6 Der Neid. ' ?:ben Liebe und Haß -st der Neit Hnes der urältesten Gefühle der Mensch heit, und scheint auch von jeher als tzanj unzertrennlich von derselben be frachtet worden zn sein. Die Bibel Hidenkt in ihren zehn Geboten des Nei des ganz besonders, und auch die mit «llen irdischen Fehlern behafteten mythologischen Göttergestaltcn werden uns gar ost von Neid und Mißgunst erfaßt geschildert. Um diese neidischen Götter zu versöhnen, wurden denselben »or grauen Zeiten die größteu Opfer gebracht, heutzutage huldigen wir an dern Göttern des Scheinlebens, auch diesen wird geopfert, aber nur um den Neid zu erzeugen. Dieselben Ringe, »solche einst in die glanzlosen Fluthen versenkt wurden, um diese zu beschwich tigen. sie glänzen heute an den Ringern der Reichen, um die Finthen des Neides allziifachcn. Dieselben Brand- und Speise-Opfer, deren Aroma einst zu den Göttern emporstieg, damit ihr zor niger Neid sich nicht rege, werden auch jeht noch vor den Augen des Volkes abgehalten, aber nur, um die neidisch brennende Eßlust der hungrigen Zu schauer zu erregen. In unserer modernen Welt wird der Neid als die bewegende Kraft des Socia lismus förmlich genährt nnd großgezo gen, und selbst die sogenannte bessere Erziehung lehrt nicht neidlos entsagen, sondern bildet unser Verständniß' für jenen verfeinerten Lebensgenuß heran, dessen Entbehrung dann erst recht die große Klaffe der unbcsriedigten, unver standenen, neidischen Menschen aus macht. Wir sehen also, daß der Neid so alt ist, wie das Menschengeschlecht selbst, daß Erden- und Himmelssöhne, Hoch uud Niedrig, Mann nnd Weib, Alt nnd Jung ihm gleichmäßig unter worfen sind, und doch müssen wir Frauen es uns nur zu oft gefallen las sen, daß er als ganz speciell weiblicher Frhler hingestellt wird. Es darf uns daher nicht wundern, wenn auch der geistreiche Jean Paul von uns sagt: „Gute Weiber gönne» einander Alles, ausgenommen Kleider, Männer und Flachs." Kode,! wir dies Urtheil gerecht, gehl rs zu weit oder ist es vielleicht gar nicht erschöpfend? Was nun die Kinder be trifft, so herrscht ja darüber kein Zwei sel. daß wir nie zufriedener sind, als wenn unsere gute Freundin über schö nere, reichere, modernere Toiletten ver fügt. als wir selbst, daß wir den Jubel der Verwandten oder Bekannten auf richtig theilen, wenn deren anfmerksa «er Gatte sie mit einem kostbaren Hut, Mantel oder Schmnckgegcnstand überrascht, daß wir ihre Kinder herzlich bewundern, wenn sie seiner und zier licher gelleidet gehen können, als die nnsrigen, und daß unsere Wonne den Höhepunkt erreicht, wenn Nachbars "Tochter in der allermodernsten, dem er sten Atelier entstammten Robe ans dem Balle erscheint, während die unsrig« sich mit bescheidener Hausschneiderei begnü gen mußte. Auch in Bezug auf den Flachs, wel cher zu jener Zeit der Inbegriff von Reichthum und Besitz war. haben wir uns auch heute nicht geändert; wir gön nen »iisereu weiblichen Mitschwestern neidlos alle» Herrlichkeiten der Erde. Geld und Besitz, ganz ohne Rücksicht darauf, wie es mit diese» überflüssige», gleißenden Schätzen bei uns bestellt ist. Rur bei den Männern machen wir eine kleine Ausnahme, wir würden unsern Freundinnen stelz den unsrigen gön nen, sosern wir nur die größere» Vor züge, bessere Lenksamkeit, ausgebildetere Spleudidität, aber nicht die Fehler des .anderen zu sehen geneigt sind. Wenn mir nun weiter fragen, ob sich 'der weibliche Neid noch über Kleider, Flachs und Männer hinaus erstreckt, so können wir leider nur mit einem ganz unbestimmten Vielleicht antworten, aber die Versicherung hinzufügen, daß auf allen anderen Gebieten die edle Weib lichkeit sicher nicht der männlichen Ge sellschaft nachstehen wird. Denn Künst ler-, Geld-, Berufs-, Brod-Neid, und besonders dasjenige neidische Gefühl, welches sich an die Fersen der Erfolg