Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 22, 1892, Page 6, Image 6

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    6 «»< wahr« S!pi«lge<chicht«l
Vn einem Winterabende Ende
Ausjiger Jahre faßen fünf oder sechs
Wutsbesitzer und ebensoviel Offizien
U«r Eavallerie-Garnison einer kleinen
Kosener Stadt in einem Hotelzimmer
»«» einem kleinen Spiel zusammen. Es
mehr des Zeitvertreibes als des
Gewinnes wegen gespielt; nur einer
her Gutsbesitzer und einer der Offiziere
»pielten hoch, indem sie ab und zu 5
ioder 10 FriedrichSdors oder einen der
hamals in der Provinz viel vorhande-
Meil, jetzt glücklicher Weife ganz ver
ßchwuiidcneit, sächsischen Kassenscheine
Wien.
. Der Kellner unterbrach das Spiet
«it der Meldung, daß angerichtet sei
«nd nahm aus der Ofenröhre eine
Reihe Teller, welche dort zum Aufwär
men standen. Der obenerwähnte Guts
besitzer rief ihm zu. er solle ihm einen
Athen lassen. Die letzte Taille vor dem
Nbendbrod wurde beendet, der größte
Theil der Herren erhob sich und unter
hielt sich noch eine Weile über die Cha
n««n des Spiels, während ein anderer
Theil derselben seine Gelder ordnete;
bann begab man sich gemeinsam in s
Rebcnzimmer. Da das Spielzimmer
«ur den Eingang Eßzimmer hatte,
die Fensterladen sest verschlossen waren,
so ließ Jedermann, schon um sich nach
Spitlerabcrglaiiben seinen Platz zu
sichern, sein Geld auf dem Tische liegen
«nd so lagen denn auf dem Tische wohl
LÄV bis 600 silberne Thaler. einige
hundert FriedrichSdors und diverse Kas
senscheine. Da die Pointeure sast alle
gewonnen hatten und somit guter Laune
waren, so fing das Abendbrod recht hei
ter an. Die gebratenen Fasanen mit
Wauerkraut und Austern waren vor
züglich, der rothe Most und Chandon
»ichtig kalt, der gute Nachtisch und eine
vorzügliche, echte Havanna erhöhten die
gemiithlichc Stimmung.
Nach Aushebung der Tafel begab
man sich so in heiterster Stimmung
Mieder in das Spielzimmer zurück, der
Bankier mischte die Karten, M abhe
ben und wollte eben mit der neuen
Taille beginne», als der schon mehrfach
erwähnte Gutsbesitzer, ziemlich erregt
aussehend, uin's Wort bat und unge
fähr daS Folgende sagte:
„Meine Herren, ehe wir hier heraus
gingen, habe ich mir. wie vielleicht
«iner oder der andere von Ihnen be
merkt hat, 40 FriedrichsdorS abgezählt,
sie in eine Beilage von der Tante 80ß
in einen langen Streifen fest einge
mickelt, sie dann hier auf die Kassen
scheine dieses Tellers gelegt und diesen
Teller daraus gestellt." Er erhob da
bei den obern Teller, auf welchem un
gefähr 130 Silberthaler und einige
Goldstücke lagen, auf und stellte ihn ne
ben sich. „Sie sehen," sagte er dann,
tndem er das Geld des TellerS durch
seine Hände gleiten ließ, „daß das
Packet hierin auch nicht ist. Obgleich
ich mit meinem Wort verbürgen kann,
daß ich das Goldpacket aus die Kassen
scheine nurklich gelegt habe, habe ich
»och der Sicherheit wegen, alle meine
Taschen »»tersncht, aber das Geld
bleibt verschwunden. Sie kennen mich
Hoffentlich auch alle zu genau, um nicht
Au wissen, daß mich der Verlust dieser
40 FriedrichSdors ganz kalt läßt. Ich
mußte aber die Sache erwähnen, weil
sich Einer von nns eines Vertranens
brnches, ich will vorläufig noch nicht
sagen, eines Diebstahls schuldig ge
macht hat und ich überlasse Ihnen zu
thu», was Sie für gut halten."
entstand eine peinliche Pause,
welche Niemand unterbrach, bis der
Hltefte anwesende Herr, ein sehr alter
Rittmeister, s,hr ruhig sagte: Es wird
Wohl Niemand an den Worten unseres
gemeinschaftlichen Freundes zweifeln,
mithin sind die 40 FriedrichSdors ab
handen gekommen und sie sind, da sie
pch auch unter dem Tisch oder sonstwo
«icht gesunden haben, gestohlen worden.
