Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 20, 1892, Page 7, Image 7

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    S«u<sche Localnachricht««.
Provinz Brandenburg.
Wegen vieler Jahre hindurch verüb,
.er Unterschlagungen von Concnrsmas»
sen-Geldern wurde in'Spremberg der
Konkursverwalter Adalbert Schön ver
haftet. Das Deficit ist sehr groß.
Ueber das Vermögen Schöns ist Con
cnrs eröffnet. —ln Gleißen ist der
Pastor Dissin flüchtig geworden, weil
ihn: die Verhaftung wegen mehrerer,
mit Kindern und Schülern begangener
Sittlichkeitverbrechen bevorstand.
112 In Znllichau der Kammermusikus a.
D. Wilh. Mathes. —Der Direktor des
StadttheatcrS in Cottbus, A. Rosen ist
mit der Kasse durchgebrannt und sind
dadurch sämmtliche Theatermitglieder
um ihre MonatSgage geprellt worden.
Der Märkische Central-Sängerbund
feiert in Eberswalde sein 3A. Volks-
Gesangfest an: 3. und 4. Juli d. I.
ProvknzSchleswig-Holstein.
Der Sattler Möller in Niendorf stieß
im Schlafe die neben feinem Bette
stehende brennende Petroleumlampe um
und erstickte in dem Rauch des dadurch
entstandenen Feuers. DerHnfenpäch
ter Stahl aus Gremersdorf, welcher
zum Besuch nach Seegaleudorf gegan
gen war, gerieth auf dem Heimwege in
einen Bach und ertrankt. Dem frühe
ren Staathalter von Schleswig-Hol
stein, Grafen Rcventlou, soll in Preetz
ein Denkmal errichtet werden. Der
Jahrestag der Erhebung Schleswig-
Holsteins wurde in Rendsburg vom
Kampfgenossenverein durch Bckrän
zung der bezügliche;: Denkmäler und
der Gräber der im Kriege Gefallenen,
sowie Abends mit gemüthlicher Zusam
menkunft in der „Tonhalle", wozu auch
die Mitglieder der übrigen militärischen
Vereine geladen waren, in üblicher
Weise begangen. Amtlichem Nach
weis zufolge betrug die Einwohnerzahl
in Rendsburg am 1. April 13,434
Der Landmann I. Thies in Wilken
dorf erschoß sich auf der Jagd, indem
durch einen unglücklichen Zufall beim
Ucbersteigen eines Knicks fein Gewehr
-ich cutlud.—lm Krcife Sonderburg
ist cinc Anzahl dänischer Unterthanen
aus dem deutschen Staatsgebiet ausge
wiesen worden. Der Grnnd ist in den
meisten Fällen der, daß sie sich ohne
Erlaubniß der Regierung in: Lande
uerheirathet und niedergelassen haben.
Den Ausgewiesenen ist nur eine kurze
Frist gegeben. 112 In Uterfen Kauf
mann Herald Meyn, Kontroleur der
Kreditbank, ein Bruder des verstorbe
nen D. Meyn. 112 In Weffelburen der
in Hennstedt geborene Kirchfpielvogt a.
D. Karl Friedrich Julius Ottcns.
Provinz Schlesien.
Der Stellenbesitzer Wilhelm Schubert
m Falkenhain, welcher vor einiger Zeit
von der Strafkammer des Landgerichts
zu Hirschberg wegen MajestätSbeleidi
gung zu einer längeren Gesängiiißstrafe
verurtheilt wurde, ist kurz vor Antritt
seiner Strafe verstorben. In Schön
hausen machte der Gutsbesitzer und Ge
meindevorsteher Friedrich Speer seinem
Leben durch Er>chicßen ein Ende.
Die Arbeiten sür die am 15. Juli d.
I. iu Schweidnitz zu eröffnende Indu
strie- uud Gewerbe-Ausstellung sind jetzt
in vollem Gange. Links ooni Haupt
eingange wird hinter einem Gehölz die
forstwirthschaflliche Ausstellung ihren
Platz finden: rechts vom Belvedere soll
sich die Hauptrestauration erheben. Die
Liste der angemeldeten Aussteller hat
die ursprünglich erwartete Zahl bereits
ganz erheblich überschritten. Auch die
Idee einer besonderen Ausstellung des
weiblichen Kunstgewerbe- uud Gewerbe
fleißes hat lebhastcu Anklang gefunden,
so daß das Damen-Comite schon jetzt
alle Hände voll zu thun hat. Die Ge
nehmigung für eine AnSstellnngs-Lotte
rie ist iciteiis des Obcrpräsidcnten Dr.
von Seydeivitz nunmehr ersolgt. Ei
sollen 00,000 Loose zu je I Mark aus
gegeben und sür Anschaffung der Ge
winne, die nnr aus Ausstellungsgegen
ständen bestehen, 40,000 Mark zur
Verfügung gestellt werden. s In
Sprotta» der Rentier Laube, welcher
während eines langen Zeitraumes Vor
steher des Stadtverordneten-«?ollegiiiins
war nnd später noch ein verdienstvolles
Mitglied vieler Körperschaft blieb. Er
war der einzige noch lebende Bruder des
großen Bühnendichters Heinrich Lande.
Der Kaufmann Wilh. Lenz von
Waldenburg bat sich in Berlin auf der
Straße erschossen. Finanzielle Schwie
rigkeiten werden als Grund des Selbst
mordes angegeben.
Mähren und Schlesien.
Das imposante Kaiser Joseph-Denk
mal, welches am 15. Juni d. I. in
Brünn enthüllt werden soll, wurde
neulich aus der Kunstgießerci Tnrbain
in daSKünstlcrhaus iibersührt, woselbst
die Hanptsigur in der seit I. April er
öffneten Jahresausstellung zu sehen ist.
Das Denkmal wurde von dem Bild
hauer und Professor an der hiesigen
Staats-Gcwcrbcschnle Anton Brcnck
geschaffen und in Brome gegossen.
Brünn: s Der Hausbesitzer Heinrich
Duffek, Frau Maria Sehual, Wittwe
nach dm: gleichnamigen Bauunterneh
mer in KarthanS und der Landtagsab
geordnrtc Anton Schmidt in Ellersdors.
