Deutsch« ««calnachrtchten. Provinz Brandenburg. s In Berlin der berühmte Chemiker, Geheimrath Prof. A. W. v. Hofmann. Wie verlautet hat dcr Verstorbene ein Vermöge» von etwa 20 Millionen Mark hintcrlaffen. Ferner starben der greise dcntschc Generalkonsul in War schau: Frhr. v. Rechenberg. Frau He lene von Hülsen, die Schriftstellerin und Gemahlin des früheren Generalinten danten nnd der Landgerichtsdirettor Konrad Kob vom Landgericht 1. In Weißensee hat sich dcr Bankier Leopold Hammerftein, Mitinhaber des Bank- und Wechfclgkschäftc« Hammerftein und Fried'.ander erschossen. H., welcher seit 2 Jahre" mit einer jungen schönen Frau verheirathet war, besand sich ost in trüber Stimmung, weil sein einziges Kind taubstumm gebore» war. Zudem soll H. im letzte» Vierteljahr sei» ganzes nicht unbetrachllichcs Vermögen durch ver fehlte Sp'kulationen verloren haben. In den ersten 4 Monaten d. I. sind in Berlin 124 Konturse eröffnet wor den. mehr als jemals vorher in den entsprechende» vier Monate». Einer der Aluniu'ii k cSZoachimSthal-Gymna siums. de>- 17 Jayre alte Unterprima ner Sch., hat sich erschossen. In dem Pensionate Neue Friedrichstraße '36 hat sich dcr Kammann, Karl Vetz aus Kreuznach, ein eifriger Wagneria ner. der sich einbildete, ein Sohn König Ludwig 11. zu sei», aus die Straße gestürzt. Er starb bald nachher. In ihrer Wohnung wurde die Post schaffners - Ehefrau Lina Mangel mit eingeschlagenem Schädel uud tödtlichen Stichwunden ermordet aufgefunden. Augenscheinlich liegt ein Raubmord vor. Wegen angeblich zu hoher Steuereinschätznng hat sich eine alte Dame, Fräulein Stabenow in Straß burg i. U., das Lebe» genommcn. Sie glaubte nach der neuen Veranla gung mit ihrem Vermöge» von 30,000 Mark nicht mehr auskommen zu kön nen und erhängte sich deshalb, nachdem sie ihren Entschluß einem auswärts wohnend.'n Neffe» mitgetheilt, in ihrer Wohnung. In der Nothwehr hat in Weißensee der Wirth Wölker, der von drei Arbeitern mit Messerstichen traktirt wurde, einen seiner Angreifer, den Arbeiter Wlowarezek, mit einem Re volver erschossen. Probinz Ostpreußen. Das Fest dcr goldenen Hochzeit haben im Lause des verflosseuen Jahres in dcr dcr Provinz Ostpreußen 230 Ehepaare gefeiert. Vor der Straskammer in Ällenstein wurde dcr frühere interimi stische Stadtseeretär Rudolph Schneider aus Osterrode weqen Untreue im Amt zu 1 Jahr Gefängniß und 2 Jahren Ehrverlust verurtheilt. Tie Manu sakturwaarenfirma Büscher ck Oster- Hage in BraunSberg hat ihre Zahlun gen eingestellt. I» Gr. Friedrichs graben erhängte sich der Besitzer Beyer in seiner Scheune. Bemerkenswerth ist. daß auch der Vater des B. aus die selbe Weise den Tod fand, und daß er selbst bereits der sechste Selbstmörder in dieser Familie ist. Eine Doppelhin richtung wurde iu Tilsit durch den Scharfrichter Reindel aus Magdeburg vollzogen, und zwar an den, Losmann Kneckties und dem Besitzer Schapals aus Eistrawischken, welche vom letzten Schwurgericht wegen Ermordung des AltsitzerS Gintaul, beziehungsweise we gen Aiistifung dazu, zum Tode verur theilt wurden. Provinz Westpreußen. Zur Vorbereitung dcr Fcicr des 13. Provinzial-Sängersestcs des Bromber ger Provinzicii-Säilgcrbundcs, welches anfangs Juli in Kulm gefeiert werden soll, hat die hies. Liedertafel BFestcom missioncn gebildet. 112 In Ochse im Alter von nahezu 100 Jahren dcr als Zwerg wcit und breit bekannte Han delsmann Lewin Wiersch. Derselbe hinterläßt noch 2 gleich kleine Töchter als Waise», während mehrere andere seiner Kcndcr normale Größe haben. — Pclplm hat Straßenbeleuchtung erhal ten. Einen ungewöhnliche» Tod fand cinc Arbeitersrau in Schönow: sie wurde im Walde, mit einer Tracht Holz aus dcm Rücken, deren Schnüre um den Hals geschlungen waren, er würgt gesunden. Im Neuteicher wald hat sich dcr Zimmcrmcister Lemke erhängt. Provinz Schleswig-Holstein, Ueber die ZahlnngScinslcUung des flüchtig gewordene» Bankiers P. Bur meister in Heide wird berichtet: B. etablirte sich hier vor mehreren Jahren und erwarb sich sehr bald sowohl dnrch seine persönliche» Eigenschaften, als auch durch seine Gcschüftsgewandtheit und Zuverlässigkeit cin großes Ver trauen. Es erleiden viele seiner Kun den größere oder kleinere Verluste. Allein hier sollen sich diese zusammen aus 90—100.000 M. belaufen. Der Kassirer dcr Allgemeinen Kranken- und Etcrbckasje dcr Metallarbeiter, A. Münz in Kiel, wurde wegen Unterschlagung von 483 M. und MünzverbrcchenS zu 1 Jahr 0 Monaten Gesängniß und 2 Jahren Ehrverlust verurtheilt. Das seltene Fest dcr eisernen Hochzeit feier ten in Maasholm nach 05jährigem