Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 15, 1892, Page 7, Image 7

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    Deutsche Loealnachrichte».
Provinz Brandenburg.
In Guben hat der frühere Schiffer
Gust, Lehmann seine 70jährige Mutter
gelödtet und nach der Mordthat den
Leichnam in dc» Keller geworsen. Der
Mörder ist in Hast. In Tauer hat
eine durch Kinder, die mit Zündhölzern
spielten, veranlaßte Feuersbrunst 18
Gebäude eingeäschert.—Ueber das Ver
mögen der Teuplitzer Kohlenwerke,
Zlttiengescllschast, zu Helmsdors, ist der
Concurs eröffnet. Zahlreiche Arbeiter
werden infolge dessen brotlos. Der
Herausgeber des „Berl. Tcigebl.", Ru
dolf Mosse, hat in Wilmersdorf ein
größeres Terrain angekauft, auf dem
er ein Wamnhaus für 100 Kinder,
ohne Unterschied der Consession, zu er
richten beabsichtigt.
ProvinzO st Preußen.
Die Manusacturwaarensirma Bit
scher>KOsterhage inßrannsberg hat ihre
Zahlungen eingestellt. Durch eine
große Feuersbrunst ist das Dorf La
bienten verheert worden. In andert
halb Stunden sind neunzehn Wohn
häuser mit dc» dazu gehörenden Wirth
schaftsgebäuden in Flammen aufge
gangen. Tie Einwohner waren
auf dem Felde thätig, als das Feuer
ausbrach.
Provinz We st Preußen.
In Biskupitz hat sich der Einwohne»
Joh. Warot unheilbaren Leidens wegen
erhängt. i In Könitz der frühere
Flcifchcrmcistcr Machol Lewy, der vor
zwei Jahren mit seiner Ehesrau das
seltene Fest der eisernen Hochzeit (65
Jahre) feierte. 112 Im Gr. Lensk der
freisinnige Landtagsabg., Oberge
richlsassessor z. D. Philipp Schmiedecke.
Ter Kaiser hat der unverehelichten
Schneiderin Anna Woiske in Hoch
zehren, welche erwerbsunfähig und
verkrüppelt ist, eine Nähmaschine ge
schenkt.
Provinz Pommern.
s Ans seinem Gute Kiekow der be
kannte dentsch-eonservative Reichstags-
Abgeordnele Hans Hugo von Kleist-
Retzow, Mitglied des preußischen Her
renhauses, 1851 bis 1858 war er
Oberpräsident der Rheinprovinz.
Der Lehrer a. D. Nikolaus in Lübzin
feierte mit seiner Gattin das Fest der
sechzigjärigen Hochzeit. Die Schüt
zen-Compagnie in Wollin feierte ihr
dreihundertjährigeS Bestehe». Auch
sind es 75 Jahre, da König Friedrich
der Dritte der Compagnie in Anerken
nung der Opser, welche sie in dem
KriegSjahre 1813 gebracht (dieselbe
hatte damals ihren ganzen Besitz an
silbernen Geräthen und Medaillen an
den Staat abgegeben), eine Fahne ver
liehen hat.
Provinz Schleswig-Holstein.
Der Müller Rüge aus Barmstedt ist
spurlos vcrfchwunden. Man vermu
thet, daß Rüge nach Amerika gegange».
Die Bäckerinnung in Elmshorn
feierte dieser Täge ihr 150 jähriges Be
stehen. Das zur 600 jährigen Jubi
läumsfeier in HaderSleben zur Enthül
lung dem Herzog HanS
gestiftete Tciilinal wird aus einem zwei
Meter hohen einfachen schwarzen Gra
nitblock bestehen und sür ca. 1300 Mt.
in der Bildhauerei der Wittwe Schwarz
hergestellt. 112 der Kreisbauinspector
Baurath Krönte in Sude. An dem
Sängersest, welches die Liedertafel in
Lauciibnrg zur Feier ihres 50jährigen
Jubiläums veranstaltete, haben außer
den hiesigen Gesangvereinen gut 700
. auswärtige Sänger sich belheiligt.
Rentier Carstens und Frau in Wüster
icierlen ihre Diamant-Hochzeit.
Provinz Schlesien.
In Guradze schlug der Blitz in das
Haus des Gasthofbesitzers Minaret.
Ein Mann wurde erschlagen, vier Män
ner uud die Wirthin belä>ibt. Unter
den vom Blitz Getroffenen befindet sich
der Briefträger Gola, der so che Bia i
wunden erlitten hat, daß man an >e>-
ncm Auskommen zweifelt.—Ein schwe
res Unglück ereignete sich in Kosel-Kan
drzin. Ein schwerer Ke»el schlug sünf
Mann nieder, zwei der letzteren waren
aus der Stelle todt.—Das Dors Alten
berg, einst ein wohlhabende» Vergstadt
chen mit Arsenik-Bergwerk, ist inner
halb zwei Stunden niedergebrannt.
Nur zwei Besitzunzen blieben ver
schont.
Provinz Posen.
Die Ansiedlungskommission hat bis.
her 58,526 Hektar zu 36.070.828 M.
erstanden. 25 pCt. dieses meist im
Gncsener Regierungsbezirk gelegenen
Besitzes sind bereits AnsiedlungSzwecken
» jMgcsührt. Im Jahre 1891 wurde»
195 Stellen an 193 Ansiedler v-r.zkbe».
L 337 Hektar für 2,476,512 M. Von
i>69 eingegangenen Ansiedlungsgefu
cheu wurden 584 vermerkt. Die Kolo
nisten sind durchweg mit ihrer Lage zu
frieden. Das beweist auch der Um
stand, daß die meisten Zuzügler engere
LandSleute der Ansiedler und von die
sen herbeigerufen sind. Die Bötti
chc Berndt'schen Eheleute in Meseritz
feierten das Fest der goldenen Hochzeit.
In Kuchary wurde der Gendarm
Krüger zur Nachtzeit in seiner Woh
nung durch einen Schuß ermordet.
Provinz Hannover.
