Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 30, 1892, Page 7, Image 7

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    »>««tsche Lseamachrtchten.
Provinz Brandenburg.
Bei einem Reparaturbau an
katholischen Kirche in Rathenow stürzte
ein Bogen ein. Vier Personen sind
schwer verletzt worden; mit leichteren
Verletzungen kamen zwei Zimmerleute
davon. In Waßmannsdorf ist der
im ganzen Teltower Kreise bekannte
und geachtet« Standesbeamte, Lehrer
Eiesecke. an den Folgen einer Opera
tion gestorben. ES wird beabsich
tigt, am Grabe de« Dichters Heinrich
d. Kleist aus der Waldeshöhe bei
Wannsee eine Marmorbüste des Ge
feierten zu errichten. Die Anregung
dazu geht von dem Verein der Litera
turfreunde zu Berlin „Die Klause"
«niS und foll verwirklicht werde», so
bald die Familie von Kleist die Zu»
stimmuug zu dem Vorhaben gegeben
hat.
Provinz Ostpreußen.
In dem Dorfe Jnultzen wurden zwei
»ein Gastwirth Baumgarth und dem
Schneidermeister Krause gehörigeWohn-
Häuser ein Raub der Flammen. Ein
kleines Kind der Jnstfrau Slopiänka
in den Flammen um. Der Un
'terossizier Rosenkranz von der 12. Com
pagnie des Infanterie-Regiments in
Osterode hat sich mit einer Platzpatrone
'erschossen. In Pillau erhängte sich
der Amtsdiener Schimmelpfennig auZ
Alt-Pillau, welcher sich wegen Sittlich'
kcitsverbrechens in Untersuchungshaft
besand. Sechs Wohnhäuser in der
Burggaffe in Rössel sind bis auf de»
Grund niedergebrannt, wodurch lii
Familien ihr Obdach verloren haben.
In Abbau Hohendorf wurde di«
Jäschke'sche Dampfmühle total einge
äschert. Die neue Eisenbahnstrecke
Stallupönen-Pillkallcn ist fertiggestellt
und am 1. November in Betrieb gesetzt
worden. An demselben Tage wurde
auch die neue Strecke Tilsit-Ragnit dem
Verkehr übergeben.
Provinz West Preußen.
Das Haus des Kaufmanns Wiar
talla in Lautenburg ist abgebrannt.
s In Marienburg Dr. Waldemar Berg.
Der Oberlandesgerichts-Präsident
Wilh. Eltester ist auf der Rückreise aus
Bade m Berlin im Hause seines
Sohnes gestorben. Genau vor einem
Jahre halte er sein 50jähriges Dienst
iubiläum gefeiert. In Könitz feierte
der Hoflieferant Michaelis mit seiner
Gattin die goldene Hochzeit. Die Ein
segnung des Jubelpaares, das sich gro
ßer geistiger »nd körperlicher Frische er
freut, sand i» der evangelischen Kirche
statt, wobei der Pfarrer Hammer dem
selben eine Prachtbibel überreichte.
Beide Eheleute sind hier geboren, in
derselben Kirche getauft und getraut,
auch ihre sieben Kinder sind an dersel
ben Stelle getauft worden. Der
AmtsgerichtS-Sekretär Koch wurde an
läßlich seines 50jährigen Dienstjubi
läums zum Kanzleirath ernannt.
Die Hebamme Zindler, welche im Herbst
v. I. eine Scheune, in welcher ihr
Mann schlief, angezündet hatt«, um die
sen zu todten, und vom Schwurgericht
wegen Mordes zum Tilde verurtheilt
worden war, ist jetzt vom Kaiser zu le
benslänglicher Zuchthausstrafe begna
digt worden.
Provinz Pommern,
t In Greisswald der Landgerichts
rath Frhr. Bernhard v. Bothmer.
Der Rkiidant des Kösliner Vorschuß-
Vereins, Braasch, ist verhastet worden.
Es werden ihm mehrere Betrugsfölle
und Meineid zur Last gelegt. Der
zur Kur im Krankenhaus Bethanien
'li Slelti» weilende Lehrer Aug. Zie
mer ans Lassehne bei Heiltenhage» hat
sich in einem Anfall von Melancholie
erhängt.
Provinz Schleswig-
Holstein
Als Urheber der zahlreichen Brand
stiftungen. von welchen der Flecken
Reinseid u«d die Umgebung desselben
in den Monoton Februar bis Mai die
ses Jahres in Schrecken erregender
Weise heimgesucht wurde, ist jetzt vom
Altonaer Schwurgericht der Fuhrmann
Ernst Siemers zu I2jähriger Zucht
bausstrafe verurtheilt worden. Die
Pianistin Frl. Wilhelmine Groth,
Tochter des Musiklehrers Grothe in
Rendsburg, ist als Musiklehrerin für
den diitt-ältesten Prinzen des Kaiser
Hauses nach Berlin berufen worden.
Der Kassen-Gehülse Hans Stäben bei
lder Steuerkasse in Marne, welcher eine
ganze Reihe vmi Unterschlagungen und
Fälschungen beging, ist,z» zwei Jahren
drei Monaten Zuchthaus verurtheilt
'worden. Schiffsbaumeister Jensen
in Sonderburg verließ vor einigen Ta
igeiil in offenem Boote den Hasen, ohne
bis Abends zurückzukehren. Am näch
ste» Morgen wurde.das leere Boot im
Sund treibend aufgefunden, so daß die
'Annahme begründet-erscheint, daß Herr
Hensen verunglückt.ist.
Provinz S chil-e s »e>n.
Großes Aufsehen erregt in Lublinitz
Vie Verhaftung des Kreisausschuß-
Secretärs Max Niegel. Gegen densel
ben liegt eir dringender Verdacht vor.
in wiederholten Fällen Urkunde«? ge-
Mscht und eine größere Summe Gel
bes i» seiner «Eigenschaft .als Conkurs
verwktter unterschlagen M haben.
Bäckermeister Habicht in Lüben feierte
sei» fümzigjähngeS Bürger-Jubiläum.
