Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 24, 1893, Page 6, Image 6

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    6 Für unter« Hraue».
Derühmte Heirathsbolde.
Der Norweger Josef Surrington
starb im Jahre 1797 in einem Dorfe
bei Bergen im Alter von 166 Jahren
bei ungeschwächtem Gebrauche seiner
Sinne und seines Verstandes. Tags
vor seinem Tode ordnete er n«h seine
VerinögenS-Angelegenheiten. Er war
mehrmals verheirathet und hinterließ
«ine junge Wittwe mit mehreren Kin
dern. Sein ältester Sohn soll 163,
sein jüngster neun Jahre alt gewesen
sein!?
Indessen wurde er im Punkte des
HeiralhenS weit Übertrossen durch
den Engländer Weets, welcher
»in, Novelnber-Hest 1375) zwar nur
114 Jahre alt wurde, aber zthn Ehe
frauen überlebte. Seine zehnte Frau
war ein Madchen von 16 Sommern,
das er in seinem 166. Lebensjahre
zum Traualtar geführt haben soll.
Er soll ein sehr starker Esser gewesen
sein.
Nicht weniger starl im Punkte des
Heirathens war der Franzose Jean
Mazard. welcher 1716 bei Dun-le-Roi
in Berry in Franlreich in einem Alter
don 119 Jahren starb und zehnmal ge
heirathet hatte. Seine jüngste Frau,
welche ihn mit einem Kinde beschenkte,
hatte er in einem Alter von 99 Jahren
Weniger durch die Zahl seiner Jahre,
als vielmehr durch diejenige seiner
Kinder zeichnete sich aus ein russischer
Bauer, Namens Michel KiawelkiS, wel
cher im Februar 1857 auf einem dem
Herrn von Medem gehörigen Gute des
Wilnaer Gouvernements in einem
Alter von 137 Jahren starb. Er war
in einem Dorfe desselben Districts ge
boren und heirathete zum erstenmale in
einem Alter von neunzehn Jahren.
Von mehreren Frauen hatte er nicht
weniger als zweiunddreißig Kinder,
darunter eine zur Zeit seines Todes
noch lebende, hundertjährige Tochter.
Er war niemals ernstlich Irank gewesen;
nur bellagte er sich einige Jahre vor
seinem Tode, daß er nicht ohne Brille
lesen könne. Er war munter bis zu
seinem Tode und pflegte zu sagen: „Ich
glaube, daß der Tod mich vergesse»
hat." (Nach Foissac, a. a. O.)
Eine noch zahlreichere Nachkommen
schaft (37 Kinder von drei Frauen) soll
der Franzose Jalob Thevenot hinter
lassen haben, welcher im Jahre 1712
in Chateau-Vilain in einem Alter von
124 lahren starb.
Nicht so glücklich im Punlle des Hei
rathens, wie die Genannten, war der
als Makrobiol kaum weniger als Parr
berühmte Norweger Chr. Jakob Dra,
lemberg oder Draakenberg. Geboren
1626 oder 1624 in der Gegend von
Drontheim. also unter König Christian
IV."und zur Zeit des 36jährigen Krie,
ges, lebte er unter sieben dänischen Herr
schern bis zu Struensees Siurz und
starb 1776 im Aller von 144 oder 146
Jahren inAarhuS in JUtland. wo er die
letzte Periode seines langen LebenS zu
gebracht hat. Er war früh zur See
gegangen und diente bis in sein 91.
Jahr als Matrose, wo er in türkische
Gefangenschaft gerieth, in der er fünf
zehn Jahre zubrachte. Jnseinem IN.
Jahre heirathete er eine 66jährige
Wittwe und ließ sich, nachdem diese ge
storben war, begehen, mit 121 Jahren
eine Brautwerbung bei einem jungen
Bauernmadchen anzubringen. Um ihr
seine Rüstigkeit zu beweisen, übersprang
«r mit aufgelegter Hand die untere
Hälfte einer der Quere nach durchge
schnittenen Thüre.
Aber selbst diese Kraftprobe hatte lei
nen Erfolg. Das Mädel wies den
alten Turner ab und letzterer blieb
wirklich bis zu seinem Tode ledig. Er
soll noch in scinem 142. Jahre Märsche
Das Non PluS Ultra eines Heiraths
boldes war übrigens ein venetianischer
Consul in Smyrna, Franz Secardi
Hongo, welcher in drei Jahrhunderten
gelebt hat, da er am 15. März 1537
wurde und am 27. Januar 1762 starb.