Pastor prim. Hagemann in Bardo>
wie! feierte sein 50jährigcS Amtsjubi
läum. Der Reviersörstcr Carspecken
in Bovenden hat sich aus Unvorsichtig
keit erschossen. Dnrch die große
Feuersbrunst in dem Städtchen Dassel
ivnrden einige 30 Gebäude einge
äschert. Als Brandstifter wurden
nunmehr der Nagetschmied Deppe, in
dessen Hause der Brand zum Ausbruch
!am. nebst Ehefrau gefänglich hier ein
geliefert. Im Dorfe Rotel Hut sich
auf freier Landstraße ein unbekanntes,
junges Liebespaar erschaffen. Das
ninge Mädchen hielt bei Auffindung
der Leichen in der Hand einen Zettel
mit der Inschrift: .Wir gehen Beide
freiwillig in den Tod". Auf der
„Schalk", die zu den schönsten Aus
sichtspunkten des OberharzeS gehört,
wird an Stelle des baufälligen Thur
mes zur Zeit ein eiserner in Höhe von
14 Meter errichtet. An den Folgen
eines Unfalles mit dem Velociped ver
schied Kaufmann von Ende in Leer.
Eines der alterthümlichsten Gebäude,
das im >6. Jahrhundert erbaute Setzer
'fche Haus an der Bierstraße in Osna
brück in unmittelbarer Nähe des Rath-
Hanfes, sür dessen Holzgiebel ein aus
wärtiges Consortium eine bedeutende
Summe geboten hat, um ihn sür die
Chicagoer Weltausstellung geplante
mittelalterliche deutsche Stadt zu ver
wenden, ist von einem hiesigen
angetanst worden. Der Käufer beab
sichtigt. das Haus umzubauen und in
demselben eine inittelterliche Raths
schenke, sowie einen großen Saal ein
richten zu lassen.
Provinz Westfalen.
In Alten-Bochnm wnrde die ermo»
dete Lina Munscheidt beerdigt. Das
von ihr hinterlassene Vermögen wird
aus eine halbe Million Mark geschätzt;
Erben sind ein Brnder und eine Schwe
ster der Getödteten, die in sehr dürfti
gen Verhältnissen leben. Als der Er
mordung der Munscheidt verdächtig, ist
der Koni um vermalter der Zeche .Tan
nenbaum" verhaftet worden. In
Blankenstein erschoß sich der Untcrosfi
cier Schmitz der in Soest garnisoniren
den Artillerie-Abtheilung. Er besand
sich in kriegsgerichtlicher Untersuchung
wegen Mißhandlung von Untergebene»
»nd Verleitung zum Meineid.
Rheinprovinz.
Mit der Ausstellung des Krupp
Denkmals aus der Ostseldstraße in Es
sen ist begonnen worden. Die Enthül
lung des Denkmals ist auf den 31.
Juli festgesetzt worden. Der verstor
bene Rentner Tonet hat in Reuß in
seinem Testament der Stadt sür eine
Studien-Stiftung 10,000 Mk. ver
macht. Das Waisenhaus erhielt 600
Mk. Einen traurigen Abschluß fand
in Trier ein Hochzeitssest. Tie Hoch
zeitsgäste unternahmen einen Ausflug
nach dem prächtig über der Stadt gele
genen Aussichtspunkt Bellevue. Eine
Frau wollte eine am Rande eines Fel
sen blühende Blume pflücken, verlor
aber das Gleichgewicht und stürzte in
die Tiese. Der zerschmetterte Leichnam
wnrde unten ausgesunde». Die
Bohrversuche nach Kohlen bei Hüthum
sind wegen gänzlicher Aussichtslosigkeit
vollständig eingestellt worden. Die
Bohrkosten belaufen sich aus 120.000
Mark.
Provinz Hessen-Nassau.
Der Lehrer Hugo Reinhardt vor.
Gilsa wurde von der Strafkammer
Marburg wegen Sittlichkeitverbrechens
zu einer Gefiingnißstrase von 1 Jahr
verurtheilt, Die f. Z. so viel be
sprochene Langenselbolder Gemeinde
kassen-Assäre hat eine für die bethei'lig
ten günstige Erledigung gesunden.
Mangels hinreichender Verdachtsgründe
ist die Untersuchung gegen den srüheren
Bürgermeister Zehr und den Gemeinde
cechner Ruth wegen angeblicher Verun
treuung von Gemeindegeldern eingestellt
und die Sache niedergeschlagen worden.
In Gegenwart der Kaiserin Frie
drich und anderer Fürstlichkeiten wurde
das Denkmal enthüllt, das die Stadt
Homburg in dankbarer Erinnerung
dem Kaiser Friedrich gestiftet hat. Das
Denkmal Tiroler Marmor auf ro
them Granitsockel zeigt den Kaiser,
den Mantel um die rechte Schulter, die
Brust mit dem Kttraß bedeckt. Rin
lelu war bekanntlich von 1619 bis 1800
Universitätsstadt und noch heute geht
das Gerücht, die letzten Studenten der
Universität Rinteln hätten s. Z. die
allen Anen der Universität bei ihrem
Eingehen an dem sogen. „Kränzchen"
heimlich vergraben. Aus Veranlassung
des Laudraths Kröger läßt nun die
Regierung eine Durchsuchung des alten
Uiüversitätsgartens nach den rathselhast
verschwundenen Acten vornehmen.
s In Sossenheim Bürgermeister Kloh
mann. s- Der Opernsänger Hrm.
Philipp! auf feinem Besitzthum .Bier
slädterhöhe."
Königreich Sachsen.
Der Amisrichtcr Dr. Töpelmann in
Dresden, der die Mitgift seiner Frau
durch Börscnspeculationen eingebüßt hat
und Generalbevollmächligler des sehr
vermögenden Onkels seiner Frau war.
nahm das Testament eines gewissen
Eduard Richter an sich und verbrannte
es in seiner Privatwohnung. Der an
gebliche Testator ist trotz wiederholter
Aufforderung nicht zu ermitteln gewe
sen und da T. sür den Verwandten
(gleichen Namens) bereits ei» Testa
mcnt aufgesetzt hatte, so ist der Ver
dacht stark begründet, daß der Amts
richter ein ihm VermögenSvortheile
sicherndes Testament ausgesetzt hatt«
und aus Furcht vor der Entdeckung
.nieder beseitigen wollte. Das Urtheil
lautete auf drei Jahre Gefängniß.