In der Gemeinde Oclhüttcn wurde
die Ausgcvingcrin Caroline Gröppcl
von dem Wcberaehüksen Johann Kur
auf der Kcllerstiege ihres Hauses ermor
det. Habsucht war das Motiv des
Mörd-rS. — Im Orte WolsnmiS seilte
der dortige Bürgermeister Jacob selt
ner das Fest seiner 32jährigen Thätig
keit als Oberhaupt der genannten Ge
meinde, aus welchem Anlasse ihm vom
Kaiser das silberne Vcrdicnstkrcuz mit
der Krone verliehen wurde. Im
Hause des Grundbesitzers Johann Ma
lis in Niklas brach Fcner aus. Ais
dasselbe gelöscht war, vermiete »um die
35jährige Gattin des Abbrändlers, die
sich in gesegnetem Zustande de,and.
Ihre vcrtohlte Leiche wurde später in
dem Schutthausen aufgefunden. Ter
erst seit einem Jahre verheirathete Kauf
mann Otto Girg in Selowetz erhielt
einen Tafchenrevolvcr zum Geschenk,
dcn er in seinem Zimmer aufhing. Als
er jüngst ans kurze Zeit verreiste, zeigte
Frau Girg dem Buchhalter dcn Revol
ver und dieser, nicht ahnend, daß die
Waffe gcladeu war. hantirte so un
glücklich damit, daß dcr wchnß losging
»nd dic arme junge Fran derart in den
Unterleib traf, daß dieselbe nach zwei
Stunden starb. In dcr Jahresver
sammlung der Franc::- und Mädchen-
Ortsgruppe des Deutschen Schulvereius
hatte die Wahl der Vereinsleitung fol
gendes Ergebniß: Vorsteherin Frau
Nina Horny, Vorsteherin-Stellvertre
tern: Fräulein Eugenie von Valenzi,
Zahlmeisterin Frau Mina Gotter und
als Ausschußmitglieder die Damen
Bartel, Bruuncr, Diebel, Ncustner und
Reichel.
Provinz Hannover.
Die große, etwa 700,000 Faß pro
dncirende Cementfabrik „Germania".
H. ManSke ck Co. in Lehrte, ist ein
Raub der Flammen geworden. Das
in Nenstadt a. R. kürzlich verstorbene
Fräulein Louise Harm hat dem Ma
gistrat 0000 Mark zum Bau eines
allgemeinen Krankenhauses vermacht.
—Der Kultusminister hat der reformir
ten Gemeinde in Osnabrück die Geneh
migung zum Bau einer Kirche ertheilt
und derselben eine staatliche Beihilfe
von 10,000 M. gewährt. —Das etwa
drei Jahre alte Töchterchm des Gast
wirths Gewecke in Bösinghausen fiel
in einen mit kochender Bouillon gefüll
ten Kessel und erlitt tödtliche Brühwun
den. Zwischen Krautsand und Wisch-
Hafen ertranken fünf Ortseinwohner,
indem ihr Kahn unweit der Rhynplatte
durch Einfallen eines heftigen Südwest-
Windes umschlug.
Provinz Westfalen.
Der vor Kurzem in Letmathe verstor
bene Rentner E. Schmitz hat der hiesi
gen protestantischen Gemeinde die
Summe von 10,000 Mark testamenta
risch vermacht. fln Nottuln De
chant Bernhard Meyer. s In Olpe
der frühere Bürgermeister Christian
Mausbach. 112 In Kirchborchen Psar
rer Anton Petri. Der muthmaßliche
Raubmörder Hurrclbrink, welcher kürz
lich die Eheleute Rosenbaum im Dorfe
Dielingen umgebracht und dann bestoh
len haben soll, ist im Orte Dissen (Han
nover durch eiueu Wachtmeister verhaf
tet und dingfest gemacht worden. Im
Siegerlande haben bereits zahlreiche Ar
beiterentlassungen stattgesunden ond
finden noch weiter statt. In Folge der
schlechten Lage der Eisenindustrie und
der hohen Kohlenpreise sind die Werke
gezwungen, den Betrieb einzuschrän
ken. 112 Bnchdruckereibesitzer Wilhelm
Vorländer in Siegen. Das von
Herrn Otto Rocholl gepachtete früher
Berglar'sche Hofgut Bettinghansen ist
vollständig niedergebrannt. In En
trup wurde das Anwesen des Gutsbe
sitzers Lütke-Horstmann durch ein Scha
denfeuer, welches Kinder beim Spielen
mit Streichhälzern verursachten, völlig
zerstört. Die Ehefrau des Eigenthü
mcrs erlitt beim Retten des Viehes er
hebliche Brandwunden am Kopfe. Der
Gesammtschaden beträgt gegen 40,000
Mark.
Rheinpr o v i n z.
Auf der Grube von der Heidt verun
glückte» die Bergleute Paul und Weiß
gerber, indem sie bei»? Baltcneinfctzcn
in die Tiefe des Schachtes hinabstürz
ten. Paul starb auf dem Transport
nach dem Lazareth, während Wcißgcr
ber bedenkliche Verletzungen erlitt.
Das Kapitel des Johanniter-Ordens in
Stcrkrade hat die Errichtung einer
größeren Siechen-, RcconvalcSccntcn
nud Krankenanstalt im rheinisch-west
fälischen Industriegebiet beschlossen.
Zur Erbauung der Anstalt, deren Ko
ste» mit 300,000 Mk. vorgesehen sind,
ist in Sterkrade bereits ein geeignetes
Grundstück erworben worden. s Der
Weihbischof Teilen in Trier. In
der Mosel wurde die schrecklich verstüm
melte Leiche des seit Wochen vermißten
Maurers Schmitt von Trier mit durch
schnittenem Halse und aufgeschlitztem
Leib gelandet. Augenscheinlich liegt
ein Verbrechen vor. 112 Der langjäh
rige Pfarrer Conrad Walbert in Cür
ten. In Wittlich feierte der noch im
activen Dienst stehende Beamte, Gefan
genenaufseher Müller, seinen hundert
sten Geburtstag.
Königreich Sachsen.