Er heirathete nicht weniger als fünf
zehnmal und hatte noch außerdem
viele Konkubinen. Die Zahl seiner
ehelichen und unehelichen Kinder soll
enorm gewesen sein. Im hundertsten
Jahre wurden seine vorzeitig ergrauten
Haare wieder schwarz und im 113.
Jahre bekam er einige neue Zähne.
Frühjahrs-Küchenzettel.
In der Frühlingszeit, wo Geflügel
und Gemüse rar und theuer sind,
scheint es mir angebracht, einige Winke
in Bezug auf Speisen zu bringen,
welche ich „Uebergangsspeisen" benen
nen möchte. Ich weiß, daß das Ko
chen nicht alle Leute interessirt und daß
die Hauswirthschaft von Vielen als
Nebensache behandelt wird darin
sind aber Alle einig, daß Variation in
dem Küchenzettel wünschenSwerlh ist.
Mühseliges, zeitraubendes Kochen ist
sehr vielen Frauen und Mädchen ver
haßt. »Zu was so viel Umstände?'
sagen sie. „Die Blechconserven und
dit Delilatessengeschäste sind so bequem
und „Zeit ist Geld!"
Freilich, bequem muß beut zu Tage
Alles sein. Für Frauen, die Geld ver
diene» müssen, ist dieses rasche Abwik
keln der Kocherei auch in der Ordnung,
aber eine sorgfältig bereitete Mahlzeit
schmeckt doch Keffer, abgesehen von der
Zuträglichkeit derselben, denn wüßten
nur die Menschen den Werth der gut
zubereiteten, auf die Gesundheit und
Krästigung berechneten Kost zu schätzen,
so würden sie sich die Mühe nicht ver
drießen lassen und gute, nahrhafte,
Durch eigenes Denke» lann aus sehr
Violen Ueberrcsten Gutes und Schmack
haftes hergestellt werden, was, wen» in
druß wird. Auch kann manch' leckeres
Gericht durch eigene Erfmdungsgab«
hergestellt werden, durch Geschmack,
Nachdenken, appetitliches Anrichten und
Reinlichkeit können kulinarische Genüsse
erzielt werden, die sogar manch' könig
den. Ich will heute nur einmal von
Kalbfleisch sprechen.
Von gefüllter Kalbsbrust, Nieren
braten, Kalbsfrikassee» und Karbona
den will ich gar nichts sagen, da ich
voraussetze, daß die meisten meiner Le
serinnen dieses selbst zubereiten können,
von der Fülle aber will ich sprechen,
denn eine gute Fülle ist zu alle:hand zu
gebrauchen, wie ich durch verschiedene
Recepte beweisen werde.
Füllsel: Ein PsundSpeck, i Pfd.
mageres Schweinefleisch, eben so viel
Kalbfleisch, werden fein gehackt; 1 Eß
löffel voll geriebene Zwiebel und eben
so viel gehackte Petersilien, Salz und
Pfeffer nach Geschmack, etwcO geriebe
nes Brod und 3 Eier werden gut durch
einander gemischt und in die dazu be
stimmten Sachen gesüllt. Setzt man
dieser Fülle noch Trüffeln, Champig
nons und gehacktes Hühnerfleisch von
einem Huhn, von welchem man vorher
Suppe gekochl hat, zu. so ist diese Fülle
oelikat und zu de» feinste» Gerichten zu
gebrauchen.
Kalb s r öl lche n: Man schneidet
aus der Keule schöne Scheiben, salzt
und spickt sie, bestreicht sie mit der oben
genannten Fülle, rollt sie zusammen,
steckt sie mit Spießchen fest und dämpst
sie in Butter und Fleischbrühe langsam
sind sie weich, so werden sie zier
lich angerichtet. Zu dem Bratenansatz
gibt man saure Sahne, in Ermange
lung saurer condensirte Milch (aber
leine versüßte), rührt die Sauce schnell
durcheinander und gießt sie sosort in die
Saucenschüssel.