reichen und Glücklichen heftet, das ist «in geschlechtsloses Gefühl, es haust in nrimiilichen nnd weiblichen, vielleicht in den niedrigsten Seelen am mächtigsten; vielleicht bei den kleinlichen Deutschen wehr, als bei den großherziger angeleg ten amerikanischen Mitbürgern. „Ter Neid ist das in der Seele des Mensche» durch Selbstsucht und Unzu friedenheit «'trübte Gefühl eines frem den, Vorzuges oder Glückes" sagt ein deutscher Gelehrter. Jemand, der tief im Glücke sitzt, beneidet den anderen, der zu ähnlichem (natürlich unverdien tem) Glücke kommt, weil er diesem sein Glück nicht gönnt, und der Neidische ist außerdem noch der Ansicht, daß man nur glücklich ist. wenn man den Neid der Anderen erregt. Je eitler, eigen nütziger, ehrgeiziger nun Jemand ist, desto stärker wird er auch von dem Glücke eines Anderen zu Neid nnd Miß gunst gereizt werden. Und die meisten neidischen Menschen haben eine ganz Äesoildcce Neigung, fortwährend Ver gleiche anznstellen, ihre Ken«tnisse, Vollkommenheiten nnd Erfolge an de nen Anderer zu messen, wodnrch sie selbst niemals zu einer ruhigen zufriede nen Stimmung gelangen können. Sie sehen stets nur die Frenden, Bequem lichleiten, den Ucbcrflnß und die Sorg losigkeit des anderen Menschen, oder aber können bei dem Fall des angeblich .Glücklichen sich der trininphirende» Miene und der hämischen ungerechten Bemerkung niemals so sehr sie sich auch vielleicht den Anschein der «htcn Theilnahme geben mögen. Wenn es mir auch nur theilweise ge- Hungen sein sollte, nachzuweisen, daß »icht die Frauen allein es sind, welchc vom Neide ersaßt werden, so muß ich als Schlußbemerkung hinzufügen, daß Aie Frauen durch ihreu großen Einfluß «us die Erziehung der Menschheit, allein «S sind, welche diesem niedrigsten alle, Gefühle erfolgreich entgegenarbeiten können. Wenn wir unsere Kinder leh» reu, sich mit dem Fröhlichen zu erfreuen, dem Weinenden die Theilnahme nicht zu versagen, nicht immer auf das zu sehen, was wir nicht haben, sondern anf das, was mir haben, und damit zufrie den, dafür dankbar zu fein; wenn wir sie nicht 'o erziehen, daß sie in glänzen dem Scheine den ganzen Werth des Le bens er-blickcn, dann werden sie glücklich und neidlos auch auf jene schauen kön nen, die scheinbar mehr haben. Denn nur die innere, wahre Zufriedenheit taun das uralte Gift, den Neid, un schädlich machen. Schweigen. UnS Frauen rühmt man meist die Kunst des Redens nach, man sagt, wir wären schlagfertiger, redegewandter als die Herren der Schöpfung, erfreuten uns einer besonders leicht und raschbe weglichen, manchmal etwas spitzigen Zunge. Ich glaube sogar, wir Da men haben die graziöse Abart des Re dens, die leicht dahinfließende Plaude rei. die geistreiche pikante Causerie so recht eigentlich erfunden, » e in mir auch momentan zur Bekräftigung dieser Theorie die historischen Nachweise leider nicht vollständig zur Verfügung stehen. Jedenfalls ist es eine allgemein be kannte Thatsache, daß der Sprache, ihrer verschiedenen Ausdrucksweise, auch der Kraft und Macht der Rede von Fachmännern uud Gelehrten zu allen Zeiten die eingehendsten Studien g> widmet wurden. Aber über das Schweigen, speciel über das Schweigen des weiblichen Geschlechtes zu reden, von welcher Kunst wir nach männlichen Angaben so furchtbar wenig verstehen, das scheint doch zuineist uns Frauen vorbehalten zu sein. Hoffentlich ge lingt es mir allen Ernstes, mit Hilfe unserer Beredsamkeit von unserer Schweigsamkeit zu überzeugen, so zwar daß wir alle Zweifler zum Schweigen bringen. Wer weibliche Wesen mit dem Auge des Psychologen beobachtet, der weiß, daß Schweigen-iönnen bei Frauen noch ein weit richtigerer Gradmcffer für ihre moralische, sittliche Kraft ist, als bei Männern, weil die Frau im Bewußk sein ihrer körperlichen Schwäche nur zu leicht geneigt ist. ihre