Ehe stand die Eheleute Joha»» Lischke. Provinz Schlesien. Bei eine», Schadenfeuer, in Boder royrsdorf ist das Weift'fche HauS auf dcm sog. „Blichcnbcrgc" in Asche gelegt worden, die 73 Jahre alte Frau ist in den Flammen umgekommen. In Grimberg hat die Fabrikation einen wesentlichen Ausschwung genommen. Die größten Fabriken, speziell diejeni gen der englischen Wollenwaaren-Ma nufattur, vorm. Oldroyd und Blatcley. find augenblicklich vollauf, selbst mit Nachtarbeit, beschäftigt uud dic vorlie genden Aufträge sichern eine volle Thä tigteit bis zum November dieses Jah res. Ter Redattcur Dürholt vom ,Bolen ans dem Riesenaebirae" wurde wegen Beleidigung der Kreissynode zu einem Monat Gefängniß verurtheilt. Der frühere Lehrer Schoor. welcher von der Strafkammer in Liegnitz wegen Schwindeleien nnd Betrügereien zu mehrjähriger Zuchthausstrafe verur theilt worden ist, sollte im Zuchthaus zu Sonnenburg untergebracht werden. Auf dcm Transporte dorthin hat er in Eüstrin seinem Leben ein Ende ge macht. —Der im 85. Lebensjahre ste hende praktische Arzt Hertel in Reich thal bcging scid diamantenes Arztjuti läum. Provinz Sachse». Die verstorbenen Dihm'schen Ehe. /eute in Magdeburg haben dcm Kloster, St. Augustini daselbst 54,000 Mark' letztwillig vermacht. Eine schreckliche Blutthat wird aus dem Orte Wöllnau gemeldet. Dort fand man die Ehesrau des Stkllniachcrmcistcrs Konrad blut überströmt und schrecklich verwundet in ihrem Bett, während der 22jährige Sohn in einem anderen Raume mit gespaltenen, Schädel lag. Bon dem Stellmacher fand man zunächst keine Spur. Endlich cntdccktc man ihn cnt feelt im Brunnen, mit dem Kops nach unten. Man vermuthet, daß er die schreckliche That in einem Anfall von Gcistcsgcstörtheit »ollführt hat. Beim Graben in cincr Lehmgrube >v> rx in Markwcrbcn der Ziegeleibcsitzer Schnei der von cincr Plötzlich niedergehenden Lehmwand verschüttet und so schwer verletzt, daß er nach einigen Stunden qualvollen Leidens starb. In dem Orte Nixditz erkrankte eine Familie von sechs Personen plötzlich heftig nach dem Genusse von Klößen, und zwei Fami lienglieder starben noch an demselben Tage. Provinz Hannover. Pastor prim. Hageinann in Bardo wiek feierte fein 50jähriges Aintsjubi läuin. 112 Der bekannte Naturarzt Habben, Landwirth zu Insenhausen. Bei dcr im Juli d. I. statlsinden dcn 200 jährigen Jubelfeier dcr Uni versität Dublin werden von den preu ßische» lliiiversitäten Güttingen und Kiel vertreten sein. Als Abgeordneter der Universität ist Prof. Kielhorn ge wählt. Der Kassirer der Metallar bciterkaffe in Harburg ist unter Mit nahme von Kassengcldern verschwun den. In Jnbben hat sich dcr Auf seher de? v. Behr'schen Forsten. Linde, im Walde erhängt. 112 In Medingen einer dcr letzten hannoverischen Käm pfer aus de» Freiheitskriegen, der Vete ran I. P. Eiaenberg, im 99. Lebens jahre. Dcr frühere Inspektor der Jnvaliditäts- und Altersversicherungs anstalt Hannover, jetzige Bureauvor stcher Rcmmert in Osnabrück, hat sich in einem Anfalle von Irrsinn im Hese flusse ertränkt. Rhei n pr o nz. Düsseldorf baut zur Zeit einen gro Ben »enen Rheinhasen. Derselbe wird oberhalb der Stadt angelegt und erhält einen eigenen Bahnhof. Außer dcr 850 Meter lange» Kaimauer sind rund 5000 Nieter befestigte Uferböfchungen als Ladestellen ausgebaut und mit Ge leisnetz versehen. Für den Betrieb in maschineller Hinsicht wird die vollkom menste Art vorgesehen. Die Beleuch tung erfolgt durch elektrisches Licht. Im Bahnhof zu St. Johann ersolgte ein Zusammenstoß zwischen einer Ran girmaschine und einem einfahrenden Personenzuge, wobei mehrere Passagiere verletzt wurde». Einem Mann wurde ein Bein abgedrückt, einer Frau die Finger abgequetscht, zivei aiidere Per souc», darunter ein Kind, erlitten leich tere Verletzungen. Dcr Matcrialscha dcn ist bedeutend. Das Elberfeld» Schwurgericht verurtheiltc den Maurer Ignatz Eckard wegen Gattenmordes zum Tode. Mit voller Ueberleguug hatte derselbe seine Frau mit Phosphor ver giftet, um eine Prostituirte zu ehe liche». Die Geliebte des Mörders, Ehristine Becker aus Köln, welche dcr Auflistung angeklagt war, wurde srei gesprochen. Provinz Hessen-Nassau. Der von Eassel gebürtige und zur Zeit in Meran weilende Rentier Georg Lenoir hat seiner Vaterstadt ein Stis tuugskapital von 2 Millionen zur Er ziehung von Waisen überwiesen. 112 In Mendorf in ihrem 92. Lebens jahre Wittwe Ebel. Die altc Frau hatte noch kurz vor ihrem Tode das Unglück, daß sie beim Aussteigen aus den, Bette hinstürzte und zwei Rippen zerbrach. Selbst gestellt hat sich der vor einigen Tagen von Amöneburg flüchtig gegangene Kassirer der Zahl stelle der deutschen Tischlerkasse. Bon dcm unterschlagenen Geld hatte er nicht mehr einen Pfennig; er hatte es in lüdcrlichcr Gesellschaft verjubelt. 