Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 16, 1893, Page 2, Image 2

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    2 »en <?rinn«ri»na«n »e« Wür
sten von «»van.
Folgende Erinnerung an d«n ver-
Porbtnen Fürsten Kamill Rohan auf
Sichrow in Böhmen veröffentlicht der
jßegifseur H. Gran« in der „Schles.
Ztg.": „Als ich im Jahre 1850 am
Deutschen Landestheater in Pragenga-
Mirt war. blühte dort noch stir Kunst
!und Künstler die schöne, goldne Zeit.
Man spielte noch jeden Abend vor
-ieinem Parterre wenn auch nicht von
Königen so doch von Fürsten, Gra
lsen und andern hohen Persönlichkeiten
ver Aristokratie, imd durch die soge
mannten .Stammlogen" des Theaters,
Mielche von diesen Herrschaften ange-
wurde. Die Art und Weise, wie ich die
persönliche Bekanntschaft Sr. Durch
laucht machte, ist so originell, daß sie
jwohl verdient, erzählt zu werden. Jn
gangen war, so mußte ich vom
Direktor gedrägt, bereits am dritten
Abend in Viktor Hugos Drama: „An
die geniale Marie Frey.
Das Stück schlieft mit einer hochdra
.matischen Scene, in welcher Rodols«
!der ThiSbe nach ihren Worten: .Ich
habe sie getöbtet! Morde mich!" sein
Messer in die Brnst stößt.
War es nun die große Erregung des
Spiels oder hatte ich die Kopswundi
berührt, genug, das weiße Schlepp
kleid, welches '.'Hary Frey an jenem
Abend trug, war plötzlich grell mit
Blut bespritzt, während ich das blin>
"kende Messer noch in der Hand hielt.
Die Auslegung oes Publikums bei die
sem Anblick war unbeschreiblich, denn
Jeder hegie die Ueberzeugung, ich hab«
die so beliebte Darstellerin, die ihrer
Rolle gemäß mit einem Aufschrei zu
lßoden gesunken war, wirklich erstochen.
jVoller Bestürzung erhob sich das Pub
likum, indem es nach einem Arzt ver
langte und Regisseur Ernst schrie, den
Vorhang herunterzulassen. Die Ver
bindungsthüren wurden ausgerjssen,
!die Logenbesitzer und andere Jniimc des
Hauses stürmten einsetzt auf die Bühne
und entrissen mir die Waffe.
Allen voran, gefolgt von, Höchstcon;-
mandirenden Grafen Clam-Gallas >int!
.dessen Kck,».n-- Fürstin ilollörtdc
Prinz Rohan, der bleich tnid zit
ternd mit lwvrlen auf mich zu-
„Mörder! Was haben «i«
-.gethan!" und mich dabei so
als könnte ihm der Attentäter entsprin
gen. Es war wirklich ein
inisches Bild, das näturgemit« nur von
kurzer Dauer sein konnte, denn ein
Arzt, der bald aus dem Podium er
schien. zeigte, daß die Theilnahme des
Publikums an ein» salsche ge
ilangt war; er verband mir mein«
Mehrer« Wochen mußte ich da? Zim
mer hüten und empfing während dies-»
'Zeit Gelegenheit, die Theilnahme dei
Prager Publikums kennen zu lernen.
Namentlich war es Fürst Rohan, de,
sich täglich nach meinem Befinde» er
kundigen ließ und dem Rcconvaleszcn»
Frühling.
Der erste warme Sonnenschein
Dringt wohlig in mein Herz hinein.
Ach Alles aus der Erde lügt
Selbst Liebe. Treue. Freundschaft trügt.
Das Einzige, das Wort uns hält,
Ist das Ergriinen dieser Welt.
So füg' ich mich und zittere nicht.
Nur in des Frühling« junger Pracht,
Herr, stoß mich nicht in Todesnacht.
Bei derßesichtigung des
Gras Mottle - Regiments No. 38 in
mandeur v. Lignitz richtete dieser-an
die Manttschasten die Fra»e: „Kinder,
iwas würdet Ihr inachen, wenn im Ge
secht Eure Osficier« und Unterofficier«
iveggefchosien worden wären?" Sofort
trat ein Gefreiter der 5. Compagnie
vor die Front und rief: .Kameraden,
«unsere vorgesetzten sind gefallen, solgt
meinem Eommando!" Und mit .Hur
rah" ging es vorwärts. Ueber diese
prompte Antwort war der General so
«eine Tochter Heiratyen, worauf? Sie
besitzen doch nichts?" .LH, Herr
Kommerzienrath, ich besitze doch das
Herz Ihres Fräulein Tochter."
nichts; bin ich Ihr Schwiegersohns
Herr Rath, so hab' ich ja genügend
Kredit!"
