Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 16, 1892, Page 7, Image 7

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    Teutsche Loeawachrichie».
Provinz Brandenburg.
s In Potsdam der Generalmajor «.
D. von Michelmann, der während det
deutsch-französischen Krieges das 5».
Infanterie-Regiment (Posen)als Oberst
toniiumidirtc, nach der Schlacht am
Mont Valerien (19. Januar l 871)
das «Eiserne Kreuz I. Klasse erhielt und
am Tage des Einzuges der Truppen in
Berlin geadelt wurde. Sein süns
zigjähriges Dienstjubilaum der Sleuer
rath Berner. Aufsehen erregt in
Potsdam die Verhaftung des Kaus
niannS und städtischen Armenvorslehers
sür den 7. Stadtbezirk C. Bogen. we°
.gen sortgesetzter schwerer Diebstahle, an
welchen auch seine Gattin betheiligt sein
soll. Es handelt sich um Diebstähle,
die der Verhaftete in dem srüher ihm
gehörigen Mehl- und Vorlostgeschast
fortgesetzt begangen haben soll. s In
Charlottenburg der Pfarrer einer. Louis
Emil Robert Villaret. Ueber das
Vermögen Des Ziinmermeisters Herrn.
Loewc ist das Konkursversahren eröff
net worden. Stadtrat!) a. D.
in Frankfurt a O. Heinrich Schönchen
beging sein 50jahriges Bürgerjubilaum.
Sei» 50jahriges Buchdruckerjubi
läum seierte der Biichdrttckereibesitzer
Herrn. Pohl, mit dem Hosbuchdruckerei
bcsitzer Trowitzsch bis zur Einführung
der Gewerbesreiheit Prüfungsmeister
sür Preußen.
P r-e vinz Ostpreußen.
s In Windenburg der Altsitzer Kall
wellis Ulitür verdächtigen Umständen,
welche zur Leichenöffnung und chemi
schen Untersuchung der Eingeweide
Veranlassung gaben. Der Gerichts
chemiker muß nun wohl das Vorhan
densein von Gist festgestellt haben, denn
die Wirthsfrau KaUmcllis'.einc Schw e
gertochter des Verstorbene», ist unter
Anschuldigung des Giftmordes verhaf
tet worden. Das 50jährige Dicnst
judiläum feierte in Jnflerbiirg der
LaiidgerichtSsecretär Migge. Aus An
laß dieses Festes wurde er zum Kauzlei
rath ernannt. Der bisherige Land
rathsamtS-Verwalter, Ajjeffor Rötger,
ist zum Landrath des Kreises Labia«
ernannt worden.
Pr v » iüt zW e stpr eliß e n.
Der Kaiser hat jetzt genehmigt, daf>
das Denkmal für Kaiser Wilhelm I. in
Neustadt aus dem Platze vordem Rath
haus errichtet werde. Am 22. März
!. IS., dem Geburtstage des verewig
ten HcltcnkaiserS, soll die Grundstein
legung stattsinden. — Im Kreise seiner
Kinder. Enkel und Amtsgenosscn feierte
der 92jährige pensionirte kgl. Förster
Schröder in Äiva mit feiner in den
achtziger Jahren stehenden Gattin das
tiOjährige Ehejubiläum, die „Diamant-
Hochzeit". —Auf der Mühle Grünthal
hat sich der Mühlenbesitzer K.. welcher
in der letzten Zeit durch unverschuldete
Unglückssalle große BcrmögenSverlust'.
erlitten, aus Verzweiflung erschossen.
Pro v i n z Po m in e r n.
i' In Kolberg der Prcmierlieutenant
Im Kaiser Alexander Garde-Grenadier-
Regimeiit BogiSlaw von Münchow,
während er bei seinen Eltern Hierselbst
auf Urlaub weilte. Der vierjährige
John Oskar des Rentiers Krohn klet
terte an« 'Winterhafen in eins der dort
liegenden Fischerboote, fiel in'S Wasser
und ertrag—Wie verlautet, liegt es
im Plane, das Münder Fort abzu
brechen uvd an seiner Stelle eine Loot
senstation zu errichten. Damit würde
das letzte Wahrzeichen von EolbergS
ruhmreicher Vergangenheit verschwin
den. Vom Fischsange heimkehre»»
fanden, infolge Kcntcrns ihres Bootes,
4 Fischer M>s Karwcn ihren Tod in
Wellen.
Provinz Sch leS>wi g-H alstein.
Großes Aussehen erregt in Schleswig
oie aus Antrag des Bürgermeisters
Heiberg ersolgte plötzliche Verhaftung
des laugiahrigeii Stadttassircrs Han
sen. der sich iin allen Kreisen der Stadt
Schleswig das vollste Vertrauen erwor
ben halte u>nd als Ehrenmann galt.
H. hat das in ihn gesetzte Vertrauen
schändlich ne.ißbrauchtz eine sür H.
gänzlich unerwartete Revision der
städtischen Nassen ergab ein Desicit von
annähernd Ii»,000 Mk. Der Verhaf
tete hat die Unterschlagungen bereits
vor fahren begonnen! mit rassinirtem
Geschick wußte er indeß sich vor Ent
deckung zu sichern. — Der in Wamdrup
wohnhafte AÄchensteller H. Hansen
war damit beschastigt, hinter seinem
Hanse einen Brunnen zu graben, als
er durch Erdrutsch lebendig begraben
wnrde. Erst »ach mehrstündiger an
gcilrengler Arbeit'der zur Hilse Herbei
geeilten. wurde seii«e Leiche zu Tage,ge
fordert.
Provinz S.ch,l>e>s>i,e n.
s In Sagan der Kensionirte Haupt
lehrer und Rektor Furche.
