Deutsche Loealnachrichte». Provinz Brandenburg. In Guben hat der frühere Schiffer Gust, Lehmann seine 70jährige Mutter gelödtet und nach der Mordthat den Leichnam in dc» Keller geworsen. Der Mörder ist in Hast. In Tauer hat eine durch Kinder, die mit Zündhölzern spielten, veranlaßte Feuersbrunst 18 Gebäude eingeäschert.—Ueber das Ver mögen der Teuplitzer Kohlenwerke, Zlttiengescllschast, zu Helmsdors, ist der Concurs eröffnet. Zahlreiche Arbeiter werden infolge dessen brotlos. Der Herausgeber des „Berl. Tcigebl.", Ru dolf Mosse, hat in Wilmersdorf ein größeres Terrain angekauft, auf dem er ein Wamnhaus für 100 Kinder, ohne Unterschied der Consession, zu er richten beabsichtigt. ProvinzO st Preußen. Die Manusacturwaarensirma Bit scher>KOsterhage inßrannsberg hat ihre Zahlungen eingestellt. Durch eine große Feuersbrunst ist das Dorf La bienten verheert worden. In andert halb Stunden sind neunzehn Wohn häuser mit dc» dazu gehörenden Wirth schaftsgebäuden in Flammen aufge gangen. Tie Einwohner waren auf dem Felde thätig, als das Feuer ausbrach. Provinz We st Preußen. In Biskupitz hat sich der Einwohne» Joh. Warot unheilbaren Leidens wegen erhängt. i In Könitz der frühere Flcifchcrmcistcr Machol Lewy, der vor zwei Jahren mit seiner Ehesrau das seltene Fest der eisernen Hochzeit (65 Jahre) feierte. 112 Im Gr. Lensk der freisinnige Landtagsabg., Oberge richlsassessor z. D. Philipp Schmiedecke. Ter Kaiser hat der unverehelichten Schneiderin Anna Woiske in Hoch zehren, welche erwerbsunfähig und verkrüppelt ist, eine Nähmaschine ge schenkt. Provinz Pommern. s Ans seinem Gute Kiekow der be kannte dentsch-eonservative Reichstags- Abgeordnele Hans Hugo von Kleist- Retzow, Mitglied des preußischen Her renhauses, 1851 bis 1858 war er Oberpräsident der Rheinprovinz. Der Lehrer a. D. Nikolaus in Lübzin feierte mit seiner Gattin das Fest der sechzigjärigen Hochzeit. Die Schüt zen-Compagnie in Wollin feierte ihr dreihundertjährigeS Bestehe». Auch sind es 75 Jahre, da König Friedrich der Dritte der Compagnie in Anerken nung der Opser, welche sie in dem KriegSjahre 1813 gebracht (dieselbe hatte damals ihren ganzen Besitz an silbernen Geräthen und Medaillen an den Staat abgegeben), eine Fahne ver liehen hat. Provinz Schleswig-Holstein. Der Müller Rüge aus Barmstedt ist spurlos vcrfchwunden. Man vermu thet, daß Rüge nach Amerika gegange». Die Bäckerinnung in Elmshorn feierte dieser Täge ihr 150 jähriges Be stehen. Das zur 600 jährigen Jubi läumsfeier in HaderSleben zur Enthül lung dem Herzog HanS gestiftete Tciilinal wird aus einem zwei Meter hohen einfachen schwarzen Gra nitblock bestehen und sür ca. 1300 Mt. in der Bildhauerei der Wittwe Schwarz hergestellt. 112 der Kreisbauinspector Baurath Krönte in Sude. An dem Sängersest, welches die Liedertafel in Lauciibnrg zur Feier ihres 50jährigen Jubiläums veranstaltete, haben außer den hiesigen Gesangvereinen gut 700 . auswärtige Sänger sich belheiligt. Rentier Carstens und Frau in Wüster icierlen ihre Diamant-Hochzeit. Provinz Schlesien. In Guradze schlug der Blitz in das Haus des Gasthofbesitzers Minaret. Ein Mann wurde erschlagen, vier Män ner uud die Wirthin belä>ibt. Unter den vom Blitz Getroffenen befindet sich der Briefträger Gola, der so che Bia i wunden erlitten hat, daß man an >e>- ncm Auskommen zweifelt.—Ein schwe res Unglück ereignete sich in Kosel-Kan drzin. Ein schwerer Ke»el schlug sünf Mann nieder, zwei der letzteren waren aus der Stelle todt.—Das Dors Alten berg, einst ein wohlhabende» Vergstadt chen mit Arsenik-Bergwerk, ist inner halb zwei Stunden niedergebrannt. Nur zwei Besitzunzen blieben ver schont. Provinz Posen. Die Ansiedlungskommission hat bis. her 58,526 Hektar zu 36.070.828 M. erstanden. 25 pCt. dieses meist im Gncsener Regierungsbezirk gelegenen Besitzes sind bereits AnsiedlungSzwecken » jMgcsührt. Im Jahre 1891 wurde» 195 Stellen an 193 Ansiedler v-r.zkbe». L 337 Hektar für 2,476,512 M. Von i>69 eingegangenen Ansiedlungsgefu cheu wurden 584 vermerkt. Die Kolo nisten sind durchweg mit ihrer Lage zu frieden. Das beweist auch der Um stand, daß die meisten Zuzügler engere LandSleute der Ansiedler und von die sen herbeigerufen sind. Die Bötti chc Berndt'schen Eheleute in Meseritz feierten das Fest der goldenen Hochzeit. In Kuchary wurde der Gendarm Krüger zur Nachtzeit in seiner Woh nung durch einen Schuß ermordet. Provinz Hannover. Pastor prim. Hagemann in Bardo> wie! feierte sein 50jährigcS Amtsjubi läum. Der Reviersörstcr Carspecken in Bovenden hat sich aus Unvorsichtig keit erschossen. Dnrch die große Feuersbrunst in dem Städtchen Dassel ivnrden einige 30 