Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 01, 1892, Page 6, Image 6

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    6 Alte uns moderne tsastfreund,
schaft.
Vor graueu Zeiten galt als eine de>
viel geübten und hochgeschätztesten Tu
genden die Gastfreundschaft. Sic wurdi
gleich den heiligsten religiösen Pflichten
in Ehren gehalten und ihr gcwcihte-
Band umschlang Staaten, Geschlechte,
und einzelne Persönlichkeiten. Jede:
wandernde Fremdling fand eine traute
Heimstälte, cin gastliches Haus, das ihn
mit Hintansetzung der eigenen Bequem
lichkeit sreundlichst aufnahm nnd es an
Ehienbezcugungen aller Art nicht feh
len ließ. Ein duftendes Bad zur Er
frischung und Labung der müden Glie
der wurde alsbald bereitet, krustige
Speise nnd würziger Trank kredenzt,
sogar die eigene Schlafstelle, bedeckt mit
dem feinsten Linnen, ihm opferfreudig
überlassen.
Schuhsnchcnde, Hülssbedürftige unt
Schuldbeladene, sie Alle vermochlen
Taut dieser srommen, menschenfrcnnd
lichen Sitte Schirm und Obdach zu fin
den. selbst stnen Eleudeu, welche ichwere
Blutthat ruhe- und freudlos umher
trieb, erschloß dic hehre Tugend dci
Gastsreundschast ihre Thore.
Ei» wahrhaft großartiges Beispiel
solch' gastlichen Schutzes wird uns aus
der Zeit der Völkerwanderung von un
seren germanischen Vvrsahren berichtet,
Wahrend der langwierigen Kämpfe,
welche die Langobarden mit dcn benach
barten Gepiden führten, geschah es, daß
der junge Longobardenprinz Albion
den Sohn des GepidenkönigS im erbit
terten Zweikampf erschlug und dadurch
über'' die entmuthigtei: Feinde einen
vollständigen Sieg errang. Die hoch
crsrcntcn, danlbaren Unterthanen
wünschten dem tapferen Sicgcr eine be
sondere Ehre zn crweiscn nnd baten dcn
Herrscher, seinen hcldenmüthigen Sohn
nun an der Königs- und Rittertafel
thcilnehiuen zu lassen. Dieser verwei
gerte jedoch dic Erfüllung der Bitte,
bis Aldion von einem auswärtigen
Fürsten wehrhaft gemacht worden sei.
Der lüugliug ciltc an dcn Hos des Ge
pidenkönigS, dessen Sohn cr im Kamps«
getödtet, wurde freundlich uud ehren
voll ausgenommen, d.irste beim Mahl an
der Seite dcS besiegten Fürsten sitzen,
der chu nicht nur wacker gegen seine
wüthendcn Gcsolgslculc beschützte', son
dern schließlich noch, geschmückt mit der
Rüstung des Erschlagenen, nngekränkt
und unversehrt nach seiner Heimath ent
ließ.
Von vielen ähnlichen edlen Beispie
len singen und sagen Geichichte und
Poesie, uud unsere freundlichen Lese
rinnen sehen gewiß die idealen Gestal
ten manch' altdeutschen, wackerui <Hast
frenndes uud vieler edler Burgfrauen
mit schweren, wcingefüllten Humpen
und Hörnern an ihrem geistigen Auge
vorüberziehen. Und selbst nacydem der
Glanz des Nilterthums verblaßt, galt
noch in allen deutschen Gauen bei Bür
ger und Adel die Gastfrcuudschast als
erste Maunes- uud Weibespflicht, man
bot schlicht und recht, was man hatte,
und iah ost mehr aus das gutc Herz
wid die srcnudlichcn Worte, welche das
Gastmahl begleiteten, als auf den In
halt dcr Zchüsscln. Noch ehe die Haus
frau oder der gestrenge Herr erschienen,
hieß.''! die Sprüchlein über Thür und
Ä>oe d.u Wanderer willkommen! So
w>r >n der guten, alte» Zeit.
Auch heute noch gilt die Gastsrennd
scha t namentlich in diesem Lande als
e.n s der belebenden Elcmcntc des ge
je.l ge.i Verkehrs, anch heute noch haben
wi altdeutsche Gaststuben u»id Trink
ge äß-, iclbst die Sprüchlein an der
c')lcn nicht, aber dic Seele, der
al>e, biedere Geist dcr Gastsreundschast
ist mil Menschen ein andcrcr ge
worden. Lcidcr muß constatirt wer
dui, daß je mehr wir von dcr Eultui
bclcctt werden, jc mehr die Einsachheil
der Sitten verschwand, .desto mehr sich
anch die urwüchsige, herzliche, gastsreie
Hilssbereitschajt in eine unwahre, er
heuchelte, unsrcic. erkünstelte, leere
Förmlichkeit verwandelte.
Hic und da mögen wir noch Ueber
blcibselu der guien alten Zeit begeg
nen, aber die moderne Form läßt kaum
noch das antike Muster erkennen, z. B.
die in Amerika noch bis vor einigen
Jahren allgemein geübte, unbegrenzte
Gastsreundschast am NcujahrStage.