Die Fensterladen find geschloffen und
Konnten, wie die gestillten Gläser auf
deren Brett beweisen, nicht geöffnet
»«erden, der Kellner oder sonst ein An
derer hat dies Zimmer nicht betHen, es
muß also, so traurig wie eS ist, unter
«ns ein Dieb sein. Wir können der
sabelhaften Sensation wegen, die unse
rer Alter gcscllschastlichen Stellung we
gen im Publikum Platz greisen würde,
die Sache nicht nach Außen loinmen
lassen, sonder» wir müssen sogleich hier
«n Ort und Sielle suchen, de» Dieb
sestzuslellen und können dann weitere
Schritte berathen. Ich schlage vor,
wir untersuchen uns gegenwärtig bis
auf die Haut; ich bin bereit, des Bei
spiels wegeli mit mir ansangen zu
lassen, die Reihenfolge, wie dann die
Herren folgen, möge das Loos bestim
men, und ich bitte Sie, mir zu sagen,
ob Sie damit einverstanden sind oder
ob einer der Herren einen besseren Vor
schlag zu machen hat?
Die Herren stimmten lebhaft zu; nur
der Kamerad, der gleichfalls hoch ge
spielt hatte, den fvir Alle liebten und
»erehrten, d.n wir als einen d.r schnei
digsten nnd tollkühnsten Reiter schätzten,
der uns vielsache Beweise seines persön
lichen Muthes und kameradschastlicher
Treue und Aiifopfer»ng gegeben hatte,
trat ziemlich bleich an den Tisch und
sagte:
„Mögen meine Herren, daven
denken, was Sie wollen, so erkläre ich
hiermit, daß ich mich nicht an dem Loo
sen bctheilige und daß ich mich anch
nicht untersuchen lasse. Für mein Ver
halten habe ich meine Gründe. die ich
Hhnen aber erst zu paffender Zeit ent
«nckeln kann, ich will Sie von Ihrem
»«cht abklingen und werde
auch so lange hier bleiben. bisJhreUn
heil »chuiig beendet ist."
Es entstand eine ungeheure Aufre
gung. Einige Herren erklärten, das
Hinge nicht, daß Einer sich ausschlösse,
aiwere und auch unier Senior sprachen
oui den jungen Kameraden ein, daß.er
seiner Ehre nichts vergäbe, wenn er das
tbäte. was alle anwesenden Ebrenmän-
««? thäten, daß seine Weigerung ein«
üble Auslegung finden könne u. s. iv.,
aber der Herr blieb bei seiner Weige
rung und verschärfte dieselbe noch da
durch, daß er sein Ehrenwort gab, seine
Ansicht nicht zu ändern. Er setzte sich
bleich aber doch sonst ganz ruhig auf
einen freistehenden Stuhl hin. indem
er die Arme über der Brust kreuzte.
Das Ergebniß der nun folgenden
Debatte war, daß man bei dem Vor
schlage des SeniorS der Gesellschaft
blieb. Dieser wollte mit gutem Bei
spi»t vorangehen, knöpfte schon feinen
Rockaus, als der in der Nähe feines
früheren Platzes sitzende Gutsbesitzer
feinen Teller voll Geld vorwärts schie
ben wollte, damit er nicht etwa vom
Tische heruntergestoßen würde.
Aber der Teller wollte nicht recht aus
der Decke fortgleitcn, daher hob er ihn
in die Höhe und rief, ihn von unten
ansehend, plötzlich^.
„Halt, meine Herren!"
Er schüttete das Geld auf den Tisch
und drehte den Teller um. Jeder sah
nun. am Boden des TellerS festgeklebt,
ein kleines Papierpackets dasselbe wurde
abgerissen und die 40 FriedrichsdorS
vorgezählt. Wie mit dem Ei des Ko
lumbus ließ sich nun die Sache ganz
natürlich erklären. Der Wirth hätte,
um fein Geschirr den verschiedenen Kell
nern zuzählen zu können, die Teller auf
dem Boden mit Siegellack gezeichnet;
auf diesem war ein besonders großer
Klecks. Der Teller war in der Ofen
röhre warm geworden und so klebte das
klein? Packetchen an seinem Boden fest.
Des vielen Silbergeldes wegen, das auf
dem Teller lag. merkte der Besitzer nicht
den Gewichtsunterschied und Niemand
war aus den Gedanken gekommen, den
Boden des Tellers zu untersuchen.
Freudig erregt sprang von feinem
Stuhl der junge Kamerad auf, trat an
den Tisch und sagte mit einer Stimme,
der man die hohe Erregung noch an
merkte: Ich habe nie daran gezweifelt,
daß unserem Freunde die 40 FriedrichS
dors dort abhanden gekommen wären,
ich habe auch in meinem Innern den
Vorschlag des Herrn Rittmeisters ganz
praktisch.gefunden und auch im Stillen
inbrünstig zu Gott gebetet, daß das
Geld bei der Untersuchung gefunden
werde, denn meine Herren hier zog er
ei» kleines.Papierpacket aus der Tasche,
hier sind auch 40 >Fricdrichsdors drinn
und sie sind anch in ein Stück der Bei
lage von der Tante Voß gewickelt, eine
andere Zeitung liegt ja hier nicht auf,
ich glaube sogar, unser Freund und ich
haben das Gold zu demselben Zweck von
unserem Gewinne abgezählt, um Donna
Anna zu kaufeu, die ja gerade 40
Goldfüchse kosten soll, hier nickte der
Gutsbesitzer beistimmend.