Gebäude einge äschert. Als Brandstifter wurden nunmehr der Nagetschmied Deppe, in dessen Hause der Brand zum Ausbruch !am. nebst Ehefrau gefänglich hier ein geliefert. Im Dorfe Rotel Hut sich auf freier Landstraße ein unbekanntes, junges Liebespaar erschaffen. Das ninge Mädchen hielt bei Auffindung der Leichen in der Hand einen Zettel mit der Inschrift: .Wir gehen Beide freiwillig in den Tod". Auf der „Schalk", die zu den schönsten Aus sichtspunkten des OberharzeS gehört, wird an Stelle des baufälligen Thur mes zur Zeit ein eiserner in Höhe von 14 Meter errichtet. An den Folgen eines Unfalles mit dem Velociped ver schied Kaufmann von Ende in Leer. Eines der alterthümlichsten Gebäude, das im >6. Jahrhundert erbaute Setzer 'fche Haus an der Bierstraße in Osna brück in unmittelbarer Nähe des Rath- Hanfes, sür dessen Holzgiebel ein aus wärtiges Consortium eine bedeutende Summe geboten hat, um ihn sür die Chicagoer Weltausstellung geplante mittelalterliche deutsche Stadt zu ver wenden, ist von einem hiesigen angetanst worden. Der Käufer beab sichtigt. das Haus umzubauen und in demselben eine inittelterliche Raths schenke, sowie einen großen Saal ein richten zu lassen. Provinz Westfalen. In Alten-Bochnm wnrde die ermo» dete Lina Munscheidt beerdigt. Das von ihr hinterlassene Vermögen wird aus eine halbe Million Mark geschätzt; Erben sind ein Brnder und eine Schwe ster der Getödteten, die in sehr dürfti gen Verhältnissen leben. Als der Er mordung der Munscheidt verdächtig, ist der Koni um vermalter der Zeche .Tan nenbaum" verhaftet worden. In Blankenstein erschoß sich der Untcrosfi cier Schmitz der in Soest garnisoniren den Artillerie-Abtheilung. Er besand sich in kriegsgerichtlicher Untersuchung wegen Mißhandlung von Untergebene» »nd Verleitung zum Meineid. Rheinprovinz. Mit der Ausstellung des Krupp Denkmals aus der Ostseldstraße in Es sen ist begonnen worden. Die Enthül lung des Denkmals ist auf den 31. Juli festgesetzt worden. Der verstor bene Rentner Tonet hat in Reuß in seinem Testament der Stadt sür eine Studien-Stiftung 10,000 Mk. ver macht. Das Waisenhaus erhielt 600 Mk. Einen traurigen Abschluß fand in Trier ein Hochzeitssest. Tie Hoch zeitsgäste unternahmen einen Ausflug nach dem prächtig über der Stadt gele genen Aussichtspunkt Bellevue. Eine Frau wollte eine am Rande eines Fel sen blühende Blume pflücken, verlor aber das Gleichgewicht und stürzte in die Tiese. Der zerschmetterte Leichnam wnrde unten ausgesunde». Die Bohrversuche nach Kohlen bei Hüthum sind wegen gänzlicher Aussichtslosigkeit vollständig eingestellt worden. Die Bohrkosten belaufen sich aus 120.000 Mark. Provinz Hessen-Nassau. Der Lehrer Hugo Reinhardt vor. Gilsa wurde von der Strafkammer Marburg wegen Sittlichkeitverbrechens zu einer Gefiingnißstrase von 1 Jahr verurtheilt, Die f. Z. so viel be sprochene Langenselbolder Gemeinde kassen-Assäre hat eine für die bethei'lig ten günstige Erledigung gesunden. Mangels hinreichender Verdachtsgründe ist die Untersuchung gegen den srüheren Bürgermeister Zehr und den Gemeinde cechner Ruth wegen angeblicher Verun treuung von Gemeindegeldern eingestellt und die Sache niedergeschlagen worden. In Gegenwart der Kaiserin Frie drich und anderer Fürstlichkeiten wurde das Denkmal enthüllt, das die Stadt Homburg in dankbarer Erinnerung dem Kaiser Friedrich gestiftet hat. Das Denkmal Tiroler Marmor auf ro them Granitsockel zeigt den Kaiser, den Mantel um die rechte Schulter, die Brust mit dem Kttraß bedeckt. Rin lelu war bekanntlich von 1619 bis 1800 Universitätsstadt und noch heute geht das Gerücht, die letzten Studenten der Universität Rinteln hätten s. Z. die allen Anen der Universität bei ihrem Eingehen an dem sogen. „Kränzchen" heimlich vergraben. Aus Veranlassung des Laudraths Kröger läßt nun die Regierung eine Durchsuchung des alten Uiüversitätsgartens nach den rathselhast verschwundenen Acten vornehmen. s In Sossenheim Bürgermeister Kloh mann. s- Der Opernsänger Hrm. Philipp! auf feinem Besitzthum .Bier slädterhöhe." Königreich Sachsen. Der Amisrichtcr Dr. Töpelmann in Dresden, der die Mitgift seiner Frau durch Börscnspeculationen eingebüßt hat und Generalbevollmächligler des sehr vermögenden Onkels seiner Frau war. nahm das Testament eines gewissen Eduard Richter an sich und verbrannte es in seiner Privatwohnung. Der an gebliche Testator ist trotz wiederholter Aufforderung nicht zu ermitteln gewe sen und da T. sür den Verwandten (gleichen Namens) bereits ei» Testa mcnt aufgesetzt hatte, so ist der Ver dacht stark begründet, daß der Amts richter ein ihm VermögenSvortheile sicherndes Testament ausgesetzt hatt« und aus Furcht vor der Entdeckung .nieder beseitigen wollte. Das Urtheil lautete auf drei Jahre Gefängniß. Der schlechte GeschästSgang und die all gemeine Noihlage zahlreicher Industrie zweige siiiden einen Ausdruck in der Thatsache, daß die Einwohnerzahl der Stadl Chemnitz im ersten Ouartal d. I. nm 1172 zurückgegangen ist. wäh rend in dem gleichen Zeitraume des Vorjahres ein Zuwachs von 2409 Köpsen zu verzeichnen war.