Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 19, 1892, Page 6, Image 6

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    6 Der Hitzschlag.
Der menschliche Körper besitzt ve
»anntlich die Fähigkeit, seine Eigen
wärme derartig zu reguliren. daß die
selbe, mag das Quecksilber im Ther
mometer über oder unter Null stehen,
in der Regel sich ziemlich gleich, zwischen
37 und 37.5 Grad Celsius, bleibt.
Allerdings hat dieses Negulatiousver
mögen, welches wir in der warmen
Jahreszeit durch leichte, in der kalten
durch schwere Kleidung noch zu unter
stützen suchen, seine Grenzen. Erreicht
nämlich die äußere Temperatur ertreme
Grade jenseits des Gesrierpunktes. und
ist das Regulations - Vermögen des
Körpers im Verein mit der Kleidung
nicht mehr im Stande, die Eigenwärme
aus der Norm zu halten, so ist die
Folge hiervon zunächst Abkühlung und
schließlich Ersrierung. Den Gegensatz
hierzu bildet die Ueberhitziing des Kör
pers. Dieselbe tritt ein, sobald un
günstige Moinente, welche den Körper
an der Abgabe der überschüssigen
Wärme verhindern, zusammenwirke».
Diese Momeilte sind vorhanden, wenn
bei einer sehr hohen äußere» Tempera
tur dein Organismus durch Leitung
und Strahlung das Plus von Wärme
nicht entzogen werde» kann, wenn bei
nner stark mit Wasserdampf gesättigten
Lust die Abkühlung des Körpers durch
Verdunstung des Schweißes eine geringe
ist, und wenn bei ruhiger, nicket beweg
ter Luft nur eine unzureichende Ablei
tung von Wärme und Wasserdampf
stattfinden taun.
Diese physikalischen Erscheinungen
in's Alltägliche übersetzt, könnte man
sagen: Eine Ueberhitziing des Körpers
oder was etwa dasselbe besagen will
--der Hitzschlag wird meist an schwü
len. feuchten Sommertagen eintreten
und namentlich bei solchen Personen,
welche durch körperliche Uebcraiistren-
Aungcn. die eine erhöhte Wärinepro-
Zuction im Organismus zur Folge
habe», und durch unzweckmäßige,
schwere K leidung überbürdet sind. Wie
-na» sieht, ist der Hitzschlag durchaus
nicht an die unmittelbare Einwirlung
heißer Sonnenstrahlen gebunden; letz
tere veranlassen vielmehr den sogenann
ten Sonnenstich, welcher sogar eine»
ruhig sitzende» oder schlafenden Men
sche» befalle» kann, also ohne daß d»rch
Muskelarbeit und anstrengende Thätig
keit ein Puls von Temperatur im Kör
per erzeugt wird. Hitzschlag und Son
nenstich hatte man srüher irrthümlicher
Weise zusammengeworfen.
Ter Hitzschlag ist übrigens gar nicht
so selten, wie gewöhnlich angenommen
wird. Daß derselbe in der Nähe des
Aequators bei Weitem häusiger beob
achtet wird, als in unserer gemäßigte»
Zone, bedars nicht erst besonderer Be
tonung. Das Militär ist ans 'erklär
liche» Gründe» wegen der festen Klei
dung und der anstrengenden Märsche
am meisten der Assettion ausgefetzt.
So betrug z. B. die Zahl diesbezüg
licher Fälle bei den 16 der preußischen
Kontiiigentsverwaltung angchörigen
Armee-Korps wahrend der Sommer
monate des vergangenen Jahres 121,
während dieselbe innerhalb des gleichen
Z-ilraiimcs im Jahre 1890 sich aus 92
belief. Es ist von Interesse, zu erfah
ren; daß die Kreuzfahrer im Monat
Juli des Jahres 1097 auf dem Zuge
durchßithynien und Phrygie» a» man
chen Tagen oft fünfhundert Mann ver
loren.
Die Soldaten Friedrichs des Großen,
welche am 5. und 0. August 1760 bei
heißer, schwüler und unbewegter Lust
vou Königsbrück nach Niedcrguritz
Machsen» marschirten. wurden nach
rmer Mittheilung Schmuckers durch
den Hitzschlag dezimirt. In ähnlicher
Weise wurde ein französisches Heer auf
rinem Marsche durch die libysche Wüste
heimgesucht. Nicht besser erging es
einer Truppe von 600 Mann, welche
-im Juli 1853 durch die Kcmpner Haide
marschirte, und von denen 45V marsch
unsähig wurden. Während des iiord
ameritanischen Bürgerkrieges sind von
den Unionstruppen 313 Mann dem
Hitzschlag und Sonnenstich zum Opfer
gefallen. Diese Beispiele, welche noch
leicht vermehrt werden könnten, mögen
genügen.
Die Affectiv» befällt also meist mac-
Ichirende oder manövrirende Truppen,
ferner Personen, welche unter dm oben
angegebenen Verhältnissen längere
Zeit und körperlich angestrengt thätig
sind, also Feldarbeiter, Touristen ec.
Es ist auch begreiflich, daß wenig wider
standsfähige Perftmen, z. B. solche,
welche an Lungen- und Herzkrankheiten
leiden, oder Gewohnheitstrinker sind,
«in so leichter dem Hitzschlag preisge
geben sind.