Jedcm Porübe.gchenden war in der
Sylvesteniacht Haus, Küche und Keller
geöffnet, und am NcujahrSlagc stand
es einem jed.'n Bekannten des Hauses
frei, einen ganzen Schwärm von Gä
sten und Gratulanten mitzubringen,
die alle auf's Beste bewirthet wurden.
Tan namentlich diese letztere liberale
Gastlichleit te n kleinen egoistischen Ne
benzweck dient, das Renommee der
Töchter des Hauses zu steigern, ihre
von to zahlreichen Verehrern bewuudü
teu Reize und Vorzüge vor dm neid
losen Schwestern in s glänzendste Licht
zu sctzcn, das wissen wir Froren ja
ani allerbesten, und das verdunkelt in
unseren Augen die geübte Gastsrcund
fchaft. Neben diesen NcujahrSleiuchcn
ist es noch eine ganz besondere Art von
„Ealls", in welchen die Ueberbleibsel
der alten Sitte und Gastfreundschaft
uns modernen Frauen übcrl « ert wor
den.
Obgleich über die Entstehung des
„Hol»- lix" noch keine Geschichte geichrie
ben worden, so glaube ich nicht fehl zu
gehen, wenn ich annehme, daß ihr Ur
sprung an den sranzösischen Hösen bei
gcPuderien Alonge-Pcrücken und schön
bcpslästcrlcu Damchen zu suchen war.
ebenso die Kaffcclranzchcn uns als ans
Franlrcich importirt gcschilderl melden.
Wie dem auch immer sei, Eincs steh!
fest, daß heutzutage eine Dame, welch«
auf die stereotype Frage: „Wann ist
Ihr EmpsangStag?" nicht mit Ueber
reichuilg cincr bedruckten Karte ant
worten kann, daß eine solche Frau
wahrscheinlich als nicht ans der moder
nen Höhe der Situation stehende Per
son etwas über die Ach el angesehen wer
den dürste.
Und doch ist dieses elegante Kärtchen
tiaentlich ein sei» lithographirtes Ar-
imuthSzeugniß, welches die Damen ihre,
Hausfrauentiichtigkeit, ihrer ganzen
Ullhrung des Hausstandes ausstellen.
Unfcrc deutschen Urahninnen, die sich
!weder ihrer Schürze noch ihrer harten
Hände zu schämen brauchten, deren
Bänke, Stühle, Tische und Dielen stets
blank gescheuert waren, die dachten noch
nicht daran, an einem befondcrcn Tag«
ganz ausnchmend laciylills und
t»stlic>nakls vor der Frau Nachbarin
nnd Base erscheinenjzu müssen. Damals
konnte es noch nicht paffiren wie heute,daß
man nur um angenehme Eindrücke und
Empfindungen heimbringt, wenn man
den kühnen Versuch machte, außerhalb
der Zeit der glänzenden Jourevorberei
tungen ein Frenndeshaus zu bctretcu.
Dem Klingeln folgen gewöhnlich zuge
worfene Thürcn, cin dienender Geist
in zweifelhafter Toilette, begleitet von
einem schreienden, reinigungsbedürf
tigen Kinde, erscheint und die Frag«
nach der Dame des Hauses wird etwas
unsicher bejaht.
Eilige Schritte wcrdcn über unserem
Haupte hörbar, nervöse Stoßseufzer
und raffelnde Schubfächer kündigen di«
rasche Vervollständigung der Toilett«
an. Einige sehnsüchtig nach dcn Knopf
partnern hinüberfchiclcndc Knopflöcher,
ein neugieriges Zopfende, vorwitzige
Puderspurcn im holden Antlitz lassen
uns die Hast unangenehm nachempfin
den und strafen die von Liebenswürdig
keit überströmende Bewillkommnung
Lügen. Wir fühlen das gerade Gegen
thcil von dem, was uns versichert wird,
und seicn cS nun Schneiderinnen ode»
gesellschaftliche Vorbereitungen, welch«
die Dame gerade heute so jehr beschäf
tigten, wir fühlen, daß wir seh» unwill
kommen, durchaus überflüssig sind.
Zerronnen ist unsere Hoffnung auf ein
angenehmes Plauderstündchen, de,
Wunsch nach einem freundschaftlichen,
anregenden Gedankenaustausch hat sich
nicht verwirklicht, und verstimmt, ja
fast schmerzlich berührt, verlassen wir
das HanS der uns vielleicht lieben
Freundin mit dem festen Vorsatz, es
außer an officiellen, spiegelblanken,
hocheleganten EmpfangStagen so schnell
nicht wieder zu betreten. Unwillkürlich
denken wir über den Fall nach und fra
gen uns, woran liegt die Schuld, daß
unsere moderne Gastfreundschaft an be
stimmte Tage gebunden, in bestimmte
Stunden hineingezwängt werden muß.