Die Wefrau t»es Stellmachermeistert
GeiSler m Mühlradlitz hat ihres Man»,
der sie zur Rede ste/lte, weil sie ihn beim
AmtSvorsteher Bohde zu Jfcherei als
Trunkenb«!» dennnrirt hat. mit einer
Sichel die Pulsadern und Sehnen der
linken Haad durchschnitten und ihm
außerdem noch Wunden am Kopf und
«m Rücken beigebracht. In der
Strafsache gegen den Viceseldnxtrl
Barthel, Depotverwalter jm Pionier
batMon No. 6 io Neisie, der Ansän,
November v. I. seine Ehejrau er
schossen »od'.sich der Fahnenflucht schul
dig gemacht hatte,.ist nunmehr, nach-
dem daS erste Urtheil vom Kaiser nicht
bestätigt worden war, zum zweiten
Male das kriegsgerichtliche Urtheil ge
fällt worden. Dasselbe lautet auf 7H
Jahre Zuchthaus und Ausstoßung aus
dem Soldatenstande. Die Verun
treuungen des früheren Rendanten der
städtischen Kassen, des jetzt in Hast be
findlichen Bürgermeisters Schrutke von
Friedland, sind bereits auf 5300 Mk.
ermittelt worden.
Provinz Posen.
Der Posener Vertreter des in Ratibvr
erscheinende» „General-Anzeigers" sür
Schlesien und Posen, Redacteur Haffe,
hat sich erschossen. Mißliche Vermö
genSverhältniffe sollen die Ursache der
verzweifelten That sein. Der Stein
setzer Rudolf Stieler in Birnbaum be
suchte seine Braut Martha Weimaun,
um mit ihr wegen der bevorstehenden
Hochzeit Verschiedenes zu besprechen.
Bei dieser Gelegenheit ergriff er ein an
der Wand stehendes, dem Bruder der
Braut gehöriges altes Perkussionsge
wehr uud machte damit einige mili
tärische Griffe. Plötzlich krachte ein
Schuß, die Schrotladung drang der
Braut in den Hals und führte den so
fortigen Tod des Mädchens herbei.
Stieler würd.' von der Posener Straf
kammer -u eintägiger Gefäiignißstrafe
verurtheilt. s In Bromberg Stadt
rath und Polizeidirigent a. D. Jul.
Ferd. Minde. Dachdecker KinowSki
in Adlershorst mißhandelte seine Frau
durch Faustschläge in das Gesicht und
Würgen am Halse so schwer, daß die
Mißhandelte kurz darauf an den Fol
gen der erlittenen Verletzungen starb.
Der Mann befindet sich in Haft. In
der Brennerei des nahegelegenen Gutes
Mocheln explodirte der Kessel, wodurch
der Brennereiverwalter Gustav Schrö
der so schwer verletzt wurde, daß er bald
darauf auf dem Transport nach dem
Krankenhause in Bleichenfelde verstarb.
Der Gasthofbesitzer G. Zillmer in
Weißenhöhe hatte auf Her Jagd das
Unglück, daß sein Hund mit dem aus
der Hand gesetzten Gewehr in Berüh
rung kam. Dasselbe entlud sich und
der Schuß traf den Z. so unglücklich
huiter dem Ohr in den Kopf, daß er
augenblicklich todt niederstürzte.
Pr o v i n z S a ch s e n.
In den Akten der Pfarre zu Weißen
fels ist ein Schriftstück gesunden wor
den. welches über die den Tod und die
Bestattung des bei Lützen gefallenen
Schwed.'nkönigs Gustav Avolf beglei
tenden Umstände neues Licht zu geben
scheint. Während man bisher immer
annahm, daß die einbalsamirte Leiche
des Königs nach Schweden geschafft
wurde, das Herz aber die Königin in
einer goldenen Kapsel mit sich nahm,
bekundet hier Einer, der beider Section
zugegen war. daß am 8. November
1632 (am 6. war der König bekanntlich
gefallen) „das Herz, so 1 Pfund und
20 Loth gewogen, unter der Kanzel
hiesiger Stadtkirchen, und zwar so, daß
gleich der Pseiler genannter Kanzel da
raussteht. das Eingeweide in die (jetzt
abgebrochene) Klosterkirche unter Lö
sung der Stücken (Kanonen), wie auch
Trompeten- nnd Paukenschall begraben
sei. Die Tochter des Bahnhofswir
thes, Frl. Schmidt, und die Tochter
des Mayors von Falkenhausen, welche
der Kaiserin gelegentlich des Weihfestes
BluMensträußeüoerreicht haben, erhiel
ten als Gegengeschenk prachtvolle Blo
chen und Perlen. In Wittenberg
fand die Feier des 75jährigen Bestehens
des Prediger-Seminars statt. Von
der Strafkammer wurde der Bankier
Johannes Fischer in Wittenberg, srüher
in Firma Karl Fischer, seit Januar in
Eoncurs, wegen Unterschlagung in drei
Fällen zu 1z Jahren Gefängniß ver
urtheilt. F. batte Effekten, die ihm
zur Besorgung neuer Couponbogen
übergeben waren, verkaufen lassen und
die betreffenden Kunden sind mit ihren
Ansprüchen an die Concursmasse ver
wiese» worden, die nur ca. 10 Procent
ergeben hat.
Provinz Hannover.
s Der ordentliche Honorar-Professor
an der Georgia Augnsta, Adolf Soet
beer. In Goslar hat eine große
Fenersbrunst 6 Häuser eingeäschert:
22 Familien sind obdachlas geworden.
Ein uraltes verlassenes Bergwerk im
Schleissteinthal ist jetzt wieder aufge
nommen, nachdem eS der »eueren Tech
nik gelungen ist, sehr mächtige Gruben
wasser, die früher wahrscheinlich das
Verlassen» des Stollens erzwungen ha
ben. zu bewältigen. An der Stollen-
Sohle hat man jetzt silberhaltige Blei
erze i« swrkem Anbruch gesunden.
