2 N»»ö der Frauenwelt. In den Ver. Staaten ver diene» Z7.Nyl> Frauen und Mädl>c» als Telegraphistinnen sfogenannle Ope rator») ihren Lebensunterhalt, unl noch eine große Anzahl weiblichei Kräfte werden auch in anderen Zweigen des Depeschen-Dienstes verwendet. Fra u G eh. Leg. - Nalh Ka n ser ist soeben von ihrer Afrikarcisl nach Berlin zurückgekehrt, und ver öffentlicht in der Zeitschrift: „Unlci dem rothen Kreuze" sehr interessante Berichte über den vortrefflichen Zustant der von deutschen Schwestern des rothen Kreuzes und deutschen Aerzten geleite ten Hospitäler in Bagamoyo und Kilwa. In Ceylon hat eine Firma von weiblichen Theehändlern bedeutende Pflanzungen angekauft, und führt ihr Geschäft ausschließlich mit weiblichen Hilfskräften. Zum Mische», Koste». Verpacken und auch als Agenten sind nur Frauen angestellt. Miß Smith ist eine der wohl thätigsten Frauen Englands. Ihr Gutsbesitz. 14 Stunden von London «ntsernt. gehörte vordem Prinz Alberl. Auf ihre Koste» erscheint eine freisin nig geleitete kirchliche Zeitung, auch unterhält sie eine ganze Mission aus eigenen Mitteln. Sie erwarb einige Häuser am See - Ufer, welche zur Pflege unbemittelter erholungsbedürf tiger Leute eingerichtet wurden, die dort einige Wochen und länger verblei ben können. In Milwaukee hat Miß Eliza beth Plankiiilo» sich bereit erklart, ein Arbeiterinnen-Heim für die „Womens' Christian Friendl» Society" der Stadt bauen und einrichten zu lassen, wenn der genannte Verein die Verpflichtung überniinml. für die Erhaltung des In stitutes zu sorge». Wilhelmine Hensek. als Dichterin in deutschen Kreisen wohl be kannt. seierte lürzlich i» Potsdam ihre» neunzigsten Geburtstag. Sie bekleidete durch sünsniidzwaiizjg Jahre die Stelle als Oberin des ElizabethstifteS zuPan iow, und hatte sich als solche auch im Praktischen Leben um unzählige mut terlose Kinder verdient gemacht. Tie deutsche Kaiserin gedachte der Jubilarin in einer herzliche» Glückwunfchdepcsche. In Duukirt. N. Z)-. leitet Mrs. Horalio Brooks seit dem Tode ihres Galten eine bedeutende Maschine». Fabrik, in welcher täglich eine Lokomo tive erzeugt wird. und manchmal sogar Lieben in einer Woche. Adelaide Milanollo, die vor einigen Jahren bei ihrem ersten Auftreten als zwölfjährige Violin virtuosin viel von sich reden machte, welche aber seit ihrer Verheirathung mil dem Schriftsteller Ernst Roeder der Kunst entsagt hatte, wiro in der kom- Menden Wintersaison wieder öffentlich auftreten. . In New Orleans hat eine Leh «rin. Miß Tora Miller ein Radir mcfser für Wandtafeln patentire» las. sen, für welches Patent ihr bereits TSOW geboten wurden. MißEmilyDickson aus Dub lin hat jüngst mit den allerhöchsten Eh ren a» der königlichen Universität von Irland promovirt. und so alle männli chen Milstudcnlen weit überholt. Sie stammt aus Dublin und ist die Tochlei eines Parlamentsmitgliedes. In Alban«. N. ?).. hat Alma Atkinson. cm vierzehnjähriges Mäd> chen. eine hübsche Garnitur von „Sou vcnir-Spoons" entworfen, welche sich zu Geburtstagsgeschenken besonders g»I eigne», da sür jeden Monat passend! Zeichnungen gewählt wurden. Mrs. Hannah Whitall Smith theilte jüngst aus Paris mit, daß sich dort eintausend junge Amen ianerinnen aushalten, die sich alle dem Studium der schönen Künste gewidinel haben. In den Ver. Staaten soll rZ eine Anzahl von weiblichen Journa listen geben. welche Saläre bii zur Höhe von fünftausend Dollar? be< ziehen. Miß Jessaniy Harke, eim jugendliche Tochter Bret Harles, Hai kürzlich ihr literarisches Debui mil einem Werke gemacht, welches Zeugniß von schöner Begabung und künstleri scher Gewandtheit gibt. In China, berichtet man, sollen sechsiindfüufzig Frauen als ärztliche Missionäre thätig fein. Mr §. Gui l d, eine amerikanische Vildhauerin. hat jüngst eine Büste von Mr. Gladstone vollendet, welche sowohl wegen ihrer Porträtälmlichkei', wie als Kunstwerk von der Kritik sehr gelobl wird. Der Dame wnrde nur Gelegen heit gegeben, die Züge des großen Staatsmannes, während er selbst sich bei der Arbeit befand, zu studiren. In Port Huron. Mich., ha! Mrs. L. Ballentine eine sehr praktisch« Erfindung patenliren lasse», welche darin besteht, den Thüren der Back- und Bralöfen Glasplatten einzufügen, so daß wir Froue« in Zukunft die Fortschritte unserer Kuchen und Bra ten ganz gemüthlich von Außen werde» beobachten können, ohne uns dat-ei die Finger zu verbrennen. LcbenSregel. Spare die Liebe Spare da? Geld