Ist cs blos Mangel oder liegt
es in dcn Verhältnissen, die ein Schein
leben, eine glänzende, nur an gewissen
kurzen Empfangsmomenten vorgesteckte
Maske bedingen, gegen welche das nüch
terne Alltagsgesicht so furchtbar reizlos
absticht? Von all' zenen Damen, welche
die Vortheile und Lichtseiten der mo
dernen „Jour-Gastfreundschaft" besser
zu schätzen wissen, wie ich alte Groß
mutter, würden wir eine solche Beleh
rung dankbar annehmen.
Piraten nnd Räuber in »lsrika
und Asien.
Seit mehr als zwei Jahrtausenden
waren die Räuber und.Piratenhorden
der nordasrikaiiischen Kaste die Geißel
und der Schrecken der Mittelineer-
Schifffahrt. Roms Seemacht konnte
sich erst zur Blüthe entfalten, als end
lich in dcn Punischcn Kriegen-Scipi?
Africanus die alte Phönizierstadt Kar
thago, die furchtbare Rivalin Roms um
die Mittelmeer-Herrschaft, dem grausa
men, aber weisen Rathe des alten Eato
gehorchend, von Grund aus zerstörte
und ihre Seemacht auf immer vernich
tete. Die Nachkommen gründeten neue
Kolonien, weitab von der Trümmer
stätte an der westlichen Küste, aber stctZ
noch unter dem Schutze des mächtigen
GebirtMialles, der das Gebiet des heu
tigen Algier und Marokko von dem
glühend heißen Tiefbecken der Sahara
wüste trennt.
Ein neues Reich entstand, Maure
tanien, gleichfalls feindlich gegen Rom
gesinnt, bis endlich nach langen und
blutigen Kämpfen sein letzter ehrgeiziger
KönigJugnrtha gefangen und von den
Schergen Ciceros in dem alten Könige»
kerket Roms erdrosselt wurde. Doch
der ungebäudigte Freiheitsdrang und
der Haß gegen Fremdherrschaft über
lebte ihn. Dann kam die Völkerwan
derung. Unter König Gciferich fetzten
sich die Vaudalen, einer der kräftigsten
und gesürchtetsten teutonischen Stämme,
aus den Trümmern des alten Karthaga
sest und gründeten eine neue Herrschaft.
Spurlos sind sie verschwunden. Zwei
fellos sind sie durch Vermischung mil
den einheimischen Stämmen in diesen
völlig aufgegangen.
TinregZ der Wüste.
In den heutigen Bewohnern der un
zugänglichen Gebirgsthäler des Kleinen
und Hohen Atlas, den Berbern, glaubt
man das Product dieser zahlreiche»
Völlermischung wiederzuerkennen. Von
ihren Urvätern, den phönizischen kar
thagern, haben sie die Liebe zu See
fahrten und Abenteuern ererbt; von
den römischen Veteranen, die auf den
alten Stätten der besiegten Punicr an
gesiedelt wurden, von den vandalifchen
Kriegern wnrde ihnen das Erbtheil der
Unerfchrockenheit und Tapferkeit. Das
germanische Blut zeigt sich auch in der
«uffallend weißen Hautfarbe und dem
Blondhaar, ja, die Gewohnheit de,
Berbern, zerstreut in einzelnen Dörfern
unter unabhängigen ScheikS zu woh
nen, mahnt auffallend an die alte Gau
verfassung der Germanen, von der Ta
citus'berichtet.
Dem Islam schloffen sie sich merk
würdiger Wcisc ohne Widerstreben an,
obwohl ihr Gottesdienst noch heute
eigenthümlichcZügc ausweist, dic aus fer
ner vorinohammedanischer Vergangen
heit stammen. Unähirlich dem Araber,
welchcr das Gebot der Gastfreundschaft
über alles heilig hält und selbst dem
Feind, der Obdach begehrt, niemals das
einmal gegebene Wort bricht, ist der
Berber treulos und hinterlistig, getreu
den Traditionen der alteu Punicr;
„punische Treue" war bei dcn Römern
sprichwörtlich in ironischem Sinne und
gleichbedeutend mit Falschheit und
Wortbrüchigkeit.
Wegen ihrer Grausamkeit, Treulosig
keit und räuberischen Gesinnung bieten
die Berberstämme dem Forscher nnd
Reisenden unüberwindliche S».,.Gierig
keiten. Doch gelang es dem deutschcn
Forscher Dr. Lenz, i, I 1379 in der
gelungenen Verkleidung eines türlischcn
Kausmannes, wichtige Beobachtungen
über ihre Lebensweise, Sitten und Ge
bräuche zu sammeln. Auch der Fran
zose de Foucauld, der Engländer Wal
ter B. Harris waren i d. I. 1883 und
1883 so glücklich, unerkannt unter ihnen
zu verweilen, ohne Verdacht zu erregen
und später durch werthvolle Beschrei
bungen unsere Völkerkunde zu berei
chern.
Wahrend die Berbern der Küstenlän
der meist Secräubereien betreiben, wid
men sich ihre Vettern, die berüchtigten
Tuaregs, dein RäuberHandwerk, zn
Lande, indem sie die Karawanen der
vahara - Wüste , brandschatzen. Ein
schöner krästigcr Menschenschlag, zeigen
sie überall da, wo sie sich nicht mit Ne
zern vermischt haben, rein kaukasische
Züge. Hand in Hand mit ihrer Beute
'zier geht ihre Mordlust. Die hollän
, »ische Reisende Frl. Alexine Tinns ist
ihnen in neuester Zeit zum Opfer ge
fallen.
