Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 30, 1892, Page 7, Image 7

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    DeutsÄ« Local«achr!Hten.
Provinz Brandenburg.
Der Postgchils« Arthur Kuoss in
Groß-Lichterselde ist nach Unterschla
gung von Kasjengelber» im Betrage
von 4000 M. flüchtig geworden.— Bei
der Heuernte auf dem Dominium See
gefeld. dem Rittergutsbesitzer Ehlers-
Berlin gehörig, ereignete sich ein ent
setzlicher Unglllckssall. Tie Stellma
chersrau Noack siel von einer Miete her
ab aus eine Forke, die ausrecht in der
Erde stak. Tie unglückliche Frau trug
so schwere Verletzungen davon, daß sie
nach einer Stunde unter furchtbaren
Ovalen ihren Geist aufgab.
Provinz Ostpreußen.
Hestige Gewitter richteten in Ost
preutzen vielfach Schäden Hpwohl an
der Ernte wie an Gebäuden an. In
Berfchkurren und Skaisgirren brann
ten ganze Gehöfte nieder. Mehrfach
wurden Personen vom Blitz getödtet.
In -Ostpreußen macht sich ein leb
hafter Ardeitermangel bemerkbar. Tie
Landwirthe zahlen den Mähern bei
freier Station 5 Mk. pro Tag. Tie
Arbeiter an den Eifenbahiibauien stell
ten höhere Lohnforderungen. Ta die
Unternehmer dieselben nicht bewilligten,
ist an mehreren Stellen die Arbeit nie
dergelegt worden. Die Mörder des
Gutsbesitzers Reimer in Goldap sind
Christoph Wabulat, Ferdinand Bolz
und Wilhelm August. Alle drei stan
den zur Zeit des Mordes bei dem Er
mordeten im Dienst, und zwar W. als
Kutscher und die beiden andern als
Gärtner. Nachts gegen 2 Uhr kam
der Waldwärter K. aus Herrlichkeit
zum Schützenfeste im Karnitter Wäld
chen. TaS mit Schrot geladene Ge
wehr aus dem Rücken, setzte er sich an
einen Tisch. Als er eine Weile geses
sen. entlud sich plötzlich auf ksher' un
aufgeklärte Weise der eine Lauf der
Doppelflinte und die volle Ladung
ging dem Richard Braun in den
Kopf. Lebensgefährlich getroffen, brach
B. zusammen und ist derselbe bereits
am andern Tage gestorben. Die Be
sitzerfrau Amalie Kaltowski aus Jo
hannisdorf, welche sich wegen Giftmor
des in Untersuchungshaft befand,
machte ihrem Leben durch Erhängen
'in Ende.
Provinz Westpreußen,
Durch eine mächtige FcucrSbrunst
wurden in Straschin die Mahlmühle,
die Holzschncidemühle, das Wohnhaus
des Werkführers, ein Stall uud eine
Scheune vernichtet. Einem Arbeiter
in Christbnrg starb sein einziger Sohn
an TiphtheritiS. Dieses nahm der
Mann sich so zu Herzen, daß er ver
suchte. seinem Leben durch Erhängen ein
Ende zu machen. Nur durch das zu
fällige Hinzuloinmen seines Brodherrn,
welcher ihn hängend vorfand und ihn
schnell abschnitt, wurde die AuSsiihrung
des Sebstmordes verhindert. Tie ans
Anlaß der vom Bank-Direktor Willy
Preuß in Dirschau verübten Unter-,
scblagungen bekanntlich seiner Jeit in
Hast genommenen beiden Mitschuldi
gen Handelsmann NicolajewSli und
Faschinenhandler Kiedrowski in ZeiS
gendors'sind auf freien Fuß gesetzt
worden. ES brannten auf dem Be
fitzthum des Gutsbesitzers Döhr zu
KaiserSwalde bei Weißenhöhe zwei
Roggenschober und ca. 40 Morgen
Weizen, noch auf dem Halm stehend,
nieder. Das Feuer ist durch die Un
vorsichtigkeit des Schäfers entstanden,
der beim Anzünden der Pseise das noch
klimmende Streichholz in das hochreise
Getreide geworsen haben soll. Der
Brennereiverwalter v. Zdziemborski in
Wlewls, welcher wegen Branntwein
steuer Eontraventionen zu 4600 Marl
Strafe oder II Monaten Gesängniß
verurtheilt wordeu war und die Strase
gegenwärtig verbüßt, hatte an den
Kaiser ein Gnadengesuch um Erlaß der
Strase gerichtet, ist aber abschläglich be
fchieden worden. In dem Torfe
Zawda-Wolla ist seit längerer Zeit das
dort zur Lehrerwohnung und Schule
gemiethete Haus für baufällig erklärt.
Ter Unterricht mußte, um einem Un
glück vorzubeugen, sofort eingestellt
werden, der Lehrer aber ist mit seiner
Familie in der Wohnung belassen wor
den!
Provinz Pommern.
Durch den Fischcrcipächter Krüger zu
Güutcrshagen wurde ein achtzehnendigcs
Hirschgeweih mit Schädel aus dem Lub
descc getischt. Das Alter des Geweihes
wird von Sachverständigen aus unge
fähr 300 Jahre geschäht. Infolge
eines plötzlichen Sturmes wurde ein
Fischerboot ungeschlagen und von den
Insassen ertranken die Fischer Lüdtke
und Kressin. Ueber den Prem.-Lieu
tenant o. D. v. Normann - Schurow
in Stolp. welcher mit dem Prem.-Lieu
tenant H. Wüstenbsrg-Rexin in Kon
flikt gerathen war, würde das Urtheil
des Cbrengerichts des 61. Jnsanterie-
Regiments zu Thron verkündet. Es
laulet auf: „Abcrlennung der Uniform
und des OssizierstitelS." Der Kaiser
hat die Strase in Aberkenn»ug der Uni
form gemildert.
ProvinzSchleSwig-Holstein.
Die Choleta, durch Hamburger
Flüchtlinge eingeschleppt, herrscht jetzt
bereits in sechzehn Orten der Provinz.
