2 Hunde-Studien. Derselbe Dr. LouiS Robinson, dem »vir interessante Forschungen über die Hände und Füße dcr Ncugeborcncn verdanken, hat auch vielfache Studien iiber Jnstincte und Gewohnheiten von Thieren und insbesondere dcr Hunde angestellt. Seinem Berichte in der lisvis«" entnehme» wir die folgenden Angaben: Obgleich der H»»d jctzt vollständig gezähmt ist. unterliegt es doch keinem Zweisel, daß er einem wilden freien Geschlechte ent stammt. Er und der Urmensch haben sich wahrscheinlich auf der Jagd zusam mengefunden, und vielleicht hat der Jäger einmal jnnge Hunde zum Spie len sür seine Kinder nach Hause ge bracht. Aber »ach der Gleichgiltigkeit zu urtheilen, die heute noch die Wilden sür die Huude zeigen, ist nicht anzuiieh »nen, daß der Urmensch sich mit der Züchtung und Zähmung des Hun des viel abgegeben habe. Doch ließ man ihn in der Familie und er betrach tete sich bald als dazu gehörig. Später entdeckte man sein Jagdtalent und machte es nützbar. Der Hund betrachtet das Haus seines Herrn als sein Eigenthum, aus das er selbst auch Ansprüchc habc. So untcr würsig und anhänglich er an die Be wohner ist. so mißtrauisch und böse ist er gegen alles Fremde, das sich cincn Eingriff aus fcin Eigenthum erlaubt, Die>e Art von Eigenthumsbegriff findet sich auch bei Hunden, die mehr im Freien tkben. so z. B. bei dcn Hunden in Konstantinopel, die so wild sind wie die Geier, Raben und Schakale, mit denen sie sich in das Geschäft theilen, den Unralh der türkischen Hauptstadt sortzuschasscn. Sie haben Alle ihre bestimmten Straßen, ihre bestimmten Quartiere, die sie als ihr eigen cmsehen und gegen Mcnschcn und Huude andcrcr Quartiere vertheidigen. In Indien vertheidigen die Hunde ihr Reich sogar gegen die Tiger. Die gezähmten Fuchse zeigen dcn nämlichen Zug; es ist das ein Hauptmerkmal der Rasse. Die Verlheidigungsmaßregeln des Huudcs sind iinmcr vom Bellen be gleitet, was die Gewohnheit gemein schaftlichen Handelns beweist. Das Bellen kann nur dcn Zweck haben, an dere Hiinde von einer nahe» Gefahr zu benachrichtigen. Ein einziger Hund kann bekanntlich einen ganzen große» Bezirk in Aufruhr bringen, namentlich in der Nacht, wo das Bellen weit ge hört wird. Der Hund ist also ein Ge scllschaststhier, das gewohnt ist, mit Seinesgleichen zu leben und im Ein- Verständniß mit ihnen zu handeln. Die Modulationen seiner Stimme sind ent weder ein Signal sür seine Freunde oder eine Drohung gegcn dcn Eindring ling: sic gcbcn fernen Obren Ausschluß über die Beschaffenheit, dcn Grad und die Nähe der Gefahr. Diese Eigenschaft macht den Hund besonders geeignet sür das Haus, dcnn er ist schon an Verpflichtungen gewöhnt, deren Erfüllung sür ihn cben'o von Vortheil sind, wie für die Gemeinschaft, die er bewacht. Er muß sich dazu ver stehen, unter Umständen seine Beute fahren zu lassen. Anderen zu gehorchen, sich freundschaftlich zu verhalten, die allgemeine Ruhe nicht zu stören, Treue zu halten, feine Freunde zu warnen und im Nothfall zu vertheidige». Oft ist die erstrebte Bcute stärker, als dcr einzelne Hund; dann hängt der Erfolg nur vom verständnißvollen Zusammen wirken ab. Das sieht man deutlich an einer Koppel Jagdhunde. Ein ein z?lncr Hund kann leicht den Kürzeren zichcn, aber die ganze Mt'Ntc macht ge theilte Arbeit und stürzt aus NN gebcnes Zeichen auf das Zicl los. Disciplin, Theilung der Arbeit, Ge horsam der Jüngeren Md Schwächere» sind die unerläßlichen Bedingungen des Sieges. Zuweilen verdirbt ein ein zelner Hund die ganze Jagd, wcnn er zur Unzeit bellt, ohne wirklich etwas ge sehen oder gehört zu habc». Jäger wissen, daß solche Lügner uud Aus schiieider u»tcr den Hunden nicht selten sind. Da ist es nun ergötzlich, zu beobach ten. daß solche Hunde, wenn sie nur ein- oder zweimal einen Fehler gemacht haben, der Verachtung ihrer Mithunde onheimsallen; diese haben kein Ver trauen mehr zu ihm und er mag bellen, so ost er will, sie kehren sich nicht mehr daran. Wie erscheint nun aber der Mensch dem Hunde? Die Frage ist schwer zu beantworten/doch kann man wohl sagen, daß, gleichwie der Mensch sich Alles menschlich denkt und begreift, so auch der Hund sich Alles hündisch vorstellt. Der Wilde sieht seine Götter als höhere Menschen an, gibt ihnen zu essen, fleht sie an und schimpft sie mit unter auch . man kann also wohl an nehmen. daß der Hund im Menschen nicht gerade einen Gott sieht, wie schon behauptet