6 Für unser« Ar«uen. Frei nach Shakespeare. Einwanderung und Dienst mädchen. Die Heiraths- und Dienstbotenfrage scheinen offenbar diejenigen Themen zu sein, welche „unter unS Frauen" die lebhafteste Theilnahme finden, wenn man nach der Anzahl der jeweiligen Zuschriften einen Rückschluß ziehen tan» und dars. Dieses gesteigerte In teresse ist eine durchaus natürliche Er scheinung, denn sowohl Männer als Mägde bilden ja das Neutrum, den Mittelpunkt jener beiden Kreise, in welchen sich das Leben der Mehrzahl weiblicher Wesen dahinbewegt. In richtiger Erkenntniß dieser Wahrheit sagte schon unser klassischer Frauenken ner Goethe: «Welche Frau hat einen guten Mann, Ter sieht man s am Gesicht wohl an." > Nur daß die modern realistische Zeit sich noch solgende», allerdings etwas profanen Zusatz gestatte» dürfte, um diese» Theil der Hraucusrage erschö pfend Sder genauer zu schildern: .Und wenn die Hilf' der Frauen gut. Tanu sind sie stets bei frolfem Much." Doch nun werden die sonst so sreund lichen Leserinnen mich sicherlich verur theilen, und noch mehr an der gesun den Richlnng meiner Ansichten zwei feln, als es ohnedies bei Gelegenheit der letzthin mit dem drohenden Ein waiiderungsverbot in Berbindung ge brachten Tmistmädchensrage schon ge schehen ist. Nachstehend lasse ich die interessantesten über diesen Gegenstand erhaltenen Schreiben möglichst unver kürzt solgen, und werde mir nur jewei lig erlauben, einige Randbemerkungen hinzuzusügen. Der erste Brief lautet: .Sehr geehrte Frau Anna ! Ist es den» wirklich so sehr zu be dauern, wen» unsere Töchter sleißig in der Wirthschast Helsen, müssen sie denn unbedingt außerhalb des Hauses ElwaS verdienen oder ihren Geist »iit dein Schachielhalm der höheren Wissenschaft bepflanzen i Von den Familien ganz zu schweige», deren Kinder das clole» Siche? ist es vom Standpunkt des Dkutschthums, welches üi den letzten Jahren hier so großartig sich entwickelt Hat, zu bedauern, daß die freie Zufuhr von irischem Blut unterbrochen wirb. In Sachen der Dienstbotcnsrage jetoch tann dies nur selten heilsam wirken, da diel nutzlos an Nebendinge vergeudete Kraft sich dann vom Parlor und der Straße hinweg in der Küche ren würde. So manche Dame hätte dann keine Zeit, ihre Begehrlichkeit spazieren zu fuhren, und so mancher Mann würde besorgt lverden kann? Nach meiner Meinung geht dies sehr gut, es gibt hier genug arme Frauen, die Hott wen» dann die Dame sich nicht scheut, da» Geschirr zu waschen und das Oel tuch aufzuwischen, lenne ich weiter keine eilige Reparatur vorgenommen werden muß, die man nicht zum Ausbessern weggeben kann. Man schreibt unseren hier geborenen Töchtern doch sonst stets prallischen Ein» zu; in den von Ihnen, geehrte emphatisch genng hervorgehoben wor den, indem Sie selbst ertlarten, sehr wohl mit den Verhältnissen rechnen zu könne», wohlan, laßt ihnen stets vor Auge» sein, daß sie einst unbedingt ohne Dienstboten auskommen müssen: Ihre mrehrciidc Jawohl, unsere Töchter sollen unbe dingt Ii» Haushalt uiilhelsen, aber lei beitslast erheblich zu verringern im Stande wären. Deshalb habe ich schon in dem ersten Artilel hervorgehoben: daß selbst unter einsache» LedenSver hältnisjen eine gewisse Hitse im Haus nöthig ist. namentlich dort, wo es sich Einfluß. „Wenn nur der Mann das nöthige Geld herbeizuschaffen im Stande ist." an der Zeit für den Schau telftuhl und die gefchmackvollen Laden tvird es nicht fehlen." Ueberdies giebt es ja selbst unter den halte», und doch Muße geuug habe» im Parlor zu sitzen und „shopen" zu gehen, denn diese moderne» Damen verstehen es eben bester wie die „schwer fälligen Deutschen" sich Kinder und tzausbaltunasioraeii möglichst vom Halse zu schaffen. Was nun die armen