Von den Halligen an unserer West
küste wurden in den letzten neun Jah
ren ungefähr sünshundert Hectar weg
gerissen; sie umfassen jetzt nur noch
2000 Hectar. Der Bandagist B. in
Altona kehrte Nacht« nach Hause zu
rück, kam aus dem Eorridor einer in
den Keller führenden Treppe zu nahe
und stürzte hinunter. Tort ist der Un
glückliche, der in Folge des Sturzes das
Genick gebrochen, Morgens als Leiche
aufgefunden worden. Tie asiatische
Cholera. von Hainburg eingeschleppt,
hat in Altona schon zahlreiche Opser
gefordert. Jetzt scheint es. als beginne
die Hestigleit der Seuche etwas nachzu
lassen. Ter Mitinhaber der Firma
Frank >k Lemdle aus Uetersen perun-
glückte in der Eisengießerei dadurch,
daß ein Schleisstei» zersprang und
Herrn Lembte vollständig den Unterleib
sowie einen Oberschenkel zerfleischte. L.
wurde in das Blcclenstist gebracht und
starb bald darauf. Der Landmann
Sörensen uud seine Frau und zwei er
wachsene. sowie ein junger Mann Na
mens Werner in HaderSleben wollten
sich von dem Bootsührer Nielson von
Oerby nach Auflet übersetzen lassen.
Das Boot ging Morgens ab und gegen
12 Uhr Mittags sand man es mit dem
Kiel nach ovrn treibend auf der Höhe
von Auflet. Alle sechs Personen waren
ertrunken. Zwei der jungen Leute
befanden sich hier auf Besuch aus Ame
rika. Nielsen war der einzige Sohn ei
ner armen Wittwe. Die Strafkam
mer vcrurtheiltc den Lehrer Truelsen in
Kropp wegen achtfacher Ueberfchrcitnng
des Züchtigungsrechts zn einer Ge
sammtstrase von 6 Wochen Gefäng
niß.
Provinz Schlesien.
In Glatz hing sich aus Bosheit eine
Arbeiterfrau in ihrer Wohnung auf,
wurde aber bald wieder durch ihren
Ehemann abgeschnitten und durch eine
tüchtige Tracht Prügel in'S Leben zu
rückgebracht. Ob das Mittel sich sür
die Zukunst probat erweisen wird?
Das 50jährige Meisterjubiläum feierte
Tuchfabrikant Julius Rehfeld in Gör
litz. Als der Gutsbesitzer Höfig in
Gvldberg von seinem Felde einen bela
denen Erntewagen ohne Vorspann mit
Hilfe der auf dem Felde anwesenden
Dienstboten herunter fahren wollte, er
griff er die Deichsel, während die Ande
ren den Wagen hinten stießen. Da der
Weg aber bergab ging, wollte Hösig die
Hemme andrehen. Hierbei kam er un
glücklicher Weise derart zu Falle, daß
ihm die Räder gerade über den Kopf,
gingen. In Folge der schweren Ver
letzungen trat der Tod aus der Stelle
ein. Eannonicus Dr. Franz hat den
Belegschastskrantcnkasscn der Frieden
hossnungsgrube zu Hermsdorf 2006
Mark überwiesen. Eine tragi-komi
sche Scene spielte sich inGleiwitz Mittags
am Kanaluser ab. Eine Arbeiterfrau,
welche ihrem Mann das Mittagessen
brachte, gerieth mit diesem in Streit.
Kurz angebunden schlug sie ihm in>
weiteren Verlaufe den Korb mit dem
Essen um den Kopf; wüthend ergriff
der Mann,welchem der Kartoffelbrei am
Gesicht herunterlief, den Korb und
schlenderte ihn in den Kanal und hält,
wohl mit seiner lieblichen Gemahlin
ebenso verfahren, wenn diese nicht vor
gezogen Hütte. Fersengeld zu geben.
Die Straskammer in Hirschberg verur
theilte einen Mann aus Kunzendors
gräfl., welcher eines Abends plötzlich
einem 59jähr. Hausbesitzer eine Kanm
eiskalten WasserS in das Gesicht gegos
sen und dann demselben noch wuchtig«
Stöße beigebracht hatte, zu 2 Monaten
Gefängniß. Ter Ueberfall sollte ein
„Faschingsulk" sein, der dem rohen Pa
tron nun theuer zu stehen gekommen ist.
Ter Gcmcindevorst. Schwanitz in
Ottendorf legte nach 56jähriger treuer
Verwaltung sein Amt nieder. An sei»!
Stelle trat der VorwcrksbesitzcrJohan»
Glanbitz.
Provinz Posen.
Durch eine Feuersbrunst sind in Ka
minche 14 Gebäude mit der reich geseg
neten Roggenernte ein Raub der Flam
men geworden. Das Feuer, welches
Abends entstand, griff so schnell um
sich, daß es eine Unmöglichkeit war.
auch nur das Geringste zu retten; auch
lebendes Vieh kam in den Flammen
um. Ein Sohn, der seine alten Eltern,
welche beive schon mehrere Jahre lahm
sind, retten wollie, erlitt so bedeutend!
Brandwunden, daß er in das Kranken
haus gebracht werden mußte. Auch der
Vater erlitt erhebliche Wunden. Der
Schmied Wilczewsli aus Gocanowo,
welcher im Verdacht steht, vor ca. drei
Wochen seine Frau, mit welcher er in
stetem Unfrieden lebte, mit der Axt er
mordet und die Leiche irgendwo ver
graben oder in den mit dem Goplos«
in Verbindung stehenden Gocanowoe,
Teich versenkt zu haben, wurde verhaf
tet. Das älteste der fünf Kinder foll
belastende Aussagen gemacht haben.
Im Dorfe Trzeciewnica sind 22 Ge
bäude mit großen Erntevorrüthen nie
dergebrannt. Der höchstbesteuertk
Bürger Schneidemühls ist Kaufmann
Isidor Schweriner, welcher pro Jahr
eine Steuer von 1900,07 Mark zu
'ntrichten hat.
Provinz Sachsen.