—ln Grün bach sand eine Versammlung der sog. Jakob'schen Erben statt. Es handelte sich hierbei um die angeblich sehr bedeu tende Hinierlassenschast eines im vori gen Jahrhundert von dort nach Amster dam ausgewanderten Einwohners Na mens Jaiob. In Frankenberg feier ten der Webermeister Vietze, der Kir chenrechnnngSführer Lippoldt »nd der Webermeister Lange ihr svjährigeS Bürgerjubiläum. Einer der vielbe schäftigten Aerzte Dr. SutoriS in Leip zig, war wegen Betrügereien bei feiner Praxis als Orttkassenarzt zu vier Mo naten Gesängniß verurtheilt worden. Der König hat nun dieses Strafmaß in vierzehn Tage und 2000 M. Geld- strafe unigewandelt, nachdem Tausende srühere und jetzige Patienten in einer Petition sich dem Gesuche des Dr. S. angeschlossen hatten. Die Firma Jung ck Simons, mechanische Weberei in Schedewitz und in Elberfeld, hat aus Anlaß ihres 25jährigen Bestehens 25,000 Marl sür ihre Beamten und 75,000 Mark für ihre Arbeiter gestiftet, welche Summe theils baar vertheilt, theils dem Uiiterstützungsfonds über wiesen werden. Thüringische Staaten. Das Zimmermann-Denkmal, das in Apolda dem Gründer der Firma Christ. Zimmermann >k Sohn errichtet werden soll, wird von dem Bildhauer Paul in Dresden bis zum Herbst sertig gestellt sei». Eine junge Frau hat in Förtha zweimal versucht, im Walde ihr vier jähriges Kind lebendig zu begraben, wurde jedoch beiin zweiten Versuche ver haftet. Unterwegs hätte die erregte Menschcnmenge die Rabenmutter bei nahe geluncht. Die Gerathaler Holz waarensabrik zwischen Gera u, Arlesberg ist nebst Schneidemühlen. Holzberei tungsmaschine und ungeheuren Holz vorräthe» total niedergebrannt. Brand stiftung liegt vor. Die Porzellan fabrit von Opel in Laasdorf, einem Dorfe des unteren RodathaleS, ist von einem Fener gänzlich zerstört worden. Der Buchdruckercibesitzer und Ver leger der „Weidaer Zeitung" feierte sein 50jährigcs Berufsjubiläum. Heffen-Da r m st a d t. Ter Redakteur PrätoriuS des „Be. obachter" in Alzey ist vor die Stras kammcr in Mainz geladen, nm dort wegen Beleidigung des deutschen Kai sers abgeurtheilt zu werden.—Das alte ehrwürdige Schloß Babenhausen erhilt gegenwärtig eine Umwandlung. Der jetzige Besitzer, Fabrikant Hickler aus Darmstadt, welcher das ganze Anwesen sür die Summe von 45,600 Mk. von dem Militän'iSkus erwarb, läßt dasselbe zu einem Lustschloß mit großartigen Parkanlagen umwandeln. Bürger meister Schladt und Gattin in Gr. Gerau feierten das Fest der goldenen Hochzeit. Königreich B«yern. Unterfranken besitzt jetzt 208 Dar. lchenSkasjenvercine; davon ein Drittel in diesen« und vorigen Jahre begründet. Eine gasgewerbliche Ausstellung wird in Barmen eröffnet. Sie ist reich aus allen Gauen Deutschland beschickt. Die Einlaßkarten sür die diesjähri gen Wognerspiele in Bayreuth sind jetzt bereits sämmtlich vergeben. Deren Verkauf hat sür im Ganzen 20 Vor stellungen die Summe von 56,000 M. ergeben. Der Besitzer des Wildba des, Dosch in Haßfurt, ist unter dem Verdacht der Ermordung einer Kellne ri». der CautionSunterschlagung und anderer Schwindeleien verhaftet wor den. Eine allgemeine Geflügel- und BicnenauSsltllung wurde durch Bür germeister Flessa in Kulmbach feierlich eröffnet. Die Ausstellung ist sehr reich haltig und äußerst geschmackvoll ausge stattet. In der Stadttasse von Lohr ist ein Manko von 36,000 M. entdeckt worden. Dem Bürgermeister Keßler wird vorgeworfen, es wäre für das ihm anvertraute Gemeinwesen besser ge wesen, wenn er seines Amtes germeister dahier gewaltet hätte, als im Landtage gegen dießeamtengehalls ausbesserung zu wettern. Die kaum »en Kinderschuhen entwachsene Holz nerstochter von Holzen, Gemeinde Schleching, wurde als des Kindesmosds dringend verdächtig gefänglich einge zogen.— fln Rottenberg der Bürger meister, seine Frau und Schwester an Influenza. In Schwabach versuchte der Unterhändler Bökel seiner Frau de» Hals abzuschneiden. Aus ihr Schreien hin ließ er von seiiiem Plane ab und todlete sich selbst auf gleiche Art. Die Frau lebt zwar noch, jedoch ist wenig Hoffnung vorhanden, sie wie der herzustellen. Der wegen Bänke» rottS flüchlig gegangene Fabrikbesitzer Martin Kolchdde von Traunschein wurde in Passau verhaftet. König reich Württemberg. Di? August Schneckenbnrger'schen Eheleute in Teilingen ivurden zu ihren 6 lebenden Knaben nnd 2 Mädchen mit dem siebenten Knaben erfreut. König Wilhelm übernahm Palhenstelle. In Frohnstetten schnitt sich der geistes gestörte Pflasterer Hase den Bauch mit einem Rasirmesser aus.