DeutsÄ« Local«achr!Hten. Provinz Brandenburg. Der Postgchils« Arthur Kuoss in Groß-Lichterselde ist nach Unterschla gung von Kasjengelber» im Betrage von 4000 M. flüchtig geworden.— Bei der Heuernte auf dem Dominium See gefeld. dem Rittergutsbesitzer Ehlers- Berlin gehörig, ereignete sich ein ent setzlicher Unglllckssall. Tie Stellma chersrau Noack siel von einer Miete her ab aus eine Forke, die ausrecht in der Erde stak. Tie unglückliche Frau trug so schwere Verletzungen davon, daß sie nach einer Stunde unter furchtbaren Ovalen ihren Geist aufgab. Provinz Ostpreußen. Hestige Gewitter richteten in Ost preutzen vielfach Schäden Hpwohl an der Ernte wie an Gebäuden an. In Berfchkurren und Skaisgirren brann ten ganze Gehöfte nieder. Mehrfach wurden Personen vom Blitz getödtet. In -Ostpreußen macht sich ein leb hafter Ardeitermangel bemerkbar. Tie Landwirthe zahlen den Mähern bei freier Station 5 Mk. pro Tag. Tie Arbeiter an den Eifenbahiibauien stell ten höhere Lohnforderungen. Ta die Unternehmer dieselben nicht bewilligten, ist an mehreren Stellen die Arbeit nie dergelegt worden. Die Mörder des Gutsbesitzers Reimer in Goldap sind Christoph Wabulat, Ferdinand Bolz und Wilhelm August. Alle drei stan den zur Zeit des Mordes bei dem Er mordeten im Dienst, und zwar W. als Kutscher und die beiden andern als Gärtner. Nachts gegen 2 Uhr kam der Waldwärter K. aus Herrlichkeit zum Schützenfeste im Karnitter Wäld chen. TaS mit Schrot geladene Ge wehr aus dem Rücken, setzte er sich an einen Tisch. Als er eine Weile geses sen. entlud sich plötzlich auf ksher' un aufgeklärte Weise der eine Lauf der Doppelflinte und die volle Ladung ging dem Richard Braun in den Kopf. Lebensgefährlich getroffen, brach B. zusammen und ist derselbe bereits am andern Tage gestorben. Die Be sitzerfrau Amalie Kaltowski aus Jo hannisdorf, welche sich wegen Giftmor des in Untersuchungshaft befand, machte ihrem Leben durch Erhängen 'in Ende. Provinz Westpreußen, Durch eine mächtige FcucrSbrunst wurden in Straschin die Mahlmühle, die Holzschncidemühle, das Wohnhaus des Werkführers, ein Stall uud eine Scheune vernichtet. Einem Arbeiter in Christbnrg starb sein einziger Sohn an TiphtheritiS. Dieses nahm der Mann sich so zu Herzen, daß er ver suchte. seinem Leben durch Erhängen ein Ende zu machen. Nur durch das zu fällige Hinzuloinmen seines Brodherrn, welcher ihn hängend vorfand und ihn schnell abschnitt, wurde die AuSsiihrung des Sebstmordes verhindert. Tie ans Anlaß der vom Bank-Direktor Willy Preuß in Dirschau verübten Unter-, scblagungen bekanntlich seiner Jeit in Hast genommenen beiden Mitschuldi gen Handelsmann NicolajewSli und Faschinenhandler Kiedrowski in ZeiS gendors'sind auf freien Fuß gesetzt worden. ES brannten auf dem Be fitzthum des Gutsbesitzers Döhr zu KaiserSwalde bei Weißenhöhe zwei Roggenschober und ca. 40 Morgen Weizen, noch auf dem Halm stehend, nieder. Das Feuer ist durch die Un vorsichtigkeit des Schäfers entstanden, der beim Anzünden der Pseise das noch klimmende Streichholz in das hochreise Getreide geworsen haben soll. Der Brennereiverwalter v. Zdziemborski in Wlewls, welcher wegen Branntwein steuer Eontraventionen zu 4600 Marl Strafe oder II Monaten Gesängniß verurtheilt wordeu war und die Strase gegenwärtig verbüßt, hatte an den Kaiser ein Gnadengesuch um Erlaß der Strase gerichtet, ist aber abschläglich be fchieden worden. In dem Torfe Zawda-Wolla ist seit längerer Zeit das dort zur Lehrerwohnung und Schule gemiethete Haus für baufällig erklärt. Ter Unterricht mußte, um einem Un glück vorzubeugen, sofort eingestellt werden, der Lehrer aber ist mit seiner Familie in der Wohnung belassen wor den! Provinz Pommern. Durch den Fischcrcipächter Krüger zu Güutcrshagen wurde ein achtzehnendigcs Hirschgeweih mit Schädel aus dem Lub descc getischt. Das Alter des Geweihes wird von Sachverständigen aus unge fähr 300 Jahre geschäht. Infolge eines plötzlichen Sturmes wurde ein Fischerboot ungeschlagen und von den Insassen ertranken die Fischer Lüdtke und Kressin. Ueber den Prem.-Lieu tenant o. D. v. Normann - Schurow in Stolp. welcher mit dem Prem.