Was geht nun eigentlich am Körper
vor, ehe der Hitzschlag selbst eintritt?
Die Bewegungen werden schlaff, der
Gang mühsam und schleppend! so sucht
der Soldat vergeblich durch, einige
schnellere Schritte das Zurückbleiben
wieder gut zu machen, aber die Mattig
keit gewinnt die Oberhand, er schwankt,
«r stolpert und bricht schließlich zusam
men.
Dem zuerst eintretenden heftigen
Durstgefühl gesellen sich hinzu: dumpfer
Kopfschmerz, Herzbeklemmungen. Rö>
Khung der Haut durch Uebersüllung der
oberflächlichen Blutadern, übermäßiger
CchweißauSbruch, keuchende Athmnng
«od Heiserkeit der Stimme. Bald läßt
die Schweißabsonderung nach, die Haut
wirb in Folge dessen trocken und bren
nend heiß; es saust in den Ohren und
flimmert vor den Augen, bis schließlich
der ci ',endliche „Schlag" kommi und der
2Le!'.oifene fält oder gänzlich bewußtlos
AU Bote» gestreckt wird. Weder durch
Schlag noch durch Druck kann man ihn
«rweckrm, nur lautes Anrufen beant
wortet derselbe mit einem leifen Stöh
»en.
< Inzwischen steigert sich die Körper
>reuiperatur in hohen« Grade, unS man
Hat in dieser Beziehung eine durch-
Hmttlicye Temperatur von etwa 4Z
Grad Celsius wahrgenommen, weiHi
zleich sogar solche von 44 Grad bereits
beobachtet worden sind. Das Antlitz
ist gedunsen und nimmt eine beängsti
gende bläuliche Färbung an; die Pu
pillen werden starr und eng, die Aug
apfel selbst treten heraus und drehen
sich nach innen und oben. Es zeigen
sich Zuckungen, zunächst im Gesicht,
dann am ganzen Körper. Nunmehr
erweitern sich wieder die Pupillen, die
Athmung wird röchelnd, das Antlitz
wird dunkel livid, blutiger Schaum tritt
auf die Lippen, der Puls wird immer
kleiner und leerer. Die Lebensgefahr
ist jetzt außerordentlich groß, und es
würde unweigerlich der Tod eintreten,
wenn nicht sofortige Hilfe kommei'
würde.
In derortigen schweren Fällen ist de,
Zeitpunkt, wo die Lebensgesahr eintritt
und der Kranke sich zwischen Hangen
und Bangen bcsindet, so knapp bemes
sen, daß es zuweilen geradezu vom Zu
sall abhängt, ob noch Rettung möglich
ist oder der unerbittliche Tod sein
Opfer fordert. Aus statistischen Be
rechnungen geht hervor, daß ein Fünf
tel aller vom Hitzschlage Getroffenen
sein Leben einbüßt.
Glücklicher Weise treten nicht in allen
Fällen die lebenbedrohenden Erschei
nungen auf und eine Reihe der geschil
derten Symptome bleibt aus. So
braucht z. B. der SchweißauSbruch nicht
nachzulassen, was eine vortheilhafte
Ableitung der überschüssigen Körper
wärme zur Folge hat, und Muskel
zuckungen stellen sich entweder gar nicht
oder nur in geringem Grade ein.
Solche Fälle verlausen natürlich leich
ter. Das Bewußtsein kehrt wieder,
die Kranken kommen schneller zu sich
und erholen sich bald unter einer zweck
mäßigen Behandlung.
Bei der Behandlung eines eingetre
tenen Hitzschlages gilt als erster und
wichtigster Grundsatz: Nicht zaudern,
sondern sosort eingreifen! Der Kranke
muß sogleich an einen kühlen, schatti
gen Ort gebracht und mit erhöhtem
Oberkörper gelagert und entkleidet wer
den. Letzteres gilt besonders und zu
nächst in Bezug auf Entfernung been
gender Kleidungsstücke, wie Kragen,
Stiefel u. f. w. Sehr wichtig ist als
dann eine energische Abkühlung des
Körpers durch kaltes Wasser, welches
man, wofern nicht ein kühles Bad—
gleichviel ob in fließendem oder stehen
den, Wasser möglich ist, über Kops,
Brust, Nacken und Schultern rieseln
läßt, und d>e gleichzeitige Verabreichung
»oii kühlem Wasser. Statt des Was
sers kann man lauen Kaffee oder Thee
de» Kranken einschlürfen lassen. Sollte
dieser nicht mehr schlucken können, so
kann die Flüssigkeit auch in Form eines
Klystiers dem Körper'einverleibt wer
den. Sollte auch dieses nicht zum
Ziele führen, so vollziehe man eine
Transsusion mittels der physiologischen
10.6 Proz.) Kochsalzlösung, eine Ma
nipulation. welche freilich dem Fach
manne überlasse» werden m»ß.
In denjenigen Fällen, in welchen sich
ilrme und Beim schon kühl anfasse»,
srottire man dieselbe» recht kräftig mit
Tüchern, während der Rumpf mit lal
lem Wasser oder Eis abgerieben werden
soll.