wurde, sondern einen höhe ren Hund, der ausrecht gehen kann, sehr stark und böse ist und das Recht z» befehlen hat. Mit dieser Hypothese laßt sich das thatsächliche Verhalten des Hundes gut vereinigen. Der Hund behandelt sei nen Herrn und die anderen Glieder des häusliche» Kreises immer wie Kamera den und Meutegenossen. Er wendet seine gcsellschastlichen Tugenden aus sie an, indem er das gemeinichastlicheHaus bewacht und im Nothsall seine Bruder zur Hilfe ruft; er fügt sich der Häus ordnung. weil er als GesellschastSthier weiß, das; eine Gemeinschaft ohne Ge setze nicht eristire» kann; er vertheidigt feinen Herrn und gehorcht ihm, weil das seine erbliche Gewohnheit ist und weil es zur gemeiiischasllichen Wohl fahrt beitragt. So befähigen den Hund seine vererbten Eigenschaften gleichmä ßig zur Vertheidigung, zur Jagd und zur Huth des Eigenthums. Ein ganz Gescheite r.—l. EommissionSmitglicd: „Wie viel Diebe dürften es wohl gewesen sein, die hier eingebrochen sind?" —2. Eommissions mitglied: „Dem Loche nach kann's nur Einer gewesen sein!" Dt« Geschichte der Mary Jvor». I. Sic war eine Kleidermacherin: keine fasli >able, e >c Westend-Kleidcr > c, he rin; sie wiicse anch nicht Madame Sybille oder Madame Fclicic genannt, sondern einfach Mary Jvors. Fast jeden Tag ging sic außer dem Hause arbeiten, mit Dinner und Thee sür eine halbe Krone, glaube ich. TieMittags mahlzeiten, welche man ihr vorsetzte, waren meistcnthcils, was man einfach nennt eine Schnitte Ochsenfleisch mit einigen wach-artigen Kartoffeln: der beste Theil des MittagSessens ist sür eine tägliche Kleidermacherin die Ruhe. Ihren Thee nahm sic ohne Pause zwi schen Nadcl und Faden, doch zog sic ihn dem Mittagessen vor; das letztere ist ein Stärkungsmittel, der Thce dagegen, wie alle Frauen und viele Männer wissen, ein Mittel zur Aufmunterung. Sie wohnte bei einer achtbaren Fami lie. von welcher sie Frühstück und Abendessen bezog: ihr Zimmer lag auf gleicher Erde nach rückwärts und sah nach dcr benachbarten Gartenmauer während vier Monaten im Jahre war auf ihrem Fensterbrett eine Virginia Schlingpflanze zu sehen. Manchmal hing ein Zweig über, der sich im Herbst purpurn färbte. Das in einer stillen Seitenstraße des Mil» End Road. Mary war ein Landmädchen, welches die Aussicht auf hinreichende Beschäfti gung und gute Bezahlung, sowie die Ueberredung einer Tante, nach dcr Stadt gelockt hatten. Sie war ein so sauberes nnd hübsches Madchen, als man nur sinden tonnte, stand fünf Fuß hoch in ihren Strümpfen, war stark gliedrig. kräftig und thätig; ein Mäd chen, welches sich vor nichts .fürchtete, selbstverständlich auch vor keinem Manne: ein Mädchen, das bei Allen, welche sie kannten, in großer Achtung stand. Theils durch die Einführung der Tanle. welche dieselbe Beschäslignng hatte, theils durch das vorzeitige Hin scheiden eben dieser Tante, welches eine Lücke in der Kleidermacherei verursachte, nahm Marys Erwerb einen sehr guten Fortgang. Ihre Kundschaft wohnte meistens in der nördlichen Gegend von Tower Hill, welches nicht sehr weit von Mile End Road entfernt ist. Ein Penny Fahrgeld des MorgenZ und des Abends, verkürzt ben eine große Strecke. Für die, welche London stuoiren, ist diese Ecke der Eity aus mancherlei Art interessant; so ist sie z. B. der einzige Theil der Eily, welcher eine Bevöllerung hat. Höst, Ecken und Höhlen gibt es auch ander wärD wie hier, aber hier wohnen auch die Leute über ihren Läden und über den Hanpt-Durchfahrten nnd in den Privathäusern der Sellenstraßen welche von hier auslaufen. Gehört ihnen Amerika Square nicht ganz allein? In der That wohnten auch die mei sten Kunden Mary's in Amerika Square. Besonders stark begehrt war sie bei Nickels, wo sie, wenn sie es ge wünscht hätte, das ganze Jahr über Beschäftigung hätte finden können. Denn Frau Nickel, welche ein Boar dinghaus für deutsche Kaufleute hielt, fand das Madchen ganz nach ihrem Wunsch: zuverlässig, keiner Arbeit aus dem Wege gehend, sauber, nelt und ihrer Beschäftigung lebend. Diese Frau war immer bereit, zu be reit vielleicht, eine ihres Geschlechts in ihr Herz zn schließen, sie war auch cbcn ?i) schnell bereit, bei dem geringsten Ver dacht von Falichheii, Verrath oder ge kränkter Freundschaft diese Bnsen sreundin wieder aufzugeben und es auch bei wirklich Gutherzigen manchmal vorkommt, schenkte Frau Nickel, Allem, was man ihr sagte, nur zu