—Ter Gewerbe verein in Eßlingen hat den Beschluß gefaßt, zur Feier feines 25jährigen Jubiläums im nächsten Jahre eine Ge werbeauSslellung von Stadt und Bezirk Eßlingen zu veranstalten. Der Pfar rer Schrempf in Lenzendorf ist seines Amtes entietzt worden, weil er aus Ge wiijensaründen bei kirchlichen Amts handlungen die Verlesung des apostoli schen SmnbolumS unterlassen und es sür seine Pflicht erachtet hatte, seiner vorgesetzten Behörde hiervon in gezie mender Form Kenntniß zn geben. Eine mysteriöse Nachricht bildet in Lud wigsburg das Tagesgespräch. Ein Bahnwärter soll vor seinem Hause ein Körbchen mit einem seingekleideten klei nen Kinde gesunden haben. Demselben sollen außerdem noch 20,000 Mark bei gelegt gewesen sein zur Erziehung des Kindes. VerwaltnngSaktuar Beil von Weikersheim und ein Gemeinde- Pfleger aus Hachtel wurden in Unter suchungshaft genommen. Bei Beiden sollen Unregelmäßigkeiten im Rech nungswesen. resp. Fälschungen, den Grund der Verhaftung bilden. s In Laichingen der Demokrat Schmidt. Seinem letzlen Willen gemäß, wurde der Verstorbene in eine schwarz-roth goldene Fahne gehüllt und im Sarg aus Exemplare des demoiratischen Stuttgarter „Beobachter" und des demokratischen Münsing» „Albboten" gelegt. Großherzogthum Baden. Der Kassirer d«S socialdemokratischen WahlvereinS in Durlach, Schomann. ist spurlos verduftet. Er hinterläßt eine Familie, sowie die VereinSkasse, beide in angeblich trostlosem Zustande. In der Jtterbach wurde die Leiche des Schreiners Schlauch aus Eberbach gesunden. In Handschuhsheim wurde der Zimmermeister Friedrich Nä gele erhängt ausgesunden. Bei dem letzter Tage stattgefunden?» alljähr liche» Helielsest i» Hausen fand die übliche Speisung der 12 ältesten Ge meindebürger statt. An der Hebelseier nahmen zahlreiche Gäste aus der Umge gend Theil. 112 In Kiihbach Bürger meister Gu:. Die Herbstaussichten in den jüngeren, gut gepflegten Wein bergen bei Moschbach sind bis jetzt recht günstig. Auch die Aussichten aus eine gute Kruchternte sind zufriedenstellend. Bei dem Maiausflug der Gymna siasten von Speyer gerielh der Zögling Wilhelm der 7. Klasse unter die Loko motive; es wurden ihm beide Beine weggefahren. Der Verunglückte war bei vollem Bewußtsein und erlag ins Hospital verbracht noch am nämlichen Tage seinen gräßlichen Ver lctziingcn. In Ueberlingen ist der Bäckermeister Lang von seiner Frau und einem Gesellen ermordet worden. Ans der Rheinpsalz. Ueber das Vermögen des Technikers Eduard Baur in Blieskastel, Besitzer der Portland-Cement-Fabrit Lautzkir chen, wurde der ConenrS eröffnet. —Bei der in Nerzweiler abgehaltenen Bürger meisterwahl wurde Eduard Grill, Ger bereibesitzer in Hundheim, gewählt. In Körborn hat eine Feuersbrunst 5 Wohnhäuser mit den Nebenhäusern in Asche gelegt. Die Enthüllung und Eiuwcihung des LuitpoldbrunuenS in Landau ist erfolgt in Gegenwart des Prinzen und der Prinzessin Arnulf, des Cultusministers Dr. v. Müller, Bischos Ehrler, Regierungpräsidenteu v. Auer und Generallieutenants v. Xy lander. Unter Kanonendonner nnd Glockengeläute sank die Hülle vom Denkmal, einer crzerncn Reilerstatuc des Prinz-Regenten in der Tracht de, Hubertus-Ritter. —In Heiligenmoschel erhängte sich der 14jährige Sohn des Ackerers Leppla. Der Besitzer einer großen Möbelschreinerei init Dampfbe trieb in Zweibrücken, Namens Bersch, hat zum Leidwesen seiner zahlreichen Gläubiger eine „Geschäitsreise" nach Amerika angetreten. Elsaß-Lothringen. Aus vielen größeren Orlen des Lan des kommen Meldungen über Gründun gen von Sanitälskolonnen, welche sich den Zwecke» des Vereins vom rothe» Kreuz widmen nnd diesem sich zur Ver fügung stellen wollen. So wurden in Kolmar, Hagenau und in Forbach solche Kolonne» gegründet.