Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 28, 1893, Page 7, Image 7

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    D<Uk,a>c xoealnoairichten.
Provinz Brandenburg,
s In Potsdam der General z. D.
Rosenzweig, zuletzt Gouverneur von
Köln; ferner der Wirkl. Geh. Qber-
Geh. Lber-RcchnungSrath Albert Vic
lizeirath F. Tiedecke.
Provinz Ostpreußen.
Ter flüchtig gewordene Stadtkaffcn-
Rcndandt Hermann in Marggrabowa
hat sich beim Gerichte in Lyck sreiwillig
gestellt; die bis /tzt ermittelte unterschla
gene Summe beträgt ungefähr 1300
Mar!. Der Lehrer Ferdinand Arndt
vergkhen, begangen an Schulkindern
in l 7 Fällen, zu 3 Jahren Gefängniß
verurtheilt. In dem Dorfe Ziegen
berg unternahmen der Brennereifiihrer
Scheer aus ZilsitinKaiilchinen, wohin
er sich zu einem Begräbnis begeben
Halle, in Folge eines Schlagaiilalles.
Provinz West Preußen.
Die Gebrüder Joseph nnd Johann
Temsü, in Czerst, welche im Herbst
1891 mit einem eigenen Vermögen von
1000 M. daselbst ein Maninaktur
-19. März 1892 den Konlms angemel
det hatten mit einer Passivmasse von
35,400 M., wurden zu Könitz zu 6
resp. 2 Monaten Gefängniß vernr
theilt. Ter wegen Bcamtcnbestechung
verhastete Rentier Keller, in Tirschau
der im Tainiger Central - Gefängniß
in Untersuchung war, hat sich dem ir
dische» Richter durch Erhängen entzo
gen. Im Torse Mahlin wurden
durch Flugfcuer zwölf Gebäude, darun
ter süns Wohnhäuser, eingeäschert.
Zeh» Familien mit 47 Personen sind
bürg.
Provinz P om m er n.
Im Regierungsbezirk Stralsund ist
hastet und nach Stargard überführt.
Derselbe soll in Collies ein Sittlich
leitsaltentat verübt haben. t In
Ueckcimünde der Schifsslapitän Ferdi
nand Schwarz.
Provinz Schleswig - Hol
stein.
Wendung von 200.000 Marl die Re-
Aussehen, weniger der Roggen, beson
ders der ipät im Herbst bestellte. Der
Klee ist noch ziemlich zurück, doch steht
derselbe dicht und zeigt, daß er gut
durchgtwintert hat. In Altona ha
ben zwuchen dem Magistrat, der Ober
funden. Tie Grundsteinlegnng der
zweiten Kirche (St. Pauls!irche) in der
Nordergeiiieinde hat in seicrlicher Weise
stattgcsiindcn. Propst Dolirn hielt die
Weiheredc und Lbcrbürgcrmcister Dr.
Giese sprach Namcns der Stadt. Auch
der Erbauer der Kirche, Proscssor Otzen
Standesbeamle A. Witt in Bergen-
L. Thiemann. In Prosen starb
der Erzpriester Muche. Derselbe hat
seines ca. 700,000 M. betragenden
t>en Mauerwerk begraben und so
schwer verletzt, daß nach wenigen
Stunden der Tod eintrat. Der
Lehrer Hermann Fischer in Kreuz
burg 0.-S., welcher das 7 Jahre
alte Schulmädchen Elisabeth Schol
tysjck, die eine Rechenaufgabe nicht lö
sen konnte, in einer das Leben gefähr
denden Weise gezüchtigt hatte, wurde
zu 6 Monatm Gefängnis, verurtheilt.
Der Musikdirektor Goldfchmidt
beim Kimigs - Grenadier -Regiment
No. 7 in Liegnitz, der älteste Kapell
meister der Armee, hat als 70jähriger
rüstiger Greis sein Mjähriges Dienst-
Turch einen Brand in Neudorf sind
7 Wirthschaften mit 2l Gebäuden ein
geäschert. 112 Herrenhaus - Mitglied,
päpstlicher Kamnierherr Gras Edmund
von Poninski aus Schloß Wreschen.
