Deutsch« Soeal«achrtch»«n. / Provinz Brandenburg. Berlin: Unter dem furchtbaren Ver» dachte, feine Frau durch einen Revol verschuß getödtet und dann in das Wasser geworfen zu haben, ward der Postschaffner Hermann Rosenberg aus seiner Dienststelle. Postamt 3 in dcr Oraiiitnbnrgerstraßc. von der Erimi nalpolizei verhaftet. Eine bedeutende FcuerSb,unst hat das Köngliche Pro viantamt in der Magazinstraße heim gesucht, in dein aus Fachwert hergestell ten Hauptmagazin, in welchem 7000 Eentner Haser lagern, war cin Scha denfeuer entstanden, das mit g.vßer Schnelligkeit nm sich griff. Die in großer Stärke erschienene Feuerwehr be schränkte mit großer Mühe das Feuer ans seinen Herd. Das Magazin hat schwer gctilten; große Mengen von Haser sind i'erbrannt. Ein hart näckiger Selbstmörder ist dcr Maurer Karl Töpfer. Nachdem er den vergeb-! lichen Versuch gemacht hatte, sich mit tels eines Messers den Hals durchzu schneiden, grifs cr zu seinem Leibriemen und erhängte sich an cincm Bicrwagen. Dic unlängst verhaftete Näherin Agnes Wabnitz wird im Gefängniß zwangsweise ernährt, da Pe in dcr That ihrem Gelöbnisse getreu, sich weigert, freiwillig Nahrung zu sich zu nehmen. Während zwei Beamte die Gesnngcne halten, flößt cin dritter ihr mittels eines GummischlauchcS die in brciariiae Form gebrachte Nahrung «li. Provinz Ostpreußen. Dcr srüher'e Generalpächter dcr gräf lichen Güter Wicken, Herr Secck, feierte das Fest dcr Diamanthochzeit. —Die Ermittelung dcr Mauriischat'jchcn Un terschlagnngcn in Goldap ist vorläusig abgeichlosscn. Dcr Fehlbetrag bezis sert sich aus 74,840 Mark, wovon durch das mit Beschlag belegte Vermögen des Mauruschat uuqefähr 25,000 M. ge deckt werden. Provinz Westpreußen. Dcr Bau des Fischereihafens in Hela, für welchen dcr Landtag 180,000 Mk. bewilligt hat, ist in Angriff genommen. Die Leitung des Baues ift dem Wasser bauinspector Rohde, früher in Tapiau, übergeben worden. Das im Kreise Briese» gelegene 10,000 Morgen große Rittergut Tembowalonka, welches wäh rcud der letzten 100 Jahre iui Besitz der Familie von Hennig war, ist von dcr AnsiedlungS - Eommission angekauft worden. s In Elbing der Buch druckcrcibcsitzer Heinrich Gaartz. Als Verleger und Herausgeber dcr hiesigen .Altprenßischen Zeitung" hat cr sich lange Jahre um die liberale Sache ver dient gemacht. Unter reger Bethei ligung der Bürgerschaft, soivie in Ge genwart einer großen Zahl auswärti ger Gäste fand in Flatow die Jubel feier des 250 jährigen Bestehens unserer «nangelisc!»» Kirchengemeinde in fest licher Weiie statt. Tas Verschwin den des 54jährigen Sohnes des Maler meisters Karau ist jetzt aufgeklärt wor den. Tas Kind ist auf einem Grund stücke um die Kloakengrube gesallen und umgekommen. Letzter Tage ging das Gehöft des Besitzers Zeliwa iii Swinarz in Flammen auf, nur das Wohnhaus blieb stehen. ES soll Brandstiftung vorliegen, welche einem der hier einquartierten Soldaten zuge schoben wird. P r ov i n z S ch le swig-H ol stei n Aus der Provinz Schleswig-Holstein . sind gegen zu hohe Veranlagung zur Einkommensteuer ungefähr 12,400 Be schwerden eingereicht worden. Wie man von zuständiger Seite erfährt, werden die Antworten größtcntheils nicht so bald zu erwarten sein, obwohl zur Erledigung der Vorlagen das Be amtenpersonal neuerdings verstärkt worden ist. In der „Flora" zn Altona ward die unter dem Protektorat des Qberpräsidenten von Schleswig- Holstein, Herrn Steinmann, stehende Bäckerei- und Konditorei-Ausstellung eröffnet, die in quantitativer wie qua litativer Beziehung recht Bedeutendes bietet. In Itzehoe feierte die Buch druckerei des Herrn Pfingsten, Heraus geber der „Jtzehoer Nachrichten", ihr 75jähri?eS Geschastsjnbiläum. an wel cher Feier alle Mitarbeiter von nah nnd fern Theit nahmen. Ein Hochzeits paar in Rendsburg hatte zu einer Ver . mählungsfeicr eine Gesellschaft einge laden; als es zn Tische gehen sollie, erwuchs den Gastgebern eine Verlegen heit dadurch, daß der Braten sehlte. Derselbe war einem hiesigen Bäcker zum Braten im Backofen übergeben. Als nun aber der fertige Braten abgeholt werden sollte, um die Festtasel zu zie ren. verweigerte derßäcker, vermuthlich in Folge mißverstandenes Ausfassung, aus Grund des Gesetzes über die Sonn tagsruhe. die Herausgabe. Es bedurstc erst verschiedener Laufereien, um des FeftbrntenS habhaft zu werden, der, übrigen« wohlgerathen, nunmehr mit ungeschmälertem Appetit verspeist vurde. Provinz Schlesien. In den sogenannten Weber - Not standsgebieten weilt soeben eine Com- Mission, um im Austrage des Ministers sür Handel und Gewerde diese Gebiete zu besichtigen. Zweck der Besichtigung ist. aus Grund der von den Sachver ständigen gewonnenen Kenntniß