Mit einem feierlichen Akt inder Haupt-
Halle vor der Kaiserstalute wurde in
Schweidnitz durch de» Oberpräsident
Dr. v. Seydewitz die Aufstellung ossi»
.ciell geschlossen. In Toner wurde
idie Wirthschast des Stellen besitzerS
Dyhr. durch eine FeuerSbrunst einge
äschert. B«i dem Versuche, das Vieh
zu retten, simd die Frau des Besitzers
und der?» Schwester in den Flamme»
»linkckommen. Fräulein H. l-
Aramsta auf Mnhran hat zur Uebei
nahmc und Unterhaltung des «on ihr
am hiesigen Orte begründeten Kinder
heims der Stadt «n SüstungSkapital
t'liti 60.000 Mari geschentweise über
wiesen. —ln de« Dorse Fürstenau
l>at ein größeres Schadenfeuer acht
Wirthsä>aften und .einen Theil der
fürstlichen Försterei m Asche gelegt.
Zwei Frauen erlitten beim Retten ihres
Mobiliars lebensgefährliche Brandwun
de». —' Die Sternberg'sche Brauerei
in Winzig ist v»n den Flammen zerstört
worden. In Wahren hat sich der
Unterosficier Georg Ofner von der 2.
Batterie des Feld-Artillerie.ReqimenlS
Zio, ö. ans Breslau erschossen.
Provinz Posen.
Der Leh er H. Beckmann in Forlxm
Wurde von der VrombergcrStraslanmer
wegen Verbrechens wider die Sittlich
keit zu Jahren Zuchthaus verur
theilt. Ter wegen Ermordung des
Flciichei meisterZ und Grundbesitzers
Degurski in Plewisk in Untersuchungs
haft befindliche Wirthssohn Knrasz hat
nunmehr die That eingeräumt ulili
gleichzeitig das Geständnis; abgelegt,
daß er vor zwei Jahren in PlewiSl die
unverehelichte Marianna Perz, welche
bei seinem Bruder gedient hatte, er
mordet habe. Die Leiche des Mädchens
wurde thatsächlich damals gesunden! es
gelang jedoch nicht, den Thäler zu er
mitteln.
Provinz Hannover.
Die vereinigten deutschen Petroleum»
werke habe» in ihrer letzten Versamm
lung beschlossen, den Betrieb in Oel
heim in nächster Zeit einzustellen. Zwar
besinden sich gegenwärtig im Ganzen
noch acht Bohrlöcher, darunter mehrere
allerdings nnr zeitweise, im Pump
betrieb, die Förderung ergibt jedoch
nur ein geringes Quantum Oel, das
sast durchweg zum Schmieröl verarbeitet
wird. Das einst vielgenannte Oelheim
wird baldvölliger Vergessenheit anheim
fallen. Senator Waßmann in Uslar
kam auf der Straße neben einem mit
Heu beladeuen Wagen zu Fall, »nd
zwar so »»glucklich, daß ihm die Räder
über de» Napf gingen, was seinen so
fortigen Tod herbeiführte. Das am
1. Mai 1875 gegründete königliche
Seminar in Verden vertauschte dieser
Tage seine alten Räume im Schalten
des hehren DoniS mit dem stattlichen
Neubau auf dem geschichtlichen Burgthor
vor dem Nc»en Thore. In den drei
Jahren, vom I. Oct. 1889 bis 1. Oct.
1892 ist das neue Seminar nach dem
Plane des Regicrungsbaumeisters Eck
hardt erbaut. In Hülsede beging
der Kantor Decken sein 50jähriges Ju
biläum als Küster, Organist und Leh
rer der dortigen Gemeinde. In An
derten wurde das Haus des BrinksitzerS
und Böttchers H. Oppenbor» ein Raub
der Flammen; in Hammeln das Berge
mann'sche Haus und das angrenzende
Heyden'sche HauS; in Melle die Ma
schinen sabrik von I. A. Lanvemeyer;
in Ottendors Wohnhaus »nd Korn
scheune des Laiidschöppen Pecksen; in
Urbach der Banerhof des Gutsbesitzers
Etzrodt und die beiden angrenzenden
GeHöste.
Provinz Westf a l e n.
In der Aula der Akademie zn Mün
ster fand unter den üblichen Feierlich
keiten die Eröffnung des neuen Stu
dienjahres und die Uebergabe des Rek
torates an den zum Rektor gewählten
und bestätigten Professor Dr. Stahl
statt, in Gegenwart der Spitzen der
Civil- und Militärbehörden, des aka
demischen Lehrkörpers und vieler Slu
direnden. Nach der von dem abtreten
den Rektor, Prosessor De. Langen, ge
gebenen Uebersicht über das abgelaufene
Studienjahr stellte sich der Besuch der
Akademie im vergangenen Winter auf
380, im Sommer auf 432 Stuoirende.
Der Lehrkörper verlor zwei Mitglieder
durch den Tod, Geh. Medizinalrath
Prof. Dr. Karfch und Prof. der Dog
matil, päpstlicher Hausprälat Dr.
Schwane.—Für die Strontianit-Jn
dnstrie, deren Betrieb in Beckum im
vergangenen Jahre fast völlig einge
stellt war, scheinen wieder günstigere
Zetten anbrechen zu wollen. Aus dem
Schachte „Elisabeth" im hiesigen Kirch
spiel wird zur Zeit mit dem Abteufen
eines neuen Schachtes begonnen und
auch ans dem Kreuzberge soll eine neue
Schachtanlage gemacht werde». An
dem Unternehmen sind mehrere aus
wärtige und eine hiesige Firma bethei
<igt.
Rh e inp r ov in z.
Der Schmied I. W. Runge in Köln,
ans dein Kreise Cöslin gebürtig, wurde
beschuldigt, in der Arbeitsanstalt Brau
weiler den Schlosser Wilhelm Grachten
mit einem Hackcnstiele hinterlistig über
fallen und so schwer mißhandelt zu Ha
ben. daß der Tod des Grachten einge
treten ist. Bei der Verhandlung wurde
die Schuldsrage unter Ausschluß mil
dernder Umstände bejaht und der An
geklagte zu acht Jahren Zuchthaus ver
urtheilt. Die geplante elektrische
Bahn von Düsseldorf nach fltrasenberg
soll am Fuße des Aaper Waldes bis
zum Bahnhos Rath weiter geführt wer
den. um den Düsseldorfer AuSflüglern
eine billige nnd bequeme Fahrgelegen
heit nach den dortigen AusflugSpunkten
zu verschassen. —In Neunkirchen, ei
nem Dorf von 2000 Einwohnern, brach
Feuer aus, das ein Wohnhaus mit
Nebengebänden einäscherte. 112 In
Saargemünd der pensionirte katholische
Hauptlehrer H. Mörschbacher. Die
nach Fertigstellung der Thurmhalle
nunmthr vollendete St. Josephskirche
in Viersen, mit deren Erbauuung Jo
seph Klccjattel in Düsseldorf seinen
Rus als hervorragender Kirchenbau
meister begründete, hat im Innern au
ßer den prächtigen t>horfcnstern einen
weiteren Schmuck erhallen. Für doS
Chörchen des nördlichen Seitenschiffes
s«rt>gte MMer Rich. Mäst in Köln ei
nen überaus reizvollen Altar mit sigur
lichen Gruppen aus dem Leben der hl.