Ta Tir sonst Beides Ojt später noch fehlt! Der böf e Geist. A.: Alf» unser Freund C 5. hat sich wirklich ver heirathel? B.: Jawohl, vor vier Mo nalen! A.: Er hat auch eine sehr hüb sche Frau, die sehr viel Geist besitzen soll! B.: Ja. ungemein viel! Ganz besonders Widerspruchsgeist! Ihre Ausrede. Ach, Sie lassen sich von Ihrem Pudel küssen? Ja. die heutige Männerwelt ist ja so jurchlbar blöde! Am sibirischen Grenzstein. Im Marmorpalais fand ein Hos ball statt zum Atzchlnß der Faschings vergnügungen. Die junge Hofdame verneigte sich in ihrer frischen blonsen Schönheit lief vor dem lojierlichen Paar, das, nach einem Aufenthalt von zehn Minuten, im Begriff stand, sich zurückzuziehen. Maria Alexandrowna nickte ihrem anerlonnten Lieblinge huldvoll zu, -während das Auge de» Zaren mit Wohlgefallen auf dem großen, anmu thigen Fräulein ruhte, das mit feinem Geiste bei Hose eine vielbencideie Rolle spielte. „Tanze weiter, Maria Petrowna, lache, gewinne Herzen," sagte die Za riza mit einem Anflug von Wehmuih, „denn dazu bist Du auf der Welt, Du Glückliche!" Die blonde Hofdame mochte es wohl selbst glauben—wenigsten- so lange sie im Arme eines flotten Tänzeis über den Spiegel des Parkets glitt. Nachher freilich, als sie Athem schöpfte im Schatten der künstlichen Grotte, wo Stephan Wasiljeivitfch stand, da bcfchlich sie eine Anwandlung von Traurigkeit und Unruhe. Sie ärgerte sich über die dunklen Erinne rungen, welche sie überall verfolgten und sie nicht einmal in Ruhe ließen, wenn sie von den Traumwellen der Musik geschaukelt dahinschwebte in der Lichtfluth der Kronleuchter. Er gehörte nicht zu ihren Anbetern, dieser junge, bleiche Lfficier. Er hatte es verschmäht, sich bei ihr einzuführen, gelegentlich einer Einladung zu einer musikalischen Soiree. Die Fürstin Woschnitoff, die nächste Verwandte und zeitweilige Repräsentantin des Hause« der verwaisten Maria Pe trowna, hielt da? für. eine unverzeih liche Ueberhebung. Sie. eine Dame überhaupt allerlei an dem stillen jungen Manne: er wäre ein Emporkömmling, ein Sonderling, der die besten Chancen unter dem Deck mantel der Bescheidenheit lässig sallen ließe. Man könnte darauf gefaßt fein, ihn von heut bis morgen entweder hoch ausgezeichnet oder ein für alle Mal ab gethan zu sehen. Wer sie so genau von Allem unter richte! hätte? wollte Maria wissen. Der General Safchagi», ihr alter Freund und Maria s ergebenster Ver ehrer, der sich übrigens lebhaft für den jungen Stephan Wasiljewitfch in terefsire. Maria bezweifelte da? stark; aber sie behielt es sür sich, und während sie daran dachte, schaute sie verstohlen hin ter ihrem Fächer aus den so arg ver dächtigen Lsficier. Nein, diese unausstehliche Beharrlich, keit. Jemanden mit den Augen festzu halten! Dieser düstere, grübelnde Blick zog sie wider alle Vernunft an und untergrub ihre ganze frohe Zuver sicht. Ein trotziges Lächeln aus dem Ant litz, trat sie unter die Palmen, welche den Eingang der Grotte beschatteten, und ehe sie wußte, wie es geschehen, hatte sie -ihren Fächer fallen lassen, dem bleichen Lfficier gerade vor die Füße. Er bückte sich danach und überreichte ihr denselben mit einer stummen Ver beugung, die an Stolz streiste. Als sie ihn aber nahm, verlegen und ge reizt. berührten sich zusällig ihre Hände, da fuhren ihre Blicke wie Blitze in ein ander, daß sie Beide erbebten, und vor dem staunenden Auge Marias that sich eine große, einsame Seele auf voll von ihrem Bilde. „Finden Sie keine Freude am Tanz, Stephan Wafiljewitfch?" fragte sie sonst. »Vielleicht wenn ich suchte!" ent gegnete er. .aber ich sehne mich nach Besserem." Ihr Herz schmolz wie edles Metall im Feuer und stieg auf in ihre schönen blauen Augen, daß sie wie in Thränen schimmerten, aber durch die düstere Wehmuth der seinen zuckte plötzlich ein Heller, heißer Strahl, als hätte er das Ziel seiner Sehnsucht erreicht. In diesem Augenblick wurde Maria Petrowna zum Tanz aufgefordert. Der junge Offizier zog sich hinter die Grotte zurück, um von dem neuen Glück zu träumen, als er unverhoffterweise an geredet wurde von dem General Saschagin. dem einflußreichen Manne mit dem kalten Staatsmanns' Lächeln und der strammen Soldalenhaltung. „Mein theurer Stephan witsch, unsere Schönen sind arg ent täuscht. daß Sie nicht tanzen! Sie scheinen es ja darauf anzulegen, die Leute mit Enttäuschungen zu unter halten. da» ist nicht weife, won olivr!" Herr General! Ich bin etwas schwerfällig im