der Verhältnisse dem Minister Borschläge zu unterbreiten, inwiesern eine Hebung der Handweberei in diesen Bezirken möglich iit. Die 50jährige Jubel seier des Mäniiergesangvereins „Or pheus" aus dem Friedeberg in Breslau erfreute sich eines außerordentlichen Er folges. Gegen 10,00>> Menschen füll ten die weiten Räume des Gartens. Das Kutiisow-Tcnkmal in Bunzlau wird vom Ring nach dcr Teichprome nade versetzt werden und zwar ausVcr lehrSritcksichteii. Der verstorbene Erz- Priester Lange, Pfarrer in Voltmanns, dorj, hat sein gesammtes Vermögen'»» Höhe von ungefähr 100,000 Mk. zu Händen des Fürstbischofs von Bresla« für Förderung von Kirchenbauten i« Oberschlesien vermacht und den Pfarrer Thomas in LamSdörf zum Testaments vollstrecker ernannt. Noch vor seinem Tode hatte Fabrikbesitzer Robert Kauff maiiii der Gemeinde Ober-Tannhausen ein Grundstück zum Kirchhof geschenkt; jetzt läßt sein Sohn Franz zur Erinne rung an seinen Bater eine Halle bauen, in welcher, bci schlechtem Wetter die Lei chenrede gehalten wcrden kann. Provinz Posen. 5 In Posen der pensionirte Professor, spätere Rentner Braun. Auf dem Wege von Myslenciiuick nach Brom bcrg wurdc ein unerhört frecher Ranb anfall ausgeführt. Auf ein Mädchen aus Osielsk, das sich aus dem Wege hierher befand, traten plötzlich zwei Strolche hinzu und verlangten von ihr da-Z Geld, das sie bei sich trage mit der Drohung, sie niederzustechen, wenn sie es nicht heransgebe. Weinend bat das gcängstlge Mädchen, sie zu schonen, woraus die Gesellen ihr kurzer Hand das Geld einrissen. In Rawitsch be ging die Schüpeiigilde, die zur Zcit 200 Mitglieder zählt, ihr 250jährigcj Ju biläum. Dic Gründung der Schützen gilde fällt mit dcr Erbauung der Stadt im Jahrc 1042 zusammen, und aus diesem Grunde ward das Fest als ein allgemeines städtisches Freudenfest ge leiert. Provinz Sachsen. Eine schon bejahrte, aber noch hei eathslustige Wittwe von Halle a. S., ist einem Schwindler zum Opfer ge fallen, dcr sie um ihr Vermögen von ca. 40,000 Mark betrogen und bestoh len hat. Ter Verlobte der Frau war ein französischer Sprachlehrer „Proses sor" Davenold, angeblich Sohn eines französischen Generals, der seit längerer Zeit m Erfurt wohnte. Tie Frau ließ sich von dem Manne, trotz wohlge meinter Warnungen so umgarnen, daß sie Alles, Hypotheken zc., zu baarem Geld machte.»nd ihm nach Antwerpen nachreiste. In Aachen hat dcr Gauner der vertrauensseligen Frau die ganze Geldsumme gestohlen und das Weiie ge sucht. Ziir Ausnutzung dcr Wasser kräfte dcr Harzbäche ist eine Aktienge sellschaft in Bildung begriffen, die eine elektrische Eisenbahn von Nordhause-.' nach Thale, eine elektrische Straßen bah» in Nordhausen, die elektrische Be leuchtung dieser Stadt und einiger an aerer Harzorte anssühren will. Tic Anlage würde nach ihrer Fertigstellung i» den bcmcrkenswerthesten derartigen Werken in Teutschland, viellcicht sogar n Europa gchörcn. Als kürzlich die l3jührige Tochter des Gutsbesitzers Machetanz in Gölbitz mit einer Freun din spazieren ging, wurde dieselbe von einem jungen Manne, dcr mit cincm Zeschin Spcrlingc schoß, so unglücklich >nit dcr Waffe getroffen, daß sie sofort lusammcnbrach. Dcr Brauereigar-- >en in Thale war jüngst der Schauplatz eines nusrcgcnden Ereignisses. Ter Äuchhalter Mcycr von der Firma Bur chardt ck Eo., versuchte den Braumei ster durch mehrere Revolverschüsse zu todten; die Schüsse gingen glücklicher weise sehl. Am Tage vorher fand zwi schen M. und dem Braumeister ein Wortwechsel statt. Nach der That setzte M. sich ruhig »n den Garten und trank noch Bier, als ob nichts geschehen wäre. Meyer mnrhc verhaftet. Provinz Hannover. Ter besonders in der Harzgegend als ocialdcmokratischcr Agitator bekannt gewordene Heinr. MatthieS ist wegen des Verdachts des Meineids in Elbinge rode in Haft genommen worden. Wegen der egyptifchen Augenkrankheit mußten in Eschede verschiedene Schul llasseu geschlossen werden. Dcr Hos besitzcr Hagen in Gödringen ward vom Tchossengericht wegen Taufens der Milch zu 1 Monat Gefängniß verur lheilt. Eine eigenartige Industrie hat sich in Lauterbcrg und in Borbi? im Lause dcr Jahrc entwickelt, nämlich die Stnhlsabrikation. In derselben sind B—9oo Arbeiter beschästigt/welche im letzten Jahrc ctwa 15,000 Dutzcnd Stühle zn ca. 800,000 Mark Werth anscrtigten. Ter Absatz war gedrückt. GroßcsAussehen ma»)te die eriolgte Verhaftung des Kämmereikassengehilsen L. in Osterode; derselbe galt immer sür sehr wohlhabend, besaß er doch eine zanze Anzahl Häuser und bedeutenden Grundbesitz. Tie Verhaftung soll un ter dem Verdacht der Veruntreuung von Kirchengeldern erfolgt sein. Ein be gehrter Posten ist ' die Stelle eines StndtbaumcisterS in Peine. Um den -etzt vacanten Posten haben sich nicht weniger als 80 Personen beworben, vom jüngsten Vausührer bis zum er grauten Baurath.