Krunhilde. (.2 Fortsetzung.) Auras. Auch auf ihren Wangen blühte verrii therifcher Purpur empor, ihr Fuß stockte einen Augenblick, dann flog sie „Viktor, Viktor!".... es klang wie ibm momentan nicht ganz zu behagen schien, ab. Betty machte Miene, sich zurückzuziehen. Fürchtete Brunhilde, beim Alleinsein noch einmal zu einem Ausbruch des Gefühles hingerissen zu werden, das sie bisher in seiner ganzen Bedeutung sich selbst nicht einzugestehen gewagt und das nun in der Ueberra schung des Wiedersehens dennoch ver rätherisch emporgeflammt war, oder folgte sie einzig der freundKchenAbsicht, nicht zu verletzen, gleichviel, sie ergriff Bettys Hand: „Bleiben Sie bei uns, Hof- und Weltstadtleben hören, das Sie so sehr interessirt.... Du hast Dich doch im Schloß restaurirt, Bik- Er log tapfer „ja". Die Gesellschaft Bettys ersetzte ihm das Frühstück, das So gingen sie zu dreien zur Ärotte zurück. Die Felsenbank bot nur knapp für sie Raum. Viktor saß ziemlich eng eingepreßt, für sein persönliches Em pfinden freilich desto angenehmer, zwi schen den beiden Mädchen, Betty am weitesten im Hintergrunde. So sehr er Frauenkenner war. es mindestens zu sein glaubte, der Eindruck, den die Mi ttheilung seines längeren Aufenthaltes in der unmittelbaren Nachbarschaft machte, entging ihm doch: Brunhilde sah ihn lange mit einem festen, hoff nungstrahlenden Blick an. während ihre Wangen sich rötheten: Betty schlug die Augen zu Boden und zitterte. wie die Blume beben mag, wenn sie, noch im träumerischen Winterschlaf besan gen, im tiefsten Marke das ahnungs volle Wehen des kommenden Frühlings empfindet, der ihr Sonne und Leben und Blüthen bringen wird. Dann berichtete er von den neuesten Ereignissen des High Life, von denße lannten und Festlichkeiten, nichtssa gende Dinge im Grunde, einzig für die mit Personen und Verhältnissen ver traute Comtesse von Interesse —, und dcch hing cuchßettys Auge unverwandt an seinen Lippen. Für diese Art- der Unterhaltung besaß er unstreitig Ta lent, jene glatte Sprachweise, die für den mangelnden tieferen Geist und Witz durch flotte Eleganz und pikante Bon mots entschädigt. Dem unerfahrenen Mädchen, das bisher nur das arbeits reiche, in streng geregelter Gleichmä ßigkeit hinfliehende Dasein bürgerlicher Einfachheit kennen gelernt, eröffnete sich ein verfühererifcher Einblick in eine fremde Welt Das war die Welt Träume, derGla.iz, Glück.täglich wechselnd in immer neuen, bunten, bezaubernden Bildern. Und der Führer in diese Welt erschien ihr fast wie ein höheres Wesen, eine Art Halbgott, mit seinem bildhübschen, sei nen Gesicht, seinen weltmännischen Al lüren und der schmucken Uniform. Wie ein Sonnenstrahl leuchtete der Blick, mit dem er sie ab und zu streifte, in das sie umgebende Halbdunkel. Ein süßer Schauer durchrann sie, ließ ihr Blut heiß und stürmisch zum Herzen dringen. Brunhilde bemerkte davon so wenig, als sie eigentlich verstand, was Viktor sprach. Den Blick in ungewisse Weiten gerichtet, hörte sie nur seine weiche, me lodische Stimme, ohne dem Sinn seiner die Nähe des Mannes, nach welchem ihr Herz verlangt hatte, als dem Retter gegen den Feind, der es täglich mehr und mehr mit einem unerklärlichen, be engenden Bangen erfüllte. So spannen sich zauberhafte Dop- Einhalt gebot. Die Prosa des Alltags lebens