Hier angebliche Schriftsteller G
Bnnzeck in Erfurt (genannt als Ver
fasser des Theaterstückes .Ter Schulze
von Gabelbach"), der bald als Lehrer,
bald als Kaufmann, sowie Stellen-
und Heirathsvermittler austrat und
sich des Kautionsschwindels, sowie einer
schwerenPrivaturlundenfälschung schul
dig machte, wurde zu 1 Jahr 6 Mona
ten Gefängniß und zwei Jahren Ehr
verlust verurtheilt. In Hohenziatz ist
die größte Scheune des dortigen Ritter
guts vollständig abgebrannt. Das
Gebäude war in 20 Abtheilungen ein
getheilt, von denen 18 mit Roggen ge
füllt waren. Da dieser Brand in kür
zer Zeit das dritte Schadenfeuer ist. so
muß Brandstistung angenommen wer
den.— fln Naumburg a. S. der
frühere Abgeordnete Kloß, einer der
Veteranen der Fortschrittspartei.
Auf einem Friedhose in Nordhausen
wurde Abends von zwei Polizisten eine
Rentiere, Fräulein Gr., nebst ihrem
Dienstmädchen dabei «bgesaßt, als sie
hölzerne Grabkreuze und Decklasten ab
rissen, zertrümmerten und in einen
mitgebrachten Korb packten. Im Holz
stallc der Dame wurden noch mehrere
hölzerne Grabkreuze (theils bereits zu
Brennholz zerkleinert) vorgesundeiu
Fräulein Gr. soll aus. lranlhaitem
Geize zur Kirchhofsdiebin geworden
lein.
Provinz Hannover.
Der feit einigen Tagen in Bergen
a. D. zum Besuch von Verwandten
anwesende Particulier M. aus Uelzen
ging zu seiner Schwiegertochter, der
jungen Wittwe T., welche er in der
Küche antraf, und versuchte derselben
den Hals zu durchschneiden. Dieselbe
erhielt mehrere, jedoch nicht lebensge
sährliche Wunden im Gesicht, an Hals
nnd Hand und rettete sich dnrch einen
Sprung aus dem Fenster. M. wurde
im Feldzug gegen Frankreich am Kopse
verwundet und soll in Folge dieser
Verwundung an Geistesstörung gelitten
haben, welche s. Z. die Ausnahme in
eine Irrenanstalt nöthig machte.
In Güttingen feierte der berühmte
Rechtslehrer R. v. Jhering fein 50jah
riges Doktorjubiläum. Anläßlich dieser
Feier wurden dem Jubilar vielfache
Ovationen bereitet, obwobt er, um die
Feier im engsten Familienkreise zu be
gehen, sich nach Wilhelmshöhe begeben
hatte. In Lehrte verunglückte aus
dem hiesigen Rangirbahnhofe der Hilss
weichenstellcr Bös; man nimmt an, daß
derselbe von einem den Rangirberg
hcrabrollciiden Wagen angefahren und
zu Boden geworfen ist. Der Berun
glückte, welcher Frau und Kinder hin
terläßt, starb in Folge innerer Ver
letzungen soiort. In der Korrektions
anstalt hat sich Schlächter Hubert Sar
ktvosky aus Tanzig erhängt.
Provinz Westfalen.
Tie ganzen Gebäulichkeiten dci-
SchachieS Wilhelm 11. der Zeche Pluto
in Bickern, sind ein Raub der Flammen
geworden. Tie sast 1000 Mann starke
Belegschaft wird theils auf dem Schachtc
Thies, theils auf benachbarten Berg
werken, eingestellt werden, da der
Schacht nicht sobald wieder ausgebessert
sein wird. Mehrere 100,000 Mk. groß
ist der schaden, den dieser verheerende
Brand in wenigen Stunden angerichtet
hat. Im vorigen Jahre wurde in
Dortmund ein ' KaufmannSlehrling.
unter Mitnahme von 7000 Mk., die er
feinem Prinzipal unterschlagen hatte,
flüchtig. Während die Polizei den
leichtfertigen Burschen in Holland und
Amerika suchte, „genoß er seines Fre
vels Frucht" im sonnigen Barcelona
in Spanien. Dort fand er viele
Freunde und Freundinnen, die ihm
das Geld verzehren halfen. Nach eini
gen Monaten stand der Ausreißer mit
leeren Händen da und hatte kein Unter
kommen. Die spanische Polizei bracht«
ihn über die Grenze; das Gleiche ge
schah in Frankreich, und so kani der
Ausrecher in die Hände seiner Heimath.
Jetzt ward der Lehrling, der aus gute,
Familie stammt, zu zwei Jahren Ge
fängniß verunheilt. Zu Bad Hamm
feierte Polizei-Jnspector Hoffmann da-
Fest der 'silbernen Hochzeit. Vo>
einigen Tagen brannten die mit Fruch!
gefüllten Ockenomiegebäudc des Gute-
Henrichenburg ab, wodurch ein Scha
den von etwa 30,000 Mk. entstanden
sein soll. Als Thäter ist nun da-
Kindcrmädchen des Gutpächters Schult«
im Hose ermittelt worden, welches nock
nicht 16 Jahre alt ist und die That aus
reiner Manie begangen zu haben
scheint. —Das Deficit des Bergisch-
Märkischen Krcdikvcrcins, dessen Insol
venz vor einiger Zeit erklärt werden
mußte, ist nunmehr aus mindestens
60,000 Mark ermittelt worden. Tu
Deckung muß durch Bereinsmitgliede»
geschehen, die für den Antheil mit ca.
je 400 Mark einzustehen haben. Do
sie zumeist kleine Leute sind, so trifft si>
die Buße recht hart. Eisenbahn-Wa
genmeisier Müller in Soest wurde von,
Zuge ersaßt und sofort getödtet.
Nheinprovinz.
