Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 11, 1892, Page 6, Image 6

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    6 Wunderliche Ehen.
„Alles dagewesen!" Mit diesem
Wtat pflegen sich diejenigen Menschen,
»ie über nichts erstaunen wollen, über
alle auffälligen Erscheinungen welche
ihnen vor Augen kommen. Sie ahnen
dabei häufig nicht einmal, wie ost. seit
langer Zeit schon die wunderlichsten
Dinge dagewesen sind. Sie denken
«ohi an die Geschichte der Menschheit,
an die alten Römer, die Griechen oder
gar die uralten Aegypter, wenn in un
seren Ehen gelegentlich komische Ge
schichten an s Tageslicht kommen, die
begreifliche« Aufsehen erregen. Manche
wunderlichen Zustände im Eherecht der
Thiere aber—von einem solchen dürfen
wir wohl sprechen! sind zweifellos
uralt. Besonders in der Vogelwelt
giebt eS Gewohnheiten, die aus ganz
bestimmten Gründen aus längst ver
gangenen Jahrtausenden oder sagen
wir lieber Jahrzehntausenden herrüh
ren. Sie sind theilweise so drollig und
erinnern uns so sehr an unser eigenes
Leben und Treiben, daß wir gar nicht
lkönnen, sie mit uns in Vergleich zu
setzen, daß wir sagen dürfen: solche
Zustände wie bei uns sind schon „dage
wesen"; ehe ein men chliches Auge übe
die Erde blickte.
Mit Recht erregt der Ehemann Auf
sehe», der in übertriebener Eifersucht
oder aus ander» Gründe» seine Fra»
bewacht, sie förmlich „einsperrt", wie
wir zu sagen pflegen. Bei den Vögeln
finden wir fehr wunderliche Beispiele
Hiersür, dieselben gehen noch über un
sere Erfahrungen hinaus. Die Nas
hornvögel, jene auch uns bekannten,
mit großen höckerigen Schnäbeln ver
zierten Baumkletterer aus den Tropen,
terkern ihre Weibchen in einen kleinen
Raum und füttern sie durch eine enge
Oeffnung von außen her. Warum?
Wahrscheinlich doch, um ihnen die zum
Brüten nöthige Ausdauer gründlich
aufzudrängen; die Männchen müffen
wohl starte, angeborene Zweisel an der
Häuslichkeit ihrer Gemahlinnen hegen!
Sicherlich geschiehtS und zwar zweifel
los seit undenklichen Zeiten; denn so>cl>e
seste Gewohnheit erwirbt sich kein Thier
in tnrzer Zeit. Das Eigenthümlichste
aber ist, daß die ostilldischen Nashorn
vögel es ebenso machen wie die asrika
ni che» und doch sind sie so weit von
einander getrennt und kommen nicht in
Berührung.
Die Familie der Drosseln ist bekannt
durch ihre Vorliebe sür ein kunstvoll
gebautes eheliches Heim. Die süd
amerikanische Drossel hat obenein noch
die sonderbare Gewohnheit, ihr Nest
mit Schlamm auszukleiden, und ganz
dasselbe lhut die europäische Drossel
auch. Weshalb gerade diese beiden
Vögel, die doch seit der Bildung der
Meere immer getrennt gelebt haben
müssen?—Ter kleine Zaunkönig sröhnt
einer uns wenig sympathischen »witte.
Wir finden es im Ehelcben sehr natür
lich. ja eigentlich selbstverständlich,
wenn Mann und Weib dasselbe Heim
beziehen; Eheleute mit getrennten Woh
nungen betrachten wir mit Argwohn,
„als ob sie sich nicht vertrügen nnd Lust
hätten, aus einander zu gehen". Das
Männchen des kleinen Zaunkönigs ist
nicht zufrieden damit, in dasselbe warme
Nest mit Weib und Kind kriechen zu
dürfen, er beansprucht ein Nest für sich,
nnd der Zaunkönig in Amerika ist
ebenso anspruchsvoll!
Die Vogelwelt gibt uns Anspiele sitr
viele andere uralte eheliche Sitten. Die
amerikanischen Strauße bedienen sich
eines wunderlichen, sast socialdemokra
tischen Mittels, um für ihre iiebe Nach
kommenschaft zu sorgen. Die Strau
benhcnnen thun sich nämlich zu mehre
ren zusammen, wandern von Nest zu
Nest und legen ihre Eier hinein. Dann
müssen die Männchen sich darauf seyen
und ausbrüten. Allerdings werden
auf diese Art die Familicnunterschiede
stark verwischt. Denn es können, von
einem brütenden Vater ans Tageslicht
„gewirmt", brüderlich vereint die
Sprößlinge verschiedener Mülter und
verschiedener Väter im selben HauS
aufloinnien. gleichsam in einer kleinen
Pension sür nberbrütete und sehr jung-
Etraußcnkindcr.