Erstens und zweitens-
Wachtmeister- „Weiß Er schon, wie der
Lieutenant Heißt, der dort geht?"
Pekrut: „Schmidt heißt er, Herr
Wachtmeister!" Wachtmeister:
.Schafskopf, erstens beißt er von
Schmidt und zweiten« isters gar nicht."
»«xanlsch« «ach».
Von L. A. Lalreutz.
Kurz nach Ausbruch des Bürgerkrie
ges führten mich Geschalte nach dem im
Osten von Teras gelegenen Städkchen
E., dte mich nöthigten, dort einige Wo
chen zu verweile».
Zu jener Zeit waren die Verhältnisse
in E. gerade nicht d« angenehmsten
Art. Der Ort war klein und das Ge
schäft hing größtentheUs von den »in
liegenden Plantagenbesitzern ab. di«
jetzt durch die Aushebung der Sklaverei
sehr in ihren Verhältnissen zurückgekom
men und sich noch nicht in die neue Lag«
der Dinge geschickt hatten. , Von den
jüngeren Generationen war ein nicht
geringer Theil durch das Kriegsleben
sehr verwildert und hatte sich ein
Rowdy-Elemeirt herangebildkt, gegen
welchen sich die Behörde als zu schwach
erwies und welches thatsächlich die volle
Gewalt in seiner Hand hielt.
Am Tage nreiner Ankunft befand
sich das Städtchen in großer Anfre-
Bürger der Stadt, der Advo.at Mur
phy, war von einem dieser jungen Bur
schen, Namens Jack Rivers, erschossen
worden.
Derartiges gehörte in C. nun gerade
nicht zu den Seltenheiten, aber in die
sem Falle verliehen die näheren Um
stände, sowie die betheiligten Personen
der Sache eine größere Wichtigkeit, wie
man sie sonst den Schießereien, die ge
wöhnlich durch Streitigkeit beim Trunk
oder Spiel entstanden, beizulegen
pflegte.
Jack River« war der Sohn eine«
ehemaligen wohlhabenden Pflanzer«,
der aber schon vor dem Kriege einen
nicht geringen Theil seines Vermögens
d«rch leichtsinnige Wirthschaft einge
büßt hatte. Sie Befreiung der Silo-
meistens auf Borg, gefüh^
geworden wäre». Sie war jetzt fort
gezogen, und nur Jack zurückgeblieben.
Arbeiten hatte der junge Mann nie
gelernt und hielt es auch mit seiner
Ehre als .Weißer" unverträglich. Er
war als „Gentleman" geboren, und die
Welt schuldete ihm die Existenz eines
solchen. Seine Talente bestanden im
Reiten, Schießen und Kartenspielen,
und das letztere sicherte ihm jetzt sei
nen Unterhalt, er war Spieler von
Profession. Als ein iiiefehlender Pi
stolenschütze hatte er sich einen zw«ifel
yaften Ruf erworben, in dem sich die
Scheu und der Abfcheu der übrigen
Bürger fast gleichzeitig ausdrückte. Zu
dem stand er an der Spitzt einer An
zahl gleich gestimmter und gearbeiteter
Burschen, deren Ausschreitungen und
Verbrechen gegenüber die Behörde sich
als machtlos erwies. Allerdings
waren diese meistens gegen ihres Glei
chen gerichtet und die ruhigen Bürger
dachten sicherlich, je mehr von diesem
Gesindel sich gegenseitig bei Seite
schaffe, je besser. Die Gerichtsverhand
lungen waren in diesen Fällen leerer
Schkük'qeivesen. häufig sogar ganz un>
terb'seben. ES war dadurch ein
eingerissen, der eine sast
vollständig -Nichtachtung der .Gesetze
Heute vie Sache ander«. Mur-
war einer der angesehensten Bür
ger der Stadt. Wie er mit Rivers zu
sammengelommen, war Allen ein Räth
sel. da Plätze, wo Letzterer sich für ge
wöhnlich aufhielt, von dem Advokaten
stets vermieden wurden. Auch lag
kein wahrscheinlicher Grund sür die
That vor. Sie war in der Office
Murphy s geschehen, ohne andere Zeu
gen. als den Thäter und sein Opfer.
