Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 21, 1893, Page 2, Image 2

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    2 «tn,,Ulk" und feine Folge«.
In dem Parke einer kleinen Universt
<ätSstadt gab es ein solennes Gartenfest,
zu welchem nebtn „Einem Hochverehr
ten Adel" und „P. T. Publikum" auch
mein übel beleumaulten Professor Ro
bert Schaf einen Schabernack zu spie
len.
Verehrung das Geleite In der Nähe
lich eilten sie auf einem anderen und
Näheren Wege demselben Ziele zu, wie
der Professor. Nun sollte „der Ulk
losgehen."
Man beginnt einzelweise die festlich
geschmückte Eingangspforte zu Passiren,
gesragt wird.
Die „werthen Namen" lauten:
1. „Karl LchS!" (Wird no
tirt.)
2. „Josef Kuh!' (Man lächelt
und notirt.)
3. „Wilhelm Rind!" (Man er
staunt, äußcrt halblaute „Bedenken"
und notirt.)
4. „Franz Kameel!" (Das
scheint zu bunt. Mau springt auf und
stellt den „Herrn Doctor" wegen dieses
»schlechten Witzes" zur Rede. Doch ge
lingt es der VertheidigungSrede des
angehenden Advokaten seine völlige
Unschuld zn erweisen. Wird also auch
notirt.)
5. Nach einer Weile kommt der
Herr Professor.
„Dürste ich um Ihren Namen bit
ten?"
„Robert Schaf!"
Das war zu viel! Wüthend läßt der
Herr Kafsirer den Schutzmann holen.
Dieser rust schmunzelnd den Polizei-
Kommissär. Letzterer eilt vorsichtiger
Weise zu dem BezirkSvorsteher. Der
Bezirksvorstther „traut sich nit recht"
und bringt wedelnd den Bürgermei
ster. Der Herr Professor ist wie aus
den Wollen gefallen. Seine Belheue
rungen, thatsächlich „Ein Schaf" zu
sein, nützen nichts. - Er wird „wegen
vorsätzlicher Erregung öffentlichen Aer
gernisses" und „willkürlicher Irrelei
tung obrigkeitlicher Behörden" ziemlich
unsanst unter Dach gebracht. Erst der
nächste Morgen und der auf Befehl
des Bürgermeisters mit Hilfe des Be
zirksvorsteherS durch den Polizei-Com
inifsär vermittelst des Schutzmannes
herbeigeholte Rector der Universität
bringt Licht in die Dunkelheit der Ge
sängnißzelle, der obrigkeitlichen Schä
del und der ganzen Affaire. Rüh
rende Erkennungsscenen. Vier Stu
denten haben sich „wegenFalschineldung"
zu verantworten und werden in ein
anderes Witzblatt relegirt!
Fritz (zu dem soeben hereintretenden
Freunde seines BaterS): „Hats sehr
weh gethan, Onkel?" —Onkel: „Was
denn, mein Junge?" Fritz: „Das
Ohr." Onkel: „Ich versteh' Dich
nicht. Fritzchen!" Fritzchen (flüsternd,
in geheimnißvollcin, mitleidigen Tone):
„Nun Dein Ohr." Onkel: „Aber
wie kommst Du auf diesen Einsal!,
mein Junge?" Fritz: „Papa erzählte
doch der Mama vorhin, daß er Dich
gestern beim Spiel derb übers Ohr
gehauen hätte."
Schw
Striesel »nd Streusel treffen sich nach
Jahren wieder. Striesel: „Ach, erin
nerst Du Dich noch des Fräuleins Ha
gen, dessen Alter wir damals gar nicht
berausbekommen tonnten? Wir hätten
uns um die Sache beinahe duellirt."