Auf einer Agitatianstour, welch
etwa hundert Banner Socialdemokraten
nach Beyenburg unternahmen, wurden
achtzehn derselben dort wegen Verbrei
tung verbotener Schristen vcrhastet und
in Arrest gebracht. Als die Verhafte
ten nach Lennep abgeführt werden soll
ten, versuchte einer zu entfliehen, wes
halb die Gendarmen zur Fesseluno
Aller schritten. Eine zahlreiche Men
schenmenge begleitete den sonderbaren
Zug. —Herr W. Stallmann in Duis
burg schcnlte zum Andenken an sein«
verstorbene Schwester Wilhelmine 4006
Ml. für den Frauenverein und 400 L
Mark für Zwecke der Verschönerung des
Duisburger Waldes. Die Ausstel
lung der Firma Krupp in Chicago wird
einen Kostenaufwand von 1.500,000
Dollars erheischen. In der Abtheilung
wird das größte bisher fabrizirte Ge
schütz, im Gewichte von 122 Tons, so
wie Kriegsmaterial im Gewichte von
mehreren 100 Tons zu sehen sein.
Einen großen Erfolg, über 8000 Marl
Reinertrag, hat in Kreuznach der Wohl
thätigkeitsbazar zum Besten des kathol.
GescllcnhcimS gehabt. Selbstmord
vlrsuch machte in Mühlheim eine junge
Dame, indem sie sich in den Rhein
stürzte. Sie wurde aber gerettet und
erklärte, daß sie aus Barmen fei uud
von ihrem hier wohnenden Bräutigam
einen Brief mit der Bitte erhalten habe,
sosort nach Mühlheim zu kommen; hier
ersuhr sie, daß ihr Bräutigam am
Abend vorher mit einer ihm des Mor
gens angetrauten Dame cincßrautrcisc
angetreten habe.
Provinz Hesse n-N assau.
Die fünfte Schwadron des Husaren
Regiments Hessen-Homburg in Eassel
scierte das Fest ihres 25jährigen Beste
hens. Die im Rebstöcker Walde auf
gefundene Leiche eines 50jährigen Man
nes ist als diejenige des Gerbers Adam
Blatz von Bonames agnoseirt worden.
Ter Blitz schlug in das Wohnhaus
des Landwirths Johannes Heymel in
Hambach ein. Das ganze Haus stand
sosort in einem Flammenmeer und
konnten die Bewohner kaum ihr Leben
retten. Schlosser Wickenhoser und
Frau in Heddernheim wurden wegen
Ansertjgung von Zehn- und Fünf
pfennigstücken verhaftet.—Ter vermißte
Tertianer Bernh. Wolf in Wetzlar ist
in der Lahn bei der Eisenbahnbrücke am
Taubenstein als Leiche aufgefunden
worden. Steckbrieflich versolgt wird
der flüchtige Kausmann H. S. CaSpa
riuS in Wiesbaden wegen Betrüge
reien.—Vor Kurzem wurde Abend» im
Wiesbadener Casino der Oberftlient«-
nant z. D. Freiherr Trenfch v. Buttlar-
Brandensels von einem Schlaganfall
betroffen, in Folge dessen der Tod ein
trat. -
Königreich Sachsen.
Ueber das Vermögen der Firma Ge
brüder Schessel in Crimmitschau wurde
Konkurs eröffnet. In Freibergsdorf
hat sich der zn einer militärischen Uebung
eingezogene Vicefeldwebel der Reserve,
Flinzer, mit einem Jagdgewehr erschos
sen. Der junge Mann, das einzige
tiind seiner nun tiesbetrübten Eltern,
war Forstmann und hatte als solcher
kürzlich eine Prüfung glänzend destan
den. TeS Bäckermeisters Thiele 13-
jähriger Sohn Otto in Kreischa reiste
zu seinem Großvater in Königsbrück,
uud wurde daselbst von einer gistigen
Fliege ins Bein gestochen; trotz schneller
arztlicher Hilfe trat, in Folge von Blut
vergiftung, der schnelle, aber schmerz
volle Tod des Knaben ein.—Auf einem
Oelsnitzer Steinkohlenwerke verun
glückte der bereits 60 Jahre alte Tag
zimmerling August Ihm dadurch, daß
er bei der Reparatur einer Uebersüh
rungsbrücke ausglitt und 5 Meter hoch
herunterstürzte. Man brachte ihn nach
seiner Wohnung, wo er bald darauf
verschied. Ein Arbeiter ans Engels
dorf, welcher hier in einer Sandgrube
beschäftigt war, wurde von plötzlich
hereinbrechenden Sandmassen verschüt
tet und getödtet. Der Verunglückte
war verheirathet und Vater dreier Kin
der. —Die Zwickauer Schutzmannschaft
nahm den wegen betrügerischen Banke
rotts, wobei es sich um 19,000 M.
handelt, steckbrieflich verfolgten Schnei
der Landgraf fest. Derselbe war nach
Amerika entwichen und kehrte eben von
dort freiwillig zurück, weil ihm die
Geldmittel ausgegangen waren. In
der Zwickauer Rathsfchulbibliothek sind
bis jetzt 4000 Briese aus der Refor
mationszeit, die an den Zwickauer
Rektor und Rathsherrn Stephun Roth
gerichtet sind und mit der Reformation
in Verbindung stehen, ausgesunden
worden.
Königreich Bayern.
i In Ansbach Frau Hofrath Hen
riette von Feuerbach, geborene Heyden
reich, die Wittwe des berühmten Frei
burger Archäologen Anselm von Feuer
bach und Stiefmutter des gleichnami
gen weltbekannten Historienmalers, sür
dessen künstlerischen Ruhm zn sorgen,
die hochgebildete Tame sür ihre Lebens
ausgabe erachtete. In Bamberg ist
Großhändler Theodor Gückel wegen
Betrugs, Unterschlagung und Wechsel
sälschung vcrhastet worden. Großes
Aussehen erregte die Verhaftung des
verheirathetcn Lehrers Ludwig Regele
in Kranzberg, früher in Feldkirchen,
wegen vieler fortgesetzter Sittlichkeits
vcrbrcchen, begangen an Schulmädchen.
Der Verhaftete wurde geschlossen nach
Freising transportirt und in das Ge
fängnis; nach München eingeliefert.