Räthselrathen, wie habe ich das zu verstehen?" „Wollen Sie grundsätzlich keim Car riere machen?" „Gewiß, Herr General! Ich warte auf die Gunst des Schicksals. Qde-r,.. hätten Excellenz etwa eine Eharge für mich im Hinterhalt?" versetzte der junge Mann, den Blick unerschrocken auf die laiicriiden Züge des Generals ge richtet. „Kann sein. Wir werden sehen. i»r»pos! J-d hörte neulich, daß Sie auf«j»en musikaliichen Hochgenuß bei unserer schönen Maria Petrowna ver »ichtel hätten. Das war vorsichtig sehr vorsichtig, inoa »mi! Hm wenn der dumme Nachtfalter sich kopfüber in das Licht stürzt, so ist das seine Sache; der hübsche Schmetterling geht dem gefährlichen Licht aus dem Wege/' Der Qfficier verneigte sich, ein über legenes Lächeln mit einem Beigeschmack von Verachtung spielte in feinen aus drucksvollen Zügen. Er dachte daran, daß die kalten, grauen Augen des neralS, der in feiner luacnd sich start compromittirt haben sollte mit der viel ülteren Fiirstin Woschnikosf. begehrlich flammten, sobald sie aus die irische Schönheit Maria PctrownaZ sielen. Wäre er nicht gekommen, gleich den nächsten Tag. dann hätte sie ihr Herz einen Lügner und Betrüger gescholten aöer da wer er ja zum ersten Mal in ihrem Hause, und leine dunt len Augen überströmten sie mit Lich' und Liebe. Tie Fürstin lieb sie keinen Augen blick allem! sie zog den jungen Ossicier in eine eisrige Unierhaltung Über nich tige Dinge und beodachiet« verstohlen ihre junge Schutzbesohlene. Oisu. Maria!" bemerkte sie mitten in der Unterhaltung. ,WaZ bist Du heute still und ernst!' „Muß ich denn immeriort lochen, liebe Fürstin, und schirmen?" cnlgeg ncie daj Fräulein. .Ich bin erst ein mal in meinem Leben von Herzen glücklich gewesen, und da hätte ich Jbre blauen Augen senkten sich leuch tend in die des jungen Manne«, sie sprachen zu seinem H-rzen, wo! nur er verstand: Du brauchst nicht zu sragen. wann da? war! Du hast meine Thrä' neu lammen sehen. AIS cr sie nach diesem ersten kurzen Besuch verließ, stieß er aus die Equi page de« General; vor dem Portal de« Palastes. Jetzt hegte er keine» Zweisel mehr, dag man ihm von Stund' an aus Schritt und Tritt nachspüren würde. » » In der „großen Welt" voll von klei nen Intriguen wollte man misten, Maria Petroivna besände sich unpäß. lich—derartig, daß sie sich von ihrem Dienste bei der Ziriza hatte entbinden lassen. Der Hostlatsch machte e» noch schlimmer: Da« übermüthige Fräulein hätte dem gefürchteten General ohne Umstände einen Korb gegeben. Wa rum? Weil eine Herzensverirrung nach unten hin, dahinter steckte. Die Zariza sollte sie ermahnt und —einstweilen kaltgestellt haben. Tie Fürstin erheuchelte eine vollstän dige Unbefangenheit. Selbst Stephan Wasiljewltsch erhielt Zutritt in ihr Boudoir und die freundlichste Aus kunst: Tas unvorsichtige Kind hätte sich etwas erkaltet und müßte Ruhe ha ben. Weiter nichts. Auf Übermorgen wäre sie wieder „zum Dienst befohlen." Unerwarteterweife trat hier Maria Petrowna herein, in einem blauen Atlasfchlafrock, der ihr entzückend stand, frischer, blühender als je. „Sehen Sic selbst, ob ich krank bin, Stephan Wa'iljewitfch!" sagte sie mun ter. wahrend die Freude ihres Herzens in ihren Augen strahlte. „Ein wenig träge bin ich gewesen ich wollte trau men —Ah, ich vergaß theure Fürstin! Die geduldige Modistin wartet noch immer auf Sie. Ich vertrete Sie gern inzwischen, wenn—Stephan Wa> siljewinch vorlieb nimmt!" Wie sie lachte, die holde Schelmin! Es machte ihn trunken, dieses süße La chen der Liebe, es legte sich aus feine ahnungsvolle Seele wie eine Hand, die liebkos! und schmeichelt: fei glücklich sorge nicht—genieße den Augenblick! Die Fürstin musterte den jungen Offieicr mit einem Gemisch von Ün muth und Mitleid. „Aus Wiedersehen, Stephan Wasil jcwitfch!" sagte sie. „Und hören Sie, clivi-munsieur, Sie sollten etwas für Ihre Gesundheit thun! Etwa cinc Aeise in s Ausland. Vrslmsm, Sic haben eine ungewöhnlich zarte Constitution für einen Soldaten." Ter junge Mann lächelte ganz eigen, als er sich vor der Dame tief ve» beugte. . „Zu gütig. Fürstin! Ich bin aller« dings lein Athlet, aber ich fühle mich gesund und stark genug, mein Leben auszuleben. Sollte mich der Tod über raschen wollen, so bin ich auch in der Fremde nicht vor ihm sicher." Das rosige Antlitz Marias entfärbte sich vor Schrck—dann, als die Fürstin gegangen war, trat sie an den Officier heran: »Was sollte das heißen, Stephan Wasiljcwitsch?" „Daß Jemand mich für überflüssig hält, seitdcm Sie, Maria, von meinem Dasein Kenntniß nehmen Ah, Theuerste, es ist wirklich nicht werth, daß Ihre Lippe drum zittert! Wollen Sie mich hochmüthig machen mit so viel Barmherzigkeit?" „Spielen Sie mit meinem Schmerz, oder verstehen Sie ihn nicht, Stephan Wasiljcwitsch?" .Doch ich verstehe Alles! Ich wUI aber nicht, daß mein Schicksal seine Schatten in Ihr sonniges Leben streue", entgegnete er traurig. „Fürchten Sie lieber für sich selbst!