KalbSherz wird gesalzen und ge
spickt. mit obiger Fülle gefüllt, mit
Lutter und einem Glas Wein ge
dämpft. Eine halbe Stunde vor dem
Anrichten macht man ein Ragmlt aus
Hühnerleber und Herz (aus dem Sup
penhuhn), Trüffeln oder Champignon,
Klößchen aus irgend beliebigem Fleisch,
Kälberbrieschen alle diese Sachen
müssen aber vorher gedünstet und in
Scheiben geschnitten, mit braunem
Mehl zu einer Sauce verbunden und
in derselbe» ausgekocht werden. Wenn
Mehl, vermi'cht das Mehl mit der
Sachen wieder in die Sauce, deckt den
Tops fest zu und stellt ihn bei Seite, bis
eS zu Tische geht.
kalbsleischpudding: In eine
passende Form, welche mit Lutter aus
gestrichen und mit weißem Fließpapier
belegt ist (das Papier wird ebenfalls
mit Butter bestriche») legt man Scheib
chen von gekochter Ochsenzunge und ge
dämpften Trüffeln, füllt von der Fülle
hinein, so daß der Boden der Form
und die Seitenwände derselben bedeckt
sind, gibt das obengenannte Ragout,
in welches man noch allerlei Gemüse
thun kann (aber gelocht), bedeckt dann
die Oberfläche mit Fülle und kocht den
Pudding eine Stunde im Wasserbade.
Er muß bei dem Anrichten gestützt
werden.
Gefüllte KalbSkottelet
len : Die Kalbskoltelelten werden dick
geschnitten, gespaltet, mit Fülle gesüllt,
>ugeȊht, und in Butter, Zwiebeln
und Wurzeln gedämpst. Die Sauce
wird mit eiwas Mehl dick gerührt und
über die zierlich geordneten Kottelette»
gegeben.
Salat von Kalbshirn: Nach
dem die Kalshirne gut gewässert und
mit frischem Wasser langsam erwärmt
sind, zieht man die Haut ab (aus diese
Weise geht die Haut leichter ad), dann
werden sie mit Speck, Zwiebeln und
Wurzel» gar gedämpft (sie dürfen aber
nicht im Geringsten gelb werden). Von
irischem, grünem Salat werden die
äußeren Blätter nudelartig geschnitten
and wie gewöhnlich mit Lel, Essig,
Salz und Pseffer angemacht, der Boden
iiner Schüssel damit bedeckt, die KalbS
hirne in schöne Stückchen geschnitten
und auf den Salat ang richtet, eine
Majonnaise darüber gegoeen und mit
hartgekochten, in Viertel geschnittenen
Eiern die zurückgebliebenen angemachten
Salatherzchen und Oliven verziert.
Kalbskopf: Den Kopf läßt
man sich vom Fleischer in die Hülste
spalten und die Augen ausstechen.
Nachdem er ausgewässert ist, bringt
man ihn mit halb Wasser, halb Essig
aus das Feuer, gibt zwei Zwiebeln,
Salz, ganzen Pfeffer, Nelken, von bei
de» zehn Stück, zwei Lorbeerblätter und
beliebige Wurzeln dazu und läßt ihn
lochen, bis das Fleisch von den Kno-
Würsel. Unterdessen macht man brau
nes Mehl, und füllt die kurz eingekochte
Brühe darauf, wodurch sich eine dickliche
Sauce bildet, in welche man eine halbe
sie auskoche» läßt, die in Würfel ge
schnittenen KaldSkopfstückchen hinein
thut, dann bei Seite setzt, bis das
Fleisch von der Sauce gut durchdrun
gen ist. Salz und Essig «ach Geschmack.
Die Zunge muß abgehäutet werden.
Kalbsleber: Eine frische Kalbs
leber wird abgehäutet, gespickt, mit
Salz und Pfeffer eingerieben und in
ein viertel Pfund kochende Butter eine
halbe Stunde gedämpft, nachdem sie
gar ist. wird sie herausgenommen, auf
eine gewärmte Platte gelegt, etwas
Mehl in die Bratensauce gerührt, mit
ein wenig Eisig ausgerührt und ange
richtet.
Gefüllter Krautkops: Ein
Kopf Weißkraut wird in Salzwasser
weich gekocht, das Herz herausgenom
men und mit der obigen Fülle gefüttert,
mit Butterstückchen belegt und im Back-
die Ende» mit Eigelb bestrickt», zusam
mengetledt, so daß sie Halbmonde bil
den und in kochendes Wasser und Salz
Plauen angerichtet und mit brauner
Butter geschmelzt.