Rivers hatte eine Bande von 2l> bis
80 seiner Trinkgenossen um sich ver
sammelt, die bis aus die Zähne bewaff
net, erklärten, sie würden es nicht dul
den, daß ihrem Kameraden ein Haar
gekrümmt werde; Rivers selbst behaup
tete, in Selbstvertheidigui'g gehandelt
zu haben, erklärte sich auch bereit, vor
dem Eoroner zu erscheinen und seine
Aussagen zu machen, wer e« aber wa
gen würde, ihn zu verhasten, versuche
e« aus Gesahr seines Lebens ; und bis
jetzt hatte keiner der Beamte» Muth
Ich ging mit einem Bekannten hin,
uni der Coroners-Untersuchung beizu-
MordeS, statt. Die Leiche des Ermor
nicht berührt werde» durste.
Ter Todte war ein stattlicher, trotz
seiner vorgeschrittenen Jahre noch schö-
Schluchzen die Gestalt.
„Bella Murphy, die Tochter des Er-
Bh dl b "I ck
Zuschauer gelommen, in Wirklichkeit
eine Schutzwache für ihren Kumpan
bildeten. Sonst wäre» nur wenig«
Bürger anwesend, die Furcht vor dem
Rowdy-Element schien die meisten zu
rückgeschreckt zu haben. Tie Art und
Weise, wie der anwesende Sherisf sich
mit Rivers und seinen Genosse» unter
hi«lt, zeigte deutlich, daß dieser Frie
densbeamte sich lieber aus gutem Fuß
mit dem Gefürchteten hielt, also von
Gerechtigkeit zu Holsen war.
Jack Rivers war ein schöner Man»,
dem man die Rohheit und Lasterhaftig
keit, die man ihm nachsagte, nicht aus
de« erste» Blick ansah.
gegriffen und leinen Gegner getödiet.
„Mr. Murphy,' so schloß er seine Er
zählung, „hat zuerst geschossen; dort
steckt noch seine Kugel in dem Thür
psosten. Ich vertheidigte einfach mein
Leben, als ich ihn niederschoß."
Die Kugel im Thürvosten erwie«
diese Behauptung allerdings als rich
tig'u
der Antwort. Mittlerweile hatte sich
verschieden, hier der Cherub, dort der
gefallene Slchn der Hölle.
Ehe Rivers antworten konnte, war
Bella Murphy on den Tisch herange
treten und sagte mit fester Stimm«:
antworten. Jack Rivers hatte es ge
wagt, um meine Hand anzuhalten,
und mein Vater wies ihn mit den Wor
ten ab, daß er seine Tochter lieber todt,
denn als dir Gattin eines Spielers
sähe."
Einen Augenblick zuckte es wie Wet
terleuchten über River s schöne Züge,
doch hatte er sich rasch gefaßt und
fragte fast spöttisch:
„Und verdiente denn dieses „Wag
niß", das ich gerne zugestehen will, eine
Antwort aus der Pistole? Ist es ein
todeswürdiges Verbrechen, Sie. Miß
Bella, zur Frau zu begehren? Ich
räume ein, was die Tame sagte," fuhr
und frage die anwesenden Herren! ob
diese Biite dem Gegner ein Recht gab,
mein Leben zu bedrohen?"
Jack's Freunde glaubten durch ein
beifälliges Gemurmel ihre Zustimmung
geben zu müssen, während der Coroner
und seine Jury verlegen zu Boden
blickten. Mir schien es, als ob sie ei
nerseits froh wären, einen Ausweg aus
dem unangenehmen Handel zn sehen,
andererseits schämten sie sich wohl, sich
eine« so durchsichtigen Deckmantels zu
bedienen, denn daß Rivers noch etwas
gesagt, was den Zorn des Advokaten
so gereizt hatte, um zur Pistole zu grei
f«n, tonnte sich Jeder denke», wenn
auch kein Beweis dafür vorlag. Ich
mag die Leute vielleicht zu hart beur
theilt haben, sie waren sämmtlich Fa
milienväler und Rivers und sein«
Band« übten ein« Art SchrcckNsherr
schast über die ganze Gegend au-Z.