Die Sache hat sür den Strauß ihre
sehr praktische Seite. Die Eier wer
den nämlich von den einzelnen Hennen
in Zwischenräumen gelegt, so daß ohne
jene Einrichtung leicht das Brutgeschäft
«in langwieriges werden und die Alten
wie bei uns eine Mutter von sieben
bis zehn Kindern immerwährend
ganz kleine und etwas größere durch
einander versorgen müssen. ES lohnte
sich auch gar zu wenig für den Stran-
um eines EieS seiner Gestren
gen willen sich zum Brüten festzv
se^en!
Aehnliche Gründe schiebt man dem
Kuckuk unter. unserem viel verschrieenen,
egoistischen Familienstörer. Das gros«
Thier bewirkt die Vernichtung so vieler
Brüten in den Nestern von viel kleine
ren anderen Vögeln, wie der Lerche,
indem es sich der Mühe entzieht, selbst
zu brüten nnd zu füttern un) diese Last
einfach anderen aufbürdet. Der Kuckuck
ist nicht so grausam, wie diejenigen
Menschen oder Unmenschen, die ihre
Ainder aussehen; denn er mag recht
wohl ahnen, daß sie wohl ausgehoben
sind. Aber er macht es doch wie die
Leute, welche ihre Kleinen an Kindes-
Patt vergeben. Bei uns Pflegt das
-aus Armuth zu geschehen oder auch in
Holge des Wunsches von kinderlosen,
nick kleinen Pfleglingen sich sehnenden
Leuten.
D«r Kuckuck lebt lustig weiter, wenn
«r seine Kleinen sehr frühzeitig IoS ist.
und die getäuschten Pflegeeltern scheinen
gar nichi zu ahnen, daß der große Ein
dringling ihre eigene Brut mörderisch
in'S Jenseits besörderte! Das geht noch
iiber die Geschichten hinaus, die beim
Menschen schon dagewesen sind.
Während die australischen Kuckucks'-
orten es ähnlich machen, wie die unsrige
die Natur hat es so einrichtet, da^.
sie unverhältnißmäßig kleine Eier legen
—brütet der amerikanische Kuckuck selbst
und legt Eier, die seiner Größe ent
sprechen! Das fordert doch sehr zum
Nachdenken über die Gründe auf. Sind
das Alles nur wunderliche Spielereien
der Natur?
Ein denkender Mensch wird sich bei
solchem Worte nicht beruhigen. Dar
win lehrt uns hinwegschauen über die
ungeheuren Zeiträume der Entwickelung
des Thierreiches. Ein Beispiel zeigt
schnell, woraus eS ankommt.
Ein Aelkervater unseres Knckuks oder
vielmehr eine Urururur-Großmutter
legte flatterhaft, wie sie gewesen sein
»iag dann und wann bei Gelegen
heit, wo sich's gerade so traf, in ein
fremdes Nest so etwas kommt gele
gentlich auch bei anderen Vögeln vor!
AehnlicheS ereignete sich mit anderen
Kuckuksweibchen, sie neigten zur Zer
streutheit. - Sie neigten anet) wohl zur
Nachlässigkeit bei der Pflege ihrer eige
nen Nester. So kam'S, daß von den
selbst bebrüteten Jungen viele durch
Unachtsamkeit umkamen. Auch von den
hier und da vielleicht auch einmal
an die Erde verlorenen Eiern gin
gen viele zu Grunde, namentlich die,
welche nicht der Größenach sür's sremde
Nest und die fremden Vebrüter paß
ten.
Aber die kleineren Eier brachten
Junge hervor. In diesen Junge» ver
erltc.sich besonders stark, nach einem
allgemeine» Naturgesetz, die Neigung,
es wieder ebenso zu machen. Zunächst
thaten sie es auch nur gelegentlich.
Die kleinen, in fremde Nester gelegten
Eier kau e i wieder am besten weg—
allmählich im Lause von Jahrtausenden
entstand aus der flatterhaften Gewohn
heit der Kuckuksfamilie das mit der
stehenden Sitte begabte heutige
KuckukSgeschlecht. Die regulär ausge
brüteten starben allmählich aus. Viel
leicht wären alle Kuckuke ausgestorben,
wenn die Flatterhaftigkeit, verbunden
i mit dem Legen von etwas kleineren
Eiern, nicht zugleich jene egoistisch'
Jitte begünstigt hätte.
Durch mancherlei Umstände konnte
es auch wohl kommen, daß hier oder da
—beim Kuckuk war es auch in Amerika
die Unsitte nicht recht einschlug und
die Gewohnheit des SclbstbcüteiiS bi?
auf den heutigen Tag erhielt.
Di« Weltanschauung de»
Columbus.
Unsere New Yorker Lenox-Bibliothek
befindet sich im Besitze einiger außer
ordentlich interessanten Reliquien lite
rarischer Natur, nämlich von vier Ab
drücken des berühm eil ColumbnS-
Brieses, in welchem der Entdecker der
neuen Welt seine Reise selbst beschreibt.
Ein Exemplar ist mit sehr merkwürdi
gen Abbildungen geschmückt, höchst
wahrscheinlich nach de» eigenen Zeich
nungen des großen Genuesers aus
geführt.—Es ist bekannt, wie im 15.