—ln Saint Die wurde ein junger Mann, welcher an der deutschen Grenze das Grenz wappen mit Stockschlügen behandelt hatte, zu sechs Wochen Gesängniß ver urtheilt. Aus Rache, wie man an nimmt, stießen in Metz zwei bisher unbekannte Männer ein sie begleitendes Mädche» in den todten Moselarm. Obgleich mehrere Zuschauer in der Nähe wären, gelang es den Thäler» zu entfliehen. Die Ertrunkene wurde als die Strickerin Marie Hollander aus Lothringen aguoScirt. Aus dem Kanal in Mülhausen wurden die mit einem Gürtel zusammengebundene» Leichen eines jungen Fabrikarbeiter- Paares gezogen. Man erkannte in den selben einen gewissen Eamille Wilhelm verheirathet und Vater von zwei Kin der», und die von ihrem Ehemann Brand geschiedene Anna Feist. „Lie beSgram" war die Ursache, die beide in den Tod trieb. Anhalt, B r a n n sch w e i g, Wa l deck, Lippe. Während eines Gewitters wurde in Vülzig eine Frau von einem Blitz schläge gclödtet, als sie im Begriff stand, die Hausthür zu schließe». I» Güiitersberge ist eine Molkerei zn Stande gekommen. Unternehmer ist der Schweizer Pins Krieg aus Nä säls, der die Molkerei auf eigene Rech nung ciiigerichlet hat. s In Stiege der frühere Gemeindevorsteher Andreas Weißleder. In der Nähe des Dor fes Eimelrod wird gegenwärtig ein Schacht zur Ausbeutung vonMangaiierz geschlagen. Die bereits zu Tage geför derten Erzproben zeigen einen hohen Proccutsatz. Mecklenburg. In einem strohgedeckten Katen kam in Kaselow Fcner aus, das sich durch den starken Wind anderen Gebäuden mittheilte und in kurzer Zeit sämmt liche Gebäude der Erbpächler, Fettig und Nevermann und die Scheune des Erbpächters W. Nagel in Asche legle. Fettig (ein hochbejahrter Mann), wel cher noch Sachen aus dem brennenden Wohnh«nse holen wollte, sand seinen Tod in den Flammen. Bei der gro ßen Fenersbrnnst. die kürzlich in Userin gewüthet hat, sind abgebrannt: die Eigenthümer Kley, Frank, Joh. Rö mer, Heinrich Römer, Roß, Dörnbrack, Gierloff, Farnow, Heinrich Zen, Jo hann Zell, Kählcke, Lalendorff, Seeger und Hagcmaiin. Oldenburg. Die Eheleute Joha»» Hciiirich Eckhoff und Frau in Kloppenburg feierlen das Fest ihrer goldenen Hochzeit. Das Großherz. Oberschulcollegium hat de» Hanptlehrer Fissen in Jever zum Kreis schulinspector sür Varel uud die Nach bargcmcinden ernannt. Der HanS fohn Kayscr in Petersfehn stürzte in der Nahe des Meyer'fchen Hauses plötzlich vom Wage» auf das Ehaussecpflaster herab und war sosort eine Leiche. Der erste Spatenstich zum Bahnbau Varelerhaven - Varel - Bockhornist ge than. Die bisherige Oberausseheriu der Jrrenheilanstalt hat nun selbst we» gen plötzlich eingetretener Geistesgestört heit zur Disposition gestellt werden müssen. Schweiz. 112 Dr. König. Professor der Rechte an der Universität Bern. In Staufen. Bezirk Lenzburg, fand ein großer Brand statt. 7 Häuser sind abgebrannt über 100 Personen wurden obdachlos. Der Schaden beträgt ca. 50,000 Fr. Der 80jährige Heinrich RieS kam in den Flammen um. —s In Herisa» der Großindustrielle Kaufmann Zähner, ein Wohlthäter aller Hilfsbedürftigen, der sich durch Energie »nd Tüchtigkeit vom armen Knaben bis zum mehrfachen Millionär aufgeschwungen. Die neue Verfassung von Basel-Landwnrde mit großer Mehrheit angenommen. Die nene Verfassung bezweckt insbesondere eine bessere Vertheilnng der öffentliche» Lasten uud ihre Genehmigung durch das 801 l mit großer Majorität war vorauszusehen. Der Staatseinneh mer des Senl'enbezirtes, Joses Anderset in Tasers, wurde wegen bedeutender Unterschlagungen verhastet. Der Direktor der Filiale der eidgenössischen Bank in St. Gallen, Schenk, wnrde wegen Fälschung verhaftet. Die eidge nössische Bant in Bern erleidet infoige der Manipulationen Schents einen Verlust von über 12 Millionen Fran ken. Auf dem oberen Zürichs» schlug ein Schiff'.mit 16 Pensionärinnen aus dem Kloster Wurmspach um; acht, II —l6 Jahre alte Mädchen sind ertrun ken. nämlich: Pia Geßer-Goßau 14 Jahre alt. Emma Staub-Goßau. 14 Jahre alt, Louise Lack-Bern, 11 Jahre alt, Pauline Vollmer-Waldsee. Würt temberg, 16 Jahre alt. Philippine Hn ber-Erzingen, Baden, 16 Jahre alt, Emilie Gebert - Rapperswyl, Amalie Kistler-Reichenburg. Einer von den Ahnen des eisernen Kanzlers hat sein Glück in Rußland gesucht und seine Ruhe in russischer Erde gefunden. In der „Poltawafchen Gouv.-Ztg." werden jetzt „Biographische Skizzen der Einge borenen des Poltawcischeu Gouverne ments und der in demselben Gestorbe nen" von Butschncwitsch veröffentlicht. Wir entnehme» diesen folgende biogra phische Angaben: Rudolph August Bis marck wurde in demselben Jahre, als die Türken vor Wien standen, am 21. März 1683, unter der Regierung Fried rich Wilhclms, des Große» Kursürste», in Deutschland geboren. Von seiner Jugendzeit ist nichts bekannt. Unter dem ersten König von Preußen, Fried rich Wilhelm 1., diente er bis zum Range eines Obersten, unter der Re gierung Peters 11. ging er im Jahre 1732 nach Rußland. Dank seinem schönen Aeußern, seiner Gewandtheit und Kenntniß der Kriegswissenschaften, fand er einen Beschützer in dem mäch tige» Biro», welcher ihm bald de» Rang eines Generalmajors und die Hand eines Hosfräuleins verschaffte. Am Hochzeitstage erhielt Bismarck von der Kaiserin ein