schne? Glaub:,,. Da Mary jung war, einen schönen Verdienst und ein angenehmes Aeußere besaß, braucht eigentlich nicht gesagt zu werden, daß sie auch ihren „jungen Mann" hatte. Es war ein sehr hüb scher junger Mann, etwa sechs oder sie ben Jahre älter als sie. welcher Unter schied sich dadurch wieder ausglich, daß sie ihn um vier Zoll überragte. Seine Kleidung war sauber und nett. Er hatte ein blasses Gesicht, dessen Glätte von keinem Bartwuchs beeinträchtigt wurde, schwarzes Haar, sauste, dunkle, mandclsönnig geschnittene, ausdrucks volle Augen, wie sie phantasievolle Ge müther wohl einem Ton Juan verlei he» würde», und zarte Hände, welche noch nie ein Tagewerk verrichtet zu ha ben schienen. Ein schöner Mann vielleicht siir die welche den TypuS lieben. Als Hand lungsreisender war er größtentheils in seinem Veruse abwesend. Welches Haus oder welche» Artikel er vertrat, darüber hatte ihn Mary nie gesragt. Seine Verwandten seien alle in Amerika; er stehe allein und hierbei pflegte er zu seufzen. Er war auch ein poetischer junger Manu und las Mary zuweilen Verse vor, welche er, wie er sagte, für sie geschrieben habe; er liebte sentimc», tale Gesänge und konnte Thränen ver gießen beim Anhörendes „l.osrLKni-cl" in der Mnsikhalle. Von Erzählungen gab er solchen den Vorzug, in welchen das Mädchen durch einen Schurleu zu Falle gebracht, immer tieser im Elend versinkt, bis sie endlich im vunllen kal ten Flusse Trost sucht, nachdem sie zu vor von der Brücke ans die rührendsten Worte in die Tiefe geflüstert. Er konnte auch auf der Flöte spielen, sehr, sehr herzbewegend. Harold Vere er hatte einen so schönen Namen! war so in Liebe zu Mary entbrannt, daß es ihm Bedürs niß war. alles über ihre Beschäftigung zu ersahren; über die Häuser, in wel chen sie ein- und ausging, über die Ge wohnheiten und Vermögensumstände der Leute, welche sie beschäftigten. Die meisten ihrer Kunden waren in guten Verhältnissen lebende Ladenbesitzer. Der junge Mann hörte nach einer Weile auf, sich nach diesen zn erkundi gen, dagegen zeigte er eine merkwürdige und beharrliche Neugierde in Betreff Mrs. Nickel'S und ihres Privathotels. DaS Haus schien ihn zu intcressiren war es immer von Deutschen besetzt? Waren viele Zimmer darin? Die Miether waren vielleicht TagS über nie zu Hause? Auch die Wirthin interes sirte ihn. Pflegte sie bei Mary zu sitzen, wäh rend diese arbeitete? Schien sie reich zu fein? Hatte sie wohl Mary ihre Schmucksachen gezeigt? Mary berich tete ihm alles, was sie wußte. MrS. Nickel ging den ganzen Tag über bei ihr ab »nd zu, ausgenommen zwischen zwei und drei, wo sie auf ihrem Zim mer ein Schläfchen machte; es war überhaupt die Schlafstunde des Tages; alle Gäste waren dann weggegangen; dcr Thürhüter schlummerte; das Hau? war um diese Zeit sehr ruhig. Mary vermuthete, daß Mrs. Nickel nicht sehr reich sei; sie wisse es aber nicht; wer könnte das sagen? MrS. Nickel hatte einige schöne Ringe und Ketten, welche sie mit ihrer Kasse in einem kleinen Kästchen bewahrte, das in dem Taschcnschränkchen stand: sic hatte ihr einmal diese Schätze gezeigt. Mary arbeitete in dem Zimmer, in welchem sich dieses Taschcnschränkchen besand. Noch über Verschiedenes be fragte sie ihr „junger Mann", und »och Verschiedenes beantwortete auch Mary. Samstag hatte Mary, wie die übrige arbeitende Welt, einen halben Feier tag. Sic pflegte dann gegen zwei Uhr aufzubrechen. In anderen Häusern hatte sie an diesem Tage kein Mittag essen, aber im Privathotel, wo immer Ueberfluß an Speisen, nnd zwar von den besten war, nahm Mary wie ge wöhnlich ihr Dinner mit Frau Nickel ein. 11. Es war an einem Samstag im Sep tember: der Tag war schön und die Lust warm: Mary suhlte sich glücklicher als gewöhnlich, dcnn Harold war zu rückgekommen, sie wollten zusammen einen Ausslug aus's Land machen, an irgend einem ruhigen Platze ihren Thee trinken und dann Hand in Hand, wäh rend der glückliche Harold süße Wort' flüsterte, heimtehren. Sie sprach wahrend des Essens mit Mrs. Nickel über ihren Liebhaber. Die gute Dame zeigte wahre Sympathie; nne LiebeSgcjchichtc bewegte sie immer tief, war sie doch selbst jung gewesen. Sie fragte, ob er achtbar und beständig sei, was er für einen Beruf habe, ob er nicht trinke, ob er von guter Gemüths art nnd guter Gesundheit sei. Aus alle diese Fragen antwortete Marv befriedigend. „Meine Liebe." sagte Mrs. Nickel nnd nahm Marys