Hinrichtung -ine? Piraten.
Die Franzosen sind eifrig bemüht,
»ein Räuberunwesen an der Küstc so
wohl als im Innern von Marokko zu
steuern, indem sie den Berbern und
TuaregS iu ihren befestigten Felsen
aestern beiznkommen suchen. Einen
ebenso schweren Stand haben die Fran
zosen in Tynkin gegen die dortigen
Piraten. Tönkin ist die wahre Hei
math der chinesischen Seeräuber, welche
Zie asiatischen Gewässer auf viele hun
dert Meilen unsicher machen. Doch
nicht allein auf Raub und Plünderung
haben es diese Piraten abgesehen. Sic
schleppen auch die Frauen und Kinder
ser Küstenbewohner mit sich in die
Sklaverei. Oft genug hat die chinesi
sche Regierung Razzias in großem Um
hange gegen die Piratendörfcr veran
staltet und mit den gefangenen Uebel-
Tätern kurzen Proceß gemacht, indem
man Hunderte mit dem Schwert hin
richtete. Doch schien das Uebel unaus
rottbar, wie die Köpfe der Hydra.
Vielleicht haben die Franzosen mehr
Erfolg.
Lebensweisheit.
Willst du die Menschen verbessern, lobe
an ihnen
Die Tugenden, dis sie nicht haben;
Willst ihre Achtung du erringen, so
lobe
An ihnen ihre Geistesgaben.
Doch willst du ihr Vertrauen erzwingen,
Mußt du das Lob ihrer Schwächen sin
gen! '
' Offen. — »... .Nun bist Du
ja ein glücklicher Ehemann und hast
Dein eigenes Heim!.... Wie kommt
Dir s denn so vor?" „Etwas un
heimlich!"
Gut Wort besser als
Widwort.
Dt« unverwnnddarrett der Faktr«.
Ueber das Geheimniß dcr „Unvcr
wundbarkcit oer Fakirc" bringt das
Agramcr Tageblatt aus dcr Fcder des
SchuldireetorS Dr. I. Koch in Petrinja
(Kroatien) lehrreiche Enthüllungen,
wclchc für alle Leser von Interesse sind.
Herr Dr. Koch war srüher Director des
Gymnasiums iu Sarajewo und bereitet«
als solcher untcr dem Protectorate des
Herzogs Wilhelm von Württemberg ein
Maifest für die Schuljugend vor, bei
welchem noch eine kleine Theatervorstel
lung stattfand. Bei dieser Gelegenheit
gab ein sechzehn Jahre alter Schüler,
Namens Leon Lewi, cin sogc». „Spa>
niola"-Falirkunststück zum Besten, nach,
dem cr vorher vor dem Director Proben
seiner Kunst abgelegt hatte. Uebei
diese Probevorstcilung berichtet Heri
Dr. Koch nun wie folgt:
„Leon Lewi zog eine größere Anzahl
von Nadeln aus der Tasche, die unseren
dickeren Stecknadeln nicht unähnlich
waren, einige dieser Nadeln hatten an
dem eincn Ende eine Oese. Kaum,
daß ich die blanken Nadeln näher be
sichtigen konnte, hatte Lewi eine dersel
ben schon ergriffen und durch dieWaug«
gestochen, so daß das eine Ende aus
dem Munde herauZragte. Gleich
daraus nahm cr cinc zweite Nadel und
stach mit ihr auch die zweite Wang«
durch und heftete flink auf die Oefen
der Nadeln zwei kleine Glocken an,
welche cr mit dcm Kopfe schüttette. Ich
schaute verblüfft drcin nnd fragte ihn
nur, ob ihm däs nicht wehe thue, denn
ich sah deutlich, daß dic Nadeln wirklich
durch die Wangen gingen.
Lewi antwortete mir mit einem Lä
cheln und schüttelte verneinend den Kops,
wobei die Glocken abermals ertönten
und ich noch mehr verwundert war, da
ich mich aus dem Lächeln dcS Knaben
überzeugte, daß die Sache ihm wirklich
nicht wehe that. Gleich darauf ergriss
Lewi cinc größere Nadel und stach si<
übcr dem Kehlkopfe durch die Haut.
Da konnte ich mich nicht enthalten, zu
fragen, wieso es komme, daß kein Blul
fließe? „O, entgegnete mein Zanberer,
wollen Sie,dal; Blut fließe? Gut. Uud
er ergriff die Nadel, zog sie hin und hei
nnd richtig, veritables Blut bespritzt«
den Hals und die Hände. Nun zog
Lewi den Rock aus, stülpte die Aermcl
anf nnd nach einigen Augenblicken hatt«
er beide Arme mitNadcln bcspickt.welch«
zwci bis drei Eentimctcr lang und an
derthalb bis cin Eentimctcr tief quer
durch die Haut und das Fleisch gingen.