In der Nähe des Schießplatzes in Haß
surt manipulirte der älteste, vierzehn
Jahre alte Sohn des Secretariats-
Assistentcn Staudiuger mit einem gela
denen Revolver. Die Waffe entlud sich
und das Geschoß traf den jüngsten,
sechs Jahre alten Bruder so unglücklich
mitten in die Stirn, daß der Tod augen
blicklich eintrat. Gute Freunde
schnitten dem Wirth H. Schumann im
Schnaittach, der ein gewohnheitsmäßi
ger «i-chläser im Wirthshause ist, die
cincHälfteseinesFattlichen Knebelbartes
ab, was zur Folge hatte, daß auch die
andere Hälfte den Händen des Verschö
ncrungscomniissärs zum Opfer fallen
mnßte. Die Sache wird noch ein ge
richtliches Nachspiel haben. Der Ve
teranen- uud Kriegerverein in Passau
beging die Feier seine» goldenen Jubel
sestes unter herzlichster Antheilnahme
nicht nur der gesammten Bevölkerung,
sondern auch einer überaus großen An
zahl von Brudervereinen aus allen
Gauen Nicdcrbayerns. sowie ausOber
bayern, der Lberpsalz und dem srennd
nachbarlichen Oesterreich. Die Stadt
prangte aus Anlaß dieses seltenen
Festes im herrlichsten Schmuck. Das
Wenzl'sche Gasthaus zum „Alten Wirth"
in Ruhstors ist jetzt zweihundert Jahre
alt. Es ist dies ein aus Holz erbautes
Haus, wie solche Wirthshäuser schon
selten sind, ein gar ehrwürdiges Ueber
bleibsel aus alter Zeit. Der Maschi
nensabrilant Schlaget» in Vilshosen
ward vom Schlage gerührt und ver
schied. Fünsnndzwanzig Ticnstjahrc
als Köchin der OsficierSspeiseanstalt des
neunten JnsanteriercgimcnteS in Würz
bürg vollendete Anna Finn am 26.
Juli. Seit 26. Juli 1867 steht sie als
solche im Dienste des OsficierScorpS,
und damit dürfte sie wohl ohne jede
Concurrenz in der bayerischen Armee
>in.
Rheinp 112 a l z.
In Annweiler erhängte sich der Tag
ner Martin Matz, der dem Branntwein
zugethan war. Am Abend vorher ver
lauste er noch sein bischen Habe. —Die
Frau des Bahnwarts M. Gerbes in
Berzhausen war mit Backen beschäftigt;
weil das Feuer nicht recht brennen
wollte, goß sie Petroleum in dasselbe,
wobei die Kanne explodirte und die
brennende Flüssigkeit sich über die Frau
ergoß und dieselbe derart verbrannte,
daß sie unter den heftigsten Schmerzen
starb.—Bürgermeister Dierje von Ober
steinbach war mit Aufladen vonStamm
holz beschäftigt, als ein schwerer Stamm
in s Rollen kam, den Genannten zu
Boden warf und ihn erdrückte. Nach
zweistündigen schrecklichen Schmerzen
gab der Arme seinen Geist auf. —Durch
Hagelschlag wurde in Altenbamberg die
ganze Ernie vernichtet. Die Weinberge
stehen fast ganz kahl. An vielen Stel
len lagen die Hagelkörner 2 Fuß (?)
hoch; der Schaden wirdaufs0 —60,000
M. geschätzt.—Der Blitz schlug in die
kathol. Kirche in Fischbach bei Dahn
ein, wo er den Altar in Brand setzte.
Turch die herbeigeeilten Nachbarsleute
wurde jedoch das Feuer sehr baly ge
wicht.—Ter bereits verhastete Messer-
Held, der kürzlich zwischen Hambach und
Neustadt einen Bäckergesellen erstach,
heißt Albert Wolf und ist der Sohn des
Weinkommissionärs Leonhard Wolf in
Hambach. —Tie Leiche der Frau Rcnt
nerin Bauß in Ludwigshasen wurde
im Rhein bei dem städtischen Freibad
aufgefunden.—Bei einem Streit in der
Wirthschaft von Schalt „Zum Bären
selsen" in Pirmasens wurde der ledige
Schuster Bayer durch einen Stich in
die Lunge getödtet; der Thäter, Ja
cobi, ein gesürchtctes Individuum,
flüchtete, wurde aber in dem nahen
Steinbachthal durch die Gensdarmerie
und Polizei, die gemeinsame Streispa
trouillen in die Umgegend sandten, ein
gesangen.—ln Zweibrücken ertrank in
dem Schwarzbach an der sogen, großen
Holländer-Schleuße der Tagner Karl
Drießlein. Derselbe war mit noch
einem Genossen Kahn gefahren und ist,
da beide sich in angeheitertem Instant»
befanden, in'S Wasser gestürzt.
Schweiz.
Infolge des Erdstoßes vom 1. Augus.
sind in Hugelshofen und in Lippolts
weilen Sämaschinen derart aus der
richtigen betriebsfähigen Lage gekom
men, daß sie momentan völlig un
brauchbar geworden sind. — Die Luzer
ner Regierung hat beschlossen, in bei
Prozeßsache Martin Müller an das
Bundesgericht zu gelangen. TasOber
gericht hat nämlich dem Martin Müller,
der fälschlich der Brandstistung ange
klagt nnd verurtheilt worden war und
mehr als ein Jahr schon im Gefängniß
gesessen hatte, eine Entschädigung von
10,000 Franken zugesprochen. —Frau
Etienne hat dem Waisenhaus in Neuen
burg zum Gedächtniß an ihren Gemahl
eine Summe von 10,000 Francs ge
schenkt. Zum Schutz gegen die Aus
rottung des Edelweiß hat der schwyze
rische RegierungSrath das Ausgraben
und den Verkauf von Edelweiß sammt
den WurzeliiZim Kanton Schwyz verbo
ten und auf tlcbertrelung des Verbotes
eine Geldbuße von 6 bis 40 Franken
gefetzt.—Schneidermeister Joh. Eichen
berger in Signau stürzte beim Verlas
sen der Wirthschaft zum „Büren" di«
steinerne Treppe hinunter, was nach
wenigen Minuten seinen Tod zur Folge
hatte. Eine gewaltige Leistung im
Veloeipedsahren führte jüngst I. Bischos
aus, indem er in 24 Stnnden (an
einem Tage) von Rorschach nach Basel
und znrück (350 Kilometer) fuhr.