Die Einweihung des neuen Rathhau
seS in Harburg ist in seierlicher, würdig
ster Weise verlausen. Der auf dein
harburger Bahnhof beschäftigte
Schachtarbeiter Weiemann sand. als
er Abends in seine Wohnung in Rön
neburg Mrückkehrte im Stalle in einer
Blutlache liegend und mit Heu »nd
Stroh bedeckt de» Leichnam seiner er
mordeten Frau. Der ode« die Ver
brecher haben ca. 150 M. baares Geld
entwendet, außerdem aber auch ver
schiedene Schmucksachen uns Kleidungs
stücke.
Provinz We fa l-em.
In Gegenwart des Oberpräsidenien
Studt und des Regierungspräsidenten
Winzer, sowie de« Schöpfers des Denk
mals, Bildhauer Reusch. wurde in Sie
gen das Reiterstandbild weiland Kaiser
Wilhelm l. ieierlich enthüllt. Der
Bantirr Heinrich Herbrecht von Unna
hatte hch vor der Straskainmer wegen
WechselMschung in 11l Fällen und
wegen Uiterschlagung i» drei Fällen zu
verantworten. Die Gesammtsumme
der 11l gefälschten Wechsel belief sich
auf über 8Ä0,00i) Mark. Daj Urtheil
lautete auf Jahre Gefängniß und 3
Jahre Ehrverlust. s I» Offendorf
der Pfarrer Jubilarpriesier Anton
Strunz. Die Firma Kugel Berg
in Wersohl bat 15 ihrer älteste» Arbei
tex, welche 25 und mehr Jahre da
selbst thätig gewesen find, je eine gol
dene Rtmontoiruhr überreiche« losjtn.
In de? Wagenfabrik von Schmidt
ck Grothe in Biesenberg erfolgte eine
Explosion. Ein Theil der Fabrik
wurde durch Feuer zerstört. Der Mei
ster kam dabei ums Leben.
Rhein Provinz.
Der jüngst verstorbene frühere Ober
lehrer am Friedrich-Wilhelm-Gymna
sium in Köln, Dr. Franz Weintauff
hatte seiner Vaterstadt Kreuznach 100,-
000 M. für Schulzwecke vermacht.
Diese Schenkung hat jetzt die Genehmi
gung des Kaisers erhalten. Dem Fried
rich-Wilhelm-Gymnasium zu Köln hat
der Verstorbene seine überaus werth
volle Bibliothek vermacht, mit Aus
nahme einer Zahl von Werken, die für
eine städtische Lehrerbibliothek in Kreuz
nach bestimmt sind. —Einen tragischen
Tod fand der Commandeur der 31.
Infanterie-Brigade, Generalmajor v.
Stuckrad in Trier. ' Der General, der
gewohnt war, vor Antritt des Dienstes
einen kleinen Spazirritt zu machen,
verließ am Morgen wohlgemuth seine
Familie und ritt dem Walde hinter
Schneidershof zu. In der Nähe des
Drachenhaufes fchien der Reiter umkeh
ren zu wollen. Bei einer energischen
Wendung machte das feurige Vollblut
pferd aller Wahrscheinlichkeit nach einen
Seitensprung, und der unglückliche
Reiter stieß mit voller Wucht an den
überhängenden Ast eines Apfelbaumes,
wodurch ihm die ganze linke Schädel
seite zerschmettert wurde. Der zu Tode
Verwuuoete stürzte vom Pferde, lvelches
ihn »och ungefähr 30 Schritte weiter
schleiste. Dort fand ihn der Förster
des Drachenhaufes. Die rasch herbei
gerufenen Aerzte konnten nur »och
den Tod des Generalmajor feststel
len. 112 In Boppard Pastor
einer. Dr. F. W. Hassencamp.
In Stolberg ibei Aachen) ist in diesen
Tagen der höchste Schornstein Deutsch
lands, vielleicht sogar des ganzen Fest
landes, fertiggestellt worden. Derselbe
hat eine Höhe von 122 Meter und steht
aus einer Bergkuppe, die um achtzig
Bieter über die Umgebung hinausragt.
Die lichte Weite ist unten süns Meter,
oben nahezu drei Meter; das Mauer
werk ist unten 1.70 M. und oben noch
30 Ctm. stark. Die Säule ist auf ein
gemauerten eisernen Treppen zu erstei
gen. Das Dunkel, welches bisher
den Mord a» dem Weichciistellcr Krücke!
in Pohlbach umgab, ist durch die ein
geleitete Untersuchung bereits zum Theil
gelichtet. Der festgenommene math
maßliche Mörder, ein «junger Bursche
Namens Blesius, unterhielt seit länge
rer Zeit ein Liebesverhältniß mit der
Frau des Ermordeten. Die Letztere
wurde darum unter dem Verdachte der
Mitwissenschast resp, der Beihilfe eben
falls verhaftet. —Bor wenigen Wochen
feierten die Eheleute Rentner Jacob
Nidder in Wesel das Fest der diaman
tenen (60jährigen) Hochzeit und jetzt
sind dieselben vereint zu einem besseren
Leben entschlummert. Zuerst starb
der alte Herr und einige Stunden spä
ter folgte ihm seine treue
fährtin im Tode nach.
Provinz Hessen-Nassau.
Im Walde bei Jhra erschoß der be
rüchtigte Wilddieb Schwalm die Lei
chenwärterin des Ortes, welche, wäh
rend Sch. sich auf dem Anstand befand,
zufällig des Weges daher kam. Der
tiefverschuldete Handelsmann Joh.