Ich faßte mit eigenen Händen die Na
del» an und bewegte sie in dem Fleische
hin und her nnd überzeugte mich, daß
dem Knaben die Prozedur thatsächlich
nicht den geringsten Schmerz verur
sachte.
Darauf nahm Lewt noch eine Nadel,
die cinen Griff hatte, zog mit der eine»
Hand die Znnge heraus, stach sie durch
und drehte die Nadel herum, so daß die
Zunge wie eine Schraube aussah.
Hicrauf zog der Knabe die Nadeln aus
dem Fleische heraus und bat mich um
eine Eigarrettc. Als ich ihm eine solche
gereicht und cr sie angezündet hatte, zog
er den Ranch cin, schloß den Mund,
hielt sich dic Nase zu und blies die Wan
gen auf. Und siehe, der Rauch ent
strömte durch die Wangen, an den
Stellen, wo früher die Nadeln steckten,
in langen Strömen.
Bevor ich den Knaben entließ, bat
ich ihn, mir doch erklären zu wollen, wie
er das mache. Und darauf erzählte
Lewi mir ganz offenherzig Folgendes:
„Mein Vater war „LKim", d. Arzt.
Als er starb, war ich drei Jahre, mein
Bruder fünfzehn Jahre alt. Als mein
Vater sah,' daß er nicht mehr lange le
ben werde, und wir dann dem größten
Elende anheimfallen würden, da cr kein
Vermögen hatte, ließ er den Bruder
(Leistenmacher) werden,
mir abcr wollte cr ctwas vermachen,
was mich, wcnn ich herangewachsen sein
würde, cruahrcu sollte. Zu diesem
Zwecke stach cr mir nacheinander mit
einer silbernen Nadel die Wangen, den
Hals, die Zunge nnd die Arme an meh
reren Stellen durch und führte in die
Löcher Seidcnfädcn ein, so wie man
dies beim Ohrenstechcn zu machen
pflegt.
Die Fäden wurden jeden Tag hin
und her gezogen, die Wunden gesalbt,
bis sie verheilten und überall cin Loch
zurückblieb. War cin Loch vcrhcilt,
stach er ein zweites, drittes n. f. w. Vor
dem Todc trug cr meinem Bruder äuf,
von Zeit zu Zeit Nadeln durch di«
Löcher zu stecken, damit sie nicht ver
wüchsen. nnd zuletzt mußte ich das selbst
üben, bis ich darin eine solche Fertigkeil
erlangt hatte, daß ich, ohne viel zu pro
bircn, mit den Nadeln in die Löcher
traf. Wenn Oesterreich
nicht okknpirk hätte, und ich nicht' ins
Gymnasium aufgenommen worden
wäre (der Junge war sehr aufgeweckl
und scharfdenkcnd), hätte mich mein
Bruder schon an cinen Circusinhabci'i»
Kvnstantiiiopel angebracht, wo ich nach
kurzer Ausbildung mein sicheres Brod
gehabt hätte".
Jetzt war mir AllcS klar. Es wcn
keine Zauberei, sondern einfach das,
was wir bei unseren Frauen täglich be
obachten können, wenn sie Ohrringe in
die Ohrläppchen stecken. In Betreff
des Blutvergießens zog mein Leon zur
Erklärung auch dieses „WundcrS" ein
kleines, längliches Säckchen, ähnlich ei
ner kleinen Wurst, hervor; dieses, aus
einem Stückchen Dünndarm eincs
Schafes gefertigte Würstchen war mit
Ochsenblut gefüllt und hatte einige
Stecknadellöchcr. Das hielt Lewi in
der Hand versteckt und als ich Blut ver
langte, gab er Blut, indem cr die Wurst
drückte. Nun war mir die ganze „Zau
berei" klar.
Das ist in der That eine sehr an.
nehmbarc Exklärung für die „Unver
wundbarkeit des FakirS und diese Er
klärung deckt sich auch noch mit de«
Beobachtungen, welche an dem im Ber
liner Panovtikum aufgetretenen „Ja-
Nr" gemacht worden sind. An de?
Stellen, an welchen dieser Wunder
mann sich durchbohrte, sind bekanntlich
knoplichc Verdichtungen wahrgenom
men worden, welche eben die „Bohr
löcher" enthielten, die der „Fakir" zu
verschmieren pflegte, um sie zu ver
decken.
Nachwirtuug.
Dem Studiosus Bummel haben sie
neulich, als ihm bei der Pauterci dic
Nase so vcrlMieii worden ist, Blutegel
angesetzt; die Ludersch sind aber alle
abgefallen, weil sie gleich besoffen
wurden!
Wie man den Schneider corrigirt.
„Prosit, Herr Doctor!" „Aber,
Herr Gerichtsrath, das ist jetzt schon die
sechste Maß! Früher haben Sie doch
nie mehr als drei getrunken!" „Ja,
wissen Sie, der verfluchte Schneider hat
mir meinen neuen Anzug zu weit ge
macht. und da sauf' ich jetzt die Fallen
'raus!"
Wie man Häuser stiehlt.