Anna.
Provinz Hessen-Nassau.
J«n Walde bei Ibra erschoß der be.
rüchtigte Wilddieb Schwalm die Lei
chenwärterin de- Ortes, welche, wah
rend Schwalm sich euf dem Allstand
befand, zufällig des Weges daher kam.
Da Schwall» glaubte, die Krau
schleiche ihm »ach, um ihn bei der Be
hörde zur Anzeige zu bringen, so schoß
er sie ohne Weiteres nieder. Ter
tiesverschuldete Handelsmann Joh.
Blum in Weyhers war verschwunden
und man glaubte, daß er mit ca.
30,000 Mark, welche an ihn als Agen
ten einer FeuerversicherungSanstatz zur
Auszahlung an die Abgebrannten in
Dipperz gtsandl worden sind, durchge
brannt !ei. Blum wurde in der Mb«
von Odenbach verhaft«!, wobei sich
herausstellte, daß er keine anvertrauten
Gelder mitgenommen hatte. —s Staats
anwalt, Geheimer Justizrath Moritz in
Wiesbaden. Auf der „Kronen
brauerei" spielte eirfNeffe des Restau
rateurs Becker, August Brodengeyer,
nnd der Sohn des DirectorS Löhnert,
Leo Löhnert, mit einer Spatzenslinte.
Die Waffe entlud sich und die Ladung
drang dem 13 Jahre alten Broden
geyer in den Hals. Der Tod trat aus
der Stell« ein. Das Dors Istha ist
von einer großen Feuersbrunst heimge
sucht worden; sämmtliche Baulichkeiten
«on sieben Hoflagen sind ein Raub der
Flammen geworden.
Königreich Sachsen.
Aus dem Kreise seiner Freunde heim
kehrend, stieg der Gutsbesitzer Mai in
Frankenstein. da er den Hausschlüssel
vergeffvi hatte, durch das Fenster in
seine Wohnstube ein. Dabei zersprang
eine Scheide, und durch die Scherben
erlitt Mai einen tiefen Schnitt am
Beine. Der Verletzte legte sich, die
Wunde nicht weiter bsachtend, auf das
Sopha, woselbst er am Morgen als
Leiche ausgesunden wurde: er hatte sich
während der Nacht verblutet. 112 In
Penig der Stadtvcrordiietenvorsteher,
der vormalige fortschrittliche Landtags
abgeordnete Rechtsanwalt Dr. Melsch
ner, der 1867 im Wahlkreise Borna-
Pegau-Geithain-Penig auch sür das
norddeutsche Parlament candidirte,
damals aber gegen den Justizrath Ge
bert unterlag. Baurath Otto Hos
mann in Pirna, welcher seit einer lan
gen Reihe von Jahre» in hervorragen
der amtlicher Stellung in Pirna wirkt,
beging sein goldenes Beamten-Jubi
läum. Baurath Hosman» ist der Er
bauer der Pirnaer und Schandauer
Elbbrücke. Tie Firma Heinrich Haen
sel, deren Inhaber die Herren Kommer
zienrath Gustav Haensel und Albert
Bauer sind, beging die Feier ihres 50-
jährigen Bestehens. —In der Wohnung
seiner Geliebten in Plauen i. ?>. hat
sich der 17jährige Zeichner Heinrich in
Folge eigener Unvorsichtigkeit aus einem
Revolver eine Kugel in den Unterleib
geschossen. Im Beckerschacht in Häni
chen verunglückte während der Nacht
schicht der Hauer Pahützseh aus Theise
witz, indem eine starte Kohlenwand
plötzlich auf ihn stürzte. Er ivar sofort
?ine Leiche.
Thüringische Staaten.
Der frühere Director der Altenbur
ger Spielkartenfabrik, Arthur Pleiß
ner, ist wegen versuchten BctrugeS und
Vergehens gegen das Handelsgesetz zn
I Jahr 5> Monaten Gefängniß, 300
Mark Geldstrafe und 3 Jahren Ehr
verlust verurtheilt. 6 Monate Unter
suchungshaft wurden angerechnet. Sei»
mitverhasteter früherer Sozius und
nachmaliger Mitdirector Kühne hatte
sich kurz nach der Verhastung vergif
tet. s In Koburg der bekannte
Theatermaler Professor Gotthard Brück
ner, der sast alle größeren Theater
Deutschlands, auch die Bayrenther Fest
spiele mit seinen Decoraiionen versorgt
hat. Das in Gera zu errichtende
Wilhelm-Tschirch-Tenkmal wird nun
mehr unter Prosessor Schapers Leitung
von dem kürzlich mit dem Rompreise
seitens der Königlichen Akademie zu
Berlin ausgezeichneten Bildhauer Gün
ther hergestellt werden. Dasselbe be
steht in einem Granitsockel. mit Reliefs
und Bronze-Büste des Eomponisien.
Heffen-Da r m st a d t.
Eine musikalische Abendunterhaltuug
am Hose Friedrich's des Großen im
Jahre 1700 wnrde im städtischen Saal
bau zu Darmstadt getreu nach geschicht
lichen Mustern veranschaulicht. In
diesem Concert, das zum Besten der
Dialoiiisseiih.iuicr von Darmstadt »nd
Schwäbisch Hall stattfand, wurden nur
Eompositionen der damaligen Zeit ge
spielt, welcher auch die scenische Ein
richtung und die Trachten angehörten
Königreich Bayern.