Der schlechte GeschästSgang und die all
gemeine Noihlage zahlreicher Industrie
zweige siiiden einen Ausdruck in der
Thatsache, daß die Einwohnerzahl der
Stadl Chemnitz im ersten Ouartal d.
I. nm 1172 zurückgegangen ist. wäh
rend in dem gleichen Zeitraume des
Vorjahres ein Zuwachs von 2409
Köpsen zu verzeichnen war.—ln Grün
bach sand eine Versammlung der sog.
Jakob'schen Erben statt. Es handelte
sich hierbei um die angeblich sehr bedeu
tende Hinierlassenschast eines im vori
gen Jahrhundert von dort nach Amster
dam ausgewanderten Einwohners Na
mens Jaiob. In Frankenberg feier
ten der Webermeister Vietze, der Kir
chenrechnnngSführer Lippoldt »nd der
Webermeister Lange ihr svjährigeS
Bürgerjubiläum. Einer der vielbe
schäftigten Aerzte Dr. SutoriS in Leip
zig, war wegen Betrügereien bei feiner
Praxis als Orttkassenarzt zu vier Mo
naten Gesängniß verurtheilt worden.
Der König hat nun dieses Strafmaß
in vierzehn Tage und 2000 M. Geld-
strafe unigewandelt, nachdem Tausende
srühere und jetzige Patienten in einer
Petition sich dem Gesuche des Dr. S.
angeschlossen hatten. Die Firma
Jung ck Simons, mechanische Weberei
in Schedewitz und in Elberfeld, hat
aus Anlaß ihres 25jährigen Bestehens
25,000 Marl sür ihre Beamten und
75,000 Mark für ihre Arbeiter gestiftet,
welche Summe theils baar vertheilt,
theils dem Uiiterstützungsfonds über
wiesen werden.
Thüringische Staaten.
Das Zimmermann-Denkmal, das in
Apolda dem Gründer der Firma Christ.
Zimmermann >k Sohn errichtet werden
soll, wird von dem Bildhauer Paul in
Dresden bis zum Herbst sertig gestellt
sei». Eine junge Frau hat in Förtha
zweimal versucht, im Walde ihr vier
jähriges Kind lebendig zu begraben,
wurde jedoch beiin zweiten Versuche ver
haftet. Unterwegs hätte die erregte
Menschcnmenge die Rabenmutter bei
nahe geluncht. Die Gerathaler Holz
waarensabrik zwischen Gera u, Arlesberg
ist nebst Schneidemühlen. Holzberei
tungsmaschine und ungeheuren Holz
vorräthe» total niedergebrannt. Brand
stiftung liegt vor. Die Porzellan
fabrit von Opel in Laasdorf, einem
Dorfe des unteren RodathaleS, ist von
einem Fener gänzlich zerstört worden.
Der Buchdruckercibesitzer und Ver
leger der „Weidaer Zeitung" feierte
sein 50jährigcs Berufsjubiläum.
Heffen-Da r m st a d t.
Ter Redakteur PrätoriuS des „Be.
obachter" in Alzey ist vor die Stras
kammcr in Mainz geladen, nm dort
wegen Beleidigung des deutschen Kai
sers abgeurtheilt zu werden.—Das alte
ehrwürdige Schloß Babenhausen erhilt
gegenwärtig eine Umwandlung. Der
jetzige Besitzer, Fabrikant Hickler aus
Darmstadt, welcher das ganze Anwesen
sür die Summe von 45,600 Mk. von
dem Militän'iSkus erwarb, läßt dasselbe
zu einem Lustschloß mit großartigen
Parkanlagen umwandeln. Bürger
meister Schladt und Gattin in Gr.
Gerau feierten das Fest der goldenen
Hochzeit.
Königreich B«yern.
Unterfranken besitzt jetzt 208 Dar.
lchenSkasjenvercine; davon ein Drittel
in diesen« und vorigen Jahre begründet.
Eine gasgewerbliche Ausstellung
wird in Barmen eröffnet. Sie ist reich
aus allen Gauen Deutschland beschickt.
Die Einlaßkarten sür die diesjähri
gen Wognerspiele in Bayreuth sind jetzt
bereits sämmtlich vergeben. Deren
Verkauf hat sür im Ganzen 20 Vor
stellungen die Summe von 56,000 M.
ergeben. Der Besitzer des Wildba
des, Dosch in Haßfurt, ist unter dem
Verdacht der Ermordung einer Kellne
ri». der CautionSunterschlagung und
anderer Schwindeleien verhaftet wor
den. Eine allgemeine Geflügel- und
BicnenauSsltllung wurde durch Bür
germeister Flessa in Kulmbach feierlich
eröffnet. Die Ausstellung ist sehr reich
haltig und äußerst geschmackvoll ausge
stattet. In der Stadttasse von Lohr
ist ein Manko von 36,000 M. entdeckt
worden. Dem Bürgermeister Keßler
wird vorgeworfen, es wäre für das ihm
anvertraute Gemeinwesen besser ge
wesen, wenn er seines Amtes
germeister dahier gewaltet hätte, als
im Landtage gegen dießeamtengehalls
ausbesserung zu wettern. Die kaum
»en Kinderschuhen entwachsene Holz
nerstochter von Holzen, Gemeinde
Schleching, wurde als des Kindesmosds
dringend verdächtig gefänglich einge
zogen.— fln Rottenberg der Bürger
meister, seine Frau und Schwester an
Influenza. In Schwabach versuchte
der Unterhändler Bökel seiner Frau
de» Hals abzuschneiden. Aus ihr
Schreien hin ließ er von seiiiem Plane
ab und todlete sich selbst auf gleiche
Art. Die Frau lebt zwar noch, jedoch
ist wenig Hoffnung vorhanden, sie wie
der herzustellen. Der wegen Bänke»
rottS flüchlig gegangene Fabrikbesitzer
Martin Kolchdde von Traunschein
wurde in Passau verhaftet.