Zu tHii zum Stehlen besonders geeig
neten Gegenständen pflegte man Hänser
bisher nicht gerade zu rechnn, doch
scheint das jctzt in Paris andcrs wcrdcn
zu sollen, da im Zeitraum von ctwa
zwei Wochen zwci Häuser nach allen
Regeln der Kunst gestohlen worden sind.
Der erste Fall kam im Stadtrath zur
Sprache und erregte nicht geringes Er
staunen. Einer der Stadtväter stellte
nämlich dic Fragc, was aus cincm
Hause geworden wäre, das sich auf ei
-sem kürzlich von der Stadt angekauftcn
Äelände befunden habe. Die Baube
hörde schüttelte erheblich den Kops nnd
»klärte, daß i>r von dem Abhanden
kommen bcsagleii Hauses nichts bekannt
sei, mußte aber.in einer zweiten Sik
>ung zugeben, daß die Sache ihre Rich
tigkeit habe. Nach Ankauf des in Rede
stehenden Grundstückes habe man dem
Miether gekündigt, und dieser, der ne
benan ein anderes Grundstück besaß,
sei nun nicht nur mit seinen Sachen
auf dieses übergesiedelt, sondern habe
auch langsam das Haus abgetragen
und auf seinem Grundstück wieder auf
gerichtet.
Er habe das so allmälig und lang
sam gemacht, daß es Niemandem aufge
fallen sei und das Unglück sei auch nicht
groß, da das HauS doch zum Abbruch
bestimmt war und die Abbruchskosten
jedenfalls den Erlös aus den Materia
lien übersteigen würden. Der Stadt
rath wunderte sich zwar sehr, daß ein
städtisches Gebäude so ohne Wissen der
Verwaltung verschwinden könnte, nahm
aber dic Sache humoristisch auf und ver
zichtete auf eine Verfolgung des Häu
scrdicbcS, der ja eigcntluch durch kosten
lose Abtragung des Hauses der Stadt
einen finanziellen Vortheil zugewendet
habe.
Der andere Fall ist nach der „Köln,
Zeitung" Verfolgende: Ein Herr hatte
begonnen, sich auf dem Montmartre
ein Haus zu bauen, zu dem wegen
schlechten Untergrundes große massive
Steinquadern benutzt werden mußten.
Nachdem das Haus zu einem Viertel
beendet war. mußte der Erbauer aber
wegen Mangel» an Geld den Bau un
terbrechen. Als er nun einige Zeit da
rauf ihn wieder aufnehmen wollte und
sich seinen Neubau ans«h. fand cr zu
seincm Entsetzen, daß derselbe
verschwunden war. Die Anwohner
erzählten, daß Maurer gekommen seien,
die ruhig am hellen, tichtcn Tage den
Ban abgetragen und die Quadern
fortgefal'.ei hätten« Im Glauben,
daß sie im Austrage des Eigenthümers
handelten, habe Niemand daran gedacht,
sie in ihrer Arbeit zu stören. Nun
kann der Eigenthümer, ein Schnster,
seinen« Hause nachlaufen! Ein Gegen
stück hierzu bietet folgende Geschichte:
Auf einem öffentlichen Platze im
Osten der Stadt richteten vor einigen
Monaten Arbiter einen großen Mast
bäum auf, der mit Fahnen und Flag
gen reich geschmückt wurde. Dieser
Mastbaum blieb ruhig stehen, und mit
der Zeit, als dic Flaggen unter den
Unbilden der Witterung verblaßten,
fragten sich die Anwohner, was dieser
Mast wohl zu bedeuten haben könne.
Auch die Polizei nahm sich der Sache
an, aber alles Bemühen war vergeblich,
denn es gelang nicht', den Eigenthümer
des Mastes zu ermitteln, und es konnte
auch nicht festgestellt werden, zu wel
chem Zwecke er wohl errichtet worden
war. Schließlich blieb der Polizei
nichts anderes übrig, als ihn auf ihre
hosten entfernen zu lassen.
ReligiSse Vmpstndungen tn
Rußland.
Wclchc Rohheit des religiösen Em
pfindens untcr dem russischen Volke
herrscht, tritt bei dcn Gerichtsverhand
lungen fast täglich an's Licht. Im
Kijcw'schen Gouvernement stand ein
Bauer wegen einer Schlägerei mit
tödtlichcm Ausgange vor dcn Geschwo
renen. Sein Gegner hatte behauptet,
der Herrgott sei doch noch größer und
mächtiger, als der heilige Nikolaus, der
russische Hanpthciligc. Wüthend dar
über, stürzte der Andere sich auf ihn.
denn der heilige Nikolaus war sciu
Schutzpatron, nnd mit dem Tone lci
dcnschastlichcr Ueberzeugung versicherte
er, eine solche Beleidigung seines Heili
gen nicht haben dulden zn können. Bei
einer anderen Verhandlung im Westge
biet hatte cin Baner falsches Zeugniß
abgelegt. Vom Richter zur Rede ge
stellt, entschuldigte er sich damit, daß cr
kS für eincn Gcvattcr gethan habe, der
ihm eine gute Bewirthüng zu Theil
werden ließ. Natürlich wurde dem
Manne vorgehalten, daß feine Hand
lungsweise um so verwerflicher sei, da er
gegen Bestechung, meineidig
geworden.