* rief Maria so trotzig, daß er lächelte. „Sie vergessen auch der meist Gehaßte kann nur einmal sterben —" .Wie der meist Gcliebtc!" fiel sie ihm ins Wort. „Darum zittere ich für Ihr Leben oder leugnen Sie, daß ich es dürfte?" Er hätte ihre Füße umschlingen mS gcn und fcine große Liebe sprechen las sen. aber er wollte sie nicht mitziehen in sein Verderben, cr schwieg. Da flammte der Zorn dcr Licbc in dem verlogenen Glückstinde ans: „So ist es recht, Stephau Wasiliewiisch! Gehen Sie Ihren eigenen Weg zum Glücke oder zum Märtyrcrthum. Sic sind stolz und stark gcnug. um allcin zu blciben. Aber ich! was wird aus inr? Ich bin nicht- als —" „Ter Gedanke meincs unstcrblichen Gcislcs, Ma>»a!" unterbrach cr sie seier lich und umfaßte ihre Hände, die in zitternder 'Angst die seinen suchten. „So, Geliebteste, hallt ich Dich! Wer Dich mir nehmen wollte, der müßte mehr tonnen als mein kleines Leben enden .. Tu weinst? Nein. Du lächelst O Maria, empfange die Feuertaufe der Licbe!" Er küßte sie. und eine Thräne fiel .ut seinen Auacn auf ihr blondes I !Haupt. Sie lag an seinem Herzen, I selig erjchau,rntn die lichte Pracht ihre l Haares mischte sich mit seinen dunkler Locken ibr Schicksal vermählte siä mit dem seinen. > * « * > Tie Lampe unter dem rochen Schiri? > verbreitete einen glühenden Schein ii > dem stillen in welchen Moria Petrowna wie ein ruhelose, > Geist hin und herging, Sie wai eben aus der groben Over gelommen. Ueber den Sessel geworfen, halb ani Bode». lag ihre kostbare Robe. Sil stieß sie mit dem Fuß aus dem Wege so ost sie daran vorbei kam. „F'ert! sie strömte Hoflust auZ." Sie füblte einen Widerwillen gegen de» Zand, welchen sie hatte zur Schau tra gen müssen. lächelnd und stolz, nach ollen Regeln der Hcfetüette als de. Mann mit dir verbauten glatt-kalten Miene >h, den Schlag ins Herz gab: „Das Allerneueste, m» b«U«! Sie kennen ja wcbl den jungen Menschen. Er steuert ieiner Erhebung zum Vi<e gouverneur zu drüben, in Mert> schinsk, wo man zuverlässige Leute kraucht, an der Spiße der ü>),<)o<) Bii '"^Wer?"' „t)er bleiche Träumer, Stepban Wafiljewitsch. der endlich 'mal da? Glück beim Schöpse saßt." .Was ist mit ihm?" .Er ist soeben zum Hauptmann be fördert und zugleich mit der Eskorte der Gefangenen nach Sibirien betraut worden. klon lljgu, Maria Pe trowna! Sie zerbrechen ja in Gedan ken Ihren Fächer, dies Kunstwerk von —" Sie hätte vor Zorn und Schmerz aufschreien mögen, aber sie verzog die trockenen Lippen zu einem Lächeln. „Wann tritt er seine Verbannung an?" „k'-rdlsu. Sie meinen sein Kom mando! Uebermorgen wenn ich mich recht entsinne marschirt er mit seiner Kompagnie nach Schlüsselburg. Ter Transport wird sich noch zwei Mo nate verzögern." Sie drehte ihrem Peiniger den Rücken zu und ließ sich von dem ersten besten Kavalier in das Foyer geleiten, die Vor stellung ermüde sie nach der eben über flandenen „Unpäßlichkeit", und ihr Wagen warte draußen! Sie eilte in die Garderobe, um sich den Pelz überwerfen zu lassen. ' Ter höfliche Kavalier führte sie die tagesheU beleuchteten Treppen hinunter. „Wollen Sie mir einen Freund schaftsdienst leisten?" fragte sie ihn kurz entschlossen. „Mit lausend Freuden." .Dann begleiten Sie mich. Ich muß noch Audienz bei der Zariza er langen." „Zu dieser Stunde? das wird un möglich sein." „Ich muß es möglich machen!" Und es gelang ihr. Nicht umsons? war sie der verwöhnte Liebling der kai serlichen Frau! In ihrer zerknitterten Robe, da« Haar vom Nachtwinde zerzaust, da- Antlitz brennend und das Herz in Auf ruhr. siel sie vor der Zariza nieder wie vor Gott, und bat und flehte.. Kein Wunder, daß die Herrscherin gütig blickte, daß sie Mitleid zeigte, Thränen: ihr Jammer hätte ja Felsen rühren müssen! Als sie aber ihre Hoff nung daraus bauen wollte, da ersuh, sie, daß Trost noch lange nicht Hilf« bedeutet. Tie aber wurde versagt, Nun stieg das heiße, junge Blut ihr zu Kopf. Sie vergaß, wo sie war unt vor wem. Eine fürchterliche