Das Dorf St. Stephan im Obersim
menthal ist durch Feuer nahezu gänz
lich zerstört worden. Die 1500 Be
wohner des Ortes verloren sast Alles,
was sie besaßen. Conrad Ferdinand
Meyer, der größte lebende Schweizer
Novellist seit G. Kellers Tod, ist als
Wahnsinniger in einer Privatheilan
statt untergebracht worden.—Der Bar
bier Christian Möller in Burgdorf hat
feinem Leben durch Erschießen ein End«
gemacht.— Abgebrannt sind in Mustin
in Folge Spielens der Kinder inil
Streichhölzern vier Kathen, wodurch
icht Familien obdachlos geworden sind.
AusSanSebastian liegl
über die Verhaftung des Gesandten der
Ver. Staaten am spanischen Hose fol
gender ausführliche Bericht vor: Als
der Gesandte der Ver. Staaten, Herr
Francis MeNutt am Abend des 20.
August am Strande von San Seba
stian spazieren ging, näherte sich ihm
ein Geheimpolizist und fragte ihn nach
seinem Namen. Ganz erstaunt betrach
tete der Gesandte den Polizeiagenten,
den er sür einen Wegelagerer hielt und
sagte kurzweg: „Mein 'Name geht Sie
gar nichts an." Darauf schlug der
Polizist seinen Mantel zurück und legi
tiinirte sich, indem er seine Papiere vor
zeigte als Beamter der Geheimpolizei.
Der Gesandte war jedoch so erbittert,
daß er den Geheimagenten zu Boden
warf; nachdem der Beamte sich wieder
erhoben hatte, stürzte er sich nun seiner
seits aus den Gesandten, und es ent
stand ein io wüthender Kamps, daß der
Gesandte einen Revolver aus der Tasche
zog und aus den Polizisten schoß, glück
licherweise ohne zu treffen. Dann schlug
er eiligst den Weg zum Hotel London ein.
Ter Beamte folgte ihm jedoch bis in
den Speisesaal des Hotels, und als der
Gesandte hier von einem Kellner er
suhr, daß sein Verfolger wirklich ein
Geheimpolizist sei was er bis jetzt
noch nicht geglaubt hatte verlangte
er selbst, zum Polizei-Jnspector geführt
zu werden. Er kam jedoch aus dem
Regen in die Traufe, denn im Poli
zeibureau hielt man, da er sich nicht
legitimiren tonnte, seine Behauptung,
daß er der Gesandte der Per. Staaten
sei, sür eine dreiste Erfindung, und da
sein Signalement dem eines lange ge
suchten Hochstaplers aus'S Haar gleichen
sollte, ließ ihn dez Polizei-Jnspector
einsperren. Erst zwei Stunden später
erklärten die Herren von der Polizei,
daß sie sich geirrt hätten, und setzten den
Gesandten in Freiheit. Herr Mae-
Nutt reichte nun eine Beschwerde beim
Civilgouverneur von San Sebastian
ein, der iojort die Absetzung des Ge
heimpolizisten und des Polizei-Jnspec
torS verfügte. Turch diese Genug
thuung erklärte sich der Gesandte zu
friedengestellt; als er jedoch später er
fuhr. daß der Geheimpolizist eine große
Familie zu ernähren habe, bat er selbst,
daß man den Beamten nicht um sein
Brod bringen solle. Ter Geheimpoli
zist wurde aus diese Bitte hin nicht vom
Amte suSpendirt, und es ist wahrschein
lich, daß auch der Polizei-Jnspector mit
einem bloßen Verweis davonkommen
werde.
Die ReligionSverh-ält
nisse in der deutschen Bevölkerung stel
len sich nach einer Mittheilung im drit
ten VierleliahrSbericht zur Statistik des
Teutschen Reichs folgendermaßen. Am
I. Dezember 1890 wurden im Teutschen
Reich gezählt: Evangelische 31,026,-
81V. Katholische 17. 674,921, andere
Christen 145.540. Israeliten 568.884,
Bekenner anderer Religionen 562. ohne
oder mit bestimmte Angabe des Reli
gionsbekenntnisses 12,735, Eesammt-
48.428.470.
Aus einem aus Menado
an das Amsterdamer HandelSblad über
den Ausbruch des Awu-Vulcans auf
Groß-Sangir gerichteten Brief heben
wir noch folgende treffende Einzelheiten
hervor. Es heißt da: Tie Anzahl der
Todten auf Sangir ist viel größer als
man vermuthete, sie beträgt nach den
neuesten Untersuchungen mehr al«
2000; man gibt sich alle Mühe, um die
Leichen so schleunigst als möglich zu be
graben, um das Ausbrechen anstecken
der Krankheiten zu verhindern. Einen
ergreifenden Anblick muß die Beerdi
gung in der Negorei Bahn gewährt ha
ben, wo sämmtliche Einwohner umge
kommen sind. Eingeschlossen von zwei
Feuerströmen konnten sie an keine
Flucht denken und wahrscheinlich sind
sie durch dicken Schmeseldamps und
andere Gasentwicklungen erstickt. Von
einem förmlichen Feuermcer um
geben, von oben von einem glühenden
Aschen- und Steinregen überschüttet,
müssen sie einen entsetzlichen Todes
kampf gehabt haben. Bei den meisten
Leichen waren die Finger, als Folge
gräßlicher Schmerzen, krumm gebogen;
eine Mutter fand man, die zwei Kin
der in ihren Armen fest umschlossen
hielt und sie mit ihrem Körper noch zu
schützen suchte. In der Kirche, welche
ganz eingestürzt ist. lag eine große An
zahl Leichen; die Unglücklichen hatten
gehofft, hier sicher zu sein; die Leiche des
inländischen Predigers stand noch auf
recht auf der Kanzel, er hat den Un
glücklichen in dieser surchtbaren Stunde
vielleicht noch Muth zugesprochen. In
der letzten Zeit hat es in Sangir heftig
geregnet, was insosern sehr erwünscht
als dadurch von den Bäumen
die Asche und der Schlamm entsernt
wurden; es werden aber noch viele Mo
nate vergehen, ehe man von den neueu
Anpflanzungen Nahrungsmittel ernten
kann, und bis dahin ist die Bevölke
rung auf die öffentliche Mildthätigkeit
angewiesen, die sich allerdings in groß
artiger Weise geltend macht.