Der Weißwaarenfabrikant Eichler in
Lcngcnfcld hat sich in seinem Comptoir
erschossen. In der Vorstadt Dreihau
sen in Lößnitz brannte die Wendler'sche
Schankwirthschast total nieder, wobei
zwei Knaben des Besitzers im Alter von
11 und 13 Jahren mit verbrannten.
Drei andere Kinder wurden verletzt und
tonnten von ihrem 17jährigen Bruder
nur mit Mühe gerettet werden.—Unter
der Anklage der vorsätzlichen Brandstif
tung hatte sich die WirthschastSbesltzerin
Frau Amalie Steinemann aus Roitzsch
vor dem Dresdener Schwurgericht zu
verantworten. Der Gerichtshof vcrnr
theilte sie zu l Jahr 4 Monaten Zucht
haus. Aus dem Vcrtraucnsschachle
wurde der Fördermann Lötzsch aus Ma
scha» von einem vollgeladenen Kohlen»
huut derart gegen den Holzbau ge
quetscht. daß er das Genick brach und
auf dem Transport an'S Tageslicht
starb. —Bom Schwurgericht zu Zwickau
wurde der Versicherungsagent ttögler
von Meerane wegen Wechselfälschuiig
und Meineids zu 4 Jahren Zuchthaus
verurtheilt. —Das Technikum in Mitt
weida, welches im lausenden Schuljahr
nicht weniger als 1198 Schüler zählt,
scierte das 2'> jahrige Jubiläum seine»
Bestehens. —In Wermsdors feierte die
dortige „Liedertafel", welche gegenwär
tig unter Leitung des Lehrers Bock
steht, ihr 50jäh.iges Bestehen durch
einen Festball im „Goldenen Hirsch".
Bon nah und fern waren Sangesbrü
der als Gäste erschienen. heutige
Ehrenmitglied, der frühere Bäckermei-
ster Busch, gehört zu den damaligen
Gründern, welche am 18. März 1842
in der Behausung des DirectorS Messer
schmied von der Steingutfabrik zusam
mentraten.
Thüringische Staaten.
fln Coburg Geheimerath nnd
Oberhofmeister a. D. Eduard Edg.
v. Löwenfels. Die Thüringische
Masinstrumentensabrik von Alt, Eber
hard <k Jäger in Ilmenau ist gänzlich
abgebrannt. Das bedeutende Waaren
,und Vorrathslager wurde ein Raub
der Flammen. Der Verlust ist bedeu
tend. In Mitleidenschaft wurden ge
zogen drei Wohnhäuser nebst Stallun
gen, die ebenfalls niederbrannten.
Seit einem Jahre war die verwittwete
Frau Renck in Kahla mit einem
Steuermanne verlobt, der sie nach fei
ner Rückkehr aus Südamerika heirathe»
wollte. Nachdem bereits der Hochzeits
tag auf den 19. April festgesetzt war,
erhielt sie kürzlich einen Brief, der die
Heirath für ein Jahr hinausschob.
Hierin erblickte die Renck eine verhüllte
Absage, eilte auf den Boden und er
hängte sich. Der Bräutigam hatte
dies geschrieben, um seine Brcut zu
überrasche» und erschien zwei Tagenach
dem Selbstmorde. Der kürzlich ver
storbene Rentier Wilhelm Traugott
Kestner in Waltershausen hat der
Stadt ein Legat von 5000 Mark zuge
wandt. Die Fabriibesitzerswittwe
Wegelin, früher Mitinhaber der Firma
Wegelin ck Hübner in Halle, hat in
Weimar ihrem Lebe» durch Gift ein
Ende gemacht.
Königreich Bayern.
s In Aschassenbnrg Kommerzienrati,
Al. Dessauer. Ebenso der älteste Ein
wohner der Stadt, der 98jährige Pens.
Thorpförtner Schäfer. Die Ausfuhr
nach den Ver. Staaten Amerikas aus
dem Konsularagenturbezirk Augsburg
im 1. Quartal erreichte die Werth
summc von 149,813 Mk. 50 Ps.
Dieser Tage fand das gemeinsame Be
gräbnis: der Oekonomensgattcn Lnt
mayr statt, die an einem und demselben
Tage (er 50, sie 53 Jahre alt) gestor
ben sind. —In der letzten Magistrats
sitzung wurde iu Bamberg die Freude
darüber ausgesprochcu, daß der Sohn
einer altcn Bürgersfamilie, von Han
auer, zu einen: hohen Reichsamt beru
fe:: wurde. Die Hanauer sind einer
alten Rothgerbersfamilie, die in der
Sandstraße ein Haus hatte, entsprossen.
Hanauers Vater ist als Oberappellrath
a. D. hier gestorben. In Bayreuth
wurde der schon seit acht Jahren fah
nenflüchtige Soldat Schönemann des
1. Jnf.-Regts., der sich während dieser
Zeit in Rußland herumgetrieben hat,
eingeliefert. Schönemann hatte sich,
nachdem es ihm in Rußland in letzter
Zeit schlecht ergangen war, an der rus
sischen Grenze als Deserteur gestellt.
Als dieser Tage die Kunde von der Ge
nehmigung der Bahn Straubing-Kon
zell nach Bogen gelangte, wurden alle
Häuser beflaggt und in der ganzen Ge
gend krachten die Böller ; ÄbendS war
Festversammlung.— fln Deggendorf
der Buchhalter Lukas. Der Genuß
von rohem Schinken soll dein Manne
den Töd gebracht haben. Erding hat
die Einfühniug der elektrischen Beleuch
tung sür öffentliche und Private Zwecke
nunmehr endgiltig beschlossen.
Königreich Württemberg.
s In der Irrenanstalt zu Göppin
gen der bekannte Architekt Wilh. Schau
bein aus Ulm. Gegen den snsp.