trat wieder in ihre Rechte. Mit Entsetzen dachte Betty an ihre verges sene Küche und eitte davon, nicht ohne Blicke begleitet hätte. dem Schloß zurück, wo die GHell schaft der frommen Frau vonLeist jedes Empfinden verbannte. Es I wurde ihm unbehaglich. Den nothwen- digen Besuch bei seinem Vater vorschü tzend, brach er noch vor Tisch aus, und als er wieder auf der in brennender Miitagsgluth staubenden Straße da hinritt, stand nicht mehr wie vorhin die blauäugige, stolze Gräfin vor seinem Auge, sondern einzig das zierliche Bür germädchen mit den leidenschaftlichen Zügen und den feurigen, nachtdunklen Sternen unter den breiten Brauen. Abermals begegnete ihm der Direk tor, dem er jetzt ass dem Bruder einer so reizenden Schwester einen doppelt freundlichen Gruß schuldig zu sein glaubte. Er mäßigte die Gangart sei nes Pferdes zum Schritt, um womög lich mit einem hingeworfenen Wort als bald auch diese Freundschaft zu eröff nen, fand aber sehr wenig Entgegen kommen. Auras ritt im Trabe vorüber, und das fröhliche Lächeln des Anderen rief auf feinem Antlitz nur einen finste ren Schatten hervor. Nach einigen Minuten wandte sich Auras noch einmal um, und ein grim miger Fluch flog zwischen seinen Lippen hervor dem schlanken, hübschen Offizier nach. Ganz gegen seine sonstige Gewohn heit nahm er den Weg über den Schloß hof. Die Comtesse stand auf demßalkon und neigte im Voraus das Haupt zum Gruß. Er sah sie nicht oder wollte sie nicht sehen, venire pargueite brauste er aus seinem mächtigen Rappen vor über, zwischen den alten Linden hin durch, so dahßrunhilde über der Furcht, die Weite, wo sich die Allee nach Bros hausen wie ein immer schmäler werden des Band durch die Felder wand. Selbst ihr scharfes Auge vermochteViktor nicht mehr zu erkennen. Sie sandte ihm ein grüßendes, glückerfiilltes Lächeln nach, das noch auf ihren Zügen lag, als sie in das Zimmer zurückging, sich an den Flügel setzte und zu spielen und zu sin gen begann, alles, was ihr just in den „Danse macabre", Schuberts gewalti ges „Am Meer", „Wohlauf Kamera den, aufs Pferd, aufs Pferd" und „Ach, wie ist's möglich denn", und so fort in wahlloser, buntester Abwechslung, bis sie aus das Volksliedchen „Mein Schatz einen anderen Zuhörer hatte, und welche Kritik dieser übte. Unten im Park stand Auras, und als sie zum Schluß noch mit Gesang begleitet hatte, brummte er: „Verwünschte Narrheit!" und ging, sei nen Rappen am Zügel führend, lang- Noch im Laufe der nämlichen Woche wiederholte Viktor seinen Besuch. Dies mal ritt er auf einem Umwege bei den Ställen vor und ging sofort in den Park. Wenn auch nicht gänzlich, so wurde seine Hoffnung doch in ziemlich unangenehmer Weise getäuscht? er fand Bettn, aber in Brnnhildes Gesellschaft. Der Blick, das Lächeln, der leiseHän dedrnck, den er erhielt, söhnten ihn mit dem Fehlschlagen seiner Erwartung bald aus, unter Umständen konnte er recht genügsam sein. Bier und Cigarren. Spann sich der selbe nach Wunsch fort, um so besser! Traten ihm unübersteigbareHlndernisse entgegen, so redete er sich einen Tag lang ein, der unglücklichste Mensch un ter der Sonne zu sein, und suchte am rath aufzuhelfen. Betty bildete vorläufig keine Aus nahme auf feiner langen Lepsrelloliste. Ohne sie hätte er sich sicher in Brunhi'.d: verliebt, wie es