Jahrhundert die märchenhaften Be
richte, welche Marco Polo von seiner
Fahrt mitgebracht hatte, die Phantasie
der Seefahrer mächtig erregt hatten.
Es herrschte damals noch die Auffas
sung, daß es nur ein einziges zusam
menhängendes Festland gebe. Die
Methode zur Bestimmung der Entfer
nungen war noch ganz unzulänglich;
man wußte nicht, wie groß die Breite
des Oceans sei; die Entfernung von
Spanien zur chinesischen Küste wurde
weit überschätzt; ebenso irrig war da
mals die Vorstellung von der Vertheil
lung der Land- und Wasserfläche.
Als Columbus am 12. October 1492
an der heute San Salvador genannten
Insel landete und dieselbe im Namen
Ferdinands von Arragonien und Jfa
bellas von Kastilien in Besitz nahm,
war er sich der Tragweite seiner Ent
deckung keineswegs bewußt. Er war
ausgezogen, begleitet von dem Gedan
ken, einen neuen, kürzeren und beque
meren Seeweg nach dem goldreichen
Kibango, dem heutigen Japan, und
»ach dem an Schätzen und Gewürzen
reichen Indien zu finden. Nachdem
ihm das Wagniß gelungen war, hegte
er die feste Ueberzeugung, daß er den
Weg gefunden habe. Als er am 21.
October Euba berührte, erklärte er
diese Insel als einen Theil des ostasia
tischen Festlandes.
Sein ganzes Streben ging nur da
hin. Alles, was er fand, in Einklang
zu bringen mit dem, was nach sein«.
Vorstellung dort liegen sollte. Es hat
selten einen Entdecker gegeben, der mit
so mächtiger Phantasie ausgestattet ge
wesen wäre, wie er. In kühnster Weise
suchte er alle literarischen Notizen, ja
s lbst Sagen, zur Unterstützung seiner
irrigen Annahmen heranzuziehen. Seine
Ueberzeugungen suchte er mit dem Aus.
gebot aller seiner Autorität auch aus
seine Mitfahrer zu übertragen; so lies!
er bei seiner Landung aus Euba die
Schiffsmannschaft feierlich und unter
Androhung von Geldstrafen darauf in
Pflicht nehmen, dag sie niemals daran
iweiieln wollten, Euba gehörte zum
ostasiatischen Festland«. Der Glaube,
daß er sich an der ostasiatischen Küste
befunden habe, hat ihn bis zum letzten
Augenbliä feines Lebens nicht verlas,
sen.
Im ganzen geographischen System
des Columbus findet sich eine Menge
von Mißverständnissen und Irr
thümern. Als er in Panama landete,
glaubte er an der Halbinsel Ma
laka zu sein und spricht von der
Anknüpfung von Handelsbeziehun
gen zu Araöien; das Meer hielt er
für den Indischen Ocean und, bestärkt
durch das viele Gold, daS er vorfand,
das Land für das gesuchte Goldlaud
Kibango. Seine Phantasie führt ihn
dazu, auf dem Meer Sirenen zu sehe»
„die aber bei weitem nicht so schön
waren, als sie gemalt werden" er
will Leute gefunden haben, welche nur
ein Auge, und zwar auf der Stirn,
haben. Eigensinnig hält er an dem
alten Weltbilde, der mittelalterlichen
Vorstellung sest; nur findet er, daß die
Gestalt der Erde nicht kugel
förmig sei, sondern eine Aehnlichkeit
mit der Birnenform habe. Mit allen
solchen Hypothesen hat er kein Glück
gehabt, und es ist kein Wunder, wenn
er von seinen Zeitgenossen vielsach als
Schwärmer oder Großsprecher ange
sehen uud er darüber verbittert wurde.
Dagegen kann nian ihm ein gutes Be
obachiungstalent, besonders sür physi
kalisch: Erscheinungen, nicht absprechen;
wo er aber daraus theoretische Schluß
solgerungen zieht, geräth er bedenklich
ins Straucheln. Durch seine Ent
deckungsfahrten war das in der Vor
stellung des Mittelaller feststehende
Weltbild durchaus nicht aus den Fuge»
gerathen: aber es floß der Welt durch
ihn eine große Fülle von Erfahrungen
zu; ein mächtiger Drang erwachte »ach
einem unerschlossenen Boden; er hat
allen feine» Nachiolgern den Weg ge
wiesen. Die weltgeschichtliche Bedeu
tung der Entdeckung Amerikas beruht
darin, daß sie plötzlich eine Ausdeh
nung des geographischen Sehfeldes be
wirkte. So wurde die Zeit des Columbus
und seiner Nachfolger eine Zeit der
größte» Entdeckungen im Raume, und
diese hat auch in hohem Grade zur Er
weiterung der Jdeenkreise beigetragen.
EolumbnS und PatrieiuS.
sollte wirtlich denken, eS sei St. Pa
trick'S Tag. und nicht der ErinnerungS
taa an einen Dago!
O'Mara: Wenn man's recht nimmt,
Jim. so war Columbus der Größere
von den Beiden!