Anklagi schleuderte sie gegen die Machtigen uiic Hohen, die Gewalt üben wollten, aber nicht Gerechligleit, die Gottes AUmachi in ihrem Szepter zu schwingen glaub ten, aber von Gottes Barmherziglei« nichts wüßten. Was sie weiter in ihrer wahnsinni gen Berzwcislung frevelte, sie wußte e§ nicht mehr. Sie erinnerte sich nur, daß das Tntlch Moria Alerandrowna'z versteinert erschien, als sie ihren Schil ling von ihrer Schwelle wies mit einer vernichtenden laiserlichen Geberde. Sie war hinausgewanlt ver bannt aus dem Herzen der Zariza, ver bannt aus der Heimstätte des Glaubens und der Hoffnung. Wie das Antlitz der Zariza, so versteinerte sich ihr Ge müth. und neben der großen, leidvollen Liebe in ihrem Herzen that der Ab grund des Hasses sich auf. Hätte es trotz alledem noch eine Umkehr für sie gegeben, das kalte Lächeln des plötzlich vor ihr stehenden Generals würde si unmöglich gemacht haben. „Erlauben Sie, Maria Petrowna", sagte er und hob ihren Pelzmantel aus, der ihr von den Schultern gefallen, „die Kälte möchte Ihrer Schönhei» Schaden thun". „Fort! Sie o Sie —" „l'»r6<in, mein Täubchen! Wie konnten Sie eine so versängliche Scene aufführen vor hm, einer Freundin, die das Unglück hat, Gemahlin eines absoluten Monarchen zu sein? Es ist um Sie geschehen. Holdeste, wenn nicht Jemand für Sie eintritt. Tieser Je mand würde meinetwegen auch den bleichen Schwärmer ans der Affaire ziehen, dem Sie den Bicegonverneur posten in den sibirischen Bleiminen nicht recht zu gönnen scheinen. Jemand also—- .Sie, zum Beispiel. Sergej Serge» witsch, General Saschagin!" .'l'res liisn! Unter der kleinen Be dingung, daß Maria Petrowna inner halb acht Zagen daSWeiddes Generals ist. Sie schüttelte sich, als ob ein häß lickies Reptil ihr über den Rücken krdche. „Nein!" Halle sie geantwortet, „nein —nein!" „Wie D» willst, geliebte Schönheit: Inzwischen bleiben Dir sechsunddreißjg Stunden, um Teine Gedanken zu sam mein." Ihre Gedaikei, sammeln! Das wa? längst geschehen. Um einen einzigen Punkt zusammengedrängt, blieben sie unverrückt stehen. Stephan—den sie liebte und der in stummer Entsagung den Nacken beugte. Oder ob cr sich auflehnte und sich wehrte gegen ei» Schicksal, das schnöde Willkür über ihn verhängte? Nein. Ein stiller, stolzer Sinn, wie der seine, wüthete nicht gegen da? Unvermeidliche, er ergab sich, ohne, dag seine geistige Freiheit beeinträchtigt wurde. Warum kam cr nicht und sagte ein fach: Folge mir! Fürchtet er. sie würde sich besinnen? Dann kannte er die Liebe seiner Maria nicht. Wenn er nur käme! Aber er kam nicht. Ter Vulkan in ihrer Seele erschöpfte sich endlich in sei nem wilden Ausbruch, und in dem Krater wurde es still bis auf ein dum pfes Grollen und Zittern. Maria Petrowna nahm die Feder auf und schrieb in großen, deutlichen Zügen: ..Mein Einziger, warum kommst Tu nicht? Glaubst Du. ich schliefe, wäh rend Du mit Deinem Schicksal ringst? Ich warte auf Dich jede Stunde, Tag und Nacht nicht um Abschied zu neh men, sondern um Dir zu folgen—nach Sibirien, bis an das Ende der Welt. Komme schnell, geliebter Freund, und hole Deine Braut Maria." Dem Boten, der den Brief bestellen sollte, versprach sie ein kleines Ver mögen zur Belohnung, wenn er Ant wort brächte. Aber er kam nicht zu rück. sie sah ihn nie wieder. Da wußte sie. daß auch Stephan Wasiljewitsch nicht mehr kommen würde, daß die Trennung zwischen ihnen sich bereits vollzogen hatte—ohne Abschied, ohne Hoffnung. Dit fürchterlichen fechSunddreißig Stunden hatten Flügel gehabt und ihn fortgenommen ihn und ihre glück licht Jugend. Hätte sie nur gewußt, daß auch der Geliebte vergeblich die Rückkehr des Boten erwartet hotte, der ihr seinen Brief übergeben sollte, und daß dieses Schreiben von einem ver mummten Manne abgenommen war. der es dem General eingehändigt. Dann lain die Zeit der Verlassenheit, die Einsamkeit der trauernden Braut. Die Schaar der Schmeichler und An beter des einstigen Liebling? Zariza mied vorsichtig die in Ungnade gefallene Hosdame; nur die Fürstin Woschnikoff hielt noch zu ihr weniger aus ver wandtschastlicher Zuneigung, als um sie zu bewachen. Ein Nervensieber machte endlich der ganzen Qual ein Ende, wenigsten- auf viele Wochen. Als Marietta Petrowna endlich ge noß. war sie um zehn Jahre älter und ihr Herz hatte sich an seinen Verlust gewöhnt. Sie begann ein neues Leben, in der tiefsten Zurückgezogenheil. Sie brach mit Allein, das an ihr heiteres Leben