Hände in die eige nen weichen, fleischigen Hände. „Sie werden eine glüclliche Frau werden. Nichts, meine Lieve, macht eine Fran glücklicher, als ein guter Ehemann und ein Haus voll Kinder. Und wann werden Sie heirathen, meine Liebe?" „Ich weiß es nicht. Harold meint, wir könnten schon in einigen Monaten heirathen." Nach dem Essen saß Frau Nickel noch ?ine Weile bei ihrem Schützling und sprach von den schönen Aussichten, welche sich vor ihrer jungen Freundin auszubreiten schienen. Dann wurde sie schläsrig und indem sie sich langsam :rhob, dcnn sie war eine corpulenle Persönlichkeit, begab sie sich in das obere Stockwerk, wo sie sich aus ihr Lett legte und vom Einkauf eincs Hoch icitsgeschcntes träumend, in Schlaf oerfiel. schlug zwei Uhr. Mary suchte ihre Arbeit zusammen und legte sie sorgsültig aus einem Scitenlischc für Montag bereit, wo sie hierher zurückkeh re» sollte. Daun setzte sie ihren Huf auf, zog ihre Jacke an und verließ das Zimmer. Später erinnfrle sie sich, saß die Thüre des Kassenschranks weit offen gestanden, Mit der Kassette in Sicht. Das Haus war ruhig; die deutschen Kaufleute waren nach dcr Eity gegan gen oder wohin sie sonst ihre Geichäste riefen; das die ganze Zeit über in be ständiger Bewegung gewesene Dienst personal ruhte aus oder schlummerte; auch der Thürstcher sPortiers war auf scinem Stuhle eingenickt. Mary ging geräuschlos weg. Hätte sie jetzt, als sie die äußeren Treppenstufen hinnnter stieg, nach links geblickt, so hätte sie an einer Ecke des Square ein Gesicht btmerltn müssen, welches verstohlen die Thür des Privathotels beobachtete. Aber sie sah gar nicht nach der sinken Seite, sie wendete sich nach rechts und ging rasch hinwcg. Da wurde au» diesem Gesichte eine Figur, keine andere, als die von Harold Vere, Marys „jun gem Mann". Harold ging gerades wegs »ach dem Privathotel, stieg die Treppe hinauf und ging am schlafenden Thürhüter vorüber. Dan» öffnele er die Thüre zu Mrs. Nickels Privatzim mer, sah sich um und trat ein. Gleich daraus kam er wieder heraus und verließ mit gerauschlosen Schritten das Haus. Oden schlummerte MrS. Nickel. In der Küche nickten Kochin und Hausmäd chen; in der Halle schnarchte der Por tier. ES mar ein friedvolles, schläsri geZ Privathotel. Und Mary saß in der Trambahn aus dem Wege nach Hause, wo sie mit Harold zusammen' treffen wollte. Eine Stunde später kam er. Mary kannte sein Klopsen und eilte ihm ent gegen. kachelnd, glücklich, mit ireudi gerMiene stand er vor ihr; sie erinnerlt sich nicht, jemals mit so warmen Wor ten von ihm begrubt worden zu sein; es überwältigte sie fast der Gedanke, von einem so hübschen, so artigen Manne so sehr geliebt zu werden. „Ich bin vollkommen bereit, mein Lieber," sagte sie. „Ich bin es auch, so laß un» leine Zeit verlieren. Der September wird bald vorüber sein und der Winter kommt. Aber Du weißt, Theure, ws Liebe die Herzen regiert, da gibt pS kei nen Winter, kann cS da einen geben?" Mary ging zncrst hinaus und Harold war im Begriff die Thüre zu schließen „Halt!" sagte er. „ich habe meinen Stock vergessen!" Zufällig verschloß er die Thüre hin ter sich, als er wieder in's Haus hinein eilte, kam aber im Augenblick wieder zurück. „Da!" sagte er, „das wäre geschehen." Aus irgend einer Veran lassung war er dabei sehr roth gewor den. „Mary, meine Liebe, ich glaube, daß wir in sechs Monaten heirathen können. Nur »och sechs Monate müs sen wir warten." 111. drei Uhr erwachte MrS. Nickel und kam etwas verdrießlich die Treppe herunter. Beim Geräusch ihrer schweren Schritte fetzte sich dcr Portier aus, rieb sich die Augen und stellte sich beobachtend an die Thüre, wie es ein ordentlicher Por tier thun soll. Beim Geräusch ihrer schweren Schritte crwachte die Tienerschast in der Küche nnd begann geschästig umherzustöbern. Frau Nickel ging nach ihrem eigenen Zimmer. Mary Jvors war gegangen, wie sie erwartet Halle; sie zog ihre Rechnungen hervor und begann zu addiern und zu prüfen. Dan» erschien cS ihr nöthig, die Kasse nachzuzählen. Sie ging nach dem Schräntchen, um die Kassette zu holen. Diese stand nicht wie gewöhnlich im niedrigsten Fach; MrS. Nickel sah nach dem zweiten, auchda stand sie nicht, auch nicht im dritten und obersten. Mit einiger Aengstlichkeit sing sie noch ein mal von nnlen an nachzusehen, aber ohne Erfolg. Nun begann sie mit fieberischer Hast das Schranlchen feines Inhalts zu ent