vordem fast seineAbsicht schuldigste! Jedes Wort wird zur An- Neize der Liebe. Als geübter Taktiker Beide Mädchen waren zu unerfahren, dieses Spiel zu durchschauen. Betty fühlte sich zurückgesetzt, verging biswei len fast vor rasender Eifersucht und war trotz alledem doch nammlos alücl- lich, Viktor nur zu sehen, seineStimme zu hören. Noch war kein klärendes Wort gesprochen worden; so schwankte „Hangen und Bangen in schwebender Pein" schürte die heimliche Flamme immer höher. Ei» einziger Blick ent schädigte sie tausendfach dafür, daß er eine Viertelstunde lang seineWorte nur an die Gräfin gerichtet. Diese befand sich ihrerseits in einem ähnlichen Ab wickelung fand natürlich erst allgemach statt. Dank der Liebenswürdigkeit sei nes Generals und dem Fleiße seines beständig sich selbst überlassen, Betty ir.erabend seinen eigenthümlichen, weh müthig-friedlichen Reiz verleiht. Die Drei in der Grotte empfanden nichts von diesem wundersamen Zauber, in ihnen und um sie woben andere Mächte ihr bestrickendes Gespinnst. Die beiden eingeweihte kaum halbverständlichen Jargon seiner Kaste ein lustiges Ma növererlebniß erzählte. Die Geschichte selbst war ihm wie seinen Zuhörerinnen Nebensache: er verstand es jedoch vor züglich, feine, vielsagende Anspielun gen unterfließen zu lassen wie blind ist die vom Gifthauch der Eifersucht noch unberührte Liebe, zumal wenn sie die erste, ihrer selbst kaum bewußte ist! Keins der Mädchen ahnte das Feuer, das heimlich in der Brust der neben ihr Sitzenden brannte, jede bezog jene ver steckten Andeutungen nur auf sich und glaubte sie von der anderen unverstan den. Und wie ein Steuermann sein Schiff durch ein Meer voll Untiefen und Klippen lenkt, lavirle der Lieute nant mit seinen Worten so geschickt,daß auch erfahrenere Frauen hätten irre werden müssen, welcher von Beiden seine besondere Aufmerksamkeit galt, ja, ob ei«e solche überhaupt in seiner Absicht lag. Er war eben bei der Pointe seiner Geschichte angelangt, als ein sonores »Guten Abend!" dazwischen fuhr. Auras ging langsam voürber, offenbar erst von einem Ritt über die Felder zu rückgekehrt. Erbleichend fuhr Betty empor und stammelte eine verwirrte Ausrede, die er gar nicht beachtete, da Viltor die günstige Gelegenheit be nutzte, sich ihm vorzustellen. Entweder befand sich der Direktor in ausnahms weise zugänglicher Stimmung, oder die verbindliche Liebenswürdigkeit Viktors behagte ihm wirklich, oder ein noch an derer Grund leitete ihn, genug, schon neben seiner Cousine Platz nahm!^ Betty war, etwas von Abendessen und Küche murmelnd, davon gehuscht. mit bürgerlichen Kameraden und Vor gesetzten, überhaupt tnit weiteren als den erclusiven Hofkreisen, besah Viktor von Ruwer sehr wenig von dem maß losen Adelsstolze feinesßaters, für den auch sein ganzes Temperament nicht angelegt war. Einestheils wußte er sehr wohl den Mann zu schätzen, der noch in so jungen Jahren für eine so rektors berufen worden war, anderen teils fühlte er wohl auch das Bedürf niß, sich mit dem Bruder der Geliebten auf einen möglichst guten Fuß zu stel len .... er bot demnach seine aanzeUn- Originalität ' als Richtigkeit der An tors hervorrief. Dann kam man auf Pferde undMilitärverhällnisse zu spre chen, und schließlich spielte sich das Ge stellten Gesellschaftsklassen in