Wenn das Loos mich getroffen hätte,
eher als der wirkliehe vermeintliche
Dieb untersucht zu werden, so wäre ich
in Aller Auge» der Dieb gewesen, die
weitere Untersuchung wäre vielleicht un
terblieben, und wer stand mir dasür,
daß das Gold auch wirtlich gesunden
würde? Wenn ich mich nicht unter
suche» ließ, hatte ich wenigstens die
Chance, daß das Geld eher bei einem
Anderen gefunden wurde. Würd: es
nicht gesunden, wäre ich nach Hause
gegangen und hätte den Sachverhalt
ausgeschrieben und dem Todte» hatten
Sie vielleicht nicht die Ehre abgespro
chen. Die Versicherung kann ich Ihnen
geben, daß mir diese Stunde wie ein
Jahr laug vorkam, und daß ich lieber
allein in ei» seindliches Karree reiten
will, als sie noch einmal zu erleben.
Alle Anwesenden hatten volles Ver
ständniß für die unglückliche Lage des
Kameraden und Jeder beglückwünschte
ihn. Er aber kaufte in der That am
andern Tage Donna Anna und fiel mit
Karrees, was später von Manchem als
Bestätigung der Regel gedeutet wurde,
daß Spiekzewinne nie Glück bringen.
E. L.
blinde Passagier.
„Nein, so nicht unter ihre Angen tre
ten, so nicht! Mein junges .Weibchen
fiele in Ohnmacht, .solch ein Thier
sehend, und die Alte wäre fähig, ihre
Tochter zur Ehescheidung aufzureizen;
meine Jette ist mir aber lieb, sehr
lieb!'-
Diesen lallenden Monolog sprach,
während er einen Laternenpfahl krampf
hast umklammert hielt, der biedere
Schneidermeister Zickel, der spät Abends
vom Geburtstagsseste eines unbeweibten
Kollegen heimkehrte, wo es furchtbar
feucht hergegangen war. Mit Müh«
suchte er seinen balancircnden Oberkör
per und die knickenden und kuixenden
Beine aufrecht zu erhalten. „Ein
Stündchen Schlummer nur. nnd das
Schlimmste wäre überstanden: aber,
wohin gehen, um eine Schlafstätte zu
finden?" Zum Glück stand er schon
vor dem Thorweg seines Wohnhauses,
Er spähte den offenen Thorweg hinab
nach dem Hof. Dort sah er die dun
keln Umrisse einer Kutsche, die, einem
im Hause wohnhaste» Fuhrherrn ge
hörig, vor der Thür der Wagenremise
stand. „Halt, ich Hab'S," murmelt»
Meister Zickel und schwankte zun, Hof>
thor hinein; „wo schläft sich'S bester,
als in einer weichgepolsterten Kutsche,
die heute doch nicht mehr benutzt wird."
Gesagt, gethan. DaS arme Schnei
derlein kroch mit feinem Riefeiiaffen
stöhnend in deiz Wagen und machte
sich'S bequem. Ein tieser. tiefer Schlaf
umschloß bald seine müden Leben?-
geister.
Lange war der Schlummer ruhig
und traumloS, aber schließlich begann
die Phantasie ihr Gaukelspiel: eS war
dem Meister plötzlich, als flöge er in
einem schwarzen Sarge durch die Luft.
Immer weiter, immer rascher, eS saustt
und pfiff nnr so! Endlich senkte sich der
Sarg und glitt mit sanstem Druck
zur Erde.... In Wirklichkeit verhielt
sich aber die Sache etwas anders.
Johann, der Kutscher des Fuhrherrn,
war um Mitternacht gekommen und
hatte den Wagen bespannt, um de»
Miether desselben, Herrn Lcderhäiidler
luchting nebst Familie von einem
Hochzeitssest abzuholen. Die Kutsche
hielt eine Viertelstunde später vor ei
nem Hause in der Sandgasse, ohne
daß Johann den schlafenden Passagier
im Innern des geschlossenen Wagens
bemerkt hätte.
Die Treppe des Hochzeitshauses herab
kam soeben die junge Frau luchting
niit ihrer Mutier; sie schiene» Beide in
wenig festlicher Stimmung zu sein.
„Und ich sage Dir, Dein Mann ist ein
Kneipbruder!" rief die Aellerc mit
schmiegermüttcrlichcr Entrüstung aus.
„Er war der Erste von Allen, der den
Hochzeitsrausch weg hatte, noch ehe der
Tanz begonnen. Eine Schande ist es
eine Schande, sag'ich "
„Ich möchte nur wissen, wo er steckt,"
eiferte die junge Frau, „er lief so ur
plötzlich aus dem Ankleidezimmcr und
ließ mich im halbangezogencn Mantel
stehen." „Ich kann mir ja den
ken, warum er aus dem Zimmer
rannte", mein)? die Alte höhnisch, „er
wird wohl schon draußen frische Lust
schöpfen oder so dergleichen." „Mut
ter, er sitzt ja schon im Wagen," ries
gleich darauf Frau luchting, nachdem
sie den vom Kutscher losgedrückten Wa
genschlag geöffnet und hineingeblickt
hatte: „er hatte den Rockkragen über die
Ohren gezogen und o, Du Trunken
bald er schläft schon!...."