Die angesührten Manipulationen
sind so lange fortzusetzen, bis das Be
vußtsein zurückgekehrt und die Körper
lemperatur wieder normal geworden
ist. Bei leise schlagenden, Herzen und
ki einem kleinen, seltenen Pulse ist
Cognac, Portwein oder irgend ein an
dres kräftiges, alkoholhaltiges Getränk
iehr empfehlenswerth. Da man mit
liefe» Mitteln in sehr schweren Fällen
nicht immer wird auskommen können,
» muß man es mit künstlichen Alhem
kwegungen versuchen, indem man die
!lrme des auf dem Rücken liegenden
tranken abwechselnd an beide Seiten
des Kopfes führt und wieder an beide
Zeiten der Brust legt. Es ist felbst
serständlich, daß vom Hitzschlag Be
iroffene selbst nach Beseitigung jeder
öebensgesahr nicht sich selbst überlassen
«erden dürfen, sondern noch längere
Zeit in Obhut gehalten werden müssen.
Um der Gefahr, vom Hitzschlag be
troffen zu werden, überhaupt zu entge
gen, empfiehlt es sich für alle Personen,
velche an schwülen Sommertagen ar
beitend unter freiem Himmel oder auf
Ausflügen sich besinden, öster von der
Arbeit bez. von Märschen auszuruhen,
ind zwar, wen» irgend möglich, an
schattigen Plätzen. Den Touristen kann
nicht warm genug angerathen werden,
die Fußtouren möglichst am srühen
Morgen und am späten Nachmittag zu
machen, sich mit lockerer und leichter
Meidung zu versehen, und in Bezug
liis den Genuß geistiger Getränke gar
sehr Maß zu halten, dafür aber um so
mehr und öster sich mit Kaffee, Thee
and Wasser zu besreunden.
Die Erholung ist nach glücklich über
jtandenem Hißschlage oft eine über
raschend schnelle. nur Pflegen in man
hen Fällen einige Tage hindurch noch
Kopfschmerz, allgemeines MattigkeikS
gesühl und etwas Herzschwäche vorhan
den zu sein, so daß zur Vermeidung
zon Rückfällen noch Vorsicht geboten
ist. Eine vollständige Wiederherstel
lung Pflegt ungefähr nach zehn Tagen
'inzutrelen. Freilich gibt es ander,
ieits Fälle, welche nicht mit völliger
Zenesung enden, in denen vielmehr
noch lange Zeit eine allgemeine nervöse
Reizbarkeit, Herz- und allgemeine
Muslelschwäche. ja selbst SinneSstörun
gei, und LähmungSerschtinungen als
Üeberbleibsel bestehen bleiben. Schließ,
lich mag in prognostischer Beziehung
noch erwähnt werden, daß das Verhal
ten der Pupillen bei dem vom Hitzschlag
Befallenen einen guten Fingerzeig für
die Beurtheilung eines günstigen oder
ungünstigen Ausganges abgibt. Sind
nämlich die Pupillen klein geworden
und erweitern sich dieselben aus Vor
halten von Licht nicht mehr, so muß
der Zustand als ein höchst bedenklicher
«»etrachtet werden.
Glocken slpielewerden jetzt
durch Elettric tät geläutet.
Da» Nma>onen»««r von Da
hom«y.
Seitdem sich die Franzosen mit dem
König Behanzin von Dahomey unter
der tropischen Gluth der afrikanischen
Sonne mit wechselndem Glück von Porto
Novo aus herumschlagen, wird die Auf
merksamkeit der civilisirten Welt wieder
auf Liefen in vieler Beziehung merk
würdigin Negerstaat hingelenkt. ES
war im Ansang der sechziger Jahre, als
der englische Reisende Burto» zuerst der
staunenden Welt von dem Reiche zu er
zählenwußte, in welchem ein grausamer
Despot mit schrankenloser Gewalt über
Leben und Tod seiner Unterthanen ge
bietet, wo die Altäre der Götzen und
die Gräber der göttlich verehrten Könige
vom Blute unzähliger Menschenopfer
rauchen, wo ein wohldiSciplinirtes Heer,
nur aus Weibern bestehend, die festeste
Stütze des Thrones und die sicherste
Schutzwehr des Reiches nach außen
''lvet.
Die Angaben über die Zahl dieses
nnzig in der Welt dastehenden Weiber-
Heeres sind schwankend, doch scheint Ka
pitän Burton. der ihre Stärle auf
zweitausend angiebt. zu niedrig gegrif
fn zu haben. Wie Skertchley aus
Aruud seiner während eines achtmonat
lichen Aufenthaltes in Whydah gesam
melten Wahrnehmungen mittheilt, be
steht das Corps aus 5000 weiblichen
Kriegern, welche den eigentlichen Kern
des Heeres, die königliche, Leibgarde, bil
den. Das Corps besteht aus süns Ab
theilungen: der Artillerie mit Säbeln,
kupfernen Tromblons und 25> bis 30
Beschütze» nebst einer Menge-Musketon
nern bewaffnet: den Elephantenjägerin
aen<s.Abblldung).dertapserstenSchaar,
)ie einen blauen Turban mit hohen
hörnern, den Dolch im Gürtel und
:ine lange Flinte tragen und trefflich
siSciplinirt ,'ind; der Jnsanterie, mit
Säbel und Flinte bewaffnet; den Mä
herinnen, mit glänzenden Sturmhau
ben und 3 b!s -lz Fuß langen, aufrech
!en Scnienllingen, und den Bogen
schützen. d'« ein Eliten- und Parade
.orps bilden und Bogen und Köcher
nebst einem kleinen Dolch führen; letz
ter? sind zugleich d>e Tänzerinnen ersten
Ranges. Die Offiziere tragen ein
silbernes Armband am linken Arm und
auf dem Rücken einen Schweif von wei
ßen Baumwollschnüren. In der Ar
mee der Männer—etwa 10,000 stark
bestehen dieselben Abtheilungen.