112 In Frankenburg Kreisphysikus Geh. Sanitätsrath Dr. Heineman. In den Jahren 1870—7 l waren in den Lazarethen von Hanau auch fünf fran zösische Soldaten gestorben. Sie ruhten bisher in verschiedenen Gräbern, wählend die deutschen Soldaten, circa 50 Mann, aus einen besonderen Platz käme», in dessen Mitte dann später das Kriegerdenkmal lam. Nun wurden dieser Tage jene süns Gruben geöffnet, die Gebeine in einen großen, mit Epheu ranken geschmückten Sarg umgebettet und in ein Grab an derlinken Seite des Denk»,als eingesenkt. —f In Hünfeld Bürgermeister Hahn. Ter Pharma zeut Lorenz aus Lüneburg, am Stein weg wohnhaft, wurde in feinem Zim mer todt aufgefunden. Es soll eine Vergiftung vorliegen. Königreich Sachsen. Dcm Bürger-Verein in Burgstädt .)at dcr kürzlich verstorbene Rentier Böttger cin Vcrmächtniß von 10,000 Mk. ausgesetzt. Ter Inhaber eines bedeutenden StrumpsexportgeschästS in Ehemnitz ist nach Südamerika durch gebrannt. Der dcr Spar- und Ercditbank in Glauchau hat wie derum cin Opse? gesordert. Ein Ein- wohner von GcrSdorf sollte ebenfalls eine Rate von 7000 Mk. bezahlen; aus diesem Anlaß gelangte sein Besitzthum zur Versteigerung. Der Genannte glaubte, diesen Verlust nicht verschmer zen zu können und nahm sich durch Er schießen das Leben. Fleischerineistcr Adolf Bercht fciertc in Hohnstein das goldene Hochzeitsjubiläum. sln Leipzig der i» der Musikwelt bekannte Kantor an der Thomasschule, Pros. Ruft. Der Verwalter Bertram des Unterstützungsfonds der Graveure, Eise leure und verwandten Berufsgenoffen in Leipzig hat die ihm anvertrauten Gelder unterschlagen. Die eiserne (65jährige)Hochzeit, beging in Minkwitz dasDöge'sche Ehepaar.—ln Würzen er schoß sich der Eigcirrensabrikant Flci'ch hauer aus Mutzsihen. —Kommerzieurath Dietcl hat der Kirche in Wilkau 5000 Mark zur Einrichtung einer Heizungs anlage geschenkt. In Beierseld ist die Emaillirfabrik von Theodor Ficker niedergebrannt. Aus Anlaß des 50- jährigen Bestehens seines Geschäftes (mechanische Weberei mit etwa 400 Ar beitern) hat der Eommerzienrath H. R. Marx in Scifheimersdorf ein Eapital von 50,000 M. gestiftet, dessen Zinsen zur Unterstützung hilfsbedürftiger Ar beiter feiner Fabrik verwendet werden sollen. Thüringische Staaten. In der mechanischen Weberei Weck in Roieuthal entstand Feuer, wodurch das ganze Fabrikgebäude eingeäschert wurde. Ueber 100 Arbeiter sind durch das Brandnnglück z. Z. brotlos. Eom merzienrath Gerstuug in Jena feierte im Alter von 92 Jahren sein 00jähri geS Bürger- und Krämer-Jubiläum. Beim Ausbau des in unmittelbarer Nähe vom Bahnhof Mehlis angelegten Tunnels der Zell» - Schmalkalden»? Eisenbahn ist ein Stcinkoylcii-Flötz ge sunden worden, dcr bei seiner geringen Tiefenanlage annehmen läßt, daß wei tere Bohrungen von Erfolg sein wer ben. Für den Bau der Eisenbahn Ohrdruf - Gräfenroda sind nunmehr vom preußischen Landtag im Ganzen 2> 197,00» Mk. bewilligt worden.—Der Tischler Greiner in Pößneck wird auf dcr Ausstellung in Ehieago eine Näh fchatulle ausstellen, die er aus dem Holz der im Jahre 10 n. Ehr. von den Römern über den Rhein von Kastell nach Mainz erbauten Brücke gefertigt hat. In seiner Behausung unterm Schloß in Ronneburg erhängte sich der Weber Voigt, früher in Meerane. Ter Expori aus dem Konsulatsbezirke Souneberg nach den Vereinigten Staa ten von Nordamerika belief sich im Jahre 1891 auf eiuen Gefammtwerth v. 3,812,735Mk.,während der des Vor jahres 3,932,273 Mk. repräfentirte. Die Verminderung beträgt also 119,- 533 Mk.- Dcr Förster Tefchner in Steinbach ist im Steingrunde erschossen ausgesunden worden. 112 In Weimar Hans Verrig. der Verfasser des „Luther" uud anderer Volksschauspiele Hessen-Da r m st a d t. Der frühere Fuhrmann und Gemüse händler Johannes Eise 1. in Lich, wel cher erst kürzlich die Verbüßung einer längeren Freiheitsstrafe beendigt hatte, machte seinen, Leben durch Erhängen ein Ende. Im Hotel „Zur Stadt Wiesbaden" zu Mainz machte der ver heirathete Lokomotivführer Bayerlc dcr Hessischen Ludwigsbahn einen Mord versuch auf seine Geliebte, eine Kellne rin Namens Katharina Lendung, dann schoß er drei Revolverkugeln auf sich selbst ab. Schwer verletzt wurden beide in s Hospital gebracht. Die kleinste Schule im ganze» Hcssenlaude befindet sich in Neuenkirchen. Dieselbe zählte im vorige» Schuljahre 9 Kinder. Die les Jahr zählt sie nur 7 