Der verheirathete Inwohner Johann
Schönstein von Scharmassing, ein ver
kommener, arbeitsscheuer Mensch, hat
seinen Stiefvater erschaffen, angeblich
weil dieser seine, des Mörders, Mutter
mißhandelt habe. Das Schwurgericht
in Aniberg verurtheilte den Schönstcin
wegen TodlschlagS zu 10 Jahren Zucht
haus. Auf die Angabe des Schuster
buben Jos. Reger, daß er von dem
Dicnstknecht Ehriftian Wallbrunn im
Walde überfallen worden sei, wurde
der Letztere am 19. Nov. v. I. wegen
Raubverjuchs zu 2 Jahren 3 Monaten
Zuchthaus verurtheilt. Kürzlich machle
Reger nun das Geständniß, daß seine
damaligen Angaben, die er nur ge
macht. weil er von seinem Meister we
gen zu langen Ausbleibens Schläge be
fürchtete, falsch feien. Es eriolgte
Mcberanfnahme des Verfahrens und
jetzt wurde Wallbrunn vom Schwurge
richte fitigrsprochen, nachdem er bereits
ein Jahr abgesessen. Der Schuster
bube ist nach Amerika durchgebrannt.
In 'Arnsdorf wurde seit dem 10.
August d. I. die Obermüllerschefrau
und WirthschastSpächterin Wifselmüller
vermißt. Dieier Tage nun wurde sie
im sog. Windmaisbalz vergraben in
start verwestem Zustande ausgesunden.
Sie stand mit emem erst kurz verheira
thete» Müller vo» Kohlstors i» inti
mem Verhältniß, das auch nicht ohne
Folgen geblieben sein soll. Dieser
Müller wurde nun verhaftet. Wegen
Beleidigung des Birgel Meisters Medi
cuS wurde der vormalige Polizeiwacht
meister W. Wolsstetter i» Aschaffenburg
zu eiucm Monat Gesängtiiß verur
theilt. Der Obcrjäger Suttoc des
2. bayer. Jager-BalaillouS in Aschas
senbnrg hat sich erschossen. Der
Braucreibeiitzer Lorenz Stötter in Augs
burg wurde in der hygienischen AuS
slellnng im Haag sür sein vorzügliches
Bier mit der goldenen Medaille prä
mürt. Der Bremser Xaver Hasel
berger von Augsburg gerieth am Bahn
hof in Ulm beim Zusammenstellen einet
Güterzuges zwischen die Puffer zweier
Wagen und wurde erdrückt.
KönikreichWitrttcmberg.
s In Großbottwar der Lnminwirth
und Gutsbesitzer Karl Berlsch. Das
Fest der goldenen Hochzeit sci'rten in
Heldcnsingen der Sattlerineistec Steph.
Schmid mit seiner Ehesrau. s In
Heilbron» der Prosessor Stockmayer.
Wagensabrikant Tiem sen. daselbst
brannte mit einem Arbeiter in seinem
Keller cm Spritsaß aus: dieses erplo
dirte mit einem furchtbaren Knall, und
der Teckel traf Herrn Tiem aus Brust
und Kopf und verletzte ihn schwer.
In der Maschinenfabrik von Weipperl
nnd Söhne brach Nachts Großseuer
aus. welches das MaschinenhauS. die
große Schreinerei mit bedeutende» Vor
räthen an halbsertigen Maschinen,
sowie das Hauptfabrikgebäude zerstörte.
Auch das von Fabrikant Groß bewohnte
Gebäude an der Herbststraße wurde im
Dachstuhl vom Feuer ergriffen, konnte
aber noch gerettet werden. Der Händ
ler Haas, in dessen Wohnhaus in der
Sicherer San kürzlich Feuer ausbrach,
wo bei den Löscharbeiten in Oel ge
tränkte Lumpen gesunden wurden, ist
wegen Verdacht? der Brandstiftung in
UntcrsnchnngShast genommen worden.
Im nahen Auenitein sind sieben Ge
bäude, drei Wohnhäuser und vier
Scheunen, abgebrannt.
Großherzogthum Baden.
In Konstanz fand die Feier des
25-jährigen RegimentSjnbiläums des
114. Jnsaiiteric Regiments Kaiser Frie
drich. Der Großherzog hatte seinen
Flügcladjutanlen v. Schönau beauf
tragt, ihn bei den Festlichkeiten zu ver
treten, dem OfsicicrcorpS feine Glück
wünsche zu überbringe» und a» dem
Kaiser Friedrichdcnlmal mehrere kost
bare Kränze niederzulegen. Die Ent
hüllung und Uebergabe des Denkmals
an das Regiment ersolgte am zweiten
Festtage. Mehrere Tausend srüherer
Rcginientsaiigehöriger nahmen an der
Feier Theil, sür welche eine Dauer von
drei Tagen festgestellt war. Mgnn
heimer Blätter erzählen von einem
Duell, welches zwischen einem hiesigen
„angesehenen" Kaufmann und einem
answärtigen Offizier stattgefunden
habe, oder, nach einer anderen Version
noch stattfinden solle, weil der Ossizier
„zarte Beziehungen" zu der Gattin des
Eivilisten unterhalten habe. Wieder
von anderer Seite heißt eS, bei dem
Handel sei weder ein Ossizier noch ein
„angesehener" Bürger belheiligt. Was
ist nun an der Sache? Vom Stadt
rath in Baden-Baden wurde beschlossen,
für nächstes Jahr wiederlim 50,000 M.
zur Subventionirung der vom Inter
nationalen Renncomitc veranstalteten
Jssczheimer Pferderennen in den Vor
anschlag einzustellen.
Rheinp 112 a l z.
In Speyer ist ein altes Gebäude von
der Erdoberfläche verschwunden.' Es
ist dieses die ehemalige MirchbachhauS-
Kaserne, aus dessen Platz das neue
Konsistorialgebäude erbaut werden soll.