Blum in Weyers war verschwunden
und man glaubte,daß er mitjBo,oooM.
welche ihm als Agenten von einer
Feuerversicherungsanstalt zur Auszah
lung an die Abgebrannten in Dipperz
gesandt worden sind, durchgebrannt
sei. Blnm wurde in der Nähe von
Offenbach verhaftet, wobei sich heraus
stellte. daß er keine anvertrauten Gelder
mitgenommen hatte. Inzwischen ist
über das Vermögen des Durchbrenners
Konkurs eröffnet worden. Der
Stadtkümmerer Dodt in Gudensberg,
welcher 00,000 Mk. Sparkassengelder
veruntreut hat, wird im November vor
das Schwurgericht in Kassel gestellt
werden. Die ledige Margarethe
Pfaff aus Klein - Laudenbach, welche
schon seit 14 Tagen vermißt worden
war, wurde in der Nähe des Hoses
Reuschberg im Walde ermordet ausge,
funden. Unter dem Verdachte des
Mordes wurde der Pächter des Hofes,
Kärger in Untersuchung gezogen, später
aber wieder in Freiheit gejetzt. nach
dem seine Unschuld an dem Verbre
chen eiwieien wurde. Die Anklage rich
tet sich dagegen nunmehr gegen seine»
flüchtig gewordenen Sohn Ruppert.
Königreich Sachsen.
fJn Loschwitz der am 1. Mai d. I.
dou seinen, Amt zurückgetretene Kantor
Pohle, als Organist sowie als Kompo
nist in weiteren Kreisen bekannt.
Ter Landbrieftrager Böhm, in Mylau
i. A. gegen den das gerichtliche Verfah
ren wegen Unterschlagung schwebt, ist
spurlos verschwunden. In Dürhen
nersdors wurde die Frau des Gutsbe
sitzers Freund von dem Hufe eines aus
schlagenden Pferdes derartig am Kopfe
getroffen, daß das Gehirn zu Tage
trat und der Tod der unglücklichen
Frau sosort erfolgte. Der Produk
tenhändler Wilh. Schaarschmidt in
Penig gerieth unter einen mit Eisen
beladenen Wagen und wurde so schwer
verletzt, daß er nach wenigen Stunde«
starb. Brauereibesitzer Bernhard
Richter in Pirna wird seit einigen Ta
igen vermtßt. In einem Anfalle von
Schwermut!, stürzte sich der Rechtsan
walt Dr. Hans Müller in Plauen i.
V. aus eine« Fenster seiner Wobnung
und starb bald darauf an den Folgen
eines Schädelbruches. In der Schlacht
von Villiers, in welcher der jetzt so
plötzlich Verstorbene als freiwilliger
sachsischer Schützt mitkämpfte, war er
durch eine feindliche Kugel am Kopse
schwer verwundet worden. Schon da
mals ließen gewisse Erscheinungen den
Ausbruch von Geistesgestörtheit be
fürchten.
Hessen-Darm st ad t.
In einem Anwesen an der Gau.
Straße in Main; ist beim Graben eines
Fundaments ein werthdoller lunst
historischer Schatz römischer Alterthü
mer, bestehend in Schmuck- nnd Spiel
lachen, Arbeitszeugen :c. gesunden wor
den. Man vermuthet, da'; man in
diesem Funde die Reste einer römischen
Werkstätte vor sich hat. Die Ausgra
bungen werden demnächst durch den
Vorstand des römischgermanischen Mus
eums fortgesetzt werde». 112 Der älteste
und einzige Mann unserer Gegend, der
noch aus dem vorigen Jahrhundert
stammt, Landwirth Lorenz Stephan
aus Groß-Breitenbach, im Alter von 93
Jahren.
Königreich Bayern.
Die Bauerswittwe Altschäffl von
Heilenstein fuhr mit ihrem Gefährt von
Deggendorf nach Haufe. Auf dem so
genannten „Himmklsberg" scheuten die
Pserde, woraus die Frau Altschäffl
vom Wagen sprang, jedoch so unglück
lich stürzte, daß sie in Folge der hier
durch erlittenen Gehirnerschütterung
nach Verlaus einer Stunde verschied.—
Bei einer Treibjagd in Neudorf hat der
Privatier Strattner den Kaufmann
Neumeyer von GroßhaberSdorf erschos
sen. Das Gemeindt-Collegium in
Nürnberg ist dem Magistratsbeschluß
zur Einführung der fakultativen Feuer
bestattiing einstimmig beigetreten.
In Negensburg verschied nach dem
Hochamte plötzlich in Folge Herzschlages
Dom-Organist I. Hanisch. —Dem
nächst kommt in Schliersee das alte und
einst weithin berühmte Gastwirthschafts
anwefen „Zur Fifcherlisl" öffentlich im
Zwangswege zur Versteigerung.
Königreich Württemberg.
s In Bothnang der Kunstlfialer
Bothner, Sohn des Gemeinderaths und
Kirchenpflegers, Schüler der Kunst
schule in Stuttgart.—ln seiner Woh
nung erhängte sich der Güterschaffner
Eonrad von Kleingartach. Infolge
vorangegangeiicr langandauernder Re
gengiiffe schwoll die Jagst so sehr an,
daß sie aus de» Usern trat und große
Flächen überschwemmte: in vielen Müh
len tonnte nicht schnell genug ausge
räumt werden, auch hat das Hochwasser
durch Wegschwemmung von Holz grö
ßeren Schaden verursacht. Seit 1880
hatten wir keinen so hohen Wasserstand
mehr.—ln Ditzingen fand die Enthül
lung einer am Rathhaufe angebrachten
Gedenktafel statt zur Erinnerung an
die Anwesenheit Kaiser Wilhelms I.
in Ditzingen bei den Kaisermanövern
vor sieben Jahren. Die Gedenlkafel
zeigt das Reliesbild des Kaisers. —112 In
Ebingen der Privatier Christ Landen
berger. Derselbe begründete mit seinem
verstorbenen Bruder Joh. Martin Lan
denberger die hiesige Sammet- und
Manchesterfabrit, die heute im Besitz
der Firma Gottlieb Ott Sohn einen
bedeutenden Ruf hat: ferner war er
Mitbegründer und langjähriger Kon
trolleur der hiesigen Gewerbebank.—
Die neue Brücke über die Donau bei
Rechten stein ist nun fertiggestellt: die
selbe ist sehr schön gebaut und bietet
einen überraschenden Anblick auf das
hier sehr romantische Donauthal. Nach
der feierlichen Eröffnung der Brücke
fand ein gemeinschaftliches Festmahl
statt. Das Anwesen des Söldners
Bernhard Schaible in Griesingen ist
durch eine Feuersbrunst zerstört worden.