Kinder. Königreich Bayern. München: 112 Der Münchener Kunst maler Dr. H. v. Klenze in Mittelberg im Walserthal (Vorarlberg) an einem Schlagansall. Das Landgericht ver urtheilte den früheren Director der Stuttgarter deutschen Verlagsbuchhand lung, Hünselmann. wegen zahlreicher Kautwusschwiiidcleicn zu sieben Jahren Gefängniß. In Goldbach erhängte sich der Söldner Joseph Urban. Ter Melker und Krämer Xaver Huber in Freising stürzte durch eine aus Ver sehen offen gebliebene Fallthüre in den Keller und brach das Genick. In einer der letzten Nächte wurde das der Stadtgemeindc Füssen gehörige histo rische Stück Kanonenkugel aus dcr Schwcdcnzeit. das an dem Kcck'schen Hauseck als Erinnerungszeichen mit «ferner Kette befestigt war. abgedreht und entwendet. Den Eltern des am l>. Mai 1890 gelegentlich einer Uebung durch ein uiustürzendcs Geschütz er schlagenen Kanoniers Philipp Goldbach des 2. Feld - Art. Reg., den Schnl wariseheleuten Philipp und Mar garetha Goldbach von Gemünden, wurde von, genannten Regiment? aus ein Gesuch hin eine Unterstützung von 40 Mk. überfandt. Dcr Bahnexpe ditor Karl Rothhaller in Ludwigsihal veruntreute ans den ihm unterstellten Kassen 384 Mark 96 Pf. und suchte die Unterschlagung durch unrichtige Einträge und Vernichtung von Belegen zu verdecken; später leistete er vollen Ersatz. Urtheil: 1 Jahr Gefängniß. Königreich Württemberg. Der ältcstc Mann uiifcrcr Stadt vielleicht auch des ganzen Bezirks, der im Jahre 1795 geborene Weingärt ner Friedrich Türk, ist gestorben. Der 97jähr. Mann war in seinem Lebcn nie trank, nnd hatte bis zum 92.Jahre seinen Weinberg allein bearbeitet. Die einzige nen tonsirmirte Tochter des Kraps in Baiereck war mit dem Distclstcchen aus einem Acker be schäftigt; aus irgend einer Veranlas sung sprang sie, mit dcm offenen Mes ser in dcr Hand, von einer Anhöhe herab, stürzte nieder nnd dabei drang ihr das Messer so tief in den Leib, daß sie tödtlich verletzt zusammenbrach. Der Familie Kirckerer in Qcidcn^ heim starben innerhalb 5 Tagen 4 Kin> der an Diphtheria. Der wegen große, Wcchselschulden nach Amerika geflüchtete ehemalige Train - Lieutenant Kraps wurde in Ludwigsburg eingeliefert. Großherzogthum Baden. Am Todestage Melanchthon's würd« >n Bretten am Geburtshaus des Refor mators eine neue Gedenktafel aus mas sivem weißem Alabasterglas angebracht. Die seit einiger Zeit in Bruchsal an sässigen Gebrüder Beierlein, die kürzlich eine größere Erbschaft gemacht, wurden wegen Sittlichkeitsverbrechen in Haft genommen. Vom Schwurgericht in Konstanz wurde der Landwirth Friedrich Obfer von Heppach, Amt Ueberlingen, zum Tode verurtheilt. Obser hatte am 13. März d.J.seine Frau,mit dcr er in Unsriedenheit lebte, nach kurzem Wort wechsel überfallen, zu Boden geworfen und mit einer Peitschenschnur erdros selt, sodann den.Leichnam in dic Mul lengrube dcs Nachbars geworscn. Aus Liebeskummer haben in Mann heim dic 20 Jahre alte Marie Kurz und die 19 Jahre alte Johanna Eisele, den Tod in dcn Wellen des Rheines gesucht. Letztere hat einen Brief zu rückgclasfcn, in welchem sie erklärte, nachdem ihr Geliebter gestorben sei, ebenfalls nicht länger leben zu wollen. Ihr Geliebter war der 17 Jahre altc Mechaniker-Lehrling Eramer, der sich vor einiger Zeit auf dem Gockelsberg erschaffen hat. In Eichen brannten zwei Lekonomiegebäudc und ein Wohn haus nieder.—Der verwittwete Schuh macher Steimel in Übstadt erschoß die ledige 22 Jahre altc Julie Klein, weil das Mädchen seine Liebeswerbungen verschmähte und gab sich sodann selbst den Tod durch einen Schuß in den Mund. Medizinalrath Dr. v. Wür thenau in Villingen ist auf einer Reise in Station Neudingen in F?lge Schlag anfalls plötzlich gestorben. Hanpt lehrer W. Ebhart in Wollbach feierte fein 50jähriges Dicnstjubiläum. Aus der Rhcinpsalz. In geistesgestörtem Znstande hat sich in Beeden der pensionirte Hüttenarbei ter Nicolas Blees erhängt.