O'Hara (wüthend): O D» lästerli
cher, gottvergessener VatcrlandSverrä
ther
O'Mara: Sachte, sachte! nicht so
hitzig! Crst Anhören! Also Sanct
Patrick hat ein Land entdeckt, das die
Jrländer niemals beherrschen tonnten,
aber Columbus hat ein viel größerers
gesunden, das die Jrländ», dem Him
mel sei Dank! stets beherrscht haben!
Moderner Tramp.
Mildthätige Dame: Hier, arme,
Mann, haben Sie ein noch ziemlich
neues Oberhemd von meinem Mann!
Landstreicher: Sie haben vielleicht
ein paar einfachePerlenknöpfchen dazu,
Madam?
Dame: Wozu? Das Hemd ist vorr
geschlossen!
Landstreicher: Nur des Anstände?
halber. Ich könnte heute Abend zu
einem Tanz oder „Musicale" eingeladen
werden, und ohne Busenknöpschen sieht
man doch zu schäbig aus!
Die Schuld einer Frau ist ii
Sorm einer unbezahlten Schneiderrech.
nung immer noch am annehmbarsten.
rivn.ooi.vc«.
DaS Schlagwerk in der Uhr des Buf
fetzimmers hatte einen Klang, der eigen
scharf nachtönte.
„Ein Viertel nach fünf," sagte Ste
san, der Diener, „eS ist noch Niemand
drinnen.
„Sie werden es in der Stadt schon
wissen," meinte Josesa, das Kammer
mädchen.
DaS Buffetzimmer war mit Eichen
holzschränken bis an die Decke eingelas
sen. Ein großer Tisch stand in der
Mitte, darauf ein Servirbrett mit einem
Samowar, der pustete und sprudelte.
Eine silberne Kanne, umgeben von einer
Menge kleiner Tassen, war darum aus'
gebaut.
Das Kammermädchen, daS den Thee
zu bereite» hatte, spielte mit der
deren Deckel sie aus- und zuklappte.
Der Diener lehnte, die Hände auf dem
Rücken, an der Wand.
„Ist eS denn auch gewiß und wahr'
hastig?" frug daS Mädchen.
„Wenn ich es Ihnen sage," versetzte
Stefan, „Spinner (so heißt der Kut
scher) hat ihn ja selbst hingesahren. Au
der Thür sagte er : Fahr' »ach Haus.
Wenn die gnädige Frau nach mir sragt
ich werde ihr schreiben. Tann ging
er hinein. Spinner hat noch eine Zeil
lang geivart't, dann fuhr er weg. Er
hat noch gesehen, wie Alles in der Hall'
zusamnienlics."
„Und weitn er nicht mehr heraus
kömmt, was wird aus unserem Lohn
und dem Weihnachtsgeld?" frug da?
Mädchen besorgt. '
„Deshalb können Sie unbesorgt sein,
Fräulein Josesa," sagte Stesan beleh
rend, „das wird immer von dem ersten
Gelde bezahlt."
„Ob man eS der gnädigen Frau nicht
sagen sollte? Es sei doch schrecklich, man
könne es sich gar nicht denken," sagt?
Josefa nach einigem Besinnen.
„Thun Sie es, wenn Sie wollen,"
entgegnete Stefan. „Ader da nehmen
Sie sich gleich Kölnisches Wasser mit
hinein. Drinnen wird es was setzen
Sie hört es noch früh genug."
Man vernahm den Klang der ange
zogenen Hausglocke.
„Da kommt doch Jemand," sagt?
Joiesa.
Es sei aus der Hintertreppe gewesen,
erklärte Stesan; aber er wolle doch nach
sehen. ES sei Alles noch so unheimlich
ruhig.
Er verließ das Zimmer.
Aus dem der Villa Bökner
trat man durch eine aufgeschlagene Por
tiere in das kleine Boudoir, wo die
Frau vom Hause ihre Theegäslc erwar
tete. DaS Boudoir war weiß mit gol
denen Rolokoleisten und bunten Amo
retten.
Eine schlanke Dame in den Ansängen
der Dreißig. Der einzige Schmuck eine
Rose in den dichten braunen Haarwel
len. Der matte Teint noch gebräunt
von der Soinmcrreise. Das zierliche
Gesicht, das Lichtblau und Gelb der
Toilette paßte vortresflich in die
möbelgarnitur dos Zimmers.
Mit der zarten, vielfach beringten
Hand fuhr sich Frau Bökner vor das
Gesicht, als sollte kein äußerer Eindruck
den Zug der Gedanken stören, die eben
durch das kleine Köpfchen passirten.
... .Wenn die Theestunde nur bald
herum sein wird, so zwitscherten ihre
Gedanken. Dann kommt er. Gewiß
kommt er. Er hat es sest versprochen,
als sie vor dem Sechstel in Zürich ln?
tief in die Nacht auf und ab gingen.