„Ein netter junger Ehemann," lachte
giftig die Alte; dann stiegen Beide ein,
und der Wagen rollte davon. Der
Traum des schlafenden Fahrgastes er
hielt nunmeh? eine Fortsetzung. In
seinen schwarzen Sarg waren eingestie
gen: seine Schwiegermutter und sein
Weibchen. Worte wie „Sausnickel",
„Schlemmer", „abscheulicher Mensch"
und Aehnliches schlugen'ihm in's Ohr.
Aber der Sarg flog wieder durch die
Lüfte, bis einiger Zeit von
Neuem sich senkte und anhielt. Em
Rütteln und Schütteln, daß ihm die
Zähne klapperten, veranlaßhen ihn, aus
feinem Luftfahrzeug auszusteigen, Er
wurde vorwärts geschoben und gczerrt.
Nach vielem Stolpern in ägyptischer
Finsterniß schlug ihm der warme Hauch
eines menschlichen Wohnraums entge
gen. Gleich darauf schrie ihm ein«
schrille wüthende Stimme in's Ohr:
„Bei Dir bleib' ich nicht, ich schlafe bei
Muttern, Du Du Du Söffel
Tu!"
Meister Zickels Traum bekam nun
schon einen Stich in die Wirklichkeit.
So viel wenigstens schien ihm gewiß zu
sein, daß er zu Hause sei und daß seine
Jette heute bei Mutter» schlafen wolle,
weil er einen fürchterlichen Rausch habe.
Er muhte sich in sein Schicksal sügen
und sank schlaftrunki?» auf eine Lager
stätte hi». die er nach langem Umher
tappen entdeckt. Leise, leise öffne
sich bald darauf die Außenthür des
Schlafzimmers und es zwängt sich Je
mand lautlos herein.
„Weibchen, schläft Mutter schon?" —
Keine Antwort. —„War nicht recht von
Euch, davonznsahren und mich iin Stich
zn lassen; bist Tu mir böse, Frau?"
Als Antwort ein unschönes, unweibli
cheS Schnarchen. —„Verzeih, Lisetle, es
soll nächstens nicht mehr vorkommen
der Asse nämlich; nimm mich in Gna
den wieder aus, Weibchen!" Ein
Räuspern im tiefsten Bierbaß ertönt
nun aus dem Bett:
„Wer ist da?" donnert Herr Leder,
Händler luchting in die undurchdring
liche Finsterniß der Stube hinein. Er
findet Streichhölzchen in feiner Tasche,
er macht Licht .Mensch, wer bist
Du? Wie kommst Du hier her? Räu
ber. Mörder Hilse!"
Ter Schlasendc fährt auf und glotzt
feinen Gegner verstört an. Im Schein
der entzündeten Kerze betrachten sie sich
lange, während in der Nebenthür zwei
entsetzte Frauengesichter- zum Vorschein
kommen. ,
„Nachbar Zickel!"
„Freund Jnchting!"
„Wie kommst Du denn hier her?"
„Ja, wie komm ich hier her?"
Nach und nach findet sich des Räth
sels Lösung. Das brave Schneiderlein
strengt sein Gedächtniß an und erzählt
von seinem monströsen Affen, dem
Schläfchen in der Kutsche, von der
Luftreise in dem Sarge und endlich
von dem Zusammentreffen mit Schwie
germutter und Frau. Der Lederhänd
ler lacht lant aus, als er den Zusam
menhang begriffen und sogar im Zim
mer seiner Schwiegermutter läßt sich
herzliches Kichern durch die halbgeöffnete
Thür vernehmen.
„Mein Gott, was thut man nicht aus
Furcht vor der Schwiegermutter uM
aus zarten Rücksichten für ein junges
Weib!" ru»t Meister Zickel aus und,
feinen Hausgenossen und Flurnachbar
um gütige Nachsicht bittend, entfernte
er sich, um in die Höhle seiner eigenen
Löwinnen zu dringen. Wie er dort
empsangen wurde? Pssst! Fami
liengcheimniß!— Ed. Wilde.
Darwinistisches.
Wie sich der Tammanite aus seiner
Urform, einem Tiger, entwickelt hat.
Tamman« auf dem demokrati
schen Eonvent.
Wie es dem Tiger erging, als auf
Convent in Chicago zur Abstim
mung über Hill oder Cleveland gcläutet
wurde.
Nach der Abstimmung in Minnea
polis.
Hill: Himmelschockschwerenoth!
Dana: Kreuzdonnerwetter! War dai
aber ein Knall und ein Krach! Von
Glück können wir noch sagen, daß wir
mit dem Leben davon gekommen sind!
Ein schweizer Stückle.
Von dem vor einigen Jahren in St.
Galle» verstorbenen höheren Gerichts
beamten G. erzählt man sich, wie die
»Frkf. Ztg." schreibt, folgendes Stück
chen aus der guten alten Zeit der kan
tonalen Militärhoheit. G., welcher
den Grad eines Oberlientenants be
kleidete, wurde als altrs Haus zum
letzten Male unter die Fahne gerufen.