Oberbürgermeister Hegelmaier in Heil
bronn ist das Hanptverfahren wegen
falscher Beurkundung im Amte eröff
net. Beim Nachenfahren sind in
Heilbronn drei junge Bierbrauer. Mar
tin Graf von UntermnßbaH bei Frcu
denstadt, Johann Blumcustock von Zo
tiShofen bei Künzclsan und Gustav
Rotweiler von Nürtingen, im Neckar
ertrunken. Aussehen erregt in Back
nang die Falliterklärung der mcchaui
schen Schuhfabrik von Josef Feigen
heimer. Wie beim Collin'fchcn ConclirS
verfahre» handclt es sich auch bei diesem
Falle um gar herbe Verluste, von denen
hauptsächlich kleinere Geschäfte der Le
derindustrie getroffen werden. In
Bietigheim fand die Feier der Ein
weihung der Stadtkirche unter zahl
reicher Betheiligung auch auswärtiger
Gäste statt. BerwaltungScandidat
Klein, der f. Zt. den kühnen Diebstahl
in der Oberamtskasse zn Blaubeurcn
beging, ist vo» Italic», wohin cr ge
flüchtet war, ausgelicfcrt »nd in Ulm
cingcbracht worden. Bei seiner Ver
haftung in Rom fanden sich noch
30,000 Fr. in feinem Besitz. —lnner
halb dreier Wochen verlor der Lehrer
Rilling in Lustnau durch den Tod die
erwachsene nnd zugleich einzige Tochter,
selne Ehegattin und deren Schwester,
welch' letztere infolge Herzschlags todt
an der Bahre ihrer Nichte niederstürzte.
In dem Lustknrort Schömberg hat
eine Fe:rerSbrunst sünsundzwanzig Häu
ser in Asche gelegt. In RavenSbnrg
wnrde der Kollaborator Kofier wegen
Verbrechens wider die Sittlichkeit zu drei
Jahreu Gefängniß, der Bauer Martin
Rnoff von Albertshofen wegen Brand
stiftung zu sechs Jahren Zuchthaus
'icrurtheilt.
Großherzogthu m Baden.
In Heilbronn feierte Bürgermeister
Reinmuth das Fest des 40jährigeu Bür
gcrmeisterpibiläums. 112 I» Baden
iveitcr der Rentier Hertel. In
Schwanheim wird der Bürger Wagner
vermißt, der durch Burgschaftleisten
einige 'Verluste erlitten und seine Exi
stenz bedroht sah. Seinen Geldbeutel
legte cr. bevor er das HauS verließ, aus
den Fenstersims. 112 In Ettenheiui
der katholische Siadtpsarrer Hiß.
Der Manrer Johann Bissinger in Ett
lingen wollte seinem Heben durch Er
schießen ein Ende machen. Beim Ab
feuern zersprang das Gewehr und der
Lebensmüde erlitt an Hals uud Füßen
so schwere Verwundungen, daß an sei
nen: Auskommen sehr gezweifelt wird.
551 i einnn dreistöckigen .kons» de»
Elarastraße in Freiburg brach zur
Nachtzeit, infolge Petroleumentzüi:
dung, ein Brand ans, der sofort große
Dimensionen annahm. Die Bewohner
des ersten Stockes vermochten noch zu
flüchten, die Bewohner des zweiten
Stockes, ein Wittwer (Redakteur Tetc
fetd) mit zahlreiche» Kindern, wurden
mit Ausnahme eines Kindes dadurch
gerettet, daß Vater und Kinder ans
den Fcnstcrn auf die mit Betten belegte
Straße sprangen. Ein Kind erlitt da
bei einen thätlichen Schädelbruch. Das
dritte Stockwerk war zur Zeit unbe
wohnt. In einer der Mansarden er
eilte dagegen eine ganze Familie ein
schreckliches Schicksal. Der dort woh
nende Schreiber Lederle ist mit Frau
uud sechs Kindern in dcn Flammen
umgekommen. Das sechste Kind kam
während der Katastrophe znr Welt.
Eine Bochter von 17 Jahren rettete sich
schwer verletzt auf das Dach des Nach
barhauses. Der Brand blieb auf das
Haus, in dem cr entstanden war, be
schränkt. Nachdem das Feuer gelöscht
war, fand man die verkohlten Leichen
der verbrannten acht Personen.
Aus der Rhei >: pfalz.
Der in Speyer stationirte Finanzas
sistent Dürk wurde auf Station Thal
haus von dem Zuge überfahren und ge
tödtet. Der in den sechziger Jahren
stehende Johannes Cappel in Altenglau
wurde aus dem Knielbach als Leiche
herausgezogen. Der Mann soll an
Geistesschwäche gelitten haben. 112 In
Attenkirchen Frau Katharina Schramm;
sie hinterläßt 'den Erben ein Vermögen
von ca. 70- bis 80,000 Mark. Der
seit 6 Wochen von Blieskastel ver
schwundene Hauptlehrer Leibig wurde
jetzt als Leiche in der Mähe der Breit
furtcr Mühle aus der Blies gezogen.
Dem Comite zur Errichtung eines Sie
ges- und FriedenSdenkmalcs nächst der
königlichen Billa Lndwigshöhc in Eden
kobei: ist Genehmigung zur Vornahme
nner Sammlung freiwilliger Beiträge
für dcn bezeichneten Zweck auf die
Dauer eincs weiteren Jahres im König
reich Bayern ertheilt worden. Der
Tagner Heinr. Krauß in Eisenberg,
»em eine gerichtliche Untersuchung wegen
Majestütsbelcidigung drohte, hat sich
?rhängt. Kranß hinterläßt eine Wittwe
u::d 3 uuerzogene Kinder. Infolge
:iner Explosion brach in der chemischen
Fabrik in Hospeyer ein Brand aus, der
die Gebäude sowie werthvolle Salzvor
räthe vollständig in Asche legte. Aus
der Grube Kohtwald wurde der Berg
mann Christian Just durch eine herab
fallende Steinmasse verschüttet und
»abei derartig verletzt, daß er todt auf
»em Platze blieb. Die Baumwoll
spinnerei Lampertsmühle hat dcn Be
trieb eingestellt, weil wegen Wegfalls
der Ueberstunden ein partieller Strike
drohte. Der Weißenburg-Landauer
Schnellzug überfuhr an der Station
Winden den Ackerer Jakob Kurz von
hier, welcher sofort eine Leiche war.
Elsaß-Lothringen.
