2 El>in»l>sch««. Prosessor Douglas, Lehrer der chine sischen Sprache am King» College in London, begann dieser Tage eine Reihe von Vorträgen über China. Douglas Hai selbst einige Jahre im Reich der Mltte gelebt. Aus seiner ersten Vor lesung jei einiges hervorgehoben. Dil Gescllichajt i» China ist in vier Klassen getheilt: Gelehrte (die nicht Mandari nen sind!. Landbesitzer. Handwerker» vnd Kaufleute. Die Gelehrten dürfen akademischen Würden entkleidet sind. Sie bilde» eine gefährliche Klasse, da nicht genug Stellen für sie vorhanden sind. Sie sind zu stolz, Handarbeit gu verrichten, aber nicht zu stolz, ..Bummler" zu lein. Die chinesischen Schriftsteller besitzen leine Originalität. Wenn sie wirklich etwas schaffen, so geben sie nur Com mentare zu dem, was bereits geschrie ben ist. Ihr Gesichtskreis ist beschränkt; «s sind diese Gelehrten, die sast alle Zwistigkeiten zwischen Fremden und Eingeborenen veranlassen. Außerdem derhöhnen sie mit Vorliebe die Behör den. In der chinesischen GesellschasiS «rdnung nehmen die Landwirthe die zweite Stelle ein. Sie haben so viel Steuern zu zahlen, daß sie arm blei ben. Die Klasse, welche sür China am meisten gethan »nd noch thut, nämlich die Kauf- und Handelsleute, hat den untersten Rang. Chinesische Kaus- und Handelsleute erfreuen sich jedoch eines guten Rufes als ehrliche und rechtschaffene Leute. Die sogenannten Aerzte in China sind Empiriker, die in China vorgenommen, da dieselben als eine „Mißachtung der Eltern" an gesehen werden. Der Chinese verliert lieber sein Leben, als ein Glied seines Körpers. Was das Gerichtswesen atp betrifft, so werden Prozesse dort ohne die Anwesenheit von Vertheidigern und Advokaten geführt. Der Mandarin entscheidet. Bewerber um Aemter müssen sich einer Prüsung unterwerfen. Sie ha ben sieben Bändchen chinesischer Kiassi ler zu studiren. Dieselben sind aber mit einer Menge van Kommentaren »ersehen. Die Prüsangen werden alle drei Jahre abgehalten, und die Exami natoren werden vom Kaiser gewählt. 'Ungefähr 80V<1 Kandidaten melden sich zu jeder Prüfung. Jeder derselben wird in eine Zell« geführt. Vorher vnrd jedoch genau untersucht, ob er nicht eine „Eselsbrücke" mit sich führt. Diese sind ost so klein, daß der Kandi dat sie in seinen Zopf flicht. Die Exa minanden haben über 4 Texte aus den Klassitern, die ihnen angegeben werden, ,Ä Aussätze und ein Gedicht zu schreiben. Sie haben zwei Prüfungen zu bestehen, «he sie ihren akademischen Grad bekom men können. Nur sd. H. von den Kandidaten bestehen die. Prüfungen. Aus diesen werden dann die Staatsbe amten genommen. St», Seyvtlinann.Antevot«. Erinnerungen an Karl Seydelmann bringt der ,B. B. E." zum lR). Jah restag der Geburt des berühmten Schauspielers. Hier eine bezeichnende Geschichte: „Eines Abends, als die Vorstellung im Kgl. Schauspielhause, in der Sey delmann mit seiner Collegin Charlotte v. Hagen austrat, beendet war, begab er sich nach der Konditorei vonSlehely, um Recensionen zu lesen. Da hörte er am nächsten Tische zwei Herren über das vortreffliche Spiel des Fräuleins v. Hageu sich unterhalten. Zeder der Herren war voll des Lobes, ja, einer jagte: „Ein himmlisches Weib, diese Charlotte! Ich würde für eine Locke ihres Haares auf der Stelle zehn Louisdor geben!" Schnell erhob sich Seydelmann, trat an den Tisch de« beiden Herren heran »nd sagte: „Mein Herr! Ich nehme Sie >"im Wort. Wenn Sie eine halbe Stunde hier ver weilen, bringe ich Ihne« noch heute «ine Locke dieser Dame." Freudig überrascht bat der Herr, welcher den berühmten Schauspieler er kannte, »m Erfüllung diese« Verspre chens. „Aber es bleibt doch bei den zehn Louisdor?" fragte Seydelmann. „Versteht sich." —Eilig entfernt« sich der Mime und begab sich zu seiner gefeierten Kollegin. Er trug nun sein Anliegen vor und schloß lebhaft mit den Worten: „Zehn Louisdor will er mir für eine Locke von Ihrem Haare zahlen! Wie viel Thränen kann man mit diesem Gelde trocknen, wie viel Elend linder»! Ich selbst weiß eine höchst unglückliche Familie, welche diese Summe von drückender Noth erlösen wird!" Lächelnd ergriff die Künstle rin eine Schee«, übergab sie dem Bitt steller und sprach, indem sie ihr schönes Haar löste: „Schneiden Sie nun auch die heilspendende Locke ab!" TagS darauf stieg Seydelmann in einem un ansehuliche» Hause vier Treppen hinauf, trat