Fischsalat: Von übrig gebliebe
nem Fisch, welchen man entgratet in
eine Schüssel bringt, eine Majonnaise
darüber j?ießt, mit Eier, rothen Rüben,
Oliven, Salatherzchen und Hävern ver
ziert, mnn ein Salat beigestellt werden,
der einer Hausmutter Ehre macht.
Mutter S.
oerzetdltch«» Mibv«rst»n»niß.
Aeltliche Dame (in der Kunstgalle
rie): Was soll denn diese Figur vor
stellen?
Führer: Das ist ein Standbild der
Gerechtigkeit oder Justitia.
Dame: Sv, so! Ich glaubte, das
soll eine von den neumodischen An
standsdamen vorstellen, welche sich jetzt
l>ie Damen nach den Bädern mitneh
men: der Figur sind nämlich die Augen
»erkunden.
Ging Nummer Sicher.
Bräutigam (zum Geistlichen): Wie
diel wird's wohl losten?
Pasior: Das hängt ganz davon ab,
mein Freund, wie viel Werth es für
Sie hat.
Bräutigam: Ich denke, die Partie
ist etwa »26,666 werth; aber ich werde
in ein paar Tagen wiederlommen und
Ihnen Bescheid jagen.
BorsorgUch»
-MM'
Herr CroppS: Sag' mal. alter
Junge weshalb läßt Du denn dem
Kinde nicht die Haare schneiden?
Herr Clever: Nicht um eine Mil
lion, lieber Freund: der Junge soll
später Pianist werden.
Ehicagocr WeltauSstellungs»
Sorge».
Frau (zu ihrem Manne): Denke
Dir nur, schon wieder habe ich heute
vou unseren zärtlichen Verwandten in
New?)orl eine Einladung belommen,
sie recht bald zu besuchen.
Ehemann: Weist Du. die speculiren
auf die Weltausstellung, und denken,
wir glauben an die Reciprocität.
Mißverstanden. Bei der
vor Kurzem im Xer Zeughause stattge
habten großen Auction von alten Waf
fall, der die Lachmuskeln der Anwesen
den in nicht geringe Bewegung letzte.
Auf «in Ausgebot von 56,666 <?tück
Gewehren bot einer der anwesenden
Käufer eine Mark, worauf sich dann
ein Bauer vordrängte und drei Mark
bot. Es entstand in Folge dieses be
deutenden MehrgebotS unter den An
„Also Sie vepflichten sich, 56,666 Ge
wehre zum Preise von drei Mark per
Stück zu übernehmen?" woraus Letzte
rer erwiderte: „Na, na, das Hann i'
nit g'mänt, ä Stück will i' laafe!"
Zwecklos. Richter: „Warum
gaben Sie das gefundene Portemonnaie
nicht sofort auf der Polizei ab?"
Angeklagter: „Es war schon spät
Abends!" Richter: „Und am nächsten
Morgen?"' Angeklagter: „Herr Je
richtshof, da war bereits nischt mehr
drin!"
Kafernenhofblüthe.
Feldwebel (beim Einexerciren der Re
kruten): „Kerls, Ihr seid so dumm,
daß ich nicht 'mal Eure Namen behal
ten kann!"
Hc» vorragend« »lü»»spi«l«r«
Ta in der englischredenden Welt all«
Arien des WeitcnS und Wagens in so
Hobe,» Ansehen stehen, so ist eS nicht zu
„großen Männern" stehen. Ja di«
diesbezüglichen Auslassungen manche«
dieser Blätter reichen so nahe an ab
göttische Verherrlichung heran, daß dei
unbefangene Leser versucht ist, um sich
daß er außerhalb des Narrenhau
ses lebt. Hat doch eines dieser Blätter
sich jüngst zu dem AuSruf verstiegen:
.Der Gambier wird, wie der Dichter,
geboren, und nicht gemacht, und sein
wesentlichsten Ersordernisse sind: ein
lühner. wagluftiger Geist, eiserne Ner
venstärke, vollkommene Gesundheit und
unfähig der Gemeinheit irgendwelcher
Art ist!" (Chicagoer „Daily New»".)
Da sehlt nur noch der Vorschlag, ver
storbenen oder auch lebenden berühmten
Gämbler» öffentliche Denkmäler zu
setzen. doch mir wollen der Zulunft
nicht vorgreife».