Straßburg: Hier hat sich ein Comite
gebildet zur Errichtung eines Denkmals
sür den verstorbenen Componisten Neß
ler.—Wie in ganz Süddeutschland, so
ist auch im ReichSlande am 1. April
die mitteleuropäische Einheitszeit ein
geführt worden. In der Stadt Straß
burg wurde» die Uhren in der Nacht
auf de» 1. April um 29 Minuten vor
gerückt. Die einzige Uhr, die nach dem
1. April noch die alte Ortszejt angibt,
ist die astronomische Uhr in Münster.
Nach dem Gutachten des Uhrmachers
Ungerer stellen sich nämlich der Regnli
rung der astronomischen Uhr so viele
technische Schwierigkeiten entgegen, daß
Bürgermeisteramt verfügt hat, vorerst
von einer Regulirnng Abstand zu neh
me». —Kürzlich wurden in dem Dorfe
Ncufvillagc mehrere Bürger wegen un
gesetzlicher Manöver bei der vorjährigen
GemeinderathOvahl verhaftet. Der
genannte Ort hat bei 12» Einwohnern
nur 18 Wahlstimmen, welche sämmt
lich auf den damaligen Bürgermei
ster fielen. Dieses Ergebniß mußte
die Wähler aber um so mehr in Erstau
nen setzen, als sie sämmtlich ihre Stim
men in gegentheiligem Sinne abgegeben
hatten. Die Sache wurde untersucht
und es stellte sich nun heraus, daß die
Wahlurne nach der Wahl geöffnet und
die echten Stimmzettel durch Wahlzettel,
welche den Namen des Bürgermeisters
trugen, ersetzt worden waren. Der Bür
germeister ist bereits abgesetzt und nun
mehr auch mit einem Komplizen in die
UntersnchuugShast nach Saargemünd
abgeführt worden. Alt-Breifach soll
wieder in den Kreis militärischer Befe
stigungen oder doch Besatzungen herein
gezogen werden. Die Eigenschaft einer
Festung hatte Breisach. welches 1793
von den Franzosen eingeäschert wurde,
bald nach Beginn der Regierung der
Kaiserin Maria Theresia <1740) ver
loren. 112 In Dammerkirch der Pri
vatier Frcyburger, ivelcher nie im Leben
ein geistiges Getränk geiiossen hat. Er
war ein Bruder des früheren General-
Vikars F. in Straßburg.
Tie Bahnstrecke Oberhammer - Drei
brudnen-Vallerysthal soll im Juni d.
I. dem Betrieb übergeben werden.
KrankhcitS halb« machte der Eisen
bahngcomcter Schmitt in Dudenhofen
in feiner Wohnung auf dem Markt
platz durch einen Revolverfchuß seinem
Leben ein Ende. Der an unheilbarer
Gehirnerweichung leidende Rentmeister
Schröder in Erstem hat sich erschossen. —
Ein Doppel- und daz» Geschwistcrmord
ist in Galßngen von dem Sohne des
verstorbenen Gastwirths Kraft an sei
nen Stiesgeschwistern, einem Iljähri
gen Mädchen und einen» 13jähr. Kna
ben, verübt worden. Man fand die
Leichen der Kinder mit durchschossener
Brust in einem Hohlwege zwischen Ill
furth Galsingen, vom Schnee verdeckt.
Bei dem Thäter will man schon im letz
ten Jahre Spuren von Geistesgestört
heit bemerkt haben. Nach dem Tod«
»er Eltern waren die Kleinen in einem
Spital in der Nähe von Ruffach unter
gebracht. Bon dort hat der Bruder sie
abgeholt, nin das Verbrechen an ihnen
'.u begehen. Da er auch selbst feithe,
verschwunden ist, so vermuthet man,
daß er Hand an sich selbst gelegt hat.—
Aus gekränktem Ehrgefühl hat sich in
Mülhausen der Premierlientenanl
Hartmann vom 12. Jnf.-Reg. erschos
sen. Ein eigenartiger Grenzvorfall
hat sich in Welschensteinbach zugetragen.
Der französische Zollwächter wollt«
einen französischen Schmuggler verhaf
ten, der mit einem großen Sack der
Grenze zueilte. Es entspann sich ein
heftiger Kampf, wobei der Zollwächter
bereits schwer verletzt worden war, als
auf seine Hilferufe ein deutscher Zoll-
Wächter h«rbeieilte, durch dessen Ein
greifen der Schmuggler dingfest ge
macht nnd nach La Ehapelle gebracht
wurde. Hier sprachen die französischen
Behörden dem deutschen Zollwächter die
größte Anerkennung aus, er wird dem
nächst noch eine besondere Belohnung
«halten.
Schweiz.
Bei glänzendem Himmel fand die
Mfelfer Fahrtseier am 1. April unter
großer Theilnahme statt. Die Festrede
hielt Laudammaun Blumer. Sie war
ein oratorifches Meisterwerk von begei
sternder Wirkung. Er führte aus:
Glarus sei durch Freiheit, Arbeit und
Demokratie ein blühendes Staatswesen
geworden. Glarus war von jeher bun
destreu, ohne je kantonale Souveräni
tät preisgegeben zu haben. In Ba
sel wird am 9. und 10. Juli die 500-
jährige Vereinigung der bis 1392 ge
trennt gewesenen Städte Groß- und
Kleinbasel durch ein von Dr. R. Wak
kernagel gedichtetes Festspiel, einen
Zug, Illumination etc. gefeiert werden.
Mit der kantonalen landwirthfchaft
lichen und gewerblichen Ausstellung in
Uri soll im nächsten Herbste eine Thier
ausstellung verbunden werden. Der
Vorstand der Gemeinnützigen Gesell
schaft hat die diesbezügliche Vorlage der
landwirthfchaftliche» Spezialkommifsion
festgestellt. Im Bürgerwälde Lotzwyl
wurde ei» junger Mann Namens Gott
lieb Herzig beim Fällen einer Tanne
getödtet. Beim Sturze der Tanne
wurde deren Gipfel abgeschlagen; der
selbe traf den Herzig an den Kopf u.
zw. so unglücklich, daß man ihn als
Leiche aufhob. In Moosfedorf ist
auf dem Tannacker ein Waldbrand ent
standen in Folge unvorsichtigen FeuernS
durch Knaben. Auf circa 1000 Qua
dratfuß etwa zehnjährige
Buchen gänzlich verstört. —Bei RüegSau
ist anläßlich des Kinderfestes die Lehre
rin Fräulein Katharina Kupfer, geb.