„Ach." bemerkte er gegen diese im
Munde eines russischen Beamten aller
dings ctwas bedenkliche Erklärung, „der
Herrgott selber nimmt
„Wie kannst Tn eine solche Gottes
lästerung wagen?" „Ja," antwor
tete der Biedermann, „wenn ich mei
nem Nachbar Iwan Trosimitsch ein
Schwein gestohlen habe, so stelle ich
wieder in der Kirche ein Wachslicht auf
und gebe so dem Herrgott feinen An
theil, er still."
Am bezeichnendsten ist aber ein kürz
lich beim Bezirksgericht in Riga vorge
kommener Fall, bei dem es sich nm die
russische Geistlichkeit handelt. In ei
nem der beständigen Anklageprocesse
gegen evangelische Prediger wurde cin
alter csthniicher Bauer als Zeuge vor
geführt. Nach seiner Religion befragt,
gab er an. es nicht zu wissen, welchcr
er eigentlich angehöre.
Zu Anfang der vierziger Jahre, alz
eine der jetzigen ähnliche HungerSnoth
den Nordwesten Rußlands hcinisuchtc,
ließen die Behörden unter dem livländi
schen Landvolk das Gerücht verbreiten,
für den Uebertritt zur griechischen Kirche
würde es vom Kaiser Brot bekc.mmen.
Diese Mittheilung hatte den gewünschten
Erfolg, und zahlreiche Popen durch
streiften das Land, um die durch den
Hunger willig Gemachten in den Schooß
der „herrschenden" Kirche aufzunehmen.
Ein Pope kam auch auf das Gehöft, in
dem unser Bauer, damals noch ein
Knabe, lebte, firmelte die Bewohner
nach russischem Ritus durch cin auf
Brust'und Stirn, mit dem Salböl ge
machtes Kreuz und kam endlich auch zu
dem Jungen. Der abcr kroch unterS
Bctt und von dort, durch Schläge her
vorgctricbcn, in den Backofen. Der
Popc, ungeduldig geworden, packle den
Knaben an den Beinen, die Höslein
gaben nach und ließen das Fleisch sei
nes rundesten Körpertheils sehen. Kurz
entschlossen tauchte der würdige Prie
ster seinen Finger im Salböl und
machte das Kreuzeszeichen auf jene
Stelle mit den Worten: „i tak olioros
elio!" —cs ist auch so schon gut. Als
der Alto diese Geschichte dem Gerichts
hof zum Besten gab, entstand cin be
denkliches Schütteln des Kopfes in
solchen, wie den vorigen Fällen muß
dann die Sache dem Gutachten der
geistlichen Behörden unterbreitet wer
ben. Leider ist cs uns nicht gelungen,
den Ausgang dieser Sache zu erfahren.
Ja dann!
Tochter: „Aber, Papa, was hast Du
nur gegen Edgar?" Vater: „Er
spielt Skat!" Tochter: „Aber, lieber
Papa, das thust Du ja auch!"-
Vater: „Aber cr gewinnt!"
eingeleitet.
„Schauen Sie, Marie, den Spiegel
hab' ich zerschlagen!.... Nun hab' ich
sieben Jahre kein Glück!" „O mein,
gnä' Frau, wegen so 'n kleinen
Spiegel!,, , ,WaS soll dann Ich sagen?
Ich hab' g'rad' den großen Spiegel im
Salon eing'estoß'n!"
Aneiserung. „LiebcrMann,
Du solltes Dein schriststelleriiches Ta
lent nicht so brach liegen lassen!» Sieh'
nur Deine Eollegen an die haben
bereits allen ihren Frauen eineSommer
wohnung erdichtet!"
EineDummheit gut ma,
chcn wollen, heißt sie unterstreichen.
! A Modebetracliting vom alta
Schtaudamoier.
Cchtammt d'r-Mensch vom Affa hear?
Fascht gar kö't mci's glauba.
Guck iio uns'rc Weibsleut'a',
. D' Kinder, und wia oft au' d' Ma',
Kurz, guck na no wo ?a Witt'
Alles macht halt d' Mode mit.'
Jetzt wenn oi'S a Glotza kriagt,
Des ka' jo passira.
Wenn des au'net schea ischt grad,
Jsch doch besj'r als ma hat,
Wia jetzt d' Weilisleitt, Jerumle!
Uf am Grent an Weltsjuhe.
Ischt oi's eckig. 'S sel ischt wiiascht,
Neam»ds wird des b'schtreita;
Doch jetzt thuat ma Müah sc gea',
Was 'icacht wüascht, hoißt ma jetzt
schea',
Hanhe Achsla, lange Köpf,
'S fehlat jetzat no noh d' Kröpf.
Guck an', hoißt's äls, dui ischt schlank,
Hundertmol ka'sch haira.
Aber guck d'rs Weibsbild a'.
Was no an deam Scherba dra',
Falsch isch's Herz und falsch d'r Leib,
Prosit Mahlzeit zua deam Weib.