anknüpsle. auch mit der Fürstin, die sich leichten Sinnes von der Geächteten trennte, doch etwas schwerer von ihrem Lieblingswunsch, dem „alten Freunde" die Hand und das Vermögen der jun gen Erbin zuzuwenden. Vieles lernte Maria in ihrem Un glück. nur nicht zu verzichten, und wäh rend sie Trauerkleider trug um den Mann ihrer Liebe, waren Ansang und Ende jedes Tages: „Ich warte. Kommst Du nicht heim zu mir, so ziehe ich zu Dir. in die Ver bannung." Und so schürte volle zehn Jahre lang die Herzensqual in ihr den Haß gegen die Willkürherrschast. und der glühende Rachedurst in ihrer Seele vereinigte sich endlich mit dem Derer, welche, wie sie, unter der Tyrannei gelitten. » » In der Ferne umläumt der Ural den Horizont ein breiter, dunkelblauer Streis, der nach und nach verblaßt, bis er sich auflöst in der Unendlichkeit der durchsichtigen Luft. Ueber seinen Gi pseln wehen die Winde von Europa, weit in das fremde Land, mit feinen Wäldern, Flüssen und Steppen, dann verlieren sie sich in den Stürmen Sibi rien! und in der unabjehbaren Ein öde. durch welche die Straße der Ver bannten führt. Die Schwelle des Mutterlandes, noch naß von ihren Thränen, bleibt hinter den Unglücklichen zurück, und die Pforte des Ezils thut sich vor ihnen auf; aber über ihren Häuptern fließen noch die stillen Wellen des Aetherineeres von einem Erdtheil in den andern. Einen Tag weiter und die Heimath ist ver sunten! Ein langer Zug. trauriger als ein Leichenzug ist es, der an der sibirischen Grenze Halt macht. Wer sind die Un glücklichen. die das Vaterland ausge stoßen? Männer und Weiber, die den heimlichen Kampf gegen die Machtha benden geführt. Schwärmer, welche ihr Voll einer neuen Zukunft entgegenfüh ren wollten, Verwegene, welche die Verschwörung gegen das Leben des Herrschers mit der Verbannung büßen sollten ?«rblendete und schuldige. , Wo das sibirische Grenzmal am Wege steht, grau und düster, wie ein Hausen versteinerten Grames, da wird Rast ge halten. Matt und müde zum Fallen. Wersen die Gefangenen sich nieder; wer noch Thränen hat der weint; die meisten. ?in Bild stummen Schmerzes, brüten vor sich hin oder starren hinter sich, wo Europa liegt und ihre arme Freiheit. Dazwischen auch ein Fluch und rohes Heulen ein Lachen des Wahnsinns ein flüsterndes Beten aber Alles verhallt ohne Echo in der weiten Einöde und der traurigen Stille des scheidenden Tages. Leise hat der Abendwind sich erhoben! der Horizont im Westen röthet sich von dem Scheine der sinkenden Sonne. Ein süßer Dust quillt aus dem Grase, wo die Sommerveilchen blühen und der Thymian große rölhliche Lichtflecke malt in das eintönige Graugrün der Step penvcgctation. Zwischen den Gefangenen, die in zwei Abtheilungen lagern, schreitet die Wache auf und nieder. Ein jnnger Soldat liegf abseilt und schaut mit gleichgiltigen Augen in das Glühen des Himmels, wahrend sein Kamerad, ein stämmiger Kleinrusse mit grauem Barl und verwitterten Zügen, nach dem We»«r ausschaut. „Sturm wird es geben!" brummt der Graubart, .und nachher wird's ichlimm mil unterm Marsch werden. Mit den Weibern ist nicht viel zu ma chen; nicht einen Viertel bekämen wir 'rüder, wenn wir Alles liegen lassen wollten, was von ihnen fällt." Der jnnge Soldat schaut mit dersel ben trostlosen Gleichgiltigkeit aus die grobe Gruppe weiblichen Gesaiigenen bleiche, gebrochene Geschöpfe! Er denkt, das; er selbst nicht besser daran ist. als sie. Sibirien wird auch ihn festhalten, wenigstens seine Knochen. Der Graubart spottet über seine Niedergeschlagenheit: „das fehlte noch, daß ein Soldat wehleidig wird." Nach he, redet er ihm verständig zu. „Der Marsch nimmt, wie Alles im Leben, ein Ende, außerdem gewöhnt man sich an die Strapazen und das Klima. Ich kann davon ein Liedchen singen, denn es ist schon das dritte Mal. daß ich diesen Weg mache in der Gefangenen-Eskorte. Gut zehn Jahre her sind es. als ich zum ersten Mal da bei war, unter dem Kommando eines blutjungen Hauptmannes, der 'ne schwache Brust hatte war der weich müthig. wie ein Frauenzimmer! Sie mochten ihn trotzdem, sämmtliche Sol daten —er sie auch. Na. und erst die Verbrecherbande! Die hätte ihn am liebsten auf die Schultern genommen! Disziplin zu halten, war die reine Spielerei für ihn, keine Flüche keine Knute! Blos Werte, süß wie Honig, aber wer die hörte, vergaß sie nimmer. Gerade drüben, am Grenzzeichen, chatte» sie damals das Zelt für Offi ciere aufgeschlagen. Der Hauptmann, mit feinen