Streusel: „Ich habe ihr Alter später
erfahren. Ich hatte es mir in den Kopf
gesetzt, es herauszubringen, und ver
lobte mich mit ihr, aber da kam ich erst
recht nicht dahinter. Nun ging ich auf s
Letzte, ich ließ mich mit ihr trauen, und
da habe ich es endlich auf dem Slandes
— Hm. hin! AusPr. Star
gard wird der „Danziger Zeitung" ge
schrieben: „Ueber die nun fest be
schlössen« Errichtung der neuen Provin
zial-Jrrenanstalt herrscht in den Krei
sen der zunächst daran Betheiligten
große Befriedigung. Ob eine Ber
mehrung des geistigen Lebens dadurch
herbeigeführt werden wird, bleibt wohl
abzuwarten.
Auch eine Passion. Prin
zipal: „Wo bleiben Sie. Meyer, es ist
halb neun!" Cvmmis: „Entschuldi
gen Sie, ich habe mich beim Hühner
augenoperateur etwas aufgehalten."
Prinzipal (erstaunt): .Hühneraugen
operateur? So, so, Sie Huben auch
Ein Hauptkerl. Offiziers,
bursche lanlowiak: „Mach sich rechts
um. gnädigstes Herr Hauptmann! Da
is sich was Liebes, winkt mit Regen
schirm feiniges." Hauptmann: „Na.
wer ist es denn?" Jankowiak: .I»
sich gnädigstes Madam Hauptfrau!"
Fürchterliche Krankheit.
Bäuerin: „Herr Doktor, was fehlt
mr?" Arzt: ~'ne Bagatelle "
Bäuerin: .JessaS, von so ner Krank
dtil hab' i' noch aar nir a'böctl"
«eil« «ak
Vortrefflich! Ganz vortrefflich ...
und noch einmal ließ der brave Eduard
seine bewundernden Blicke aus diesem
Musterbilde eines Fracks da drin im
Spiegel ruhen. Ueberhaupt, wie er
da stand, war er nicht ein ganz passab
ler Bursche? Zumal diese,>igur. Za,
sie war sein Stolz. Dazu außer diesen
körperlichen Vorzügen seine sonstigen.
Erstens ein entschieden liebenswürdiger
Eharatter, denn warum soll der Mensch
sich unterstützen? Sodann seine Visi
tenkarte, Asseisor am Kamniergerichl.
Und drittens dei seinem Banquier die
hübsche dicke Ledermappe mit den kur
märkischen Psandbriesen, alles Tausen
der und Fünfzig - Stücke. Hatte er
also nicht alle Ursache, mit sich zufrie
den zu sein? Und nicht nur er, sondern
und das war doch eben die große
Hauptsache, aus die es ankommen sollte
auch sein hochzuverehrender unmit
telbarer Herr Vorgesetzter, mit einem
Worte, der Herr Präsident.
„Nun. Herr Präsident," wollte er
ihm nämlich sagen „betrachten Sie
mich gütigst, wie ich hier bin, ineine
Verhältniße sind Ihnen bekannt. Kurz
und bündig, ich bitte um die Ehre, mich
Und warum sollte der Präsident
dann nicht einwilligen? Und Elli? Edu
ard schmunzelte sehr vergnügt. Aller
dings, er hatte noch keine Silbe mit ihr
darüber gesprochen. Ganz einfach des
halb, weil man nach dem Brauch der
guten Gefellschaft in solchen Tingen
eben erst mit den Eltern sprechen soll.
Aber, nein wahrhastig, da war ihm
nicht bange. Gab sie ihm nicht sort
während und bei jedem Anlaß Beweise
ihrer Sympathie? Im letzlen Winter
auf den Bällen, bei den Begegnungen
im Theater, die reizenden Zufälle auf
der nun leider verflossenen Eisbahn,
und nun am vorigen Sonntag, gerade
vor acht Tagen, dieses entscheidende
Tmer, wo er drei Stunden lang an
ihrer Seite saß und allerliebste Knall
bonbons mit ihr zog. Und bei den
Knallbonbons eben war es auch.
„Wenn's der Mund Dir dars nicht sa-
So lautete die unvergeßliche, in Poe
sie getränkte Devise. Und da sah er sie
an und sie ihn .. . und die Folge. . .
nun eben dieser Gang, den er somit be
schlossen hatte... Ein paar be
schränkte Menschen nannten sie kokett,
sogar Berechnung und Gesühllosigleit
wurden ihr, wenn er nicht irrte, vorge
gesetzte Noch einmal, et sollte ihn
wirklich nicht hindern. Zwölf Uhr?