Aus Rom lieg-t über daS
Attentat, das von einer Lehrerin gegen
den vortragenden Rath im Ministerium
des Aeußeren, Herrn Passera, verübt
wurde, solgender ausführliche Bericht
vor: „Am 29. August gegen Mittag
fand sich eine schwarzgekleidete Tame.
die etwa 28 Jahre alt sein mochte, im
Ministerium des Auswärtigen ein und
wünschte den Rath Passera zu sprechen.
Als der Kavaliere ins Zimmer trat,
warf sich ihm die Tame, die sehr a»s
geregt zu sein schien, an den Hals und
bedeckte seinen Mund mit Küssen, noch
ehe sich der Rath der unerwarteten
Liebkosungen erwehren konnte. Plötz
lich ergriff die offenbar geistesgestörte
Dame einen »einen Tafchenrcvolver
und gab mehrere Schliffe gegen Passera
ab; da sie jedoch mit der Waffe nicht
umzugehen verstand, gingen sämmt
liche Schüsse fehl. Ein Unterbcainter,
der der ganzen Scene beigewohnt hatte,
stürzte sich nun aus die jämmerlich
schreiende Dame, entwaffnete sie und
übergab sie dem Karabiniere, der vor
dem Ministerium Wache hielt. Im
Polizeiburcau gab sie dem Polizeiin
spector Zaiotti ganz wirre Antworten;
sie weigerte sich jedoch hartnäckig, über
die Gründe, die sie zu dem Attentat
veranlaßt hatten, irgend welche AuS
kunst zu geben. Später erkannte man
in ihr eine gewisse Irene Turko, die
längere Zeit in einer italienischen Pri
vatschnle in der Türkei als Lehrerin
angestellt und etwa vor einem Jahre
wegen Unterschlagungen ihre- Amtc-Z
enthoben worden war. In Folge die
ser Bestrafung scheint sie den Verstand
verloren zu haben.
Die historische Ausstel
tting in Madrid, die anläßlich der Aine
nlascier stattfindet, scheint recht sehen-Z
-werth zu werden. Die meisten spani
schen Bischöse werden die Schätze ihrer
Kirche» herleihen, wovon manche über
haupt zum ersten Mal ausgestellt wer
den und ganz unbekannt sind. An
hervorragenden Werten kirchlicher Kunst.
an liturgischen Gegenständen, Gewän
dern, Handschriften und Gemälden,
namentlich aus dem 15. Jahrhundert,
wird es daher nicht fehlen. Diese im
Verein mit Manuskripten und Jncu
nabeln, welche man sonst auch nie zu
sehen bekommt, aus den Archiven, zum
Theil von hohem historischen Werth,
im Verein mit Alterthümern ans der
maurische» Zeit, mit den Gobelins aus
dem königlichen Schlosse, die ebenfalls
öffentlich noch nie ansgcstellt wurden,
mit Bildern alter Seeschlachten. Schiffs
modellen und Instrumenten aus dem
Marine-Museum, mit Kunstgegenstän
den und Waffen aus Privatsammlun
gen werden ein ungefähres Bild von
dem Culturleben der damaligen Zeit
geben. Auf der anderen Seite stehen
die archäologischen Sammlungen vieler
amerikanischen Staaten, sowie die
ethnographischen nnd naturwissenschast
lichen Gegenstände ans europaischen
Museen, die sich auf Amerika beziehen.
Zum Beispiel hat der König von
Schweden die Sendung mehrerer hun
dert Gegenstände dieser Art ans dem
Stockholmer Museum anbesohlen.
Oesterreich wird glänzend sowohl durch
Kunstwerke wie ethnographische Gegen
stände vertreten sein.
Eineseltsame Hochzeit
ssitte herrscht in der Bretagne. Dort
will es d:r Brauch, daß, wenn ein
Brautpaar den priesterlichen Segen
empfangen hat. der Bräutigam der
neuen Chewirthin erst eine Ohrfeige mit
den Worten: „So schmeckt eS, wenn Tu
mich böse machst-, und darauf einen
Kuß verabreicht. Als nun einst ein
Bretagner ein deutsches Mädchen, ein«
Schwäbin, heirathete, wurde ihr eben
salls die Ohrseige von der Hand ihres
Angetrauten zu Theil. Mit der Sitte
unbekannt, wartete aber die junge Frau
den Kuß nicht erst ab. sondern gab dem
Manne sofort eine kräftige Ohrfeige zu
rück mit den Worten: „Weischt, des kann
mer scho gar nett g'salle." Ter jnnge
Ehemann rieb sich die Wange und wußtc
nun wenigstens, daß seine Frau nicht
mit sich spaßen lasse.
Eine Wasserhose ist am
26. August von zahlreichen Fischern
über dem Frischen Haff in der Gegend»
zwischen Büsterwalde und Alt-Passarge
beobachtet worden. Tie Fischer waren
nach der „Hart. Zeitung" gerade dabei,
ihr Frühstück einzunehmen, als sie
plötzlich durch ein Brausen in der Lust,
ansgcschreckt wurden. Bald wurde auch
das Phänomen in einer Höhe von
ungefähr 200 Metern sichtbar. eS zog
bei der Windstille langsam von der
Nehring herauf und blieb über der
Mittedes Haffes vollständig stille stehen.
Nur im Innern zeigte die etwa 20 Me
ter hohe trichterförmige Wasserhose eine
gewaltige Bewegung, es ging ein feiner
Sprühregen von ihr aus, der, von deir
Sonnenstrahles beschienen, in Myria
den blitzender Fünkchen herniederfiel.