—ln Fran kenthal ist eine ganze Anzahl katholi scher Kultusangehöriger zum Alt katholiciSmuS übergetreten. Dcr un längst wegen Unterschlagung von Freinsheim flüchtig gegangene und in Havrc verhaftete NotaritatSgehilfe Nöf fel wurde letzthin in das Frankenthaler Gerichtsgefängniß eingeliefert. Die neugegründetc städtische höhere Mäd chenschule in Germershei», ist mit 40 Schülerinnen eröffnet worden. Der im Rhein ertrunkene Mann, dessen Leiche bei Mörsch gelandet wurde, ist als der 86jährige Paul Bender von Homspeyer erkannt worden. Das erste Unglück hat nun die neue Grube Nordseld zu verzeichnen; kurz nach der Einfahrt in der Schacht löste sich ein Stück Holz und fiel dem Bergmann Heinrich Hufsong von Jägersburg aus dcn Kops, was den sofortigen Tod des selben verursachte. Der Verstorbene hinterläßt eine Wittwe mit vier unmün digen Kindern. Elsaß-Lothringen. Das diesjährige Schützenfest in Mez. wird am 31. Juli stattfinden und da durch eine besondere Auszeichnung er halten, daß Geiicral vo» Häseler in Gestalt cincs tunstrcich gearbeiteten sil bernen Pokals eine werthvolle Ehren gabe gestiftet hat. In Saarburg er schoß sich ein bci dem Inf. Reg. No. 97 eingezogener Rescrveofficier aus Plaucu. Eine unglückliche Verlobungs gefchichte soll der Beweggrund zu dcm Selbstmorde gcwcsc» sci». Die letz te» Reste der ehemaligen Stadtumwal lung in Schlcttstadt verschwinde» immer mehr. Seit kurzem wcilcn hicr uutcr dcr Aufsicht cincs Hauptmanns und eines Lieutenants 00 Pioniere des Ba taillons No. 15 aus Straßburg behufs Sprengung eines Theiles der alten Stadtmauer und eines bastionartigen Baues. Die Wallfahrtskirche in Maienthal ist vom Papste in den Rang einer Basilika erhoben worden. Dic Einweihung dazu wird in Kürze unter Betheiligung des Bischofs uud des Weihbischofs von Straßburg statt finde». Anhalt. Bra » nschweig, Lippe, Waldeck. G Geheimer Hosrath Dr. Wilhelm Ho sanlis und dessen Schwester Frl. Ida Hosaniis haben dcr Kreisverwaltung in Braunschweig zur Pflege unbemittelter Krankel, 5000 M. überwiesen. Die Einweihung der Eisenbahnlinie Hassel fcldc-Sticgc. Schlußstrecke der anhal tischen Harzbahn, hat letzter Tage in festlicher Weise stattgefunden. s I» Zerbst dcr Gymnasialdircctor a. D. Professor Dr. Freese. Nahrungssor gen wcgcn haben die betagten Eheleute Langenberg in Brauufchwcig ihrcm Lebcn durch Einathmen von Kohlen oxydgas ein Ende gcmachl.—Der Wär ter Schulz aus Trautenstein hat im Walde seinem Lebcn durch Erhängen ein Ende gemacht. Die verstorbene Wittwe Meyer in Bremen hat dcr Lin dcrhcilanstalt in Salzuflen 3000 ZHarl vermacht. Mecklenburg. In Zepelin liegt augenblicklich wieder eine Anzahl Kinder an Diphthcritis darnieder, fo daß dic Schule abermals und zwar bis Pfingsten gefchlosscn ist. Bisher sind in dem Orte schon ca. 20 Kinder dcr Krankheit erlegen. 112 In Güstrow dcr Oberlehrer Dr. Nau mann. Das herz. Revierförster Maaß'fche Ehepaar zu Reinplin seierte das Fest der goldenen Hochzeit. Das Stavenhagener RathhauS, das Ge burtshaus Fritz Reuter's, wird zur Zeit einem Umbau unterzogen. Die ganze untere Etage wird zu Diensträu men umgebaut. Nur eine Wohnung sür eine» Stadtdiener wird unten ein gerichtet, zu der auch das Geburtszim mer Reuter's gehört Eine znr Zeit in Wismar wohnende Wirthschaften,, ist die Glückliche gewesen, welcher da» große Loos der Marienburger Lotterie (90,000 Mk.) beschicken ward. Oldenburg. s In Oldenburg Geh. Ober-Baurakt, Euler. Aussehen erregt der Selbst mord des Bauunternehmers und Holz- Händlers Hanken in Oldenburg. Die goldene Hochzeit feierte» in Alt jührden die Eheleute Ehr. Friedrich Lühos und Friedrich Haßmann. Ein junger Mann von Delmenhorst machte sich den Scherz, in eine größere Bremer Zeitung ein Heirathsgesüch ein rücken zu lassen. Unter den vielen cingelausenen Offerten befanden sich allein drei von seinen Schwestern, die im Alter von 17 bis 23 Jahren stehen. Der Hausbesitzer, früherer Nagel schmied, ' Schnuchel in Schwartau, machte seinem Leben durch Ertrinken ein Ende. Verschwunden ist der Kaufmann Heinrich Mengers von Schwei. Derselbe wird eines Betrngs vergehcns wcgcn steckbrieflich verfolgt. Schweiz. Nachdem nunmehr dic Fortifikatio len am St. Gotthard vollendet sind, trügt sich die schweizerische Militärver waltung mit dcr Absicht, auch das obere Rhonethal zu befestigen, um zu verhin dern, daß in einem Kriege mit Frank reich dic deutschen und die italienischen Armeen sich über die Schweiz hinweg die Hand reichen. Dic in Muri bci Bern verstorbene Frau von Wagner, schon zu Lebzeiten die größte Wohlthä terin der Arme», hat nun noch 87,000 Francs zu wohlthätigen und gemein nützigen Zwecken vermacht. Seit Kurzem ist das schmucke Dorf Frutigcn elektrisch beleuchtet. Der große Rath hat die Errichtung cincs aargauischen GewerbcmuscumS auf dem Areal des ehemals Ferrzog fchen Gutes in Aaran beschlossen. Auf der letzten LandeS gemeindc wurde der Sanitätswirth zum Landamann gewählt: der Säntis hat eine Höhe von 2504 Meter, das Wirths haus steht auf dem Gipfel; die Kan tonshauptstadt Appenzell liegt dagegen 778 Meter über dem Meere und 0 gute Stunden entfernt. Das Strafgericht in Basel verurtheiltc den Buchhalter Respinger, der in, Novemver v. I. sei nen Prinzipal, einen Scidenbandfabri kanlcn, um 70,500 Fr. bcftohlcn hattc, zu 3 Jahren Zuchthaus. Der früher schon mßhrfach aufgetanchte Plan, dic Liebfraucnkirche in Freiburg abzubre chen und in der Nähe des Bahnhofes eine neue Kirche zu erbauen, soll jetzt verwirklicht werden.