in e»> elendes Dachkämmerchen, das eine zahlreiche Familie bewohnte Gipsel der Zerstreut heit. „Denken Sie sich nur", klagt die Frau Professor einer Freundin, „wie zerstreut mein Mann ist: Geht Eolleg ganz in Gedanken hinter einem Studeiilen her in'S Leihhaus, versetzt dort seine Uhr wie die dieser, folgt dem Studentin aus die Kneipe und ver trinkt dort den ganzen Erlös wie die ser !" » . „...Da saß Marmor lächeln kann." Zweideutige Warnung. Ein Photograph setzt uiiter das Bild eines fürstlichen Brautpaares : „Vor Nackabmuua wird aewarnt!" k D t« dü Don Julius KeNer. Er hatte gestohlen. ES gab keine andere Bezeichnung sür seine That er mochte nachgrübeln, soviel er wollte. Alles Andere war eitle Beschönigung -er hatte ge stohlen, hatte sich am Eigenihum eines Andere» vergriffen. Doch dieser Andere war ja reich! Sein Geldschrank war wohlgefüllt, seine Kinder waren sür alle Zeilen ver sorgt wem also schadete der kleine Verlust? Die paar lumpigen Gold stücke kann der reiche Mann wohl ent behren! Aber ein Diebstahl war's doch. Ein Diebstahl, in heimtückischer Weise an seinem Brodherrn begangen Allerdings die Verführung ! Der Geldschrank Halle weit offen ge standen... das kleine Kästchen unten war bis zun, Rand mit Goldstücken ge füllt, die so verführerisch blitzten und blinkten.... Daheim aber lag sein, des armen, schlecht bezahlten Schrei bers, junges Weib .... trank, kaum sür sich »nd ihr Kleines mit der nothdilrstigen Nahrung versorgt. Wie würde eine gute Flasche Wein, ein kräftiges Hühnchen ihr wohlthun! Wie würben ihre bleichen Wangen sich wieder röthen, ihre Pulse wieder leb haster schlagen, ihr Much zum Leben neu erwachen?! standen, und mit dem ihm zur Unter schrist vorgelegten Schriftstück in das anstoßende Gemach getreten war das nicht ein Wink des Schicksals, eine Fügung des Himmels gewesen? Ein kurzer, kühner Griff, das goldgesüllte Kästchen und sein häusliches Glück, durch Krankhtit und Sorge vernichtet, blühte neu aus! Ei was. das war kein Diebstahl, das war Nothwehr —Selbst- erhaltungstrieb Und so hatte er ,»gegriffen.... Nun war's geschehen und mit der schönen Beute iu der Westentasche trot tete er seiner Wohnung zu.... Ansangs war ihm ganz wohl und fröhlich zu Muthe gewesen.... „Hilfe! Rettung!" jauchzte es in ihm und schnelle» Schrittes ging er einher „Ein Dieb! Haltet den Dieb!" Entsetzt suhr er zusamme» und blieb wie angewurzelt stehen. Der Angst schweiß trat ihm auf die Stirn er griff sich init der Ha»d an den Kopf. Schon entdeckt? Die Leute stürmten a» ihm vorüber, rannten ihn beinahe um oder stießen ihn roh bei Seite.... Er sah sie endlich Hall bei einem jungen Menschen machen, den ein Po lizist bereits am Kragen hatte. Laut redend »nd hestig gestilulirend um ringte man jenen und solgte, als der Schutzmann ihn davonführt? vom Johlen und wüsten Geschrei der lieben Jugend begleitet der Dieb! Nicht er! Erleichtert athmete er aus und ging weiter .... Aber das Geschrei verfolgte ihn,, .. der Ruf: „ein Dieb! haltet den Dieb!" klang unausgesetzt in seine Ohren Doch das war ja Unsinn! Wie konnte er sich jenem gleichstellen—einem vielleicht ganz gemeinen Straßenräu» ber, der etwa ein Kind beraubt, einer Armen ihr Letztes genommen hatte Das halte er doch nicht gethan. Gewaltsani raffle er sich aus und versuchte aus andere Gedauke» zu kom men. Was sollte er zunächst nun für das Geld kaufen, um sein armes Weib zu überraschen?.... Wein Delikates sen... . Erfrischungen ... Ja! Das ist's! Er will Einkäufe machen, das wird ihm die bösen Gedanken schon ver treiben! .... Aber wird man sich nicht wundern, daß er, der blasse, darbend aussehende Mensch in der ärmlichen Kleidung. Goldstücke wechselt und Dinge kauft, die nur dem Reiche» gestatte, sind?... Wird man ihn nicht mißtrauisch an blicken, Muthmaßungen, Verdacht he gen? Wird seine Unruhe, sein Blick der uustät ist, er fühlt es ihn nicht verrathen? Wird man ihn nicht festnehmen und rufen „ein Dieb!" .... Ach was! Alberne Bedeuten. Die Lnite wolle» ihr Geschäft »lache», gleichviel, wo's herkommt! ... Da ist eine Wiinhandlnng.. . .schön erleuchtet und voll mit Leutkn Hinein also! Nein es geht nicht. Er ist zu un ruhig... Erzittert.... Noch nie mals hat er einem Menschen einen Psennig genommen, nie etwas aus un rechtmäßige Weise erworben. Das schon der Tasche