—f Stadtpfarrer Hescheler in Ellwan
gen.—f Daselbst der Pfarrer Fröhlich,
früher in Döttingen.
Großherzogthum Baden.
In dem Ort Philippsburg wurde
oer Rentner Groß verhaftet, weil er
einem Schuhmacher 100 Mark behnfs
Ermordnng des Bürgermeisters Nopp
von PhilippSburg angeboten hat.
112 Waisenrichter Karl Kaufmann in
Mannheim. Der flüchtige Kafsirer
von Curt Bauguet ck Böttger in
Mannheim hat sich gestellt. Die des
Gattenmordes angeklagte Frau Herz
aus Billigheim hat sich im Gefängniß
erhängt. Der verheirathete Land
wirth Bernhard Schley in Markdorf
fiel, beim Aepfelpflücken hinter seinem
Hause von der Leiter und zog sich Ver
letzungen zu, die seinen Tod zur Folge
hatten. Der Arbeiter Rauer in
Nordrach war mit Felssprengungen be
schästigt, ein Schuß ging nicht los und
als er nach der Ursache sehen wollte, er
folgte eine Explosion, die ihm das Le
ben kostete. Dem 13 Jahre alten
Sohn des Oekonome» Jakob Volk in
Ussigheim, welcher sich in einer Schmiede
lushielt, wurde von einem 17jährigen
Lehrburschen mit einem glühende»
Eisen derart in den Unterleib gestoßen,
daß er »ach sünstägigem Leiden starb.
Aus der Rheinpfalz.
I. David aus Chicago, z. Z. bei
seinen Verwandten in Meisenheim und
in Jeckenbach auf Besuch, wurde, alz
er die Synagoge verlieh, verhaftet.
Die Verhastung erfolgte wegen Fäl
schungen und Unterschlagungen. die
Da»id in Amerika begangen haben
soll, ans telegraphische Requisition der
Behörde in Chicago. Das Wasser
des hochangeschwolienen SpeyerbacheS
an der Achatmühle im Schönthal riß
die User des Muhlkanals unmittelbar
hinter dem Mühlengebände zusammen,
große Quadersteine und tausende Kar
ren Ärund mit sich fortreißend. Kuök
kel ist hiervurch ein Schaden von meh
reren Tausend Mark erwachsen.
Das sechsjährige Töchterchen des Acke
rers P. Böhm in Oggersheim spielte
in einem Nachbarhaus? am Scheuer
thor. Da löste sich plötzlich der eine
Thorflügel und traf das Kind so un
glücklich, dag es einen Beinbruch und
andere Verletzungen erlitt. Seit deni
Verschwinden des Notariatsgehilsen
Karl'Aug von Winnweiler lausen täg
lich massenhaft Forderungen an den
selben ein. Bis jetzt sind bereits 7000
Mari als unterschlagen ermittelt.
Hausmiethe hat er noch für sechs Jahre
zu bezahlen. Man spricht hier von
einer Schuldenlast und veruntreute»
Geldern in Höbe von 45,000 Mk.
Elsaß-Lothringen,
j In Rappolt?weiler der pensionirt»
französische Hauptmann Wuhrer, der
Besitzer der Ruine z Dusenbach. —Un
ter dem Verdacht der Ermordnng ihres
erwachsenen Sohne» wurde die Wittwe
Marie Cuny in Pommerieur verhaftet.
Die Beiden lebten schon seit längerer
Zeit in Uneinigkeit. Kürzlich hatte»
sie wieder einen heftigen Wortwechsel,
nach welchem sich der betrunkene Sohn
in sein Schlafzimmer begab. Bald
darauf will ihn die Mutter todt am
Boden liegend gesunden haben. Die
am Halle vorgesundenen Finger
nddrücke, wie auch die gerichtliche Ob
duktion deuteten jedoch auf einen ge
waltsamen Tod durch Ersticken hin.
Der Grundstein zum Kaiser Friedrich-
Denkmal bei Wörth wird im nächsten
Frühjahr gelegt werden, so daß dasselbe
bis zum kommenden August fertig da
steht. Der Steinhauer Krämer in
Zabern kam betrunken nach Hause und
gerieth mit seiner Familie in Streit,
hierbei versetzte er einem seiner Söhne
mit einem Messer einen Stich in die
Lrust, so daß derselbe sofort ohnmäch
tig zusammenbrach.
Böhmen.
Die im Spätsommer 1890 durch d »
Aluthen der Moldau zum Theil wegge
rissene Karlsbrücke in Prag ist nun wie
ser hergestellt. Die drei Pseiler, welche
sammt dem Brückenbelag damals in den
tosenden Wassermassen versanken, wur
den genau nach dem Muster des stehen
gebliebenen Theiles der Brücke wieder
aufgeführt und niui ist auch die Fahr
bahn bereits fertiggestellt.—Aus Furcht
vor Entdeckung eines Unterschleiss ver
suchte iüngst der Verwalter des alten
Gemeindehauses, Franz Nyklesch in
Prag, ein Bruder des Stadtverordne
ten Nyklesch, sich zu erschießen. Der
Strumpswirker und Hausbesitzer Ernst
Klaus in Asch brannte mit seiner Ge
liebten, einer bei ihm beschäftigt gewe
senen Arbeiterin, nach Amerika durch.
Klaus nahm 300 fl., seine Geliebte 500
fl. Baargeld mit. In Heinrichsgrün
seierte der pensionirte Oberlehrer Herr
Anton Rölz das seltene Fest der golde
nen Hochzeit.
Freie Städte.
Lübeck: Im nächsten Jahre feiert die
Stadt das Fest ihres 750 jährigen Be
stehens. Aus Antrag Dr. A. Breh
mers hat die Bürgerschaft beschlossen,
daß aus diesem Anlaß eine würdige
Feier durch Senat und Bürgerschaft
vorbereitet werde. Die Strafkammer
des hiesigen Landgerichts verurtheilte
den Getreidehändler und Gastwirth Ri
chard Robert Hardt zu Gleschendorf«!