Augen, die wie schwarze Diamanten funkelten, sah recht elend aus. Rulstn wollte er d'rum nicht, gerade als ob er sich das Zelt nicht gönnte, weil die vielen andern draußen liegen mußten. Er ging unter die Gesangenen hin und her und redete mit ihnen, daß sie aufhörten, zu lamenti ren. Ein Weib, das sterben wollte, i deckte er mit seinem Mantel zu und blieb da, bis es verschieden war. Nach- ' her legte er sich in das dürre Moos. dort, und sah zu. wie der Mond auf. ! gmg." ' Der Soldat schaute hin. alz wollt« er den bleichen Hauptmann liegen sehen, aber jetzt blühten Mimosen und Drei saltigkeitsblümchen am Fuße. „Ta sah ich," fuhr der G/auban fort, wie der bleiche Capitän etwas in den Stein hineinmeißelte es dauerte die halbe Nacht dafür hatte er den nächsten Morgcu ein schönes Fieber." „Hatte er >ne Liebste?" junge Soldat. „Wie wird er nicht eine gehabt ha ben! Sv'n hübscher Mensch!" „Ei, mein Taubchen." unterbrach sich der Alte mit einem dreisten Blick anf ein noch junges Weib, das unter den andern in der grauen Tracht der lebenslänglich Verurtheilten kauert« und ihn aus großen, erloschenen Au gen anstarrte. „Mach' Deine Guck lichter zu und träume von der Newa! Oder bist Du neugierig auf Geschich ten?" Die arme Verspottete duckte sich nie der, und der junge Soldat wollte wis sen, was aus dem Fieber des Haupt manns geworden wäre? »Na, es hielt ihn nicht schlecht in den Krallen. Er sollte es aber nicht lange schleppen, so 'nen guten Tagmarsch. dann hatt' er genug davon. Hin siel er Wie n Klotz und spie sein ganzes bischen Blut mit einem Male aus. er hatte knapp Zeit, zwei oder drei Ave Marias zu stöhnen, dann war'S aus. Wir wickelten ihn in seinen Mantel und begruben am Wege. Der Mond schien dazu, recht hell recht hübsch —Donnerwetter!" Die beiden Soldaten sprangen in die Höhe und faßten ihre Gewehre. Unter den Gefangenen an der Erde stand das Weib von vorhin aufrecht, groß, fahl, abgezehrt von langer, grausamer Ker kerhaft. Aber der edle Schnitt der Züge hatte nicht zerstört werden können, und ihr prächtiges blondes Haar von brei ten grauen Strähnen durchzogen, schimmerte im Abendroth wie Gold -nd Silber. Die Augen unverrückt auf den Grenzstein geheftet, wankte sie ein paar Schritte vorw.nts; dort bei dem feuri gen Verglühen des Tages, las sie drei Worte, die in die graue Flache ein gemeißelt waren: ~Lebe wohl, Ma ria!" Sie hob die Arme zum Himmel, wie eine Betende; über ihre verblaßten blauen Augen verbreitete sich ein gro ßes, stilles Leuchten kau, es vom Abcndhimmel oder aus der Tiefe einer befreiten Seele? Plötzlich sanken ihre Arme schlaff herab; ein Erschauern und Zucken lief durch ihre abgehärmten Glieder, und ein verklärtes Sterbelächeln zitterte um ihre Lippen. Ein Seufzer nur, dann lag sie aus den Blumen am Fuße des Grenzsteins gebettet, das Gesicht auf wärts gekehr! in das verglimmend» Abendroth. Die dicke Stimme des Graubarle» erklang vor dem Zelte der Offinere: „Zu melden, mein Eapitän eine Todte in der Abtheilung der StaatZ' Verbrecher!" Der Ehef der Eskorte hob schläfrig den Nopf von seinem Mantelsack. „Nummrrrro?" schnarrte er. „Dreizehn, mein gapitän." Der blätterte schlecht gelaunt in sei nem Taschenbuch dann fano er den Namen, und seine stumpfe Miene be< lebte sich ei» wenig: „Die! Ah I» pkuvrs nis'li«»- reuss!" Gedankensplitter. Beur theile nie einen Menschen nach dem Re genschirm. den er trägt, denn es ist fast niemals der seinize. ! «ine fpasjftafte ««schichte aus > dem alten Rom. l . l Die alten Römer gingen nicht immer mit würdevoller Toga auf dem Forum > spazieren! es kamen da auch allerlei Schalksstreiche und komische Scenen vor. So erzählt uns Ernst Eckstein, offenbar als ein Zwischenspiel zwischen seinen ernsten tragischen Römerroma l nen, eine lustige Musikantengeschichte, aus der wir auch dies und jenes über die römische Musik und besonders über die > Zunft der Flötenspieler erfahren. Die Geschichte heißt „DeciuS, der Flötenspie ler" (Leipzig, Earl Meißner). Es han delte sich um einen Streik dieser Musi ker. freilich kein nachahmenswertheS Beispiel für unsere modernen Orchester- Mitglieder; doch diese erfreuen sich ja auch nicht der Begünstigung, an einem bestimmten Tage auf Staatskosten ge speist zu werde», wie.die Flötenspieler Roms am 13. Mai in den Hallen des Kapitals. Eines schönen Tags wollte der Senat diese Zusicherung nicht hal ten; die Zeiten waren schlecht, die Kriegskosten groß. Da streikte