Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 17, 1893, Page 7, Image 7

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    Teutsche Loealnachrichten.
Provinz Brandenburg.
Die große Eichler'schc Fackelfabrik in
Fehrbellin ist niedergebrannt. 112 Der
Kataster-Jnspector. Steuerrath Wilh.
Schneider in Fränkfnrt a. O. Im
Torfe Drachhausca beging die Zwei-
Hiifners-Wittwe Anna Lehmann, welche
bei ihrem Sohne, dcm Ausgedinzer
Ehristian Lehmann wohnt, an, 25.
November ihren 100 jährigen Geburts
tag.
Provinz Ostpreußen.
Königsberg: s Ter Kaufmann W.
Neudorff, der Ober - Telegraphisten-
Assistent a. T. Frhr. v. Goeckel und der
Buchbindcrincister Adols Knorr. In
dcr Wohnung des WassermüllerS Frie
sen zu Gr. Mausdors brach Feucr aus,
welches das Wohnhaus einäscherte.
In Allcnstcin. das man neuerdings
auch Plcitcnstein nennt, hat sich kürzlich
der dreizehnte Rechtsanwalt niederge
lassen.' Er hofft, hier ebcnsallS scin
gutes Auskommen zu finden. Die hier
beschäftigten fünf Gerichtsvollzieher ha
ben noch immer vollauf zu thun, hatte
doch einer an einem Tage sieben Wech
sel, dic protestirt wurden, eine nach
seiner Meinung durchaus nicht hohe
Zahl. Es sind das alles Anzeichen
eines ungesunden geschäftlichen Zustan
des.
Provinz Westprenßen.
Die Gerinanisirung der Kassuben in
Westpreußcu soll in letzter Zeit große
Fortschritte machen. Als Beweis dafür
wird die Thatsache angeführt, daß in
der Parochic Oliva im vergangenen
Jahre zum cr.ien Empfange des Abend
mahls nur 25 Kinder den Vorberei
tungSuntcrricht in polnischer Sprache
erhalten haben, gegen mindestens 100
in früheren Jahren. Zwischen den
betheiligten Behörden schweben zur Zeit
Verhandlungen über die Niederleguug
des Forts Bousinard bei Neusahrmas
ser. Auf dcr WcltauSstellnng in
Chicago wird die Stadt Danzig nach
den bisherigen Anmeldungen nnr schwach
vertreten sei»; es siud in der deutschen
Abtheilung bis jctzt nur fünf Aussteller
zugelassen, uud zwar in der Gruppe
„Juwclicrwaaren und Schmucksachen":
H. Heymann und A. Zausmer mit
Schinilcksachcn und Luxusgegenständen
aus Bernstein; in der Gruppe: „Par
fümerien, EoSmetica, Seisen. Kerzen":
Emil Morticr und in der Ausstellung
sür Blichgewerbe: Th. Bertling, Ver
lagsbuchhandlung, nnd A. W. Kase
lnanu, Verlagsbuchhandlung. Ueber
das Vermögen des Kausmanns Rnd.
Podding in Danzig ist dcr Konkurs er
öffnet wordcn. 112 Frau L. Eggert,
geb. Wietzke; Hausdiener Hugo von
Eollrepp; früherer Standesbeamter R.
Licrau; Frau Anna Schöppke, geb.
JnSlowski.
Provinz Schleswig-Holstein.
Die Kieler Strafkammer hat den frü
he en Bürgermeister Lentz aus Heili
gcuhafen wegen dreifacher Unterschla
gung in amtlicher Eigenschasi auver
trautcr Gelder zu. neun Monaten Ge
fängniß verurtheilt.—ln Itzehoe feierte
Stadtrath Hirfchberg das 50jährige
Bestehen scincr Fabrik. Am Vorabend
wurde dem Eirunder und E.hef des Äe
schäftS ein großer Fackelzug gebracht,
worauf ei» Kommers im Kaifcrsaal
folgte, an dem gegen 500 Personen
theilnahmen. Am eigentlichen Festtage
hatten die Hänscr der Stadt reiche»
Fahnenschmuck angelegt. Dem Jubi
lar würdc, nach Empfang der Gratu
lationen, von Vertretern dcS Magistrats
und der StadtverordnMn das Ehren
bürgcrdiplom überreicht Tas Fest
essen sand in Egger's Hotcl statt. Der
Stadtrat» hat t 5,000 M. zum Besten
der Arbeiter seiner hiesigen Fabrik und
dieselbe Summe zu Gunsten der Arbei
ter dcr Hamburgcr Fabrik gestiftet und
dcr Stadt Itzehoe 10,000 M. zu Wohl
thätigkeitszweckcn übcrwicscn. 112 Der
Stadtselrelär Adolf Elasfen von Itze
hoe.
Provinz Schlesien.
In dcr KokSanstalt in Porcuiba ist
ein Kessel crplodirt. Ncun Personen
wurden gelödtet und zwölf verwunoet.
Ein im Haufe des Ackerbürgers Arlt
in Pro-kan an dcr westlichen Ringseilc
auSgcbrochciieS Feucr hat vier Häuser
in Aschc gelegt. Mehr als 20 Fami
lien sind obdachlos geworden.—Reichs
graf Arco, Erbherr auf Groß-Gorzütz,
Mähren und Schlesien.
Die Abrechnung nach dcm 4. öster
reichischen BundcSschicßcn (1892) in
Brunn, welche jetzt vorliegt, ergibt ei
nen Abgang von 00,000 Gnlden.
In Jglau hat dcr Drechsler Franz Fritz
beim icherzhastcn Probiren einer alten
«ingcrostetcn Pistole dem Gemcindc-
Vorstclicr Kralty in den Rücken geschos
sen. Der Letztere siel nach rückwärts
und war »ach wenigen Augenblicken
eine Leiche. Fritz stellte sich selbst den
Behörden. Der 21jährige Jakob
Maar, Sohn des Hausbesitzers uud
Restaurateurs Karl Maar in Mahr.-
Bndwitz, gericth mit seinem Bater iu
einen Wortwechsel, woraus sich Jakob
Maar aus der elterlichen Wohnung
entsernte und seitdem verschaffen blieb.
Vor einigen Tagen wurde feine Leiche
an einem Baume hängend aufgefun
den.
Provinz Posen.