-Lieu tenant H. Wüstenbsrg-Rexin in Kon flikt gerathen war, würde das Urtheil des Cbrengerichts des 61. Jnsanterie- Regiments zu Thron verkündet. Es laulet auf: „Abcrlennung der Uniform und des OssizierstitelS." Der Kaiser hat die Strase in Aberkenn»ug der Uni form gemildert. ProvinzSchleSwig-Holstein. Die Choleta, durch Hamburger Flüchtlinge eingeschleppt, herrscht jetzt bereits in sechzehn Orten der Provinz. Von den Halligen an unserer West küste wurden in den letzten neun Jah ren ungefähr sünshundert Hectar weg gerissen; sie umfassen jetzt nur noch 2000 Hectar. Der Bandagist B. in Altona kehrte Nacht« nach Hause zu rück, kam aus dem Eorridor einer in den Keller führenden Treppe zu nahe und stürzte hinunter. Tort ist der Un glückliche, der in Folge des Sturzes das Genick gebrochen, Morgens als Leiche aufgefunden worden. Tie asiatische Cholera. von Hainburg eingeschleppt, hat in Altona schon zahlreiche Opser gefordert. Jetzt scheint es. als beginne die Hestigleit der Seuche etwas nachzu lassen. Ter Mitinhaber der Firma Frank >k Lemdle aus Uetersen perun- glückte in der Eisengießerei dadurch, daß ein Schleisstei» zersprang und Herrn Lembte vollständig den Unterleib sowie einen Oberschenkel zerfleischte. L. wurde in das Blcclenstist gebracht und starb bald darauf. Der Landmann Sörensen uud seine Frau und zwei er wachsene. sowie ein junger Mann Na mens Werner in HaderSleben wollten sich von dem Bootsührer Nielson von Oerby nach Auflet übersetzen lassen. Das Boot ging Morgens ab und gegen 12 Uhr Mittags sand man es mit dem Kiel nach ovrn treibend auf der Höhe von Auflet. Alle sechs Personen waren ertrunken. Zwei der jungen Leute befanden sich hier auf Besuch aus Ame rika. Nielsen war der einzige Sohn ei ner armen Wittwe. Die Strafkam mer vcrurtheiltc den Lehrer Truelsen in Kropp wegen achtfacher Ueberfchrcitnng des Züchtigungsrechts zn einer Ge sammtstrase von 6 Wochen Gefäng niß. Provinz Schlesien. In Glatz hing sich aus Bosheit eine Arbeiterfrau in ihrer Wohnung auf, wurde aber bald wieder durch ihren Ehemann abgeschnitten und durch eine tüchtige Tracht Prügel in'S Leben zu rückgebracht. Ob das Mittel sich sür die Zukunst probat erweisen wird? Das 50jährige Meisterjubiläum feierte Tuchfabrikant Julius Rehfeld in Gör litz. Als der Gutsbesitzer Höfig in Gvldberg von seinem Felde einen bela denen Erntewagen ohne Vorspann mit Hilfe der auf dem Felde anwesenden Dienstboten herunter fahren wollte, er griff er die Deichsel, während die Ande ren den Wagen hinten stießen. Da der Weg aber bergab ging, wollte Hösig die Hemme andrehen. Hierbei kam er un glücklicher Weise derart zu Falle, daß ihm die Räder gerade über den Kopf, gingen. In Folge der schweren Ver letzungen trat der Tod aus der Stelle ein. Eannonicus Dr. Franz hat den Belegschastskrantcnkasscn der Frieden hossnungsgrube zu Hermsdorf 2006 Mark überwiesen. Eine tragi-komi sche Scene spielte sich inGleiwitz Mittags am Kanaluser ab. Eine Arbeiterfrau, welche ihrem Mann das Mittagessen brachte, gerieth mit diesem in Streit. Kurz angebunden schlug sie ihm in> weiteren Verlaufe den Korb mit dem Essen um den Kopf; wüthend ergriff der Mann,welchem der Kartoffelbrei am Gesicht herunterlief, den Korb und schlenderte ihn in den Kanal und hält, wohl mit seiner lieblichen Gemahlin ebenso verfahren, wenn diese nicht vor gezogen Hütte. Fersengeld zu geben. Die Straskammer in Hirschberg verur theilte einen Mann aus Kunzendors gräfl., welcher eines Abends plötzlich einem 59jähr. Hausbesitzer eine Kanm eiskalten WasserS in das Gesicht gegos sen und dann demselben noch wuchtig« Stöße beigebracht hatte, zu 2 Monaten Gefängniß. Ter Ueberfall sollte ein „Faschingsulk" sein, der dem rohen Pa tron nun theuer zu stehen gekommen ist. Ter Gcmcindevorst. Schwanitz in Ottendorf legte nach 56jähriger treuer Verwaltung sein Amt nieder. An sei»! Stelle trat der VorwcrksbesitzcrJohan» Glanbitz. Provinz Posen. Durch eine Feuersbrunst sind in Ka minche 14 Gebäude mit der reich geseg neten Roggenernte ein Raub der Flam men geworden. Das Feuer, welches Abends entstand, griff so schnell um sich, daß es eine Unmöglichkeit war. auch nur das Geringste zu retten; auch lebendes Vieh kam in den Flammen um. Ein Sohn, der seine alten Eltern, welche beive schon mehrere Jahre lahm sind, retten wollie, erlitt so bedeutend! Brandwunden, daß er in das Kranken haus gebracht werden mußte. Auch der Vater erlitt erhebliche Wunden. Der Schmied Wilczewsli aus Gocanowo, welcher im Verdacht steht, vor ca. drei Wochen seine Frau, mit welcher er in stetem Unfrieden lebte, mit der Axt er mordet und die Leiche irgendwo ver graben oder in den mit dem Goplos« in Verbindung stehenden Gocanowoe, Teich versenkt zu haben, wurde verhaf tet. Das älteste der fünf Kinder foll belastende Aussagen gemacht haben. Im Dorfe Trzeciewnica sind 22 Ge bäude mit großen Erntevorrüthen nie dergebrannt. Der höchstbesteuertk Bürger Schneidemühls ist Kaufmann Isidor Schweriner, welcher pro Jahr eine Steuer von 1900,07 Mark zu 'ntrichten hat. Provinz Sachsen. Hier angebliche Schriftsteller G Bnnzeck in Erfurt (genannt als Ver fasser des Theaterstückes .Ter Schulze von Gabelbach"), der bald als Lehrer, bald als Kaufmann, sowie Stellen- und Heirathsvermittler austrat und sich des Kautionsschwindels, sowie einer schwerenPrivaturlundenfälschung schul dig machte, wurde zu 1 Jahr 6 Mona ten Gefängniß und zwei Jahren Ehr verlust verurtheilt. In Hohenziatz ist die größte Scheune des dortigen Ritter guts vollständig abgebrannt. Das Gebäude war in 20 Abtheilungen ein getheilt, von denen 18 mit Roggen ge füllt waren. Da dieser Brand in kür zer Zeit das dritte Schadenfeuer ist. so muß Brandstistung angenommen wer den.