Im Dorse Koldromb brannte die tatho
auch die anliegenden Grundstücke der
Wirthe Schweda und Gezeezka in Mit
ieidenschast gezogen wurden.
Auf der Feldmark Kl. - Quensiedt
ihm die Halsschlagader durchschnitt.
Gestorben; In Halle Generallieu
tenant z. D. Wilh. von Voß. We
gen unzüchtiger Handlungen wurde in
Halle der Apotheker Silkrodt verhaf
tet. In der Papierfabrik von Th.
rieth der Maschiuenineister Heinrich
Schopps mit dem Oberkörper zwi
schen den Filztrockner, wodurch der
Tod desselben herbeigeführt wurde.
Bcrgmann Gustav Emanuel ans
Hettstedt hat sich im Kammeritzteich
bei Walbeck ertränkt. Gestorben:
In Mühlhausen Polizei - Inspektor
Block. Durch einen Revolverschuß
machte Polizei - Secretär Rudolph
Köhler in Mühlhausen seinem Leben
ein Ende. In der von ihm verwalte
ten Kasse des Gesinde - Bclohnungs
sonds fehlten mehrere hundert Mark.
Provinz Westfalen.
Der Weichensteller Heinrich
tn Coesseld wurde beim Rangiren aus
dem Rheinischen Bahnhos von zwei ab
übersahren und sosort getrdtet.
s In Drensteinfurt Pastor Haunhorst.
Die Grundsteinlegung für das auf
Hohcnsyburg zu errichtende Kaiser Wil-
bat iml» mitsprechenden
grenzende Futtermauer »nd der Mit
tet werden. Der^Handlanger Jüls
in Härter hat seinen Stiesvater er
händler L. Sternberg in Iserlohn, ein
Halsabschneider schlimmster Sorte, der
sich namentlich unter den bäuerlichen
Wirthen seine Opser aussuchte, ist jetzt
wegen Betrugs und Fälichung zu ein
Der Bahnhofsrestaurateur Müller
in St. Johann hat die Hälfte des
rie gewonnen; er hat infolge dessen
den Betrieb der Bahnhofswirthschaft
sofort gekündigt. Freifrau von
Mendt in Neviges hat der kath. Ge
wies sie ein Kapital von 22,S0<Z Mk.,
tenden Kaiser Wilhelm - Denkmals
endgiltig betraut worden. Der Kunst-
Denkmals die Summe von 130,000
Mark. Ausgeführt wird dasselbe aus
Obcrtirchener Sandstein, die Figuren
sen sich auf 150,000 Mark. Jetzt ist
die wegen Beschimpfung einer Einrich
tung der kath. Kirche (Wallfahrt nach
Trier) und wegen Beleidigung des
Bifchsss Korum über sie verhängte
Gcfängnißstrnfe von 6 bezw. 3 Wo
chen im Gnadenwege erlassen worden.
chung bei ihm stattfand.
ProvinzH«ssen-N«ssaii.
Tie Gebrüder Hony, die Besitzer der
jubiläum.—Der nach 37jährigerTienst
zeit seit einem Jahre pensionirte Brief
träger Christmann in Höchst verun
glückte dadurch, daß er, aus dem Nach
hausewege von der Bürgermeisler-Ein-
Main siel und ertrank.— s In Mar
burg Geh. Regierungsrath Tr. Phil.
Friedrich Münscher. In Steinbach-
HaNliibcrg brannten 13 Gchöste a!',—
s In Usingen der Tccknint nnd Kr.'is>
schnlin pcklor Heinrich OverlMge.
s In BoltMlirien der 9! lah e alte
Witiner.—s Ter Laiidgerichtsprändenl
Geheinier Ober-lustizraih Hopman in
Wiesbaden.
Königreich Sachsen.