Zuflucht zu rinde ren Waffen, als den gewandten Sprech werkzeugen, zu nehmen. Trotzdem sin den wir b.i näherer Betrachtung der Frauencharaktere, daß der größte, tiefste Schatz von edlen Empfindungen sich nicht in Worten, sondern im Schweigen, offenbart. Die Sprache der wahcen, echten Liebe ist eine stumme, es giebt leine Worte, welche die stille Seligkeit dieses Empfindens, das vollständige Aufgehen in dem einen, alles beherr schenden Gefühl treulicher schildern könnte. Unsere Lippen, ja selbst unsere Au gen schließt die Liebe, wir empfinden nur die Nähe des geliebten Wesens, und wie wenigen Dichtern selbst ist es vergönnt, die unerschöpfliche Poesie die ses Sin'ncnräüschez in Worte zu klei den, ohne sie zu Prosaniren und in den Staub zn ziehen. Das erste Aufleucht s »er Liebe im keuschen M.idchcnherzen schließt sich in sich selbst ein, und nur das traute Kämmerlein und das Dun kel der Nacht sind Zeugen der herben Thränen, denn sie ist zu stolz, nm dein geliebten Manne, dessen .Familie sie nicht Äs ebenbürtig aufnehmen würde, >u zeigen, wie eS um ihr Herz steht, also ihr Schweigen zu breche». Nicht allein die Liebe in ihrer rein sten Gestalt, sondern Lust und Schmerz, Freude und Trauer finden schweigend den wahrsten Ausdruck. Wenn die glück liche Mutter ihr ersehntes Kind iii den Armen hält, sendet sie einen stummen, dankerfüllten Blick zum Himmel. Sind geliebte Wesen an s Krankenlager ge fesselt und schweben in Lebensgefahr, so wird die wackere Frau ihre äußere Ruhe bewahren, und ihre Herzensangst nur in ergebenem, lautlosem Hoffen knnd lhnn. Ranbt ihr da? Schicksal erbar mungslos das Liebste, dann zittert es wie unendliches Weh durch ihre kranke Seele, aber ihr großer, gewaltiger Schmerz hüllt sich in ein ernstes Schwei gen. Muß die Mutter ihre geliebte Tochter in die weite Ferne ziehen sehen, die Braut den Geliebten, der Mann das treue Weib verlassen, so werden sie in stummer Resignation einander die Hand reichen, vielleicht manch' heiße Thräne im Auge zerdrücken, aber auch dieses wahre Trennungslied ist stumm und wortlos. Was auch immer unsere Seele be wegen mag, sei es Haß oder Liebe, da wo mir am heftigsten innerlich ergriffen werden, da verbirgt auch das Weib ihre Leidenschaft in tiesem Schweigen. Die Sprache des glühenden Hasses sind flammende, verzehrende Blicke, jene der Eifersucht ein nagendes, rachsüchtiges Brüten, der Berachlnng ei» unklares, stumpfes Gefühl des Ekels über die verlogene Schlechtigkeit, die händelsüch tige Falschheit, den niedrigen Undank der Menschen. Hat das Weib gefehlt, so wird sie schweigend, vor Scham er röthend, den Blkck senken; wird sie aber beschuldigt. so verbietet ihr stolzes Selbstbewußtsein, die eigenen Lippen zu ihrer Vertheidigung zu öff ne». Und wie oft erdulde» Frauen von rohen, ungebildeten, jähzornigen, rücksichtslosen Gatten Schmähungen uud die allernuzartesten Vorwürfe. Diejenige, welche sich laut keisend mehrt, ist nicht die schwer Verletzte, son dern jene, welche dir bittere sie erbärmliche? Demüthigung wortlos erduldet. Wohl bäumt sich auch ihr schmerzlich verletztes Ehrgefühl auf. aber sie will und vermag es nicht, mit gleicher Münze zu zahlen, und hüllt hre herbe Enttäuschung in tiefes «chwei- Fn. Wie oft schließen auch unzählige Rücksichten und Bedenken den Münd wahrhaft edler Frauen; sie schweigeu resignirt und ergeben sich in ihr Schick» sal. Der Mann mag seine Frau hin, »ergehen und betrügen, aber er ist dei Vater ihrer Kinder, und sie bringt es fertig, aus Liebe zu diesen unschuldigen Wesen blind und stumm zu sein und zu schweigen. So heilsam die Tugend, so groß.dn .Kunst des «chweigenkönncns, so wah, das alte Sprichwort von der silbernen Rede und dem goldenen Schweigen auch sein mag, so warne ich meinen werthen Freundinnen doch vor dem Schweigen zur unrechten Zeit. Ihr