— fln Naumburg a. S. der frühere Abgeordnete Kloß, einer der Veteranen der Fortschrittspartei. Auf einem Friedhose in Nordhausen wurde Abends von zwei Polizisten eine Rentiere, Fräulein Gr., nebst ihrem Dienstmädchen dabei «bgesaßt, als sie hölzerne Grabkreuze und Decklasten ab rissen, zertrümmerten und in einen mitgebrachten Korb packten. Im Holz stallc der Dame wurden noch mehrere hölzerne Grabkreuze (theils bereits zu Brennholz zerkleinert) vorgesundeiu Fräulein Gr. soll aus. lranlhaitem Geize zur Kirchhofsdiebin geworden lein. Provinz Hannover. Der feit einigen Tagen in Bergen a. D. zum Besuch von Verwandten anwesende Particulier M. aus Uelzen ging zu seiner Schwiegertochter, der jungen Wittwe T., welche er in der Küche antraf, und versuchte derselben den Hals zu durchschneiden. Dieselbe erhielt mehrere, jedoch nicht lebensge sährliche Wunden im Gesicht, an Hals nnd Hand und rettete sich dnrch einen Sprung aus dem Fenster. M. wurde im Feldzug gegen Frankreich am Kopse verwundet und soll in Folge dieser Verwundung an Geistesstörung gelitten haben, welche s. Z. die Ausnahme in eine Irrenanstalt nöthig machte. In Güttingen feierte der berühmte Rechtslehrer R. v. Jhering fein 50jah riges Doktorjubiläum. Anläßlich dieser Feier wurden dem Jubilar vielfache Ovationen bereitet, obwobt er, um die Feier im engsten Familienkreise zu be gehen, sich nach Wilhelmshöhe begeben hatte. In Lehrte verunglückte aus dem hiesigen Rangirbahnhofe der Hilss weichenstellcr Bös; man nimmt an, daß derselbe von einem den Rangirberg hcrabrollciiden Wagen angefahren und zu Boden geworfen ist. Der Berun glückte, welcher Frau und Kinder hin terläßt, starb in Folge innerer Ver letzungen soiort. In der Korrektions anstalt hat sich Schlächter Hubert Sar ktvosky aus Tanzig erhängt. Provinz Westfalen. Tie ganzen Gebäulichkeiten dci- SchachieS Wilhelm 11. der Zeche Pluto in Bickern, sind ein Raub der Flammen geworden. Tie sast 1000 Mann starke Belegschaft wird theils auf dem Schachtc Thies, theils auf benachbarten Berg werken, eingestellt werden, da der Schacht nicht sobald wieder ausgebessert sein wird. Mehrere 100,000 Mk. groß ist der schaden, den dieser verheerende Brand in wenigen Stunden angerichtet hat. Im vorigen Jahre wurde in Dortmund ein ' KaufmannSlehrling. unter Mitnahme von 7000 Mk., die er feinem Prinzipal unterschlagen hatte, flüchtig. Während die Polizei den leichtfertigen Burschen in Holland und Amerika suchte, „genoß er seines Fre vels Frucht" im sonnigen Barcelona in Spanien. Dort fand er viele Freunde und Freundinnen, die ihm das Geld verzehren halfen. Nach eini gen Monaten stand der Ausreißer mit leeren Händen da und hatte kein Unter kommen. Die spanische Polizei bracht« ihn über die Grenze; das Gleiche ge schah in Frankreich, und so kani der Ausrecher in die Hände seiner Heimath. Jetzt ward der Lehrling, der aus gute, Familie stammt, zu zwei Jahren Ge fängniß verunheilt. Zu Bad Hamm feierte Polizei-Jnspector Hoffmann da- Fest der 'silbernen Hochzeit. Vo> einigen Tagen brannten die mit Fruch! gefüllten Ockenomiegebäudc des Gute- Henrichenburg ab, wodurch ein Scha den von etwa 30,000 Mk. entstanden sein soll. Als Thäter ist nun da- Kindcrmädchen des Gutpächters Schult« im Hose ermittelt worden, welches nock nicht 16 Jahre alt ist und die That aus reiner Manie begangen zu haben scheint. —Das Deficit des Bergisch- Märkischen Krcdikvcrcins, dessen Insol venz vor einiger Zeit erklärt werden mußte, ist nunmehr aus mindestens 60,000 Mark ermittelt worden. Tu Deckung muß durch Bereinsmitgliede» geschehen, die für den Antheil mit ca. je 400 Mark einzustehen haben. Do sie zumeist kleine Leute sind, so trifft si> die Buße recht hart. Eisenbahn-Wa genmeisier Müller in Soest wurde von, Zuge ersaßt und sofort getödtet. Nheinprovinz. Auf einer Agitatianstour, welch etwa hundert Banner Socialdemokraten nach Beyenburg unternahmen, wurden achtzehn derselben dort wegen Verbrei tung verbotener Schristen vcrhastet und in Arrest gebracht. Als die Verhafte ten nach Lennep abgeführt werden soll ten, versuchte einer zu entfliehen, wes halb die Gendarmen zur Fesseluno Aller schritten. Eine zahlreiche Men schenmenge begleitete den sonderbaren Zug. —Herr W. Stallmann in Duis burg schcnlte zum Andenken an sein« verstorbene Schwester Wilhelmine 4006 Ml. für den Frauenverein und 400 L Mark für Zwecke der