Seine Kameraden wunderten sich nicht
wenig, den sonst so rüstigen Mann in
etwas gebeugter Haltung und den offe
nen Kaput über den Waffenrock ge
zogen, einrücken zu sehen. „Ja,"
seufzte er, „so ein verflirter Rheuma
tismus könnte selbst einen Riesen zahm
machen!" Der Mann schien wirtlich
bedenklich zu leiden. Denn trotz bren
nender Juli-Sonne trennte sich nnser
Oberlicutenant selbst bei Laufschritt
und Sturmangriff niemals von dem
warmhaltenden Kapntmantel. Nicht
nnmal Abends bei gemüthlicher Tafel
runde wollte er das schützende Tuch
missen.
Nach Schluß der Uebung nun ergriff
Z. beim Banket das Wort, um dem
ZorpScommandanten für feine Nach
sicht und den Kameraden für ihre
Theilnahme zu danken. Hierfür wolle
:r sich nnn erkenntlich zeigen, indem er
hnen einen Einblick in den Charakter
seines Rheumatismus geben werde.
Mit diesen Worten entledigt er sich des
ominösen Kaputs, macht „Kehrt" und
präsentirt der Gesellschaft seinen Rücken.
Die Kameraden krümmen sich vor Lo
hen ob des ihnen gebotenen Anblicks.
Was war's? Als G. in den Dienst
riuberufcn wurde, entdeckte er, daß die
Uniform nicht mehr über feinem
Schmeerbäuchlein schließen wollte, und
für ein letztes Manöver lohnte es sich
kaum, die Ausgabe für eine Neuan
schaffung zu machen. Wozu aber ist
man vcrheirathet? Tie tluge Frau
muß Rath schaffen! Und sie schafft
Rath. Sie trennt die Unisorm des
wackeren Vaterlandsverlheidigers ein
fach bei der Ruckeunaht aus, näht eine
Anzahl Bänder an, mit denen der Rock
hinten zugeschnallt wird und der
maiAzelnde Raum sür das gericht-herr
iiche Embonpoint ist geschaffen.
DaS ägyptisch« Labyrinth.
Ein antikes Modell des ägyptischen
Labyrinths zeigte und erläuterte in der
Sitzung der Anthropologischen Gesell
schaft in Berlin Prof. v. Kaufmann,
der dasselbe in Kairo erworben hatte
und »ie Bedeutung seines FuudeS
außerordentlich hoch anschlägt. Das
Modell ist nicht vollständig; ein Stück
ist durch Abbruch verloren gegange»,
aber dieses läßt sich reconstruiren. und
Herr von Kausmann hat dazu auch
schon einen Plan aufgestellt. Die An
lage des merkwürdigen altägyptischen
Baues aus der Zeit der zwölfte» Dy
nastie weicht insofern von den sonstigen
ägyptischen Tcmpelbaute» ab, als an
die Stelle des Vorhofs jener eigen
thümliche Irrgarten tritt, der von
einem System von Gängen gebildet
wird und nur dem Eingeweihten den
Zugang,zum geheiligten Mittetraume
ermöglicht. In diesem befindet sich cin
Becken, welches dem „heiligen Krokodil"
zum Aufenthalt diente und ringsum
mit Bäumen bepflanzt war. Der
Nichtkundige verirrt sich in den Gän
gen, bis er sich an einer Thür todt
täuft, die ihn zur Rückkehr zwingt und
er schließlich wieder bei der Eingangs
pforte anlangt.
Der Umfang des Labyrinths würd»
etwa fünfmal das? Königliche Schloß in
Berlin mit allen seinen Höfen und Re
benbauten umfassen. Herodot erzählt,
daß an die 3000 Kammern zu zählen
wären, eine wohl übertriebene Angabe,
wie denn überhaupt die klassischen
Schriftsteller sich durch den Charakter
des Geheimnißvollen und Phantasti
schen. den jene Bauwerke trugcn, ver
leite» ließen, diesen merkwürdigen Stät
ten altcr Mysterien allerlei wunderbare
Dinge zuzuschreiben. So ist auch die
Sage vom Minotauros, dem menschen
fressenden Ungethüm, entstanden.
Den Ursprung des Wortes Laby
rinth führt man jetzt aus Egypten zu
rück, wo eS „Palast am Eingang des
Sees" bedeute. Man srage sich, wes
halb denn diese Tempel mit einem sol
chen Irrgarten umgeben worden seien
und habe darauf die wohl zutreffend«
Antwort gefunden, daß die Priester
und Priesterinnen in der Abgeschlossen
heit des Labyrinths aus die heilige
Handlung vorbereitet werden sollten,
daß sie durch allerlei Zeremonien, durch
das Hin- und Herirren in Ausregung
und Eckstafe versetzt wurden, bis sich
vor ihnen auf einmal das Götterbild
hellerleuchtet zeigte.