Nur Murvbn lsand nicht unter
diesem Einfluß. Sie ichüit ü'.!.s zag
hafte Bedenken in dem Schmerz der letz
aufgerichtet, niit funkelnden Augen,
trat sie dem Mörder ihres Baters ent-
d ch betrachte wie n ii t dte
und Beleidigilng. Wer seid Ihr? Jack
Rivers, daß Ihr es wagt, die. Auge»
zu einem anständigen Mädchen zu er
heben? Ich fürchte mich nicht und sage
es Euch offen ins Gesicht, daß Ihr ein
Auswurf der Menschheit seid, eine
Schande Eure« Landes und Eurer Na-
Ein Mann hätte diese Worte nicht
ungestrast gegen Jack Rivers brauchen
dürsen. Auch jetzt erblaßte er vor in
inilch eingesogene, fast knechtische Ga
lanterie gegen das weibliche Geschlecht
drängte einen Ausbruch derselben zn-
M n hätten,' s d seW. te
Die Entscheidung des Coroner« ließ
nicht lange auf sich warten. Sie er
klärte den Mord als Selbstverlheidigung
und sprach Frank Rivers srei, was die
ser niit einer leichten Verbeugung hin
nahm und sich mit seinen Freunden
entsernte, um im nächsten Bar-Room
durch einen allgemeinen sreien Trunk,
aus Rivers' Kosten, die Freisprechung
zu seiern.
Auch wir Uebrigen entfernten uns,
die Tochter mit dem todten Vater allein
an der Thür stehen, um die nöthige
Bestellung entgegen zu nehmen. Miß
Bella hatte während des Verdicres
kaum ihr Haupt erhoben, es schien sie
weniger zu befremde», wie mich. Je
denfalls kannte sie ihre Mitbürger bes
ser. Als ich aver später noch einmal
an dem Haust, wo jetzt die Leiche aus»
gebahrt lag, vorüberging, sah ich das
Freigebigkeit Jack Rivers abgalt
Das Begräbniß des' todten Advoka
: ten war ein sehr großes. AIS der Zug
, die Schenke passirtc, in welcher Jack R>-
Ein allerdings unverbürgtes Gerücht
-«rzählte, daß er vor seiner Abreise doch
noch wieder kine Annäherung an Belle
Murphy gesucht und, gegen alle Er
wartung, nicht ganz 112« ichroff zurück
gewiesen wurde, als man erwarten
durste. Noch am letzte» Abend seiner
Anwesenheit wollte man Beide zusam
men gesehen haben, eine Behauptung,
die von Wenigen geglaubt, von den
Meisten aber bezweifelt wurde.
Bald »ach Rivers Abreise verschwand
indessen auch Bella Murphy, angeblich
um sich zu Verwandten in den Nord
schichte gerieth in E. nach und uach in
Vergessenheit.
Es mochte ungesähr ein Jahr nach
dem eben geschilderten Ereigniß sein,
als mich Geschäste nach einer kleinen
Stadt war ein Rendezvous sür Cow
boys, Fuhrleute, weiche Fracht nach
«iiiem nahe gelegenen Fort gebracht hat
ten, und anderen Leuten, die die Ta
audere Freud:», als Trinken und Spie
len hatten. Selbstverständlich war
ausreichend dafür gesorgt, diese beiden
Begierden zu befriedigen; für eine»
Mann meines Schlages aber war es
das trostloseste Nest, das es geben
lonnte, und nachdem ich meine Ge
schäfte beendet hatte, sehnte ich mich da
nach, den Platz so schnell wie möglich
wieder verlassen zu können.
Das war aber leichler gewünscht wie
ausgesührt, die nächste Gelegenheit ging
erst in 24 Stunden, und ich mußte
notbgedrungen noch ein« Nacht und
einen Tag in dem verwünschten Neste
ausharren.
Ich saß auf der Gallerie des einzi
gen Hotels, wo man für schweres Geld
herzlich schlechtes Essen und noch mise
rableres Quartier erhielt. Eine Nacht
aus der Prairie würde sicherlich angr
nehnier gewesen sein, als in diesen Bet
ten, die wahre Brutanstalten sür Wan
zen und ähnliches Ungeziefer zu sein
schienen, aber die Unsicherheit der Ge
gend, in Bezug auf Indianer, verbot
ein solches Nachtlager bei „Mutter
Grün", wie ich es sonst immer diesen
Hotels, ich weiß nicht wie dielten Gra
des vorzog.