—f In Stade dcr ttommerzienrath nnd.Ä/nator Theodor Eornelsen, Inhaber der betannten Weiiigroßhandlung von Webder «k Sohn. Provinz Westfalen. Zu den merkwürdigsten Baumriesen Westfalens gehört unstreitig die Eiche, welche auf dem Pfarrhose zu Erie steht: Ter Stamm mißt am Boden sast 14 Meter im Umfang. DK Krone hat einen Umsaiiq von .'>s Meter. Tas Alter des Baumes ist nicht bekannt; nachweislich wurde im Jahre 1441 Pehlugericht unter demselben gehakten. Im Laufe'der Zcit ist er imlnneren hohl geworden, so daß 20 Personen in demselben P a.; finden können. Am städtischen Schlachthanse zu Tort mund explodirte der Ammoniakbehältcr der Eismaschine. Ter Obermaschinist Menke ward derartig mit der ätzenden Flüssigkeit überschüttet und in erstickende Dämpfe gehüllt, daß er bald eine Leiche war. Was die Iserlohner im Efjen »nd Trinken leisten können, davon gab die „Alexandcrhöhe" während des Schützenfestes beredte Knnoe Sollen dort doch nicht weniger als ca. 20,500 Brödchen verspeist, und diese mit etwa 195 Hektoliter Bier hinuntcraei'vült worden sein!' Das Bürgcrschützen- Corps in Lübbecke feierte sein 400 jähr iges Jubiläum. Die noch vorhandene Stiftungsurkunde datirt aus dem Jahre 141>2. Zur Feier fand auch cin historischer Festzng statt. Die Stadt war ans'S herrlichste geschmückt. Noch niemals hat wohl Lübbecke eine solche Menschenmcisse in seinen Straßen ge sehen. sln Soest dcr Geheime Justizrath Leiitzc. Die Voruntersu chung gegen den Bankier Heinrich Her brecht von Unna wegen zahlreicher Wechselsälschungen in Höhe von mehr als Million Mk., Betruges und Un terschlagung, ist jetzt abgeschlossen, und die Hauptverhandlung wird wahr scheinlich im Monai September dieses Jahrcs stattfinden. Die 100 jährige Jubelfeier der Schützcngcfcllschaft War burg wurde festlich begangen. Trotz der mannigfachen Stürme, welche die Stadt im dreißigjährigen und im sie-- bcnjärigen Kriege erlebte, hat sich dic Gesellschaft bis auf den heutigen Tag eichalten und fogar ihr kunstvolUs Kleinod des jetzt berühmt gewordenen Silberfchmiedes Anton Eisenhoit be wahrt. Rhcinprovinz. In Kreuznach wurde das inmitten ocr Stadt gclcgcnc prächtige Anwesen Kisky'S Wörth sammt ausstehendem Wohn- und Hotelgebäude vom Fran ciskancr-Ordcn für die hiesige Nieder lassung dcr Waldbreitbacher Kranken brüder angekauft, und zwar zum Preise van 105,000 Mark. Die vorhandene» Räumlichkeiten sind zn Krankenhaus zwecken bestimmt nnd wcrden mit einer größeren Zahl Ordensbrüder belegt werden. In dem Dorse Rath ist der Neubau des Pfarrhauses eingestürzt, wobei ein Arbeiter getödtet und ein zwei ter schwer verletzt wurde. Von eincm schwcrcn Schicksalsschlage wurde der Stadtverordnete Baurath Tau in Trier getroffen. Tie Frau und eine htühende vierzehnjährige Tochter des Bauraths, die sich bci Vcrwandtcn in Ncuhos an der Ostsee anfhicltcii, sind beide beim Bade» ertrunken. Königreich Sachsen. Der Schneidermeister Eulitz in ?osch .vitz, der bei dem Turnverein die Stelle des Kajsirers bekleidete, ist spurlos ver schwunden. Derselbe hat eine Fran und eine leere Kaffe hinterlassen. Ter Verlust des Turnvereins soll sich aus 1000 Mark belaufen.. Die Gehöfte der Gutsbesitzer Pfeifer und Gottlieb Carl in Netzschkau sind ein Raub der flammen geworden. Der in Bad Kissingen verstorbene Hermann Man- hat dcr Stadt Schöneck i. V. 150.000 Mk. gcstistet, wosür 15 Jahre nach seinem Tode ein Voltsbad errichtet werden soll. Fabrikarbeiter Schmidt in Tcuchern mißhandelte nach einem Ehescheidungstcrminc seine Eh-srau auf brutale Weife und feuerte schließlich noch v Schüsse auf die unglückliche Frau ab, die aber sämmtlich nicht trafen. Der Mann wurde verhaftet. Gemcindcvorstand Hoffman» in Nermsdorf, dessen Verschwinden wir kürzlich meldeten, soll als Leichnam bci Riesa aus dcr Elbe gezogen worden sein. Thüringische Staaten. s In Altenburg Justizrath Schuster, Gerichtsamtmann a. D. Die Tur nerschast in Apolda ist vom Geraer KrciSturiisest siegreich zurückgekehrt. In turnerischen Kreisen nennt man solche Ersolge geradezu unheimlich, wenn man bedenkt, daß bei einer Zu sammenkunft von 5000 Turner» aus !00 Vereinen eine einzige Stadt ein Drittel von fünfzig beim Wettturnen vertheilten Preisen (und darunter auch noch de» höchsten Preis) nach Hause tragt. Wie sicher verlautet, ist eine neue Bah» projectirt: Ichtershausen, Kirchheim. Errleben. Achelstädt. Witz leben, Eschleben. Dienstädt, mit Ab zweigungen nach Kranichfeld, Remda, Rudolstadt. Für die Hinterbliebe nen des in Coburg bei einer Feuers brunst verunglückten