König reich Württemberg.
Di? August Schneckenbnrger'schen
Eheleute in Teilingen ivurden zu ihren
6 lebenden Knaben nnd 2 Mädchen mit
dem siebenten Knaben erfreut. König
Wilhelm übernahm Palhenstelle. In
Frohnstetten schnitt sich der geistes
gestörte Pflasterer Hase den Bauch mit
einem Rasirmesser aus.—Ter Gewerbe
verein in Eßlingen hat den Beschluß
gefaßt, zur Feier feines 25jährigen
Jubiläums im nächsten Jahre eine Ge
werbeauSslellung von Stadt und Bezirk
Eßlingen zu veranstalten. Der Pfar
rer Schrempf in Lenzendorf ist seines
Amtes entietzt worden, weil er aus Ge
wiijensaründen bei kirchlichen Amts
handlungen die Verlesung des apostoli
schen SmnbolumS unterlassen und es
sür seine Pflicht erachtet hatte, seiner
vorgesetzten Behörde hiervon in gezie
mender Form Kenntniß zn geben.
Eine mysteriöse Nachricht bildet in Lud
wigsburg das Tagesgespräch. Ein
Bahnwärter soll vor seinem Hause ein
Körbchen mit einem seingekleideten klei
nen Kinde gesunden haben. Demselben
sollen außerdem noch 20,000 Mark bei
gelegt gewesen sein zur Erziehung des
Kindes. VerwaltnngSaktuar Beil
von Weikersheim und ein Gemeinde-
Pfleger aus Hachtel wurden in Unter
suchungshaft genommen. Bei Beiden
sollen Unregelmäßigkeiten im Rech
nungswesen. resp. Fälschungen, den
Grund der Verhaftung bilden. s In
Laichingen der Demokrat Schmidt.
Seinem letzlen Willen gemäß, wurde
der Verstorbene in eine schwarz-roth
goldene Fahne gehüllt und im Sarg
aus Exemplare des demoiratischen
Stuttgarter „Beobachter" und des
demokratischen Münsing» „Albboten"
gelegt.
Großherzogthum Baden.
Der Kassirer d«S socialdemokratischen
WahlvereinS in Durlach, Schomann.
ist spurlos verduftet. Er hinterläßt
eine Familie, sowie die VereinSkasse,
beide in angeblich trostlosem Zustande.
In der Jtterbach wurde die Leiche
des Schreiners Schlauch aus Eberbach
gesunden. In Handschuhsheim
wurde der Zimmermeister Friedrich Nä
gele erhängt ausgesunden. Bei dem
letzter Tage stattgefunden?» alljähr
liche» Helielsest i» Hausen fand die
übliche Speisung der 12 ältesten Ge
meindebürger statt. An der Hebelseier
nahmen zahlreiche Gäste aus der Umge
gend Theil. 112 In Kiihbach Bürger
meister Gu:. Die Herbstaussichten
in den jüngeren, gut gepflegten Wein
bergen bei Moschbach sind bis jetzt recht
günstig. Auch die Aussichten aus eine
gute Kruchternte sind zufriedenstellend.
Bei dem Maiausflug der Gymna
siasten von Speyer gerielh der Zögling
Wilhelm der 7. Klasse unter die Loko
motive; es wurden ihm beide Beine
weggefahren. Der Verunglückte war
bei vollem Bewußtsein und erlag
ins Hospital verbracht noch am
nämlichen Tage seinen gräßlichen Ver
lctziingcn. In Ueberlingen ist der
Bäckermeister Lang von seiner Frau
und einem Gesellen ermordet worden.
Ans der Rheinpsalz.
Ueber das Vermögen des Technikers
Eduard Baur in Blieskastel, Besitzer
der Portland-Cement-Fabrit Lautzkir
chen, wurde der ConenrS eröffnet. —Bei
der in Nerzweiler abgehaltenen Bürger
meisterwahl wurde Eduard Grill, Ger
bereibesitzer in Hundheim, gewählt.
In Körborn hat eine Feuersbrunst 5
Wohnhäuser mit den Nebenhäusern in
Asche gelegt. Die Enthüllung und
Eiuwcihung des LuitpoldbrunuenS in
Landau ist erfolgt in Gegenwart des
Prinzen und der Prinzessin Arnulf,
des Cultusministers Dr. v. Müller,
Bischos Ehrler, Regierungpräsidenteu
v. Auer und Generallieutenants v. Xy
lander. Unter Kanonendonner nnd
Glockengeläute sank die Hülle vom
Denkmal, einer crzerncn Reilerstatuc
des Prinz-Regenten in der Tracht de,
Hubertus-Ritter. —In Heiligenmoschel
erhängte sich der 14jährige Sohn des
Ackerers Leppla. Der Besitzer einer
großen Möbelschreinerei init Dampfbe
trieb in Zweibrücken, Namens Bersch,
hat zum Leidwesen seiner zahlreichen
Gläubiger eine „Geschäitsreise" nach
Amerika angetreten.
Elsaß-Lothringen.
Aus vielen größeren Orlen des Lan
des kommen Meldungen über Gründun
gen von Sanitälskolonnen, welche sich
den Zwecke» des Vereins vom rothe»
Kreuz widmen nnd diesem sich zur Ver
fügung stellen wollen. So wurden in
Kolmar, Hagenau und in Forbach
solche Kolonne» gegründet.—ln Saint
Die wurde ein junger Mann, welcher
an der deutschen Grenze das Grenz
wappen mit Stockschlügen behandelt
hatte, zu sechs Wochen Gesängniß ver
urtheilt. Aus Rache, wie man an
nimmt, stießen in Metz zwei bisher
unbekannte Männer ein sie begleitendes
Mädche» in den todten Moselarm.