leeren, »nd als dies geschehen, mußte sie feststellen, daß die Kassette nicht da rinnen war. Das Kästchen stand vielleicht in ihrem Schlafzimmer, fchon öfter hatte sie es mit hinausgenommen. Sie eilte hin auf, die Kassette war nicht zu siuden. Nun lehrte sie zurück und zog mit Hel ligkeit die Glocke. Als das ganze Haus und die Koffer der Dienstboten durchsucht waren, die weibliche Tienerschast in Thränen auf gelöst und sie selbst vor Aufregung dem Umsinken nahe war sie würde umge sunlcn sein, hätte sie sich nicht durch ein halbes Glas Kirschbranntwein gestärkt gedachte sie des Portiers. „Sie waren eingeschlafen," rief sie, „Sie haben einen Dieb in'S Haus ge lassen!" Nein, er versicherte sie, daß er nicht nur die ga»ze Zeit wach gewesen sei, sondern anch beständig an der Thür schwelle gestanden habe. Hinausge gangen war außer Miß Jvors, der Kleidermarin, Niemand. Da lam es wie eine Eingebung über MrS. Nickel. „Mary Jvors!" rief sie, nach Luft schnappend, „o Mary Jvors! Ich habe sie mit Güte überhäuft und sie vergilt mir O sie vergilt mir indeni sie mir meine Kasse stiehlt." Mary und ihr Geliebter tranken ge gen Sonnenuntergang Thee in Jlsord. Sie kamen mit dem Zug zpriick und erreichten das Haus gegen acht Uhr. An der Schwelle trennten sie sich das heißt, sie waren im Begriff sich zu trennen, als die Thüre von innen ge öffnet wurde. In dem engen Hausgang standen ein Polizeidiener und Mrs. Nickel. „Mary Jvors! Mary Jvors!" rief Mrs. Nickel, in Thränen ausbrechend „ich inachte Sie zu meiner Freundin —ich liebte Sie nnd nun stehlen Sie meine ,<k>slette!" „Ihre Kässeiie stehlen?" rief Mary. „Stehlen? Mein Mädchen stehlen?" fchrie Harold hervortretend, „wer wagt es zu sagen, daß mein Mädchen eine Diebin sei?" „Dame vermißte ihre Kassette," .rllärte der Polizeimann im Tele grammstil. „Gesunden uiiter vem Bett der Gefangenen, mit ihrem eigenen Ta schentuch zusammengebunden Kassette leer." IV. Mary konnte sich nicht vertheidigen. Sie wußte nicht, wer die Schatulle unter ihr Bett gcstclll hatte. Sie konnte gar nichts darüber sagen gar nichts. So war der Fall einfach und unab wendbar gegm sie. Niemand war außer ihr in ihrem Zimmer gewesen und da war die Kassette, in ihr eigenes Taschentuch gebunden die Kassette mit MrS. Nickels Namen darauf und leer. So hatte sie also in den Augen des Gerichts und in Jedermanns Augen nicht blos die Kassette gestohlen, sondern auch den Inhalt bei Seite ge schafft. Wo hatte sie die Sachen hin gethan? Montag Morgens stand Mary mil weißem Gesicht, zuckenden Lidern und zitternden Lippen vor den Schlanken des Gerichts. Für einen Vertheidiger hatte Harold gesorgt nnd die Scene äiinelte einem >ener Melodramas, wie sie ihr „jnnger Mann" lieble. Wahrend der ganzen traurigen Ver handlung stand dieser Irene und zärt liche Liebhaber neben ihr und hielt ihre Hand, aber sie hatte nichts zu jage», was dem Vertheidiger aus die Spur des Diebes verhelfen konnte. Sie wußte nichts, sie hatte keinen Verdacht. Mrs. Nickel gab ihre Aussage in der gewöhnlichen Art warmherziger und leicht gerührter Leute, unterbrochen von vielen. Schluchzen, was ihrem guten Herzen Ehre inachte. Der Polizeimann bestätigte den Fund der Kassette unter dem Bett. Die Sache war ganz klar. Der Magistrat beschloß, den Fall summarisch zu bestrasen, und ve,ur theilte das Mädchen zu sechs Monaten verschärftem Gefängniß. Mrs. Nickel verließ laut weinend den Gerichtshof. Harold ergriff, als sie weggeführt wurde, Mary's Hand und flüsterte ihr zu: „Meine Liebe, meine Theure, ich glaube an Dich; ich werde immer an Dich glauben. Warte geduldig und Du wirst imch treu sinden." So war das Mädchen, das noch we nige Tage zuvor so stolz und glücklich gewesen, nun eine Gcsangene sür sechs Monate. Die Zeit galt ihr nichts. Früher oder später wurde sie ja wieder frei, aber sie blieb für immer, sür ihr ganzes übriges Leben, eine des Dieb stahlS Uebersührte. Ein kleiner Trost war ihr geblieben während der ganzen Zeit, die sie im Gesängniß zubrachte, dachte sie über die tapseren Worte ihres Geliebtcn nach des aufrichtigsten, edelste» Liebha bers, welchen das Mädchen hätte finden können. Was diesen jungen Mann anbelangt, so verließ er die Gerichtsverhandlung mil uderströmenden Augen, denn tra gisch genug schien ja auch sür ihn die Situation zu sein. Als er einige hundert Schritte vom Gerichtsgebäude rntscrnt war. heiterte sich sein