Haus zum Geschenk und den Rangeincs Generallieutenants; von dieser Zeit an war sei» Schicksal mit dem Birons unzertrennlich. Mit seinen Brüdern zusammen nahm er Theil an den polnischen und türkischen Kriegen und förderte die Erhebung BironS zum Herzog im Jahre >737, ivofür er zum General-Gouverneur von Livland ernannt wurde. Im Jahre 1740 wurde er mit Biron zusammen verhaftet, 1741 nach Tobolst ver bannt und später nach Jaroslawt zur Ansiedlung geschickt. Sei» erblichener Stern kam aber wieder zu neuem Glänze. Unter Iwan VI. wurde er im Jahre 1747 zum Oberbefehlshaber der Ukrainischen Südarmee ernannt, in welcher Stellung er nicht lange blieb, denn der Tod ereilte ihn. Im Jahre 1850 starb er und wurde in Poltawa begraben. Ueber den Bierkonsum in Teutschland hat der Präsident s>eS deutschen BrauerbniideS, Herr Henrich aus Frankfurt a. M.. auf dein vor einiger Zeit in Hamburg tagenden Vrauertag folgende statistischen An gaben gemacht: Während der Gesammt ionsum 1886j87 rund 45 Millionen Hektoliter betrug, ist er 1890j91 auf 52,304,000 Hektoliter, um 7,662,450 Hektoliter gestiegen. Der Zuwachs der Bevölkerung betrug im gleichen Zeit raum nur 4,3pCt., der des Bierton sums 17,3 pCt. Daß die Einsuhr von >35.000 Hektolitern in 1886j87 aus 229.000 in >890j91 gestiegen ist, dürste im Wesentlichen daraus zurückzusühren sein, daß sich in den letzten Jahren die Gunst des Publikums wesentlich mehr dem Pilsener Bier zugewandt hat. Der Rückgang des Exports von 1.071,000 Hektoliter in 1886j87 auf 660,000 Hektoliter in 1890191 entspringt haupt sächlich aus einer Minderaussuhr nach Frankreich und Belgien, wo leistungs jähige Brauereien begründet worden sind, die den deutschen Bieren schwere Konkurrenz machen. Außerdem ist in Frankreich eine sehr ungünstige Ge wichtssteuer sür Bier eingeführt, die den Export dorthin fast unmöglich juacht. JmSüdwestenßußlands wird augenblicklich eine auffallende Er scheinung beobachtet: das vollständige Verschwinde» aller Mäuse nicht nur von den Feldern, sondern auch aus bewohn ten Ortschaften. Nach dem „Kiew. Stowo" gab es im Herbst vorigen Jah res in jenem Gebiet eine so ungeheure Menge von Mäusen, daß die Leute der entsetzlichen Plage sich gar nicht erwehr ren konnten nnd sehr empfindliche Ver luste zu betlagen hatten. Schon fürch tete» die Landwirthe neue große Einbußen an Getreide aus den Feldern und in den Speichern, da wurden sie plötzlich durch die Wahrnehmung über rascht, daß mit Eintritt des Frühlings so gut wie leine Maus mehr vorhanden war: von ihrer verheerenden Anwesen heit legen nur noch die zahllosen Löcher auf den Feldern und in den Gärten Zeugniß ab. Wie die Mäuse im ver gangenen Herbst in ungeheuren Massen sich plötzlich einfanden, so plötzlich sind sie mit Beginn des Frühjahrs ver schwunden. Tie Leute schütteln die Köpse und wissen sich diese auffallende Man schreibt aus Buk li ttst vom 8. d.: „In den hiesigen höhe ren Gesellschaftskreisen scheint neben so mancher anderen, aus dem schönen Frankreich importirten Sitte und Un sitte auch das bekannte geflügelte Wort des Sohnes von Alexander Dumas Anklang gefunden zu haben. Finanz inspektor Basilescu hat in der Nacht vom letzten Freitag seine fünsuudzwan zigjährige, hübsche Frau bei einem zärt lichen Stelldichein überrascht, welches sie seinem Vorgesetzten, dem Geiieraldirck tor der Buchhaltungsabtheilung im Finanzministerium, Hrn. Pertikari in der eigenen Wohnung gewährt hatte. Vasilescu war von seinem nach srcin den Früchten lüsternen Ches aus eine Inspektionsreise geschickt, von einem Diener aber auf telegraphischem Wege nach Bukarest zurückberufen worden. Er begnügte sich in der ersten Auf wallung damit, den Räuber seiner HauSehre, welcher übrigens verheirathet und Vater von vier Kindern ist, ordent lich durchzuprügeln und durch einen schleunigst herbeigerufenen Polizeibeam ten ein Protokoll des vorgefundenen Sachverhalts behufs Einleitung der Anklage auf Ehebruch aufnehmen zu lassen. Frau Vasilescu, welche Mutter von zwei kleinen Kindern ist, flüchtete sich unter dem Gejohle des rasch zu sammenströmenden Vorstadtpublikums in das Haus einer Verwandten, wo sie von Herrn Pertikari die Versicherung erhielt, daß er durch einen Freund bei der Polizei sür das Verschwinden des eben erwähnten Belastungsprotokolls Sorge tragen werde. Während er es aber zur Vermeidung weiterer, seine eigene Persönlichkeit in Mitleidenschaft ziehender Skandale doch sür angezeigt fand, sich sammt seiner Familie nach Kronstadt zu begeben, wurde Frau Vasilescu am Tage nach der unange nehme» Ueberrai'chung von ihrem Gat ten in ihrer Zufluchtsstätte ausgesucht