Obgleich mehrere Zuschauer in der
Nähe wären, gelang es den Thäler» zu
entfliehen. Die Ertrunkene wurde als
die Strickerin Marie Hollander aus
Lothringen aguoScirt. Aus dem
Kanal in Mülhausen wurden die
mit einem Gürtel zusammengebundene»
Leichen eines jungen Fabrikarbeiter-
Paares gezogen. Man erkannte in den
selben einen gewissen Eamille Wilhelm
verheirathet und Vater von zwei Kin
der», und die von ihrem Ehemann
Brand geschiedene Anna Feist. „Lie
beSgram" war die Ursache, die beide in
den Tod trieb.
Anhalt, B r a n n sch w e i g, Wa l
deck, Lippe.
Während eines Gewitters wurde in
Vülzig eine Frau von einem Blitz
schläge gclödtet, als sie im Begriff
stand, die Hausthür zu schließe».
I» Güiitersberge ist eine Molkerei
zn Stande gekommen. Unternehmer
ist der Schweizer Pins Krieg aus Nä
säls, der die Molkerei auf eigene Rech
nung ciiigerichlet hat. s In Stiege
der frühere Gemeindevorsteher Andreas
Weißleder. In der Nähe des Dor
fes Eimelrod wird gegenwärtig ein
Schacht zur Ausbeutung vonMangaiierz
geschlagen. Die bereits zu Tage geför
derten Erzproben zeigen einen hohen
Proccutsatz.
Mecklenburg.
In einem strohgedeckten Katen kam
in Kaselow Fcner aus, das sich durch
den starken Wind anderen Gebäuden
mittheilte und in kurzer Zeit sämmt
liche Gebäude der Erbpächler, Fettig
und Nevermann und die Scheune des
Erbpächters W. Nagel in Asche legle.
Fettig (ein hochbejahrter Mann), wel
cher noch Sachen aus dem brennenden
Wohnh«nse holen wollte, sand seinen
Tod in den Flammen. Bei der gro
ßen Fenersbrnnst. die kürzlich in Userin
gewüthet hat, sind abgebrannt: die
Eigenthümer Kley, Frank, Joh. Rö
mer, Heinrich Römer, Roß, Dörnbrack,
Gierloff, Farnow, Heinrich Zen, Jo
hann Zell, Kählcke, Lalendorff, Seeger
und Hagcmaiin.
Oldenburg.
Die Eheleute Joha»» Hciiirich Eckhoff
und Frau in Kloppenburg feierlen das
Fest ihrer goldenen Hochzeit. Das
Großherz. Oberschulcollegium hat de»
Hanptlehrer Fissen in Jever zum Kreis
schulinspector sür Varel uud die Nach
bargcmcinden ernannt. Der HanS
fohn Kayscr in Petersfehn stürzte in der
Nahe des Meyer'fchen Hauses plötzlich
vom Wage» auf das Ehaussecpflaster
herab und war sosort eine Leiche.
Der erste Spatenstich zum Bahnbau
Varelerhaven - Varel - Bockhornist ge
than. Die bisherige Oberausseheriu
der Jrrenheilanstalt hat nun selbst we»
gen plötzlich eingetretener Geistesgestört
heit zur Disposition gestellt werden
müssen.
Schweiz.
112 Dr. König. Professor der Rechte an
der Universität Bern. In Staufen.
Bezirk Lenzburg, fand ein großer Brand
statt. 7 Häuser sind abgebrannt über
100 Personen wurden obdachlos. Der
Schaden beträgt ca. 50,000 Fr. Der
80jährige Heinrich RieS kam in den
Flammen um. —s In Herisa» der
Großindustrielle Kaufmann Zähner,
ein Wohlthäter aller Hilfsbedürftigen,
der sich durch Energie »nd Tüchtigkeit
vom armen Knaben bis zum mehrfachen
Millionär aufgeschwungen. Die
neue Verfassung von Basel-Landwnrde
mit großer Mehrheit angenommen. Die
nene Verfassung bezweckt insbesondere
eine bessere Vertheilnng der öffentliche»
Lasten uud ihre Genehmigung durch
das 801 l mit großer Majorität war
vorauszusehen. Der Staatseinneh
mer des Senl'enbezirtes, Joses Anderset
in Tasers, wurde wegen bedeutender
Unterschlagungen verhastet. Der
Direktor der Filiale der eidgenössischen
Bank in St. Gallen, Schenk, wnrde
wegen Fälschung verhaftet. Die eidge
nössische Bant in Bern erleidet infoige
der Manipulationen Schents einen
Verlust von über 12 Millionen Fran
ken. Auf dem oberen Zürichs» schlug
ein Schiff'.mit 16 Pensionärinnen aus
dem Kloster Wurmspach um; acht, II
—l6 Jahre alte Mädchen sind ertrun
ken. nämlich: Pia Geßer-Goßau 14
Jahre alt. Emma Staub-Goßau. 14
Jahre alt, Louise Lack-Bern, 11 Jahre
alt, Pauline Vollmer-Waldsee. Würt
temberg, 16 Jahre alt. Philippine Hn
ber-Erzingen, Baden, 16 Jahre alt,
Emilie Gebert - Rapperswyl, Amalie
Kistler-Reichenburg.
Einer von den Ahnen
des eisernen Kanzlers hat sein Glück in
Rußland gesucht und seine Ruhe in
russischer Erde gefunden. In der
„Poltawafchen Gouv.-Ztg." werden
jetzt „Biographische Skizzen der Einge
borenen des Poltawcischeu Gouverne
ments und der in demselben Gestorbe
nen" von Butschncwitsch veröffentlicht.
Wir entnehme» diesen folgende biogra
phische Angaben: Rudolph August Bis
marck wurde in demselben Jahre, als
die Türken vor Wien standen, am 21.
März 1683, unter der Regierung Fried
rich Wilhclms, des Große» Kursürste»,
in Deutschland geboren. Von seiner
Jugendzeit ist nichts bekannt. Unter
dem ersten König von Preußen, Fried
rich Wilhelm 1., diente er bis zum
Range eines Obersten, unter der Re
gierung Peters 11. ging er im Jahre
1732 nach Rußland. Dank seinem
schönen Aeußern, seiner Gewandtheit
und Kenntniß der Kriegswissenschaften,
fand er einen Beschützer in dem mäch
tige» Biro», welcher ihm bald de»
Rang eines Generalmajors und die
Hand eines Hosfräuleins verschaffte.