Einen Anklang an diese uralten My
sterien findet man wohl noch heute in
den Gebräuchen der Freimaurer, die in
ganz ähnticher Weise eine geeignete
Stimmung zu erzeugen suchen, bevor
sich ihnen das Licht enthüllt. Vergeb
lich hatte man sich bisher bemüht, das
ägyptische Labyrinth, von dem auch die
letzten Spuren verschwunden waren,
nach den Angaben in der Literatur zu
reconstruiren; jetzt, nachdem uns dieses
Modell einen vollständigen Einblick in
die Art des Baues gewahrt, erweise»
sich die von den verschiedensten Seiten
ausgestellten Pläne als salsch.
Vielleicht trifft die Vermuthung zu.
daß das Modell nicht aus der Zeit der
Errichtung des Tempels stamme, son
dern unter römischer Herrschast entstan
den sei, nachdem das Labyrinth schon
verfallen war; vielleicht hat der Künst
ler damals im Austrage der römischen
Verwaltung von dem wichtigen und
großartigen Denkmale altügyptischer
Baukunst eine Nachbildung hergestellt,
damit der Nachwelt das Bild des Laby
rinths nicht verloren gehe. Dieser
Zweck wäre nun also erreicht.
Bikingerfahrt nach Chicago.
Es unterliegt hente keinem Zweifel,
vaß die alten Normannen, diese gebore
nen Seefahrer, bereits sechshundert
Jahre vor Cslumbus das ameritanische
Festland entdeckt habex. Nachdem der
Tyrann Harald Harfagar die freiheitlie
benden Normannen zur Auswanderung
ans Skandinavien veranlaßt hatte und
diese es vorzogen, sich als freie und
unabhängige Männer in dem furchtbar
rauhen und öden Island niederzulas
sen, drangen diese von hier aus noch
weiter vor. Erich der Rothe siedelte
sich 986 in dem bereits 876 entdeckten
Grönland an, und sein Sohn Leis be
suchte von dort aus „Winland", die
Küste Ncuenglands bis Labrador, die
man wegen der dort vorgefundenen
wild wachsenden Reben so nannte.
Thorsine Karlsasna versuchte 597
auch eine feste Anfiedlung daselbst zu
gründen, welche sich jedoch gegen die
Angriffe der Skrälinger
Eskimos) nicht behaupten konnte. An
dere Isländer drangen noch weiter nach
Süd n bis Hvitramai'n land (daZ
jetzige Carolina) vor; doch konnten diese
Fahrten ihrer großen Gefahren wegen
halber nicht oft genug gemacht werden,
und wegen mangelnden Nachschubes
vom Mutterlande versanken diese Ent
deckungen wieder in der Nacht völliger
Vergessenheit. Auch die Ansiedelungen
in Grönland gingen im 14. Jahrhun
dert zn Grunde, und die halbverschol
lene Kunde von diesen war es,
die erst Anfangs dieses Jahrhunderts
en dänischen Menschenfreund Hans
Sgede zu feinem großen Werte begei
erte, die Colonisirung Grönlands
wieder aufzunehmen.
Tie Vitingersahrt zur Weltausstellung
Wenn man bedenkt, daß jene kühnen
Manner ihre waghalsigen Fahrten auf
allen Meeren, ja, wie wir gesehen Ha-
den. selbst über den damals völlig un
bekannten Atlantischen Ocean in ihren
lleinen, gebrechlichen Segel fahrzcuge»
unternahmen, ja, daß ihnen höchi»
wahrscheinlich die Kenntniß der Magnet
nadel völlig abging und sie ihren Kurs
also nur nach dem Lause der Gestirne
richte» konnte», so muß man wirtlich
v»n Bewunderung für den fröhlichen
Mannesmulh erfüllt werden, mit dem
die alte» Vikinger. die Gesährten Erichs
und LeisS. den unbekanntes Gefahren
der unermeßlichen Wasskrwüste ent
gegengingen.
Eln Vikingerschiff auZ elnem Hünengrab-.
Ein Vikingerhäuptling wurde nach
seinem Tode mit seinem Schiffe und
der ganzen Ausrüstung desselben in'S
Grab gesenkt, wie andere Stamme dem
todten Führer feine Rüstung und sein
treues Schlachtroß mit in s Grab gaben.
Diesem Umstände verdankt man di«
genaue Kenntniß dieser Fahrzeuge.
Namentlich nordische Gelehrte haben
sich eifrig bemüht, dieselben nach den
vorhandenen zu recon»
struiren, und wir sind deshalb über di<
alten Vikinger und ihre Lebensweisi
sehr genau unterrichtet.
Doch wer waren die Vikinger. und
wie kam es. daß gerade sie von allen
deutschen Stämmen sich mit solche,
Vorliebe und Glück der Seeschifffahrt
widmeten? Wi- so häufig in der Völ
kergeschichte. ist auch hier die Noth d»
Mutter der Erfindungen. Durch mäch
tigere Nachbarn wurden gewisse teu
tonische Stamme in alterSgryuer Ver
gangenheit aus den fruchtbaren und
wärmeren Gegenden Deutschlands im.