eigenes Takt gefühl, ihre Menschen- und Männer kcnntniß wird die Frauen den seinen Unterschied erkennen lel»en zwischen dem berechtigten Schweigen aus verletz tem Stolz, oder jenem, veranlaßt von eigensinnigem Trotz. Oft hat ein hart herzig gesagtes Wort, der vergeblich er wartete versöhnliche Laut der Liebe, das Ausbleiben jedwedes erlösenden, tröstenden Zuspruchs die Menschen, welch« sich sonst noch so nahe standen, auf immer entzweit, sie in Unglück, Verzweiflung, ja in den Tod gestürzt. Wie viel weniger unglückliche Ehen gäbe es, wenn alle Frauen »icht »ui die Macht der Rede, sondern auch die Kunst des Schweigens richtig zu hand haben und zu erwägen wüßten! Mit der Waffe des Schweigens mag sich Liebe. Schmerz, Sehnsucht.Haß, Freundschaft, Eifersucht, Verachtung, Kränkung, Ent täuschung stolz umgürten, sie darf aber nicht verderben- und todbringend gezückt werden! Lauter Mitschuldige. Unter dieser Ueberschrift lesen wir in einem auswärtige» Blatte folgende Un terhaltung: Der Portier: Wohin wünschen Sie? Der Fremde:« Ich bin Abonnent des Blattes und habe eine Beschwerde; ich möchte zur Redaction. Der Portier: Sie finden Niemanden, alle'Redacteure sind im Gefängniß. Der Fremde: —? , Der Portier: Ja, wegen groben Un fugs. Der Fremde: Entgleisungen der Fe der. Nun giH so möchte ich den Herrn Director sprechen. Der Portier: Auch im Gefängniß. Der Fremde: —?? Der Portier: Er hat ja den Redac teur gedungen und den Abzug entgegen genommen. Der Fremde: So, so, dann möchte ich den Secretär sprechen. Der Portier: Der Secretär ist im Gefängniß. Der Fremde:—??? Der Portier: Er hat ja den Abzug zu den Setzern gebracht. -Der Fremde: Älch, schließlich genügt mir auch der Usttsur sn ich will ihm sagen.... Der Portier: Der Upttsur sn p»,Ass? natürlich ist er im Gefängniß. Der Fremde: —???? Der Portier: Er hat ja den Artikel eingerückt Der Fremde: Nun also, einen von den Setzern.... Der Portier: Im Gefängniß; sie ha ben den Artikel gesetzt. Der Fremde: Den Stereotypem? Der Portier: Dar hat den Artikel stereotypirt, er seufzt auf dem Stroh. Der Fremde: Den Drucker.... Der Portier: Er hat die Presse ge liefert, er ist im Kittchen. Der Papier- Lieferant anch; er hat das Papier für hunderttausend Exemplare geliefert. Der Dintenlieferant auch, er hat die Dinte geliefert; wenn er nicht die Tinte geliefert hätte, wäre der Artikel nicht erschienen. Er liegt im Eisen. Der Fremde: Einen Austräger? Der Portier: Mein Herr, er hat den Artikel den Abonnenten gebracht, er hat den Artikel verbreitet. Der Fremde: Und Sie selbst? Der Portier: Oh, mein Herr, ich packe meine Koffer, ich gehe in's Aus land. Man tann mich jeden Augen blick verhaften. Ich bin ein Mitschul diger. denn ich habe den Artikel mil seinem Redakteur eintreten lassen und habe deii Artikel hinaustragen lassen, als er gedruckt war. Ja, mein Herr, ! ich bin mitschuldig, ganz und gar mit schuldig. Ter Fremde: Aber ich selbst, ich habe i den Artikel gelesen.... ' Ter Portier: Nun, Mitschuldiger sind Sie, mehr noch als ich, machen Sie > sich davon! Dieser Artikel ist nicht etwa unter > Bezugnahme auf jüngste Prozesse, die > sich in Berlin abgespielt haben, ge- j schrieben worden, sondern er ist im pa< z riser Figaro erschienen. Es muß also! i wohl auch in Paris Richter geben. dieV j sich auf die Behandlung der Presse ver- l stehen. ! Ehe-Regel. Muß der Mann auf den Bissen warten, Muß die Frau aus das Küssen warten. Gute Empfehlung. Em porkömmling: Gut, ich werde Sie als Kammerdiener engagiren. Können Sie sich aber auch übn gute Leistungen ausweisen?" Kammeroie ner: „Gewiß, ich habe schon drei Par venüs abgerichtet!" Nicht abzuweisen. Photo graph: Könnte ich vielleicht Ihr mit dem ersten Preise gekröntes Mastschwein photographiren? Aussteller: Thut mir leid, das ist bereits zu Wurji und