—ln St. Gallen starb Prof. Gnst. Scherer, früherer Lehrer an dcr Kantonsschule und dann StiftsaiHivar. Das Bezirksgericht Haiden landesflüchtigen Fürsprech O. Thuli. alt Landaniann, wegen betrü gerischen Falliments zu 9 Monaten Ar beitshaus verurtheilt. —Das Kantonal turnfest in Greucheu ist auf den 23., 24. nnd 25. Juli augesetzt.—li, der Strafanstalt in Solothurn cntlcibte sich dcr wegen Brandstiftung vernr theilte Al. Wyß von Kappel.—ln Lu gano hat sich ein Comite instituirt zur Errichtung cincr elektrischen Bahn Pa radiso-Lngano-Nova-Eassarate.— Das mit dem erstcn Preis gekrönte Modcll für das Teil-Denkmal in Altdorf wird, wenn ausgeführt, die nordwestliche Seite dcs Thurmcs auf dem Markt platz in Altdorf zum Standort haben nnd wlirde festgesetzt, daß die Höhe der Statne nicht mehr als 3 Meter betra gen dürfe.—Dem Botaniker Karl v. Nägel soll in Zürich ein Tenkmal im Botanischen Garten errichtet werden. Ein eigenartige? Lie xsdrama spielte sich in Genua ab. Tie Schwestern Fortunata und Maria Ori gonc, dic in dcr Balbistraße zu Genua ein bedeutendes Möbelgeschäft besitzen, hatten vor Jahren einen kleinen Bur sche» a» Kiudesstatt angenommen, der 17 Jahre zählt und seit mehreren Wochen die jüngere dcr bcidcn Schwe stern, dic 35 Jahre alte Maria, mit Licbcsanträgcn verfolgt. Er drohte ost, daß er sie und sich selbst tödten würde, falls sie ihn nicht erhörte. Bor 14 Tagen hatte sich der verliebte Jüng ling bereits einmal die Pulsadern zu öffnen gesucht, doch war er damals während der Ausführungseiner Selbst mordpläne überrascht und gerettet wor den. Seit dieser Zeit ließen ihn die Schwestern Origone nicht mehr aus den Augen, aber allmählich erlahmten sie in ihrer Wachsamkeit, da Eesare Tel sino so heißt her jugendliche Lieb haber ruhiger geworden zu sein schien. Mittwoch Abend trat er jedoch vor Maria Origone hin. mit der er sich allein im Hause befand und überreichte ihr einen Zettel, auf dem geschrieben stand: „Ich tan» solch cin Leben nicht ertragen und du mußt jetzt mit mir sterben!" Tic Dame wollte fliehen, aber als sic sich auf dcm crstcn Trep penabsatz befand, jagte ihr Delfino drei Revolverkugeln nach: dann schoß er sich selbst eine Kugel in die rechte Schläfe und war sofort eine Leiche. Das Fräulein blieb unverletzt. Man wird sich deSMon> ,treproccffes gegen die Mitglieder dcr „klitla vi«»" cntsiimen, dcr im lctztc» Jahrc in Bari stattgcflmden; jctzt ficht im selbe» Lrte ein neuer Proceß gegen denselben Geheimbnnd vor der Thür. Handelte es sich danials um 179 Ange klagte und 9W Zeugen, so beträgt die Zahl der Angeklagten jetzt 219, dic der Zeuge» 000! Ein Beweis, daß die „kl»!» vir»" in dcr niederen Bevölke rung Süd-Italiens zu festgewurzelt ist, um von einem zun, anderen Jahre ausgerottet werden zu können. Auch der „wcjsc und verehrungswürdige Meister", (!) wie der Oberfchuft der Bande heißt, dürfte diesmal etwas in Behandlung genommen werden. ES ist wohl überflüssig hinzuzusügen, daß die Sympathie der niederen Bevölke rung vollständig aus Seite der Ange klaatcn steht. Die ~de por tirte" eng» tische Kirchenglocke, die jetzt nach fast dreihundertjähriger Verbannung in Tobolst nach Üglitfch heimkehrt, hat eine sehr interessante, in der Geschichte aller Kirchenglocken wohl einzig daste hende Vergangenheit. Es ist dieselbe Glocke, welche am 15. Mai 1591, als der Zarewitsch Dmitri von der ruchlo sen Hand gedungener Mörder fiel, die furchtbare Kunde mit eherner Zunge der Einwohnerschaft von Üglitfch über brachte und die ganze Stadt in Ausruhr versetzte. Es waren zwei treue Diener des Zarewitsch, welche Alarm geschlagen hatten: dcr Kirchenwärter Maxim Kusnezow und der Geistliche Fedot, genannt Ognrez. Boris Godnnow verschickte die Beiden bald darauf nach Pelym, die Glocke aber verbannte er im Jahre 1595 nach Tobolsk, nachdem ihr zur Strafe ein Henkel der Krone abgeschlagen war. In Tobolks wurde die Glocke wahrscheinlich umgegossen, da die gegenwärtige Aufschrift (sie ist ein gravirt und nicht gegossen) sowohl der Form dcr Buchstaben als auch dcr An schaffung nach neuere» Ursprungs ist. Diese Aufschrift lautet: „Tiese Glocke, mit der bei der Ermordking des recht gläubigen Zarewitsch Dmitri Alarm geschlagen wurde, ist aus der Stadt Uglitsch nach Sibirien in die Stadt Tobolsk verschickt worden für die Kirche des