-mer weiter nach Norden gedrängt.
Immer nener Zuzug aus der Heimath
der Arier schob und drückte nach; di<
Angeln, die Sachsen, die Friesen war
fen die Normannen schließlich bis in du
nnwirthliche.i Schären und Fjorde
Skandinaviens zurück. Später haben
sich die Normannen furchtbar an ihre»
unfreundlichen Nachbarn gerächt.
Im heutigen Schweden und Norwe
gm zwang die Noth und die Unfrucht
barkeit des Landes die Normannen,
sich aus den Fischfang zu legen; sie bau
ten Kähne und später Schiffe. Doch
die Uebervölkerung zwang zur Auswan
derung. Unter selbstgewählten Anfüh
rern zogen die jungen und kräftigen,
aber nicht seßhaften MännersdeS Stam
mes aus ihren Schiffen hinaus, um sich
anzusiedeln. Der Widerstand, den man
ihnen entgegensetzte, zwang sie zum Ge
brauch ihrer Waffen. Sie waren sieg
reich. und erbeuteten Kostbarkeiten un!
schöne Weiber. So wurden aus den
Landflüchtigen. Heimathlosen kühn«
Abenteurer und Räuber. Sie brand
schatzten alle Mittelmeerküsten. Sil
besiegten und knechteten ihre alten Be
dränger, die inzwischen nach Britannien
ausgewanderten Sachsen und Angeln.
Es war daher ein gewaltiger histo
rischer Schnitzer, wenn man die Sach
sen aus Vikingerschiffen nach Britannien
fahren läßt. Denn die Vikinger odei
Normannen, von den Sachsen Dänen
genannt, waren die furchtbarsten Feind«
der Sachsen. Nicht nur Britanjnen,
»«in, auch «in«« Zheil Deutschland«
ganzNordfrankreich, Italien, Sicilien,
Griechenland, Nordafrika und die Krim
waren lange Zeit von den Normannen
unterjocht.
«luS >«r «tnderstub» ver Stomi
«irten.
Baby McKee zu Baby Ruth: Das
mag nun kommen, wie es will: aber
Präsident kannst Du doch nimmer wer
den!
Zu viel verlangt. Modi
stin: „ Nein, nein, ich traue keinem
Reisenden; da heißt eS: „Ein änderet
Städtchen, ein anderes Mädchen."
Reisender: „Ich versichere Sie. Fräu
lein, daß ich Sie wirklich liebe! Sit
dürfen mir dies aus mein Wort hin
glauben. Verlangen Sie irgend ein
Zeichen, das Sie von der Wahrhaftig
keit meiner Liebe zu überzeugtn im
Stande ist?" —Modistin: „Nun, dann
geben Sie mir Ihr Ehrenwort darauf,
daß Sie noch nicht verheirathet sind!"
Reisender: „Das...,ja, das....
meln liebes Fräulein, tami ich nicht!"
Eine neue Krankheit.-
Frau Hnber: „Warum wollen Sie
denn Ihr Mädchen fortschicken, Frau
Maier? Sie scheint doch recht nett und
reinlich zu sein/' Frau Maier:
„Reinlich ist gar kein Wort dafür. Die
wäscht sich den ganzen lieben Tag. Ich
glaube wahrhaftig, das Mädchen leidet
am Seifenivahnsinn.
»«senvaynen«« fra»«r«r z«»».
Wer heutzutage mit Windeseile, bk
haglich in eine Ecke des Cupees gelehnt,
aus den Schienen die Welt durchfliegt,
macht sich zumeist keine Vorstellung, wie
neu verhältnißmäßig die Einrichtung
und Ausstattung unserer Eisenbahnwa
gen ist. Greife» wir nur einige Jahr
zehnte zurück. England ist das Vater
land der Eisenbahnen. Hier der
erste regelmäßige Dienst aus der Bahn
strecke Liverpool-Manchester am Frei
tag,am 17. September 1830, zwei Tage
nach der Eröffnung der Linie eiugerich
tet.
Um den Weg von 31 englischen Mei
len, also etwa 50 Kilometern, zwischen
den beiden großen Mittelpunkte» des
Handels nnd der Industrie zurückzule
gen. brauchten die Züge zwei Stunden;
aber diese Schnelligkeit war Vielen zu
groß. eS kamen Klagen, man werde
ganz schwindlig dabei. Hcntzutage
würden wir einen solchen Zng einen
elenden Bummelzug schelten. Damals
jedoch waren solche Beschwerde über kör
perliches Uebelbesinden in der That nicht
unbegründet; die Wagen waren nnr
mit Ketten verbunden; sie schüttelten
die Passagiere fürchterlich durcheinan
der und beim Bremsen und Stillhalten
stieß ein Waggon krachend aus den an
dern.