Dem Hotel gegenüber befand sich ein
Bar-Room, in dessen Seitenzimmer
mehrere Spiel-Tische aufgestellt wa
ren. Ich habe kein Verständniß für
die Leidenschaft des Spiels, und konnte
es nie zu etwas höherem, wie zu
einem gewöhnlichen Spiele SechSund
fechszig bringen, und meine Bekannten
spielen auch dieses nur im verzweisel
sten Falle mit mir, nämlich wenn die
Lanaeweilc gar zu brückend wird und
absolut leiit anderer Mitspieler aufzu
treiben ist, denn sie erkläre» sämmtlich,
ich spielte über alle Beschreibung
schlecht. Ich selbst habe kein Urtheil
darüber, da aber meine Bekannte»
sämmtlich glaubwürdige Leute sind,
inliß es wohl so sein.
In der Noth frißt aber der Teufel
Fliegen und mich hatte bereits am vo
rigen Abend die Langweilt und das
Bedürfniß, die nach meinem Blute dür
stenden Wanzen so lange als möglich
auf ihr Schlachtopser warten zu lassen.
blieb, der trotz aller Aufmerksamkeit nie
in die Mysterien das Montespiels ein
drang und nie verstehen konnte, w«s-
und wo ich ihn gesehen. Erst nachdem
ich den Speisesaal verlassen hatte, fiel
es mir ein, daß es Jack Rivers gewesen,
den ich wieder gesehen hatte, was mir
der Wirth auf Besragen auch' bestä
tigte.
Rivers hatte sich in d«M einem Jahre
sehr z» seinem Nachtheil verändert.
Die Rohheit, die seine Handlungen be
kundete, sich aber früher unter einer
glatten Außenseite verborgen hatte,
war nunmehr an s Tageslicht getreten.
Das Gesicht war ausgednnsen und von
jener unreinen Rothe, di« deutlich zeigte,
unentreißdar in den Klauen hielt.
Dies ersuhr ich auch vom Wirthe.
Derselbe erzählte mir ferner, daß Rivers
dort bereits denselben wenig beneidens
werthe» Ruf besäße, der ihn aus der
Heimath vertriebe». Man fürchtete
ihn, aber selbst seine Kumpane hegten
keine Zuneigung zu ihm. denn im
trunkenen Zustande, und derselbe war
gesährlich, wie seinen Feinden.
„Er stirbt noch einmal in seinen
Stieseln," schloß der Wirth seinen Be
richt, „denn einmal findet er doch seinen
nachgeweint werden. Seine einzige
Aussicht ist, daß ihn der Schnaps noch
früher zum Teufel schickt."
für ihn intcressiren. vor
»igen Wochen eine Dame hier es siel
»ns Alle» auf, daß sie allein reiste und
sich einige Tage hier aufhielt—aber
dennoch war sie eine richtige Dame,
schön wie ein Bild nnd verdammt stolz,
die erkundigte sich sehr angelegentlich
nach JackHiivers. Wie dieser nun in
das Speisezimmer trat und die Tame
sah. wurde er ganz bleich, was bei sei
nem rothen Gesicht sehr häßlich aussah,
denn es war mehr blau als weiß, aber
die Tame ging ganz freundlich auf ihn
zu uud redete ihn an. Sie sprachen
nachher noch mehrere Male lana« l«ite
»nd iagle aus Besragen: es sei seine
Braut, Miß Bella Murphy, und in
einigen Wochen würde sie wiederkom
sich an einen solchen Lumpen wegwerfen
wollte."
junge Bursche, wie unschlüssig, aus der
jVeranda stehen blieb, ans welcher,
außer Hm, nur ich anwesend war; die
übrigen Gäste befanden sich im Schank
zimmer, das Zeichen zum Abendbrot
erwartend.
schaft zu wünschen, denn nach einem
flüchtigen Blick aus meine Person, setzte
er sich an das entgegengesetzte Ende der
Veranda aus einen Stuhl und starrte
vor sich hin. Jetzt erst fiel mir die
Kleinheit seiner Hände und Kliße, so
wie die eleganten Formen seiner kaum
seiner Stirn zu wischen, und ich sah
ein feines, aber blasses Gesicht, aus dem
ein paar duiille Augen mich verstohlen
und wie erschreckt anblickten. Es war
aber ein Augenblick, denn drückte er
den Hut wieder sest auf die dunklen
Locken und drehte seinen Stuhl so, daß
er mir uud der Thür den Rücken zu
kehrte. In dem Gesichte und der gan
zen Figur war aber etwas Bekanntes,
das ich schon früher und unter anderen
Umständen gesehen.
Der ältere Mann kam bald wieder
heraus, ging auf feinen jugendlichen
Begleiter zu und sprach leise zu diesem.