Sämmtliche fünf Fischerboote befanden
sich thatsachlich in höchster Gefahr,
denn bei dem völligen Stillstände der
Wasserhose mußte jeden Augenblick ein
Platzen derselben befürchtet werden.,
und kaum waren die Fischer fünfzig
Schritte weit geflohen, als thatsachlich
die Katastrophe eintrat. Heulend öff
nete sich der untere Theil der Wasser
hose, und nun ergoß sich ein Strom
in'S Haff, der dasselbe auf einer Flüche
von mindestens 2000 Fuß Durchmesser
in eine derartige Aufregung
daß davon die betroffenen Boote unbe
dingt dem Untergänge geweiht gewesen
wären. Welche Wasscrmassen die Was
serhose enthalten haben muß, läßt sich
daraus erkennen, daß dieselbe minde
stens sieben Minuten mit nngeschwäch
ker Kraft herniederströmte. Ein Netz,
wurde von dem Wasserstrom getroffen
und derart zerrissen, daß nur Fetzen,
übrig blieben, die auf dem Wasser um->
herlagen. Auch in dem Dorfe Alt-
Passärge ist der Vorgang deutlich be
merkt worden, obgleich die Wasserhose
mindestens zwei engl. Meilen von dort
entfernt war.
Ueber das schreckliche
Eisenbahnunglück, welches sich am Ein
gang des Brüsseler Nord-Bahnhofes
ereignete, wird gemeldet: Der zerschmet
terte Zug ist der um 7 Uhr Morgens
von Antwerpen abfahrende
zug, welcher nm 8 Uhr 24 Min. in
Brüssel einzutreffen hat. Derselbe war
zeitig eingelaufen, wurde aber durch
einen auf seinem Geleise stehenden ZuA
verhindert, in den Bahnhof einzufah
ren. Einige Minuten später traf ans
demselben Geleise der Ostender Schnell
zug ein, der um 6 Uhr von Ostende ab
fährt. Dieser war auch zu regelmäßi
ger Zeit eingelaufen, allein beide Züge
folgten so r'asch auseinander, daß dem
Ostender Zug nicht zeitig die ge
hörigen Signale gegeben werden konn
ten. Trotzdem gewahrte der Maschinist
des Ostender Zuges die Gefahr und
machte sofort mit dem Dampfe Halt.
Allein es war schon zu spät; der Zu
sammenstoß geschah. Wäre der Schnell
zug in vollem Gange gewesen, die Ka
tastrophe würde eine fürchterliche gewe
sen sein. Glücklicherweise wurden nur
die drei letzten Wagen des Antwerpen»
Zugs zerschmettert und zwar aus sehr
eigenthümlicher Weise. Ter letzte Wa
gen. welcher also den vollen Stoß der
Locomotive des anderen Zuges erhielte
ist fast unbeschädigt in die zwei folgen
den Wagen gedrungen. Tie Reisenden,
welche sich in diesem letzten Wagen be
fanden, sind mit dem Schrecken und
leichteren Verletzungendavaugekoinmen.
Um so schlimmer ging es den Insassen
der zwei folgenden Wagen. In einem.
Coupee erster Klasse sand man zwei
Herren vollständig zwischen den Kiffen
zerquetscht; beide schwer am Kopse ver
letzt, starben wenige Minuten nach dein
Unglück; in den anderen Wagen, oder
besser gesagt unter den Trümmern der
selben, lagen ungesähr dreißig Reisen
de, alle mehr oder weniger schwer ge
troffen. Von den Verwundeten sind
sechs gefährlich verletzt. Eine Dame
aus Lierre und Gemahlin des dortigen
Einkommensteuer - Beamten ist die
sen Nachmittag bereits gestorben. Zwei
andere, darunter ein Pastor aus HanS
wyck, welcher am 4. September sein
25jähriges Amtsjubiläuni begehen
sollte, sind in Lebensgefahr. Ter Pa
stor bekam die Rippen eingestoßen und
eine sehr schwere Onctschung am Beine.
Das Bein sollte ihm diesen Nachmittag
abgenommen werden. Ob der Grei»
die Operation überstehen wird, ist noch
die Frage. Unter den leicht Verwun
deten befindet sich auch der hiesige Kon
sul des freien Oranjestaats. Daß kein
einziger Reisender von dem Ostender
Schnellzug verletzt wurde, ist ein kaum
glaubbares Glück. Dieser Zug war
vollgepfropft. Es ist der sogenannte
„rrsili lies Xlsri«", welcher Montags
früh die sehr zahlreichen Kaufleute und>
Geschäftsmänner, die den Sonntag in
Ostende, Blankenberghe und Heyst bei
ihrer Familie zubringen, nach Brüssel
zurückfährt. Fünf bis sechs Züge fol
gen aufeinander, nm bis 10 Uhr Mor
gens die sehr zahlreichen SoiintagsauS
slügler zeilig für das Geschäst heimzu
bringen. Wäre einer dieser Züge ver
unglückt, so hätte man die Opser nach
Hunderten zählen mögen.
In Europa wird es nur
wenigen bekannt sein, daß Nasr-Ebdin
ein Freund von alten Münzen nnd Be
sitzer einer Münzensammlung ist. wie
sie vielleicht kein europäisches Mnuz-
Kabinet auszuweisen hat.
der seit seiner Thronbesteigung Münzen
sammelt, richtete sein Augenmerk aus
schließlich aus die Münzen seines Lan
des von den ältesten Zeiten bis auf un
sere Tage, wobei er den Münzen der
Kadjaren, seiner eigenen Dynastie, den
Vorzug gab. In dieser Münzensamm
lung sind nun alle persischen Kömze
von CyruS an vertreten, und sür man
ches Exemplar gab der Schah 2000 bis
3000 Francs und oft noch mehr. Be
sonders interessant in dieser Samm
lung ist eine persische Münze, die sich
einst im Besitze Ludwig XI. von Frank
reich befand und durch eine besondere
Verkettung von Umstünden wieder nach
Persicn zurück und dort in die Hände
Nasr-EddiiiS gelangte. 7