Alfo Zeit! Nur eine» Blick noch, einen
Maifonne d-außen, da man .im Krack
bekanntlich nicht auf die Straße kann,
und nun, mein lieber Eduard, auf nach
Valencia!
Wie prächtig das doch ist, solch' ein
schöner goldener Maitag. Eigentlich
Gebüsch und Veele, aus tausend quel
lenden Blüthen duftend. Unter den
Blumen gaukelnde Schmetterlinge,
les iin warmen goldenen Sonnenschein.
Auch Eduard tann sich dem holden
Zauber nicht entziehen....
warmer Strahl selber allen Ernstes
in s Herz hineingehufchl wäre. Da
mache sich Einer noch über die Herren
Lyriker lustig, und dei Gott, auch er
suhlt das Bedürfniß, diesem wunder
samen Hexenmeister Mai seine Hnldi
nen? Er hat ihn sörmlich berauscht,
dieser Hexemncister. Er muß eins,
mutz durchaus eins dieser kleinen
Sträußchen haben. Vergebens natür
lich, daß er sich umsiehl, da Blumen
verkäuferinnen mit Droschtenkutichern
bekanntermaßen das Vorrecht genießen,
niemalsdazu sein,wenn Mansie braucht.
Nun, dann wird sich hoffentlich noch
auf dem Wege eine dieser Duennen fin
den.
Fast mußte Edua>.» über sich lächeln.
Wie lange, wie lange war's her, daß er
mal diese Einsälle halte. Ein Veil
chen, eine Rose an der Brust. Der
Aktenstaub war eben nicht gesund sür
die zarten Dinger, und hinter de» Alten
saß er nun schon so manches Jahr.
Da dachte man auch an andere Sachen!
Karriere! das war die große Losung.
Unaushallsani, in grader, gestreckter
Marschroute, so gedachte er aus sein
Ziel loszumarschieren. Darum defand
er sich auf diesem Wege, und nun. wie
der mußte er darüberlächeln, nun blieb
er aus diesem Wege stehen und sah sich
nach einem Veilchen um.
Einem Veilchen!
Warum machte nur das kleine Wort,
das bescheidene unscheinbare Blümchen
de» guten Eduard auf einmal so nach
denklich ?
Und je mehr er dachte und sann, nm
so deutlicher erhob es aus dem dunklen
der Uiid starrlees groß an. Ta wurde
sie roth und senkte tne Augen, auch so
blau wie die Veilchen in ihrer Hand.
zen Tag trug er's aus der Brust und
dachte des holden Gelchöpses, das es
ihm gereicht, un» als es Abends aus
seinem grünen Kragen matt u»d müde
angeschaut hatten.
Und dann, als die Mittagsstunde
kam, da stand er plötzlich abermals vor
Händchen, das ihm die Veilchen wand
ließ.
Eine» kam er wieder, da
kindliche Gestalt. Wie sie erzitterte...
zurückgelassen hatte, das war der
blühende dustende Kram. Wohl oder
übel, jetzt mußte sie ihn mit eigenen
schwachen Krästen weiter sübren. Und
' wie ernsthatt. wie gain erwachsen sie
nun auf einmal in ihrem schwarzen
! kommen die Leute sprächen schon
! darüber davon aber mochte er
nichts wissen und tain wieder wie zu
vor. und gjücklicb wie er, so duldete sie s
und tüinmtrte sich nicht mehr um die
Leute, »nd Abends, wenn sie dann zu
später Stunde den Laden schloß, dann
wartete er drüben an der wohlbewußten
Ecke und dann gingen sie zusammen
dicht aneinander Arm in Arm und wa
ren glücklich, so glücklich.