Wasch- und Putz-Frauen anbetrifft, so würden sie vielleicht heute schon eben- Dienstmädchen, wenn sie ebenso verläß lich, pünktlich und preiswürdig arbei ten würden. Und schließlich steht die» von der Tame erwähnte Gesahr des Finger welche ans die körperliche und geistige Wohlfahrt der Kinder bedacht, die Be sorgung des Hausweseiis und der strebt sind". Die Verfasserin des zweiten Briefes tritt für ihre Meinung wie folgt ein: Werthe Frau Anna! Mit großem liileress« lese ich Ihre Artikel „Für unsere Frauen"; viele reiche Frau und sreue mich, daß endlich eine deutsche Frau das Wort führt. Letzten Sonntag aber bin ich ganz irre die Kunde von der Emigrantcnbill be grüßt. Nun zu meinem Erstaune» sprechen Sie sehr dagegen, weil die hier? Warum können diese nicht arbei ten? Ich siir mein Theil habe viel mehr Respekt vor einen« anständigen, zu werde». Meine Eltern waren reich und hatten viele Leute, wir Kinder wurde» gelehrt, beit im rechten Sinne der Gesundheit schädlich ist. Ich bin die Frau eines Arztes und habe genug gelernt, um da zetern die kleinen Frauen. Eines will ich sollte die Bill von Herrn EHändler durchgesetzt wer niemals aber meine Speiselammer ver schlossen. Bis heute habe ich nicht ent deckt. da?! ich bestohlen wurde: ich ver lier Leute zu erringen. Es grüßt Sie aus s herzlichste Sophie M... Indem die Dame zuerst einräumt, zur Hellung gelangen und gleichzeitig de» aiistaiiaige» Dienstmädchen den stätigt sie das Hauplmomeut. weshalb auch ich sür den stete» Zufluß vo» drü ben so energisch eingetreten bisi. Weil schätze, die wir aber unter den Kinder» dieses Landes nicht zu finden im Stande wären, aus dem einfachen Grunde, weil diese ebe» es sind, welche keine „gemeine Mägde' sein wollen und sich ihre» Le bensunterhalt lieber in zweiselhaster Freiheit als Shopgirl verdiene». Fer ner weiß ich wohl, -daß die berüchtigten, viel belächelte» nervösen Modekrankhei len der Welldamen, welche Leiden zu meist im Uebersluß an Zeit und Geld geübt hätte. Aber das hindert nicht, daß gerade jene anderen minder zarlen Frauen. chen, welches lochen kann, nicht für all gemeine Hausarbeit und geringem Lohn geht Ein grünes Mädchen versteht hier von Kochen »nd aller Arbeit gar nichts, und es ist deshalb das Beste, zuerst sür Hausarbe't zu gehe», auch weiß ein Mädchen, das erst taiidet, nicht was hoher Lobn ist! Das Mädchen dachte, 8 Dollars, die ihr die Dame in Eastle Garden zu geben versprach, sei schon sehr viel. Tie Arbeit war nicht zu hart, denn die Familie bestand nur aus Herr, Frau, fünf Jungen, einer Piano-Lehrer, zwei Boarders, mit dein Mädchen 14 zusammen. Montag 2 Uhr aufstehen und waschen und was noch alles den Tag über in so Familie zu thun ist: Dienstag I! Uhr. bügeln, die Damen des Hauies h.lsen immer ein wenig mit. auch wollte die Daine nicht das zu frühe Rufstehen. Die Arbeit war da und das Mädchen, welches nebenbei nicht einmal eine Waschfrau wollte, dachte: besser zu früh, wie zu spät. Den Rest der Woche war 5 Uhr die Au'stehzeit. Das ging so vier Monate, das Mäd chen war zufrieden, die Dame gab ihr anstatt «cht. zehn Dollars, bis das Mädchen zu kränkeln anfing. Sie ging zum Arzt, der ihr sagte, die Arbeit sei zu hart. Sie blieb noch zwei Mo»ate. und getraute sich laum zu sagen, daß es den Platz verlassen wollte. Die Fran war sehr böse, anstatt es selbst eine leichtere Stelle als Zii»meri»ad chcn, dann eine für bürgerlich Kochen: die Tame wollte auch Referenzen, sie schickt, wo das Mädchen besonders die letzle Zeit selbst kochte; trotzdem waren aber die Reserenzen gerade darüber nicht znm Beste». (Nach einem Bericht über d>n fcrne rett Verbleib, dessen Einzelheiten wir wegen Raummangels nickt bringen können, heißt es schließlich