entnommene Goldstück glüht- in seiner Hand wie Feüer Nein, er muß erst ruhiger werden, sich erst selbst überzeugen, daß er lein ge meiner Dieb ist. dann wird's besser ge hen Er wird zunächst seine Woh nung aussuchen, das Elend seines Wei bes anschauen, das dürstig genährte Kindchen küsse» dann wird ihmMuth und Ruhe lommen. dann wird er ein sehen, daß er recht gethan., .. Hastig betritt er das ärmliche Zim mer und seine heißen Lippen berühren den Mund der malt lächelnden Frau. .Wie geht es Dir?" fragt er mit leifer, banger Stimme und „gut, ganz haucht sie in sast unhörbarem „Gut, ganz gut!" Das sagt sie im mer, die liebe Dulderin, und dabei wird sie immer blasser und immer schwä cher .... .Di: belügst mich," sagteer fast »»- willig und greift nach ihrer Hand. „Es geht Dir schlecht, sehr schlecht . Du leidest Mangel und machst Dir trübe Gedanken Tu brauchst Pflege und Stärkung....Aber nur Geduld.... die sollen Dir werden! Du wirst nicht länger so elend sein! Ich werde Dir aushelsen!" Seine Augen weiteten sich. Eine fast fieberhafte Rothe überfliegt sein Ge eckt. Ende," iahrt er mit aber unsicherer Stimme sort, „lommt Zeit, kommt Rath." Verstäiidnißlos sieht sie ihn an. Er aber graist plötzlich in die Tasche, und im nächste» Augenblick liegen die Gold stücke auf dem ileinen Tisch an ihrem „da ist Geld!.. . .Das gehört Dir! Da von will ich Dich Pflegen! Warum sollen nur die reichen Leute gesund «ver ein paar Mark gut machen kann!.... Das ist ja Unsinn! Niederträchtig keit! Ich will Dich schon gesund ma chen und wenn das ausgegeben ist. Die hosjnungsfreudigtn Worte er sterben ihm fast aus den Lippen er spricht leiser uud leiser und seine erst so heiße», Heven Blicke unischleier» sich zu scheuem Ausdruck. Die Frau sagt kein Wort aber ihr Gesicht—ihr Gesicht! Das ist nicht Freude, nicht Hoff nung, nicht neu erwachende Lebens kraft, was in ihren schlaffen Zügen liegt, das ist Mißtrauen, Verdacht. Entsetzen .Dieb!" Hat sie es gerufen? Hat sie es mit zitternden Lippen ihn, entgegenge schleudert, das schreckliche Wort ? .... Nein, sie hat nichts gesagt .... kein Laut ist von ihren Lippen gekommen sieht ihm nur starr in's Gesicht. Und dennoch gellt das Wort in seine Ohren Sie rust es wieder und imnier wieder Voll Verachtung und Zorn-voll Haß und Abschen „Dieb!" Furcht, Grauen, Empörung Alles klingt aus dem furchtbare» Ton dieses Wortes.... Und noch immer haben die Lippen des jungen Weibes sich nicht bewegt noch immer sieht sie verständnißlos den Erregten an. Er aber rafft keuchend die Goldstücke vom Tisch zusammen, stülpt den Hut auf den Kops und stürmt der Thür zu.... Dort wendet er sich noch einma' um und spricht: .Ich habe noch etwas zu besorgen etwas sehr Wichtiges." Damit verlaßt er eilend das Zim mer Direct nach dem Bureau des Princi pals geht sein Weg. Ungestüm reißt er an der Klingel der Wohnung und ruft der öffnenden Magd entgegen: „Ich muß den Herrn sprechen. So fort in einer wichtigen Sache." Das Mädchen macht Umstände. Der Herr ist im Kreise seiner Familie. Er läßt sich nicht stören .Aber es ist Gefahr im Verzuge! Melden Sie mich! Er muß mich em pfangen " „Will's versuchen." Athemlos wartet er an der Thür, bis er endlich ihre Stimme hört: „Sie sollen ausnahmsweise 'rein kommen." Hastig stürzt er, an der Verblüfften vorbei, in das Gemach des Herrn, der ihn bereits erwartet. „Was führt Sie so spät und unge stüm zu mir?" „Ein Diebstahl, Herr Principal." „Wie? Bei mir?" „Ja. Der Dieb steht vor Ihnen." Fast tonlos wirbeln die Worte von seinen Lippen Während der Prin zipal unwillkürlich zurücktritt, legt er mit zitternder Hand die Goldstücke auf den Schreibtisch nieder. Dann wird er plötzlich ruhiger Er athmet tief aus und seine Stimme hat einen wei chen, flehenden Klang, als er fortfahrt: „Nehmen Sie Ihr Geld zurück Ich habe es genommen in einem Augenblick des Wahnsinns " Mit erstaunten Blicken betrachtet der Prinzipal den in maßloser Erregung vor ihm Stehenden. „Und aus welchem Grunde sind Sie zum Diebe geworden?" fragt er dann in eindringlichem Tone. Der Schreiber sieht ihn scheu von der Seite an. „Ans Liebe zu meinem Weibe." flü stert er dann „Aber sie haßt, sie veiabicheut mich daslir,... aus Furcht vor ihrem Tode und iiiin wird sie sterben, weil ich ein Dieb geworden bin!" Er bedeckt sein Gesicht mit den Hän- den und, zum