In Dittersdors wurde das Keller
sche Bauerngut durch Blitzschlag ent
zündet >i»d völlig eingeäschert. Im
Pertraucn-Schacht wurde der Berg
mann Franke durch Einsturz eines
Ortes verschüttet. Ter Sohn des
Schlossermeisters Mar Grenz in Mee
rane, welcher den Lehrling Mar Grenz,
weil er schlecht zuschlug, mit einem
glühenden Eisen stieß, io daß dasselbe
tief in den Unterleib eindrang, wodurch
nach kurzer Zeit der Tod herbeigeführt
wurde, ist wegen fahrlässiger Tödtung
zu 25 Jahren Zuchthaus verurtheilt
worden. Der Tirectvr dcr »Zncht
genossenschast sür das Meißner
Schwein", Klopser. hat sich aus dem
Boden seines früheren Gutes in
Schletta erhängt. Man spricht von
einem bedeutenden Desieit in der Ge
nosjenschaftslasse. Ter Wirthschafts
desitzer Gotthelf Wolf in Oberlichten-
Nähe des Äahnhaies von Oelsnitz i. B.
Harb.
Hessen-Darm st ad t.
In Oppenheim hat sich der Winzer
Hartmann im Rhein ertränkt. Der
Barbier Georg Göclel in Ober-Ram
stadt hat in dem Wasserloch der söge.
nirte Lehrer I. Trippel und in Kl.-
Gr. - Umstadt sind durch dasSchwur-
Gesängniß und 600 M. Geldstrafe
verurtheilt worden. Postbote Wil
helm Mantel in Wixhausen ist wegen
Betrugs und Unterschlagung zu 1
Jahr 6 Monaten Gefängniß verur
theilt worden.
Königreichßayern.
Bayern: Gestorben, der Kammer
junker, Hanptmann a. D. Maximilian
Graf von Rambaldi; der General-
Münchener Tagblatts"; Frauenarzt
Dr. Joses Levy. Ferner der Armen
arzt Dr. Braun; der Rath am Ver-
Reitzenstein; der Privatier Wilhelm
Kanzler. —Der verstorbene Kaufmann
Kinderasyl 37,000 M. durch Testa
! Arbeit dcs Wählens zu stärken? Als
stich "verursachten Blutvergiftung.
! Der Gastwirth und Oelonoiii Bils
! Meier in Senkosen bei Moosham wnrde
! in seinem Local von dem 20jährigen
! Gürtlerssohn Sennebagen, den er sei
nes rohen Benehmens wegen vor die
Thür setzen wollie, erstochen. Der
Waldausseher Dahin in Thalmässing
wurde mit einer schweren Schußwunde,
herbeisnhrte. ansgefunden. Der
Gutsbesitzer Lorenz Rienecker in Ru-
dolzhofen wurde von einem jungen
> Pserde derart ans den Unterleib ge
l schlagen, daß der Tod nach wenigen
Großherzogthnmßaden.
's In Meßkirch der Privatier, ehe
maliger Apotheker F. Häuser. Auf
! dem Holzplatze beim Bahnhof in Meß
kirch wurde der Holzsetzer und Unter
händler. Landwirth Engelbert Fecht
todt anfgesnnden. In Oberhand
erhängte sich der Haujirer Augustin
Bisch. In Pforzheim wurde das
Borstandsmitglied des Sanitätsver
eins, der Goldiirbeitcr Lutz, ein wasch
echter Socialdemokrat, verhastet. Der
Bereiu wurde von Socialisten gesührt.
Es sand sich ein Vermögen von 0 M.,
Schulden im Betrage von über 6000
Mark vor. Die Bücher sind verbrannt. —
Das Wohn- und Oekonoiniegebäude
des Landwirths I. Eckert in Rotzelist
abgebrannt. Ter 71 jährige Bater
und die 09jährige Mutter, sowie ein
L Jahre altes Kind der Brandbeichä
digten wurden durch Brandwunden so
schwer vcrlept, daß sie bald daraus star
ben. s Frau Leopoldine Eisele, geb.
Hegele in Singen. s In Ueberlin
gc» der tatholiiche Stadtpsurrer Eisen»
Das ganze Anwesen des Landwirth.