Rus ihrer Klasse. Auch ist letztere kei
neswegs ohne alle versöhnenden oder
mildernden Züge. Wenn Geiz wirtlich
„die Wurzel alles Uebels sein soll", so
erscheint diese Klaffe sicherlich noch in
recht günstigen Lichte, denn man finde!
in ihr fast niemals herzlose Protzen
oder Knicker. Sie geben den Mammon
ebenso leicht aus, wie sie ihn erworben
haben nicht nur ihren College», gegen
die sie gewöhnlich «inen start entwickel
auch anderen gegenüber eine stets offene
Hand.
Leute wie „Al" Smith und John
Dal» in New 7)orl. Eli Marks in
Louisville, „General" Mike Meehan in
Boston. John Condon und Mike Mal
lory in Chicago. John Sullivan in
Minneapolis, Oberst Pat Duffy und
Budd Renaud in New Orleans, Tom
Mulquee» und Pat Masterson in Den
ver, James Carroll und Charley D«x.
schen zu haben, kann sie gewiß nicht
treffen.
Natürlich läßt sich der Begriff des
großer Theil unseres geschäsllichen und
politischen Lebens ist heutzutage Glücks
spiel! Alle die Genannten gehören der
Galtung an, welche das direkte
Glücksspiel zu ihren ausschließlichen Be
ruf macht, und nur auf sie sindet das
schästsspeculanten. wie Gould und Van
derbilt sind hier nicht einbegriffen. Und
Individuen, welche sich an Rennbahnen
Verbrecherthum bilden, wird der echte
.höhere" Gämbler stets aus seiner Ge
meinschaft stolz zurückweisen.
John Moritstey,
Der Lebenslauf aller unserer beruss
mäßigen Glücksspieler, wie verschieden
er auch im Einzelnen sei, ist im Ganzen
stets gleich. Jeder derselbe wird von
der Glücksgöttin unausgesetzt „ge
wippt", wie der selige Ritter Don
Ouixvt« von La Mancha, d. h, hoch
emporgeworsen, um vielleicht im näch
sten Augenblick furchtbar tks herabzu
sallen; jeder hat in seinem Leben min
destens einen vollständigen Zusam
menbruch, einen finanziellen Tod ge
habt, aus dem er wieder auserstaiid,
nachdem Collegen ihm einen Finger
dazu gereicht, und muß sehr sroh sein,
wenn er nicht in absolutem Untergang
endet. Unter tausend Glücksspielern
erreicht noch nicht einer in seiner Le
densreise aus gerettetem Boot den Ha
fen des Erfolges. Die ewige Aufre
gung ist in der That eine derartige,
daß starke Nerven und ein gewisses un
erschütterliches geistiges Gleichgewicht
dazu gehören, nicht rasch ausgerieben
zu werden. Wehe dem GlückSspieler,
der im Glücke sich schmutzig gegen Sei
nesgleichen in irgend einer Sache er
weist ! Beim nächsten Rückschlag ist er
verloren, während «r Im andern Fall
stets darauf rechnen kann, daß man
ihn nicht ganz sinken läßt. Lassen wir
Einen von der Zunst sprechen :
Vor 26 Jahren war Frank Tiernan
einer der bedeutendsten Glücksspieler,
welche aus dem Westen nach New Pork
gekommen waren: er war zugleich eincr
der geriebensten SportSmänner. Am
Broadway eröffnete er eine Spielbank,
und das Glück lächelte ihm. Eines
Nachts lam sein Geschäftstheilhaber,
der nur 16 Proc. der Gewinne hatte,
in großer Noth zu ihm und bat um
Sl6, damit er sür seine schwerkranke
Gattin Medici» lausen könne. Tier
nan« Herz war von Stein, und er
schlug es ihm ab. In derselben Nacht
starb di«Frau:ind«rstlben Nacht verlor
Ti«rnan auch seine 88666-Bankrolle.
Von da an wendet« sich das Glück stets
gegen ihn. Bald daraus verlor er in
Chicago Alles. (Er halt« 5266.666
r«n Geschäststheilhaber Namens Kirl
Beistand haben; dieser und Andere bo
ten ihm die kalte Schulter. Er schüttete
mir sekn Herz aus.
Pat Duffy.