Jetzt des G'fchlamp voll's und de?
G'fchlepp,
Moi', des g'schtand i offa,
G'fällt m'r gar net, wan kommt'Z
hear?
Des z' verrothe, fällt net schmear,
Dea' Fuß dear reacht net und klei',
Wicklat ma in d' Schlepp net nei'.
So sind d' Weibsleut, donder au',
Ka's no anderscht komma,
Als das; d' Kinder, dia he haut,
Gradwcags als wia d' Affa gaut,
O wia oft fehlt ner d'rzua,
Als a Savoyardabua.
Von de Buabe no net reif,
Ja. was soll e faga;
Dear net nach d'r Mode gaht,
Net äll'weil vor m Schpiag'l fchtaht,
Ischt koi' Gigerl obanaus,
Doch domit isch rum und aus.
D' Maua, o du liaber Gott!
Sind toi' Härle besser;
Denn, sind d' Weiber d' Ma' im HauZ,
Ischt au' alles rum und aus.
Und se sind's von jehear g'wea',
Därscht no nach de Mod'na seah.
Schtammt d'r Mensch vom Affa hear?
Muasz ma währte Frau ga;
Wenn ma noch d'r Mode guckt,
Ischt beim Dond'r äll'S verruckt,
Denn guck no an' wo da Witt,
Wo a O'sinn, macht ma mit.
?robstum e,t.
Studiosus Süffel kehrt spät AbcndZ
vom Wirthshaus heim, findet das HauS
fcbsn geschlossen und sucht, da er den
Schlüssel vergessen, durch Klopsen an
der Hausthür und den Fensterläden die
Bewohner des Hauses auf seine miß
liche Lage aufmerksam zu machen.
Aber vergebens. Durch den Lärm
wird ein Nachtwächter herbeigerufen,
welcher Ruhe gebietet und schließlich mit
Verhaftung droht. Süffel schleicht da
von, tief bekümmert darüber, wohin er
sein müdes Haupt zur Ruhe legen soll.
Sein Weg führt ihn an dem Post- und
Telcgraphenqebäude vorbei, und als er
die hell erleuchteten Fenster sieht da
kommt auch ihm ein leuchtender Ge
danke. Rasch tritt er vor den Schalter
und. gibt, nach Zahl der gesetzlichen
Gebühren, eine Depesche an den Stu
diosus Süffel auf, durch welche cr dem
selben m.tth.ilt, cr werde ihn morgen be
suchen.
Dann eilt er in die Nähe seines Hau
ses zurück und hat sehr bald die Genug
thuung, den Telegraphenboten ankom
men zu sehen. Derselbe klopft an dem
Hause: der Nachtwächter kommt hinzu,
wird belehrt, daß es sich um wichtige
Angelegenheiten handle und hilft min
selbst den nöthigen Lärm machen, bis
endlich die Hausbewohner aus ihrer
Ruhe geweckt werden und das Haus
öffnen. Während nun der Bote die
Treppe bis zum vierten Stockwerke, wo
Herr Süffel wohnen soll, erklimmt,
kommt Letzterer ganz gemüthlich durch
die offene Hausthüre herein, stellt sich
schr erstaunt, als ihm gesagt wird, oben
erwarte >ihn eine D?pcsche, .nimmt die
selbe dem Uebcrbringcr ab und legt sich,
vergnügt über den bevorstehenden Be
such, zu Bett.
Zum Kapitel der ab
sonderlichen Grabschriften liefert Cham
ber Journal einige Beiträge. Auf
:inem französischen Friedhofe findet sich
Folgendes; „Dem dauernden Andenken
von Mary Ferr. Das Gitter um diese
Ruhestätte hat der schwer geprüfte
Gatte. Pierre Ferry, Schmicdemcister,
gearbeitet, der alle ähnlichen Aufträge
prompt und billig besorgen
Kecker noch macht sich die Reklame in
einer amerikanischen Grabschrift breit,
welche lautet: „Dieser Stein wurde
>um Andenken an Thomas Lang, ver
storben den 13. Juli 188 t), errichtet
von feinem Sohne Ulysses G. Lang,
der sein Geschäft jetzt mit gleicher Ener
gie weitcrtrcibt in den Bonanza-Cyklo
pen-Laden, Bond-Street, man sehe
die Anzeigen in den Tagesblättern.''
Ein noch findigerer Amerikaner leistete
sich einen Grabstein, auf dem zu lesen
ist: „Hier wird dereinst Herr.JameS
Jones liegen; gegenwärtig lebt cr noch
nnd betreibt sein Schuhwaarcngcschäft
in No. ISO Franklinstrcet." Und un
' gewollt ist die Wirkung der Inschrift,
die auf dem Grabstein eines von seinem
Diener ermordeten Missionärs prangt:
„Geweiht dem Andenken Sr. Ehrwür
den R. Smith, Missionärs, der von
seinem Tschokadar ermordet wurde.
Wohlgethan, Tu srommer und getreuer
Knecht!"
! Der Kopf soll der Blitz,
ableiter des L»r>e>iS ieta.