Von was hatten sie nicht Alles ge
sprochen! Das große Geheimniß des
Menschenlebens, das Herz und seine
Bedürfnisse, das war ihr Thema gewe
sen. Wie er das Alles sagte—er hatte
so viel zu geben. Und sie —so viel z>'
.'mpfangen. Alles, Alles!
Denn was bot ihr ihr Mann? Geld
....ja, so viel sie wollte. Und das
erfüllte ihn ganz, nur an das Geschäft
zachte er; auch nicht einmal begleitet
hatte er sie nach der Schweiz. Wird er
denn nie genug bekomme»? dachte sie.
llnd immer das sorgenvolle Gesicht la
bet. Seines Lebens wird man bei il.v»
poch nicht froh.
Aber er Dr. Rechenberg— jung,
reich, unabhängig, dabei ein studirtcr
Aurist. Ein neues, nie geahntes Le
ben könnte es mit ihm werden.
Nur zweimal hatten sie sich gespro
chen; aber das genügte. Das war
doch für das Leben. Mit wem man
sich so ausgesprochen, mit dem ist man
unlöslich verbunden, natürlich nur als
Arennde aber unbedingt rückhatt
lose Freunde
Und bäld wird er da sein. Wa?
wird sie ihm sagen?
Der Salon blieb noch immer leer.
Es fing an ihr aufzufallen. Es ist
doch schon fast Alles in der Stadt zu
rück. ES ist ja schön, so ungestört an
ihn zu denken, aus ihn zu warten.
Aber es ist doch sonderbar.
Ihr Mann hatte heute Morgen ein
so besonders ernstes Gesicht gemacht.
Er war noch einmal an ihr Beit getre
ten, hatte einen Kuß auf ihr Haar ge
drückt. Sie hatte fogar einen Augen
blick geglaubt, sie fühle etwas, wie
einen fallenden Thrünentropseii
ihrer Stirn.
Ader das konnte nicht fein.... Ihr
Mann, die Rechcumaschiue! Welch'
Thorheit!
Immer noch Alles still. Sie ward
ungeduldig und klingelte. Vielleicht
stimmt es draußen nicht, dachte sie.
.Sie wissen doch. Stesan. daß ich
heute zu Haus, bin.» sagte sie zu dem
eintretenden Diener. .Ist denn Nie
mand gekommen?"
Der Diener wurde verlegen. Ein
ganz unverschämter junger Mensch aus
dem Telikatessengeschäst sei da un?
dringe die MonatSrechnunz.
„Das ist doch sonderbar." sagte die
Dame. „Es wird doch sonst immer
im Eomtoir bezahlt. Er soll dort hin
gehen.
„Dort sei er schon gewesen. sagte der
Mensch. Aber....-
Er verstummte.
„Aber, aber," frug die Dame unge
duldig. „Was bedeutet dies aber?
Reden Sie."
„Nun, wenn Sie es durchaus wissen
willen," sagte Stefan, „der Mensch
erklärte, dort sei zugemacht."
„Unsinn." nef die Dame, „der Mann
wird betrunken sein."
Aber sie zitterte doch.
„Es wird schon so sein," entgegnete
Stefan, „Spinner, der Kutscher, hat
den Gnädigen auf das Kriminal fah
ren müssen. Tort ist er geblieben."
„Allmächtiger Gott!" rief die Dame.
Sie stieß einen heiseren Schrei aus.
„Was lag da Alles darin."
Stefan wartete, ob er daS Kammer
mädchen mit Kölnischem Wasser rufen
sollte.
Aber die Dame faßte sich auffallend
schnell.
Ein seltsames Feuer strahlte aus
ihren Augen.
„Wenn der Doctor Rechenberg
.kommt." stieß sie heraus, „er soll her
ein. Gleich, gleich...."
„Doctor Rechenberg," sagte Stefan,
„ist dagewesen, gerade wie ich mit dem
unverschämten Menschen hcrumstritt.
Er wollte nicht stören, ich möge nichts
von ihm melden. Tas Bouquet, das
er in der Ha»d hatte, fiel auf den Bo
den. Dort liegt es noch."
„Erschrecken Sie nicht, gnädigc
Frau," so stürzte das Kammermädchen
herein. „Ein Zettel vom gnädigen
Herrn! Ein Gerichtsbote hat ihn ge
bracht."
Die Dame wankte und. fiel auf den
Sessel zurück. Sie hörte nicht mehr,
als Steinn eigenmächtig de» Zettel ent
faltete und vorlas:
„Hch yuve mich selbst überliefert, ich
bin verloren. Lebe wohl, verzeih' und
vergiß mich."
„Spring nach dem Kölnischen Wasser,
Stefan!" rief das Kammermädchen
ängstlich, während sie mit geschicktem
Schnitt das Korset löste.
Da schlug eS sechs Uhr.
ES tönte so eigen scharf nach.
Die Thecstunde war vorüber....
Friedrich Dernburg,
Bescheidenes Verlangen»
Zuchthausschließer: Da übermorgen
Euer Geburtstag ist, Nummer 4M, so
will ich Euch eine kleine unschuldige
Erholung an dem Tage zur Belohnung
sür Eure bisherige ladclfreie Auffüh
rung gern gestatten. Was sür einen
Wunsch habt Ihr?
