaus!" rief
der alte Herr unwirsch und öffnete
die Thür und im nächsten Augenblicke
stolperte der arme Schuster hinaus.
Im gleichen Augenblick aber öffnete
sich auch Elfe's Zimmerthür und vor
ihrem Papa auf die Knie sinkend, I
rief sie schmerzlich:
„Ach, Papa, warum hast Du
das gethan!"
Ungeheure Bestürzung malte sich
auf dem Antlitz des alten
Herrn.
„Du" —stotterte er.—„Du und je
ner Mensch!"
schluchzte Else. —„Morgen sollte er
selbst zu Dir kommen " .
„Der Mensch?"
„Arthur von Weilen "
Proletarier hinaus und Du redest
von Arthur von Weilen."
Nun stand Else mit offenem
ch
fem Augenblicke, nicht minder bleich
wie Lifettens Liebhaber, Arthur hin
ter der spanischen Wand hervortrat
sprach:
„Hier bin ich, Herr Commercien
rath, —in einer Situation, die mir
Ihnen gegenüber tte allerpeinlichste
sein muß. Aber ich bitte Sie, mich
Der Alte warf einen höchst feindli
chen Blick aus Arthur und auf Else
und warf sich dann in den Sessel:
„Bitte!"
Und nun erzählte Arthur, daß er
Elfe schon so lanae liebe, daß aber der
linterschied in den Vermogensverhält
nissen ihm bis jetzt den Muth genom»
nen habe, vor ihren Bater zu treten.
I!un Habs er ein Billet Else's cm
ifangen, daß sie ihn unter allen Um
tänden einige Minuten sprechen
nüsse. Im Augenblicke, da er er
schienen sei, sei auch der Commercien
rath zurückgekommen. Und da sei
ihm nichts anderes übrig geblieben,
als hinter die Wand zu treten.
Else vervollständigte die Beichte und
als sie nun weinend ihrem Vater um
den Hals fiel und ihm offenbarte,
daß nur Arthur sie glücklich machen
könnte, da stand endlich der alte Herr
auf und sagte:
„Gehen Sie jetzt, kenne das Weitere
—morgen Mittag erwarte ich Ihren
Besuch!"
O, Du guter Papa!" rief Else
und bedeckte ihn mit Küssen.
„Nun, thut's mir leid, daß ich den
Anderen hinaus geworfen habe!"
. murmelte der alte Herr, „wenn ich
consequent hätte sein wollen,
dann —"
Nun, die Anderen kamen nicht zu
! kurz dabei. Der Schuster und Li
sette wurden für die ausgestandene
Angst von dem jungen Paare Arthur
verdorben hat, fühlt er ein menschlich
Rühren und denkt: die könnt' siir Dich
recht werden! Was cs aber mit dem
postlagerndEßlingen siir eine Bewandt,
»iß hat, weiß er nicht recht ist auch
nicht nölhig denkt er, ich will schon
sehen. In der nächsten Morgensrüh
füllt er Geldbeutel und Tabakspfeise,
geht in s nahe Städtchen und löst eine
Voll futzer Erwartung kommt er an
und sieht am Bahnhose sich mit Ken
nerblicken um.
Richtig da kommt Einer vo» der
Post! Mit gutmüthiger Zutraulichkeit
that »earn heirata. I möcht' se seah;
wenn semer g'fällt, that i se neahma."
Der Poftbedienstete übersieht die heitere
Situation, verliert aber die Amtsmiene
nicht und sagt: „Ja, lieber Mann,
das Frauenzimmer ist nicht hier aus
der Post, die kann weit von hier sein;
Ihr dürft aber den Muth nicht rerlie
ren." (Ter Bauer schaute nämlich bei
dieser Kunde gar einfältig verzagt
drein.) Nach getroffener Verabredung
trafen sich die zwei eine Stunde später
in einer Wirthschaft und nach den no
thigen Aufklärungen und unter Zu
hilfenahme reichlichen „Neckarhalden
saftes" der gute Gäubauer „hätt'
gearn no weiter zahlt" wurde ein
Brief an die Heirathslustige abgefaßt,
und mit gleich frohen Hoffnungen, wie
die alte Reichsstadt Eßlingen. Ob's
geholfen hat, wird er jetzt wissen, und
„ob se für ihn paßt", wird er dann spä-
Jch zucke Sie an und im Herzen
Wird Mersch so nibberisch.
Mir is, als sollt' ich de Hände
Aus'sKebbchen Sie legen, Theres:
Ach dldde, bleib n Se doch immer
Mikado.
Fatales Versprich en.
Ein junger Schauspieler tritt als Die
ner in einem größeren Stück auf. Im
letzten Akt hat er nur die Worte zu la
gen- Mit diesem Dolch errette ich Dich.
Der junge Mime, welcher noch nie aus
fieberhaft immer die Worte vor sich
hin: Mit diesem Dolch errette ich Dich
da endlich gibt der Regisseur das
Zeichen. Wild stürzt der Mime heraus,
umsaht seine Parineri», erhebt den
Dolch und ruft mit vollem Palhot
„Mit diesem Rettig erdolch ich Dich!'
Unter donnernden Beisallrusen fällt de«
Vorhang.
In einem schwäbischen
Städtchen bat der Herr Amtsrichter
große Vletzeliuppe. Das Dienstmädchen
trägt mit ganz verweinten Augen die
passirt?" ,O. Herr AmiSrichter
die Sau ist von mei'm Ort!"
D i e ii st m ä d ch e n: „Gnädige
Frau, soll ich heule die Plüschdecke oder
die Leinwanvdecke auf den Eiltisch le
gen?"— Frau: „Aber, Pauline. welche
Hrage! Bei der Hitze natürlich d»e
Leinwanddecke!"
W i rth i n (,um Gast): ,Na.
wär' die AanS so jung wie 's Bi«,
und 'S Bier so alt wie die Gans
nachher schmecket'S:"