in dem Brief des Mädchens): Aber es dauerte nicht lange, da kam ist manchmal ein bischen langweilig. Aach wünsche ich zum Schluss-, daß die Ehandler'sche Einwaiiderunqsbill nicht aiigenomme» wird und empjehle mich sür heute. Susie E. wir also, tue ferner hierher einwandern. Einer derbarocksten Für sten der napoleonischen Zeit war Emil August von Golha, der voll 1804 bis regierte. Jean Paul nennt ihn den „personisizirten Nebel". Er theilte zunächst mit viele» anderen Für sten seiner Zeil die SchriststeUerleiden schast und schrieb ein dickes Buch über dien in der Liebe und ein Liebes-Zau >bcrtranl in einem Zauberschloß", so lautet das Motto diese» iu mehr als eilier Beziehung ans Wunderbare strei jettden Werkes. Dann beherrschte ihn eine gewaltige Sammelwuth für Er hatte eine lolch unsinnige Liebe für Ehina, daß er feinem Slaatsralhe so gar in Mandarinentracht prasldirle! Napoleon 1.. mit dem er nach der Jenaer Schlacht zusammentraf, fand Gefalle» an dem Sonderling und er laubte ihm, sich eine Begünstigung aus 'zubiite». Der Herzog begehrte ei nen Kuß. Ter Kaiser wandle sich ab mil einem Allsdruck. der zu grob ist. um mitgetheilt zu werden. Er verleugnet sich nie. Schweizer: Nun, wie gesällt Ihne» die Gegend am Genfersees—Berliner: Ah! >anz hübsch, blasen bischen zu adjelcgen, Die Hüt». Maler, Schriftsteller, Sänger und andere derartige Götterlieblinge wer- und dann kann di? Geschichte unter Umständen recht peinlich werden, denn einen ramponitte« Lampen - Eylinder Kops-lsylinder aber nicht. Derjenige des Schriftstellers I. war in einem Zustante. der das Ausgehen damit am hellen Tage schon längst zur Uuinögljchteit gemacht Halle, denn es regnele bei nassem Wetter direct oben hinein und von einer Krempe war Wirklichen Geheiinralh v. P. dcS.Nach dieseS Mal^ Bevor nämlich unser Geistesheld seine Schritte zu dem hohen Staats beii GeschästSsreund, verbat sich ener gisch die HinausbeAleiluiig auf den Korridor und war eben im Begriff, sich der in s Auge siel, der sosort seme allergrößte Aufmerksamkeit und Freude erregte. „Den haben Dir die Götter gesandt!" jubelte es in seinem Innern, und mit Ivrachlosen Erstaunen des geschädigten Hulbesitzers selbst dos Wort, indem er unter unausgesetzten Bilcklingen selbst d-i» Wort, indem er unter unausge setzten Bücklingen folgendermaßen los legte: „Aber nein, liebster Herr F.. das kaun ich denn doch wahrhaftig absolut Ni'ch selbst mein Eigenthum wieder zu rückbringen! Das kleine Versehen war ja doch a»s meiner Seite, und eben wollte ich daher zu Ihnen, um mir die mir sehr werthvolle Kopsbedeckung wie der zurückzuholen! Der Hut stammt nämlich noch von meinem seligen Herrn bemerkie, eine entsetzliche Angst aus g-slanden!!" fügte noch erläuternd R k genilder sein Haupt und ging gedan kenvoll die Treppen hinunter. Da er aber »ich! nur ein ausnahmsweise gut- Folgeudes: Erging in den nächsten Hutladen. erstand sür sein schweres Geld einen wahrhaft unübertressüchen Kastorhut und sandte denselben mik se>i>r Visitenkarte sofort hiuauf zu dem schändlichen Baden von Schrift- Worte , .Mein lieber I.! Damit Sit bar regnerischer Abend! Mehrere Stunden später wollle der Redacteur nls der Letzte das gastsrcie bübische I. den vom Rege» und Sturm gänzlich verunstalteten Cylinder des Redacteurs hinter'm Rücken hervor und grinst: „Im Gegentheil, durchaus erklärlich! Ich rechnete eben mit Bestimmtheit Da»Zntervtew, oder- Staatt» «auu und Reporter. I. 11. in. ' IV». V. " Immer dasselbe. Thea ter-Direclor ldem ejn Schauspieler die brennenden Kleider vom Leibe gerissen): ! Tausend Tank sür Ihre Geistesgegen wart. sprechen Sie einen Wunsch aus, wenn es irgend in meiner Macht liegt, er wird Jbnen erfüllt! Schauspieler: . So