Man hat nur Schloßflinten und im
Lande gefertigte, sehr schlechte Säbel.
Uebngcns gilt die Weiberarmee sür
kriegerischer, tapferer und grausamer,
als d:e männliche, und »st dem Könige
cücksiHUkoz ergebe».
Die Nordostgrenze des Reichs is!
militärisch besetzt, und jede Stadt, ir
welcher sich eine königliche Residenz be
findet, hat eine Garnison. Dahomei;
steht in fortwährendem Kriegszustand,
mit seinen Nachbarn, da es zu den reli
giösen Festen und den damit verbunde
nen Menschenschlächtcreiei, stets neue,
KriegSgesangenen bedarf. Die Krieg
führung besteht in nächtlichen Ueberfäl
len argloser Ortschaften. Mit wildem
Geschrei und einem Ungestüm, welchem
nichts zu widerstehen vermag, werfen
sich die Amazonen, die steiS den Angriff
eröffnen, auf die Verhaue und Ver
schanzungen. unempfindlich gegen di,
furchtbaren Wunden, welche die Dor
nen und Stacheln der zu den Verschan
zungen verwendeten Akazien in ihr«
nackten Korper reißen. Die Bewohne,
werde» nur getastet, wenn sie bewass
neien Widerstand leisten. Sonst schont
man ihr Leben sorgfältig und macht si,
zu Gefangenen—allerdings nur. um si«
für einen schrecklichen Tod auszuspa
ren.
Regelmäßig im October gibt de,
König seinem Hofe und den etwa an>
wesenven Europäern das Schauspiel
eines Scheinangriffs, an dem sich da
ganze AmazonencorpS betheiligt. Jhri
Aufgabe besteht darin, ein Blockhaus,
welches mit Verhauen von vielen Futz
sdk>« und Breite au» Dornenakluien
umgeben ist und uneinnehmbar scheint,
im Sturm zu nehmen. Kaum fünf
Minuten, nachdem das Zeichen zum
Angriff gegeben, sieht man diese rück
sichtslos tapferen und wüthenden Mä<
naden jenseits der Verhaue austauchen,
aus vielen Wunden blutend abe,
siegreich.
Dle Menschenopfer.
Ungefähr um dieselbe Zeit, d. h, im
October, findet das höchste religiöse Fest
statt, an welchem die bis dahin ausbe
wahrten Kriegsgefangenen den höchsten
beiden Fetischen des Landes zu Ehren
angesichts der ganze» Bevölkerung der
Hauptstadt Ab.'meh, des Königs, des
Hofes und des Heeres geopfert werden.
Das Ehrenamt, den Henker dieser Un
glücklichen zu spielen, fällt wieder den
entmenschten Amazonen zu. Die Opfer
werde» in lange weiße Gewänder ge
than. dann iii liegender Stellung in
grobe» flache» und länglich runden
Körben aus Palmeiibast festgeschnürt
und den Amazonen überliesert.
Diese nehmen die Körbe auf den
Kopf und veranstalten zunächst einen
Umzug unter der ihnen zujubelnden
Menge, dabei sortwährend zum Takte
einer eintönig summenden Musik tan
zend. Immer weiter gehtder Zug. bis
an den Fuß eines hohen Berges, der
nach der eine» S»ite steil abfällt. Am
Fuße des Abhanges nimmt das Heer
mit auswärts gerichteten Lanzen Stel
lung. Die inzwischen auf dem Gipfel
bes Berges angekommenen Korbträ
gerinnen begeben sich dann an den mit
einer Brustwehr versehenen Rand Ties
Abgrundes und schleudern mit aller
skrast die dem Tode geweihten Gefan
genen in weitem Bogen auf die starren
den Speere hinab. Der Jubel der Be
waffneten übertönt die TodeSschreie der
Opfer.
Am Todestage des Königs stürzen
nach alter Si»e die Amazonen aus ein
ander. um sich gegenseitig zu zerflei
schen. Nicht eher hört das blutige
Morden aus. als bis der neue Könip
erscheint und Frieden gebietet.
Irischer Humor.