und von diesem nach kurzem Wortwech sel durch drei rasch nach einander abge feuerte Revolvcrschüssc, wenn auch nicht lebensgefährlich, so doch sehr ernstlich verwundet. Herr Vasilescu stellte sich sofort selbst dem Gericht, während der feige Verführer feiner Frau von Kron stadt zurückgerufen werden mußte, um sich gegen die ihn belastende EhebruchS klage zu vertheidigen. Gegen Vasilescu wird aller Wahrscheinlichkeit nach die Anklage wegen vorbedachten Mordver suchs erhoben werden. Doch ist es bei der im Pnbliknm herrschenden Stim mung mehr als wahrscheinlich, daß die Bukarester Geschworenen sich bei ihrem Verdikte gleichsalls an bekannte franzö sische Muster halten und den blutigen Rächer seiner allerdings schwer getränk ten Hausehre einsach freisprechen wer den. Ueber die Opfer der Eisenbahnkatastraphen von Mönchen stein und Zollikosen und deren Entschä digung seitens der Verwaltung der Jura-Simplonbahn wird aus Bern berichtet: Die Zahl der beim Mönchen steiner Unglück sofort Getödteten oder an Verletzungen Gestorbenen betrug 71, verwundet waren 171. Zusammen also waren von der Katastrophe 242 Personen betroffen, von denen nur ein« einzige die Hastpflicht nicht beanspruchte. Von 241 Entschädigungsansprüche wur den durch Vergleich erledigt: für 8 Todesfälle mit einer Abfindungssumme von zusammen 33,418.00 Francs; theilweise erledigt sind die Ansprüche sür ü Todesfälle mit einer Abfindungs summe von zusammen 43,252,50 Frcs. Unerledigt sind die Ansprüche für 53 Todesstille; bei manchen derselben sind die Ansprüche beute noch nicht zissermä ßig seslgestcllt, da vorerst die Frage über grobe Fahrläsigkeit entschiede» werden soll. Bei Einzelnen werden Forderungen von 50—75,000 Fr. ge stellt, denen sich die Jura-Ksiinploiibahn widersetzt. Von 170 Entschädigungs ansprüchen von Verletzten sind erledigt 88 Fälle mit einer Abfindungssumme von zusammen 91,955 Fr. 75 Cts., erlebt sind 10 Fälle mit .'incr Absindungssnmme von zusammen 3495 Fr. 75 EtS. Unerledigt waren >» Ende Februar noch 72 Fälle von Verletzungen. Beim Eisenbahnun glück in Zollikosen bliebe» 13 Reisende sofort todt, 5 starben nachher; 118 Personen meldete» sich als verletzt. Im Ganzen waren alsa 18 Reisende betrof fen. Bis zum >O. Februar waren 10 Todesfälle erledigt mit einer Abfin dungssumme von 88,440 Fr. 65 Ets., 8 Fälle unerledigt. Von 118 Schaden ersatzsorderungen für Verletzungen wa- Fälle mit ci nerAbfindungZsumme von 91,137 Fr. 25 Ets erledigt. Im Ganzen hat also die Bahn bisher 346,- 704 Fr. ausbezahlt, doch sind es gerade die größeren Posten, welche streitig sind, so daß die Summe sich »och bedeutend erhöhen dürste. Ueber de» Unfall in Cannstatt, der sich mährend eines Gewit ters in der dortigen FraucnarbeitS- und Mädchenschule ereignete, berichtet man: Nach einem grellen Blitzstrahle, der in der Nähe niederfuhr (nicht in das Schulhaus einschlug, wie zuerst berichtet ward) und gleich darauf folgendem festigen Donnerschlage, der das ganze Schulhaus erzittern machte, erwnte aus der Straße plöklich der Ruf; »Feuer!" Die Kinder «inrzten nun, ohne sich von Lehrern und Lelirerinne» halten zu lassen, nach den Thüren und die Treppen hinunter. Infolge der Eile und Bestürzung, mit der das ge schah. stürzten einige Mädchen auf der Treppe und bald sah man nur noch einen wirre» Knäuel von Kindern. ! Ein Madchen. Tochter eines Schlosser- ! Meisters, brach beide Oberschenkel und den Vorderarm, neun weitere Mädchen wurden tbeilS schwer, theils leichter ver letzt. Die Kinder wurden zuerst in die Nachbarhäuser und dann mittelsTroich ken in ihre Wohnungen gebracht. Wie «in Lausseuer verbreitete sich die Kunde von dem Unglück, so daß binnen kurzer Zeit Hunderte von Müttern kamen, um i nach ihren Kindern zu sehe». i Auf dem am 13. luni i» Weimar gefeierten Fest der Goethe- Gesellschaft hat Professor v. Helmholh in einem Trintspruch auch die moderne Literatur gestreist und die Meinung ausgesprochen, daß „weder Ibsen noch Tolstoi der Johannes sei. der uns den Messias der Zutunsts-Literatur ver künden könne." Es heißt, daß dieser Toast nicht von Allen verstanden wor den sei. Das glauben wir gern. es an sich schon merkwürdig, in dir Versammlung einer orthodoxen Goethe- Gemeinde, die ihr? starren Dogmen in der Verehrung des Weimarer Literatnr- Gottes hat, überhaupt von einem an deren „Messias" und dem ihm voraus gehenden „Johannes" zu reden, s» mußte es auffallen, daß gerade Prof. v. Helmholtz sich dazu berufen fühlte, den Ausfall gegen den norwegischen und russischen Dichter zu unternehmen. Alle Achtung vor dem großen Physiker Helmholtz, seinen Gelehrtenruhm Wirt» ihm