1840, plötzlich vom Schlage getroffen
worden und ist sofort verschieden.
Bildhauer Richard Kißling hat eine
Marmorbüste Gottfrieds Keller vollen
det, welche in ihrer trefflichen Ausfüh
rung einen vorzüglichen Eindruck macht.
Man regt an, dieselbe zu erwerben, um
sie im Vestibüle des Rathhauses, wo sie
sich jetzt befindet, bleibend auszustellen.
s Der älteste Einwohner Hattingens
und vielleicht Groß-Zürichs im AlterS
afyl „Wäldli". Es ist dies Heinrich
Zollinger von Oberstraße, geboren den
N. November 1797. s In Oberho
fen bei Turbenthal Präsident Krauer.
112 In Elgg Schneider Georg Sta
delmann. ein Veteran des Sonder
bundsfeldzugeS.
Im Wiener Wurstelpra
tqr wurde jüngst eine ältere, anscheinend
gut situirte, jedenfalls überaus lustige
Dame bemerkt, die in ihrem Sonntags
staate und durch ihre Gesprächigkeit die
Augen wie die Ohren auf sich lenkte.
Einer der Beobachter hatte, wie das
Extrablatt erzählt, plötzlich Gelegenheit,
zu sehen, wie ein Mann, der neben der
Frau saß, ihr vorsichtig die Geldbörse
aus der Tasche zog, um sich gleich da
rauf zu erheben und sich zu entfernen.
Der entrüstete Beobachter war dem
Diebe in wenigen Sätzen nach und
faßte ihn. „Sie haben eine Geldbörse
gestohlen, her damit!" Der laute Vor
wurf hat einige Gäste alarmirt, die mit
Hollah auf den Ertappten eindrangen.
Sprachlos und bleich ließ er sich zu
dein Ausgangspunkte der verunglückten
Expedition geleiten, wo die Dame über
Befragen sofort mit allen Zeichen des
Schreckens bestätigte, daß ihr die Geld
börse gezogen worden. Das Nächste
war, daß man der Bestohlenen den
Dieb vorstellte, aber nun zeigte sich di«
Frau, wenn möglich, noch mehr
betreten. Mein Mann! entrang ej
sich ihrem Munde und gleich darauf
tesreite ihn die Lustige, indem
sie zur Aufklärung des peinlichen Miß
verständnisses die amüsante Pantoffel-
Pointe der Geschichte zum Besten gab.
Der Mann hatte schon sui« sechs Krü>
gel hinter die Binde gegosffu und das
schien der Gattin gerade genüg. Um
ihre schwache Ehehälfte keiner weiteren
Anfechtung auszusetzen, confiscirte sie
ihm die Geldbörse, mit deren Inhalt er
sich noch eine stattliche Anzahl Krügel
hätte taufen können. Allein der Arme
empfand gerade noch für einen siebenten
halben Liter Durst, und da er das land
gräflich harte Herz feiner Alten kannte,
entschloß er sich zu dem langfingeri
gen Experiment, bei dem er betreten
wurde, als er aus den: Wege zur Schani
war, um das Krügel zu erstehen. Un
ter kolossalem Gelächter empfahl sich
dann das Ehepaar schleunigst.
Von Amsterdams Ein.
wohnern hauptfächlich dem richterlichen
und Officierstande angehörig, wird
nächstens an die Königin-Regentiu und
die zweite Kammer eine Bittschrift er
lassen werden, in welcher die Wieder
einführung der Todesstrafe dringend
empfohlen wird. Dieselbe ist im Jahre
1870 unter dem dritten Ministerium
Thorbecke in Holland abgeschafft wor
den, nachdem König Wilhelm der Dritte
seit beinahe fünfzehn Jahren kein To
deZurtheit mehr unterzeichnet hatte.
Im Berlauf von etwas mehr als einen
Monat konnten im Lande nicht weniger
als acht Morde und Mordversuche fest
gestellt werden. «
Unter dem Titel „Ein
bewegtes Leben", erzählt das „Berl.
Tagbl.": Emil C. war der ältcstc Sohn
eincs fürstlichen Rentmeisters. Sein
Vater hatte ihn, nach Absolvirung de:
Äealschnle in Görlitz, als Lehrling in
ein Bankgeschäft zn Breslau gegeben:
der junge Mann war aber ein flotter
Bursche, und so kam er mit den '»hm
für seinen Unterhalt bewilligten Gel
dern nicht aus. Die Einjährigen-
Dienstzeit stand vor der Thür. Da
erklärte ihm fein Vater, wenn er feine
Schulden bezahlen solle, dann müßte cr
drei Jahrc dienen. Das paßte aber
Emil nicht. Er verließ heimlich Deutsch
land, ging nach England, und wurde
Lehrer aus der Insel Man. Bald dar
auf brach der amerikanische Unionskricg
aus, Emil schiffte sich nach Amxrstä
ein und nahm am Feldzuge Theil.
Sein Staatsgeschenl, das cr nach Be
endigung des Krieges erhielt, ein hüb
sches Stück Land, versilberte er bald
und schlug das Geld todt. Dann wurde
er Kutscher, Farmer, Knccht, Hausircr,
Kellner und trieb sich in verschiede
nen Staaten herum. Als er sich nach
mehreren Jahren die Hörner etwas ab
gestoßen hatte, ward er solid »nd etab
lirte in Texas ein Gasthaus. Er hei
rathete, die Frau brachte einige Tau
send Dollars mit und das Geschäft
ging flott. Nach achtjährigem Betriebe
verkaufte Emil das Geschäft vortheil
hast. Er steckte sein Geld in Lände
reien und wurde Landwirth und Holz
händler. Im Jahre 1882 veräußerte
Emil seine ausgedehnten Besitzungen,
übersiedelte nach New Hork und eröff
nete ein Banthans. Zwei Jahre spe
knlirte er mit Erfolg an der Börse,
dann verlor cr plötzlich dcn größten
Theil seines Vermögens. Mit dem
Reste desselben übernahm cr abermals
ein Gasthaus, das profperirte. Als cr
wieder etwas vor sich gebracht hatte,
besuchte er von Nenem die Börse und
operirtc besonders glücklich. Einen
Theil seines Geldes aber legte cr in
Grundbesitz sicher an. Bor einigen
Monaten hat Emil seine Geschäfte
gänzlich aufgegeben und ist, von Sehn
sucht nach der altcn Heimath gepackt,
nach Dentschland zurückgekehrt. Der
nunmehr 51 jährige Mann ist jetzt mit
seiner amerikanischen Fran und drei
Kindern in Berlin eingetroffen und ge
denkt sich hier dauernd niederzulassen.