Sträfling (bescheiden): Ucbcrmorgen
gibt'S einen Wettlans. Ich möchte gern
mitlaufen, wenn der Herr Schließer
gütigst erlauben!
Strafbarer Widerstand.
Polizeirichter (überrascht): Weshalb
ist diese Dame denn verhafte', Polizist?
McGinnis (unlängst angestellt):
Wegen Widerstandes gegen die Staats
gewalt, Euer Gestrengen! Ich wollte
ihr einen Kuß im Centralpart geben,
und sie hat sich unterstanden, mir das
Gesicht zu zerkratzen!
Bcraeltnng.
Gattin (sich die Handschuhe zu
knöpsend): Aber Lothaire, was fällt
Dir denn ein? Auf der Straße ziehst
Du Dir die Stiefel an? Kannst Du
dos nicht vorher im Haufe besorg»"
ehe Du ausgehst?
Gatte: Genau so, wie Du, mein
Engel. Was Dir »echt ist, »st mir
billig!
Sie tröstet sich. „Was
macht denn Deiae Mama, Ell,, seil
man ihr den werthvollen Spitz gestoh
len hat?" „Ach, si» tröstet sich mi>
dem Baby."
Die Hauptsache. „Ich
begreise nicht, was Du nur Hübsches
an diesem Menschen findest!" „Ist es
denn nicht hübsch, daß er michheirathen
will?"
Vertrau' aus nieman
den, als auf Dich selbst, sorge aber da
sür, daß Tu dann auch an den Rechten
gekommen bist.
Wt« sollen wir
In fast untrennbarem Zusammen
hang mit dem Schreckrus Cholera läuft
das Wort „Desinfection" durch die
Zeitungen nnd erfüllt alle officiellen
und nicht officiellen Berichte. Wie
dies bei Fremdwörtern zumeist der Fall
ist, so hat sich im VotkSmunde um den
Begriff .desinfieiren" eine ganz un
durchdringliche Wolke von Schwefel
dunst oder besser schaurigen Nimbus
gebildet. Den» öffentlich verbrannt
und geräuchert wird ja nur in Zeiten
von Epidemien und Seuchen, wenn
das unsichtbare giftige Gespenst bereits
lausende vo» Opsern gesordert und
seinen Weg über Angst, Schrecke» und
unzählige Lciche» hinweg erbarmungs
los fortgesetzt hat. In Folge dieser
Jdecnassociation tommt es deshalb nur
zu ost vor, daß in vielen BevölterungS
schichten sich die Leute vor der Disin
section mindestens ebenso fürchten wie
vor der Insertion, also vor der Krank
heit selbst, und daher von diesen an
geblich moderne» Vorsichtsmaßregeln
nichts wisse» wollen, oder sie minde
stens sür nutzlos und überflüssig hal
ten.
Vielleicht würde es diese ängstlichen
Ungläubigen theilweise beruhi.zen und
überzeuge», wenn sie hören, daß Dis
inseluon nur ein neues Wort sür die
ist und daß das radikalste Mittel, wel
ches die Menschen von jeher gegen die
Seuche verwaadlen, das Feuer war,
und man sowohl den Herd als die
Wohnstätten, wo die Seuche gehaust,
und die Leichen der an ihr verstorbenen
Menschen verbrannte. DaS Mittel
war probat, aber doch nicht überall an
wendbar, denn man konnte nicht alles
verbrennen, namentlich nicht die Kran
ken. die Genesenden und dercn Woh
nungen. Darum suchte man damals
»ach andern Mitteln und glaubte wohl
sie gesunden zu haben, denn in der
Odyffe heißt eS an einer Stelle: „Alte,
nun hole mir Schwesel und Feuer von
schädlichen srei zu schwe
feln den saal." Also schon den alten
Griechen zu Homer'S Zeiten war die
reinigende Kraft der schwefligen Säure
bekannt, und man wandte zur Tödtung
der Pestgeister auch Räucherungen von
Weihrauch. Benzoe, Myrrhen u. dgl.
an.