Grsichl auf und er lächle leise vor sich hm, „Arme, liebe Mary." sagteer, „sie ist die beste von der Partie, »nd die nützlichste. Ich sagte ihr, daß wir in sechs Monaten heirathen würden. Sie bekommen immer sechs Monate." Er verbrachte den Abend in einem rührenden Melodrama, Ivo er sein Ta schentuch durch seine Thränen in einen träuselnden Lappen verwandelte, in Gesellschast einer jungen Dame, welche sich durch beträchtliche persönliche Reize auszeichnete, doch nicht im Stile Marys. In dieser Beziehung war Harolds Ge schmack universal. V. An dem Morgen, der Mary die Frei heit wiedergab, erwartete sie ihr Gelieb ter an den Thoren des Gefängnisses. „Weine nicht, mcine Liebe," tröstete er sie, indem er ihre beiden Hände er griff und tüßte. „Ich habe alles ge ordnet. Wir werden aus der Registra tur getraut werden, wen» Du etwas z» Dir geiioinmen hast, und während des Frühstücks wollen wir über unsere Pläne reden. O! wer wer mag die That verübt haben? Ich habe Anzeigen ge mach!; ich bin bei Mrs. Nickel ge wesen nnd ließ mir eine Beschreibung von den in dcr Kassette enthaltenen Sachen geben; ich veröffentlichte eine solche von den Ringen, Uhrcn und Ket te». Aber es war ein listiger Dieb! Ein schurkischer, grausamer Dieb! Das war kein Man», meine Liebe, es mziß eine von den Frauenzimmern im Holet gewesen sein. Das ist gewiß. Reden ivir nicht mehr davon. Laß nnS das Vergangene vergessen. Tu siehst blaß und abgemagert aus, Liebe. Natür lich! Wir wollen Dich bald wieder blü hend machen. Du sollst das Vergan gene vergessen. In einem Nesichen sollst Tu leben, Ivo alles Liebe unr Glückseligkeit ist. Komm!" Zwei Jahre später faß Mary Vere nicht mehr Jvors an einem Sam stag Nachmittag in ihrem Hause zu Kentish Tow. Ueber der Fenster-Ja lousie. welche weil es Samstag, hernn tergelassen war, stand ihr Name „Mary Vere, Kleidermacherin." Sie führte ihr Geschäft in dieser weit von Mile End Road entfernten Vorstadt fort. Niemand wußte von ihren über standenen Schicksalen, sie hatte ein hüb sches, einträgliches, kleines Geschäft, eitlen guten Mann und ein allerliebstes Bäby rund, kräftig und gesund, wi' sie selbst. Von der schmerzlichen Erinnerung an ihre Berurtheilung und Einkerlc rung abgesehen, war sie vollkommen glücklich. Ten Tag über arbeitete sie mit ihren Madchcn, während das Kind i» seiner Wiege schlief, auf dem Fuß boden herumkrabelte oder in ihrem Schooße lag. Abends saß sie dann stille und gedachte ihres Gatten, der incisten theils ans Rcisen für die Artikel feine» Hauses, abwesend war. Das Haus war eines jener gewöhn lichen sechsiimmerigen Häuser in den ärmeren Vorstädten. Das Erdgeschoß enthielt die Küche, ein Arbeitszimmer, ein Ladenzimmer »nd das Wohnzim mer; im obere» Stock befand sich ein größeres und ein kleineres Schlaszim iner und das „Rescrvezimmer". Die ses letztere enthielt einige Muster oder Waarenvorräthc Mary wnßte nicht, was für welche —. die ihrem Galten ge hörten, welcher die Thüre immer ver schloß nnd den Schlüssel überall mit sich führte. ES war ein Blaubartzim» wer, aber noch niemals hatte es der Frau zu denken gegeben, noch niemals war sie versucht worden, einen Blick hinrilizuwerse», als a» diesem unglück seligen Nachmittag, wo sie. allein im Haiise anwesend, ihr eignes Zimmer aufräumle, wahrend ihr Kind ichlies. Noch niemals, bis an diesem Nachmit tag war sie versucht worden und gleich der Eva unterlegen. „Was mag er in diesem Zimmer auf bewahren?" fliist rle der Versucher, „vielleicht etwas Weithvolles. womit er Dich zu überraschen wünscht. Mochtest Du es nicht sehen?" Noch widerstand Mary, doch der Ver sucher änderte seine Redeweise. „Wenn es nun ganz leicht siir dich wäre, die Thüre zu offnen und hinein zuschauen, wurdest du es nicht thun? Versuche es doch mit dem Schlüssel dei nes eigenen Zimmers". Sie lieh dieser Stimme ihr Ohr: sie wurde roth, sie wurde bleich. Dann nahm sie den Schlüssel ihres Zimmers und steckte ihn in s «schloß. Er paßte, er Drehle sich. Sic öffnet« die Thüre, sich schuldbewußt umschauend, »nd trat ein. Da stand in der Mitte des Zim mers ein großer, eisen beschlagener Kos ser. Weiler besand sich nichts in dem Gemach. Und im Schloß des Koffers stock ein Schlüssel, welcher zu einem Schlüsselbund gehörte, das ihr Gatte immer bei sich trug. Er mußte es hier zurückgelassen haben, als er zuletzt an wesend war. Mary lüftete den Deckel des KosferS. Ihr