Feuerwehr-Ober steigers Beyer haben weitere acht Feiier versichcruiigsanstaltcn insgesammt 050 Mark Untcrstützullgsbeiträge gezahlt, so daß die gesammelten Beiträge sür die ihres Ernährers beraubte Familie sich aus 2000 M. belaufen. Die Gemeinde Debschwitz hat beschlossen, einen Marktplatz anzulegen, und ebenso zieht man den Ban einer eigenen Kirche in Erwägung. Der seit Kurzem am Kanalbau beschäftigt gewesene Schacht meister Ahrens in Eiscnach ist. ohne seinen Verpflichtungen feinem Arbeiter personal-gegenüber nachgekommen zu fein, verschwunden. Die Stadt kapelle in Gera hat Einladung erhal ten. 1803 bei der Weltausstellung in Ehicago mitzuwirken und zwar unter sehr glänzenden Anerbietungen. Am 10. Juli waren 100 Jahre seit dem Tage verflossen, an dem 500 Stu direndc, die sämmtlichen Landsmann schaften, die Stadt Jena wegen Be schränkung der akademischen Freiheit durch den damaligen Prorektor Ulrich und verstimmender Maßnahme» dcr wcimarischcn Rcgierung in scierlichem Zuge verließen und sich nach dem Dorse Nohra auf Erfurter Gebiet begaben, wo sie Verhandlungen wegen Aufnahme an dcr Erfurter Universität einleiteten. Doch kam ein Ausgleich mit Weimar zu Stande und am 23. Juli solgte die Rückkehr nach Jena, die zu einem Fest tag sür die Stadt murde. Königreich Bayern. Privatier Spießt in MartinSbnch yat sich, wahrscheinlich in einem Zu stande der Unziirechnungssahigtcit. erhangt.—Ter Hagelschaden, der durch das Unwetter am Juli in Mittelsinn angerichtet wurde, beirägt 200,U00 M. filier der bclaiintesieii Großötono inen, Landrath Schricker in Neudes, verlor durch einen unglücklichen Stur, in der Scheune sein Leven. Zur Er haltung des millelalterlichcn CharaclerS der Stadt Nürnberg hat die KreiSregie runa den Erlab einer or«Svoli»eitichen Borschrist genehmigt, wonach bei Auf führung von Bauten in der Nähe der mittelalterlichen Befestigungswerke oder der alten Hohenzollernburg aus den Character der Umgebung Rücksicht ge nommen werden soll. Der vor Kur zem hingeschiedene Kansmann Absmayt in Passay hat dcr sreiwilligcn Sani tätscolonnc ciiicn namhaften Betrag zu AllSrüstuiigszwecken letztivillig überwei sen lassen. Bei herrlichstem wurde das sränkische SängerbuiideSsest in Schwcinsurt eröffnet nnd jeder Zug brachte Schaarcu von Sängcrn mit, bis cndlich dic Extrazüge von Nürnbcra und Würzburg das Hauptcoutiiige»' stellten. Königreich Württemberg. Das Schnllehrerseminar in Eßlingen feierte das 25jährige Amtsjubiläuiii des Professors Müller. Der Verein Bahiihosvorstadt Heilbronn will auf dem „Kaiser Friedrichsplatze" ein Standbild des Kaisers Friedrich in Bronze errichten. Als Auswand dafür sind 10,000 Mk. in ?tiiSsicht genom men, cin Theil die cr Summe ist be reits von Mitgliedern gezeichnet. Kommerzienrath Wilhelm Franck, der Senior des weltbekannten Hauses Hein rich Franck Söhne in Lndwigsburg be ging die Feier seiner 50jäbrigen Ge schüftSthätigkeit. Welchen riesigen Aus schwung die Franck sche Zichorienfadril in dem vergangenen halben Jahrhun dert genommen, ist bekannt. Der kürzlich verhaftete Kassier dcr vcrkrach ten Spar- und Vorschußbank in Buob, gegen welchen wegen verschiedener Ver gehen gegen das Genossenschastsgesetz das Untcrinchiingsversahreii eingeleitet worden ist, ist gegen Leistung einer Kaution von 10,000 Mk. ans der Un tersuchungshaft entlassen worden. An den Tagen des Schwäbischen Lie dersestes in Reutlingen sind auf dcr Eifcnbahn in 52 Sondcrzügcn ctwa 25,000 Personen besördert worden. Trotz des großen Besuches der Aussüh rungen sowie des FestplatzeS wird sich für die Fcststadt cin Deficit von mehre ren Tausend Mark «ergeben.—ln Bai hliigeii a. Enz hat Kommcrzicnrath Herin. Franck mit seinen Geschwistern, Frau Prof. Ott und Karl Franck in Linz, dercn Familie a»S Vaihingen stammt, znr AiiSsührniig eines Ehors in der Vaihinger Kirche die Summ von 12,000 Mk. zugesagt. Großhe r z o gt hu in Baden. In Gaggenau ertrank der 12jährige Sohn des Fabrikschlossers K. Stöcker in dcr Mnrg. Die Kienriißsabrik von Ehr. Toll in Griesbach brannte voll ständig nieder. Oberiiigenienr Fuchs aus Heidelberg starb in München. Ter Buchhalter Karl Walter in Tors Kehl hat sich in einem Ansall von Gei stesstörung erschossen. Ter Ruder- Verein „Neptun" in Konstanz hat bci dcr süddeutschen Verbandsregatte in Eannstatt den Ehrenpreis dcr Stadt Cannstatt gcwonncn. Die Eheleute Beckendach in Mannheim mißhandelten ihr 4—5 Jahre altes Mädchen in einer Weise, daß der Tod des armen Kindes die Folge war. Das Ehepaar wurdc verhaftet. —Der frühere Bürgermeister Müller in Rheinweilcr wurde wegen Brandstiftung, Betrug u. s. w. zu ll Jahren Zuchthaus verurtheilt. — fln Ueberlingen der Bezirksingenicur