Haschwander in Ueberg ist durch eine
Feuersbrunst zerstört worden. In
, Wollbach stürzte der LandwiithJohann
Gempp beim Kirschenbrechcn vom
j Baume herab und erlitt derartig
, schwere Verletzungen, daß er nach we
! iiigen Stunden starb.—Wegen 10 ver-
schiedener Wechielfälschungen wurde
der Fabrikant Albert Christ in Zuzen-
Wilsen von der Mannheimer Straf
ammer z» 8 Jahren Gefängniß ver
irtheilt. Die Hauptgeschädigten sind
>ec Gutspächter Hahn und die Firma
liegler in Sinsheim.
Äu S der Rh inpfalz.
Ter Maschinenheizer Wols in Lud
vigshasen, Pater von sechs Kindern,
Ibrriulzen erhingt« sich. In aller
lächster Zeit wird die Wasserleitung
sUeiZweiler-Lberhosen in Angriff ge
lommen. Im Ganzen werden in den
leiden Gemeinden 16 Hydranten zur
Einrichtung gelangen. Karl Decker
Ii Singelbach inachte seinem Leben
nirch Erhängen ein Ende. Die
>rau des Westrich in
Ztudenbühl starb vor einiger Zeit an
wer 4 Ctnlimeter tiefen Brandwunde,
vclche sie sich nach ihrer eigenen Ans
age beim Aushängen eines Wasch
essels über der Esse ihres ManncS zu
gezogen haben wollte. In Folge uin
icrschwirreilder Gerüchte, da» ihr
Naun ihr die Wunde absichtlich beige
packt habe, wurde die L/eiche czhumirt,
)er Mann daraus verhaftet.
El saß-Lothringen.
In der Kunstausstellung zu Müt
lauscii beging dieser Tage ein kaum
!ojähriger junger Mann einen Akt des
chäudUqsle» Bandalismus, indem er
z»S dem Gemälde Siualdinis „Ein
kath" einen Fraucukopf herausschnitt,
z» dem er Gesallen fand. Ter Ber
icht siel sosort aus den richtigen Thä
!brn ausgeschnittenen Theil des Bildes
ii den Abort warf. Er hat seinem
Later seine Schuld eingestanden und ist
n d.'r Nacht aus und davon gegangen.
Ter Kumtverein steht aus Rücksicht auf
>ie achtbaren Eltern des jungen Men
ligen ab, zumal der Vatcrden Schaden
Blexen will. Das Bild stand mit
unem Werthe von 1200 Mark im Ka
talog verzeichnet.
jiichtige Handlungen getrieben zu Ha
ien. Die Untersuchung gestaltete sich
ehr umfangreich, da eine Menge der
>as Nähere zu befragen waren. Un
längst stand der pflichtvergessene Haus
vater vor der Strafkammer des hiesi
gen Landgerichts. Natürlich mußte die
Verhandlung unter Ausschluß der
Ter President bezeichnete dos Bersah
cen d?s Aiigellagicii als das Gefühl ge
radezn empörend. »Sie müssen ja
Ziahre alt und Valer mehrerer Kinder.
Böhmen.
Prag-, In einem Hotel vergiitcte sich
Kerd. Bisch. 112 In Arnem das Mit»
r. JivonSk. 112 In Brüx Apothelcr
A. Puckjchaml. 500 Joch Hochwald
beZ bäuerischen Staatswaldes hinter
Bankfirma in Karlsbad. Tie
Wittwe des Dr. Joses Altichnl in
Lcipa ist an Kohlcngas erstickt.
Frau des t'haluvners Josef Tauche
in Pfchira stürzte die Treppe hinunter
u»d war sofort todt. In Rcichen
lich verstümmelt und beraubt zu haben.
s In Saaz Etadtsetretär Engelbert
Wostri», In der Schottergrube des
Franz Preinel-John bei Seidnitz wurde
in 138 Meier McereShöhe der Backen
zahn eines Mammuth'S gefunden.
Schweiz.