Bahnhof Wege» 13 Wechselfälfchuiigen
zu 14 Jahre» Gefängniß. Dem Ar
beiter Joachim Heinrich Behncke, der
60 Jahre ununterbrochen im Dienst tec
Großhandlung Oldöry ck Jürgens hier
thätig war, wurde im Austrage des
Senats die große silberne Medaille mit
einer Urkunde überreicht. Seitens der
Geschäftsinhaber wurde den Angestellten
im „Rathsweinkeller" ein Festmahl ge
geben. Die Frau des Schuhmacher«
Timmermann in Travemünde wollte
aus dem in ihrem Garten befindlichen
Brunnen Wasser schöpfen, verlor das
Gleichgewicht »nd fiel in den Brunnen,
aus dem sie nur als Leiche hervorgezo
gen werden konnte.
Schweiz.
Im Aeggenried ist das dem Gemein
oerathsprasidenten Steffen gehörige
Wohnhaus sammt Scheuerwerk nieder
gebrannt. In der Nähe des Post
bureaus in Heimburg würd.' die
Wittwe Engel von einem in der Rich
tung nach Thun fahrenden Fuhrwerk
überfahren und so verletzt, daß sie schon
nach einer halben Stunde starb.
Der 22jährige Hermann Luder, in
Hellsan der an der Epilepsie litt und
als Mittel dagegen, in Anwendung der
Kneipp'schen Kur, täglich einige Gänge
durch den Krümmelbach machte, wurde
auf einer solchen Tour von der Krank
heit befallen und ertrank. Die 54
Jahre alte Anna Elisabeth Zürcher in
Opplinge», welche seit vielen Jahren
Boxendienst zwischen jener Ortschaft
und Thun besorgte, wurde als Leiche
in der Rothachen gefunden. Ge
meinderathspräsident Tüfcher in Lim
pach fiel, als er auf das Feld fuhr,
vom Wagen, gerieth unter die Rüder
und wurde so schwer verletzt, daß er am
gleichen Abend starb. In Pres-
Laillons, Gemeinde Nods, brannte das
Wohnhaus des August Botteron gänz
ch nieder.
Ein neuerlicher Raub
anfall mit tödtlichem Ausgange be
leuchtet ungünstig die Sicherheitsver
hältnisse Griechenlands uud erscheint,
wie man aus Athen schreibt, um so
ernster, als derselbe von bekannten, ge
werbsmäßigen Raubgesellen in Enböa,
also im Eentrum des Königreiches, be
gangen wurde. Opser desselben waren
drei macedonische Arbeiter, von denen
zwei mit ihren Ersparnissen in die Hei
math zurückkehrte», während der dritte
> eine Art Piivat-Postbote war. Die in
Griechenland arbeitenden Mazedonier
unv Albanesen vertrauen nämlich ihre
Lriefschasten und Geldsendungen nicht
der staatlichen Post an. sondern besör
dern sie durch eine Vcrtrauensperson,
welche regelmäßig zwischen Griechen
land und der Türkei verkehrt, nach der
Heimath. Die genannten drei, welche
>u Fuß reisten, wurden an einer Stelle
von zwei bewaffneten und wohlbe
lannten Räubern überfallen, welche
ihnen ihr Geld abforderten. Einer
warf 1500 Drachmen und sein Reise
zenosse 4500 Drachmen den Räubern
hin. nur der Postbote, der das ihm an
vertraute Geld vertheidigen wollte, ver
suchte Widerstand, wurde aber durch
tinen Schuß in die Brust todt niederge
ltreckt und ausgeplündert. Schon vor
tiniger Zeit war das Austreten ver
dächtigen Gesindels in Euböa gemeldet
worden, aber die dortigen BeHürden
bestritten dies und belangten sogar
gerichtlich einen ZeitungS-Correspon
denten, der eine darauf bezügliche Nach
richt verbreitet hatte l l
Eine Affaire, die in
ganz Nordböhmen großes Aufsehen
Hervorries, gelangte in der letzten dies
jährig«n Schwurgerichtsverhandlung
in Königgrätz zum Austrag. Ange
klagt war der Hausbesitzer Johann
Kuberczek aus Vysokow. ein Spiritist,
der eines ganz besonderen Rufes genoß.
Er trat in allen Spiritistcn-Eirleln als
Prediger auf und offenbarte, daß ihm
die Geister unausgesetzt erschienen seien
und begehrt hätten, es möge endlich
eine Spiritisten-Kapelle erbaut werden,
und zwar im Walde zu Hortin. Die
Spiritisten leisteten nun mit staunenS
werther Opferwilligkeit Beiträge zum
Kapellenbau. Ein Schneider gab 150
fl., ein Bahnwächter 50 fl., den Erlös
seiner zu diesem Zwecke verkauften Kuh
und Ziege, ein armer Weber verkaufte
sein Häuschen sammt Acker um 142 v fl.
und übergab den ganzen Erlös dem
Kubaczek, dann verkaufte er sein Vieh
und lieh sich noch 400 fl. aus, um Al
les dem „KapellenbaufondS" zuzuwen
den, damit nur ja bald „das Reich der
Geister die Herrschaft über die sündige
Welt antrete". Arme Leute verpfän
deten ihre Kleider und WX'che. um
Beiträge zu liefern. Damit die Gelder
fortflössen schritt Kubeczek thatsächlich bei
der Bezirkshauptmannschaft in Traute
nau um dießewilligung eiu, wurde jedoch
abschlägig beschicken. Dies brachte ihn
jedoch nicht aus der Fassung, vielmehr
berief er neue Spiritisten - Versamm
lungen ein und theilte mit, die Geister
seien dafür,daß er, Kubeczek, nach Wien
reise, um daselbst die Genehmigung des
Kapellenbaues zu erwirken. Die ar
men Medien sammelten sosort Reise
geld und brachten einige hundert Gul?
den zusaninien und Kubeczek lebte
davon sorgenlos, in Hülle und Fülle.