Spaß auf den, Torg (Makt), später war sie die Stunden glocke aus dem Sophien-Glockenthurm." Daß die Glocke echt ist, ist neuerdings vollkommen zweifellos festgestellt. Die Einwohnerschaft von Uglitsch war zum ersten Male im Jahre 1849 aus den Gedanken gekommen, die verbannte Glocke aus Tobolsk zurückzuholen, und ?s wandten sich auch damals 40 Bürger von Uglitsch an den Minister des In nern, Grafen Perowfki, mit einem ent sprechenden Gesuch. Letzteres wurde jedoch abgelehnt, da aus den im jarosslawschen Eparchial-Archiv vorge fundenen Documenten über die Ver bannung dcr uglitscher Glockc nicht der Nachweis geliefert werden konnte, daß die fragliche Glocke in Tobolsk die echte sei. Das ist erst kürzlich festgestellt worden, nachdem die Stadt Uglitsch zum zweiten Mal eine Untersuchung hatte einleiten lasse», dic im Jahre 1888 bcga»» und inmmehr zu eine»' 'raktischen Resultat gesührt hat In einer Berliner Cl a viersabrik wurde neulich vor cincr gela denen Zuhörerschaft das Elektrophon des Herrn Dr. Richard Eisenmann er läutert. Ter Zweck dcr ungemein sinn reichen Vorrichtung besteht darin, die einzelnen Töne des Elavicrs beliebig lang sortklingen und anschwellen zu lassen, so daß eine Fülle von Schatti rnngen 'und orchestralen Wirkungen hervorgebracht werden. Je nachdem man die elektrische Einrichtung benutzt, vermag man dcm Klavier einen Har 'noniumcharakter zu verleihen. Man kann jedoch auch das gewöhnliche Kla vier mit jenen harmoniumartigen Tö nen verbinden imd a»s diese Weise ganz eigenartige Klangwirtnnge» erzielen. Schaltet, man das Elektrophon aus. bann verfügt man über ein ganz ge wöhnliches Klavier. Tie Hanptbe standtheile der Vorrichtung find kleine, an cincr Mctalllcislc angebrachte Elek tromagnet. welche über den Klavier saiten sitzen nnd Eontactstiste, welche über den Tämpsern an einer Holzleiste befestigt sind. Durch cin besonders construirtes Pedal wird ein elektrischer Strom in den Apparat geleitet. Dieser Strom tritt nun in diejenigen beiden Elektromagnete. deren zugehörige Ta sten heruntergedrückt werden; hierdnrch werden die Saiten durch die Elektro magneten angezogen. Damit nun aber dic Saitcn in dauernde Schwingungen versetzt werden, müssen sie abwechselnd, und zwar genau ihren Eigenschwingun gen entsprechend, angezogen und abge stoßen werden. Dies geschieht vermit telst einer Anzahl von Mikrophonen, welche in ein besonderes Brett einge lassen sind. Solcher, dcn Ton verstär kender Mikrophone sind sechs angebracht, welche je nach dcr Stellung dcs obener wähnten Pedals entweder insgesammt oder thcilweise eingeschaltet werden kön nen. Das Elektrophon leistet in der That Erstaunliches, und noch ist dic Reihe der Vervollkommnungen desselben nicht abgeschlossen. Ein großerScha ch-W e t t lamps wird während des jetzigen Mo nats in Berlin stattfinden. Die beiden Gegner sind dcr russische Meister Mi chael Jwauowitsch Tschigorin, geboren 1850 in Petersburg, und der deutsche Meister Dr. Siegbert Tarrasch, prak tischer Arzt in Nürnberg, geboren in Breslau 1802. Tschigorin ist ein über aus verwegener, genialer Angriffs spieler. Tarrasch dagegen gehört ganz und gar der neuen deutschen Schule an. Scin Spiel ist besonnen und ruhig; aus Opfertombinationen läßt er sich nur dann cin, wenn sie durchaus cor rekt sind, nämlich bis zum Schluß ge nau berechnet werden können. In ver schiedenen deutschen Turnieren hat er ldährend dcs letzten Jahrzehnts sich in hervorragender Art geltend gemacht, und namentlich im letzten Meistertur nier dcs dcutschcn Schachkongresscs zu Breslau 1889 scicrte er den größten Triumph, indem er 9 Gegner schlug, unter denen sich auch die bedeutendsten englischen Meister Blackbnrne, Burn GlMsberg, Mason besanden. Dcr Soldat Giovanni Luciano, der am 30. März, während er vor dem Gefängnisse in Trapani, Sicilie», auf Posten stand, einen be trunkenen Arbeiter, der ihn gereizt l>attc. niederschoß, ist jetzt z»m Gesrei ten ernannt worden und hat dic Tapscr kcitsmedaillc erhalten. Der Vorfall erregt dort großes Aussehen, weil die Beförderung Lucianosovom Kriegsmi nisterium erst beschlossen wurde, nach dem dic Berliner „Affaire Lück" be kannt geworden war. Das wäre ja ljnc seltsame „Wirkung in dic Fcrnc." Der To». Es war einmal ein Knecht, der auZ dem Dienste ging, und er steckte seinen Lohn in die Tasche und sagte zu sich selbst. „Ehe ich nicht einen Gerechten treffe, gebe ich nicht einen Heller davon aus! aber treffe ich einen, so soll er die Halste haben." Und er wanderte und wanderte und gegen Abend tras er einen alten, krumm gebeugten Mann mit