Die Strafkammer in Schncidcmühl
derurtheilte dcn Kaufmann Stroscher
aus Bedlin, der den Kaufmann Zitl
mer ans Weißenhöhe auf einer Hasen
jagd daselbst unvorsichtiger Weise durch
einen Schrotschnß getödtet hat. zu einem
Monat Gefängniß. In Springbcrg
brach in dem Wohuhaufe des Muhlen
besitzerS Eduard Geißler Feuer aus.
Ter Altsitzer Wilhelm Geißler, der Ba>
ter des Erstgenannten, wurde ein Opscr
dcr Flammen. Tas Wohnhaus dcS
Kaufmanns Schmitt Wolf fcn. in
Schubiu ist niedergebrannt. s In
Schwerin a. W. der Maurermeiste:
Julius Arter.—ln der Nähe von Fer
guson wurde der Fleischer Kövven au!
Lobsen- todt unter seinem Wagen ge
funden. Die Eltern dcs Fleifcher
mcistcrs Günlhcnberg in Gollontsch hat
te» in fpitcr Abciidstunde noch den
Ofen gcheizl nnd sich dann zur Ruhe
begeben. Als der Sohn am Morgen
das Zimmer feiner Eltern betrat, sand
er feinen Bater. durch Kohlendunst er
stickt, als Leiche vor. Dic Mutter ist
zwar noch am Leben, jedoch ist ihr Zu
stand hoffnungslos.
Provinz Hannover.
s In Hannover der Generalmajo,
a. D. von Oppermann, früher im Jn
genieurcorps und Inspekteur der 5.
und 4. Festilngs-Jnspetlion. der sich
»in die Erforschung der ältesten Ge
schichte unserer Provinz große Perdienste
erworbc» hat. —s Der Provinzialstencr»
direktor Geh. Obcrsinanzrath Jähnin
gen an einem Schlaganfall. Ein
historisch merkwürdiges Hans in Han
nover, das an dcr Langenlaub belegene
EilerS'schc GesellschaftshauS wird jetzt
abgebrochen, um einem Neubau Platz
zu machen. Das Haus war früher Ei
genthum und Wohnung der Gräfin
Grote, die dcm Hofe Ernst Augusts
nahcgestandcn hat. ES wird behaup
tet, diefe Dame habe auf die politischen
Ereignisse dcr Jahre 1848 und 1849
einen wesentlichen Einfluß ausgeübt.
König Ernst August lernte sie 1842
kennen und schätzie die geistreiche Frau
sehr hoch. — Wcgcn fahrlässigen Kalsch
eids wurde der Handelsmann Fr.
Zimmcrmann vom Schwurgericht zu 1
Jahr Gefängniß vernrtheilt. Brand
fälle: In Agathenburg (bei Stade) ist
das Ramdohr'sche Gehöst ein Raub der
Flamme» geworden; zu Klostermuhde
<bei Leer) das große Platzgebäude des
Landwirths Ontje Jderhoff; zn Leer
das von drei Familien bewohnte, der
Firma Vierfuß Müller gehörende
sog. Mühleuhaus am Denkmalsplatz;
zu Lehe das Ludwig'sche Haus in der
Nonnenstraße; zu Lemförde die Spin
nerei und Weberei von K. Oppenhei
incr; zu Tripkau (bei Neuhaus) dcr Hof
des Besitzers Heinr. Brandmann mit
'äinintlichem Inventar.
Proving Westfalen.
s Dcr Verleger der „Bochnmer Zei
tung", Georg Fasbendcr. — fln Holt
wick der Pfarrer Anton Mcyenberg
(geboren in Münstei). Ter Gattin
des Amtsgcrichtsraths Dr. Wcihe in
Bünde, die im Herbst vorigen Jahres
mit eigener Lebensgefahr ein Kind aus
der Elfe gerettet hatte, ist vom König
die Medaille für Rettung aus Gefahr
oerliehen wordeu.— Ueber das Vermö
gen des Ban-Unternehmers KaSpar
Wiegand in Dortmund ist das Konknrs-
Berfahren eröffnet. — Die Weberei von
Franz Mülder ck Sohn in Emsdetten
ist niedergebrannt. Jnstizrath Wex
in Gütersloh fcierte scin goldcucs AmtS
jubiläum und erhielt ans diesem Anlaß
den Rothcu Adler-Orden.
Rheinpr o v i n z.
Die seit einigen Tagen vermißte Ka
lharina Fries aus Eallbach wurde als
Leiche im Glan oberhalb Meisenheim
gelandet. Große Ansregung herrscht
in Lendersdors. Zum zweiten Male
wurde dort ein Dynamit-Attentat ans
die Wohnung des Fabrikbeamten Bran
denburg versucht. Beide Attentate miß
glückten. Im Walde zwischen Düren
und Krauthausen wurde der Lehrer
Hilgers aus Niederau von zwei Bur
schen Nachts überfallen nnd feines Gel
des beraubt. Für die Errichtung des
Kaiser Wilhelm - Denkmals in der
Rheinprovinz hat der Provinzial-Land
lag ans Empfehlung der Special-
Eomiimsion den ersten preisgekrönten
Entwurf von Bildhauer Hundrieser
nnd Archilelt Schmitz (Berlin) zur
Ausführung angenommen. Das Denk
mal soll am 22. März 1897, am hun
dertjährigen Gedenktag des Geburts
tages des verstorbenen Kaisers Wilhelm
1.. enthüllt werden. 112 Landesrath
Robert Weber, seit 1886 Mitglied der
Rheinische« Provinzial - Verwaltung,
ferner der Oberstabsarzt I. Klaff und
Divisionsarzt Dr. Herm. Tievenow.
'icide in Düsseldorf.
Provinz H c s s e n - N a s s a u.
Ueber das Vermögen des unter der
Firma Tuchfabrik Adelshäusen von
Herren Hermann und August Gleim
betriebene» Etablissements in Melsun
gen ist dcr Konkurs eröffnet worden,
die Passiva solle» gegen 800,000 Mk.
betragen.—ln Spangenberg erregt die
Berhastung des früheren Bürgermei
sters S. i» Elbersdorf Anfschen. Der
selbe wird dcr Urtundenfälfchuiig. des
Betrugs u. s. w., begangen in amt
licher Eigenschaft, beschuldigt. Unicr
Anderem hat er Gelder für Geistes
kranke, die vom Krcisau-schnß in Höche
von 050 Mc. bewilligt waren, unker
fchlagen. Der Bürgermeister hat, in
die Enge getrieben, dann auch fchließ
lich eingestanden, das Geld vereinnahmt
zu haben, indessen habe er sich verleiten
lassen, dasselbe dem im Sommer v. I.
cnttlohcncn Bauunternehmer Bachmann
zu leihen. Ferner verlautet, daß S.
noch wcitcre Veruntreuungen begangen
hat.