Vom Humor des irischen Volkes er
,ählt Francis Brönitl i» der „Weser
Ztg." einige Proben. Reich ist das
iVolk an Feen-Märchen, Legenden und
Sagen, aus denen der Schalt hervor
blickt. Gerne hängt man dabei der
.Geistlichkeit etwas an. Der junge
Bauer Dick Fitzgerald begegnete an der
Meersküste von Kerry einer Seejung
frau. Tick nahm der Schönen ihre
Kappe weg. also daß sie auf dem Fifch
lichwanz hinter ihm herhüpfen mußte
zum Pfarrer, den er bat, ihm die
Fee anzutrauen, die, wie er wisse, eine
Königstochter sei. „Und wenn sie die
Tochter rosi sünfzig Königen wäre!
Nein!" lautete die Antwort des Prie
sters. „Tie taniist Du nicht heirathen,
»cnn sie ist ein Fisch!"
i.?„Abcr," bat Tick weiter, „Ew. Eh
ren! Sie ist mild und schön wie der
Mond selber!" „Nicht doch! Und
wäre sie so schön, wie Sonne, Mond
und alle Sterne" mit dem Fuße
stampsend „Ich sage Tir. Tsck, es
geht Nicht an. denn sie ist er» Fisch!" —
„Aber", fuhr Dick flüsternd fori, „sie
besitzt aäes Gold da unten aus dem
Mcere-boden. Leicht zu haben! TaS
würde mich zum Mann machen, wenn
ich sie heiratheie", und schlau blinzelnd
schloß er: „und so könnte dem. der mir
in diesem Geschäfte hilft, sich auch die
Sache gut belohnen." „Oh! Das
ändert die Sache vollständig", entgeg
net der Pastor, „jetzt ist Verstand in
dem, was Tu sagst heirathe sie aus
jeden Fall, wenn sie auch zehnmal ein
Zisch istl" Kein scharfer Witz spricht
in den Scherzen und Anekdoten, die
man sich erzählt: aber sv entschädigen
durch kichernde Naivetät.
Ein junger Bauer kam in Dienst bei
einem gastfreien Herrn, der ihm eines
Tages mittheilte, er erwarte Gaste und
Pat solle deshalb den Champagner „in
Wasser" kühlen. Pat gehorchte, leerte
die Champagnerflaschen in eine mit
Wasser gesüllte Wanne, und trug diese
in den Speisesaal. Ein anderer Pat
hatte für feinen Herrn täglich Briefe
nach der entlegenen Landpost zu tragen
oder dort abzuholen. Die Portogebüh
ren waren damals noch sehr hoch. Ei
nes Tages von der Post heimkehrend,
legte Pat seinem Herrn außer den an
ihn gerichteten Briefen noch einen Arm
voll fremder auf dem Tisch. Ver
schmitzt-freudig sagte er zu seinem er
staunten Gebieter, daß es ihn um die
sen leid gethan, sintemal er so viel
Neld an die Post zahlen müsse. So
zabe er diesmal diese dafür bluten las
sen. habe ihr heimlich auch die anderen
Briese auSgesuhrt, um seinem Herrn
doch etwas Ersatz zu schaffen.
Spruch.
Wenn Aiq die Menschen „schätzen" sol
len,
Krauchst Tu nur sehr geringe Last:
Hieb ihnen reichlich aus dem Vollen.
Selbst wenn Du beinah' gariuchtS
hast!
Die schwerste Arbeil.
freund: E« muß doch eine recht schwere
Arbeit sein, einen Roman zu schreiben.
Dichter: Das geht an. aber ihn glück
lich unterzubringen, ich sage Dir, dag
' ist eine Heidenarbeit.
«in» bange Viertelstunde.
Ein peinlicher Zwischenfall hat sich,
der Pos! zufolge, vor einigen Tagen
bei Gelegenheit eines größeren Mahles
in einem Berliner vornehmen Hause
zugetragen. Ter Wirth, ein leiden
schaftlicher Sammler von Alterthümern,
zeigte eine wertbvolle Münze, die. wi«
er behauptete, nur noch in drei Stücken
auf der ganzen Erde vorhanden sei.
Die Münze wanderte von Gast zu Gast
herum, kehrte aber zu allgemeiner Ver
wunderung nicht zu ihrem Besitze,
zurück. Der liebenswürdige Wirth
suchte mit der Bemerkung, daß sich die
Münze beim Ausräumen schon wieder
finden würde, die Gesellschaft zu beruhi
gen. Die Stimmung aber, die vorher
bereits sehr animirt gewesen war.
wollte trotz des reichlich gespendeten
Champagners nicht wiederlehren. Im
mer »nd immer wieder wurde gesucht,
bis einer von den Anwesenden de»
Vorschlag machte, daß iniMr je zwei
von den Gästen sich einander uutersu
chen sollten, da die Münze leicht in einer
Falte der Kleidungsstücke hasten geblie
ben oder in eine Tasche gerntscht sein
könne. Dieser Vorschlag fand allge
meine Zustimmung und schon war man
im Begriff, zur Ausführung desselben
zu schreiten, als ein Herr kreidebleich
sich erhob, »m für seine Person gegen
eine Durchsuchung Verwahrung einzu
legen.
Die Wirkung kann man sich denken.