Dann gingen Beide ins Haus. Gleich
daraus wurde das Zeichen zur Abendta
fel gegeben und ich ging auch hinein.
Am Tische fand ich indessen nur den al
teren Mann, der sein Mal schweigend
verzehrte, ohne die übrigen Gäste zu be
achten.
Nachdem das Abendessen vorüber,
ging ich wieder aus die Veranda. Ei»
junger Mann stand an einem Pfosten
gelehnt und diese« Mal fiel d?r heil«
Schein aus der Thür auf sein Gesicht.
Täuschte mich meine Phantasie oder
sah ich recht? Das Gesicht war dasje
nige B. lla Murphys! Hatle ich sie selbst
oder eine» Mngeren Bruder vor mir?
In dem Augenblick, wie ich hinaustrat,
wandte der junge Mann sein Ciesicht
wieder ab und trat seitwärts ins Dun-
Ile. Dann trat sein Begleiter heraus
und nnch einem kurzen, im leisesten
Flüsterton geehrten Gespräche, ginge»
Beide ins «pielh.ius hinüber.
Jetzt war meine Neugierde geweckt.
Hatte ich recht gesehen oder mich ge
täuscht ? War es Bella Murphy, was
beabsichtigte diese Maskerade? Ich
konnte der Versuchung nicht wider
stehen und folgte den Beiden in das
Spielhaus.
ES war dort ziemlich dieselbe Gesell
schaft, wie am vorigen Abens versam
melt. Jack Rivers saß an seinem
Montetisch, vor ihm lag?» die Karten
und die auigehäuste» Silberthaler, so
wie ein tleiner Haufen Goldmünzen.
Daneben lag sein unzertrennlicher Ge
jährte, sein Revolver.
/ ES dauerte einige Zeit, bis ich mich
Surch die den Tisch umdrängende Men
engs in sehr bescheidener Weise, auf
die vor Jack Rivers liegend.'!! Karten
;u setzen.
Die beiden Fremden waren ebenfalls
an den Tisch getreten, der ältere stand
grade dem Bankhalter gegenüber und
legte eben einen Silberthaler aus eine
der Karten. Hinter ihm stand sein
Gefährte, dem Bankhalter verborgen,
doch ich tonnte has blasse, schöne Gesicht
deutlich sehen und je mehr ich es be
trachtete, je unzweifelhaster wurde mir
Indessen nahm das Spiel seinen
ruhigen Fortgang. Plötzlich ries der
Fremde mit lauter Stimme: be
trügt!" Rivers fuhr auf und griff nach
feiner Wafse, während sein Gegner
genbticke krachte ein Schuß und Rivers
stürzte blutüberströmt zu Boden. Der
junge Mann hatte zwischen den Armen
seines Gesährten hindurch geschossen
und fein-Qpfer sicher getroffen.—Jetzt
Bella Murphy, die den Mord ihres Va
ters gerächt hatte.
Altes dieses ging so überraschend
schnell vor sich, daß es kaum den vier
ten Theil der Zeit einnahm, den es
nimmt, es zu berichte. Ich war wohl
der Einzige, der gesehen, wer den
hatte, rasch besonnen, die Wafse aus
der Hand seines jugendlichen Begleiters
genommen.
den deswegen zu belästigen.
Die Kugel war Roberts in's Auge
gedrungen uud hatte seinen augenblick
liche» Tod herbeigeführt.
Di« beiden Fremden machten leinen
Versuch, sich der Verhaftung zu ent
liehen. obgleich ihnen Gelegenheit ge
nug geboten wurde. Ich de.,ab mich
in das Hotel zurück, da ich leine Lust
verspürte, Zeugniß abzulegen.
srei.
Im Hotel sprach ich noch einmal mit
Bella 'Murphy, «wie stand in ihrer
Mäiinerkleidiing aus der Veranda, und
.Ich fürchte auch keinen Verrath,"
Alles bclanut haben, wenn man mich
gefragt hätte. Mein Oheim meint«
indrssen, es wäre am einfachsten,
selbst in die Hand zu nehme». Dazu
mußte ich aber Rivers sicher machen,
denn zur Zeit des Mordes hatte ich noch
nie eine Pistole in der Hand gehabt.