Königreich Sachsen.
Im Zustande nervöser Ueberreiznng
hat der Schniiedemeister Näther in Kaitz
dnrch Selbstmord seinem Leben ein
Ende gemacht. Der frühere social
demokratische Redacteur dcr „Wurzeiier
Zeitung, der Buchdrucker Peicr Breuer,
der eine ihm wegen Beleidigung auf
erlegte zicrmouatlichc Gesängnißstrafe
abbüßen sollte, ist flüchtig. Der Staats
anwalt in Leipzig hinterlaßt hinter
Breuer einen Steckbrief. —Der Hoboist,
Oberjägcr Krcuzvom3.Jägeiba'.aillon
No. 15 in Würzen hat sich, in Folge
von Differenzen mit seinem HauSwirih,
erschossen. Zittau ist an Grundbesitz
die reichste Stadt «Wachsens. ES heißt
nicht nur die Waldungen des Lausitzer
Gebirges biS zur LandcSgrenze, sondern
cs gehören dazu auch noch 28 Jndu
striedSrser und sünf Dorsantheile.
Wegen WuchernZ wurde der Aitwaa
renhäudlcr Mar Flösse! in Zittau, dcr
von dcr Inhaberin eines Pensio
nats, sowie von einem Lohnkellner 100
bez. 133, für die Restzahlungen aber
noch höhere Procente verlangt und er
halten hatte, zu einem Mouat Gefäng
niß verurthcilt. Das Landgericht
Zwickau vcrurthcilte den Kafsirer des
Sparvercins zu wchSiisels, Bergardei
ter Näser. wegen Unterschlaguitg von
1200 Mark Vereinsgcldcrn zu 1 Jahr
N Monaten Gesängniß. Die seier
liche Eröffnung der neucn Eisenbahn
linie Fälkcnstcin-Mulaenberg, welche
die Linien Zwota-Klingelthal lind Fal
tcnstein-HerlaSgrün untereinander ver
binden soll, hat jctzt stattgefunden.
Der vor einigen Wochen aus Ellcseld
verschwundene Webermeister und Haus
besitzer August Morgner ist noch nicht
wieder zurückgekehrt. Er war 'Verwal
ter der dortigen Privatsparkaffe, in
welcher sich jetzt ein Fehlbetrag ergeben
hat. Man glaubt, daß Morgner Selbst
mord begangen hat. Der im städti
schen Einwolineramte beschäftigte Raths
expedient Richard Bernhard Jülich in
Großenhain ist flüchtig geworden, nach
dem er sich der Unterschlagung von ihm
vereiniiahmtcr Gelder schuldig gemacht
hatte. Ter Besitzer dcs Rittergutes
Skassa, Frhr. von Milkau, wurde bei
Hohnstein in dcr Sächsischen Schweiz
als Leiche anfgefnndcn; er war einem
Schlaganfall erlegen.
Sachfen-Me i n i n g e n.
Die MichaeliS'sche Porzellanfabrik in
Rauenstein ist vollständig niederge
brannt.—Die Gattin des früheren, jetzt
im Gefängniß befindlichen Kassirers der
Saatfelder BcreinSbank, Bernhard
Bormann, ist jetzt in Gera, wo sie seit
einiger Zcit lcbte, verhastet wvrdcn.
Die Dame ließ einen Tausendiiiart
schein wechseln. Dadurch veranlaßt,
soll eine Haussuchung crsolgt sein, die
das Vorhandensein von 20,000 Mark
ergab. JedensallS wird der Bctrag dcr
vcrkrachten Bereinsbank zu Gutc kom
men. In Satzungen ist die Einsüh
rnng des neucrivahlte» Bürgermeisters
Marr-Mciuingen i» das Amt, trotz des
Protestes einiger GeniciiidcruthSmitglie
dcr, crsolgt.—Kaufmann F. Sturm in
Themar feierte sein 25jähriges Jubi
läum als Stadtverordneter. In
Werilhausen feierte der Direktor dcr
großen Kamnlgarnspinnerci, Koch, das
isjährigc Geschäftsjnbiläum.
Königreich Bayern.
Ter AintSgcrichtSsecretär I. B.
haustmann von Regen wurde zu einer
Vefängnißstrasc von 2 Jahren und v
Monaten wegen einer Reihe von Unter
schlagungen. im Amte verübt, verur
lheilt. Müller Josef Biclmaier und
sein Brndcr Alois in Händlern beschäf
tigte« sich mit Abeisen des Wasserrades
»er Mühle. Tas Rad kam durch Zu
fall iu Gang und.beide stürzten voi
der Leiter ab und kamen in'S Rad
Alois Bielmaier blieb augenblicklich
odt, während sein Bruder Joses nur
ttnen Rippenbruch erlitt. Ten 34-
jährigen Inwohner Joses Freund, in
Waldkirchen welcher seinen erst wenige
Monate allen Sohn fortgesetzt in der
brutalsten Weife mißhandelte, so daß
sas Kind schließlich infolge der Miß
handlungen starb, verurtheilte das
Straubinger Schwurgericht zu 9 Jah
ren Zuchthaus. Ein sog. Blockhaus
außerhalb Polling brannte total nie
,er. In den Flammen käme» vier
Personen um: der 70jahrige, vollstän
dig gelähmte Schwiegervater deSHaus
iigenthümers und des letzteren drei
.Nädchen im Alter von einem bis drei
fahren. Das vierte Kind, ein s>jähri
zcr Knabe, konnte sich noch durch ein
Fenster retten. 112 Der frühere Land
iagsnbgecnduete. Pricster Dr. S;am
-ninger, Führer dcr unterfränli!chen
Hentrnmspartei, ein hervorragender
Redner nnd Schriftsteller. Die
Kinödmühle des Mühlbesitzers Schweig!
in Zwiesel ist mit großen Borräthen
oon Getreide und Baumannssahrnisscn
ibgcbrannt.