kein Vernünftiger streitig zu machen wagen, er ist in der wissenschaft lichen Welt gefestet. Aber eine Autori tät auf literarischem Gebiet war Herr von Helmholtz nie und wird es nie sein,, trotz seines glänzenden Namens. Er spielt hier dieselbe versehlte Rolle, welche irgend ein großer Literarhistoriker spie len würde, der über ein ihm nur vonr Hörensagen bekanntes wissenschaftliches Grundgesetz aburtheilen wollte. Schon die Heranziehung der Johannes-Per sönlichkeit zur ironischen Abfertigung Ibsen's und Tolstoi's ist ein Grundirr thnm. Beide sind hochbedentsame ratur-Erschcinungen, welche auch die absällige Meinung Helmholtz' nicht ver kleinern kann, aber eine Johannes-Na tur hat Keiner von Beiden, weder Ib sen noch Tolstoi ist „eine Stimme in der Wüste", sie verweisen nicht auf et was, sondern wollen selbst etwas sein und sind auch etwas. Herr v. Helm holtz vermehrt die Reihe der großen Ge lehrten, welche sich „verrennen", wenn sie auf die Literatur zu sprechen kom men. So erging es du Bois-Rey mond, als er vom Goethe'schen Glei chen sprach, und so dem scharfsinnigen Birchow selbst, als er Grimmelshausens „Simplicius" in Acht und Bann thun wollte. Eines schickt sich eben nicht sür Alle. Man schreibt der „Klei nen Presse" aus Wiesbaden: „Unsere schöne Stadt ist bekanntlich nicht allein das besuchteste deutsche Bad, sondern es lassen sich auch viele Pensionäre. Rent ner :c. zu dauerndem Aufenthalte hier nieder. Am stärksten sind unter den im PensionSzustande befindlichen Herren die Offieiere vertreten. Das vor Kur zem erschienene Adreßbuch von Wiesba den und Umgegend sür 1892j93 enthält ein besonderes Verzeichnis der hier lebenden Ossiciere, Sanitätsofficicre, Militärbeamten zc., dem wir Folgen des entnehmen: Die Gefammt'zahl dieser Herren beziffert sich aus 315 und vertheilt sich auf die einzelnen Chargen wie folgt: Es gibt 4 Generäle der Infanterie bezw. Eavallerie. Ik Generallieutenants, 1 General v. d. Armee, 28 General-Mayors, 1 Contre- Admiral, 49 Obersten, 38 Oberstlieu tenants, 1 Eorvetten-Eapitän, 65 Mayors, 37 Hauptleute, 7 Rittmeister, 2 Capitün-Licutenants, 22 Premier lieutenants, 5 Offieiere ohne Angabe der Charge, ferner 1 Generalarzt, 4 Oberstabsärzte, 6 Stabsärzte, 5 wirk liche geheime Kriegsräthe, I Marine- Zahlmeister, 1 Marine - Rendant, 1 Marine-Controlleur. 1 Marine-Rech nungsrath, 1 Ober-Lazarethinspector, 1 ObcrstabSapotheker, 4 Zahlmeister und 1 Proviantmeister. Zu de in in der Prinze nstraße 33 in Berlin wohnhaften Lot- terie-Einnehmer Kämpf kam unlängst eine Frau, welche in der Preußischen Lotterie ein Viertel von einem Loose spielte, datz in der letzten Ziehung mit einem Gewinn von 300 Mark heraus gekommen war. Der Einnehmer zählte das Geld auf den Tisch und bedeutete der Kundin über den richtigen Empfang der Summe zu quittiren. Wie er staunte er aber, als die Frau lebhaft gegen die Annahme des Geldes prote stirte und schließlich mit der Behaup tung herck>rtrat, daß das Loos mit 30,000 Mark herausgekommen sei, sie also das Huiiderisache der aufgezählten Summe zu beanspruche» habe. Herr Kämpf bekam keinen kleinen Schreck; ein Blick in die amtliche Gewinnliste «belehrte ihn indeß, daß er Recht habe. Auf feine Frage, ivorauf die Frau ihre Behauptung, daß das Loos mit 30,000 Mark herausgekommen, stütze, erwie derte dieselbe, daß dies in der Zeitung; gestanden habe. Tie Frau eilte min nach Hause und brachte wirtlich in kur zer Zeit die Nummer einer Berliner Zeitung, in welcher thatsächlich hinter der Loosnummer der Vermerk des Ge winnes von 30,000 Mark gedruckt Der Lotterie-Einnehmer sah nun. dutz dies ein fataler Druckfehler war; er be dauerte zwar die aus alle» Himmeln gefallene Frau, konnte ihr aber nur de» nach der amtlichen Gewinnliste zu gcfallciicn Gewinn auszahlen. An der belgisch-fran zösischen Grenze ist die Zollbehörde ei nem neuen Schmugglerkniss auf die Spur gekommen. Brieftauben werden in langen flachen Körben befördert.. Ein französischer Zollbeamter war so neugierig, in einen dieser belgischen Körbe bineinzuschauen, und bemerkte, daß mehrere Tauben auf Überraschend gleichmäßige Weise sprangen und hüpf ten. Da diese Erscheinung seinen Per-- dacht erregte, so öffnete er den K«Si. Sofort flogen einige Brieftauben heraus, aher die anderen blieben fitzen: es waren ausgestopfte, an Sprung federn befestigte, sich hin nnd her bewe gende Tauben. Diese Brieftanben wurden geöffnet und bargen bedeutende Mengen kostbarer Brüsseler und Me chelner Spitzen, die hohem Einfuhrzoll unterliegen. Die Sendung wurde de» schlagnahmt und eine schärfere Beo»s -sichtigung der Brieftauben angeordnet. 7