kleinli- Wort, eine hilfsbereite Hand hat? Was d.eft.n gen Gesicht thronte ein unbefangenes Lächeln; von seinen Lippen klangen harmloser Scherz und verständiger Ernst in fesselnder Wechselrede. Sie schämte sich plötzlich ihrer Scheu und fchah, war sie lebhaft ganz darein ver wickelt. äugen, etwas schwärmerischer als ge bührlich pries. „Kein Mann hätte ihr widerstehen können, wenn sie gewollt," schloß er mit Ekstase. „Und keiner würde ihr treu bleiben, Auras. „Diese südliche Leidenschaft mag unwiderstehlich hinreißen, fesseln kann sie nicht. Ich und damit spreche ich wohl für das deutsche Ge müth.überhaupt ich liebe am Weibe, die ruhige Klarheit, die weiche Innig keit, die dennoch des zielsicheren Denkens Leidenschaft wenn ich auch nicht," fügte er in scherzendem Tone hinzu, „behaupten will, daß nicht die eine oder andere mich für einige Zeit um mein bischen Verstand zu bringen vermöchte. Es geht uns Deutschen darin wie mit der vielgepriesenen Schönheit Italiens. habe sie kennen gelernt, das unver ander- und Orangenhaincn brütet, die märchenhafte, purpurne Abendgluth und die flammenäugigen, dunklen Wei ber am Strande und blassen Princi passen in der Toledo Straße—ich war berauscht, wie in ein Feenland versetzt sieh Neapel und stirb! Ach, schon nach wenigen Wochen ist es zu viel der Sonne und Gluth und flammenden Pracht, man stirbt höchstens vor Heim weh nach einem deutfchen.mildenMond fcheinabeNd oder stürmischen Herbsttage in einem deutschen Eichenwalde und würde die ganze blllthendurchduftete, strahlende Herrlichkeit dahingehen für ein tüchtiges, heimathliches Sckmeewet ter, und alle die schwarzgelockten Fi schermädchen und Principassen für eine blauäugige, blonde, deutsche Frau. Es ist nur das Fremdartige, was uns im Augenblick gefangen nimmt, doch auch „Selbst verrathen Sie schwärmen also für Blondinen?" lachte Viktor. „Srbwärmen? das liegt, hoffe ich, überhaupt nicht in meiner Natur, doch hege ich in der That eine gewisse Vor liebe für ein Frauenauge, das den sanft gefärbten heimathlichen Himmel Wide 5 zu spiegeln scheint und zugleich den Himmel eines reinen, Ilaren Ge müthes, wie nicht minder für das sei denweiche Haar, das sich in goldschim mernden Ringeln um eine weiße, lluge Mädchenstini legt." Es war inzwischen so dunkel gewor den, daß Brunhalde den neckenden Blick, den Viktor ihr zuwarf, wohl nicht bemertte. Sie stand auf und ging, nachdem Auras sich verabschiedet, mit dem Lieutenant nach dem Schlosse zurück. „Euer Vorurtheil gegen den Direk tor ist mir absolut schleierhaft." sagte dieser nach einigen Minuten des Spinnwebenwintel wie Brokhausen groß wachsen. Demokrat, Anarchist, unleidlicher Rechthaber Nonsens! Er hat eine» kapitalen Pferdeverstand, ist Reservelieutenant bei den Jägern, überhaupt ein ganz patenter Kerl läßt, kann ihm doch kein vernünftiger Mensch übel nehmen. Was habt ihr eigentlich gegen ihn?" Brunhilde schwieg. Auch wenn sie gewollt, hätte sie keine Antwort zu ge ben vermocht. Himmel, die spulen nur noch in Euren Köpfen herum. In der Welt, wie sie faktisch ist, regiert die Frage: was kannst Du, mit Deinem Kopfe oder Deinem Geldbeutel? . . . Und darin Als sie eine Viertelstunde später ten, trat die Erinnerung an Auras' Worte in ihr Gedächtniß. Der über mannshohe Toilettenspiegel warf ein