Danials befolgten die gläubigen
Menschen noch blindlings die Satzun
gen und Vorschriften, welche ihnen aus
dem Munde der geweihten Priester ver
kündet worden, selbst ohne über die in
undurchdringliches Dunkel gehüllten
Ursachen der epidemischen Kränlheiten
auch nur den geringsten Ausschluß er
halten zu können. Heute aber am Ende
des neunzehnten Jahrhunderts der Aus
klärung und auch der Zweisel, glauben
die Leute nicht mehr blindlings ge
horchen zu dürfen, sondern sie wollen
durch Thatsachen überzeugt werde»,
und so lange die Wissenschaft es nicht
so weit gebracht hat, solche Epidemien
einsach unmöglich zu machen, legen sie
auch den Mitteln, mit welchen eben
diese Wissenschast den Feind bekämpft,
keinen absonderlichen Werth, keine ent
scheidende Bedeutung Zwar hören
uud lesen sie, daß es einem ganz mo
dernen Manne der Wissenschast gelun
gen war, den Erreger der schlimm
sten ansteckenden Krankheit, der Cho
lera, zu entdecken, daß serner wieder
aus wissenschaftlichem Wege diese
Krankheitserreger in Reinkulturen dar
gestellt wurden, damit man reichliche
Gelegenheit habe, alle jene chemischen
DesinsektionS-Mittel zu prüsen, welche
diesen kleinen, schier unsichtbar feindli
chen Wesen am raschesten und sichersten
den Garaus zu macheu im Stande
wären. Dennoch ist eS keine Selten
heit, daß von einer großen Anzahl Men
schen (allerdings in unserem Lande we
niger. wie drüben im alten Kontinente)
sobald eS vorkommt, daß. trotz aller
Desinfektion, die Krankheit sogar an
schon vesinficirten Platzen wieder neue
Opfer fordert, eben diesem, also nur
vermeintlichen Schutzmittel der Desin
fektion mit Mißtrauen und Gleichgil
tigkeit begegnet wird.
Aber in einer so gefahrdrohenden
Zeit, wie der unfrigen, wo d>e Ebolera
den Weg bereils bis zu uns gesunden,
muffen wir Alles thun, um jeden Zwei
fel und namentlich alle Gleichgilligkeit
zu bekämpfen, uud da gerade wir
Frauen es sind, iir dercn schwache
Hände die gewissenhafte Ausführung
aller jener Vorsichtsmaßregeln gelegt
ist. welche ben ungemein wichtigen
Zweck versalzen, die gefürchtete Epide
mie au« dem Bereiche unserer Wohn
stätten sernzuhalten, müssen wir uns
bemühen, so klar als möglich zu sehen.
Und deshalb wollen wir hiermit den zu
manchen Mißdeutungen Veranlassung
gebenden Begriff „Desinfektion" fallen
lassen und dasür ein allgemein ver
ständliches Wort setzen, und das heißt:
Reinlichlcit!
Wir Hausfrauen wissen aber nur zu
gut. welche grundverschiedene Begriffe
und Vorstellungen selbst über diese
unzweideutige Reinlichkeit kursiren. und
deshalb erscheint es mir nicht überflüs
sig, zu betonen, daß, wenn wir von
Reinlichkeit, als dem sicheren
Schutzmittel gegen das Auskommen von
KraukheitSkeinien spreche», wir nur die
sorgsaltigste, minutiöseste, fast über
triebene Reinigung und Reinhaltung
aller zum Lebe» nöthigen Dinge, wie
Nahrung. Kleidung und Wohnung
.meinen können.
Ich bin weit entfernt, den guten,
vortrefflichen, erfahrenen Hausfrauen
eine Moralpredigt halten zu wollen,
sondern will nur die Neulinge in die
sem schweren Beruse, der noch durch die
Indolenz und den Eigenwillen der
Dienstmädchen beträchtlich erschwert
wird, aus dies und das aufinerlsam
machen. Es genüg» durchaus nicht,
wenn wir uns damit beruhigen, daß
die Vorsichtsmaßregeln in unserem
Hause schon lange durchgeführt wer
den. sondern auch dabei spielt das
„Wie" eine große Rolle. Es genügt
»lso nicht, daß man z. B. dal Trink»
Wasser.abkoche, sondern man soll das»
selbe in sorgfältigst gereinigten Flaschen
auf dem Eise kalt legen, denn wenn
man (wie ich eS neulich fand) den Topf
mit dem gekochten Wasser unbedeckt in
irgend einem Winkel des Eßzimmers,
vielleicht sogar an der Erde, stehen läßt,
wo Staub und alle Krankheitsteime sich
dem Wasser wieder mittheilen, das
macht das Kochen ganz illusorisch und
überflüssig. Ebenso ist es in allen
Tingen in der Küche; Speisen und auch
Speisereste sollen niemals frei herum
stehen, man entferne die Fleisch- und
andern Waaren augenblicklich von den
vielleicht staubigen, unreinen Papier
hüllen und verwahre sie auf reinen
Schüsseln oder Behältern im Eis- und
Speifcschraiik. Die Brod- und Back
waaren sollen noch einmal sür einige
Momente der Hitze des Backofens aus
gesetzt und dann in abgekühltem Zu
stande erst genossen werden.
Natürlich ersordert die Nahrung der
kleinen Menschenkinder wie auch sonst,
jetzt noch ganz besondere Sorgfalt,
denn diese intliniren ja gerade für all«
Krankheitserscheinungen, die durch Ver
dauungsstörung hervorgerusen werden.