ersten Mal seit langer Zeit, rinnt es warm und seucht in seine Augen Da sühll er. daß eine Hand sich auf seine Schulter legt. Er blickt auf und sieht in das ernste Gesicht seines Prinzipals. ' „Sagen Sie mir alles! Schildern Sie mirZhre Verhältnisse, wie sie sind, l Verzehren Sie sich nicht in erbittertem verschlossenem Grimme, rede» Sie frei und offen Warum haben Sie ge- stöhlen?" Einen Augenblick sieht der Schreiber' de» Prinzipal nach dieser Frage zögernd und unschlüssig an, dann aber löst sich seine Zunge, und in beredten Worten schildert er seine Lage und alles, was er während der letzten Z«t empfunden ' und gedacht. Immer lebhaster, immer! erregter wird er während seiner Rede, ! jedes seiner Worte trägt den Stempel' lauterer Wahrheit zum ersten Mal seit langer, langer Zeit spricht er aus,! was in seinem Innern gewühlt und ge-! tobt. .So, Herr Prinzipal," schließt er endlich, malt und ermiidel, seine Rede, „so wurde ich ein Dieb Und nun thun Sie mit mir. was Sie wol len." Mit gesenktem Haupte erwartet er die Antwort, die nach kurzem Zögern folgt. „Nehmen Sie das Geld da wieder, es gehört Ihnen.... Sie haben einen lnrialcii Umweg gemacht, meine Unter stützung zu erbitten. Hatten Sie. an statt sich dumpf und verschlossen in ohn mächtigem Zorn gegen mich, der ich! mehr als Sit besitze, zu verzehren, mir I offen Ihre Verhältnisse da gelegt, eß i greifen Sie zu! Oder soll ich s ! Ihnen noch schriftlich geben, daß das Geld Ihrrechtm.lßig erworbenes Eigen thum ist?".. .. Diesmal machte er unterwegs wirklich allerlei Einkäufe an Wein und Delika tessen, und es kam ihm dabei gar nicht Frau alle Kostbarkeiten auf das Bett legte, da sah sie ihn nicht entsetzt an. da schrie es ihm nicht entgegen „Dieb!" ! püsterle zärtlich: „Wo hast Du denn das viele Geld „Gestohlen nicht, Weibchen!" „Gestohlen! Aber Mann! Wie kommst Du a»f so schreckliche Gedanken — ein Dieb!" „Ja. Da hast Recht", sprach er leise, ein Dieb!" Di« Perlenschnur. „H«rr," sprach Abdullah »nd trat mit seiner Schwester Fatme vor den Richterstuhl. „Du wirst Dich vielleicht j noch des t.ipferen AbbaS entsinnen, der ! vor dreißig Jahren starb. Er war unser Vater und hinterließ uns Beiden zu gleichen Theilen alle seine Habe, die wir bis jctztgemeinsain genossen. Wohl ist Fatme feit einigen Jahren mürrifch und zänkisch ; aber ich gab stets nach, weil ich den Frieden liebe. Nun jedoch habe ich mir vor Kurzem die schöne Zoraide als Braut erwählt und ge dachte ihr diese tastbare Perlenichnur als Geschenk zu geben das theuerste Andenken, welches ich von meinem Vater besitze; denn er brachte sie mir, ! als ich süns Jahre alt war, vo» einer ! Reise mit, und seitdem ist sie mein - Eigenthum. Fatme jedoch behauvtet, ! auch dies sei ei» Erbstück unseres Vaters und sie habe An p-uch aus die Hälfte. ! Keine meiner Vorstellungen Hilst > sie bleibt bei ihrem Verlangen; nicht etwa der Perlen wegen o nein, ich ! und mir die Freude zu verderben; denn i meine Schwester will nicht, daß die junge Zoraide als Herrin einziehe in unser Vaterhaus!— Nun, weiser Kadi, richte!" Der Kadi neigte sein Haupt, dann frug er: „Fatme, ist Alles so, wie Dein Vater sagt?" „Alles ist so," entgegnete sie, „bis aus seine Behauptung, die Perlenschnur gehöre ihm allein! Womit will er be weisen. daß sie der Vater ihm schenkte? Ich bestreite das »nd verlange meine Hälsle; warum ich das thue, ist sür > Deinen Richterspruch gleichgültig!" „Nun, Abdullah," wandte sich der! Kadi an diesen, „hast Du lebende Zeu gen oder eine Schrift, um darzuthun, daß Dir Dein Vater die Perlen gab?" „Ich habe nichts dergleichen!" eiitgeg „Danii freilich stehtdie Sache schlimm sür Dich!" sprach der Kadi. „In Güte, das sehe ich. wollt Ihr Euch nicht ver gleichen. so daß Falme etwa doch Geld sür ihren Antheil nähme " „Nein", rief sie dazwischen, „ich will die Halste der Perlen!" 