Verschönerung des Duisburger Waldes. Die Ausstel lung der Firma Krupp in Chicago wird einen Kostenaufwand von 1.500,000 Dollars erheischen. In der Abtheilung wird das größte bisher fabrizirte Ge schütz, im Gewichte von 122 Tons, so wie Kriegsmaterial im Gewichte von mehreren 100 Tons zu sehen sein. Einen großen Erfolg, über 8000 Marl Reinertrag, hat in Kreuznach der Wohl thätigkeitsbazar zum Besten des kathol. GescllcnhcimS gehabt. Selbstmord vlrsuch machte in Mühlheim eine junge Dame, indem sie sich in den Rhein stürzte. Sie wurde aber gerettet und erklärte, daß sie aus Barmen fei uud von ihrem hier wohnenden Bräutigam einen Brief mit der Bitte erhalten habe, sosort nach Mühlheim zu kommen; hier ersuhr sie, daß ihr Bräutigam am Abend vorher mit einer ihm des Mor gens angetrauten Dame cincßrautrcisc angetreten habe. Provinz Hesse n-N assau. Die fünfte Schwadron des Husaren Regiments Hessen-Homburg in Eassel scierte das Fest ihres 25jährigen Beste hens. Die im Rebstöcker Walde auf gefundene Leiche eines 50jährigen Man nes ist als diejenige des Gerbers Adam Blatz von Bonames agnoseirt worden. Ter Blitz schlug in das Wohnhaus des Landwirths Johannes Heymel in Hambach ein. Das ganze Haus stand sosort in einem Flammenmeer und konnten die Bewohner kaum ihr Leben retten. Schlosser Wickenhoser und Frau in Heddernheim wurden wegen Ansertjgung von Zehn- und Fünf pfennigstücken verhaftet.—Ter vermißte Tertianer Bernh. Wolf in Wetzlar ist in der Lahn bei der Eisenbahnbrücke am Taubenstein als Leiche aufgefunden worden. Steckbrieflich versolgt wird der flüchtige Kausmann H. S. CaSpa riuS in Wiesbaden wegen Betrüge reien.—Vor Kurzem wurde Abend» im Wiesbadener Casino der Oberftlient«- nant z. D. Freiherr Trenfch v. Buttlar- Brandensels von einem Schlaganfall betroffen, in Folge dessen der Tod ein trat. - Königreich Sachsen. Ueber das Vermögen der Firma Ge brüder Schessel in Crimmitschau wurde Konkurs eröffnet. In Freibergsdorf hat sich der zn einer militärischen Uebung eingezogene Vicefeldwebel der Reserve, Flinzer, mit einem Jagdgewehr erschos sen. Der junge Mann, das einzige tiind seiner nun tiesbetrübten Eltern, war Forstmann und hatte als solcher kürzlich eine Prüfung glänzend destan den. TeS Bäckermeisters Thiele 13- jähriger Sohn Otto in Kreischa reiste zu seinem Großvater in Königsbrück, uud wurde daselbst von einer gistigen Fliege ins Bein gestochen; trotz schneller arztlicher Hilfe trat, in Folge von Blut vergiftung, der schnelle, aber schmerz volle Tod des Knaben ein.—Auf einem Oelsnitzer Steinkohlenwerke verun glückte der bereits 60 Jahre alte Tag zimmerling August Ihm dadurch, daß er bei der Reparatur einer Uebersüh rungsbrücke ausglitt und 5 Meter hoch herunterstürzte. Man brachte ihn nach seiner Wohnung, wo er bald darauf verschied. Ein Arbeiter ans Engels dorf, welcher hier in einer Sandgrube beschäftigt war, wurde von plötzlich hereinbrechenden Sandmassen verschüt tet und getödtet. Der Verunglückte war verheirathet und Vater dreier Kin der. —Die Zwickauer Schutzmannschaft nahm den wegen betrügerischen Banke rotts, wobei es sich um 19,000 M. handelt, steckbrieflich verfolgten Schnei der Landgraf fest. Derselbe war nach Amerika entwichen und kehrte eben von dort freiwillig zurück, weil ihm die Geldmittel ausgegangen waren. In der Zwickauer Rathsfchulbibliothek sind bis jetzt 4000 Briese aus der Refor mationszeit, die an den Zwickauer Rektor und Rathsherrn Stephun Roth gerichtet sind und mit der Reformation in Verbindung stehen, ausgesunden worden. Königreich Bayern. i In Ansbach Frau Hofrath Hen riette von Feuerbach, geborene Heyden reich, die Wittwe des berühmten Frei burger Archäologen Anselm von Feuer bach und Stiefmutter des gleichnami gen weltbekannten Historienmalers, sür dessen künstlerischen Ruhm zn sorgen, die hochgebildete Tame sür ihre Lebens ausgabe erachtete. In Bamberg ist Großhändler Theodor Gückel wegen Betrugs, Unterschlagung und Wechsel sälschung vcrhastet worden. Großes Aussehen erregte die Verhaftung des verheirathetcn Lehrers Ludwig Regele in Kranzberg, früher in Feldkirchen, wegen vieler fortgesetzter Sittlichkeits vcrbrcchen, begangen an Schulmädchen. Der Verhaftete wurde geschlossen nach Freising transportirt und in das Ge fängnis; nach München eingeliefert. In der Nähe des Schießplatzes in Haß surt manipulirte der älteste, vierzehn Jahre alte Sohn des Secretariats- Assistentcn Staudiuger mit einem gela denen Revolver. Die Waffe entlud sich und das Geschoß traf den jüngsten, sechs Jahre alten Bruder so unglücklich mitten in die Stirn, daß der Tod augen blicklich eintrat. Gute Freunde schnitten dem Wirth H. Schumann im Schnaittach, der ein gewohnheitsmäßi ger «i-chläser im Wirthshause ist, die