Immer mehr nimmt im Berner
Oberland die Zahl der Thal- und
Bergbahnen zu. Wenn dies am Ende
nur nicht zum Schaden des Oberlandes
ausschlagt. Gibt es doch viele den
lärmende» Großstädien enteilende Tou
niotive lahrt. Im Oberland wurde
kürzlich ?,e Schynige Platte bei Inter
lalcn ercssnet. Die Bahn ist mich dem
sähr eine Siunde Zeit. —Aus Utokulin
ist ein Rejractor mit sünfzölligem Ob-
Mosaikboden ausgestellt worden. Das
Kunstwerl bildet ein Ouadrat von 220
Meter Seitenlänge und wiegt über 20
Eentner.
Im Spielsaale zu Mon
lecarto tam es, wie man aus Mentone
schreibt, jüngst zu einer argen Standal
scene, Ej» Oberausscher wurde ge
wahr, daß ein Croupier Banknoten in
seinem Hemdschlitz verschwinden lies:
und sorderte den Schwindler aus. sich
sofort vom Spieltische zu entfernen.
Statt aller Antwort versetzte ihm der
Croupier mit der kleinen Schaufel, mit
der die klingende Münze eingesammelt
wird, einen Schlag in's Gesicht und
wars sich dann aus ihn, um ihn recht
gründlich mit dcr Faust zu bearbeiten:
nur mit Mühe konnten die Anwesenden
Händen des Biedermannes entreißen
und in Sicherheit zu bringen. Der
schlagfertige Croupier wurde natürlich
an die Lust gesetzt und erhielt nicht
einmal den üblichen Zehrpsennig, dcr
in Montccarlo sonst jedem Ausgeplün
derten und Hinansgeworsencn verab
reicht wird.
In der Sonntags
sitzung des italienischen Parlaments
kam es zu einer Schlägerei zwischen
zwei Abgeordneten; den römischen
Blättern entnehmen wir folgende aus
führliche Schilderung des skandalösen
Vorganges : Der Abgeordnete Fortu
nata hatte soeben das Wort ergriffen,
um gegen die Bankenvorlage der Re
gierung zu sprechen, als plötzlich auf
der linken Seite des Hauses ein arger
Tumult losbrach. Der Abgeordnete
Baron Aprile hatte bereits mehrere
Male den Redner unterbrochen, als der
Abgeordnete Quato di Belgloioso ihn
aufforderte, die Unterbrechung zu un
terlassen. Aprile fuhr jedoch ruhig
fort; da rief ihm di Belgioiso das
Wort: Animale! (Rindvieh) zu
und warf ihm gleichzeitig ein zu einem
! Papierpfeil gestaltetes Exemplar der
gedruckten Tagesordnung in's Gesicht.
Baron Aprile sprang wie ein Rasender
in die Höhe und versetzte seinem Geg
ner einen Faustschlag in die Herzge
gend, den die Belgioioso sofort erwi
derte ; es wurden noch drei oder vier
Faustschläge gewechselt. Die Balgerei
kam wie ein Blitz aus heiterm Himmel,
denn die ruhige und sachliche Rede des
Abgeordneten Fortunato ließ einen
solchen Zwischenfall durchaus nicht
vermuthen. Natürlich suchten die
Abgeordneten, die in der Nähe standen,
die Faustlämpfer zu trennen; diese
hatten sich bereits mit dcr einen Hand
an den Röcken gefaßt, während sie sich
mit der anderen gegenseitig ohrfeigten.
Baron Aprile gilt für einen sehr
schlagfertigen Herrn, dcr schon einmal
in der Kammer eine Prügelei begann ;
damals war der Abgeordnete de Felke
sein Gegner. Der Zwischenfall
Aprile-Belgioiose fand ein Gegenstück
auf der Journalistentribiine, wo die
Herren Riccio und Meratelli in einen
Wortwechsel geriethen, der gleichfalls
mit Ohrfeigen endigte. Als in der
Kammer die Ruhe wieder hergestellt
war, sagte der Präsident Zanardelli
„Ich rufe die Abgeordneten zur Ach
tung des Parlaments, die seine Würde
verletzen". Das Nachspiel zu der
Prügelei zwischen den beiden tapferen
Volksvertretern bildete natürlich ein
bildete das Auftreten dcs Thicrbän
fchc Heiterkeit. Eines Abends aber
vollsten Zufriedenheit des Publikums
aus. Nach dcr Vorstellung stürzte
Permane ohnmächtig zusammen und
mußte in das städtische Krankenhaus
geschafft werden.