Mit den Erdarbeiten wurde bereits be
gonnen. Das Gebäude wird bei gün
stiger Witterung dieses Jahr noch un
ter Dach gebracht und nächstes Jahr bis
zum Spätherbst vollendet werden.—
Ter auf dem Oberpostamt in Speyer
beschäftigte Postaspirant Friedrich
Mayer ist unter dem dringenden Ver
dacht, sich einen Geldbries rechtswidrig
angeeignet zu haben verhaftet und nach
Frankeuthal abgeführt worden. In
Ruppertsberg ist das Wohnhaus des
Kuhhirten Fritz Hörner, sowie die
wohlgefüllte Scheuer des Winzers Lang
häuser niedergebrannt. In einem
Steinbruch bei Grethen, nicht weit vom
Herzogweiher, wurden fünf Arbeiter
von einer mächtigen Felsmafse verschüt
tet und sämmtlich gelödtet. Die Ver
unglückten sind: Konrad Heydemann
aus Grethen, Peter Maliern aus Gre
then, Heinrich Kalbfuß aus Harden
burg, Konrad Becker, Fuhrmann, aus
Liftadt, der Besitzer des Steinbruchs
Anton wtorck aus Hardenburg.
Elsaß-Lothringen.
Sie französische Regierung hat dem
Ministerium in tz-traßburg wieder das
Ableben von weiteren 33 aus Elsaß-
Lolhringen gebürtigen Fremden legio
nären gemeldet. Straßburg erhält
sür das Land- und Amtsgericht einen
neuen Justizpalast. Das Prachtge
bäude erhält aus den zwei Hauptsm>a
den eine Front von je 50 Meter.
Auf Grund des Paßzwanggejctzes wur
den verschiedene in Frankreich ange
stellte Lehrer nnd dort Studirende,
welche in Straßburg ihre Ferien zuzu
bringen beabsichtigten, ausgewiesen.
Die deutsch - amerikanische Petroleum-
Gesellschaft bat von der Stadt Straß
burg bei dem Hafen l Hektar Terrain
zur Errichtung von Lagerhäusern ge
pachtet. Die große Orgel im Straß»
bürger Münster wird umgebaut wer
den. Der Gtineinderalh hat dazu 530,-
000 M. bewilligt.
Mecklenburg und Oldenburg.
Der frühere Leiter des Oldenburger
Theaters, Fr. Woltereck, feierte den
Tag, an welchem er vor nunmehr k>o
lahren die Leitung übernommen hatte.
In Pernick brannte das mit Scheune
und Stall verbundene Haus des Rade
»lacherS Wulf. welches bis auf die mas
siven Ringmauern in Asche gelegt
wurde. Dem Andenken unseres im
vergangenen Jahre verstorbenen meck
lenburgischen Landsmannes, des be
rühmten Zarncke,
sali im dentschen Seminar zu Leipzig,
der Stätte seines langjährigen Wirkens,
ein Denkmal, wahrscheinlich in der Ge
statt eines Bildnisses, gestiftet werden.
Eine Anzahl von Verehrern Zancke'S
erläßt einen Ausruf zur Einsendung
von Beitragen zu diesem Denkmal.
Ter Leichnam des Wismarer Arbeiters
Knoll wurde in einem Graben aus dem
Wege nach Mendorf in sitzender Stel
lung aufgefunden.
Schweiz.
112 In Nyon Dr. Fetscherin-Fuete»,
weiter der Privat.Jrrenanstalt Metaii
je und Kit 1875 Director der Berner
cankonalcn Irrenanstalt St. Urban.
Der Staatsrath des Conton Waliii
hat der Direktion der Post, sowie der
Jura-Siniplonbahn wissen lassen, daß
die gellende Sprache im Ober-WalliZ
die deutsche sei, weshalb die Namen der
Obermalliser Städte und Ortschaften
deutsch und. nicht französisch sein dürs
ten. Wallis verspricht i» der Thal
ein neues Ealisornieu zu werden. Nach
dem sich in Gondo eine französische
Actiengesellschast zur A.isbeniuug der
dort „vermutheten' Goldminen gebil
det hat, läßt eS den braven Bewohnern
des Thales von BagneS keine Ruh«
mehr. Man erinnert sich, daß vor vie
len. vielen Jahren Gemsjäger »nd
Hirten oberhalb des bekannten Gietroz-
Gletschers zu wiederholten Male»
Stückchen des edle» Metalles gesunden
haben. Alle Welt, Kinder nnd Greise,
Männer und Frauen, sind plötzlich von
der ~/Vuri sitllnr kkmvs" befallen und
hacken und schaufeln ohne Unterlaß,
um eine ergiebige Goldader zu ent
decken. Doch leider bis zur Stunde
ohne Ersolg. Der Tessiner Staats
rath hat in Sache» des Kantons Tessi»
gegen die Gebrüder Oswald, in Betreff
der im Besitz letzterer Bantsirma sich
desindendcn »nd von Eriassirer Scaz
ziga vcr»iitrc»ten Werthtitel, mit ge
nannter Bank in dem Sinne abge
schloffen, daß die Firma Gebrüder Os
wald gegen eine runde Summe von
44,000 Fr. dem Tessiner Fiskus alle
Werthtitel zurückgiebt! es dclaujen sich
dieselben aus 88,000 Fr. Jni Kin
derasyl zu Brissage und in einige»
Privathäusern wurden dieser Tage
einige Bergistungssälle konstalirt. Der
Mechaniker Quaglia ist einer Bergis
tung erlegen. Di.' Ursache ist nun ent
deckt worden. Ein Spezereihändler
hatte Kochsalz mit Arseniksalz, das er
unerlaubter Weise in seinem Ladcn
vorräthig hatte, vermischt. s In Lu
gano der tüchtige und geachtete Arzt,
Dr. Alsred Biizzi, Mitrcdaktcur des
„Bolletino iiiedica della Spizzera ita
liana".
Freie Städte.
Hamburg: Auf dem Boden des Han
fes Geibelftrciße 19, auf der Uhlenhorst,
entstand Feuer, welches van der herbei
gerufenen Feuerwehr bald gelöscht wer
den tonnte. Später jaud man in einem
Bretterverschlag die verkohlten Leichen
des 6jährigen Gustav Lindigkeit. dessen
3jähriger Schwester Anna und des vier
Jahre alten Gottsried Gottschalk.