die Zunst der Flötenspieler und erklärte, ohne das Maifest bei den bevorstehen den Opsersesten des Jupiter, der Juno und des MarS nicht mitwirken zu wol len. Dadurch mußten ja diese Feiern vereitelt werden. Ter Senat blieb hartnäckig und die Flötenspieler wan derten nach dem von den Wasserfällen des Anio umrauschten Tibur aus. Ihr Führer Decius liebte die Tochter eines vornehmen Mannes in Tibur, der sie aber nicht einem fahrenden Künstler geben wollte. Nothgedrungen knüpften die Herren in Rom Verhandlungen an; doch als sie das Maifest bewilligen, verlangen die Musiker »och ein zweites Fest im Jahr. Zögernd wird ihnen dies Zugeständniß gemacht, doch nur unter der Bedingung, daß sie jetzt ste henden Fußes nach Rom zurückkehren; allein dazu haben sie keine Lust. De cius ist anderer Ansicht er will bei dieser Gelegenheit sich die Gunst des künftigen Schwiegervaters erwerben, dem von Rsm Auszeichnungen zuge dacht sind, welche dieser leicht verscher zen würde, wenn nicht mit seiner Hilfe die Wünsche Roms erfüllt wurden. Decius kommt auf einen glücklichen Einfall: der reiche Herr von Tibur giebt den Flötenspielern ein glänzendes Gelage, der Wein fließt in Strömen; in sechs riesigen Wagen sollen die Zecher auf eine Wiese gefahren werden, wo das Vergnügen feinen Fortgang neh» men soll. Bald aber liegen sie betrun ken neben ihren Tonnen und so geht's nach Rom hinein, ohne daß sie eS merken. Nun erhalten sie ihre Feste und Decius seine Braut und wir die Lehre, daß die Musiker stets einen gu ten Trunk lieben am Tiber und Anio wie an der Donau und Spree. orientalische Geschichten. Von dem jüngst verstorbenen Groß» sherif von Marrokko erzählt Gerhard Rohlfs in der „Köln. Ztg." Der mo hamedanische Großwürdenträger, ein direkter Abkomme von Mohamed selbst, hatte auf seiner Reise nach Frankreich vas Christenthum kennen gelernt und dachte anders über dieses, als seine Amtsbruder, für mich war es höchst er götzlich, anzusehen und anzuhören.wenn irgend ein Sherif sich unterstand, eine der fabelhaften Lügen gegen die Bhri» sten auszusprechen, wie dann der Ab kömmling Mohameds die- Vertheidi gung der Ungläubigen übernahm und stets siegreich blieb, trotzdem war er von der Heiligkeit seiner Person fest über zeugt. Er heilte nach wie vor jeden kranken, der zu ihm gebracht wurde, machte Lahme gehend. Blinde sehend, und doch das ist mir ein Räthsel spottete er oft über die gläubig» Menge. Wenn ich manchmal Zeuge war. wie er im selben Augenblick den Leuten, die soeben ihr Geld, ihre Kostbarkeiten ihm geopfert hatten, mit ernstester Mi»ne den Segen ertheilte, und dann, sobald sie den Rücken gekehrt hatten, über sie lachte, auch wohl sagte: „was für Tho ren sind diese Leute, mir ihr Geld zu bringen", so dachte ich den aufgeklärte sten wenn auch verschmitztesten Ratio nalisten vor mir zu haben, anderseits sah ich aber durch so viele Thatsachen, wie sehr er von seiner eigenen Macht, von feinem bessern „Sein" überzeugt war, das; es mir schwer wurde, diese Widersprüche zu erklären. Ich erinnere mich noch einer Scene, die sich zutrug, als ich ihn auf einer Reise begleitete. Als ich einstmals mit dem Großsheriff im festverschlofienen Zelte faß. hatte er den Dienern und Sklaven strengen Be fehl gegeben, Niemanden an s Zelt her ankommen zu lassen. Die Diener mochten jedoch der an drängenden Menge nicht gewachsen sein, denn plötzlich rissen die Gurten, das Zelt wurde gewaltsam geöffnet, und herein wälzte sich ein ganzer Haufe: alte schmutzige Weiber, übelriechende Kinder, Männer und Greise, Alle fielen über mich her und bedeckten mich mit ihren fanatischen Küssen. Ich saß näm lich aus einem Stuhl, während der Großsheriff neben mir auf einem Tep pich kauerte. In dem Halbdunkel hat ten die Leute, die überhaupt den Groß sheriff noch nicht gesehen hatten, mich für ihn gehalten. Während ich nnn unter Schreien und Lärmen ihnen klar zu machen versuchte, ich sei nicht der Großsheriff. saß dieser ruhig dabei, lachte aus vollem Halse und rief: klu twiinill, d. h. „Wohl bekommst Als ich darauf, nachdem endlich die Leute verjagt waren, ihm sagte, er möge nun doch die Gläubigen vorlas sen, erwiderte er: „Nein, das nicht, sie glauben ja. sie hätten mich geküßt, und das genügt." DicstärksteEinwanderung in den Ber. Staaten hat das mit dem 3V. Juni 1892 zn Ende gegangene Rechnungsjahr ,u nämlich 785.V92 eingewanderte Personen.
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