a. D. Ehristiaii Fischer, von dem eine ganze Reih: interessanter Bauwerke herrühren, so die Tunnels am Meiner Klotz und unter dem Schloß zu Heidelberg, die Rheinbrücke in Konstanz, die Eisen bahnbrücke in Ladenburg und ander« hervorragende Bahn- und bauten. Aheinpsalz. Unter außerordentlicher Theilnahme ging in Speyer das 13. Schützenfest «n 17. Juli zu Ende. In Callbach fand unter Betheiligung von 15 aus wärtigen Vereinen die Fahnenweihe oes Männergesangvereins statt. Die Festrede hielt Lehrer Quiring. Wäh rend der Vorsührung der Stabübun gen bei dein Gauturnfest in Dürkheim stürzte eine Schutzhalle ein, auf deren Dach sich ungefähr 100 Zuschauer be fanden. Verletzungen kamen glückli cher Weise nicht vor. In einem Lei tungskanal der Badischcn Anilin- und Sodasabrik in Ludwigshasen fand dnrch Unvorsichtigkeit des Maschinisten Unrath eine Leuchtgas-Explosion statt, wodurch Unrath getödtet und Maschi nist Wild sowie der Arbeiter Thalmann leicht durch Brandwunden verletzt wur den. Ter Schaden der Fabrik beträgt 25,000 Mark. In Pirmasens wurde die Ehesrau Wahl von ihrem Bruder Georg Kämmerer, der erst seit Kurzem «ine dreijährige Gesängnißstrase hinter sich hat, überfallen und durch einen Stich in den Rücken nicht unerheblich verletzt. In Oberalben entstand aus unbekannter Ursache ein Brand, der in kurzer Zeit das Wohnhaus des Schuh machers Gras, sowie dasjenige des Tüncher» Schneider und zwei dem Ackerer Jakob Kuutz gehörigen Schweine ljälle in Asche legte. Elsaß-Lothringen. Ein« merkwürdige Erbschaft aus der Zeit der französischen Herrschaft ist noch de» Reichslanden verblieben: die Thür- und Fcnstersteuer. Für jede Thüre »nd jedes Fenster eines Neubaus muß eine bestimmte Steuer entrichtet wer den. Tic Abneigung gegen diese Licht und Lust besteuernde Abgabe tritt jetzt um so kräftiger in Erscheinung, als das französische Nachbarland burch es nen Beschluß der Teputirlenkammcr die kulturwidrige Steuerreform über Bord gcworsen hat. Mit R«t>t sragt man, ob die Steuer als bleibende Einrichtung in alle Zukunst bestehe» solle, nachdem Frankreich, das Land, wo die Thür- und Fcnstersteuer im Jahre 1798 er suiiden wurde, mit der Aushebung die ser unberechtigten Abgabe vorangegan gen sei. Tie Kaiserin Viktoria hat der Tienstmagd Anna Teiß in Blotz hcim, welche ein halbes Jahrhundert bei der hiesigen Schloßherrn-Famili« «reu gedient hat, das goldene Kr-uz verliehe». Schon die Voreltern mit Eltern der treuen Dienerin standen bei derselben adeligen Familie in Diensten. Der kaiserliche Statthalter hat für die Hinterbliebenen dcr Veriinglücktcn in Jfcnhcim 1000 M. bewilligt. Vor einige» Tagen fanden drei schul knaben in der Massig bei Kirchheim un weit dcr Nciimühlc 426 Münzcn aus sast allcn Staatcu Europas, von 1750 bis 1875 geprägt. Mecklenburg. An Volksschullehrern zählt Mecklen burg 1800, von welchen 500 keine Aus bildung ans dem großherzoglichen Se minar erhalten haben. Das Gehalt der zweiten Lehrer im Alter bis zu drei ßig Jahren beträgt 540 Mark nebst nnmöblirter Wohnung nnd Feue rung (!) Das Wirtschaftsgebäude des Ritterguts Lichtenberg brannte ab. Es liegt Brandstiftung vor und ist ein Polnischer Arbeiter verhaftet worden. — Bci dem Ausfliachten für das Neben fiel zwischen der Pfarrkirche nnd dem Rathhanse wurde eine große Anzahl von menschlichen Gebeinen, tlicilweise noch mit vollständigem Gcbiß erhaltene Schädel, Knochen, viele Sargbeschlägc »nd cin Haarschmuck mit Haarcn aus gegraben. Vor wohl 200 Jahren war die Umgebung der Pfarrkirche Beerdi gungsplatz. Tie kolossale Stärke und Länge der wohlerhaltenen Oberschenkel knochen zeugen von dem herkulischen Körperbau der Vorfahren. Ter Haar fchmiick wie einzelne von den Sargbe schlägen dürften dei»Altcrtl>uinSmuseum hierselbst überwiese» werde,;. Dem Maler Fritz Grevc, Sohn des Hosde.o rationSmalerS Greve in Malchin ist bci der diesjährigen Preisvertheiluug an der kgl. Kunstakademie in Berlin wie derum cin erster Preis, und zwar sür Composttions - Arbeiten, zugesprochen worden. Oldenburg. Dem früheren Oberbürgermeister in Oldenburg, v. Schrenck, sind von dcr ihm zuerkannten Gesängnißstrase neun Monate erlassen worden; er hat sich nach Hamburg begeben, wo er eine Privatstclliing erhält. Der Apothe ker Dietrich in Delmenhorst zog sich da durch schwere Brandwunden zu, daß ihm eine Mischung im Laboratorium explodirte. Die Bahnstrecke Elleii scrdammersiel-Bockhorn wird voraus sichtlich in drei Wochcn fertiggestellt sein; es kann dann dcr Bau dcr Strcckc Varelerhaven-Bockhorii rascher gefördert werden. Zur Zeit ist man mit der Ausmessung der Bahnlinie Bockhorn- Zetel eisrig beschäftigt. Schweiz. In AriSdorf wurde das 50jührigc