Der Wirth sprach sich nun ebensaUs ge
gen eine Durchsuchung aus und ver
suchte auf alle Weise die Aufmerksam
keit seiner Gäste von der peinlichen An
gelegenheit abzulenken. Aber wie Ge
witterschwüle lag es über der Gesell
schaft. die Speisen, die von den Dienern
aufgetragen wurden, blieben unberührt,
ungewürdigt standen die Weine in den
Glasern ab, und die Blicke aller waren
scheu aus den Herrn gerichtet, der vor
hin gegen die Durchsuchung Einspruch
erhoben hatte. Endlich nachdem schon
von verschiedenen Seiten der Wunich
»ach Aushebung der Cafel rege gewor
den war. trat ein Diener in's Zimmer,
in der Hand die verhängnißvolle Münze,
die, zwischen zwei Tellern liegend, in
der Küche gefunden worden war. Wie
von einem schweren Alp befreit, atb.
Mete ein Jeder auf.
Die Münze war gefunderi, und zwar
in einer Weise, daß jeder Verdacht aus
geschlossen erschien. Was aber tonnte
den Herrn vorhin zu einem Einspruch
veranlaßt haben? Das Räthsel löste
sich bald. Nachdem die erste Aufregung
vorüber war, klopfte der Betreffende
an fein Glas, zog eine Börse aus der
Tasche und entnahm ihr die nämliche
Münze, die der Wirth vorhin als so
außerordentlich selten gepriesen hatte.
Aus Höflichkeit hatte er verschwiegen,
daß auch er eine solche besitze. Wenn
man sie also bei einer Untersuchung in
seiner Tasche gefunden hätte, so wäre
ir ohne Zweisel in den Verdacht gera
then. sie entwendet zu haben. „Sie
können sich beulen," sügte er hinzu,
„daß die eben vergangene Viertelstunde
die schrecklichste meines Lebens gewesen
ist. Und malen Sie sich nur aus. was
aus mir geworden wäre, wenn sich die
verlorene Münze nicht wiedergefunde'
'ätte!"
DaS bessere Theil erwählt.
Herr (die Thüre eines Zimmers
dffnend): ..O weh', hier spielt meine
Frau Klavier!"
(Eine andere Thür aufmachend):
.Jerum, hier singt meine Toch
ter!"
(An etner dritten Thür): „Hier bleib'
ich. hier heult nur mein Sul
' a n!"
Reingefallen. Hausherr:
tzansl, wenn Tu mir die vielen Spat
zen wegschießt, bekommst Tu für einen
Spatzen fünf Pfennige. HanZl
(bringt 90 Spatzen nach einigen Ta
gen): So. das sind 90 Stück, gnädiger
Herr, war a furchtbare Arbeit, aber 's
is halt a schönes Geld. Hausherr:
Hast recht, Hansl. hier nehm' ich mir
-inen Spatzen, da sind die fünf Pfen
nige dafür; mit den übrigen kannst Du
»nsanaen. Wa» Du willst!
Wa» auf d«r «e«h«„d»jaO» passt
re« »«««»!
ES war auf jener Nordsee-Insel,
auf welcher man einen so vortrefflichen
Wellenschlag und so miserables Bier
hat.
Die Insel hat noch eine Seltenheit
auszuweisen: ES sind wirtlich »och einige
i-eehnnde in der Nähe und in den
Sadeprospecten der Insel spielt die
„Seehundsjagd" natürlich eine große
Rolle.
Balduin Saufewind war Jungge
selle — Jagdliebhaber erster Güte und
Fraucnseind dazu.
Er selbst hielt sich auch noch sür einen
Jäger.
Seitdem er den ersten Hasen ge
schossen. ward das Jagen seine Passion.
Allein ein Jager im eigentlichen Sinne
ward aus ihm trotzdem nicht. Dazu
fehlte es ihm.«» Energie, vielleicht so
gar an Muth.
Nichtsdestoweniger hing er der „gro
ßen Leidenschaft seines Lebens, wie er
sein mehr theoretisches als praktisch.S
Jagen benannte, mit allem Eiser nach.
Er war sogar nach Tunis gereiste um
von dort aus Löwenjagden zu unter
nehmen. Aber »ach der ersten Tage
reise in die afrikanische Einöde hinaus,
kehrte er um, setzte sich in Tunis in das
Holel de France, ließ sich alle verfüg
baren Bücher und Beschreibungen über
Löwenjagden kommen, horchte ein paar
Araber, die Löwen geschossen haben
wollten die Kerle banden dem gut
zahleiide» und so gutmüthige» Frem
de» statt der Löwen die fürchterlichsten
Bären auf aus und kehrte dann von
seiner Löwenjagdreise so voll befrie
digt nach feinem Heimathsstädtchen
heim, als hätte er ein Dutzend Berber
löwen mit eigener Lebensgefahr abge
schlachtet.
Da las er eines Julitages, an dem
?r schläfrig in seinem mit allerhand zu
sammengekauften Jagdtrophaen reich
ausgeschmückten Zimmer lag. in einer
illuftrirten Zeitschrift die Badeanzeige
der Nordseeinsel..... und sofort sprang
ihm der Seehund d. h. die Anzeige
mit dem scttgedru6tcn Worte: „See
hundssagd" in die Augen. Und als
bald stand in ihm fest, seinen Jagd
sahrten auf alle mögliche» Laiidthiere
auch einmal eine solche auf ein Land-
und Wasserthier anzufchließeir.