Erst nachdem mehrere Familien ihr
ganzes Vermögen geopfert hatten und
an den Bettelstab gebracht worden wa
ren, kam der Schwindel der Gendarme
rie zu Ohren und Kubeczek wurde trotz
seiner Berufung auf verhaf
tet. Vor den Geschworenen behauptete
der Angeklagte, er habe das gesammelte
Geld, eine erkleckliche Summe, dazu
verwendet, um Vorbereitungen sür den
Bau zu treffen, er habe große Reise»,
unter anderem auch nach Wien, unter
nehmen müssen :c. zc. Allein das alles
wurde in drastischer Weise, widerlegt,
denn es wurde nachgewiesen, daß er an
den bezeichnctenTagen gar nicht in Wien,
sonder» in der Nachbarschaft bei ei»em
Kirchweihfeste war und dort viel Geld
vergeudete. Nach zweitägiger Verhand
lung wurde Kubeczek zu sieben Jahren
schweren Kerkers verurtheilt.
Eine „Distanzbierreise",
so schreibt der Dortmunder „General-
Anzeiger", wurde hier am Sonn
tag Mittag in einer Wirthschaft am
Markt von einer größeren Zahl junger
Leute veranstaltet. Als Bahn wurde
die Brückstraße festgesetzt. Start am
Markt, Ziel eine Wirthschaft am Ein
gang der Münsterstraße. Als Hin
dernisse wurden die 19 auf der Strecke
liegenden Wirthschaften bestimmt. Die
Distanzläufer (Anm. des Setzers:
Mnß es nicht vielleicht Diftanzsäufer
h.'ißen?) mußten nämlich in jeder der
selben eine Tulpe Bier trinken. Es
wurden zwei Preise angesetzt, einer
sür den in kürzesten Zeit, und einer
für den „in bester Kondition" An
kommenden. Sieben Wettbewerber
hatten sich gemeldet. Nachdem diese
Einer nach dem Anderen in kurzen
Zwischenräumen am Markt von den
Schiedsrichter» abgelassen waren, be
gaben sich die Letzteren schleunigst zum
Ziel, um der Dinge zu warten, die da
kommen sollten. Der erste Läuser
langte in 62 Minuten, nachdem er vom
Start abgelassen war, am Ziel an, bo
grüßt von seinen Freunden. Der Sie
ger konnte jedoch kein vernünftiges
Wort hernorbringen, was einem
Schiedsrichter Beianlaffung gab, feine
„Kondition" zu bemängeln. Der Sie
ger versicherte aber, er habemoch eine
sehr sichere Hand, und wollte das be
weisen, indem er den Schiedsrichter an
die Nase tippte. Leider geschah dies so
kräftig, daß Beide hinstürzten, was
eine kleine Verstimmung hervorrief.
Unterdessen war der Zweite angekom
men; er hatle 73j Minuten gebraucht,
war aber leider in so trauriger Ver
fassung. daß er bei Seite gebracht wec
ken mußte. Der Dritte kam nach 92
Minuten, Kondition leidlich. Sprach
den Namen „Eulalia" noch sehr deut
lich aus, und beanspruchte den „Kondi
tionspreis". Derselbe wurde jedoch
nicht ihm, sondern dem als Vierteil
Ankommenden zugesprochen, der zwar
erst nach drei Stunden, aber außeror
dentlich frisch zur Stelle war und sich
sofort zu einem Dauerskat niedersetzte.
Die übrigen Drei kamen nicht ans Ziel.
Zwei gaben das Rennen entmuthigt
auf, und der Dritte, auf den viele
Hoffnungen gesetzt waren, verfehlte den
richtigen Weg. Er kam nämlich aus
Versehen in den KönigSwall hinein und
lief bis zum Körnerplatz, alle Hinder
nisse spielend nehmend. Am Körner
platz wurde er feinen Irrthum gewahr
und suchte durch den Westenhellweg die
richtige Bahn wieder zu gewinnen. In
dessen langte er erst am andern Morgen
am Ziel an, und seine Leistung konnte,
trotzdem sie allseitig sehr gerühm?
wurde, nicht gekrönt werden.
Das bekannte: „Drum
prüfe, wer sich ewig bindet, Ob sich
Kaution zur Gage findet" gilt auch
für die türkischen Osficiere. Ein Er
laß des türkischen Kriegsministers über
OfficierS-Heirathen enthält, wie aus
lkinstantinopel berichtet wird, folgende
Bestimmungen: Stabiofficiere können
ohne Erlaubniß Heirathen, Vice Majore
müssen um dieHeiraths-Erlaubniß ein
kommen. Hauptleute, OberlieutenantS
und Lieutenants können nur dann Hei
ratyen, wenn sie nachweisen, daß ihre
Eltern oder Schwiegereltern in der
Lage sind, sie und ihre Familie so lange
vollkommen zu erhalten, bis sie den
Vice - Majors - erreicht haben.