Während einer Schlägerei, welche sich
Nachts ans der Langenreihe in St.
Pauli abspielte, wurde der 25 Jahre
alte Marinesoldat Karl Rudow aus
Rügenwalde (in Pommern) erstochen.
Als Mörver wurde der Heizer Ernst
Trutmann aus Großsorra festgenom
men. In einem HaiHe, das wegen
feines entsetzlichen schmupige» Zustan
des von den Bewohnet polizeilich ge
räumt werden mußte, wurden bei der
Tcsiiisicirung 60,000 M. in einem
Winkel gefunden. Die. Bewohnerin
hatte bisher eine Armen-Unterstützung
bezogen. Im Fährkanal zu Stein
wärder stürzte der Schiffer Könnecke aus
seinem Fahrzeug in'S Wasser und er--
trank.
Geheimrath Pettenkofer
in München veröffentlicht demnächst
seine Ersahrungen über die diesjährige
Cholera-Epidemie, namentlich in Ham
burg. Er erblickt darin den Beweis
sür die absolute Hinfälligkeit der An
steckungstheorie. Es habe sich bestätigt,
daß örtliche Disposition die unverläß
liche Voraussetzung der Epidemie sei;
der einzelne Mensch könne disponirt
sein, aber nicht ohne einen diSponirten
Ort erkrankten. Die Cholera-Ausper
rungen seien deshalb nutzlos, man
müsse die Menschen immun zu machen
suchen, was vielleicht, wie bei den
Blattern, noch gelinge, und die
Orte assaniren. Zn letzterem müsse
man den Gemeinden Anleitung
geben. In dieser Beziehung liegen die
Dinge noch vielsach im Argen. Pet
tenkoser nnd der Bakteriologe Emme
rich nahmen die'en Sommer zur Selbst
prüsung Kommvbazillen ohne Schaden
ein. Beide bekamen Diarrhöen mit
unzähligen Cholera-Bazillen im Stuhl,
blieben bei gutem Appetit nnd Wohlbe
finden nnd hatten keine Störung im
Organismus. Pettenkofer wolle von
Thicreiperimenten nichts wissen, nur
Erperiniente an Menschen seien maßge
bend. Er bezeichnet die diesjährigen
starken Regenhöhen als der Cholera
ungünstig nnd ist nicht ohne Sorge,
wenn eS im nächsten Jahr trocken wird,
da viele Cholerakcime vorhanden si»p
und zwei Jahre wirksam bleiben kön
nen. In Kalkutta steige und solle die
Cholera auch mit Regenhöhe. ebenso
war es bei der Münchener Epidemie
von 1873.
Aus Warschau wirb be.
richtet: Seit mehreren Wochen bilden
Räuberbanden, deren Mitglieder mit
Masken vor dem Gesichte an verschiede
nen Orten in Kongreßpolen sreche Ein
brüche verüben, den Schrecke» der Be
völkerung. In Lodz kam eine solche
sünfzehn Mann starke Bande eines
Abends in das HauS des Großlauf
mannes Blawsta. Nachdem der Haus-
Wächter geknebelt worden, drangen die
Räuber in das Waarenmagazin, plün
derten die Kasse aus und schleppten
Waaren im Gesammtwerthe von 3000
Rudel mit. In EarSli - Kul
drangen sünf maSkirle Ränder
in die Gemeindekasje. machten die
vier Wächter durch Schlage mit
Knütteln wehrlos und bemächtigten sich
des 2000 Nubel betragenden Baargel
des. Sonntag NachtS wnrde die Kasse
des Sparvereins in Bolschye Beloz an
der österreichischen Grenze durch ein hal
bes Dutzend ebensallS maSkirler Räuber
Üliersallen. Nachdem die zwei Wächter
getödtet waren, schleppten die Thäter
den Geldschrank mit9ooo Rubel ins
Freie, wo sie denselben erbrachen und
des Inhaltes entleeriin Bonden mas
tirten Räuberbanden fanden die Be
hörden keine Epur.
—A uSO estr «reich meldet man:
Ein felleneS Fest wurde am 1. No
vember in Lnndenberg begangen, denn
an diesem Tage seierten beide Lehrer
der hiesigen zweiklassigen Volksschule in
der israelitischen Gemeinde, nämlich
Oberlehrer Eduard Goldschmied und
Lehrer Josef Bauer das 25jährige Ju
biläum ihrer AmtSwirlsamkeit alz
Lehrer, wobei noch hervozuhebcn ist,
daß letzterer volle 25 Jahre, ersterer
aber 23 Jahre an dek hiesigen Schule
als Lehrer sungirt. Kürzlich erlag
plötzlich einem Schlagansalle der Di
strictS- nnd Gemcindearzt in Böllen,
Franz Kahanel. In Nentitschcin hat
ein Herr Namens Johann Robitschek
nach vielen Versuchen ein Mittel zur
Ve.nichtnng der Reblaus entdeckt und
hierfür bereits das österreichische Pri
vilegium erworben. ES wäre nnr z.i
wünschen, daß jene Erwartungen, die
Herr Robitschek selbst an seine Ent
deckung knüpft, nicht nur in seinem,
sondern auch im Interesse der gcsamin
ten Weinvroduction in Ersüllung
gehen. fln Troppan Josef Ja
nolta, Director der Troppauer Zucker
raffincrie-Actiengesellschast. In der
Pfarrkirche zu Groß - Rußbach sollte
letzthin die 22jährige Wirthschasts
besitzcrZtochlcr Eatharina Tiewald aus
Hornsburg mit dem Wirthschaslsbe
sitzer Johann Flandorser aus Kleni