Ander» Tages fuhr er gen Norden
und direct zur Seehunds-Babeinfel.
Der kühne Jäger ward bald das
Badegespräch. Das hatte sich bis jetzt
nur um eine junge und kokette Sou
brette gedreht, die mit einer Collegin
von einem großen Provinztheater zur
Stärkung ihrer Nerve» aus der Insel
weilte. Nachdem so Jäger und Sou
brette in dem Munde der Badegäste zu
sammengekommen waren, trafen sie
auch an der Table d'hote zusammen,
um Seite an Seite die stereotype Loups
» I» lisins. die mageren Koteletts, den
unvermeidlichen Fisch in wenig frischer
Butter, die leidliche Lende und den un
delicat arrangirten Nachtisch mit ein
ander zu verspeisen.
- Balduin hätte sich am liebsten gar
nicht um Fräulein Eusemia Trillcrini
gekümmert, aber diese hätte nicht die
jenige sein müssen, die sie war, hätte sie
nicht schnell ihn in das Netz einer von
ihrer Seite erstaunlich wortreich geführ
ten Unterhaltung gezogen. Und da sie
von seiner Passion, der Jagd, begann,
so gelang es ihr wirklich, schon beim
Schellfisch sein Interesse zu erregen.
Beim Lendenbraten war sein Inte
resse schon so stark geworden, daß er
seine hübsche Nachbarin fragte, ob denn
sie auch Jäger», sei, da sie au- dein
waidmännischen Wortschatze keck mit
Werten um sich wars.
„Ein wenig!" meinte die kleine spitz
kubische Schöne. „Nur habe ich bis
jetzt keine rechte Jagdbeute davongetra
gen!" Und damit hatte sie so Unrecht
nicht, denn auch ihre Badereise galt
mehr einem Jagdzugc als der Stärkung
ihrer Nerven. Jagte sie lange doch
schon nach einem männlichen Edelwild,
dessen Vermögen es ihr gestatte, sich
endlich einmal von Vorschuß-Qualen,
unbezahlten Toiletten-Rechnungen und
sonstigen kleinen Miseren des proviii
ziale» Soubrettenlebens srei zu machen.
„Und hoffen Sie hier gute Beute zu
machen?" gegenfragte sie mit einem
schmachtcndcn Aufschlagen ihrer Augen.
„Ich hoffe!" gab er mit einigem
Selbstbewußtsein zurück. „Es soll hier
einige Seehunde geben, mit den Fellen
einiger derselben möchte ich mein Jagd
zimmcr bereichern!"
„So werden wir. d. h. die Badege
sellschaft. wenig von Ihnen haben?"
fuhr die Schöne mit ihrem Jnquisito
rium fort. .Und das wäre in der That
bedauerlich, denn schon Ihr ganzes
Aussehen, Herr von Sausewind, zeigt
den kühnen Jagdsportsman, der gewiß
der Abenteuer manche hinter sich hat —"
„O, oh!" wehrte er halb gnchmei
chell ab „so ganz uninteressant ist
meine Thätigkeit allerdings nicht gewe
sen-"
Dann müssen Sie mir davon erzäh
len. viel alle»! Bald, nein heute
schon, heute Abend, am Strande, wenn
der Mond, so silbern die glitzernden
Wogen bescheint nein, sagen Sie
nicht nein—ja ! O, ich dante Ihnen !
Sie machen mich wahrhaft glücklich!"
Nun hatte unser Balduin zwar noch
gar nicht ja gesogt, sondern nur in
stummem Erstaunen ob diese; schnellen
AiancirenS seiner Nachbarin sie ange
dlickt, aber nun war «S zu spä:. denn
schon versicherte Fräulein Eusemia ihrem
nachstin Nachbar mit triumphirenden
Bicken, wie „en!z!tck«n!>' es von dem
derüdmien Reisenden und Jäger Herrn
e-n Sausewind sei. eine Schilderung
seiner Abenteuer geben »u wollen.
Und denn wer daS lengweilig« Mahl
ju Cäde vuS man stand aus. um das
schlasrizi Tazen:e:k aus der Badeinstl
sortzufetzen.
Was machen Sie nur mit dem lang
weiligen Kerl, dem Jagdsez?" meinten
Nachmittags am Strande ein paar
junge Lebemänner, die bisher Frl.
Eusemia und ihre Collegin umschwärmt
hatten. „Lassen Sie den doch zu seinen
Seehunde» und bleiben Sie bei uns.
Der kümmert sich um Sie doch den
Kuckuck!"
„Oho!" meinte die Soubrette. „Ich
Proponire Ihnen eine Wette, meine
Herren bis morgen Abend sind wir
verlobt, der Jagdfex und ich !"
.Wir halten die Wette!"
„Und wenn ich siege?"
„Empfangen Sie »ufere Glückwünsche
und dasDiamantenarmband. nachdem
Ihr kleines Soubrettenherz so lange
sich sehnt!"
„Topp!"