V. Nach zwei Tagen voll innerer Un ruhe war Brunhilde zu einem sie selbst überraschenden Entschluß gekommen. Sie wollte zum ersten Male als Herrin von Wildenhof Gäste empfangen, al lerdings in engster Beschränkung. On lel Edmund und Viktor, Auras und Betty, Würzburg, der Inspektor mit seiner Frau und der Pastor mit Gattin und Tochter, daÄ waren mit ihr selbst und Frau von Leist sechs Damen und sechs Herren, just die passendste Zahl. Die fromme Gesellschafterin entsetzte sich anfangs bei dem Gedanken, mit Auras, in welchem sie de» leibhaftigen Antichrist fürchtete, nochmals an dem selben Tische sitzen zu müssen, ließ sich aber sehr bald durch die Erwägung beruhigen, daß dieses Diner das ge ringste zulässige Maß der Repräsenta tionspflichten einer Gräfin Wildenhof bedeute und namentlich der Direktor und der Oberförster durch mancherlei Aufmerksamkeiten z. B. die Aus schmückung der Grotte sich ein be grimdeKs Recht auf diese übrigens selbstverständliche Höflichkeit erworben. Mit dem etwas unvermittelten Aus spruch: „Denen, die auf reinen Wegen Auras sandte seine Zusage ebenfalls schriftlich. Er schien noch mehr be schäftigt als sonst, so daß Brunhilde ilm nur ab und zu von weitem sah schafwhofe l)erllberschallen hörte. Sie fand eine gewisse Befriedigung darin. In Gegenwart Anderer, an der Seite Viktors hoffte sie ihm sicherer entgegen zutreten, als bei einem Alleinsein. Die von ihm nun selbst versuchte freund liche Annäherung sollte durch das Viktor vermochte den beengenden Bann nicht mehr zu lösen. Er war der erste Mann gewesen, der Charakters, der sich über die Alltäglich seine kleidsame Uniform mit unüber trefflichem Chic zu tragen wußte wie hätte ihn das unerfahrene, junge Ääd- Jn Wildenhof fühlte sich Brunhilde aus einen anderen Boden gestellt. Selbst Vittor däuchte ihr bisweilen keine feste Stutze mehr in diesem haltlosen Schwanken. Was war es, das sie Ver gleiche ziehen ließ zwischen ihm und dein Manne, der, ihm so unähnlich, in und ihr doch einJnieresse abzwang, des sen sie sich vergeblich zu erwehren ver suchte? Ei» Interesse freilich, fast wie jene dunkle Gewitterwolke, gipfelnd in der bangen Frage: Was wird sie brin gen, befruchtenden Segen oder gewalt same, unbarmherzige Vernichtung? Da flogen ihre Gedanken, aufge scheuchten Vögeln vergleichbar, die ver geblich eine friedliche Zufluchtsstätte su chen, rastlos von dem einen zum an dern, als zu ihrer Ueberraschung Auras langsam diuch den Park daher kam, in dem bochangefchwollenen Teichab- Hände in den Taschen seiM Gummi mantels, zwischen den Lippen die müh sam qualmende Cigarre, ruhig in das Strahl und Donner im nämlichen Augenblick, das alte Mauerwerk in sei nen Grundvesten erschütternd, so stam mend und betäubend, daß Brunhild« eilte. " „Wer ist hier?" wandte sich der Di- Sie ins Schloß bringen oder jemand von den Ihren holen" seine Zllg« deuteten eine fast angstvolle Betroffen heit an. „Ich danke Ihnen, ich fürchte mich nicht," antwortete sie mit hochmüthigei des Schlages erschreckte mich." „Er traf die alte Linde dort am Ro senrondel. Wie schade um den Baum, trotzdem er bereits halb abgestorben war." hängen blieben. Den vom Ansatz dei Aeste an in vier klaffende Theile ge spaltenen Baum mit einem gleichgilii- Seine Zeit war langst voniber. Dei Blitz