Am Hochzeitstage erhielt Bismarck von
der Kaiserin ein Haus zum Geschenk
und den Rangeincs Generallieutenants;
von dieser Zeit an war sei» Schicksal
mit dem Birons unzertrennlich. Mit
seinen Brüdern zusammen nahm er
Theil an den polnischen und türkischen
Kriegen und förderte die Erhebung
BironS zum Herzog im Jahre >737,
ivofür er zum General-Gouverneur von
Livland ernannt wurde. Im Jahre
1740 wurde er mit Biron zusammen
verhaftet, 1741 nach Tobolst ver
bannt und später nach Jaroslawt zur
Ansiedlung geschickt. Sei» erblichener
Stern kam aber wieder zu neuem
Glänze. Unter Iwan VI. wurde er
im Jahre 1747 zum Oberbefehlshaber
der Ukrainischen Südarmee ernannt, in
welcher Stellung er nicht lange blieb,
denn der Tod ereilte ihn. Im Jahre
1850 starb er und wurde in Poltawa
begraben.
Ueber den Bierkonsum
in Teutschland hat der Präsident s>eS
deutschen BrauerbniideS, Herr Henrich
aus Frankfurt a. M.. auf dein vor
einiger Zeit in Hamburg tagenden
Vrauertag folgende statistischen An
gaben gemacht: Während der Gesammt
ionsum 1886j87 rund 45 Millionen
Hektoliter betrug, ist er 1890j91 auf
52,304,000 Hektoliter, um 7,662,450
Hektoliter gestiegen. Der Zuwachs der
Bevölkerung betrug im gleichen Zeit
raum nur 4,3pCt., der des Bierton
sums 17,3 pCt. Daß die Einsuhr von
>35.000 Hektolitern in 1886j87 aus
229.000 in >890j91 gestiegen ist, dürste
im Wesentlichen daraus zurückzusühren
sein, daß sich in den letzten Jahren die
Gunst des Publikums wesentlich mehr
dem Pilsener Bier zugewandt hat. Der
Rückgang des Exports von 1.071,000
Hektoliter in 1886j87 auf 660,000
Hektoliter in 1890191 entspringt haupt
sächlich aus einer Minderaussuhr nach
Frankreich und Belgien, wo leistungs
jähige Brauereien begründet worden
sind, die den deutschen Bieren schwere
Konkurrenz machen. Außerdem ist in
Frankreich eine sehr ungünstige Ge
wichtssteuer sür Bier eingeführt, die
den Export dorthin fast unmöglich
juacht.
JmSüdwestenßußlands
wird augenblicklich eine auffallende Er
scheinung beobachtet: das vollständige
Verschwinde» aller Mäuse nicht nur von
den Feldern, sondern auch aus bewohn
ten Ortschaften. Nach dem „Kiew.
Stowo" gab es im Herbst vorigen Jah
res in jenem Gebiet eine so ungeheure
Menge von Mäusen, daß die Leute der
entsetzlichen Plage sich gar nicht erwehr
ren konnten nnd sehr empfindliche Ver
luste zu betlagen hatten. Schon fürch
tete» die Landwirthe neue große
Einbußen an Getreide aus den Feldern
und in den Speichern, da wurden sie
plötzlich durch die Wahrnehmung über
rascht, daß mit Eintritt des Frühlings
so gut wie leine Maus mehr vorhanden
war: von ihrer verheerenden Anwesen
heit legen nur noch die zahllosen Löcher
auf den Feldern und in den Gärten
Zeugniß ab. Wie die Mäuse im ver
gangenen Herbst in ungeheuren Massen
sich plötzlich einfanden, so plötzlich sind
sie mit Beginn des Frühjahrs ver
schwunden. Tie Leute schütteln die
Köpse und wissen sich diese auffallende
Man schreibt aus Buk li
ttst vom 8. d.: „In den hiesigen höhe
ren Gesellschaftskreisen scheint neben so
mancher anderen, aus dem schönen
Frankreich importirten Sitte und Un
sitte auch das bekannte geflügelte Wort
des Sohnes von Alexander Dumas
Anklang gefunden zu haben. Finanz
inspektor Basilescu hat in der Nacht
vom letzten Freitag seine fünsuudzwan
zigjährige, hübsche Frau bei einem zärt
lichen Stelldichein überrascht, welches sie
seinem Vorgesetzten, dem Geiieraldirck
tor der Buchhaltungsabtheilung im
Finanzministerium, Hrn. Pertikari in
der eigenen Wohnung gewährt hatte.
Vasilescu war von seinem nach srcin
den Früchten lüsternen Ches aus eine
Inspektionsreise geschickt, von einem
Diener aber auf telegraphischem Wege
nach Bukarest zurückberufen worden.