Die Aussicht, Abends mit einem
Exemplar des Agnus ksiiiinioi und mit
einem ganz gefährlichen daz» am
Strande zu promeniren, hätte unter
anderen Umständen unseren Balduin
dahin gebracht, sich fest in seinem Zim
mer einzuschließen. Aber diesmal ging
er doch, nicht ohne vorher Klaas Fell
Husen, dem Schiffer, gesagt zu haben,
er möge sich mit seinem Boote bereit
halten am anderen Morgen, er woll«
hinaus zur Seehundsinsel, uin See
hunde zu jagen.
„Du, meinte der eine der beiden jun
gen Wettenden zum Andern, als sie
Abends am Strande Balduin und
Eusemia im angelegentlichen Plaudern
promeniren sehen, „unser Armband
fürcht' ich, ist fällig!"
„Abwarten!"
Als Balduin von der Soubrette sich
verabschiedet hatte, eilte diese zu ihrer
Collegin: „Du wir müssen morgen
in aller Frühe hinaus auf die See
hundsinsel!"
„Bist Du toll?»
„Nein, so vernünftig, wie nie >
Komm' zu Klaas Fellhufen, er muß mit
in'S Complott!"
Während Balduin am andern Mor
gen noch schlief, segeite Klaas mit bei
den in einfaches Grau gekleideten Da
fchon hinaus zur SeehuudSinsel,
setzte seine Passagiere dort ab und kam
gerade srüh genug an den Strand zu
rück. um den mit voller JagdauSrüstung
dahertommenden Balduin auszunehmen
und aus'S neue die Fahrt zur Seehunds
insel anzutreten.
Je mehr sich das Segelboot derselben
näherte, in desto größere Aufregung ge
rieth Balduin. Ganz deutlich erkannte
er auf dem Stande der Insel zwei dunkle
Punkte.
„Sind das Seehunde?" sragtt er
Klaas erregt.
„Dat taun woll sien?" gab dieser
gleichgültig zurück.
Näher an die Insel glitt das Boot,
jetzt sah er schon zwei langgestreckte Kör
per von dem weißen Dünnensand sich
abheben, schon hob er die Büchse, schon
legte er sie an die Wange da streifte
Klaas' Arm hart seine Schulter. IoS
donnerte der Schuß.aber weit inSßlau
hinein.
Ein gellender Schrei antwortete
Himmel,waSwar das!? Da hob sich eine
weibliche Gestalt auf. während die an
dere liegen blieb
Klaas, um Gotteswillen, was war
das?
„Ward wie gliek sech'n" und da
mit ließ Klaas' das Boot auf den
Tand lause» und sprang hinaus, wäh
rend Balduin mit schlotternde» Knieen
sich der Liegenden nüherte, i» der er zu
feinem größten Entsetze» Cufemia
erkannte.
„Sie hätten uns bald getödtet —"
sagte höchst tragisch die Freundin
„Die Kugel pfiff dicht über uns hin
weg meine arme Collegin ist ohn
mächtig!"
Ohne recht zu wissen, was er that,
kniete Balduin bei der anscheinenl
Ohnmächtigen nieder, während di«
Freundin und Klaas bei Seite treten.
Aber kaum hatte er ihre Hand gesaßt,
als schon zwei Arme sich um ihn schlan
zen und die Soubrette ihren Kopf an
>eine Schulter bettend ausrief:
„Du warst es o hätte Deine Ku
gel getroffen selig wäre ich hinüber
geschlummert, befreit von aller Erden
qual durch Den, den mein Herz liebl
mit unauslöschlicher Gluth o ich
sehe es in Deinen Augen, ich fühle es
an dem Pochen Deines Herzens,auch Du
segnest diesen Augenblick, weil auch Du
mich liebst!"
Und sich ausrichtend, riß sieden gren>
zenlos Verdutzten mit in die Höhe unk
umhalste ihn stürmisch.
Sofort eilte die Freundin herbei
und gratulirte. Balduin war wort
nnd fassungslos. Er ließ während
der nun angetretenen Mtcksahrt sich alle
kleinen Liebkosungen gefallen, wie ein
Halbbetäubter. Verlobt —Du große,
Hott!
Am Strande standen die beiden Zun
gen Männer und einige Fischer. Als
die drei Insassen des Bootes an'S Land
getragen wurden, winkte Eusemia den
Beiden zu:
„Gewonnen!"
„Der Teufel!" brummten die jungen
Leute, „die versteht'S!"
Vor dem Kurhäus trennten sie sich.
Zusein, ia wußte eZ so einzurichten, daß
Balduin sich zu ihr niederbeugte. waZ
so aussah, als küsse er sie. Beim
Scheiden wars sie ihm eine Kußhand
nach.
Zwei Stunden saß Balduin noch in
seinem Gemach. Dann kam's übe,
ihn: Schlennigste Fluchtl
Eine Stunde später empfingEusemta
einen Brief, in dem ein halb bedrucktes,
halb beschriebenes Blättchen lag. Es
war «in Chec über 1000 Mark. In
dem Briefe aber stand: „Für den
Schrecken, den ich Ihnen und den Si«
mir gemacht haben!"
Eufemia knitterte den Brief zufam.
men und hob den Chec sehr sorgsältiz
a>»f.
„Schade!" meinte fit. .Her wa,
kein Knicker!"
Sobald Balduin heut« da» Wort
.Seehund" HSrt, d»nkt «»'an sichl