Da kam ber Morgen, wo er, gerade
in so seierlicher Tracht wie beute, iu
das große düstere Hau« hineinschritt,
sein Examen zu mache«, und dann
Abend, und da stürmte er wieder hi
naus. voll eitel Stolz und Glück, und
darüber stand Lieschen, das Herz voll
Und dann der Tag. der ihm die An
stellung brachte fern in der sremden
Stadt, und da er scheiden mußte
öffneten großen Augen starr auf ihn
gerichtet, hörte sie ihm zu:
„Du willst.. . .willst von mir?"
Wa: s ihm doch selber so schwer, so
„Eduard!"
„Es muß doch sein. Lieb'. Ich
komme ja wieder!"
„Du versprichst es mir mit Deinem
heiligen Wort?"
In Noth und Verzweiflung mit ge
aus
Und er versprach'S mit seinem
Wort.
Und da kam die fremde Stadt mit
den sremden Menschen und den fremden
Straßen, das Getümmel und Gewühl
der Weltstadt, wo Jeder nur sich selber
lebt. .. sieh' zu, wie Du vorwärts
athmetest Tu ganz im Geheimen, um
Dir selber etwas vorzumachen, nicht
mit leichterem Herzen auf? War Dein
Gefährt mit einem Male von allen
Ballast nicht frei und konnte nun erst
so recht in sausender Karriere hörst
Tu das Wort dahin treiben auf
diefem spiegelglatten Asphalt, hin bis
zu d?m Hause bort, siehst Du's schon
und den blühenden Akazien davor, dem
ersten Haltepunkt, da Du rasten willst,
um dann, nun beflügelt von mächtigster
Gunst, immer weiter und weiter dahin
zu rollen, wer weiß noch, zu welchem
glänzenden Ziel
verlassen vielleicht, elend/ elend durch
Tich, durch Deine Schuld, weil Du ein
Wortbrüchiger warst liebst sie noch
heul'.... Nach Ehre zogst Du aus und
gabst die eigene hin.
Wurm da drinnen, und war' es auf
der stolzesten Höh', noch jemals so recht
von Herzen glücklich zu sein ... Ist
das, ist das der frische, freie, ehrliche
Bursche von einst? Was ist geworden
aus Dir?.... Nun blicke und starre
nur vor Dich hin.... Was zögerst Du
aber? Da ist ja das Haus mit den
Bor dein Haufe aber, gerade neben
dein Laternenpfahl, hält ein Mädchen,
eine zarte blasse Gestalt, mit einem
Korb aus dein Arm »nd, in Moos ge
bettet. dustciide blaue Blume» darin.
Die Straße ist vornehm und leer, und
nur selten geht Einer'vorüber. Als
wäre ihr das gerade so recht, als schämte
sie sich... so schüchtern und so leise
klingt ihr Rus
„Veilchen, srische Veilchen, mein
Herr!"
Er schreckt davon aus .... richtig,
oas war sja.. . ein solcher Strauß, ..
Nun tritt er heran, nun sieht er ihr
in s Gesicht da schreien sie Beide
aus
Blau die Veilchen vor ihm.... strah
lender aber das goldene Gitter
ten auf Dich!"....
Da stürzt er vorwärts in's Hans.
An den Laternenpfahl aber klammert
sich eine zitternde todtbleiche Gestalt...
und Kord und Veilchen bedecken der
Stein....
Unschuldig. Mann (start
angeheitert, ist vor seiner Hausthür ein
geschlafen: als er aufwacht, ist es be
reits 5 Uhr) : „Donnerwetter, schon
fünf! Natürlich denkt meine Alte, daß
ich bis jetzt in der Kneipe gesessen
babe."
einer etwas Wunderbares oder nur
Ungewöhnliches, so sind die Andern
kopfscheu, es zu glauben. Tarnm halt«
ich mich stets an die schlichte Wahrheit,
an die Thatsache.