In Neapel fand am
Sonntag, dem 2V. Juni, die feierliche
Polytechnikums in Zürich, dcr Univer
sitäten Heidelberg und Athen, viel:
Abgeordnete, Senatoren u. s. w. Von
Emile Zola war folgendes Schreibe r
angetroffen : „Ich werde nie verges
sen, daß de Sanctis vor vielen Jahren
Werk des Bildhauers Naffaclc Be'
rede; der Feier wohnte auch die
Wittwe des berühmten Kritikers bei.
Boughi schilderte vor allem de SanctiZ
als Kritiker z er habe für die Inter
pretation der italienischen Schriftsteller
eine ganz neue Art von Kritik einge
führt, zu welcher er in Deutschland
angeregt worden sei. Der Redner
sprach dann über die Betheiligung deS
berühmten Kritikers an dcr Rcvoluiion
vom Jahre 1848. Die Polizei des
Königs Franz des Zweiten hielt de
Sanctis für verdächtig unv sperrte ihn
in Castel dell' Uvvo ein ; im Gefäng
niß lernte er die deutsche Sprache.
Nach zwei Jahren wurde er mit ande
ren Gefangenen eingeschifft und sollte
nach Amerika gebracht werden. In
Malta entfloh er jedoch und begab sich
nach Turin, wo er seine ersten gelehr
ten Kritiken schrieb. Im Jahre 18k>3
erhielt er den Lehrstuhl für italienische
Literatur am Polytechnikum in Zü
rich ; dann kehrte er nach Neapel zu
rück, wo er von Garibaldi zum Mini
ster des öffentlichen Unterrichts er
nannt wurde. Auch unter Eavour
behielt er dasselbe Portefeuille, weil er,
wie sich der Ministerpräsident äußerte,
„der einzige Neapolitaner war, von
dein zwei Personen Gutes gesprochen
hätten." 1869 und 1877 war de
Sanctis Vicepräsident der Kammer.
Boughi schloß mit den Worten: „Als
de Sanctis starb, herrschte tiefe Trauer
in Italien und außerhalb Italiens."
Nach diesem Vortrage des Campo
santo, wo am Grabe de Sanctis' der
Bürgermeister von Neapel und cin
Vertreter der Provinz Avellino, in
welcher de Sanctis geboren wurde,
Reden hielten.
Aus Neapel schreibt
man unter dein 27. Juni: „Dcr be
rühmte Gynäkologe unserer Hc.ch-
Er begab sich in ein Kaffeehaus in der
Montesautostraße und bestellte vier
große Tassen Milchkaffee. Dann aß
er fünfzehn belegteVrödchen und trank
dazu eine Flasche Cognac und eine
Flasche Marsala. Zuletzt verschlang
der hungrige Professor das hübsche
Quantum von vierzig Eidottern. Als
ihm dcr Kaffeeschenk nicht noch mehr
Speisen und Getränke verabreichen
wollte, zerbrach Professor Earpentleri
sämmtliche in seiner Nähe befindlichen
Tassen und Biergläser, stellte sich aus
eine Bank, schrie und schlug wie ein
hatte sich unterdeß, durch den Lärm
herbeigelockt, eine große Menschen-
angesammelt; arme Wahn
bringen.
Der jetzt zur Kur in
Karlsbad weilende Sultan von Jo
hore ist auch Schiststeller; er hat un
ter Anderem erst kürzlich in London
wir folgende Gedanken wiedergeben:
Alles, was Du gibst, gewinnst Du.