Dienstjubiläumdes Lchrers Pius Wen ger begangen. Tie meisten Lehrer des Bezirks »nd der Kantonalvorstand wa ren bei dieser schönen Feier zahlreich er schienen. In Bischoffszell wurde die Erstellung einer Wasserversorgung mit Hochdruck für den Hausbedarf sowie sür Hydranten und kleingewerbliche Moto ren beschlossen. Bei dem diesjähri gen Schützenseste in KlaruS weilte im Schießstand auch ein 80jähriger Berner Schütze Namens Jakob La»?, Käs händler von Koppigen, der schon auf 24 Schüßensesten den Stichdoppel löste. Vom 18. bis 1!». Juli wurden am eid genössischen Schützenfest gelöst: 5238 Hauptdoppel, 4454 Militärdoppel, 19,- 708 Linthdoppel, 580 Tödidoppel und 6751Glärnischdoppcl.Kehrmnrkeii wur den gelöst iin Hauptverkehr 1,200,000, im R>evolvervcrkehr 141,441. s In Solothurn Oberst Fröhlicher im 83. Lebensjahre. Er war srühcr Re gierungsrath und nahm seiner Zeit im gesellschastlichen und künstlerischen Le ben der Stadt eine hervorragende Stel lung ein. Oesterreich. Im zweiten Quartale des Jahres 1801 wurden in Wien ca. 1000, Heuer in, gleichen Quartale mehr als 1800 Pserde geschlachtet, also um 200 Stück mehr als im Vorjahre. Auch ein Zei chen der Zeit, aber gewiß kein gutes.— Der Börsenbesucher Berthold Loschitz wurde in dem Augenblicke, als er sich anschickte, das Ordonnanzzimmcr des Arztes zu betreten, um diesen zu consul tiren, vom Tode ereilt. Der kürzlich verstorbene Privatier Herr Jacob Mayer vermachte der Badener KiiltuS gemeindc 2000 sl. sür einen Fonds zur Errichtung eines jüdischen VersorgungS hauses. Die am 4. Juli in der Bili iier Emcran-Zcche verschütteten drei Arbeiter sind noch lebend hervorbesör »ert worden, nachdem dieselben siebzehn Tage ohne Nahrung gewesen waren. Aus Anlaß des sechsten dentsch-östcrrci-' chische« KreiSturnsestes in Budweis, zu welchem mehr als 2000 Turner gemel det sind, ist die Stadt reich und ge schmackvoll decorirt. Im Steiicramte >u Fiume ist eine große Defraudation entdeckt worden. Gegen sämmtliche Tteucrbeamte wurde eine Tisciplinar untersuchung eingeleitet. Tic Beam ten hatten immer kleinere Beträge ein geliefert. als sie eingehoben hatten. Wenn die Mahnungen eintiefen, ver faßten sie Protokolle über fruchtlos vorgenommene Psändungcn, die sämmtlich fingirt waren. Tiefe Mal verfationen reichen bis auf das Jahr 1884 zurück. —ln der Schrauben !l»l> Nietenfabrik der Firma A. Urban Sö)ae in Florisdorf brach ein gro zes „nier aus, durch welches di>s Mo zell'iiagazin und andere Waarenge zände vernichtet wurden. AIS die ivegeit ihres ansgebreiteien Lbsthan delS betannten Gebrüder Schütz aus Tpitz und deren Schwester mit einer mit Qbst beladenen Zille in Weißeu lirchen landen wollten, stießen sie der irt unglücklich an die Schiffsbrücke, daß sie Zille umkippte. Tie drei Insassen fielen in s Wasser; die Schwester rettete sich, die Gebrüder Schütz dagegen er 'ranken. Das sicherste Mittel, ein Aeheiminß zu ersahren, besteht oft da rin, daß man nicht danach f-eagt. Dte Königin Eltsabetl v»n England hatte eine besonder« Schwäche sür Schmeichelei?», die ihre, körperliche» Schönheiten gezollt wurden. Der berühmte Raleigh erwarb sich du unwandelbare Glinst der Königin durch einen einzigen Akt der Huldigung, in dem cr scincn kostbaren Sammctmantcl über eine Psütze breitete, die die Köni gin überschreiien mnßte. Eine andere Huldigung brachte ihr cin Mitglied de, spanischen Gesandtschaft, der Herzog Vilo Medina dar, wovon uns ein gleichzeitiger englischer Memoirenschrei ber erzählt. Der Herzog war von her vorragender männlicher Schönheit nnl verband damit Kühnheit nnd Ritter lichkeit. Bei einem Turnier, das zu Ehren der jungfräulichen Königin ge gcbcn wurdc, zeichnete sich Medina be sonders aus. so daß er den Dank de§ Tages von Elisabeth erhielt. Bci die ser Gelegenheit fragte Elisabeth den Grand'ii nach dem Namen seiner Dame, sür welche cr gekämpft hätte. Der Herzog wurde von der Frage betroffen und versetzt« endlich, er trüge allerdings in jedem Kampse die rothe Rose zu Ehren de. Dame seines Herzens, doch wage ei nicht, den Namen der Dame auszuspre chen; am Tage seiner Entlassung aber wolle cr der Königin das Bild »her senden, welches die Dame darstcllc. „Aber wenn es nur treffend ähnlich ist?" lächelte Elisabeth. „TaS ist es sicher, Majestät!" war dic Antwort de? Herzogs, mit der cr sich zurückzog. Bald darauf vcrlicß die Gesandtschast England, nm an den Hos König Phi? lipps zurückzukehren. „Und das Bild Ihrer Dame, Herzog?" sragte die Kö nigin den Granden bci der AbschicdS audienz. „Euere Majestät werden cs morgen nach meiner Einschiffung er halten!" antwortete Medina. Am anderen Tage erhielt Elisabeth ein ver siegeltes Packet durch einen