Königreich Württemberg.
Dr. Ed. Joscuhans von Merklingen
inachie bei seinen Verwandten in Ger
lingen einen Besuch. Abends wollte e»
über Ditzingen per Bahn heimreisen,
aber kaum eine halbe Stunde von Ger
lingen besiel ihn cinc Schwäche; er sank
seiner ihn begleitenden Nichte in die
Arme nnd war nach wenigen Minuten
iine Leiche. Brandsälle: In Betzen
veiler (bei Riedlingen) sind die Wohn
iind Oekonomiegcbände des Besitzers G.
Bammelt ein Raub der Flammen ge
worden; in Emmclhofen Wohnhaus
und Scheuer des Schmieds Alois Notz;
in FreuÄenstadt das große Geschäfts
haus des Kaufmanns Fr. Stock am
Markt; in Hetlingen die Wollspinnerei
von Joses Hipp und die augebaute
Knaus'fche Sägemühle; in Mühlhausen
das Haus der Wittwe Natter; in Na
ber» Wohnhaus nnd Scheuer des Bau
!rn Christoph Zimmermann; in Neu
lirchen das von Uhrcnmacher Füssinger
und Schuhmacher Schoch gemeinsam
bewohnte HauS; in Spielbcrg (bei Na
gold) Wohngcbäude und Scheuer des
Bauern Seeger; in Ulm dos Hinter
haus des Hotels zum Kronprinzen.
Dem in Ostasrika an dcr Malaria ver
storbenen Hauptmann Krenzler, wel
cher in Allbierlingen seine Jugendjahre
im Hanse seiner Elter» verlebte, soll
jetzt hier ans den» „Wolsert", ans dem
auch das Kriegerdenkmal und der Aus
sichtsthurm ihren Standort gefunden
haben, cin wurdige-Z Monument crrich
tcn werden. In Eltingen stürzte der
83 Jahre altc Fr. Abcrle aus dem Fen
ster seiner Schlafkammer aus da« Pfla
ster hinab und starb bereits kurze Zeit
darauf. --- s In Fellbach Jacob Heydt,
Vorsteher dcr Hahn'sche» Gemeinschaft
und früher Reisebifchof für die Geniein
'chaften Württembergs und Badens.
Groß h cr zogt h u in Baden.
Behufs Gründung eines Frauen
heims vermachte Frl. Elise Schweizer
der Stadt Mannheim testaineittarisch
20,000 M.—Dcr bei dcr Mannheimer
Filiale des Berliner AustunftbnreanS
von Martin Bürgel angestellt gewesene
Kaufmann Friedrich Wilhelm Berstorf
von Zoblitz wurde wegen Unterschla
gung von 000 M. eingegangener Knn
dengcldcr zu 0 Monatcn Gefängniß
verurtheilt. —Der Maurer Franz Wal
ter von Sulzfeld stieß an einem Neu
bau in Mannheim den Maurer Höhnle
von Epvelheim nach einem Wortwechsel
im Jähzorn von dcm drei Stockwerk
hohen Gerüst herab. Höhnle blieb so
fort todt, Walter ist verhaftet. —s In
Lörrach Revifionsinsptklor Wilhelm
Maier.—s Frau Albertine Sieker, geb.
Mlinding in Meßkirch. Der alte
Wittwcr Marimilian Mattes sicl so
unglücklich die eigene Treppe hinunter,
daß er nach knrzer Zeit starb. —Der in
Müllheim verstorbene Belchenvater
VulpiuZ hat der Stadt sür'S Spital
5000 M. vermacht. Die 14jährige
schwachsinnige Tochter des Steinhauers
Zechiel in Psorzhcim, deren Kleidcr sich
am Oscn entzündet hatten, ist in der
väterlichen Wohnung verbrannt. Zwci
jüngere Geschwister konnten nur mit
Mühe gerettet werden. Im nahen
Enzberg wurde dcr Gerichtsvollzieher
H. verhaftet. Er ist beschuldigt, den
Wechselsälscher nnd Betrüger Sch., der
steckbrieflich versolgt wird, heimlich in'S
Ausland befördert zn haben, nachdem
ihm dic Strafthat dcs Sch. betaun!
war.
Ans der Rheinpfalz.
i In Insheim, Heinr. Beckenhaubt
Ixheim, Ehristian Brill; Kaiserslau
tern, Premicrlleutcnant a. D. Joh.
Haller, Rentnerin Frau Aug. Zorn;
Kallstadt, Margarethe Henninger;
Kandel, Verwalter der pfälz. Eisen
bahnen Mich. Vaillant; Katzweiler,
Privatier Joh. Willing; Kirrweiler,
Ehristian Weis; Landau, Frau Marg.
Gag, geb. Hammer, Heinrich Feith,
Jakob HilSdorf; Landstuhl. Frau
Marie Gabel, geb. Geiger; Ludwigs
hafen, Malermeister Heinr. Platz, Frau
Luise Erb, geb. Spitzfaden. Adam
Hilsheimcr; Mchlingen. Wwe. Philipp
Schmitt, geb. Wcbcr; Mußbach, Ludw.
Buchcrt; Mutterstadt, Hosvcrwaltcr
Heiur. Lehn; Ncunkirchen, Lehrer Ehr.
Zimmermann; Neustadt. Joh. Helm
städter, Pens. Waldhüter Joh. Horn,
Schutzmann Joh. Kieser, Wilhelm
Conver, Werkmacher Friedr. Winter,
Pens. Lokomotivführer Jean Schollen
berger, Notariatsgehilfe Aug. Mühl;
Oberlustadt, Frau Marg. Heiliger,
geb. KrcbZ; Odernheim, Lehrer Joh.
Pfleger; OggcrShcim, Milchhändler
Gottsr. Mcrsingcr; Pirmasens, Privat
mann Franz Endlich, Wwe. Friedrich
Gölz, Marie Ranst, Frau Kath.
Meiier, geb. Kaiser. August Sicbsr;
Queichheim, Wwe. A. Engelhardt, geb.
Bender; Rcichsthal, Lehrer Joh. Wen
tel; Rockcnhausen, Wwe. Jakob Külz:
Ungstein, Fran Elisabeth Kück. geb.