Mehr als eine Frau kann nur Der
ienige Heirathen, der über genügende
iiaene Mittel verfüat
Ueber eine ganze Reihe
von Brigantenthaten wird aus Sar
dinien berichtet: Nachrichten ans
Formi, einem i» der Feldflur von
Nuoro in Central-Sardimen gelegenen
Flecken, besagen, daß dort am 18. No
vember ein gewisser Moreddi, ein etnxi
sünsunddreißig Jahre alter Mann, von
Räubern erdrosselt worden sei. Die
Earabinieri scheinen jedoch in einem
Vetter des Ermordeten, einem gewinn,
Falcone Moreddi, und in seinem
Freunde Nieddu Sedda die Thäter be
reits ergriffen zn haben. Die beiden
Verhafteten stehen wenigstens sehr stark
im Verdacht, an dem Morde betheitigt
gewesen zu sein. In Abbasanta
wurde gleichfalls von Briganten der
Höker Ecca ermordet und beraubt. Die
Abwürgung des armen Mannes sM
auf Anstiftung uxid in Gegenwart sei
ner Frau und seiner Tochter stattgefun
den haben. In Jsili griff eine fünf
zig Mann starke Räuberbande das
Haus eines gewissen Raimondr»
Rocco an. Ein Brigadier und
Cabiniere eilten hinzu, und
es entspann sich ein wildes Fencr
gefecht, bei dem drei Räu
ber den Tod erlitten. Schließlich blie
ben die Briganten infolge ihrer Ueber
zahl doch Sieger und plünderten das
Haus; sie machten große Beute und
entfernten sich erst, nachdem sie noch
drei reiche» Heerdciibcsitzer» die bestem
Stücke Vieh gestohlen hatten. Auf
einer Trist bei Aggius i» der Nähe d<r
Hauptstadt Sassari wurde der Leich
nam des Schäfers Malu gefunden,
dessen Schädel von vier Fliutenkugeln
durchbohrt war. Ueber die Urheber
des Mordes ist zwar nichts Bestimmtes
bekannt, doch nimmt man allgemein
an, daß auch Malu ein Opfer einer der
zahlreichen auf Sardinien hausenden
Brigantenschaaren geworden sei.
Zuletzt verdient noch verzeichnet zu wer
den, daß Dienstag den 22. November
eine Räuberbande das Haus eines ge
wissen Battista Stangoni in Castel
sardo bei Sassari überfiel und außer
vielem Hausrath vier Rinder im
Werthe von 2000 Lire mit sich fort
schleppte.
Das Verbrechen einer
Wahnsinnigen, daß vor etwa 14 Tagen
in einem entlegenen Flecken des Innern
Rußlands verübt wurde, bildet den
geineinen Gesprächsstoff in Petersburg
und beschäftigt auch die wissenschaft
lichen Kreise der russischen Hauptstadt.
Spät am Abend erschien in dem betres
senden Oertchen ei» riesenhaft gebautes
Weib und bat um ein Nachtquartier.
Da in jenen Gegenden die Gastfreund
schaft noch als Gesetz gilt, ward ihr so
gleich ihre Bitte gewährt. Nun tLsf
es sich, daß der Bauer HouresaiH, in
dessen Hütte die Fremde Unterkunft
fand, gerade abwesend war. Die
Bäuerin führte ihren Gast in das
Zimmer, wo ihre beiden Kinder,
ei» Mädchen mit 18 Monaten,
das andere, ein Knabe, drei Jahre
alt, bereits schliefen. Die Fremde zog.
kaum daß sie sich ein wenig zurecht
gemacht, eine Flasche Branntwein her
vor und lud ihre Wirthin ein, mit ihr
zu trinken. Die Bäuerin willfahrte
und als die Flasche geleert war, holte
sie auf den Wunsch des Gastes noch eine
zweite. Nach Verlauf einiger Minu
ten kehrte sie zurück, doch wie groß war
ihr Schrecke», als sie schon von serne
das jämmerliche Angstgeschrei ihres
kleine» Töchterchens hörte und, in die
Hütte tretend, diese völlig finster fand.
Auf ihre Hilferufe kamen Nachbarn
mit Licht. Man fand die Fremde mit
blutgeröthetem Munde, wo sie,
dem Stuhle sitzend und die jammernde
Kleine auf dem Schooß, stieren Blickes
ein Messer schwang und das Kind da
mit bedrohte. Messer und Opfer wa
ren ihr bald entrissen. Als man aber
nach dem dreijährige» Knabe» forschte,
der nicht mehr in seiner Wiege log.
fand man ihn unter einer Bank todt,
über und über blutig, den ganzen KSr
per von Bissen zerfleicht. Die Mör
derin ist das Weib eines kleinen Han
delsmannes. Ihr Gatte erklärte, das
sie unter dem Einflüsse des Brannt
weins immer „sehr sonderbar" gewesen
sei. Das entrüstete Landvolk wollte
die Entmenschte lynchen und das Ge
fängniß ivohiii sie gebracht wurde,
mußte mit Militär umstellt werden.
Den abergläubischen Leuten gilt sie
allgemein als eine Hexe. Warnin
würde sie sonst Menschenblut trinken?
Mit einer sonderbaren
Frage haben sich jüngst die österreichi
sche» Gerichte i» mehreren Instanzen
zu beschäftigen gehabt, mit der Frage
nämlich: „Ist der preußische Staat
kundbar sattsam bemittelt?" In
der österreichischen Gerichtsordnung fin
det sich die Vorschrift, daß ei» Kläger,
welcher in der Provinz, wo der
geführt werden soll, nicht „kündbar
sattsam bemittelt" ist, dem Geklagten
„annehmliche Sicherheit" für die Ge
richlskosten zu bestellen habe, was man
gemeiniglich die Leistung einer aktori
schen Kaution nennt. Nu» überreichte
der Königlich preußische Gcrichtskusfen
rendant von Breslau, Hellmuth Gir
secke, Namens des preußischen Fiskus
beim Bezirksgerichte der inneren Stadt
Wien gegen Dr. Julius B. die Klage
auf Zahlung von Gerichtsgebühren in
Höhe von 91 M. 72 Pf., die anläßlich
einer Proceßführung des Dr. B. vor
dem Landgericht in Breslau aufgelaa
fen waren. Fußend auf der oben er
wähnlen Vorschrift der Gerichtsord
nung, verlangte Dr. 8., daßderpren
Bische Fiskus, der ihn wegen Gerichts
gebühren belange, vor Allem ihm selbst
sür die nun auflaufenden Gerichtskofien
Sicherheit leiste. Allein alle drei In
stanzen wiesen das Begehren ab und
erkannten: die Begüterung des lgt.
preußischen Fiskus stehe zweifellos
sei daher auch iin Erzherzogthum
Oesterreich unter der Enns fättsoin
kundbar und es könne darüber nicht
der geringste Zweifel bestehen, das; der
preußische-Staat hinreichend Vermögen
und Einkommen besitze, um die (He
richtskosten ersetzen zu können. 7