Ich gratulirte ihm ironisch dazu, nie
faule Schulden und nie einen guten
Freund gemacht zu haben. Am näch
sten Tage beging er Selbstmord. Ein
«21,666. Solche Fälle gibt «S massen
haft.
Als die größten Männer der Zunft—
auch was die Noblesse betrifft—werden
„Al" Smith. John Dalv und Eli
unterstützt beständig ein ganzes Heer
Leute, welche „auf der See des Le
ben? Schiffbruch gelitten haben". Der
Erstgenannte, der gegenwartig ungefähr
8366.666 „werth" ist, hatte vor drei
bereits 8266,666 verloren. Seine
Kaltblütigkeit ist sprichwörtlich bei
Seinesgleichen; manchmal hat er in
Spieltn, wtlchc 24—36 Stunden dau
erten, »56,666 und mehr gewonnen
oder eingebüßt, und es ist sicherlich
schon mehr, als eine Million durch seine
Hände gegangen. Nur Wenige, darun
ter Ben Wood (jetzt Besitzer der „New
?)ork NewS") und Eph SimmonS in
Lexington. Ky., haben gelegentlich noch
höher gespielt, als er. Wood hat ein
mal John Morrissey in dessen Club-
Haus an Einem Tag 8136,666 abge
-8249,666 verloren!
Selbst die erfo l gr ei ch st en Glücks
spieler haben, wmn man das Facit
zieht, im Ganzen nur sehr wenig von
ihren Mühen und A-ngsten gehabt,
und ihr» geistige und physische Energie
wäre auch anderen Gebieten ungleich
Keffer angelegt gewesen. Sie leugnen
das auch nicht; aber jeder von ihnen
sagl: „Ich lann nicht anders!"
Frage an eine Schöne.
Du, die jetzt schön, wie AmorS Mut
ter ist,
Was bist Tu, wenn Du'S nicht mehr
bist?
Deutlich (zum Dienstmäd
chen): Sie waren srüher in guten
Häusern. Da wurde wohl viel ge
locht? Dienstmädchen: Auf meinem
letzten Platze wurde gespeist wie bei
ein«m Fürsten! Frau: Und von
so einem seine» Platze sind Sie wegge
gangen?—Di«nstmädch«n: Ja, denn
die Herrschaft war grob wi« di« Holz
schläger!
„H«rmann. mein Rabe."
In einem Dorftheater mußte bei der
Aufführung von Schillers „Räubern",
Mangels ausreichenden Herrenperso
nals, die Rolle deS „Hermann" einer
Dame übertragen werden. Besonders
wirkte dies brillant in der Scene, als
der alte Moor aus dem Hungerthurm
ächzend herausrief: „Bist Du S, Her
min«, meine Dohle?"
Di« schuldig« S«Sdem«na.
Das Ereigniß, welches ich erzählen
will, geschah vor mehr als
rung. '
Ich war damals Schauspieler, jung
und arm. jedoch voller Hoffnung und
Anfangerschast hatte ich mir schon eine
Stellung aus der Bühne zu verschaffen
gewußt und war zur Zeit an einem
kleineren Theater für die Hauptrollen
in Shakespeareschen Dramen engagir«.
Wir hatten eine sehr ersotgreiche Saison,
und zum Schlüsse derselben gab man
„Hamlet" und „Othello" in abwechseln
der Reihensolge.
Ausrichtig gestanden, war eS nicht
meine Kunst, welche allabendlich das
Publikum anzog. Den Magnet bildete
eine gewisse Miß Berno», eine erst
kürzlich in unsere Gesellschaft eingetre
tene Schauspielerin, die bei ihrem ersten
Debüt schon das größte Aussehen er
regt haltt. Sie war ein wunderbar
schönes Weib, mit schlanker, graziöser
Figur und höchst sympathischem Organ
ausgestattet.
Obgleich keine Schauspielerin v»n
Dedeutung, überragten ihre Leistungen
doch unzweiselhast das DurchschnittS
maß und rechtsertigten so ihre allge
meine Beliebtheit. Außerhalb der
Bühne zeigte sie sich ihren Collegen ge
genüber stolz und zurückhaltend und
verscheuchte jeden Versuch zur Vertrau
lichkeit. Trotz ihrer zur Schau getra
genen Kälte wurde sie doch bald zum
Stoff des StadtklatscheS. Man sagte
unter Anderm, sie wäre verheirathet und
hätte ihren Mann, nachdem sie ihn
gänzlich ruinirt, treulos verlassen.
betrat, mir gegenüber an der Tasel
Platz nahm und ein Mittagessen be
stellte. Ich nahm nicht viel Noliz von
heutigen Abend lernte. Als ich gele
gentlich einmal ausblickte, bemerkte ich.
daß mein Gegenüber schars aus mein
Luch blickte. Unsere Augen begegneten
sich, und er lächelte.