Trcfchi Weisenheim a. 8., Bäcker Adam
Psarraints-Eandidat Heinrich
iesscr; Wilgartswiesen, Michael Maus
hardt; Zweibrückcil, Frau Julius
Schmidt, geb. Ottmann, Emilie Baum,
Franz Eduard Fritz. Ueber das Ber
mögen des Handelsmannes Samuel
Strauß in Ludwigshasen ist der Kon
kurs eröffnet wordcn. Maria DavidS
höfer in 'Neustadt, welche als älteste
Tochter dic Haushaltung ihres Vaters,
cincs Wittwcrs, führte, hat sich aus
Liebeskummer mittels Karbolsäure ver
giftct. Dcr wegen Körperverletzung
nit nachgefolgtem Tode angcklaglc
Zwicker Heinr. Jacob» von PirmafcnS
wurde zu 12 Jahren Zuchthaus vcrur
theilt.
Elsaß-Lothringen.
Die Eltcrn des am 17. Scptcmbe»
bei dem Eisenbahnunglück in Köln um s
Leben gekommenen Kürassiers Schnei
der aus Osthaujen haben von der Bc
triebs-Direction der rheinischen Eisen
bahn (Köln-Düren) eine Entschädigung
von 20,000 Ml. erhalten. Tic
deutsch-amcrikanische Petrolcnm-Gescll
schast zu Bremc» errichtet in Hüningen
zwci große Pctrolcnm-Rcscrvoirs und
sonstige Anlagen zur Lagerung und
Spedition von gereinigtem Petroleum.
Die Privat - Lehrerin Rohr in
MaiiiSinünster wurde wegen Berleuni
dung de-S Hauptlchrcrs uud dcsscn Frau
in an das Ministerium gerichtete»
anonymen Briefe» zn fünf Monaten
Gefängniß verurthcilt. —Iu Rirhcini
hat dcr Scilcrmeister Frifch fcine Ehe
frau mit einer Axt erschlagen, weil die
selbe ihm Vorwurfe machte, als er be
trun!en nach Hause tau,.
Brann 112 ch we iz.
s In Brannschweig der Gymnasial
lchrcr Professor Dr. Steinalter.
Nachdem erst vor Kurzem der Sekretär
der herzoglichen Staatsanwaltschaft,
August Kyrath. wegen mehrfacher Un
terschlagungen ihm dienstlich anver
traute! Gelder nnd Büchersätschuiigen
in Untcrsuchungshast genommen wurde,
erregt seht der Selbstmord des Fiuanz
revijols der herzoglichen und
Skeuerdirektiou. Hermann Bühriug in
Braunjchweig. Aufsehen. Als mehr
fache Bcruntrcuungeii. die sichßühnng
im Amte hatte zu Schulden kommen
lassen, entdeckt wurden, verlief; er seine
Wohnung und ertränkte sich in der Oker
bei Eisenbüttcl. Der erste GcrichtS
fchreiber beim Landgericht. Otto Al
brecht. hat sich in der Nähe von Wol
fenbuttel erhängt. Nachträglich hat sich
denn herausgestellt, daß Albrecht zahl
reiche Depositen, zum Theil von sehr
beträchtlicher Hohe, unterschlagen hat.
Das Schwurgei'cht rerurtheiltc den
Geheimen Kaiizlistei! und Rcgistralur
gehilfe» beim hiesigen Landgericht,
Richter, wegen verschiedener Unlerschla
gllugeii uud Urtunoenjäljchungen zu
vier Jahren Gefängniß.
Anhalt.
s In Dessau Staatsminister a, D.
Anton von Krosigk. Die große Holz
schneidern von Tuchmann uud Sohn
in Dessau wurde durch cinc gewaltige
Fcirersbruint in Asche gelegt. Ter
Moiücur Oiustav Körting von Dessau
wurde in München, als er in dein Ma
schinenraum eine- dortigem Hotcls die
Sclbstöler zwischen Schwungrad und
Maschine nachsehen wollte, von einem
rotirenden Heb.'l an den Kleidern er
faßt und in das tvetricl',' gezogen, fo
daß ihm inchi nur der Arm. wildern
auch der Kopf vollständig vom Rumpfe
abgerissen, der Leib verstümmelt und
die inneren Organe, w e Herz n. s. w.,
umhergeschlcudert wurden. Ter Rumpf
mußte stuckweise aus der Maschine ent
fernt werden. Ueber das Bcrmögcn
des Mühlcnbcsitzers Franz Böttcher in
Güsten ist der Konkurs eröffnet worden.
Oldenburg.
s Obcrjustizrath Friedrich Pople» in
Eutin. 112 In Lastrup Dechant nnd
Kirchenrath Dr. Wulf. Ueber das
Bermögen der Obcrftein-Birkenseldcr
Spar- und Leihbank ist der Konkurs
erklärt worden. Der Muller Hahn
von der Wackcnmühir, der schon seit
einiger Zeit ein trübsinniges Wesen ge
zeigt hatte, wurde im Rhanncr Walde
gelegentlich eines Treibjagens erhängt
ausgesundeu.—Mit dem I. Januar
find die bis seht fertiggestellten Theil
strecken Ellenserdamm - Bockhorn nnd
Varel-Bramluge der im Ban begriffe
nen sog. Bareler Ringbahn dein Vcr
kehre übergeben. Das Oldenbnrger
Schwurgericht verurtheille den wegen
einer großen Anzahl von Urkundenfäl
schungen und Unterschlagungen ange
klagten früheren Gemeindepfleger in
Elsbcck und Postagenten Heinrich Bös
in eine Gefängnißstrafe von fünf Jah
ren.
Alpenprovinzen.
Der Gerichtskanzlist Alois Tosch ans
Pcttau wurde wegen Veruntreuung im
Amte zu vier Jahren schweren Kerkers
mit einem Fasttag in jedem Monate
vernrtheilt. —ln Cilli wurde Karl
Weiß wegen meuchlerischen Gattcnmor
des zum Tode durch den Strang verur
theilt. 112 In Fehring Bürgermeister
und Lederfabrik«»! Franz Siuziiiger.