Es mögen so jetzt sechs Winter herum
sein, als ich bei dem prächtigste» Schnee
eine Treibjagd in der hohen Eisel mit
machte, wo belanntlich die Saue» s»
massenhaft vorkommen, daß man beim
Treiben seines Schusses sicher ist. Es
war ein klarer Tag und ein gutes
Jagdwetter, aber ich war verdrießlich,
weil mich der Racker von Förster so
ungünstig anstellte, daß ich trotzdem
nicht zum Schuß gekommen war. Drei
Keiler waren bereits zur Stritt ge
bracht. Ich hatte aber noch nicht die
Spur eines Anläusers gehabt. Miß.
muthig hatte ich das Gekläff der Meute
veriluige» hören und wartete auf da/
Adblafen.
Ich sag' Ihnen, ich war fuchsteufels
wild! Ich hatt' meinen Zwilling an
den nächsten Baum hauen können vor
Wuth. Da sah ich schon den langen
Meier, der mit seinen Jagdgeschichten
immer so Prahlt, wie er höhnend nach
der Jagd sagte: „Nun —wo haben
Sie denn Ihre Jagdbeute, Freund
chen? Sie müssen doch etwas geschos
sen haben, das steht sest. Sie wollen
uns nur überraschen und unsere Span
nung erst noch vergrößern. Was lst's
denn? Natürlich ein Keiler, wenn
und die andertn glücklicheren im
EhoruS dazu o. ich hätie mich zer
reißen können vor Aerger!
Da knackt S und knisterts, erst ganz
fern, dann tommt's näher. Das Un-
Aha! denk ich. Da kommt doch was.
Und schon hab' ich die Büchse an der
Backe.
Wahrhaftig eine Sau nein,
zwei Sauen, die eine dicht hinter der
anderen. Und nicht im wilden Gejage
dichten Unterholz nein, ganz lang
fam traten sie aus die Lichtung, als
seien keine Treiber und keine Jager i>?
Wald.
Herrgott von Mannheim! Ich steh'
da und guck' mir sast die Augen aus!
saust sie im wilden Galopp davon.
Hatt' ich denn nicht getroffen? Aber
die Frage legte ich mir in dein Augen
richtet. Die blieb stehen! Wahrhas-
und somit leine Gefahr für sie gäbe.
Ich wußt' in dem ersten Augenblick
nicht, was ich machen sollte. War das
na. wenn du schon so dumm-bist
»nd stehen bleibst, bis du eine Kugel
im Blatt hast dann kannst' deinen
Willen haben. Ich also wieder ange
legt, denn die andere Kugel hatt' ich
noch im Lauf und
Nein, schießen konnt' ich doch nicht,
aus eine Sau, die still steht und ruhig
die Kugel erwartet. Nun konnt' ich
aber auch meine Neugierde nicht mehr
bezähmen und geh' naher 'ran an das
Thier. Jeden Augenblick dacht' ich:
das Thier ist ganz besonders tückisch
gleich nimint's dich an und haut dir
das Bein auf und wenn's lachen
könnt', lacht'S dich noch ordentlich dazu
aus, von wegen deiner Leichtgläubig
keit.
Ader das Thier rührte sich nicht.
Ich steckte schnell noch eine Kugel-
Patrone in den Lauf, schleiche naher
und denke, die Sau nimmt an.
Nein, das Vieh dreht nicht einmal den
Kops herum. Ich trete vorsichtig im
mer näher, und ich denk', der Affe hat
mich bei dm Ohren! Guckt da etwas
wie eine Schlange aus dem Maul der
San herans.
Mein Tiras, der mit naher gekom
men ist. steht ganz versteinert. Das
hat der Hund —und 's ist ein kluges
Thier —auch in seinem ganzen Leben
noch nicht gesehen.
Seit wann fressen denn die Sanen
Schlangen, denk' ich! Aber, was zum
Teufel ist denn das für eine Sor'e von
Maul der völlig bewegungslosen Sau
heranshing, hatte Haare. Das sah ich
immer deutlicher. Und schon bin ich
Mühe, Sie errathen? ja doch nicht
es war ein Sausterz, das Hintere An
hängsel einer anderen Sau der
als die nackte Thatiache. ES war ein
Bache und stockblind. Ist das Instinkts
öder ist es Verstand? Sie hatte sich
festgebissen in den Sterz der andern
Sau. die sie führte, weil sie sich ja
selbst nicht helfen tonnte. Ich hatte
den Sterz dicht am Spiegel abgeschos
ich ihn fest in der Hand, als das Thier
sich gutwillig in Bewegung setzt unj>
mir folgt.