5 „Gut", fuhr der Richter fort und winkte seinem Schreiber, „so muß ich ein Protokoll hierüber mit Euch auf- Sprich. Beklagte - Du heißest Falme wie viel Jahre zählst Du?" Da würd« j sie verlegen, stockte, setzte mehrmals an, schwieg aber doch. „Wie all bist Du?" wiederholte der Kadi. .Rede!" End j lich antwortete sie leise mit geröthetem Gesichte- „Achtundzwanzig Jahre alt bin ich!" ! „So?" sagte der Richter und lächelte schlau. „Hiermit spreche ich die ganze Perlenschnur krasl Gesetzes dem Ab dullah allein zu. Nimm sie hin, Klä- ger, und ziehe ruhig Deiner Wege! l Fatme ist gar nicht Deine Schwester; denn AbbaS starb vor dreißig Jahren und sie ist erst achtundzwanzig Jahre »lt!" Kranke Frauen. „Ach, wie hübsch, Frau daß man allerdings etwas leibend aus! Doch - ach, ich bin ja selbst so krank —" „Freilich, freilich. Frau Revisor, man sieht es Ihnen an! Aber Wilsen Sie, ich habe entsetzliche Magenkrämpfe ge j habt in der Zwilchenzeit zum När risch werden, sage ich Ihnen!" „O. das ist »och gar nichts gegen meine ! Gliederschmerzen—Tag und Nacht habe ! ich geweint, versichcre ich Sie! Und erst mein Kops! Wie wenn ich ein Ham merwerk darin hätte —" „O, davon l rHen Sie nur mir nicht! Wenn ich ! meine Migräne bekomme, wirst s mich ! ganz im Bett —" .Aber das ist bei mir noch viel ärger; ich meine—" „Ah pah. liebe Freundin, kein- Idee! Ihnen fehlt ja gar nichts gegen mich —« .Was? Mir fehlt nichts? Glauben Sie vielleicht, Ihnen fehlt was? Das ° ist ja doch blos lauter Einbildung!" Wenn Deinem Freund«! etwas Uliaiigenehmes begegnet, so frage ihn nicht nach den Einzel heilen, sondern wende Dich an feineu Nachdar, der Dir mit Vergnügen Alles erzählen wird, i Aus dieje Weise sparst Du Deinem! Freunde Aerger und machst seinem Nachbar Freude. Hoch st e Galanterie. Frän- lein : „Ach, wenn ich nur wüßte, wie morgen das Wetter ist l" Verehrer : 5 .O wie gerne wär' ich jetzt ein Land- > frosch. um Ihnen das bestimmt fageu , I Nur nnfer« Aran«». ' An Frau S.! z daß ich Ihre Briese nicht sosort beant , Worte, aber der mir zur Verfügung ge ' stellte Raum gestattet mir dies nicht. So habe ich nur Ihre Briese i» der Reihensolge bingelegt und werde sieder Reihe nach als Thema meiner Artikel Wir Frauen müsse» doch ein äußerst iinieressantes unerschöpfliches Thema sür ! die Herren sein, da sie in jeder Tonart über uns herziehen. Ich möchte die ' Frau sehe», an welcherder Mann nichts . auszusetzen hätte! Ist die Frau süg ' fam, mild und geduldig-so ist sie ein > Schas; ist sie beiter, lustig und sröhlich , —s» ist sie leichtsinnig; ist sie energisch, thätig, gerecht und charakterfest, —wird sie sosort zum Drachen gestempelt; be kümmert sie sich blos um ihren Haus- halt so ist sie ein Haushammel; be gehrt sie geistige Nahrung—wird stracks ein Mannweib, mit spitzer Zunge, und ein verschrobener Blaustrumpf aus ihr gemacht. Kurz, sie soll wie da; Cha mäleon auf Beiehl und nach dem Be lieben ihres Mannes die Farbe wechseln: gegen ihn zärtlich, die Liebe, Geduld und Nachficht selbst, immer dienstbereit, nie verdrossen; gegen die Kinder ge recht, streng; verständig, liebevoll, Ach tung gebietend und ebenfalls geduldig; gegen die Dienstboten gebieterisch, cou ragirt. maßvoll und nochmals geduldig. Ihm soll sie die unterthämgst« Sklavin sein dankbar, daß er sil zu dem ge macht, was sie ist; sür die übrigen Hausgenossen die Herrin, der sich Alles unterordnet und die sür Alles verant wortlich gemacht wird. Was wird uns sogar im neunzehn ten Jahrhundert nicht Alles vorgewor feii! Sie können lein Blatt. Brochür«, j Journal od.'r Zeitschrift in die Hand ' nehme», ohne daß Sie auf Artikel sto ßen, die uns Frauen gewidmet sein sol len in Wahrheit uns ober unver langte Rathschläge ertheilen oder über uns hersallen nnd uns in Stücke reißen, l Und was thun die Frauen? Stolz ge . hen sie auf ihrem Pfade weiter nur ! wenige werfen sich zu Vertheidigern ih- res Geschlechts aus. i Eine der größten Anmaßungen des ! Mannes ist es. die Fra» ud.-rhanpl ge- ringer als sich selbst zu achten, denn er stammt doch vom Weibe. Und die ein ! gefleischtesten Gegner der Frauen- Emanzipation müssen zugeben, daß es !zu allen Zeiten Frauen gegeben hat, die sich durch Geist, Witz, Anmuth, Ge schmack. Bildung und Verstand aus zeichneten. Nehmen Sie einmal die großen Männer, wie: Schiller, Goethe, Heine. Scheffel, Humboldt, Reuter, Shakespeare, Dickens, Beethoven, Men delssohn, Wagner etc. knrz. Alle, ob sie nicht ihre Größe z»m größten Theil dem anregenden Verkehr mit geistvollen Frauen' zu danien haben. Wenn heute noch große Zeitungen behaupten, daß dem Manne die'Bil- dung zur Besreiung, der Frau nur als Ballast dient, so kann sich eine solche j Zeitung nicht beklagen, wenn sie schar fen Spott ernlet. Und die B.haup tung, daß Geistesbildung