„Entschuldigen Sie, mein Herr, lesen
Sie da Shakespeare?"
Ich bejahte dies.
„Ah!" rics er aus, „und ich sehe, eS
ist „Othello", und „Othello" ist sür
heute Abend im Phönix-Theater ange
kündigt. So sind Sie der Held des
Stückes? Herr Crösten?"
„Ja," erwiderte ich, „das ist mein
Name."
„Ich habe zwei Ihrer Vorstellungen
beigewohnt, mein Herr, und muß Jh
geden wollte, daß ich weiter zu lesen
wünschie. aber er war nicht zum Schwei
gen zu bringen.
„Um Vergebung," hob er wieder an,
„wenn ich Sie für einen Moment störe.
Ich bin nämlich selbst Schauspieler,
vielleicht ist Ihnen mein Name nicht
fremd."
Ich blickte auf die Karte, welche er
mir überreichte, und las Namen
digen sehr anregenden Unterhaltung
trennten wir uns mit dein Versprechen,
am nächsten Tage zum Frühstück wieder
in demselben Gasthaus« zusammenzu
treffen.
Ich war ganz sicher, daß er sich an
jenem Abende im Theater besand, ob
gleich ich ihn nicht sah.
Nachdem wir, wie verabredet, am
andern Morgen gemeinschaftlich daS
Frühstück zu uns genommen hatten,
gab mir mein berühmter Freund eine
kleine Probe seines Talents, indem er
einige der berühmtesten Schauspieler
unserer Zeit kopirte, und zwar mit so
beispielloser Geschicklichkeit, daß ich ihm
meine Bewunderung ausdrückte.
„Ah," sagte er. sich setzend, „die Mi
sehr häufig Aergernisse mit sich, da man
sich beständig versucht fühlt, seine Kunst
nicht allein wahrend der Saison, sen
den. So ging ich z. B. in dieser Stadt
-ine sehr gewagte Wette ein. welche ich,
wie ich fürchte, wahrscheinlich verlieren
werde. S>e steht sogar im engsten Zu
lammenhang mit Ihrer Perlon, Col
lege, und Sie werdm lachen über meine
Kühnheit. Sie wissen, ich sah Sie ein
oder zweimal als „Othello", und als
ich später mit einem Freunde über Sie
.ine Ileine 'Nachahmung Ihrer D«r
slillung."
„Ah." meinte mein Freund, „die
beste Imitation ist nicht viel besser als
« n. Karrikatur."
zig Pfund ein, daß ich die letzte Scene
des .Othello" im Phönix-Theater so
spielen will, daß weder das Publikum,
so gaben wir uns die Hand, und di«
Wette war geschloffen.
„Ich würde Ihnen mit Freuden zum
Gewinn Ihrer interessanten Wette ver
helsen. sehe alxr wirtlich nicht «in, wie
dies bewerkstelligt werden kann", sprach
ich bedauernd.
Wir plauderten noch eine Weile,
und schließlich gab ich ihm das Ver
sprechen, seinen Plan mit allen meinen
Kräften zu unterstützen. Nach den
kleinen von ihm abgelegten Proben
hatte Ich das grüßte Vertrauen aus de»
Erfolg und zweifelte keinen Augenblick
daran, daß zwischen u»S Beiden kein
Unterschied zu erkennen sein würde, so
bald er sein Gesicht duntel färbte und
die gleiche Kleidung, wie ich anlegte,
führt werden sollte. Die Vorstellung
begann um 7 Uhr. Um halb 7 holte
ich meinen Bekannten vom Hotel ab
sort für meine Rolle an. Ich
glaube nicht, daß ich an jenem
Abend besonders gut spielte; denn ich
konnte meine Gedanken nicht von dem
drückenden Gefühle abwenden, daß ich
doch wohl sehr unbesonnen gehandelt
hatte, einen mir noch ziemlich Fremden
hinter die Scene zu führen.