! Ebersdors den priesterlichen Segen sür
den zn schließenden Bund sür's Leben
erhalten. Der Bräutigam war bereits
mit seinem Beistände und näheren
Freunden im Braulhause eingetroffen
und nach verschiedenen herkömmlichen
HochzcitSgcbränche» schickte man sich an,
die Wagen zu besteigen, um zur Kirche
zn fahren. Kaum halte die Braut an
der Seite ihres Beistandes die Thür
fchwelle überschritten, so sank sie mit
lautem Ausschrei ihrem Begleiter leb
los in die Arme. Ein Herzschlag hatte
dem Leben der Braut ein jähes Ende
bereitet. Das Gehöft des in der Ein
fchicht wohnenden WirthschastsbesitzerS
V. Baumgartner in Hochwolkersdors
ist neulich ein Ranb der Flainn:cn ge
worden. Dem Brande fiel das Haus
sammt Wirtlifchaftsgebäuden, sowie
die Fechsung dieses Jahres, die Futler
nnd Fruchtvorräthe, die Wirthschasts
gerälhe und mehrere Schweine zum
Opfer, so daß der bedauernswerthe
Mann sast um seine gänzliche Habe ge
kommen ist. In Graz erfolgte die
Verhaftung des suspendirten Bezirks
richterS Franz Starke! wegen Verdach
tes des GatteumordeS. Neulich ist näm
lich die in der Attemsgasse wohnhaste
Gattin des Franz Starlel angeblich an
Herzlähmung gestorben. Nachdem je
doch der Verdacht laut wurde, daß die
Frau keines natürlichen Todes gestor
ben sei. zumal es bekannt war, daß die
Ehegatten seit längerer Zeit stets in
Unsricdcn gelebt haben und nachdem
die Verstorbene schon früher ihren Ver
wandten mitgetheilt hatte, daß ihr
Gatte gegen sie Gewalkthaten ausgeübt
und tue Aeußerung gethan habe, sie
aus der Welt schaffen zn wollen, so
wurde von der SicherheitSbehörde über
diesen TodeSsall der Staatsanwaltschaft
die Anzeige erstattet. ES erschien des
halb eine Gerichlscommission in der
Wohnung des Starlel, welcher nach
seiner Einvernehmung durch den Unter
suchungsrichter in Folge der ihn gravi
rcnden Verdachtsmomente in Hast ge
nommen wurde. Im Frühjahr 1894
werden es 500 Jahre, daß die Stadt
und Herrschaft Bludenz au das HauS
Oesterreich gekommen sind. Der Ge
meindcrath hat in seiner Sitzung be
schlossen, den Herrn Oberrcalschul-Di
rellor Herrn. Sander in Innsbruck zu
ersuchen, daß derselbe z» diesem ge
schichtlich denlwürdigen Zeitabschnitt
eine Denkschrist versässe.
Der Wahl des Fürst
bischofs Kohn in Olmütz gingen Wahl
bcsprtchuiige» der bürgerlichen Dom
herren voran, welche sich, nachdem Tr.
Hanel die ihm zugedachte Erzbischoss
würde abgelehnt hatte, auf Dr. Kohn
einigten. Hanel soll gerade wegen sei
ner mangelhaften Kenntniß der tschechi
schcn Sprache abgelehnt haben. Beim
ersten Wahlgange erhielt Dr. Kohn
auch alle sieben Stimmen siiner bür
gerlichen Eollegcn, während die Adeli
gen ihre Stimmen den Grasen Belrupt
und Potulicki gaben, somit zersplit
terten. Im zweiten Wahlgange
stimmten sodann Graf 'D'Orfay,
Ritter v. Holle und Graf Patting
mit den Bürgerlichen, so daß Tr. Kohn
die Mehrheit von zehn Stimmen er
hielt. Bei der Wahl snngirt der je
weilige österreichische Kultusminister
als Kaiserlicher Commisjär! das Eapi
tel verehrt ihm dasür als Ehrengabe
1000 Dukaten. Nach einer ZeitnngS
meldung hätte aber der jetzige Kultus
minister ans dieieS Geschenk verzichtet,
weil er sich verletzt suhlte, daß die
hübsche Schüssel mit 1000 Dukaten vor
der Wahl in dem Schaufenster einer
Wechselstube in Olmütz mit der Auf
schrift zu sehen war: Geschenk sür der
Kultusminister Frhrn. v. Gautsch.
Der einzige Sohn eine»
hochgestellte» österreichische» Staats
beamten. bestimmt, demnächst für einen
valanten Posten im Abgeordnetenhaus«
zu candidiren. wegen feines vortreff
lichen Geigenspiel S.das er als Dilet
tant wie ein Künstler ausübt, in allen
lünstlerischen Vereinigungen beliebt
und gesucht, steht, wie der .Post"
aus Prag geschrieben wird, im Begriff,
eine Mesalliance einzugehen. Ein
armes junges Mädchen hat es ihm an
gethan. und gdurch sein Geigenspiel
Herz und Sinn des Jünglings gesan
geu genommen. Ter StaiideSunter
schied hätte sich vielleicht »och über
brücken lassen, aber die sechzehnjährige
Böhmin. der seine Liebe gilt, ist mit
ihrer ZwillingSschwester in Höhe und
Huste vklwachse». Obwohl bereits
die verschiedenste» ärztlichen Kapazitä
ten lonsullirt worden sind, hat sich bis
jetzt lein Operateur der schwierigen
Aufgabe sür gewachsen erklärt, eine
körperliche Trennung der beiden Schwe
stern zu volliieben.