cincHälfteseinesFattlichen Knebelbartes ab, was zur Folge hatte, daß auch die andere Hälfte den Händen des Verschö ncrungscomniissärs zum Opfer fallen mnßte. Die Sache wird noch ein ge richtliches Nachspiel haben. Der Ve teranen- uud Kriegerverein in Passau beging die Feier seine» goldenen Jubel sestes unter herzlichster Antheilnahme nicht nur der gesammten Bevölkerung, sondern auch einer überaus großen An zahl von Brudervereinen aus allen Gauen Nicdcrbayerns. sowie ausOber bayern, der Lberpsalz und dem srennd nachbarlichen Oesterreich. Die Stadt prangte aus Anlaß dieses seltenen Festes im herrlichsten Schmuck. Das Wenzl'sche Gasthaus zum „Alten Wirth" in Ruhstors ist jetzt zweihundert Jahre alt. Es ist dies ein aus Holz erbautes Haus, wie solche Wirthshäuser schon selten sind, ein gar ehrwürdiges Ueber bleibsel aus alter Zeit. Der Maschi nensabrilant Schlaget» in Vilshosen ward vom Schlage gerührt und ver schied. Fünsnndzwanzig Ticnstjahrc als Köchin der OsficierSspeiseanstalt des neunten JnsanteriercgimcnteS in Würz bürg vollendete Anna Finn am 26. Juli. Seit 26. Juli 1867 steht sie als solche im Dienste des OsficierScorpS, und damit dürfte sie wohl ohne jede Concurrenz in der bayerischen Armee >in. Rheinp 112 a l z. In Annweiler erhängte sich der Tag ner Martin Matz, der dem Branntwein zugethan war. Am Abend vorher ver lauste er noch sein bischen Habe. —Die Frau des Bahnwarts M. Gerbes in Berzhausen war mit Backen beschäftigt; weil das Feuer nicht recht brennen wollte, goß sie Petroleum in dasselbe, wobei die Kanne explodirte und die brennende Flüssigkeit sich über die Frau ergoß und dieselbe derart verbrannte, daß sie unter den heftigsten Schmerzen starb.—Bürgermeister Dierje von Ober steinbach war mit Aufladen vonStamm holz beschäftigt, als ein schwerer Stamm in s Rollen kam, den Genannten zu Boden warf und ihn erdrückte. Nach zweistündigen schrecklichen Schmerzen gab der Arme seinen Geist auf. —Durch Hagelschlag wurde in Altenbamberg die ganze Ernie vernichtet. Die Weinberge stehen fast ganz kahl. An vielen Stel len lagen die Hagelkörner 2 Fuß (?) hoch; der Schaden wirdaufs0 —60,000 M. geschätzt.—Der Blitz schlug in die kathol. Kirche in Fischbach bei Dahn ein, wo er den Altar in Brand setzte. Turch die herbeigeeilten Nachbarsleute wurde jedoch das Feuer sehr baly ge wicht.—Ter bereits verhastete Messer- Held, der kürzlich zwischen Hambach und Neustadt einen Bäckergesellen erstach, heißt Albert Wolf und ist der Sohn des Weinkommissionärs Leonhard Wolf in Hambach. —Tie Leiche der Frau Rcnt nerin Bauß in Ludwigshasen wurde im Rhein bei dem städtischen Freibad aufgefunden.—Bei einem Streit in der Wirthschaft von Schalt „Zum Bären selsen" in Pirmasens wurde der ledige Schuster Bayer durch einen Stich in die Lunge getödtet; der Thäter, Ja cobi, ein gesürchtctes Individuum, flüchtete, wurde aber in dem nahen Steinbachthal durch die Gensdarmerie und Polizei, die gemeinsame Streispa trouillen in die Umgegend sandten, ein gesangen.—ln Zweibrücken ertrank in dem Schwarzbach an der sogen, großen Holländer-Schleuße der Tagner Karl Drießlein. Derselbe war mit noch einem Genossen Kahn gefahren und ist, da beide sich in angeheitertem Instant» befanden, in'S Wasser gestürzt. Schweiz. Infolge des Erdstoßes vom 1. Augus. sind in Hugelshofen und in Lippolts weilen Sämaschinen derart aus der richtigen betriebsfähigen Lage gekom men, daß sie momentan völlig un brauchbar geworden sind. — Die Luzer ner Regierung hat beschlossen, in bei Prozeßsache Martin Müller an das Bundesgericht zu gelangen. TasOber gericht hat nämlich dem Martin Müller, der fälschlich der Brandstistung ange klagt nnd verurtheilt worden war und mehr als ein Jahr schon im Gefängniß gesessen hatte, eine Entschädigung von 10,000 Franken zugesprochen. —Frau Etienne hat dem Waisenhaus in Neuen burg zum Gedächtniß an ihren Gemahl eine Summe von 10,000 Francs ge schenkt. Zum Schutz gegen die Aus rottung des Edelweiß hat der schwyze rische RegierungSrath das Ausgraben und den Verkauf von Edelweiß sammt den WurzeliiZim Kanton Schwyz verbo ten und auf tlcbertrelung des Verbotes eine Geldbuße von 6 bis 40 Franken gefetzt.—Schneidermeister Joh. Eichen berger in Signau stürzte beim Verlas sen der Wirthschaft zum „Büren" di« steinerne Treppe hinunter, was nach wenigen Minuten seinen Tod zur Folge hatte. Eine gewaltige Leistung im Veloeipedsahren führte jüngst I. Bischos aus, indem er in 24 Stnnden (an einem Tage) von Rorschach nach Basel und znrück (350 Kilometer) fuhr. Das Dorf St. Stephan im Obersim menthal ist durch Feuer nahezu gänz lich zerstört worden. Die 1500 Be wohner des Ortes verloren sast Alles, was sie besaßen. Conrad Ferdinand Meyer, der größte lebende Schweizer Novellist seit G. Kellers Tod, ist als Wahnsinniger in einer Privatheilan statt untergebracht worden.