Ich wollte auch nicht in der erslen Auf
nicht der Zufall mir mein Rächeramt
abnehme» würde. Ein Jahr hatte ich
ihm Zeit gegeben; gestern jährte sich
der Todestag meines Vaters und ich
habe nun meine Pflicht erfüllt. Wäh
rend der Zeit habe ich nieinen Absehen
gegen River« unterdrückt. Ich duldete
es, daß er sich in meine Nähe drängte
und hörte seine Liebesbethenerungen
schweigend an. ihn so in dem Glauben
lassend, daß ich ihn schließlich doch noch
erhören würde.
Mehr noch, ich suchte ihn hier ans,
wo mich Niemand kannte, denn ich
fürchtete, er möchte vor der Zeit ver
schwinden, und versprach ihm, die
Seine zu werden, wenn er bis einen
Monat von jetzt noch hier bliebe. Er
ging in die Falle und blieb. Während
dieser Zeil lebte ich bei meinem Oheim,
der eine Farm bei W besitzt und
übte mich im Pistolenschießen, bis der
von mir selbst bestimmte Zeitpunkt her
angekommen. Mögen Sie mich ver
dammen oder nicht, ich fühle, daß ich
recht gehandelt habe und würde ruhig
die Folgen meiner That auf mich neh
men.
Da mein Oheim aber freigesprochen
ist, mag es für Alle außer uns ein Ge
heimniß bleiben.
In diesem Augenblick kam ihr Oheim
heran. Sie reichte mir die Hand zum
Abschied, beide bestiegen dann ihre be
reitstehenden Pferde und ritten davon.
Im Vorbeireiten grüßte mich Bella noch
einmal, ernst, aber freundlich.
Ich habe nie wieder etwas von ihr
gesehen noch gehört.
Eigenthümlichkeit«»» eine»
Herzogs.
Vor Kurzem wurde des Herzog»
August von Gotha-Altcnburg gedacht,
des gestirnten Himmels darstellen soll,
zeigt die Verehrung des Fürsten für
Napoleon: Sonne und Mond tragen
die Züge des Korsen.
Die Hosgesellschast hatte häufig unter
den schonungslosen Scherzen d'S Her
zogs zu leiden. Eine Gräfin S., die
lancht bei ihr erschien, weigerte sie sich
staudhast, dasselbe anzunehmen, und
der Diener erklärte endlich, in diesem
Falle habe er Auftrag, die Sendung
an Comtesse B. zn befördern. Das
Packet hatte einen kostbaren türkischen
Shawl einhalten, und die Gräfin war
.Von dem guten, den die Frau Hos
räthin E.... (die Gattin des Hosin
tendantenj zu trinken pflegt." Die
Fahne des Bataillons Golha war aus
dem Residenzschlosse Frieoenstein in
und es war Vorschrift,
mußte. Eines TageS lautete aber die
Antwort des Fürsten: „Die Fahne ab
holen? Nein, das erlaube ich nicht, sie
nien einmal seine Fahne verloren.
Den vorhandenen Bildern nach muß
Herzog August ein schöner Mann mit
seinen, ausdrucksvollen Zügen und
Sterne blickend darstellt. steht:
.Schützer des Rechts, von de» Mii.e»
qeliebt und der Grazien Zögling."
Preisfrage. Ist es besser,
ein Geizhals oder ein Verschwender zu
sein? —Ein Verschwender. Warum?
Er kann sich besser». Wann?
Wenn der letzte Pfennig beim Teufel ist.
An« Papa Wrangel« Rittmristerzeit
weiß der Enkel eines längst verstorbe
nen Wrangel - Kürassiers lolgende Ge
schichte „Mein seliger
tuS durch und durch, der durch seine
losen Streiche mehr im Arrest als auf
freiem Fuße gewesen ist. Als die Zeit
herannahte, da« er mit stinem Regi
me»! ins Manöver rücken sollte, ließ
ihn sein Rittmeister, der spätere Feld
marschall Gras Wrangel, zu uch lvm
men und sagte ihm: „Kerl, wenn Du
Dich doch li.'ber kranl melden wolltest.
Gestern erst aus dem Loch gekommen,
wirst Dil die Strapazen im Manöver
»och niHt ertragen." Für meinen
Großvater war das ein Wink mit dem
Zaunpfahl, er simutirte Stiche in der
Lunge, wurde aber vom Rcgimentsarzt
als Flausenmacher erkannt und sür
gesund befunden, da dort, wo mein
Großvater Suche haben wollte, solche
gar nicht denlbar waren. Ermahnt,
alle Allotria zu unterlassen, versprach
er sich zu halten, uud in der That ließ
er sich den» auch während des Manö
vers lange nichts zn Schulden kommen,
bis er mit seinem letzten Quartier
geber, einem filzigen Bauern, der die
Kürassiere sehr schlecht bewirthete, we
gen »langclhajter Verpflegung in
Streit gerieth und sich vornahm, dem
geizigen Patron einen Streich zu spie
le».