Er begnügte sich in der ersten Auf
wallung damit, den Räuber seiner
HauSehre, welcher übrigens verheirathet
und Vater von vier Kindern ist, ordent
lich durchzuprügeln und durch einen
schleunigst herbeigerufenen Polizeibeam
ten ein Protokoll des vorgefundenen
Sachverhalts behufs Einleitung der
Anklage auf Ehebruch aufnehmen zu
lassen. Frau Vasilescu, welche Mutter
von zwei kleinen Kindern ist, flüchtete
sich unter dem Gejohle des rasch zu
sammenströmenden Vorstadtpublikums
in das Haus einer Verwandten, wo sie
von Herrn Pertikari die Versicherung
erhielt, daß er durch einen Freund bei
der Polizei sür das Verschwinden des
eben erwähnten Belastungsprotokolls
Sorge tragen werde. Während er es
aber zur Vermeidung weiterer, seine
eigene Persönlichkeit in Mitleidenschaft
ziehender Skandale doch sür angezeigt
fand, sich sammt seiner Familie nach
Kronstadt zu begeben, wurde Frau
Vasilescu am Tage nach der unange
nehme» Ueberrai'chung von ihrem Gat
ten in ihrer Zufluchtsstätte ausgesucht
und von diesem nach kurzem Wortwech
sel durch drei rasch nach einander abge
feuerte Revolvcrschüssc, wenn auch nicht
lebensgefährlich, so doch sehr ernstlich
verwundet. Herr Vasilescu stellte sich
sofort selbst dem Gericht, während der
feige Verführer feiner Frau von Kron
stadt zurückgerufen werden mußte, um
sich gegen die ihn belastende EhebruchS
klage zu vertheidigen. Gegen Vasilescu
wird aller Wahrscheinlichkeit nach die
Anklage wegen vorbedachten Mordver
suchs erhoben werden. Doch ist es bei
der im Pnbliknm herrschenden Stim
mung mehr als wahrscheinlich, daß die
Bukarester Geschworenen sich bei ihrem
Verdikte gleichsalls an bekannte franzö
sische Muster halten und den blutigen
Rächer seiner allerdings schwer getränk
ten Hausehre einsach freisprechen wer
den.
Ueber die Opfer der
Eisenbahnkatastraphen von Mönchen
stein und Zollikosen und deren Entschä
digung seitens der Verwaltung der
Jura-Simplonbahn wird aus Bern
berichtet: Die Zahl der beim Mönchen
steiner Unglück sofort Getödteten oder
an Verletzungen Gestorbenen betrug 71,
verwundet waren 171. Zusammen
also waren von der Katastrophe 242
Personen betroffen, von denen nur ein«
einzige die Hastpflicht nicht beanspruchte.
Von 241 Entschädigungsansprüche wur
den durch Vergleich erledigt: für 8
Todesfälle mit einer Abfindungssumme
von zusammen 33,418.00 Francs;
theilweise erledigt sind die Ansprüche sür
ü Todesfälle mit einer Abfindungs
summe von zusammen 43,252,50 Frcs.
Unerledigt sind die Ansprüche für 53
Todesstille; bei manchen derselben sind
die Ansprüche beute noch nicht zissermä
ßig seslgestcllt, da vorerst die Frage
über grobe Fahrläsigkeit entschiede»
werden soll. Bei Einzelnen werden
Forderungen von 50—75,000 Fr. ge
stellt, denen sich die Jura-Ksiinploiibahn
widersetzt. Von 170 Entschädigungs
ansprüchen von Verletzten sind erledigt
88 Fälle mit einer Abfindungssumme
von zusammen 91,955 Fr. 75 Cts.,
erlebt sind 10 Fälle mit
.'incr Absindungssnmme von zusammen
3495 Fr. 75 EtS. Unerledigt waren
>» Ende Februar noch 72 Fälle von
Verletzungen. Beim Eisenbahnun
glück in Zollikosen bliebe» 13 Reisende
sofort todt, 5 starben nachher; 118
Personen meldete» sich als verletzt. Im
Ganzen waren alsa 18 Reisende betrof
fen. Bis zum >O. Februar waren 10
Todesfälle erledigt mit einer Abfin
dungssumme von 88,440 Fr. 65 Ets.,
8 Fälle unerledigt. Von 118 Schaden
ersatzsorderungen für Verletzungen wa-
Fälle mit ci nerAbfindungZsumme
von 91,137 Fr. 25 Ets erledigt. Im
Ganzen hat also die Bahn bisher 346,-
704 Fr. ausbezahlt, doch sind es gerade
die größeren Posten, welche streitig sind,
so daß die Summe sich »och bedeutend
erhöhen dürste.
Ueber de» Unfall in
Cannstatt, der sich mährend eines Gewit
ters in der dortigen FraucnarbeitS- und
Mädchenschule ereignete, berichtet man:
Nach einem grellen Blitzstrahle, der in
der Nähe niederfuhr
(nicht in das Schulhaus einschlug, wie
zuerst berichtet ward) und gleich darauf
folgendem festigen Donnerschlage, der
das ganze Schulhaus erzittern machte,
erwnte aus der Straße plöklich der Ruf;
»Feuer!" Die Kinder «inrzten nun,
ohne sich von Lehrern und Lelirerinne»
halten zu lassen, nach den Thüren und
die Treppen hinunter. Infolge der
Eile und Bestürzung, mit der das ge
schah. stürzten einige Mädchen auf der
Treppe und bald sah man nur noch
einen wirre» Knäuel von Kindern. !
Ein Madchen. Tochter eines Schlosser- !
Meisters, brach beide Oberschenkel und
den Vorderarm, neun weitere Mädchen
wurden tbeilS schwer, theils leichter ver
letzt. Die Kinder wurden zuerst in die
Nachbarhäuser und dann mittelsTroich
ken in ihre Wohnungen gebracht. Wie
«in Lausseuer verbreitete sich die Kunde
von dem Unglück, so daß binnen kurzer
Zeit Hunderte von Müttern kamen, um i
nach ihren Kindern zu sehe». i
Auf dem am 13. luni i»
Weimar gefeierten Fest der Goethe-
Gesellschaft hat Professor v. Helmholh
in einem Trintspruch auch die moderne
Literatur gestreist und die Meinung
ausgesprochen, daß „weder Ibsen noch
Tolstoi der Johannes sei. der uns den
Messias der Zutunsts-Literatur ver
künden könne." Es heißt, daß dieser
Toast nicht von Allen verstanden wor
den sei. Das glauben wir gern.
es an sich schon merkwürdig, in dir
Versammlung einer orthodoxen Goethe-
Gemeinde, die ihr? starren Dogmen in
der Verehrung des Weimarer Literatnr-
Gottes hat, überhaupt von einem an
deren „Messias" und dem ihm voraus
gehenden „Johannes" zu reden, s»
mußte es auffallen, daß gerade Prof.