langem, weißem Bart und großen, milden Augen. „Gottes Friede und guten Abend," sagte der Alte und stützte sich auf seinen Stab, „wohin geht die Reise, mein Sohn?" „O," sagte der Knecht, „ich bin aus, um einen Gerechten zu finden; aber ich glaube, das ist unmöglich, denn alle Menschen sind Schurken!" „Ach ja," seufzte der Alte, „Du sprichst die Wahrheit, aber den Du suchst, hast Du doch gesunden, mein Sohn, denn ich bin ein Gerechter!" „Ja, das sagen sie Alle, und dann sind sie doch Schurken aber wer seid Ihr denn?" „Gott." »Kann ich Euch auch glauben?" „Ja, mein Sohn, ich bin der Herr selbst." „Es wäre Schade, wenn ich weiter suchen müßte. Aber nennst Du es Ge rechtigkeit, Einige zo reich zu machen, daß sie sich nicht rühren möchten, und Andere so arm, daß sie sich um das tägliche Brod zu Tode arbeiten müssen, ja, nennst auch Du das Gerechtigkeit, dann will ich Dich einen Gerechten nen nen." „Fahre hin in Frieden," sagte der Alte, und schüttelte schwermüthig das Haupt, „sie wissen nicht, was zu ihrem Frommen dient." Und dann ging Jeder seines Weges, der Herr über die goldenen Felder, wo die Lerchen sangen, die Sonne leuch tete und die Sense» klangen, während der Knecht über die schwarze Haide wan derte, wo der Abend sich schon hernieder senkte. Da sah er einen anderen alten Mann des Weges daher kommen. Er trug einen Wanderstab in der Hand unfeinen Schlüsselbund am Gürtel. Der Knecht ließ sich mit ihm in ein Gesprach ein, und am Ende sagte der Alte, er wäre ein Gerechter. „Wie, ein Gerechter, so hörte ich recht?" ..Ja." „Wie ist Euer Name, wenn es er» laubt ist, zu fragen?" „Sankt Petrus ist mein Name," sagte er und raffelte mit den Schlüsseln. „Ein gerechter Man»! Aber entsinnst Du Dich nicht mehr, wer davon lief, als Gefahr drohte und da der Hahn zum dritten Mal krähte?" Sankt Petrus wandte sich reuevoll und ging gebeugt von dannen, während der Knecht gen Westen weiter wanderte. Draußen hinter der Haide stand der Himmel in Brand und aus dem glü henden Schlund über dem Galgenberg, wo die Naben krächzten, erschien cm Mann, der langsam sürbaß schritt, und die Raben folgten ihm, und die Sonne blitzte auf der blanken Sense, die er auf seiner Schulter trug. Der Knecht fragte ihn, ob er wohl ein Gerechter wäre. „Ja, ich bin gerecht, und vor mir sind Alle gleich, Könige und Kaiser, Hoch und Niedrig, Arm und Reich!" „Wer bist Du?" „Der Tod." Und er schlug den schwarzen Mantel zurück, daß er im Winde flatterte, und hob die Knochenhand mit dem Stun denglas gegen das Feuer des Himmels und zählte jedes Samenkorn, das her nicderrann, und tief erglühte es in den finsteren Augenhöhlen, und grinsend lachte er auf, daß es wie Herbststurm über die Haide klang. „Ja, Du bist gerecht!" sagte der Knecht und fiel dem Tod zu Füßen. Allerhand EhinesifcheS theilt der „Ostas. Lloyd" wieder in seiner Nummer aus der amtlichen „Pe kinger Zeitung" und andern Blättern des Landes mit. Ein Edikt vom 27. März besagt: Der Direktor der Zoll station bei Sha hu kou-Paß, Hsiang fun, ist »ach Ablauf seiner Amtszeit nach Peking zurückgekehrt. Wie er mei det, hat er einen Ueberschuß von 16,- 070 TIS. iiMebracht' Derselbe ist an „Unsere Privatschatnlle" abzuliefern, dem Hsiang su aber keine Gratifikation zu gewähren.—Eine Verfügung vom 29. März: l>lm das Abdanken Unseres alten Ministers zn ehren, verleihen Wir ihn, hiermit, zum Zeichen Unserer ganz besonderen Huld, den postthumen Ehrentitel: Tai the fhao pao (Jünge rer Erzieher des Kronprinzen) nnd ver ordnen, daß alle seine schlechten Noten getilgt und iy», die einem Großsecretär zukommenden Todtenehren erwiesen werden, worüber die betr. Behörde be richten möge. Und unter den Hof nachrichten vom öl. Marz heißt es: Das Ecremonieanit bittet »m Festset zung eines Tages für die Vertaufchuug der Wintermützen mit den Somnicr mützen. Es wird dafür der 25. April bestimmt. Der Denunciant. Herr (spöttisch zn einer Koketten) : Hüten Sie sich, Fräulein Mary, daß ich Sie nicht 'mal denuncirc! Mary (erstaunt): Mich denuncirc»? Herr: Ja. gewiß! Sie haben keinen Jagdschein und ma chen beständig Jagd auf Männer! Sie verstehe» nichts von der Schifffahrt und werfen überall Anker aus und ohne die Fcuergeführlichkeit zu bedenken, werfen Sie üoerall Ihre feurigen Blicke hin! Erkannt. Vacirender Schauspieler: Wie freue ich mich. Sie kennen zu lernen, den Freund der Künstler, den Förderer des Genies, denn oft schon Bankier (unter brechend): Um wieviel wollen Se me>- anpumpen? Bildung ist ein Leucht seuer Witz ein Irrlicht. 7
Significant historical Pennsylvania newspapers