kam nur der Axt des Holzhauers zuvor." „der Baum hat seine Schuldigkeit ge than, nun er alt und unschön geworden fort mit ihm!" „Herr Direktor!" „Gräfin Wildenhof!" Die scharfe Gegenrede ließ'Brunhili» erkennen, auf welchem falschevWege fu sich befand. Sich wieder auf die Fel> senbank niederlassend, sagte sie: »Welche Pietät für einen Baum! Bei Ihnen hätte ich sie am wenigsten ver muthet." „Weil Sie alles hassen, was Andere« geheiligt erscheint, weil —" „Weil ich vor allem anderen nicht de« illustren Namen Wildenhof und Ru wer die gebührende Ehrfurcht zolle, überhaupt der gefährlichste Anarchie und Petrolist bin," ergänzte Auras mit einer ironischen Verneigung, „JH höre mit Zerknirschung das Echo des Herrn Kammerherr von Ruwer." „Und dasUrtheil meiner eigenen, bit teren Erfahrungen!" „Der Ihrigen, Gräfin?"... Ein« flüchtige Räthe stieg Auras in die Wa ngen, sein Ton klang betroffen... „Ich hoffe doch, daß ich stets meine —" „Pflicht erfüllt habe," fiel sie ihm er bittert ins Wort, „das ist doch wohl jede schroffe Selbstüberhebung! Ich mancher Andere wohl mit edleremZart gesuhl minder hätte empfinden lassen, stellte ich kein unbilliges Verlangen mehr, wenigstens nicht wissentlich, trug Ihnen eine anspruchslose Freundschaft an mein Wunsch nach einem friedli» treten Sie mir mit einer räthselhaften Feindseligkeit entgegen, für welche ich leinen anderen Grund finde, als einen urtbeilslose» Haß gegen den Stand, dessen Angehörige ich mich mit Stolz nenne." Brunhilhes Muth wuchs an ihren eigenen Worten empor, und sich wieder erhebend, fuhr sie mit flam menden schneidend fein die Zugehörigkeit zu einem Stande, der seit Jahrhunderten die Geschichte des Vaterlandes in erster Linie schaffen half, der stets die Blüthe der Nation für König und Thron, noch heute in je der Stunde bereit ist, sein Blut für sie z» verspritzen!" (Fortsetzung folgt.) Journalist sch« Noch immer beschäftigt sich die Publi zistik der alten Welt eifrig mit dem In halt der Unierredung zwischen dem Papst und Kaiser Wilhelm 11., und namentlich nimmt die Phantasie und Combinaiionsgabe der französischen »nd italienischen Helden der Fese» einen ».ißerordentlich kühnen Flug. S» schreibt beispielsweise der Pariser Cor refpondent der „Tribuna" Folgendes „Elsaß und Lothringen werden sou verän unter Oberhoheit d-s Papstes, der seine Residenz in Straßburg nimmt. Alle Staaten garantiren die Neutrali tät dieses päpstlichen Belgiens. Italien occupirt den Patican, in dem jedoch ein päpstlicher Legat residirt. In Folge dieser Combination verständigen sich Frankreich und Deutschland und erste res verpflichtet sich, in Friedenszeiten nicht mehr als 200,000 Mann zu hal ten, Italien und Oesterreich nur j« 100,000. Rußland erhält freie Hand im Vatican, Oesterreich vergrößert sich aus Kosten der Türlei und Italien er hält mindestens das Trentino und Tri polis." Es wird schwer zu entscheiden wem hier die Palme der Naivetät ge bührt. dem Correspondenten, der daj Märchen nacherzählt, dem Erfinder, der es ausgesonnen, oder dem Blatte, das es gläubig ausgenommen hat. Noch einen Schritt weiter geht der römische Eorresvondent der „Times". Dieser weiß nicht blos, was Kaiser und sondern auch, was sie nicht miteinande, gesprochen. Seine Erzählung lautet: „Der Papst brachte zunächst die