die Frau ihrem natürlichen Beruf entfremde, ist ebenso lächerlich. Im Gegentheil, die Frau gewinnt, denn Bildung. Logik, Denke» erleichtert doch alle Arbeit. Und wer erzieht den» die Kinder? Der Mann? In unsereitt Zeitalter des Kastens nach Geld, Ehre. Geimß »ich Glanz, wo der wachsende Wohlstand bei unS neue Bedürsnisse erzeugt und der Aufwand und Lurus die geistigen Reich thümer zurückdrängt; wo sich die Zahl oer Unwissenden allerdings vermindert, aber auch die Zahl der wahrhaft Ge- ! bildeten sich nicht vermehrt —da brducht der Mann wahrhastig der Bildung der Frau nicht bindernd im Wege zu stehen, sondern sollte ihr allen und jeden Vor schub leisten. Doch ärgern Sie sich nicht. Die Zahl der Herren, welche kopflose, zopfige ! Behauptungen ausstellen, wie weibliche ! Genies sind Ausnahmen oder Frauen besitzen keinen Humor, wird imnier ge ringer. Es sinv dies Mensche», die ! nicht mit dem Zeitgeiste voranschreiten, den» wahrhaft gebildete Männer agiti- l ren für Frauenemanzipation. Da ist zum Ersten Dr. Backus. Vor- > sicher des Packer Instituts, wacher die- i sen Winter eine» Vortrag i» Brooklyn I Mädchen als Schüler. „Die Knaben", sagte er, „muß der i Lehrer immer anspornen, bald durch i Lob, bald durch Tadel oder durch I Strenge. Bei den Mädchen aber, ist l dies nicht nöthig, die muß man sogar > zurückhalten. Und," fährt er fort, > „sehen Sie sich einmal die Hochschule i an, aus je sechshundert Madchen ! kommen zweihundert Knaben und wie 112 lernen diese Mädchen! Ost bis sie ! saktisch unter ihrer Bürde zusammen- > brechen." ' I Auch in Deutschland erheben Lehrer ihre «-tiinmen, man lese die Artikel von ! Dr. Richard Wultow, Schnldirektor in ! Hesse», der sich zwar noch nicht zn der Ansicht des Dr. Backus emporge schwungen hat. aber doch deir grauen und deren Studium ein warmes, ge rechtes, unparteiisches Wort redet. Spät erwacht er. der dentsche Michel, aber er erwacht doch und ist er erst ciii- Was den Mangel an Humor bei den Frauen betrifft, so ist die Ursache wohl darin zu suchen, daß es der Fxau bis jetzt noch zu wohl geworden ist sie ist iinmer'nuch zu sehr geknech tet. Doch kenne ich auch hunioriskische Bücher von Frauen geschrieben wie „Helens BabieS", „Josiah Alten" u. s. w., aber die sind für viele Herren Zuk kerwasser. sie sind ihnen nicht gewürzt genug; die jetzige Generation muß Ehe bruchSdramen haben einen Fntz dftllchen, zum Herzen dringenden Hu mor des Menschen Seele ersrcut den lesen sie nicht. Weil ich gerade von Fritz Reuter svreche lesen Sie einmal „Durch läuchting", wenn Sie sich vor Geivitier sürch e». Wenn Ihne» da die Lächer lichkeit Jlner Aiigit nichl klar wird, dann sind Sie nicht zu heilen. Das ist auch ein wunder Punkt im weiblichen Eharalter, die Angst vor dem Gewitter, Kugelregen, Pseroe, Feuer u. s. w.. Muth seiner Ueberzeugung und in Ge fahr sonst kann kein Weib Bankkas fiererin oder Richter werden. > Dies liegt aber auch viel an der Er ziehu»g; würden die Mädchen praktisch ! für das Leben erzogen, wie der Knabe, würden sie reiten, ,echten, turnen und sich an Spielen betheiligen lernen, aus daß ihr Körper gestählt, ihr Muth er weckt würde, denn die Frauen der Wil den sind den Mannern an Krast gleich, ja, sie überbieten den Mann noch an Ertragungssähigkeit. In Europa, wo die Frau oft mit Ochsen und starken Hunden an einem Wagen zieht, wo sie den ganzen Tag mit aus dem Feld ar beitet da liegt der Mann am Feier abend auf der Bank vor der Hütte, während die Frau zu ihrer Erholung die häuslichen Bedürfnisse besorgt, ost noch e,n Kind dabei nährt uud dennoch ihre Physische Kraft erhält. Würden die Mädchen ähnlich den Knaben erzogen und ihr Wollen und Können geweckt, so würden sie bald die Männer überflügeln. Aber da sitzt der Haken d;e Mädchen der besseren, be mittelten Kreise werden verhätschelt, verwölint. gepflegt, behütet, bis sie die schwächliche» Puppen der modernen Erziehnng werden, die zu nichts gut sind als zur Favoritin; die aus der Welt nichts verstehen als das Geld ans dem Hause zu bringen und Shoping zu gehen; die trotz allem Fortschrill »och z»r Wahrsagerin lausen in LicbeS- und Krantheitssällen. Dies ist saltisch wahr und nicht blos in den unteren Schichte», sondern auch in den soge ! nannten gebildeten Kreisen zu finden, denn eine Dame erzählte mir, daß sie von einer Wahrsagerin