Das Halloh hatten sie hören sollen,
wie ich mit meiner lebendigen Sau
anspaziert komme. O Was rissen die
Kerle die Mäuler aus. Ten Schuß
halten sie gehört, da stand die blind
Sau. und doch wollten die Kerle es
nicht glauben, trotz der sonnenklaren
Thatsache,
Das kommt von der infamen Ge
heute nett werde»."
„Wahrhaftig," sagte der Assessor.
„Das sieht wie eine richtige Sau aus.
! Uns den Eierz bat sie auch im Maule.
Ist unser würdiger Jvgdgenoß nicht
l kurzlich in Perlin gewesen?'
.Das bin ich. freilich!"
„Na," sagte der Assessor, .dann ist'?
klar er hat sich eine Sau dressiren
lassen und will uns die hier als Origi
nal-Eisel-Sau, frisch aus dein Walde,
> ausschwatzen!"
Entrüstet protestirte ich.
I Aber das half mir nichts die An»
deren, vor allem naturlich wieder der
neidische lange Meier, stimmten lachend
»».
> „Jawohl. Der Assestor hat Recht,
l So ist's!"
j Nun bitt' ich, was sagen Sie zu sol»
! cher Gemeinheit?
Endlich kommt mir ein Gedanke.
„He, Doctor," rief ich einem meiner
Jagdireunde zu. „Komm doch 'mal
her. Tu sollst mir helfen."
! „Ich bin kein Specialist siir Zungen-
fehler," sagt der spitz.
Die Andern brechen auf's Neue in
ein lau es Gelachter aus.
! Nun aber ward ich grimmi g.
„So Doctor! Also das ist Deine
Freundschaft. Aiigenspecialist
hat."
„Wieso?" fragte er denn nun neu
gierig.
alle nicht, daß
„Was?" schrie der Doclor enlhusias-
mirt. „Ja. weshalb hast Du denn
! das nicht gleich gesagt. Hol' mir 'mal
das Vieh her, ich will's gleich unter
! suchen."
Richtig er nimmt den Sterz in
die Hand und zieht die Sau zu sich.
„Nicht auslassen," warn ich ihn
noch, „nur nicht auslasten!" Aber der
l in seinem Eifer jagt schon:
„Aha grauer Staar! Wart, das
i werden wir gleich haben. Das operiren
! wir nur so aus der kalten lamain!"
! Sprints, zieht sein Etui heraus und
> ein hier, ein Stich da „So
das Vieh wird in zwei Minute» sehen
tonnen!"
! Richtig jetzt hebt die Sau die
i Augenlider, starrt uns dumm an
! und hurr hopp hopp saust
sie davon, uns alle verblüfft zurück
> lassend.
Aus dem Tveaterleden.
. Am städtischen Theater in Prag wurde
einst „Agnes Bernauerin" gegeben.
' Unter der Zahl von Grenadieren, die
! als Reisige und Knapven sigurirten,
hatte sich der Regisseur Allram zwei der
! größten auserlesen, die unglückliche
> Heldin ihrem Tode zuzuführen und
über die Brücke in den Strom zu stür
! zen. Die bestimmten Weisungen, die
; er ihnen schon Morgens dei der Haupt
probe und Abends während der Por
stellung selbst noch kurz vor der betref
fenden Scene gab, lauteten dahin, daß
sie sich dabei durch kein Sträuben oder
sonstiges Gebervenspiel der Schauspie
lerin möchten beirren lassen. Ueber
zeugt, daß sie sich nun ihres Auftrages
mit Pünktlichkeit entledigen würden,
ließ er sie im entscheidenden Augenblicke
vortreten. Sie schrillen mit Ruhe der
Brücke zu. Mit ausgelöstem Haar und
bleich, von Todesahnung ergriffen,
schwankte Agnes zwischen ihnen.
Schon betrat sie die verhängnißvolle
Brücke, schon war sie bei der Stelle an
dann stärtcr unverständliche Worte in
die Coulissen zu rufen. Hicmand ach'
tete daraus. Ihre Verlegenheit wuchs
und erreichte den höchsten Grad, als das
Ze chen gegeben wurde, und die Sla
tisteii sich anschickten, zu thun, was
ihnen besohlen war. Noch immer rief
ängstlicher suchte sie die beiden Unholde
zu beschwichtigen, die sie links und
rechts ersaßt hatten. Da aber alles
nichts half, fo klammerte sie sich kramps
hast an das Brückengeländer und schrie
laut. „Den Strohsack, den Stroh'ack
her!" Das volle Haus, nun begreifend,
was auf der Bühne vorgehe, brach in
Inder Dorfschule. Die
Lehrer, welcher das zum Weinen be
trübte Gesicht des Kleinen sieht, will
ihn trösten, und spricht: „Deine Zucker
— Ansrichtig. Bauer: „Welche
Bilder gefallen Dir denn am Besten?"
Tochter: „Die Mannsbilder, Papa!"
alt. als sie Herrn Bürger lei'.nen lernte.
Eine Geschästsoperation halte den jun
gen Mann nach Konstantinopelgesührt^
Marthas Papa Herrn Bürger als streb
zc.i, sie theilte nicht seine banalen Ge
schäslssreuden und Geschästssorgen;
seine Interessen wurden nicht auch zu
len Gestalten der Marlitt, Werner,
Meier u. s. w. verglichen. Eine solche
Probe besteht kaum ein Gatte muster
! liebe Gott diele arge Sorte von Men
schen, die Dichter, geschaffen hat. Wie
viele glücklich lebende Menschenpaare
haben sie schon durch ihre dreibändige
Tie Sehnsucht nach dem Anderen
wuchs täglich in Martha s Herzen.
Wie klein erschienen ihr die Gedanken
Ideen eines gottbegnadeten Roman-
Helden. Sie fragte sich, wer weiß, ob
Ludwig einer unglücklichen Liebe fähig
Himmel von Nachtigallen, die ihren
Beruf erfüllten, indem sie schluchzten,
von einem linden Zevhir. der schmei
chelnd ihre Stirn umfächelte, und von
Glocken, deren Pflicht es war, Friede
in ihre aufgeregte Seele zu läuten
Eines Tages, bevor sie ihren Spa
ziergang in die Stadt unternahm, ging
sie in die Fabrik, um Ludwig nach der
Adresse einer Belannten zu sragen. Er
stand zwischen Maschinen, in einer
dlaiieu Blouse und schaute mit energi
schem Augein das summende, surrende
Getriebe. Wie er Alles anordnete, wie
ihm eine Schaar Arbeiler gehorchte.
Wie krastvoll erschien er ihr n»n ge
genüber ihren schwächlichen Romansigu-
Liebe war. „Arbeitet er nicht sur mich,
damit mich weicher LuruS nnigede. da
mit meine Augen Helles sehen?" srUH
sie sich. Und Dankbarkeit leuchtete aus
iki ihrem Herzen. Da ichlug ihr die
echtere LebenSpoesie entgegen. Sie
fühlte, daß nicht sie die Unverstandene
war. sondern, daß sie i h n nicht ver
standen hatte. Im Geiste bat sie ihn
sofort um Verzeihung.
Da trat er auf sie zu »nd flüsterte
ihr in s Ohr: „Tu. Marthchen. heute
gehen wir in die Oper, ich habe zwei
Sitze genommen." Sie warf ihm
ein heileres Lächeln. Ein Lächeln, das
inals. Ter Gatte ahnte sicherlich nicht,
daß er sie erst jetzt erobert, daß erst jetzt
Poesie dort gesunden, wo Andere nur
Prosa sehen. Und sie sreut siq, daß
lie so verständig aeworden. i