In Sand erschoß der Jagdaufseher
Johann Laner seinen 18 Jahre alten
Sohn durch Unvorsichtigkeit aus der
Jagd.—ln Teilt, dem 1892 Meter
hoch gelegenen, zweithöchsten Torfe
Oesterreichs, hat dieser Tage eine dort
noch nie erlebte Feier stattgesunden. Es
hielt nämlich das bäuerliche Ehepaar
vom „Schmalzer-Hof" die goldene
Hochzeit. Aus diesem Anlaß wurde
das „Schmalzer-Baterle" mit seinem
„Weibele" nnter feierlich
zur Kirche geleitet, worauf dann die
Einsegnung des Jubelpaares und der
FcstgotteSdienst stattfand. Nachher folgte
ein ortsübliches Hochzeitsmahl, bei wel
chem das noch sehr rüstige „Schmalzer-
Vatcrle" sich sogar zn ein paar Jodlern
und Schnadahüpseln verstieg.
Schweiz.
Herr Henri Moser in Schaphausen
hat der Weltausstellung in Chicago eine
Sammlung von centralasiatischen Re
liquien angeboten, die er auf fünf Er--
peditioneu gesammelt hat. Er sagt,
die Sainmlnng habe einen Werth von
40,000 Dollars und umfasse allerlei
Sachen, z. B. Armleuchter, Stickereien
und Statuen, alles Geschenke von ccn
lralasialischen Monarchen. In Löh
ningen wurden der Gabelmacher Wal
ter, dessen Frau und ihr halbjähriges
Kind ermordet im Bett aufgefunden.
Sie waren mit einer Axt erschlagen und
zwar dem Mann der Kopf weggefchla
gcn worden, daß er in der Ziminerecke
lag. Anfangs glaubten die Behörden
an cinc» Raubmord, und es wurde
unter dem Perdacht der Thäterschaft der
Schmied G. Hcpp von Gächlingen ver
haftet. Im Laufe der Unteisuchung
stellte sich jedoch heraus, daß nicht Hcpp
die furchtbare That verübt hat, sondern
der Bruder der ersten Frau des Ermor
deten, Jakob Müller. Infolge dieses
dreifachen Mordes regen sich im Kanton
sie Anhänger der Todesstrafe wieder.
Hakob Surbeck in Oberhallau hat die
Sache in die Hand genommen und eine
Jn'tiationSbewegung zur Wiederein
führung der ?odcsstrafc eingeleitet.
Die nöthige Anzahl Untcrschristen wird
voraussichtlich in sehr kurzer Zeit ge
zeichnet sein.—f In Sieina a. Rh. Dr.
Snter.—Die Bierbrauerei zum „Stor
chen" in Trasadingcn ist niederge
brannt. Der Eigenihümer der Braue
rei ist unter dem Berdacht der Brand
stiftung verhaftet worden.
Der Stcindrncker Hein
rich Franz Wollmann hat in Frankfurt
a. M. jeiue Braut im Stadtwalde er
schaffen und sich selbst einen Schuß i»
die linte Schläsc beigebracht. Etwa
200 Schritte vom Waldrande wurde
die Leiche der am 9. Novemder >874 zu
Ossenbach geborenen nnd in der Gar
tenstraßc bei ihrer Mutter wohnende»
Elisabeth Baner gesunden. Wollmann,
welcher die Polizei nach dcm Schau
platz des Mordes führte, warf sich in
wahnsinnigem Schmerz auf die Leiche
und küßte sie wiederholt. Kr wurde
dann nach der Wache des 8. Reviers ge
führt. wo er folgendes angab Er habe
die Absicht gehabt, Franlfurt zn ver
lassen. seine Braut sei damit nicht ein
verstanden gewesen, nnd beide hätten
dann den Entschluß gefaßt. zu sterben.
Sie seien in dc» Wald gegangen, wo
kr sich Anfangs geweigert habe, seine
Braut zu erschießen, endlich hade er
ihren Wunsch aber erfüllt, indem er sie
mit einem Revolver in die rechte Schläfe
schoß. Dann habe er den Revolver ge
gen sich gerichtet. Der erste Schuß sei
fehlgegangen, der zweite habe ihn nur
verlebt und dir übrigen drei Patronen
hätten versagt. Nachdem seine Absicht
auf diese Weise miiilunge». habe er sich
selbst der Polizei stellen wollen.
Eine junge Dame in
Bayreuth, die einzige Tochter eines
Lehrers, die dieser Tage eine» Ball be
suchen wollte, hatte sich zu sest geschnürt.
Im Garderobenzimmer wollte sie die
Ballschuhe anziehen, sie bückte sich und
fühlte sich bald nnwohl. Ohne getanzt
zn haben, begab sie sich nach Hau e, es
wurde der Arzt gerusen und dieser stellte
fest, daß infolge zu engen Schnürens
ein Darm geplatzt sei. Am anderen
Nachmittag starb die Dame.
Man lchreidt auS Lon -
don. 14. Januar: Die raich ange
fchivollene Bewegung gegen dic drohende
Einführung der Krinoline scheint mit
einem Male ein Ende erreiche» zu sol
len. Noch gestern hing eS wie ein Un
gcwittcr über uniercm Haupte. Man
fühlte sich wie einer unabwcndbaren
Heimsuchung des Schicksals gegenüber,
wenn auch nach allen Seiten hin blind
lings auSgeschlagcn wurde und die
Anti-Krinolincn-Liga tüchtig ins Horn
stieß. Fast schon verzweifelnd, klam
incrte man sich gestern an den Ret
tungsanker in der Form eines Appels
an die Prinzessin von Wales. Sie gilt
ja. in England wenigstens in Bezug
auf dic Entwicklung dcr Mode für
einen wichtigeren Faktor, als irgend
eine andere Dame der Welt
wenn auch natürlich lange nicht so wich
tig, wie einige Herren in Paris. An
sie sollte seitens der bereits im Vorge
fühl lommciider Hilsslosiglcit zappcin
den Frauenwelt Englands in aller
Form eine Fürbitte zum Schutze gegen
das noch unsichtbare aber bestimmt
nahende Ungethüm gerichtet werden.
Wenn die hohe Frau erklären wollte,
sie würd: kciue Krinotinc tragen, so
war da- jedensalls ein mächtiger
Schwcrtschlag gegen das Monstrum.