Er verfügt über ein Vermögen von einer
Million Dollars.
Eine Ausstellung für
weibliche Kunstfertigkeit, welche der
Centralverein für Kunstgewerbe in
Paris von Anfang August bis Ende
November im Jndustriepalast in den
Champs Elysees veranstaltet, bean
sprucht durch eine in ihr geplante Ge
schichte der französischen Mode ein be
sonderes Interesse. Lebensgroße Wachs
figuren, nach den besten überlieferten
Vorbildern von den ersten Schneidern
costümirt und von den geschickteste»
Haarkünstlern srisirt, sollen, wie der
„Voss. Ztg." geschrieben wird, in sieb
zehn in sich abgeschlossenen Bildern die
historische Entwickelung der Mode von
1480 bis 1860 darstellen. So wird
man eine Gemahlin eines mächtigen
Vasallen aus der Zeit Karls VIII.
und Ludwigs XII. (1480—1510) mit
ihrer Gefolgschaft sehe», dann ein Con
cert unter Franz I. (1522), eine Epi
sode aus dem Leben einer Schloßherr
schaft zur Zeit Heinrichs li. und
Karls IX. (1550 —1500), den Tanz
zweier Damen unter Heinrich 111.
(1500), ein Mahl unter Heinrich IV.
(um 1000), sowie Käuferinnen
und Verkäuferinnen nnter der
großen Galerie des Schlosses unter
Ludwig Xlll. (1030), eiu junge Frau
am Stickrahmen (1000) uud eiu Besuch
um das Jahr 1095, beide aus der Zeit
Ludwig XIV., einen Ausbruch zur
Jagd im Jahre 1720, dann eine Heim
kehr vom Ball (1735) und eine alte
Dame beim Charpiezupfen (1705),
beide aus der Zeit Ludwigs XV., eine
Schauspielerin bei der Toilette (1775)
und eine Klavierstunde (1789) ans der
Zeit Ludwigs XVI., ein Spaziergang
im Stadtpark im Jahre 1795 im Co
stüm der Revolutionszeit, eiiv Begrü
ßung der heimkehrenden Sieger 1810
zum Fenster hinaus, eine Braut
schmückung zur Zeit Karls X. und
schließlich eine Fahrt zum Wettrennen
im Jahre 1800. Das für jede Epoche
charakteristische Interieur liefert die
Pariser SyndicatSkammer der Möbel
fabritanten, während die „Genossen
schaft der Pariser Haarkünstler" an
200 srisirten Wachsköpfen die histo
rische Entwickelung der Haartrachten
seit dem grauen Älterthum zur An
schauung bringen will.
Ein eigenthümliches Fa
miliendrama hat sich in Scniram im
Kaukasus abgespielt: Der Fürst
Tscheidze war schon seit einiger Zeit
Gegenstand des Hasses aller seiner
Verwandten, weil sein Vater ihm sein
ganzes ungeheures Vermögen vermacht
hatte, ohne das Geringste den übrigen
Verwandten zu geben. Letztere beschlos
sen daher, Rache z» nehmen. Jüngst
drangen mehrere von ihnen maSkirt iu
das HauS des Fürsten ein, ermordeten
ihn, seine Frau und zwei Kinder uud
ebenso die aus acht Personen bestehende
Dienerschaft. Verschiedene Verhaftun
gen sind vorgenommen worden.
Ein Liebesabenteuer,
das glühenden Jünglingsherze,i zur
Warnung dienen mag, ist jüngst Hcrrn
Joseph Spuller in Wien begegnet. Eiu
schönes Madchen stach ihm in die Au
gen. er näherte sich ihr, knüpfte ein
Gespräch mit ihr an und begleitete sie
auf ihrem Wege. Immer zärtlicher
werden seine Worte, immer hnßer seine
Werbungen, um ein Zeichen ihrer
Huld fleht er sie an. Jetzt bleib: sie
stehen vor einer Hausthür, giebt ihm
die Rechte und drückt ihm einen
Kreuzer in die Hand, worauf sie in
dem Haus oerschwindet. Starr blickt
kr auf das Geldstück da saßt ihn ei«
Wachmann am Arm und verhaftet ihn
weaen StraßenbettelF.
Sine Nrantfahr».
Aus dem Berliner Liebesleben theilt
man unter obigem Titel folgende Ge
schichte mit: Minna, ein von der Kul»
tur »och wenig belecktes, aus Schlesien
der ReichtShauptstadt bcschcertcs Dienst
mädchen von nrkräftigen Formen, der
man es nicht ansieht, daß ein gekränkte»
Herz sie von den heimathlichen Gefilden
nach Berlin tricb, um hier Vergessenheit
>u suche», steht in der Parterrewohnung
ihrer neuen Herrschaft und putzt Fenster.
Diese liegen nach der belebten Straße,
durch welche Omnibus und Pferdebahn
ii: kurze» Pansen ihren Weg nehmen.
Minna staunt das bunte Treiben an
da stiehlt sich ans der Fülle der Gesichter
das eines Schaff aers in ihre Seele, der
während ihrer Arbeit zwei Mal
wie sie dann feststellt, in regelmäßiger
Wiederkehr alle anderthalb Stunden an
dem Haufe vorbeifährt. Er hat mehr
als cinen bewundernden Blick zu der
frischen, kräftigen Schönen, die mit
ihren Umfang fast die ganze Fenster
öffnung einnimmt, hinübergeworfen.