Die Wagen waren möglichst den
Postkutschen nachgebildet; sie trugen
Namen, wie diese und auch ihre Ein
richtung war ähnlich. Sie faßten meh
rere Abtheilungen, für die erste Klaffe
mit je vier Sitzen; in zweiter gab es
weder gepolsterte,noch abgetheilte Plätze,
für Reifende dritter Klaffe war anfäng
lich gar nicht gesorgt. Dagegen ist die
schöne Einrichtung der Schlafwagen
viel alter, als man zumeist annimmt:
auf mehreren englischen Linien gab es
schon in den dreißiger Jahren in jedem
ersten Klaffe Wagen eine Abtheilung
mit Betten. Das Gepäck wnrde oben
auf das Verdeck gestaut und die Fahr
gäste hatten das Recht, sich
setzen, wenn sie sich vor dem Wind, dem
«staub und dem funkenfprüheuden
Rauch nicht scheuten. Man schützte sie
durch besondere Brillen gegen diese Un
annehmlichkeiten. Trotzdem man aber
auch das Reisegepäck durch Decken zu
sichern suchte, gerieth es häusig durch
die von der Locomotive ausgeworfenen
Fnnkcn in Brand; und doch hat man
diese Art der Güterbeförderung verein
zelt bis 1860 in England beibehalten.
Heiterer nnd prächtiger sahen die
Züge damals ans, als jetzt. Die Ma
schine glänzte von vielem Messingwcrk,
die Wagen waren mit grellen Farben
angestrichen, die erste Klasse gelb oder
pnrpnr, für die zweite Klaffe wählte
man weiß, gelb oder grün, für die dritte
ein dunkles Blau. Man denke sich das
Bild: ein solch buntscheckiger Zug. auf
den Dächern der Wagen viele Reifende,
dazu draußen an den Seiten die Bedie
nungsmannschaft in schreiendes Roth
gekleidet, und am Ende deSZuges häufig
noch Privatwagen in alle» Farben;
denn trotz des furchtbaren Nuttelns galt
als vornehmes Sommervergnügen
f.»5 nohlhabeiid' Leute, in eigenem Wa
gen. angehängt am Schluß des Zuges,
einen Ausflug zu machen. > So konnte
man sich auch behaglich mit Proviant
verfo.gen, denn dafür waren die von
de» Bah»verwalt»ngen getroffenen
Einrichtungen ans den Stationen höchst
mangelhaft, die Erfrischungen spärlich,
theuer und schlecht, die AufcnthatlSzeiten
sehr kurz bemessen. ,
Eine ganze Leidensgeschichte hatten
die Reisende» 3. Klasse durchzninachen,
bis sie zn ihrem Rechte gelangten. BiS
zum Jahre 1345 hatten sie, so berichtet
ein Aufsatz im „Cornhill Magazine",
dem wir diese Angaben entnehme», gar
keinen gesetzlichen «schütz. Die Bahn-
Verwaltungen rechneten mir auf vor
nehme und wohlhabende Leute. Rei
fende 3. Klaffe wies man in offeiit
Güterwagen, ans die man Vre'tter leg!e;
andere sperrten die Unglückliche» in
Bichzüge mit den Thieren zusammen;
,a manchen Orts war es den Angestell
ten der Bahnen verboten, bei An
kunft ihnen das Gepäck zu tragen. Mit
der stärkeren Nachfrage nach Arbeits
kräften, welche in dem erleichterte» Ver
lehr durch die Ei'enbahne» einen mäch
tigen Anfschivnng nahm, trat Wandel
ein: der Andrang minder Bemittelter
z!i den Bahnen wuchs gewallig. Darum
zwang das Parlament 1845 durch Cie
ici'. die Bahngeskllschnsten, täglich min
destens eine» (den s'srliunwiiliii'v
tmin) nach jeder Richtung gehen zu
lassen, der an jeder Station hielt, min
destens zwöls englische Meilen in der
stunde zurücklegen mußte u»d mit dem
preise von einem Penny sür die Meile
Wagen dritter Klasse führen mußte, die
mit Dächern, Seitenwänden, Sitzen
und Licht versehen waren.
—ln der Kirche. Ein Dorf
geistlicher sah, während er ans der Kan
zel predigte, in Schaaren die Th.'ilneh
mer einer Landpartie in die Kirche
»ringen. Die Leute flüchteten sich vor
.'inem Gewitterregen, der sie bereits
ganz durchnäßt hatte. AIS die Inva
sion der städtischen Weltkinder die Ge
ineindemitglieder in ihrer Andacht
störte, wurdz der Pfarrer uugeduldig
und brach in die Worte ans: „Ich
habe niemals jene Christen geliebt,
welche die Religion als Deckmantel
mißbrauchten, allein noch viel weniger
liebe ich die, welche sie als Regenschirm
oerwenden!"
Preis werth. Bekannter:
.Wie können wie doch Ihre liebreizende
Tochter einem solch häßlichen unv unbe
deutenden Menschen geben?" Mut
ler: „Ach, ich bitt Sie; mein Madel
hat bloß achthundert Mark Vermögen,
und für achthundert Mark ist der Bräu»
tlgam doch ganz nett!"
Undeutlich es Stillschwei
gen. A.: „Was sagten Sie?" B.:
„Ich habe jetzt nichts gesagt." —A.:
„Na, dann sprechen Sie in Zulunft
deutlicher!"