Da wagte sich nun ein neuer St. Georg
in dic Höhle dcssclbcn selbst. Der Pa
riser Eorrespondciit oeS „Daily Ehro
nicle" hat einen dcr ">lsssisurs"
Worth interviewt, in dessen Hanse ja
die Krinoline ihre Wiedergeburt seiern
soll. Und was sagte nun dieser mo
derne Drachenhütcr: „Krinoline?" ries
er ans, „wir wissen nichts davon in
Paris, außer was einige Damen von
London aus davon berichtet haben."
Wäre es möglich! Oder sollten die
Mode-Tyraiiiie» .nun noch rechtzeitig
kingelenlt und doch cin wenig Angst
bekommen haben vor der so mächtig
angeschwollenen Stimme der englischen
Frauenwelt?
Die Devise des Prinzen
von WaleSl „101, clis»" wird oft citirt,
um naincnllich den höheren Gesell
schaftsklassen. in erster Reihe dcr Ari
stokratie, ihre jocialen Pflichten vorzu
halten. uud Diejenigen, die diesen
Sprnch i» solchem Znsamincnhange an
wenden, sind ersichtlich der Meinung,
daß die erwähnten Worte etwa dasselbe
heißen sollen, wie der berühmte Aus
spruch Friedrichs des Großen: er be
trachte sich als den ersten Diener des
Staates. Nun sind aber die Worte
„1«li clion" eine Art von linguistischem
Natnrspiel; sie sind gar nicht deutsch
und bedeuten etwas ganz anderes, als
sie zu bedeuten scheinen. Sie sind kel
tisch und lauten in uncorrumpirter Ge
stalt: „kiüh was soviel heißt
aIS: „Dies ist Euer Mann!" Im
alten Schloß Eaernavon wirddasZim
mer gezeigt, wo der erste Prinz von
Wales geboren wurde. Die Bevölke--
rung von Wales hatte dem König
Eduard!. erklärt, daß sie nur einem
Statthalter, der cin Prinz ihrer eigenen
Nation fci, t>«lge leisten wolle. So
fort ließ Eduard, mitten im Winter,
seine Gemahlin Eleonore herbeiholen,
um heimlich ihre Niedcrkunst in dem
Schlosse Eaernavon abzuwarten. S>e
gebar einen Sohn, woraus der König
die Bornchmsten dcs Landes herbeirief
und sie fragte, ob fie sich der Regierung
eines Prinzen untcuversen wolllen, der
in Wales geboren sei und kein Wort
englisch sprechen könne. Als die Frage
bejaht wurde, präsentirte er ihnen sei
nen cbcn geborenen Sohn, indem er
ausrief: („Die-ist Euer
Mann!")
—Am 1. J> anuar kehrte der
Gyinnasiallehrcr H. mit seiner jungen
Frau von der Hochzeitsreise nach Berlin
zurück. Das erste, was feine Gattin
that, war, daß sie in einem Mieths
burcau nntcr dcr stattlichen Zahl der
Lewc>be> innen znr größeren Vorsicht
ei» Dicustmadche» answählle, dessen
äußere Ericheiuung ihr alle Garantie
gegen das Auskeimen eifersüchtiger Re
gungen in ihrer Brnst zu bieten schien.
Als nun am nächsten Morgen das
Mädchen mit dem Kaffee in das Zim
mer trat, in dem das juuge Ehepaar
am Tiiche saß. stieß sie einen Schrei
au-, ließ das Kaffeegeschirr aus den
Händen lallen und stürzte in die Küche
zurück. Hier fand sie die ihr uucheücnde
Frau weinend. Nach deni Grunde
ihres auffälligen Benehmens gefragt,
gab die schon etwas ältliche Jungfrau
bitterlich schluchzend folgende Erklä-
„Madame, hier bleibe ick kccue
Minute länger. In Ihren Mann habe
ick mir schon verliebt, als er bei Jeheim
raths unsere Kinder Stunde jab, und
ick ihm immer ussjcmacht habe. Ick
»achte, er is jar nich mehr in Berlin.
Nee, so wat. Madame, ick verlange mei
nen Schein, aber jleich." Sprach's,
packte ihre Sachen nnd ließ die hilflose
junge Frau >n Roth und Verlegenheit
sitzen.
Der Zeitschrift für Lust
schiffsahrt zufolge ist dem Generalliente
nant William F.ierS in En.zland ein
Sichcrh?ilS-'.'<nlloii pateiitirt worden.
Wie man seit zwei Jahrzehnten im
KriegSschissSbo» durch die Zellencon
striiction im eingetauchten Schisssrunipf
die Wirkniig einschlagender Geschosse
oder Torpedos zu lokalifire» sucht, in
dem nur die getroffenen Abtheilungen
»01l Wasser lausen, dem Schisse aber
die Schmiinmsähigtcit erhalten bleibt,
so erhält der neue Ballon, der die Ge
stalt eines hohen Ringes hat, eine An
zahl gaSdichicr Abtheilungen. Der Er
sinder ist der Ansicht, daß der Ballon
hinreichende Tragfähigkeit behält, wenn
eine der Abtheilungen durch eine Ge
wehrkugel od.'r auf sonstige Weise einen
Nitz belommen sollte. Gleichzeitig trägt
der Ballon cinc bewegliche und abnehm
bare Hülle über dem hohlen Ring,
welch? sich beim Fallen des Ballons
ausspannt und so als Fallschirm wir
lcnd. den Absturz des Ballons verhin
dert. Sollte der Ballon in die See
fallen, so soll er als Rettungsboje wir
ken uud die Gondel mit ihren Insassen
Über Wasser halleu.
Etwas von den Pariser
Pelzmoden: „Dcr König der Pelze für
diesen Winter ist dcr „Schwarze
Fuchs", der in Kamtschatka zu Hause
ist. Scin Fell gilt zwischen 2000 und
0000 Francs, also kostet ein mit
Schwarzsuchs gefütterter Mantel die
Kleinigkeit von 50,000 Francs. Nach
dem Schwarzfuchs kommt der Blau
fuchs, dessen Fell von 500 bis 2SOO
Francs im Preise schwankt. Ein gan
zer Mantel kommt aus etwa 25,000
Francs. Das Fell des sibirischen Bi
bers kostet wieder zwischen 2000 und
j»000 Francs, cin Mantel 30,000 bis
40,000 Francs. Vom schwarzen Zo
bel kostet der Besatz eines Mantels etwa
25,000 bis 30,000 Francs. Z» den
billigsten Pelzen gehört noch dic sibiri
scher Otter, von der man cinen
einfachen Pelzrock „schon" um 0000
Francs bekommt. Jnteressiren mag
auch die Bemerkung, daß die
Mlisfe, heutc ausfchlicßlich zur
Toilette dcr Damcn gehörig, am
Ende dcs siebzehnten und am An
fange dcs achtzehnten Jahrhunderts
von Männern getragen wurden.