Blick siel auf sorgfältig zusainnien gebundene Papierbiindel und Packele. Sie nahm eines der Papierbiindel auf. Auf dem zierlich zusammengefalteten Umschlag war zu lesen: „Clara kinS, Correclionshaus, Ehester, sechs Monate verschärftes Gefängniß. Juni 1886". Mary öffnete das Päckchen. Es enthielt eine Reihe von schlecht und iinorthographisch geschriebenen Bliesen dieser Elara, Tie Briefe reichten von 1887—I8lN. Sie begannen manch mal mit „Liebster Harold", manchmal mit „Liebster Gatte". Mary legte sie init schwerem Herzen bei Seite. Sie nahm ein anderes Bündel, überschrie ben „Mathilde Palmer, summarisch veriirtheilt. sechs Monate verschärstes Gefängniß, Liverpool l 888". Auch dieses enthielt von diesem Jahrgang an, Briese, gerichtet an den liebsten Harold oder theuersten Gatten. Dann noch eines und noch eines und wieder eines. Es waren ihrer zwanzig. Ihr Gatte hatte einundzwanzig Frauen »nd jede war zu sechs Monaten ver schärslen Gefängnisses verurtheill ge wesen. Brennende Rölhe auf den Wangen, legte Mary die Bündel weg. Sie versuchte zu überlegen, was ge schehen soll?, Sie konnte keinen Ge danken fassen. Dann öffnete sie mecha nisch eins der in braunes Papier einge schlagenen Packete. Es enthielt Ringe. Unter ihnen erkannte sie zwei Ringe, welche in Mrs, Nickels Kassetle gelegen hatten. Sie öffnete ein anderes Pscket. Dieses enthielt Brosche», darunter Mrs. Nickels Brosche. Sie öffnete ein drittes. Armbänder, darunter Mrs, NickelSArmband. Und dann ein viertes. Uhren, darunter Mrs. Nickels Uhr. und ein fünftes, Ketten, darunter MrS Nickels Kette. Sie zögerte nicht länger. Die Pa piere, Ringe, Broschen und anderen Sa chen in ihren Ridiküle steckend und ihr Kind auf den Arm nehmend, bestieg sie ein Cab und fuhr nach America Square. Hier gab es alsbald ein Weinen und Lamentiien, daß inan es bis Zowe' Hill hatte hören können. Sonntags Morgens kehrte ihr Gatte heim. Er kam lächelnd; glücklich in dem Gedanken, wieder unter seine»' Dach einkehren zu können. Sein Weib jedoch stand im Thorweg, nnen dicken Stock in der Hand. „O Du Schurke!" rief sie. Er wich zurück. Sie war stark und kräftig nnd sah so schrecklich aus, daß er zurückwich. „Ich weiß Alles", fuhr sie fort. „Du hast zwanzig Frauen außer mir. Tu hast sie alle in'S Gesängniß gebracht nnd lebst von ihrer Dankbarkeit. Du gehst von Haus zu HauS und lebst von der Frau, welche siir Dich arbeilet. Und in diesem HauS hast Du die Sa chen ausbewahrt, welche Du gestohlen hast. Aber Du wirst nicht mehr hier hereinkommen, Elender. Wenn Du e5 wagst, diese Schwelle zu überschreiten, werde ich Dir jeden Knochen im Leibe zerbrechen. Geh! Dein Koffer und alle Juwelen und die Briefe, alles—ist in den Händen der Polizei und sie wer den Dich ergreifen, sobald sie die Pa piere gelesen haben. Gehe ihnen aus dem Wege, wenn Du kannst—und ver giß nicht: keinen Bissen sollst Du je von mir erhalle» und solltest Du verhun gernd vor mir aus dein lallen Pflaste' liegen." Der Mann wandte sich und floh. Ich glaube, er wird nicht wiederkom men und was die Polizei gethan nnd was die anderen Frauen, die er in's Verderben gebracht, gethan, weiß ich nicht. Der W>»»terrock. Der Winterrock erreicht eine Länge von lIO—I2O pcntimeter, hat eine schön gesüttertc Brust, kurze», ost sammtartigeii Hals und lange Vorder arme. Er ist maiichinal glalt. manchmal behaart, nnd spielt alle Farbe». Am seltensten ist der weiße, der hellrothe, dcr rosenfarbene nnd der lichlgrünc. Er besitzt 4 —5» Taschen. Dcr Winter rock ist sehr gelehrig; am leichtesten lernt er das Schießen. Seine Heimath ist dcr Norden. In Griechenland, Süd- Italien. Egyplcn nnd Eentral-Asrika findet er sich höchst selten. Sein größ ter Feind ist der noch ihm benannte Marder, den man in den seltensten Fäl len erwischt. Zu den merkwürdigsten Eigenschaften des Winterrocks gehört der Sommer schlaf. Wenn nämlich die wärmere Jahreszeit naht, rollt er sich, oft in Gesellichast von Hunderten feineSglei chen. mit einer Nummer versehen, in Hohlen zusammen und rührt sich nich». bis >hn nicht ein kalter Nordwind au« 'einem Schlaf rüttelt. Scylla nnd E Harybdi S. Ein Referendar ist bei einer Familie zum Thee geladen. Spater seht sich die cillcste Tochter an s Klavier und fingt Ter Referendar glaubt sich un bemerkt und gähnt. Da kommt die Haussrcni aus ihn zu und sragt ihn. ob er sich denn nicht amilsire. „O. ganz ausgezeichnet, gnadige Frau!" er widerte dieser. „Wenn ich gerade ge gähnt habe, so kam das nicht von Lan geweile. sondern vom leeren Magen." Aufrichtig. Alte Frau (in die Apotheke kommend): „Ich bitt'Sie, Herr Provilor. memeKatz' ist krank ge worden! Können Sie mir etwas ge ben?"