Von einem merkn, ür
digen Mediciner, einem Heu
doctor, der als Prophet ii»
Wien keine Geltung gefunden, dann
aber in Amerika fein Glück gemacht
hat, weiß das Jllustr. Extra-Blatt zn
erzählen. Ein junger Arzt, Dr. Scnf
teiiberg, trat vor zwei Jahren in Wien
mit einer neuen Heil-Hcumethode her
vor, über die er in einem Memorandum
u. a. Folgendes sagte : „Die Hirsch
kuh bettet ihr Junges ersahningsgeinciß
in eine Unterlage von Hcu, und sobald
ein rauher Wind oder starker Regen
kommt, zieht sie aus dieser Unterlage
ein Büschel Heu hervor, nimmt es in
den Mund und reibt das zarte Thier
damit ein. Der Hirsch reibt sich, wenn
ihn das Waldfieber durchschauert,
vor der Abwurfzeit, mit Hen
ein, und wenn er angeschweißt wird,
eilt er zuerst zmn Wasser, wäscht
die Wunde und dann sucht er durch Rei
ben mit Hcu die Temperatur des Kör
pers zu erhöhen. Dieselbe Beobachtung,
und zwar in weit höherem Maße, finden
wir bei den Rehen, die sich gegcnseitik
mit Heu reiben. Im Ganzen und Gro
ßen ersieht man daraus, daß das Heu
bestimmt ist, die Heilkraft des WasferS
zu ergänzen und die hydrotherapeutische
Kur zu vollenden." Der junge Arzt
war Optimist, wie die meisten jungen
Leute, und in seinem Traume sah er
sich schon allgeachtet und allbekannt als
der Ersinder des nenen Heilsystems,
nicht nur reich an Erfolgen, sondern
auch an Geld, denn Senstenberg besanl»
sich in nicht sehr glänzenden Berlplt
nissen, da er seinen Hen-Patienlen zu
meist noch Unterstützungen geben mußte,
damit sie sich als Probekranke verwen
den ließen. Aber die Erfolge blieben aus
und io gingDr.Seiiftenbcrg eines Tages
über das große Wasser nach Amerika.
Dort siedelte er sich in Brooklyn, der
Schwestersladt von New Bork, die von
vielen tausend Deutschen bewohnt ist,
an und machte derart rasch Carriere,
daß er heute, nach etwas mehr als ein
jähriger Praris, schon Besitzer eines
großen Palastes ist, indem er ein Sa
natorium sür Leidende aller Art nach
„Dr. Scnstenberg's Heu-Methode ein
gerichtet hat. Nicht weniger als drer
Assistenzärzte hatte er bereits ans Wie»,
geholt, die ihm in dem Sanatoriumzur
Seite stehen, nnd die Heilersolgte sollen
wirklich sehr benchtenSiverth sein. Die
Kranken liegen, nachdem sie kurz zuvor
eine Uebergießung mit kaltem Wasser
erhalten haben und mit Hen abgerie
ben wurden, in Verschlagen ganz mit
Heu bedeckt, nur das Gesicht ist frei,
»nd so müssen sie je nach der Verord
nung des Arztes eine oder zwei Stun
den liegen bleiben. Tann diirsen sie
sich ankleiden, erhalten Milch nnd Brot,
machen einen Spaziergang nnd können
ihrem Geschäfte nachgehen. Tie Or
dination bei Doctor Scnftenberg be
ginnt um fünf Uhr Morgens nnd der
Andrang ist ein so großer, daß der
Arzt täglich Patienten wegschicken muß.
Von 10 bis 12 Uhr ist Ordinations
stunde für Frauen und Nachmittags
für Kinder. Dr. Senstenberg ist ein
sehr reicher Mann geworden und vor
einigen Tagen haben sich sein Vater
und seine Mutter nach Amerika bege
ben, um an der Seite des glücklichen
Sohnes die letzten LebenStage zn ver
bringen.
j Ein j üdi s cher Kn ab e von
16 Jahren, Abraham Sautkroos, ver
schwand in Amsterdam vor etwa 14
Tagen spurlos, so daß seine Eltern sich
bereits in den Gedanken ergeben hatten,
daß der Knabe irgendwo um'S Leben
gekommen, wahrscheinlich ertrunken sei.
Der Todtgeglaubte wurde jetzt in der
Wohnung einer Wittwe in einem ganz
anderen Stadttheil entdeckt. Man Halle
ihn neu gelleidcl nnd in einer Dia
inantsabrik als Arbeiter untergebracht.
Die Wittwe gehört zu der „abgeschiede
nen Gemeinde", deren Mitglieder
unseren Muckern entsprechen dürften.
Der Knabe wurde mit Hilfe der Polizei
ins elterliche Haus zurückgebracht,
war aber nach einigen Tagen wieder
verschwunden. Daraus begab sich der
Vater mit einem Rabbiner in das
Hans der genannten Wittwe, und
diese gestand auch offen ein, daß der
Knabe wieder bei ihr wohne. Der
selbe erschien an diesem Tage nicht,
wohl aber kam ein Geistlicher, der sich
bereit erklärte, den Gesuchten in'S el
terliche HauS zurückzubringen, soscrn
der Vater nnd der Rabbiner sich eidlich
verpflichteten, dem Knaben nichts in
den Weg zu legen, wenn er zum
Ehristenthum übertreten wollte. Da,
die beiden letzteren darauf nicht ein
gingen, mußten sie sich unverrichteter
Sache entfernen. Bis zur Stunde ist
aber der Knabe nicht wieder zum Vor
schein gekommen, wiewohl die Polii»
die Bethäuser der genannten Gemeinde
scharf überwacht. Merkwürdig bleibt
dabei, wie man das Kind ii: dieser
knrzen Zeit seinen Eltern in dieser
Weife entfremden konnte.
—M anineld e t a n S stpreußen.
Königsberg: Dem Kausmann Dr.
Robert Simon, Ehes des Bankhauses
I. Simon Wittwe »k Söhne, Mitglied
des VorstcheramteS dcrKaufmannschas».
ist der Titel Kommerzienrath verliehen
worden. Das Rechnungsrath Pries
mcier'fche Ehepaar beging in vollster
körperlicher Rüstigkeit und geistiger
Frische ihre Diamanthochzcit. Der
Einsturz des Gerüstes am Schlosse
wurde dadurch verursacht, daß ein in
Arbeit befindliches Gesims sich loslöste
und im Heruntersallen das sehr starte
Gerüst zerschmetterte. Wer die Schult»
an dem Unglück trägt, ist noch nicht
festgestellt. Unter den um s Leben ge
kommenen Personen befinden sich die
Bildhauer und Steinmetzen Kampan
ncr, Petzoldt, Lapperdt und Pabst.
welche bei dem Hossteinmetzmeister Ra
sche in Berlin in Arbeit standen.
Der Ackerbürger Klawitter in Barten
stcin hat unter Zurückla»ung von Frau
und Kind und vieler Schulden das
Weite gesucht. Man spricht von 4V,-
000 Mark, welche er mitgenommen ha
ben soll. 7