Dic Mode kam aus Italien und aus
dem italienischen Worte „Mancia"
stammt auch das Wort „Mauchon",
womit die Franzosen die 'Muffe bezeich
nen. Besonders die Größe oer Muffe
war damals sehr dem Wechsel der Mode
unterworfen, bald trug man sie ganz
groß, bald winzig klein. Ein Pelz
händler in Eacn, den die Mode der
kleinen Muffe begreiflicherweise fchr ver
droß, kam anf ein originelles Mittel,
dic großen wieder in Aufnahme zn
bringen. Er fchcukte dem Scharfrichter
einen Louisdor und eine kleine Muffe,
die jener am Tage einer Hinrichtung tra
gen innßte. DerHenkererfchicn richtig mit
einer kleinen Muffe auf dcm schaffot.
Sofort kamen dic kleinen Muffen ab.
Aber der Polizeiofficier hatte ebenfalls
eine kleine Muffe bei der Hinrichtung
getragen, ließ dcn Henker kommen nnd
dieser gestand, wie er in den Besitz des
Pelzwerks gelangt Ivar. Schließlich
wurde der Pelzhändler in's Gefängniß
geworfen, trotzdem cr betonte, daß er
seine Waare verschenken könne, wie er
wollte. Das Parlament zu Rouen gab
ihm auch Recht und zuletzt wurde dcr
Polizeiofficier verklagt uud vernrtheilt,
den Kaufmann rcichtich zu entschädi
gen.
Die neueste Nummer
dcr Wcstcrmann'schcn Monatshefte fetzt
die Veröffentlichung von Emin Paschas
Rcisc-Allfzeichnilngen fort. Besonders
interessant ist die Schilderung, in wel
cher Emin die Gefühle beschreibt, die
ihn beim Herannahen des ersehnten
Augenblicks der Wiedervereinigung mit
seinen alten Gefährten bewegten. Er
läßt da einen Theil seiner Znkuiists
pläne durchblicken. Er schreibt n. A.:
„Lager Widinda, Ulcgga. Der heutige
Tag hat nicht enden sollen, ohne mir
Freude zu bringen, obgleich es Freitag
ist. Ich war um 11 Uhr 30 Min.
Vormittags abmarschirt und hatte, über
sehr hügeliges Land marfchirend, gegen
2 Uhr Nachmittags das hiesige Lager
erreicht und mich gegen 3 Uhr gerade
zum Essen gesetzt, als plötzlich ein Mensch
erscheint und mich mit strahlendem Ge
sicht begrüßt ein alter Bekannter!
Als ich nämlich mit Stanley vom Al
bertsee abmarschirte, hatte ein Walegga-
Ehcf, Bakaivuggo. es sich nicht nehmen
lassen, mich mit zwei seiner Leute bis
an den Seinliki zu begleiten, und nun
hatte er gehört, daß Europäer kämen
und diesen Mann den einen jene,;
beiden —gesandt, um zu sehen, wer die
Fremden seien. Dn kannst dir denken,
wie überrascht der Mann war, den
„Midju" (mein Name hierzulande, be
deutet der Bärtige) in Person zu fin
den. Meine Soldckcn sind also wirk
lich noch da, unter Selim Bey und
Bachit Aga, und ich werde sie wieder
sehen, und die Dampser sind auch noch
da. Und die Leute warten ans mich!
Ich habe sofort zwei Zeilen geschrieben
und den Brief noch heute fvrtgesaudt;
er soll übermorgen um Mittag in Bit
gombe ankomme», wo jctzt das Haupt
quartier zu sein scheint. Jedenfalls
werden mir die Lente entgegenkommen,
und ss kann ich einige von ihnen schon
am 20. oder 21. wiedersehen. Bei
Madjamboni, wo ich für cinigc Tage
lagern muß, wird sich die Zukunst ent
scheiden. Folgen mir die Leute, nun,
so halte ich zu ihnen nnd wir trennen
uns nicht mehr von einander; folgen sie
mir nicht oder wollen von mir nichts
wissen, so muß ich sie ihrem Schicksal
überlassen nnd mit der Erpedition wei
terziehen. Noch wenige Tage entschei
den darüber."
Eine origi nelle Art, die
Entfernung der Fixsterne von der Erde
zu verdeutlichen, wählte dieser Tage in
einem Bortrag zu London der bekannte
Astronom Sir Robert Ball. „Ein
Telegramm", sagte er, „wurde in einer
Secunde die Erde sieben Mal umkreisen
und in wenig mehr als einer Secunde
nach dem Mond gelangen können. Die
Sonne erreichte es in etwa acht Minu
ten; wie lange aber glauben Sie,
brauchte es bei einer Geschwindigkeit
von 180,000 Meilen per Secunde zu
unserem nächsten Fixstern, dem Alpha
Eentauri? Wohl nicht weniger als
drei Jahre! Wenn dies aber schon bei
unserem nächsten Firstern der Fall ist,
was gilt erst von den entfernteren ? Es
gibt Sterne, die so fern find, daß sie
eine Tcpesche von der Schlacht bei Wa
terloo heute noch nicht erreicht hätte-, es
gibt noch entlegenere Sterne, die selbst
eine Depesche aus dem Jahre 1000,
welche ihnen die Landung Wilhelms
des Eroberers meldete, heute noch nicht
erhalten hätten. Ja noch mehr! Wenn
die frohe Botschast von der ersten Ehrist
nacht vor neunzehn Jahrhunderten auf
diese Weise durch s Weltall verkündet
worden wäre, so gäbe es immer noch
Sterne, zu denen diese Nachricht noch
nicht gelangt sein würdc, wenn sie auch
alle diese 1892 Jahre hindurch mit der
enormen Geschwindigkeit von 180,000
Meilen per Secunde dahingeflogen
wäre!" 7