—Der Bar bier Christian Möller in Burgdorf hat feinem Leben durch Erschießen ein End« gemacht.— Abgebrannt sind in Mustin in Folge Spielens der Kinder inil Streichhölzern vier Kathen, wodurch icht Familien obdachlos geworden sind. AusSanSebastian liegl über die Verhaftung des Gesandten der Ver. Staaten am spanischen Hose fol gender ausführliche Bericht vor: Als der Gesandte der Ver. Staaten, Herr Francis MeNutt am Abend des 20. August am Strande von San Seba stian spazieren ging, näherte sich ihm ein Geheimpolizist und fragte ihn nach seinem Namen. Ganz erstaunt betrach tete der Gesandte den Polizeiagenten, den er sür einen Wegelagerer hielt und sagte kurzweg: „Mein 'Name geht Sie gar nichts an." Darauf schlug der Polizist seinen Mantel zurück und legi tiinirte sich, indem er seine Papiere vor zeigte als Beamter der Geheimpolizei. Der Gesandte war jedoch so erbittert, daß er den Geheimagenten zu Boden warf; nachdem der Beamte sich wieder erhoben hatte, stürzte er sich nun seiner seits aus den Gesandten, und es ent stand ein io wüthender Kamps, daß der Gesandte einen Revolver aus der Tasche zog und aus den Polizisten schoß, glück licherweise ohne zu treffen. Dann schlug er eiligst den Weg zum Hotel London ein. Ter Beamte folgte ihm jedoch bis in den Speisesaal des Hotels, und als der Gesandte hier von einem Kellner er suhr, daß sein Verfolger wirklich ein Geheimpolizist sei was er bis jetzt noch nicht geglaubt hatte verlangte er selbst, zum Polizei-Jnspector geführt zu werden. Er kam jedoch aus dem Regen in die Traufe, denn im Poli zeibureau hielt man, da er sich nicht legitimiren tonnte, seine Behauptung, daß er der Gesandte der Per. Staaten sei, sür eine dreiste Erfindung, und da sein Signalement dem eines lange ge suchten Hochstaplers aus'S Haar gleichen sollte, ließ ihn dez Polizei-Jnspector einsperren. Erst zwei Stunden später erklärten die Herren von der Polizei, daß sie sich geirrt hätten, und setzten den Gesandten in Freiheit. Herr Mae- Nutt reichte nun eine Beschwerde beim Civilgouverneur von San Sebastian ein, der iojort die Absetzung des Ge heimpolizisten und des Polizei-Jnspec torS verfügte. Turch diese Genug thuung erklärte sich der Gesandte zu friedengestellt; als er jedoch später er fuhr. daß der Geheimpolizist eine große Familie zu ernähren habe, bat er selbst, daß man den Beamten nicht um sein Brod bringen solle. Ter Geheimpoli zist wurde aus diese Bitte hin nicht vom Amte suSpendirt, und es ist wahrschein lich, daß auch der Polizei-Jnspector mit einem bloßen Verweis davonkommen werde. Die ReligionSverh-ält nisse in der deutschen Bevölkerung stel len sich nach einer Mittheilung im drit ten VierleliahrSbericht zur Statistik des Teutschen Reichs folgendermaßen. Am I. Dezember 1890 wurden im Teutschen Reich gezählt: Evangelische 31,026,- 81V. Katholische 17. 674,921, andere Christen 145.540. Israeliten 568.884, Bekenner anderer Religionen 562. ohne oder mit bestimmte Angabe des Reli gionsbekenntnisses 12,735, Eesammt- 48.428.470. Aus einem aus Menado an das Amsterdamer HandelSblad über den Ausbruch des Awu-Vulcans auf Groß-Sangir gerichteten Brief heben wir noch folgende treffende Einzelheiten hervor. Es heißt da: Tie Anzahl der Todten auf Sangir ist viel größer als man vermuthete, sie beträgt nach den neuesten Untersuchungen mehr al« 2000; man gibt sich alle Mühe, um die Leichen so schleunigst als möglich zu be graben, um das Ausbrechen anstecken der Krankheiten zu verhindern. Einen ergreifenden Anblick muß die Beerdi gung in der Negorei Bahn gewährt ha ben, wo sämmtliche Einwohner umge kommen sind. Eingeschlossen von zwei Feuerströmen konnten sie an keine Flucht denken und wahrscheinlich sind sie durch dicken Schmeseldamps und andere Gasentwicklungen erstickt. Von einem förmlichen Feuermcer um geben, von oben von einem glühenden Aschen- und Steinregen überschüttet, müssen sie einen entsetzlichen Todes kampf gehabt haben. Bei den meisten Leichen waren die Finger, als Folge gräßlicher Schmerzen, krumm gebogen; eine Mutter fand man, die zwei Kin der in ihren Armen fest umschlossen hielt und sie mit ihrem Körper noch zu schützen suchte. In der Kirche, welche ganz eingestürzt ist. lag eine große An zahl Leichen; die Unglücklichen hatten gehofft, hier sicher zu sein; die Leiche des inländischen Predigers stand noch auf recht auf der Kanzel, er hat den Un glücklichen in dieser surchtbaren Stunde vielleicht noch Muth zugesprochen. In der letzten Zeit hat es in Sangir heftig geregnet, was insosern sehr erwünscht als dadurch von den Bäumen die Asche und der Schlamm entsernt wurden; es werden aber noch viele Mo nate