Als ich aber letzthin einer Frau aus
dem Volke rieth, ihrem Baby doch kei
nen rohen Apsel zu geben, trat sie an
den Fischbehälter vor dem Laden, nahm
ein Stückchen Eis, reinigte eS in ihrem
eigenen Munde und gab dem Kinde
dann diesen Leckerbissen an Stelle der
geraubten Frucht. Wohl kann man
begreifen, daß manche junge Mütter
aus Mangel an besserem Verständniß
Febler machen, aber man sollte doch an
nehmen. daß ihnen schon in der öffent
lichen Schule die Grundbegriffe von
Reinlichkeit beigebracht werden. Doch
so könnte man ja sast an jene nnkulti
virte böhmische Bäuerin erinnert wer
den, von der man erzählt, daß sie am
Sonntagmorgen ihrer holden Tochter
zuzurusen pflegte: „Schau, daß sirti
wirst mit Waschen, damit i endli den
Buchtelteich (Hese) onmachen tonn i?
der Schissel!"
Hiermit bin ich allerdings etwas weit
von anserem eigentlichen Thema abge
schweift, denn'in Amerika ist eS Gott
sei Tank nicht zu befürchten, dnß die
stktionarv Waschbecken zu anderen
Zwecken, höchstens noch die Waschtöpse
als Baby-Badewannen verwendet wer
den. und das ist immer noch verzeih
lich, ja es bietet sogar theilweise eine
Garantie dasür, daß sowohl die „Wash
tubs" als die BabieS reingehalten wer--
den.
Ueberhaiipt sind wir hier, was den
reichlichen Verbrauch von Wasser zur
Wäsche- und Körper-Reinigung anbe
trifft, ja in einem Eldorado, denn in
keinem Lande der Welt (vielleicht Eng
land ausgenommen) finden wir die
praktischen und bequemen Wasch- und
Bade-Apparate so allgemein verbreitet,
wie gerade im gesegneten Reiche der all
gemeinen Aade-Freiheit und Gleichheit.
Hingegen könnte manche hiesige HauS
srau, was die Gründlichkeit des HauS
putzenS, Klopfens und LüftenS anbe
langt, wohl bei den guten Deutschen in
die Lehre gehen. Die feinen Dämchen
würden recht erstaunte Augen machen,
wenn sie sehen würden, welche Massen
von Staub sich z. B. unterhalb der
Closet-Schiebladen oder oben auf den
Thür- und Fenstergesimsen> auf den
Hohlkehlen der Wände, hinter den ber
genden Kainiiieinsätzen u. s. w. auffin
den ließen. Und doch ist es vollständig
einleuchtend, daß nirgends besser und
ungestörter als in diese» verborgenen
Ecken und Wenkelchen die Krankheits
keime sich entwickeln und gedeihen kön
nen. Darum müssen abermals als die
allerverläßlichsten Desinfektionsmittel
der Wohnräume nur mechanische Reini
gungsmittel in möglichst gründliche»
Anwendung empfohlen werden.
Wo die Wände mit Brodkrume ab
gerieben oder wenn der Oelanstrich es
gestattet, ebenso wie Dielen, Fenster,
Thüren und Holzwert (eventuell auch
Möbel) mit Wasser und Seise gerei
nigt. auch die Teppiche mit ammoniak
haltigem Wasser abgerieben werden,
da müssen wohl auch Bakterien und
Bacillen mit hinweggespült und ver
tilgt worden sein.
Schließlich möchte ich nur noch sür
die empfohlene Desinfectionsmethode
meinen Gewährsmann in der Person
des JnstructorS der städtischen Woh
nungs-DeSinfectoren in Berlin. Dr.
M. Goelder, ans Uhren, welcher sich über
dieses Tbema bei der letzten Versamm
lung der deutschen Natursorscher uns
Aerzte wie solgt aussprach:
„Wir können dann getrost das Wort
„DeSinsection" durch das Wort „Rei
nigung" ersetzen. Und wenn diese
Reinigung mit der dazu ersorderlichen
Gewissenhaftigkeit auSgesührt wird,
wen» sie nicht erst in der Stunde der
Gefahr, sondern ab und zu vorbeugend
vorgenommen wird, so werden wir nie»
mals das Verschwinden zweifelhafter
und lästiger Keimbezwinger bedauern,
sondern in allen Schichten des Voltes
wird man sich über den Erfolg der
Fortschritte sreuen. welche die DeSin
section volksthümlich, gemacht haben."
Ein Be »lftin er stwÄ. ms-t.
schwitzt im Physikum. Jn d« Botanil
weiß er so gut wie gar nichts. Der
barmherzige Examinator will dem jun
gen Mann zu Hilfe kommen. Er legt
ihm einige Pflanzen vor. deren Namen
er angeben soll, unter Anderem auch
eine Tabakspflanze. „Was ist das?"
Tiese Stille. „Besinnen Sie sich. Di«
Pflanze ist Ihnen, recht wohl bekannt.
Sie brauchen sie sehr häufig, sicherlich
täglich. Sie bringen sie in den Mund,
wenn Sie Ihr Bier trinken. Nun.
was ist das?" Da erhellt sich das
Antlitz des Gesollerten und siegessroh
kommt eS über seine Lippen: „Kü»mel,
Herr Professor."
Kindlich. H ä n Sch ein.Papa,
was ist ei« Künstler?" —Vater: „Wenn
zum Beispiel Einer gut malen kann."
Mar: „Aber Papa. w«rm er'S kann,
ist's doch keine Sunst!"