zurückgelas senen Diener des Herzogs; hastig rix sie cs aus, um die AuSerwälilte dcS schönen Spaniers sehen. Aber wk groß war ihr Erstannen, als sie nur einen Spiegel fand! Als sie in daü strahlende GlaS blickte, wußte sic, wcm dcr ritterliche Mann gehuldigt hatte, und die Königin bewahrte diese Lie beserklärung des schönen Spaniers bis an ihr Lebensende mit größter Sorg falt ans. Sehr schwere An schul dignngcn richtet das Kind eines Berli ner Handwerksmcistcrs gcgcn die Peter niann'sche Zigcunerbande in Wcißcnsce. Der am 8. Novcmber 1880 geborene Sohn Karl des Schuhmachcrmcistc'S Hoffmann, Zosscncrstraßc 22, ging am lo..Scptcinbcr 1800 Nachmittags mit seiner damals 5 Jahrc altcn Schwcstcr Olga nach dcin Krcuzbcrg, um dort zu spielen. Beide Kinder bemerkten einen in dcr Hascnhaide lagernden Zigeuner trnpp, und da Karl Hoffmann nciigic rig war, das Trci.keu kenne» zu lernen, schickte er seine Schwester nach Hause und näherte sich der Bande. Kaum war er dort angelangt, so faßte ihn eiiu Zigeunerin, wnrf ihn ans einen Wagen und verstopfte ihm den Mund mit Pa pier und Tüchcrn. Die Baude soll donn nach Teltow gefahren und darauf in Weißenscc aufgetaucht sein. Hier sei der Knabc 10 Wochcn lang gcfangcn gehalten worden, bis dic Zigeuner sich wieder auf dic Reife be geben haben. Sie haben mit dem Kinde Deutschland, Oesterreich, Däne mark, Rußland und Elsaß-Lothringen durchstreift. Schon kurz nach dem Verlassen von Wcißcnsce will das Lind bei Görlitz den ersten Fluchtversuch ge inacht haben, aber wieder eingeholt und zur Slrase mit eincm Messer im Ge sicht verletzt worden sein. Narben, dic dies bestätigen können, zeigen sich am Auge und an der rechten Wange. Tann ist dem Knaben erklärt worden, daß cr bci cincm zwcitc» Fluchtversuch getödtet wcrden würde. Am 25. v. M. ist es dem Kinde geglückt, in einem Torfe bei Elsterwcrda in Sachsen zn entwischen. Ter OrtSvorstcher in Plessa hat sich seiner angenommen, nachdem cs nach vielen Irrfahrten dort anlaiigte, »nd hier hat ihn sein Vatcr am Sonntag Abcnd abgcholt. Mcrk würdig blcibt cs, daß Karl Hossniann in Plcssa seinen Namen nicht angab; er will theils in Furcht gelebt haben, theils soll ihm nicht geglaubt worden sein, daß cr'tiarl heiße, cr habe Hngo Schmidt hcißcn solle». Tie Untersu chung ist eingeleitet worden. Wie schon gemeldet, ist icr Verbrecher, der den in einem Coupe erster Klasse allein reisenden Bischof von Foligno Mfgr. Frederici, crmvrdcl hat, bereits verhastet worden. Ter Mörder ist cin Schlosser Namcns Pag gioni. 'Man fand bci ihm den Ring des Bischofs. Tic Kleider des Bischofs waren, als man ihn crniordct im Coupe snnd., ganz zcrsctzt, aus seinem Gcbct biichc fehlten Blätter. Poggioni wird mit eincm Weichenstcllcr aus Assisi .onsrontirt werden, welcher einen Mann mit blutbeflccklen Kleidern nnd zer schnndcnem Gesichte sich waschen sah. Man vcrmnthct, dcr Mörder sei von dem schnell sahrcnden Zuge abgesprun gen. Ter Dic.ier, dcr in ciiiem ooupe dritter Klasse fuhr, hat seinen Herrn zuletzt in der Station Affin gc schcn und nichts AnffälligeS bemerkt. Der Mord geschah offenbar durch Ham merschlage, Schädel und Genick des Er mordete» sind zerschmettert und das Gesicht unkenntlich. Das Innere des Coupes bot einen graueucrregcudeii Anblick. Tic Sitze und dcr Bode» wa ren mit Blut l»s>cckt, dir Einrichtung theilweisc zertrümmert und .zersetzt. Ter 48jahrige Bischos scheint sich ver zweiselt gewehrt zu haben. Um so iin erklärlicher ist eS. daß das Zugpersonal und dic Passagiere im Nebcneoiipc nicht das gcringste Geräusch vernommen ha den. TaS Ereigniß veranlaßte zahl reiche Vermuthuugen; man glaubt je doch, daß ocr Mörder einen Rank» beabsichtigte, da auch das werthvollc Goldkreuz des Bischofs und andere Kostbarkeiten ichlcii. Folgende lustige Ge schichte wird aus Nizza berichtet: Zu Anfang dieses Jahres siedelte ein rei cher Kaufmann aus Bordeaux nach Nizza über. Nach kurzer Zcit stattete er natürlich dcr Spielbank in Monte Earlo einen Besuch ab und ebenso na türlich ist es, daß cr den größten Theil seines Vermögens am grünen Tische verlor. Anstatt nun zniii Revolver zu greisen, waiidte er sich an die Verwal tung der Spielbank und verlangte ein Viaticum, aber nicht ctwa die üblichen 300 Francs, sondern einen anständige ren Zehrpfennig. Die Verwaltung zahlte ihm wirklich 3000 Francs ans, die dcr Hcrr von Nizza mit schöncn Frauen durchbrachte. Als das Geld zu Ende war, pilgerte er wieder nach Monte Carlo und drohte, sich vor den Augen sämmtlicher Verwaltnngsrüthe erschie- . Ben zu wollen, wenn ihm nicht noch einmal Reisegeld bewilligt werde. Tie Herren, an solche Drohungen längst gewöhnt, schlugen jedoch seine Bitte rundweg