vergehen, ehe man von den neueu Anpflanzungen Nahrungsmittel ernten kann, und bis dahin ist die Bevölke rung auf die öffentliche Mildthätigkeit angewiesen, die sich allerdings in groß artiger Weise geltend macht. Aus Rom lieg-t über daS Attentat, das von einer Lehrerin gegen den vortragenden Rath im Ministerium des Aeußeren, Herrn Passera, verübt wurde, solgender ausführliche Bericht vor: „Am 29. August gegen Mittag fand sich eine schwarzgekleidete Tame. die etwa 28 Jahre alt sein mochte, im Ministerium des Auswärtigen ein und wünschte den Rath Passera zu sprechen. Als der Kavaliere ins Zimmer trat, warf sich ihm die Tame, die sehr a»s geregt zu sein schien, an den Hals und bedeckte seinen Mund mit Küssen, noch ehe sich der Rath der unerwarteten Liebkosungen erwehren konnte. Plötz lich ergriff die offenbar geistesgestörte Dame einen »einen Tafchenrcvolver und gab mehrere Schliffe gegen Passera ab; da sie jedoch mit der Waffe nicht umzugehen verstand, gingen sämmt liche Schüsse fehl. Ein Unterbcainter, der der ganzen Scene beigewohnt hatte, stürzte sich nun aus die jämmerlich schreiende Dame, entwaffnete sie und übergab sie dem Karabiniere, der vor dem Ministerium Wache hielt. Im Polizeiburcau gab sie dem Polizeiin spector Zaiotti ganz wirre Antworten; sie weigerte sich jedoch hartnäckig, über die Gründe, die sie zu dem Attentat veranlaßt hatten, irgend welche AuS kunst zu geben. Später erkannte man in ihr eine gewisse Irene Turko, die längere Zeit in einer italienischen Pri vatschnle in der Türkei als Lehrerin angestellt und etwa vor einem Jahre wegen Unterschlagungen ihre- Amtc-Z enthoben worden war. In Folge die ser Bestrafung scheint sie den Verstand verloren zu haben. Die historische Ausstel tting in Madrid, die anläßlich der Aine nlascier stattfindet, scheint recht sehen-Z -werth zu werden. Die meisten spani schen Bischöse werden die Schätze ihrer Kirche» herleihen, wovon manche über haupt zum ersten Mal ausgestellt wer den und ganz unbekannt sind. An hervorragenden Werten kirchlicher Kunst. an liturgischen Gegenständen, Gewän dern, Handschriften und Gemälden, namentlich aus dem 15. Jahrhundert, wird es daher nicht fehlen. Diese im Verein mit Manuskripten und Jncu nabeln, welche man sonst auch nie zu sehen bekommt, aus den Archiven, zum Theil von hohem historischen Werth, im Verein mit Alterthümern ans der maurische» Zeit, mit den Gobelins aus dem königlichen Schlosse, die ebenfalls öffentlich noch nie ansgcstellt wurden, mit Bildern alter Seeschlachten. Schiffs modellen und Instrumenten aus dem Marine-Museum, mit Kunstgegenstän den und Waffen aus Privatsammlun gen werden ein ungefähres Bild von dem Culturleben der damaligen Zeit geben. Auf der anderen Seite stehen die archäologischen Sammlungen vieler amerikanischen Staaten, sowie die ethnographischen nnd naturwissenschast lichen Gegenstände ans europaischen Museen, die sich auf Amerika beziehen. Zum Beispiel hat der König von Schweden die Sendung mehrerer hun dert Gegenstände dieser Art ans dem Stockholmer Museum anbesohlen. Oesterreich wird glänzend sowohl durch Kunstwerke wie ethnographische Gegen stände vertreten sein. Eineseltsame Hochzeit ssitte herrscht in der Bretagne. Dort will es d:r Brauch, daß, wenn ein Brautpaar den priesterlichen Segen empfangen hat. der Bräutigam der neuen Chewirthin erst eine Ohrfeige mit den Worten: „So schmeckt eS, wenn Tu mich böse machst-, und darauf einen Kuß verabreicht. Als nun einst ein Bretagner ein deutsches Mädchen, ein« Schwäbin, heirathete, wurde ihr eben salls die Ohrseige von der Hand ihres Angetrauten zu Theil. Mit der Sitte unbekannt, wartete aber die junge Frau den Kuß nicht erst ab. sondern gab dem Manne sofort eine kräftige Ohrfeige zu rück mit den Worten: „Weischt, des kann mer scho gar nett g'salle." Ter jnnge Ehemann rieb sich die Wange und wußtc nun wenigstens, daß seine Frau nicht mit sich spaßen lasse. Eine Wasserhose ist am 26. August von zahlreichen Fischern über dem Frischen Haff in der Gegend» zwischen Büsterwalde und Alt-Passarge beobachtet worden. Tie Fischer waren nach der „Hart. Zeitung" gerade dabei, ihr Frühstück einzunehmen, als sie plötzlich durch ein Brausen in der Lust, ansgcschreckt wurden. Bald wurde auch das Phänomen in einer Höhe von ungefähr 200 Metern sichtbar. eS zog bei der Windstille langsam von der Nehring herauf und blieb über der Mittedes Haffes vollständig stille stehen. Nur im Innern zeigte die etwa 20 Me ter hohe trichterförmige Wasserhose eine gewaltige Bewegung, es ging ein feiner Sprühregen von ihr aus, der, von deir Sonnenstrahles beschienen, in Myria den blitzender Fünkchen herniederfiel. Sämmtliche fünf Fischerboote befanden sich thatsachlich in höchster Gefahr, denn bei