Von Tag zu Tag nimmt diese offenkun
zige Huldigung zu, und da Minna auf
diesem Gebiet sich merkwürdig bildungs
fähig zeigt, ereignet es sich, daß am näch
sten sreien Ticnstabend der Kondukteur
unter ihrcn Fcnstcrn sich ausstellt und
Minna Gelegenheit findet, ein halbes
Stündchen mit ihm zu verbringen. Er
ist entzückt von ihrcn Rcizen, sie nicht
unerbittlich, nnd ohne lange Umschweife
sind sie ein Brautpaar. Miuna strahlt.
So leicht hatte sie sich die Sache in der
großen Stadt doch nicht gedacht. Kaum
Z Wochen im neuen Dienst! Aber ach,
vie dornenvoll war ihr Licbesglück, im
Bergleich zu der Freiheit ihres heimath
lichen Dorses, wo sie allabendlich stun
denlang Zeit und Gelegenheit zum Tän
deln fand! Sie darf nicht so ohne Wei
teres aus der Wohnung sich entfernen,
and wenn schon er ist bis AbendS
spät in: Dienst, was würde es ihr helfen?
lind dann —immer gerade wenn er frei
ist, mnß sie große Wäsche, Rcinmache
>est oder Gesellschaft haben, und an ih
rem Sonntag ist er wieder dienstlich ge
bunden. Es ist zum Verzweifeln! Aber
Liebe überwindet alle Hindernisse. Als
>ie wieder ihrcn Sonntag hat, steht si«
im besten Pntz, sehnsüchtig wartend an
»er nächsten Pserdebahi, - Haltestelle.
Jetzt kommt sein Wagen; mit aller ihr
;:: Gebote stehenden Anmuth schwingt sie
sich zu ihm hinauf, und sie begrüßen sich
init herzlichem Händedruck. Dann aber,
seiner Pslicht gedenkend, fragt cr freund
lich: „Wie weit?" „Ich will ja nich
im Ernst mit," meint sie mit inem
verständnißinnigen Blick, „bloß fo'n
Bischen spazieren fahren." Er klärt sie
zuf, daß sie einen Fahrschein haben
müsse, giebt ihr cinen für die ganz«
Tour, und nachdcm Minna sich von ih
rem Staunen erholt, daß sie für ihre
liebenswürdige Gesellschaft noch bezahlen
müsse, erlegt sie das Geforderte. Ihr«
warme Regung hat sich etwas abgekühlt;
dann aber, als er dicht neben ihr steht,
wird ihr wiedcr wohl ums Herz, und si«
spürt nichts von Wind und Wetter. In
deß die Passagiere mehren sich, bald
füllt sich Wagen und Plattsorm, der
Schaffner hat alle Hände voll zu thun,
kaum, daß cr cincn Blick mchr für si»
hat. Beim nächsten Mal wirds besser,
denkt sie, und wieder, als der Wagen zu
?incr neuen Tour einsetzt, bleibt sie aus
ihrem Posten, nnd wieder greift sie resig«
uirt ins Portemonnaie. Es gießt jetzt i»
Strömen, nnd je weiter fic fahren, desti
mchr füllt sich der Wagen, sie wird ge
drängt und gestoßen, sie kann mit ihm
kein Wort wechseln, aber sie ist stand
haft. Und jedes Mal von der kommen»
zen Fahrt mehr Freude erhoffend, häl?
sie bei ihn: ans bis ihr Portemon
naie erschöpft ist. Minna seuszt. Jhz
Schaffner fetzt sie vor ihrer Thür ab
»och ein Grnß nnd die Frende war ge
wesen. Durchnäßt, müde, hungrig
langt sie in ihrer tiammer an. Und si»
sagt sich in ihrem lieben, um eine Er»
fahrung reicher gewordenen Gemüth,
was Wilhelm Busch in seiner Weis»
ausdrückt:
„Ein Irrthum, welcher weit
Und manchen Menschen irre leitet,
Ist der, daß Liebe eine Sache,
Die iiiiiiiee nur Vergnügen mache."
Die von den russische»
Dorsgemeinden bei jeder Gelegenheit
gegebenen offiziellen Trinkgelage wer
den in den Nolhbczirken trotz allem
Elend lnstig wcitcr veranstaltet. Der
in diesem Gebiet »mherreisende Bericht
erstatter der „Nowoje Wreinja" weis
darüber Nachstehendes zn berichten; Im
Gouvernement Pensa traf er mit dem
Landrath des Sprengels Lendaisk zu
sammen. „Wissen Sie, sagte ihm
der Beamte daß Sie den arme»
Bauern meines Bezirks bei Ihrer An
wesenheit in Lendaisk acht Rubel geko
stet haben? Die Bauern haben vo»
den: Dasein eines ZeitungSberichter
statters nie etwas gehört, hielten Sit
für einen uinherreiseuden RegierungS
kommisfar nnd haben Sie nicht ändert
als den Herrn Senator aus PctcrSburj
genannt. Nenlich nun revidirte ich di»
Bücher der Gemeinde Lendaisk und da
fand ich folgende Ausgaben verzeichnet;
Gelegentlich der Durchreife des Hcrrn
Laudraths 3 Rubcl, bei der Durch
reife Seiuer Wohlgeboren, des Herrn
Jfprawnik 5 Rubel, nach der Ab
reise Seiner Durchlaucht deS Herrn
Senators 8 Rnbel. Erklärend
fügte der Gemeindcälteste hinzu: „Der
Hcrr Senator hat Keinem von uns in
die Zähne geschlagen, er hat auch Nie
mand ins Gefä»gi:iß geschickt, uud da
glaubten mir, daß vier Eimcr (Brant
ivcin) doch nicht zu viel wäre::".
Ein praktischer Hau»,
knecht. „Gnä' Herr, soll ich Sie inor
ge» weck«:?" „Bra»che es »icht
ich leide an Schlaflosigkeit!" „Ah,
des is g'scheidt! Gelten S', nacha Mick?
ken Sie n: ich morgen um viere!"'
Scherzfrage. In was glei
chen sich Spitzbuben und Edelsteine!
Antwort: B-ide müssen aekakt werde». 7