die wirkliche Krankheit ihrer Schwester erfahren hätte; doch habe die Wahrsagerin hin zugesügt, daß der Kranken nicht mehr zu Helsen wäre. Als meine Freundin dies deni Arzte, der ihre Schwester be handelte, sagte, antwortete er: „Dies ist mir nichts Neues, nur habe ich Ih nen den Schmerz ersparen wollen; es ist doch noch srüh g-nug, wenn das End» eintritt." Daß gebildete Frauen noch aber gläubisch find, ist Thatsache, aber auch viele Männer sind es ; die haben es wohl mit der Muttermilch eingesogen und können es nicht mehr los werden. Deshalb, bildet die Frau und Ihr bekommt tüchtige, geistvolle Menschen, denn die Eindrücke, die das Kind in de, frühesten Jugend empfängt, sind blei bend und der Knabe ist doch, oder follte doch bis zu seinem zehnten Jähre der Obhut der Mutter ailvertraut werde». Wen» ich sage, sollte doch, so meine ich. daß gewissenhafte Mütter sich ihres Knaben bis zu diesem Alter annehmen und ihn nicht der Willkür d.r Wirte rin, Amme, oder des Dienstmädchens überlassen. Was die Arbeit der Frau betrifft, so bin ich anderer Meinung und stimme mit Ihnen in dieser Beziehung nicht übereiu, daß die harte Arbeit blos sür Männer ist und Slraßenreinigungen nicht von Frauen besorgt werden soll ten. Im Gegentheil, Frauen verstehe» das Fegen und Kehren viel besser, als die Männer, und es gibt genug starke, robuste arme Frauen, die dies besorgen ln Berlin im Thiergarten können Sie Franen genug seh.-n, die, mit Schippen, Besen und Schubkarren bewaffnet, die Wege reinhälte». Ich kann in der Arbeit, wenn die Frau sich dem Manne gleichstellen will, nichts Degradirendes sehen, warum lönnte sie nicht Milchlunden besorgen, Zeitungen tragen u. s. w.? Wenn die Frau selbst spazieren sährt, so kann sie doch auch einen Milchwagen fahren. Kurz, ich bin dafür, daß die Frauenerziehung einer gründlichen Reform unterworfen werden sollte, so daß die Fra», wen» die Nothwendigkeit an sie herantritt, ihren Platz aussüllen kann und nicht bei jeder Kleinigkeit in Ohnmacht fällt, wie bei einem Schnitt in den Finger, oder wenn eine Gardine brennt, son dern wacker zugreist und sich selbst helfen lernt. Gerade durch d.'N panische» Schrecke», der die graue» im Moment der Gefayr befällt, gehen so viele Men schenleben verloren, ljnd durch die Scheu, ihre Meinung frei heraus zu sage» »nv ihre Sache selbst zu verfcch tcn, lommt die Frau ost in die Hünde vo» Hyänen in Menschengestalt, die ihr die Hinterlassenschaft ihres Mannes abneyiiie». welche sie und ihre Kinder macht hätie. Sie müssen mich nicht falsch ver stehen ich will nicht die Frau zur Straßenlthrerin stempeln; aber dies diinlt mir noch lange nicht die härteste, Arbeit. Ich wette daraus, daß der Arzt mehr Sklave ist, als der Straßen-! kehrer und doch »rängen sich die Frauen gerade zu diesem Berus. Glau be» Sie mir, es lommt manches im ärztliche» Beruf vor, gegen welches der Berus dez Straßenkehrers vorzuziehen ist. Ich will hier durchauj nicht gegen l die Frauen als Arzt sprechen und be- grüße den weiblichen Arzt sür Frauen und Kinder als eine Wohlthat; aber ich verachte auch keine andere Arbeit wegung, da brauch! man leine Turn plätze. Jedensalls ist Arbeit mag sie sein was sie will viel ehrenhaster als von dein Erlös der Reize zu leben. Ein kühner Witz. In einen, Berliner Millionkrklub 'reignete sich an einem der letzten Adense ei» ganz eigenartiger Zwiichen iall. welcher die Ge ellschait daselbst längere Zeit in einer erllürlichen Aus» regung erhielt. Einer der Herren, der sich zu einem Spielchen niedergesetzt hatte, zog aus seiner Tasche «i» Porte feuille hervor, welches Marl ent hielt ; er entnahm demselben als Spiel geld 20U Marl und legte es dann neben sich auf den Tisch, auf dem er es acht los Atgen ließ. Nachdem nach etlichen der betreffende Herr das Spielgeld«nit 'animt dem eiiva IG) Mark betragen sen Gewinn in die Brieftasche legen, dieselbe war jedoch verschwunden und konnte alles Suchenz ungeachtet nicht ausgesunden werden. Man ließ daher den Inspektor des Kasinos kommen, der aus's Reue »ach deni verschwunde nen Porteienille suchte und auch das gesammte Dienst- und Auiwarteperso nal inquirirte, aber alles Suchen und forschen blieb vergeblich. Man be schloß, die Polizei von dem Vorfall zu verständigen, und nachdem man den selben noch eine Zeit lang ei srig be sprochen. verließ der Verlustträgcr »er stimmt das Kasino, während die ande ren Herren dort im Gespräch noch zu rückblieben. Da, nach etwa einer Stunde, es war inzwischen 2 Uhr nach Mitternacht ge worden, erschien in hochgradiger Auf regung ein Gast des Kasinos, ein noto risch sehr reicher Heer, welcher den Abend über an dem betreffenden Tisch dem Spiele zugesehen hatte, und prä entirte zu allgemeiner lleberrafchnng die vermißte Briestasche. Er hatte, wie er in aller Hast erzäh'te, dem spielenden Herrn, weichet die Brieftasche mit dem we.thvollen Inhalt so achtlos bei Seite gelegt hatte, zur Strafe dasür einen kleinen Schrecken einjagen wollen und daher das Portefeuille an sich genom men und in die Rocktasche gesteckt. Ohne an diesen Streich zu denken, war er noch vor Beendigung des Spiels nach Hause gegangen; er hatte keine Ahnung davon, daß er die Brieftasche noch bei ich habe und würde vorläufig auch „och gar nicht daraus gekommen sein, wenn dieselbe nicht beim Entkleiden aus der Rocktasche herausgefallen wäre. Ganz entsetzt überßdieje Entdeckung, habe er sich soso»t wieder aufgemacht, um schleunigst nach dem Kasino zurückzu kehren und die Briestafche dort abzu liefern. Alles athmete erleichtert auf, denn der vergeßliche Eskamoteur ist so einwandssrei, daß er hoch über dem Verdacht steht, er habe die Tasche mit dem Gelde etwa in unlauterer Absicht eingesteckt »nd sie nur deshalb znrück geliesert. weil das Verschwinden eine so große Erregung hervorgerufen habe. Und so bat die peinliche Angelegenheit 'ich in Wohlgefallen aufgelöst «in arme« Dienstmädchen. Aus Wien berichtet das Wien«? Tag zirtsgerickt der Inneren Stadt durch geführte» Verhandlung erfuhr man die überraschende Thatsache, daß es in Wien ein Dienstmädchen gibt, das ein Vermögen von mehr als lv.yvO Gul den besitzt. Anna Kropakfch. so heißt dieses seltsame Dienstmädchen, war bis vor kurzer Zeit bei der Hausbesitzerin Minna Vogl bedienstet, welch' letzter« zwei werthvolle hübsche Papageien bra silianischer Provenienz besaß. Als Frau Vogl zu Ostern auf vierzehn Tage zu ihren Verwandle» »ach St. Pölten ging, überließ sie die Ueberioachung Wohnung uiid insbesondere die Be treuung der beiden exotifchsnVögel dem Dienstmädchen Anna Kropatsch, welche denn auch in den ersten Tagen der M wesenheil ihrer Herrin die Papageien auf das Beste pflegte. Nun nützte aber auch das Dienst mädchen die Gelegenheit der Abwesenheit ihrer Hern» aus, indem sie eines Tages eine Partie in Gcfeilfchaft mehrerer Freundiiineiz unternahm, von der sie erst nach drei Tagen zurückkehrt«. Ihr« befiederten Schuxbesohlencn halte die Kropatsch vollständig vergejje» und sie fand dieselbe» i» ihre» Käsigen todt aus dem Rucke» liegend. Fra Vogl verlangte energisch vom Dienstmädchen den Ersatz von I!ü Gulden sür die Pa pageien, das Mädchen aber lehnte ebenso energisch die Zahlung ab. Frau Vogl klagte und jüngst standen sich Gnädige und Dienstmädchen vor dem Bezirksge richt gegenüber. Der Richter versuchte einen Ausgleich und schlug der Klägerin vor, mit ihrer Forderung etwas herabzugelien. da man mit einem armen Dienstmädchen doch Rücksicht habe» müsse. „Armes Tienfl- Mädchen?" fiel hier die Klägerin ein. „Heir Richter kennen eben die Verhält niße nicht. Das Dienstmädchen besitzt viel mehr Vermögen als ich. Sie bat 10, l9!j Gulden in der iwparkasse! Sie hat das Sparkassenbuch in meiner Ver wahrung gehabt und ich weiß es daher genau. Sie so» nur zahlen!" .Pa pagei ist nicht so viel werth," meinte die Geklagte, die viel be 'r böhmisch als deutsch spricht. „Zah! ich Hcht 35 Gulden für zwei Vogel."—„Sie haben Geld genug!" meinte die Klägerin. „Wir werden einen Sachverständigen vernehmen müssen," erklärte schließlich der Richter. Um nun d«eser Eventua lität vorzubeugen, einigte,, sich die Parteien aus den Betrag von 2ü Gul den, mit dem sich die Klägerin mdlich zufrieden gab. Auch ein Thierfreund. Lin Stammtisch wird die Frage über eventuelle Gründung Thierschutz- Vereins erörtert. Jnteressiren Sie sich auch sür Thiere, Herr Meyer? Gewiß! Ich bin ein großer Thiersreundl So? Wovon denn z. B. Na, z. B. von Gänsen und Enten. Die habe ich sehr gerne! Das heißt, wenn sie gebraten sind! Mancher lebt auf «in«m so großen Fuß, daß «S ihm schwer wird, seine Stiefel zu bezahlen.
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