dem völligen Stillstände der Wasserhose mußte jeden Augenblick ein Platzen derselben befürchtet werden., und kaum waren die Fischer fünfzig Schritte weit geflohen, als thatsachlich die Katastrophe eintrat. Heulend öff nete sich der untere Theil der Wasser hose, und nun ergoß sich ein Strom in'S Haff, der dasselbe auf einer Flüche von mindestens 2000 Fuß Durchmesser in eine derartige Aufregung daß davon die betroffenen Boote unbe dingt dem Untergänge geweiht gewesen wären. Welche Wasscrmassen die Was serhose enthalten haben muß, läßt sich daraus erkennen, daß dieselbe minde stens sieben Minuten mit nngeschwäch ker Kraft herniederströmte. Ein Netz, wurde von dem Wasserstrom getroffen und derart zerrissen, daß nur Fetzen, übrig blieben, die auf dem Wasser um-> herlagen. Auch in dem Dorfe Alt- Passärge ist der Vorgang deutlich be merkt worden, obgleich die Wasserhose mindestens zwei engl. Meilen von dort entfernt war. Ueber das schreckliche Eisenbahnunglück, welches sich am Ein gang des Brüsseler Nord-Bahnhofes ereignete, wird gemeldet: Der zerschmet terte Zug ist der um 7 Uhr Morgens von Antwerpen abfahrende zug, welcher nm 8 Uhr 24 Min. in Brüssel einzutreffen hat. Derselbe war zeitig eingelaufen, wurde aber durch einen auf seinem Geleise stehenden ZuA verhindert, in den Bahnhof einzufah ren. Einige Minuten später traf ans demselben Geleise der Ostender Schnell zug ein, der um 6 Uhr von Ostende ab fährt. Dieser war auch zu regelmäßi ger Zeit eingelaufen, allein beide Züge folgten so r'asch auseinander, daß dem Ostender Zug nicht zeitig die ge hörigen Signale gegeben werden konn ten. Trotzdem gewahrte der Maschinist des Ostender Zuges die Gefahr und machte sofort mit dem Dampfe Halt. Allein es war schon zu spät; der Zu sammenstoß geschah. Wäre der Schnell zug in vollem Gange gewesen, die Ka tastrophe würde eine fürchterliche gewe sen sein. Glücklicherweise wurden nur die drei letzten Wagen des Antwerpen» Zugs zerschmettert und zwar aus sehr eigenthümlicher Weise. Ter letzte Wa gen. welcher also den vollen Stoß der Locomotive des anderen Zuges erhielte ist fast unbeschädigt in die zwei folgen den Wagen gedrungen. Tie Reisenden, welche sich in diesem letzten Wagen be fanden, sind mit dem Schrecken und leichteren Verletzungendavaugekoinmen. Um so schlimmer ging es den Insassen der zwei folgenden Wagen. In einem. Coupee erster Klasse sand man zwei Herren vollständig zwischen den Kiffen zerquetscht; beide schwer am Kopse ver letzt, starben wenige Minuten nach dein Unglück; in den anderen Wagen, oder besser gesagt unter den Trümmern der selben, lagen ungesähr dreißig Reisen de, alle mehr oder weniger schwer ge troffen. Von den Verwundeten sind sechs gefährlich verletzt. Eine Dame aus Lierre und Gemahlin des dortigen Einkommensteuer - Beamten ist die sen Nachmittag bereits gestorben. Zwei andere, darunter ein Pastor aus HanS wyck, welcher am 4. September sein 25jähriges Amtsjubiläuni begehen sollte, sind in Lebensgefahr. Ter Pa stor bekam die Rippen eingestoßen und eine sehr schwere Onctschung am Beine. Das Bein sollte ihm diesen Nachmittag abgenommen werden. Ob der Grei» die Operation überstehen wird, ist noch die Frage. Unter den leicht Verwun deten befindet sich auch der hiesige Kon sul des freien Oranjestaats. Daß kein einziger Reisender von dem Ostender Schnellzug verletzt wurde, ist ein kaum glaubbares Glück. Dieser Zug war vollgepfropft. Es ist der sogenannte „rrsili lies Xlsri«", welcher Montags früh die sehr zahlreichen Kaufleute und> Geschäftsmänner, die den Sonntag in Ostende, Blankenberghe und Heyst bei ihrer Familie zubringen, nach Brüssel zurückfährt. Fünf bis sechs Züge fol gen aufeinander, nm bis 10 Uhr Mor gens die sehr zahlreichen SoiintagsauS slügler zeilig für das Geschäst heimzu bringen. Wäre einer dieser Züge ver unglückt, so hätte man die Opser nach Hunderten zählen mögen. In Europa wird es nur wenigen bekannt sein, daß Nasr-Ebdin ein Freund von alten Münzen nnd Be sitzer einer Münzensammlung ist. wie sie vielleicht kein europäisches Mnuz- Kabinet auszuweisen hat. der seit seiner Thronbesteigung Münzen sammelt, richtete sein Augenmerk aus schließlich aus die Münzen seines Lan des von den ältesten Zeiten bis auf un sere Tage, wobei er den Münzen der Kadjaren, seiner eigenen Dynastie, den Vorzug gab. In dieser Münzensamm lung sind nun alle persischen Kömze von CyruS an vertreten, und sür man ches Exemplar gab der Schah 2000 bis 3000 Francs und oft noch mehr. Be sonders interessant in dieser Samm lung ist eine persische Münze, die sich einst im Besitze Ludwig XI. von Frank reich befand und durch eine besondere Verkettung von Umstünden wieder nach Persicn zurück und dort in die Hände Nasr-EddiiiS gelangte. 7