bitt' ich um fünfzig Mark Vor schuß! Recept gegen ReifrSlke» In Unheimlicher Stille bereitet sich ein Gespenst, das wir sür immer abge than wähnten, vor, aus'» neue in das Reich des Ledens zurückzukehren und die Menschen mit seiner scheußlichen Erscheinung zu quälen. Dieser Reve nant ist man sollte es in unserer Zeit kaum siir möglich halten die Krinoline, der Reisrock. In der That haben wir mit unseren eigenen Augen werden' die reinen Figurinen für einen Ball im Irrenhause. Und das soll nun Mode werden, soll! wohl gar über men ließ, ohne durch Indezenz das Auge zu verletzen. Der gefältelt fal lende 'Kock, der anliegende Leid : sie er verbraucht werde bei den modernen Kra»entleidern. Folglich schickten sie die schleppe in die Welt und erlitten enttäuschten Modislen sannen aus ein neues ruchloses Mittel, ihrer Hypertrc phie an Stoffen ledig zu werden. tragt/ '' rigirt. bis die Sache ein (Hott und de» Menschen wohlaesälliges Aussehen gewinnt. Sollte es aber wider altes Es «st dies der Boycott des Reif- Frau. die einen Reisrock trägt, und sei sie durck? die heiligsten Bande: als Mutter. Schwester, Braut, Galtin mit ihm verliilipst. öffentlich seine Beglei tung aiigedeihen zu lassen. Mag sie allem gehen» wenn ihr der Reisrock lie dann sind sie stärker als die Krinoline. > Die Modlskn mögen dann von ihrem überschüssigen Stoff Luftballon» siei gen lassen, da» ist ein unschuldiges Vergnügen; uns aber werden sie damit s nicht mehr steigen lassen. Ed. Pötzl. Die Vorstellung, daß der Verlust der Zunge stets auch einen Verlust der Sprache mit sich bringe, ist im Volke Schon im vorigen lohrhuuderl Hütte ein berühmter französischer Ehirurg Louis mehrere Fälle zusilmiiiengesteM, um für die ga»z unerwartiete Thatsache den Beweis zu führen, daß!der Mangel tion entstanden, »ie Sprache ,ur wenig! beeinträchtige. Dieselbe Auffassung macht sich »och imler den könnte, bezieht sich allerdings ans den Verlust desjenigen Theils der Zunge, den man in der Mundhöhle an der Versehrter Stummel stehe» bleibt, der vermöge des Restes der Muskulatur und der unversehrten Nerven wohl mehr oder minder vollständig die Zunge vertreten kann: so sand sich z. B. bei Höhe vor, der etwas beweglich war, womit sie. (portugiesisch) sprechen tonnte. In einem Fall jedoch, den soeben M. W. af Schulten, Professor der Ehirurgie zu Helsiugsors, in der deut nöthig iut Uedrigen erstreckt sich ei»e glatte Narbe vom Kehldeckel bis a» die Innenseite des Unterliesers, die »»? wenige Tage darauf verließ die Kranke Helsiugsors. Nach seinen Be obachtungen tonnte er scststclle», daß im allgemeine» die geringe Zahl von Sprachlauten, über welche ihre Mut tersprache, die sinnische, versügt, durch die Overaliott bedeutend herabgesetzt worden war. Trotzdem hatte sich die Krallte »nt ihren »beschränkten Hilss miiteln eine eigenartige, allerdings et sür ganze Reihen der gewöhnlichen Trau«, un» Wirklichkeit» Ich tag am Bache und träumte. Die Sonne schien hell und mild: Da sah ich im Wasser sich spiegeln Des Liebchens füßes Bild. Da ward ich naß wie ein Pudel Uno ließ das Lieben sei»! -Der schlaue Lehrling. Lehrling: Ich bitte um 25 Psiiiilige Wurst. Metzger: Das Stück hier ist für fünf Pfennige mehr. Lehrling: So schneide» Sie sür siiiis Pseiiliige 'runter <da der Metzger sür süns Psen» »ige zu viel abschundet), bitte, schnei de» Sie »och sür fünf Pfennige run ter! Nu» nehme ich die zwei Stücke und da haben Sie zehn Pfennige. KurioseDecoration. A.: Was ist denn da» nur plötzlich im Saale sür ein eigenthümllches Klingen?—B.: und hat alle seine "edaillen angehängt,- die er al» KiilistöUlter-Fabrikant aus verschiedenen Ausstellungen bekomnien hak!
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