ad. In seiner Noth schrieb er einen rührenden Brief an die Prin zessin Alice von Monaco, die der Spiel bank nicht sehr hold ist, schilderte ihr seine traurige Lage, sprach von Selbst mord und anderen traurigen Dingen nnd erreichte auch, daß ihm infolge drr Vermittlung dcr Prinzessin schon TagS daraus 20,000 Francs von dcr Bank zurückgezahlt wurden. Tas war im Monat Mai. Seit dieser Heit hat dcr intelligente Franzosc dasselbe Maiiöver schon sünsmal mit demselben Erfolge versucht, so daß er nicht nur seinen ganzen Einsatz wieder erhalten, sondern bereits 15,000 Francs verdient hat. Teiln, da die Prinzessin eine empfind same Seele ist, die nicht von Selbst mord reden hören kann, schickt sie dem armen Manne, dcr sich noch immer als ausgeplündert darstcllt, so oft cr cs wünscht, Anwcisuiigcn aus die Spiel bank. Tic Verwaltunqsräthe sind ganz außer sich, daß sie ihren Meister gesun den haben nnd haben ihm wissen lassen, daß sie jetzt nichts mehr dagegen hätten, wenn er sich das Leben nähme. Dcr socialdcmokrati schen „Mecklenb. Volks-Zeitung" wird aus Mirow geschrieben: „Hier besteht seit 200 Jahren noch eine alte Sitte nach Aussage des Präpositus sclbst, welches glaubhaste Zeugen bestätigen könne», daß jedes erwachsene Kirchen mitglied dem Geistlichen ein Opser brin gen muß, und zwar halbjährlich in Gestalt von sechs Pfennigen, sür eine Familie 12 Pfennige. Dieses Opfer ist nnn im Laine dcr letzten Jahre«on den meisten Kirchenmitgliedern sehr widerwillig bezahlt worden, weil nach unserer heutigen Gesellschaftsordnung keiner mehr etwas bezahlen mag, wovon cr sich nicht die nöthige Erklärung ma chen kann. Da nun die Mecklenburger resp, die Mirower zu denken ansangen, so hak der Genosse E. Rode hierselbst dieses Opser rundweg zu bezahlen ver weigert, was ebenfalls ein anderer Ein wohner, Namens E. Stelt, der auch in dem Gerüche eines Socialdemokraten steht, gethan hat. An diesem Letzteren hat nun dcr Herr Präpoijtus für feine Weigerung ein abschreckendes Beispiel statuirt, und zwar wurde mit Hilse der Polizei, nicht vom Gerichtsvollzieher,, der Execntionsmog beschritten und vom Amtsdiencr demselben ein Schwein im Werthe von 45 Mark gcpsändct, wo durch das bcsagtc Opfer bezahlt wurde. Da nun aber bei dem öffentlichen Ver kaufe des Schweins trotz polizeilicher Bekanntmachung in dcr „Mir. Ztg-" sich keine ernsthasten Käuser, sondern nur Neugierige einfanden, so wurde dem Genossen E. Rode als dem Meist bietenden das Schwein aus das Gebot von 20 Mk. zugeschlagen »nd zog das Schwein alsdann, verwundert grun zend, wieder in seinen Stall zurück. Von diesen 20 Mk. sind dann dem Aus gepfändeten 17 Mk. 87 Pfennige wie der eingehändigt, von den 2 Mk. 13 Pfennige sind dem Herrn Präpositus seine 12 Psennige Opfer bezahlt, und wozu die sonst noch übrig bleibende Summe verwandt ist, danach hat E. Stelt nicht gefragt, sondern diese Frage dcr Zcit überlassen. Dcr „M agd c bn rg cr Zc i - tiing" wird aus Wiltcn (Tirol) unter dem ersten August berichtet: Gestern Abend acht Uhr begann im EircnS Holzmüller aus dem Marktplätze in Wiltcn die „brillante Erösfnungs-Vor stellung." Tas „gegen alle Unbilden der Witterung geschützte EirciiSgebände bestand ans dem bekannten großen Zelte, dessen Hauptstütze ein Mast im Mittelpunkt ist, während im Kreise ge ordnete Psähle die sciUichen Stützen abgeben und zugleich die Lanipcn tra gen. Hier waren diese Psähle aber nicht, wie sonst üblich, in die Erde ein gerammt. sondern blos ausgestellt. Eben hatte eine Künstlerin ilire Vor stellung ans dem bekannten „Schimmel" beendet, als sich ein starkes Gewitier z» entladen begann. Sturm. Blitze, Tonner und ein wahrer Wclkeiibruch gingen über uuS nieder, und bedenklich schwankten die Pfähle und mit ihnen das ganze Zelt. Gerade begann das zahlreich erschienene Publikum den l'ir cus zu verlassen, als dcr Mittelpiahl nachgab und umstürzend das Zeltdach mit sich riß. Tic Scene war eine schauerliche! Finsterniß, nur von den schnell auscinandcrfolgcnden Blitzen er hellt, Tonner, Wind und nicdcrströ nicnder Regen! Dazu das Geschrei dcr Leute, die unter der Leiucwaiid begra ben lagen, das Toben der Leute außer halb es war wirklich schauerlich! Zum Glückt waren in einem benachbar ten Gasthause Mitglieder der freiwilli gen Feuerwehr anwesend, die sosort z» Hülse eilten und die unter dcr Helt ltinewand Begrabenen befreiten. Nur ein Mann erlitt eine Verletzung dcr Wcichc. Es ist dies cin Zugführer der Arlbergbahn, auf welchen der schwere Mittekmast niedergestürzt war. Aerzt liche Hülse war rasch zur Stelle. Dcr Vcrletztc wurdc von Fciierwchrlcutcil gclabt und nach Hanse gebracht! 7
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