— Provisor: „Gewiß! Wir ha ben ja eine Menge Mittel, die siir die Kay' sind!" Au ch ein c Anlw o r t. A,: „Haben Sie Dante's „Hölle" schon ge lesen?" —B.: „Nein, aber ich war zwei Mal verheirathet!" Der aesammte «»hlenv«rbrai»ch der Erd« ist jüngst von fachmännischer Seite einer möglichst sorgfältigen Schätzung unterzogen worden, die zu sehr iuteres. sauten Ergebnissen führte. Der Koh lcnverbrauch vertheilt sich aus die Hei ! znng von Tampsmaschinen, auf die Gaserzeugung, die Gewinnung von Metallen aus Erzen und die Verarbei tung derselben und schließlich auf die Benutzung am häuslichen Herde. Man kann aunchmcn, daß die hcntigen Dampfmaschinen zusammen Tamps für zehn Millionen Pferdekräste liefern und daß durchschnittlich die Hälfte der letz, tern Stunde für Stunde der Kohlen feuerung gewonnen wird. Ebenso ent spricht cS ziemlich genau den Thatsachen, daß im Mittel für Pferdekraft und Stunde mindestens zwei Kilogramm Kohle erforderlich sind. Sonach beläuft sich der stündliche Kohlenverbrauch der sämmtlichen Tampsmaschinen auf 240,- t)t)l) Eentner. Wahrscheinlich ist diese Zahl aber zu gering, dcnn »ach anderen Annahmen wird die Leistung sämmt licher vorhandcncn Tampsmaschinen auf zwauzig Millionen Pserdekrast ge schätzt. WaS die Gasbereitung anbe langt, so schätzt man den stündlichen Verbrauch auf fünf Millionen Eubik meter Lcuchtgas, was cincn Kohlenver brauch von mindestens zwanzigtausend Ecntncr in dcr Stunde crsordcrt. Schwicrigcr zn schätzen ist der Verbrauch zur Erzeugung von Kraft- und Heiz gas, er kann auf WMO Eentner in der Stunde veranschlagt werden. Eine sehr große Kohlenmcnge erfor dert die Gewinnung der Metalle aus ihrcti Erzen. Teutschland allein erzeugte in den letzte» Jahren täglich 180,000 bis 240,000 Ecntncr Eisen, und man kann die Roheisen-Gewinnung auf der ganze» Erde zu 100,000 Eentncrn in dcr Stunde veranschlage». Tie ge sammte übrigc Mclallaiisbcute ist etwas geringer, als die an Eisen, so daß im ganzen ein stündlicher Verbrauch von 180,000 Eentner» Kohle anzunehmen ist. Tie gewerblichen und Fabrikbctricbe erfordern nach einer bercchligteu, spe ciellen Schätzung stündlich 100,000 Ecntncr. Am schmicrigstc» Si schätzen ist der häiiSlichc Bedarf an Kohlen. Nach den Angabe» eines Kohlen-Groß häiidlcrs ycrthcilt sich dessen Absatz zu an Industrielle und zu an Privat leute. Nimmt mau dieses BerlMniß als allgemein zutreffend an, so würde der häusliche Bedarf mit stündlich 200,- 000 Eentner» gedeckt fei». Sonach be ziffert sich dcr Gesammtverbrinich der Menschheit an Kohle auf stündlich 1,100,000, also täglich auf 25 Millio nen Ecntncr. Im einzelnen wcchfclt dcr Verbrauch natürlich von Tag zu Tag ziemlich erheblich, aber im allge meinen nimmt er zu und zwar im wach senden Verhältnisse. Jeder ne»c transatlantische Tampfer, jedes neue große Panzerschiff vermehrt den Verbrauch um täglich Tausende von Eeut>jcrn. Noch immer hält die AuS beutc Schritt mit dem zunchmcndcn Verbrauch, denn der Reichthum der Erdschichten an Kohle ist ungeheuer. Aber freilich ist er doch begrenzt. Für England wird die Erschöpfung in viel leicht kaum 200 Jahren eintreten, Deutschland hat noch Kohle sür Jahr tausende, Rußland, Nordamerika,Ehina bergen cbcnfallS unerschöpflich scheinende Steinkohlenvorräthe. Aller Wahrschein lichkeit nach aber werde» Mcnschcn »och vorhandcn sein, wenn die Steinkohle so selten ist wie heute ein Diamant. DaS gestörte Mittagsschläfchen. I. 11. UI. Warum! Sie herzten sich, sie küßten sich Und wußten doch nicht warum, Sie liebten sich, sie fteitcn sich llnd hicltcn sich nichl sür dumm. Doch die Zeit verging, sic mußtcn's er fahr',, Sie sahen sich staunend um Daß beide sie dumm gewesen war'n Doch wußten sie jetzt warum! In der Töchterschule. Lehrer: Also sagen Sie mir. Fräulein Mathilde, wem reichte Paris den Apsel der Schönheit ? Mathilde: Ach. Herr Oberlehrer, mir hat er ihn wirklich »ichs gegeben! Manche älteren Damen wollen sich noch immer einen Anstrich 1 v i Jugendlichkeit geben, le.der nur ist »»..N der Anstrich größer als die Ju gendlichkeit.
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