Nach dem Schluß des vierten Actes
fand ich meinen Doppelgänger zum
Äuflreten vorbereitet. Seine MaSki
rung war großartig. Mit dem ge
schwärzten Gesicht und der Ueberein
stimmung unserer Figuren waren wir
einander zum verwechieln ähnlich.
Jetzt kam der Augenblick seines Auf
tretens.
Er erhob sich rasch, warf noch einra
flüchtigen Blick über seine Erscheinung
und eilte die Slusen hinauf.
Ich brannte vor Neugierde, den Er
kend und mein Eostüni unter einem
langen Mantel verbergend, stahl ich
mich zwischen die Coulissen.
Wirklich, die Ähnlichkeit mit meiner
Stimme und Manier war wunderbar.
Augenscheinlich wa» das Publikum
vollständig getäuscht. Grade in diesem
Director in meine Nahe und sah mich
dort stehen.
„Wie, Crösten? Was thun Sie
dem Experiment genau dasselbe In
teresse, wie ich selbst.
»Beim Jupiter!" sagteer, „ertopirt
Sie bis aus den i-P»nlt. A"f Ehre,
Crösten, ich selbst würde glauben, daß
Sie da sprechen. Aber in einer Hin
sicht, mein Junge, können Sie ihm
nicht das Licht reichender hat die Ber
non elektrisirt."
Und ich mußte ihm Recht geben.
Sie spielte mit einer Wahrheit un>>
ihr wahrgenommen hatte. DeSdemo
na» rührende, beschwörende Worte
drangen mit ergreifender Gewalt
! ins Herz der athemloS lauschen
den Menge, und als „Othello" auf
das Bett zutrat, um sie zu erdrosseln,
da tönte ihre Stimme so flehend, so
voll entsetzlicher Todesangst, daß das
Publikum, wie von einem Zauber ge
bannt, regungslos dasaß, bis ihr To
deSschrei die Erschütterung in einem
wilden Tumult endlosen Applauses
Lust machte.
Othello hat jetzt die Thür zu EmiliaZ
nach dem Mord eintritt. Bis dahin
enthielt die Vorstellung abgesehen
von dem überwältigenden Spiel
lia, welche nicht wußte, wie sie sich sein
Gebahren erklären sollte, ihn hilflos
anstarrte.
Es ist unmöglich, den Ton des ver
zweiflungsvollsten Schmerzes wieder
schloß:
.Als in Aleppo einst ein boshafter OS»
mane
Einen Bürger Venedigs schlug und den
Senat verhöhnte.
Packt' an der Kehle ich den verdammten
Hund
Und traf ihn so."
Dann griff er nach seinem Gürtel,
riß den Dolch aus der Scheide, erstach
sich und fiel schwer zu Boden.
der Direktor meinen Arm ergriff und
mir zuflüsterte: „Schaun Sie dorthin!
An seinen Kleider« ist Blut!"
Inspizienten zu.
Der Vorhang fiel. Wir stürzten auf
die Bühne.
Zu unseren Fltßen lag der arme
Künstler, den Dolch in der Biust.
„Seht nach der Vernon!" rief der
Director.
Die Gardine wurde zurückgeschlagen.
Da lag Miß Vernon leblos aus dem
Bette.
Beim Durchsuchen der Kleider de»
Künstler» fand sich ein an mich gerichte
ter Brief. Er gab die Aufklärung
defseir. was uns als eine Handlung de»
Wahnsinns erschienen war. Miß Ver
non war sein Weib, das ihn betrogen
und Verlasjen hatte. Seit zwei Jah
solg^
Seit jenem Tage habe ich nie »jeder
den.Othello" gespielt.
Selt.samer Widerspruch.
ReconvaleScent (auf dem Heimweg«
vom erste» Ausgange): Hm. leicht»
Speisen hab' i geffen, leichte Weinerl
hab' i prunken, ganz wie'S der Herr
Doctor "g'sagt hat. und doch hab i,
scheint'S, a bisjerl schwer aujg'laden!
Fatale Frage. A.: Herr
Bäuchelt, schmeckt's? Bäuchele: O
ja, wissen S>«, ich huldige dem Sprich
wort, was der Mensch ißt dös isch
er! A.: Sehr richtigl Ist denn der
SchweinSdraten gut, den Sic da
«jjen?! z