Als die Eskadron am anderen Tage
in aller Frühe alarmirt wurde und sich
bereits auf der Landstraße befand,
galoppirte querfeldein ein Bänerlei»
gerade auf den Rittmeister zu und
machte diesem die Anzeige, daß ihm die
bei ihm eiiiynartirt gewesenen Kürras
siere seine beste Pferdedecke entwendet
hätten. Graf Wrangel war über die
Beschuldigung seiner Leute höchst ent
rüstet, es kostete ihn viel Ueberwindung,
sich nicht sofort an dsn frechen Ver
leumder zu vergreisen; um diesen aber
sogleich zu überführen, datz seine Ver
dächtigung grundlos sei, ließ er die
Eskadron hatten uud absitzen und visi
tirte dann im Beisein des Landmannes
Mann und Roß.
Nachdem die Besichtigung beendet
war, ohne daß man die gesuchte Decke
fand, wurde der deschämte Bauer nicht
gerade sanft entlassen, unlßwciter ritt
man dann im Trabe dem Rendezvous
zu, um den durch diesen Zwischenfall
hervorgerufenen Zeitverlust wieder ein
zuholen. Wer aber beschreibt das Er
staunen des gestrengen Herrn Rittmei
sters, als-ihn beim Appell der Heer
Oberst, mit kritischen Blicken musternd,
lächelnd fragte: „Sagen Sie mal,
mein lieber Rittmeister, was habe» Sie
denn eigentlich unter Ihrem Sattel
liegen, das Sie heute so ungemein hoch
erscheinen läßt?" »Zum Teufel,
nichts, Herr Oberst!" platzte Gras
Wrangel heraus, während sich die
Augen der vor der Front haltenden
Offiziere und der hinter diesen postirten
Mannschast aus den grimmig drein
schauenden Grafen richteten, der nun
erst entdeckte, daß sich außer seiner eige
nen noch eine zweite Pferdedecke unter
feinem Sattel defand, aber durch leine
Ein Blick, der zu sagen schien:
„Wagt's nicht zu lachen!" ließ das leise
Gekicher verstummen und bewog den
Streich ausgeheckt, den Burschen des
Rittmeisters dazu bewogen, die Satte»
lung des Wrangcl'schen Rosses einem
zujagen, die bewußte Decke unter die
des Rittmeisters legte. Der wohl ein
zig dastehende „Spaß", welcher sür die
Uebelthäter leicht sehr verhängnisvoll
hätte werden können, da man sie bei
nahe des Dieb tahlS angeklagt hätte,
brachle ihnen eine strenge Arreststraf«
ein. Wrangel soll später über die Ge
schichte herzlich gelacht haben.
Di« »röß« inacht «» nicht ««».
Ihr Mündchen ist wohl zart und klein,
aus!
Ihr Händchen ist wohl schlank und
sein.
Doch wenn es schlägt dann gibt«»
au« !
Devot. Seine Durchlaucht
der regierende Fürst besucht bei Gele
genheit der hundertjährigen Jubelfeier
Ichastliche Cabinet von dem betreffen
den Fachlehrer geführt. Seine Durch
laucht zeigt auf einen schwarzgrauen
Stein und sragt: „Was ist dos, Herr
Prosessor?" „Das ist ein Stück
Lava, Durchlaucht!" gibt dieser zur
Antwort. „Brennmaterial, nicht
ter. worauf der Professor sehr sinnreich
antwortet: .Allerding«, Durchlaucht,
Arennmatcrial.... das heißt, man
könnte Lava auch al« Br«nnmat«rial
verwinden, aber aber si« br«nnt
nicht!"
N « it>. Bautr lin eine Kunst
handlung tretend): .Ich mochte gerne
ein paarßilder haben." Kunsthänd-
Bilder sein?" Bauer: „Die Bilder
den, die sind mir aber zu nun
dachte ich, daß Sie vielleicht s»lche ahn
liche Bilder hätten.
Roman pH rase. Er ver
schloß den Mund Helenen« mit einem
Kuß, welcher noch drei Tage später auf
ihrer rechten Wange sichtbar war.
Gedankensplitter. Ta
del mußt Du begründen können; lobst
Du, erläßt« Dir der Gepriesene gern