Wolke ohne Regen. Der Dir Nach
ren scin? Das Huhn des Nach
sein. Geschentter Essig ist süßer,
barste Platz in der Welt ist der Sattel
eines schnellen Pferdes, der kostbarste
Freund ein gutes Buch. Frag«
nicht den Vogel, woher er kommt,
sondern was er singt. Die Ge
duld ist der Schlüssel zur Frcude.
Von einer dankbaren
Gemeinde wird der „Schles. Schul
zeitung" aus Landshut berichtet: AIS
eine dankbare Gemeinde hat sich di«
Gemeinde Leppersdorf gezeigt, indem
sie der Wittwe des verstorbenen Haup
tlehrers, in Betracht dessen, daß ein«
Lehrerwittwe bei 250 Mark Pension
nicht bestehen kann, eine jährliche Un
terstützung von 120 Mark bewilligt
Aus Rosenberg im Böh»
Verhastung berichtet. Dieser Nach
richt zufolge wurden die Bauersleute
der Gensdarmerie unter dein Ver
dachte des fünffachen Giftmordes ver
haftet und dem Bezirksgericht Hohen
furth eingeliefert. Karlingcr soll seit
dem 1. April 1838 fünf seiner näch
sten Anverwandten, und zwar seine
Schwiegereltern Franz und Anna
Wurzinger, die Schwägerinnen Jo
hanna und Anna, sowie den Schiva
ger Joseph Wurzinger durch Gift ge
tödtet haben, um sich in den alleinigen
Besitz des Anwesens zu setzen. Seine
Gattin Marie Karlinger soll bei der
Ermordung ihrer Eltern und Ge
schwister miigcwirkt haben. Zur Zeit
der ersten Todesfälle in der Familie
Wurzinger war im Orte Rosenberg >
kein Arzt, ein Umstand, der es be
greiflich erscheinen läßt, wenn die
fortgesetzten Verbrechen erst Heiitc an
dni Tag kommen. In den ersten vier
ssäZen wurde als Ursache des vlökli»
chen Todes stets ein Schlaganfall an
hatte. Auf Veranlassung dieser Ge
des Giftes wurde der Magen Wur-
Eskorte excedirte Karlinger, der als
gewaltthätiger Mensch gefürchtet ist.
und konnte nur mit Mühe nach Ho
— Aus Madrid wird ge
meldet: „In der Portierloge des Fi-
nanMinisteriums kam es zu einem
nisterie» und einigen Angestellten der
! cos" (Gesellschaft von Pächtern der
! Tabaksfabrikatssteuer). Allem A^i-
nehm beim Pharao, bis um drei Uhr
des Finanzministers seine berau»
schende Wirkung auszuüben begann,
ein „Ministerieller" und „einer von
der Steuer" in Folge eines Spiels in
Streit geriethen, der nach gutem spa
! Nischen Brauch nur mit dem Messer
! ausgetragen werden tonnte. Alle An
wesenden nahmen sür einen oder den
anderen der beiden Kämpfer
j und der Lärm wurde so groß, daß der
Finanzmiuister, der Herr
selbst nach dem Rechten zu schcn. Mit
> ihm zugleich erschien aber auch die
Polizei, die den „Herrenabend" sür
' beendigt erklärte und die Gäste des
finanzministerlichen Portiers sammt
dem Gastgeber zur Wache nahm. Ei
ner von den Gästen, die Ordonnanz
Herren Pförtner werden wohl sämmt
lich aus dem „activen" Dienst entlas
sen und als „Staatsdiener" auf
Ans Petersburg schreibt
angeblich falscher Creditbillets im Be
trage von 8000 Rubel zum Preise von
2000 Rubel verkauft. Der Käufer
mochte wohl ahnen, daß er daS Opfer
von Betrügern geworden sei. Diese
hatten nämlich bei der Abfahrt ihres
Opfers einen ihrer Genossen in dem
Wagen Platz nehmen lassen, »nd fo-
Station ein Telegramm abgeschickt»
daß ein Koffer mit achttausend Rubeln
in dem und dem Wagen vergessen
betrügen beabsichtigte, in leichter Weise
um zweitausend Rubel geprellt. 7