He bung der Lage der Arbeiterklassen zu« Sprache und drückte den lebhaften Wunsch aus. das Seinige zu dieser He bung beizutragen. Ter Kaiser erwi derte. er stimm« mit deikAnschauungen des Papstes überein; er habe in dersel ben Richtung für die Besserung der Lage der Ardeiter gewirkt. Alsdann berührte der Papst die allgemeine poli tische Lage nnd bemerkte, er sei conser vativ in seiner Politik, monarchisch in feiner Gesinnung; aber wenn eine an dere Regierungssorm in einem Land« sich befestigt habe, erkenne er sie selbst verständlich an und bestrebe sich, gut» Beziehungen mit der Regierung zu un «erhalten. Er bedaure die Neigung zu gewaltsamen, anarchischen Bewegun gen, sowie die übertriebenen Maßregeln des Radikalismus ; er mißbillige du Extreme. Weder der Päpst noch der Kaiser versuchten die brennenden Fra, gen der europäischen Politik auf daZ Tapet zu bringen, noch wurden im Laufe der Unterhaltung die weltlich« Macht des Papstthums, die deutsch« Militärvorlage, oder die Rückkehr de« Jesuiten berührt." Der Vollständigkeit wegen sei auch das Journal de Paris erwähnt, das in Uebereinstimmung mit dem Korrespon denten der Tribuua Kaiser und Papst die Frage einer allgemeine» Abrüstung und die Anregung der Abrüstung durch den Papst verhandeln läßt, außerdem aber die päpstliche Genehmigung de« Verheirathung des italienischen Krön. Prinzen mit einer deutschen vrotestanti schen Prinzessin zum Gegenstände de, Unterhaltung macht. So viel ist nun durch die positiven und durch die negativen, durch die un glaubwürdigen und durch die glaub würdigen Zeugnisse festgestellt, daß di» Militärvorlage im Vatican nicht erör tert worden ist. Frei nach Heine. Im wunderschönen Monat Mai, Als alle Knospen sprangen Da hat der Schneider Nadelöhr Den „Handel" angefangen. Das Jahr darauf im Monat Mai, Als alle Knospen sprangen. Da sah man an der Ladenthür Die rothen Siegel prangen. B erhcingnißvolle« Schwur. Er liebte feine Frau in trnier, braver Mann fein Weib nu« lieben kann. Und sie, nun. sie lieble ihren Mann auch, wie eine Frau eine» Mann eben lieben kann, mil Grillen, Ohnmachten, Gardinenpredig ten ». Er aber wünschte, daß sein gu tes Weid itels heiter und wohlgemuth sei, »nd darum schmerzte es ihn tief in che»'so ost ohnmächtig in de» Sessel sinken sehen mußte, wenn er sie bei schlechter Laune fand, wenn sie schmollte. So verging das erste Ehejahr. Do tines Abends raffte sich der gute, edl« Mann zu einer Heldenthat auf. Er schwur, eher sterben zu wollen, wen» es ihm nicht gelänge, ein Mittel zu fin den, wie er sei» herzinniges Weibchen, welches er so sehr liebte und glücklich wissen wollte, von ihren Launen und Ohnmachten befreien könnte. Er schwur, schlief ein, lag morgens todt im Belle. Ein kleiner U nter schied. A.: Sie sind bei Mayers Liebkind im ist ge!cheio>! So mach' ich s auch. (Nach acht Tagen.) B.: Nun. Freund, so verstimmt? B.: Ja, ich hab« zum heutige» Balle bei Mayers Nicht möglich! Haben Sie denn mei» neu Rulh befolgt? —A.: Und Wied! Ich fand die Alie just nicht und faat« der Tochter deshalb, man könne sie von Ich glaube, theure ist doch richtiger l Gedankensplitter. Die .Schiirzung des Knotens" bewirken in den »leisten Lust- Schau- «nd Trauer» sielen W-iderschlirz!». 3
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