v. Helmholtz sich dazu berufen fühlte,
den Ausfall gegen den norwegischen und
russischen Dichter zu unternehmen. Alle
Achtung vor dem großen Physiker
Helmholtz, seinen Gelehrtenruhm Wirt»
ihm kein Vernünftiger streitig zu machen
wagen, er ist in der wissenschaft
lichen Welt gefestet. Aber eine Autori
tät auf literarischem Gebiet war Herr
von Helmholtz nie und wird es nie sein,,
trotz seines glänzenden Namens. Er
spielt hier dieselbe versehlte Rolle, welche
irgend ein großer Literarhistoriker spie
len würde, der über ein ihm nur vonr
Hörensagen bekanntes wissenschaftliches
Grundgesetz aburtheilen wollte. Schon
die Heranziehung der Johannes-Per
sönlichkeit zur ironischen Abfertigung
Ibsen's und Tolstoi's ist ein Grundirr
thnm. Beide sind hochbedentsame
ratur-Erschcinungen, welche auch die
absällige Meinung Helmholtz' nicht ver
kleinern kann, aber eine Johannes-Na
tur hat Keiner von Beiden, weder Ib
sen noch Tolstoi ist „eine Stimme in
der Wüste", sie verweisen nicht auf et
was, sondern wollen selbst etwas sein
und sind auch etwas. Herr v. Helm
holtz vermehrt die Reihe der großen Ge
lehrten, welche sich „verrennen", wenn
sie auf die Literatur zu sprechen kom
men. So erging es du Bois-Rey
mond, als er vom Goethe'schen Glei
chen sprach, und so dem scharfsinnigen
Birchow selbst, als er Grimmelshausens
„Simplicius" in Acht und Bann thun
wollte. Eines schickt sich eben nicht sür
Alle.
Man schreibt der „Klei
nen Presse" aus Wiesbaden: „Unsere
schöne Stadt ist bekanntlich nicht allein
das besuchteste deutsche Bad, sondern es
lassen sich auch viele Pensionäre. Rent
ner :c. zu dauerndem Aufenthalte hier
nieder. Am stärksten sind unter den im
PensionSzustande befindlichen Herren
die Offieiere vertreten. Das vor Kur
zem erschienene Adreßbuch von Wiesba
den und Umgegend sür 1892j93 enthält
ein besonderes Verzeichnis der hier
lebenden Ossiciere, Sanitätsofficicre,
Militärbeamten zc., dem wir Folgen
des entnehmen: Die Gefammt'zahl
dieser Herren beziffert sich aus 315
und vertheilt sich auf die einzelnen
Chargen wie folgt: Es gibt 4 Generäle
der Infanterie bezw. Eavallerie. Ik
Generallieutenants, 1 General v. d.
Armee, 28 General-Mayors, 1 Contre-
Admiral, 49 Obersten, 38 Oberstlieu
tenants, 1 Eorvetten-Eapitän, 65
Mayors, 37 Hauptleute, 7 Rittmeister,
2 Capitün-Licutenants, 22 Premier
lieutenants, 5 Offieiere ohne Angabe
der Charge, ferner 1 Generalarzt, 4
Oberstabsärzte, 6 Stabsärzte, 5 wirk
liche geheime Kriegsräthe, I Marine-
Zahlmeister, 1 Marine - Rendant, 1
Marine-Controlleur. 1 Marine-Rech
nungsrath, 1 Ober-Lazarethinspector,
1 ObcrstabSapotheker, 4 Zahlmeister
und 1 Proviantmeister.
Zu de in in der Prinze
nstraße 33 in Berlin wohnhaften Lot-
terie-Einnehmer Kämpf kam unlängst
eine Frau, welche in der Preußischen
Lotterie ein Viertel von einem Loose
spielte, datz in der letzten Ziehung mit
einem Gewinn von 300 Mark heraus
gekommen war. Der Einnehmer zählte
das Geld auf den Tisch und bedeutete
der Kundin über den richtigen Empfang
der Summe zu quittiren. Wie er
staunte er aber, als die Frau lebhaft
gegen die Annahme des Geldes prote
stirte und schließlich mit der Behaup
tung herck>rtrat, daß das Loos mit
30,000 Mark herausgekommen sei, sie
also das Huiiderisache der aufgezählten
Summe zu beanspruche» habe. Herr
Kämpf bekam keinen kleinen Schreck;
ein Blick in die amtliche Gewinnliste
«belehrte ihn indeß, daß er Recht habe.
Auf feine Frage, ivorauf die Frau ihre
Behauptung, daß das Loos mit 30,000
Mark herausgekommen, stütze, erwie
derte dieselbe, daß dies in der Zeitung;
gestanden habe. Tie Frau eilte min
nach Hause und brachte wirtlich in kur
zer Zeit die Nummer einer Berliner
Zeitung, in welcher thatsächlich hinter
der Loosnummer der Vermerk des Ge
winnes von 30,000 Mark gedruckt
Der Lotterie-Einnehmer sah nun. dutz
dies ein fataler Druckfehler war; er be
dauerte zwar die aus alle» Himmeln
gefallene Frau, konnte ihr aber nur de»
nach der amtlichen Gewinnliste zu
gcfallciicn Gewinn auszahlen.
An der belgisch-fran
zösischen Grenze ist die Zollbehörde ei
nem neuen Schmugglerkniss auf die
Spur gekommen. Brieftauben werden
in langen flachen Körben befördert..
Ein französischer Zollbeamter war so
neugierig, in einen dieser belgischen
Körbe bineinzuschauen, und bemerkte,
daß mehrere Tauben auf Überraschend
gleichmäßige Weise sprangen und hüpf
ten. Da diese Erscheinung seinen Per--
dacht erregte, so öffnete er den K«Si.
Sofort flogen einige Brieftauben
heraus, aher die anderen blieben fitzen:
es waren ausgestopfte, an Sprung
federn befestigte, sich hin nnd her bewe
gende Tauben. Diese Brieftanben
wurden geöffnet und bargen bedeutende
Mengen kostbarer Brüsseler und Me
chelner Spitzen, die hohem Einfuhrzoll
unterliegen. Die Sendung wurde de»
schlagnahmt und eine schärfere Beo»s
-sichtigung der Brieftauben angeordnet. 7