Schinken verarbeitet. Photograph: Könnte ich dann vielleicht die Würste und Schinken photographiren. Bor Gericht. Richter: „.... Nun habe ich an Ihnen schon die ganze Strenge des Gesetzes walten lassen, aber es hilft Alles nichts; Sie falleu immer wieder in den alten Fehler zu rück!" Strolch: „Da sehen Sie, Herr Richter, daß das Gesetz nichts taugt!" —U n ter of sic ie r (zu den Re kruten): „Die erste Bedingung bei'm Mmschiren ist Schritt und Maul zu halten!" » Bilder eu» Chile. Ein gewisser Theil unserer TageS presse hatte es während der letzten Ver wickelung mit Chile für angemessen g?- halten, der Republik Chile gegenüber einen Ton der spöttischen und hochmü thigen Geringschätzung anzuschlagen, wie ihn etwa einst der Philisterheld Goliath d.'m jungen David oder der , mächtige Perserkömg Xerxes dem kleinen Völkchen der Athener gegenüber ge brauchte mit weichem Erfolge, weih Jedermann. Es ist thöricht, selbst einen unbedeutend erscheinenden Gegner zu unterschätzen. Doch geräth der, welcher in solchen Füllen zur Besonnenheit und Vorsicht mahnt, leicht in den Verdacht des Mangels an Patriotismus, wovon der kluge Adolphe Thiers, der dem Kriegstaumel d'r französischen Kammer im Sommer 187 V mannhaft entgegen trat, ein Liebchen zu singen wußte. Meist find solche chauvinistische An- Wandlungen auf die Unwissenheit der urtheilslosen Menge über die Hil s räfte des Gegners zurückzuführen. Und wer von Chile als einem elenden, armen, von Kriegswirren und Factionen zer rissenem Lande spricht, beweist damit nur seine Ignoranz der einschlägigen Verhältnisse. Chile selbst ist seiner geographischen Lage und Beschaffenheit nach auf die See angewiesen. Seine Küstencnt wickelnng ist beispiellos: es erstreckt sich in der Richtung von Nord nach Süd an der westlichen Küste des südamerikani schen Kontinents von der subtropischen Region unterm Wendekreis deZ Stein- Kocks bis tief hinunter nal> der unwirth lichcn, von Stürmen und Regengüssen gepeitschten Küste des Feuerlaudes und des Kap Horn. Die Länge der Küste beläuft sich auf rund 2500 Meilen, also etwa der Distanz zwischen Liverpool nnd New York. Zu dieser ungeheuren Küste steht die Breite des Landes, die zwischen 5V und 200 Meilen variirt. allerdings in keinem Verhältnisse. Doch aber macht der Flächeninhalt ein ganz rcspec tables Areal aus, welches der Gesammt oberfläche der Staaten Maine, New Hampshire, Vermont, Massachusetts, Rhode Island, New Jersey, dazu einem Drittel des Staates New Hark, Pcnnsylvanien, Virginien, Georgia und Nord-Carolina, ganz Delaware, fast ganz Maryland, Dreiviertel von Süd- Carolina, ganz Florida und einen Zipfel von Alabama gleichkommt. Chilenische Schönheiten. Die Bevölkerung des Landes besteht aus drei streng von einander durch Ab stämmling, Sitte und Gewohnheiten geschiedenen Elementen. Die herr schende Klasse sind die Nachkommen der einstigen Eroberer des Landes, der Spanier, weshalb auch Landessprache, Gepflogenheiten nnd Rechtssystem durch weg spanisch sind. Seit dem Jahre 153 Z, als Pedro de Baldivia das Land in Besitz nahm und die eingeborenen Jndianerstämmc, die zu der a ) über Peru verbreiteten Nation der Ärauka-> nen gehören besiegte, hat sich spanische Kultur allmählich über de» ganze» Küstensaum verbreitet. Noch aus der zweiten Hälfte des 1«Z. Jahrhunderts da tirt auch die Gründung der bedeutendsten Städte, wie von Santiago, Valparaiso u. a. m. Diese zählen mithin zu den ältesten europäischen Gründungen des südamerikanischen Kontinents. Die Engländer habe» wiederholt, und zwar zuerst bereits unter Sir Francis Drake. dem bekannten Entdecker der Kartoffel, Ersuche gemacht, sich in Chile festzu setzen, doch wnröen sie stets wieder von den fpanifchen Kolonisten und deren Nachkommen verjagt. Die drei Bevölkerungselemente, die oben erwähnt wurden, sind die spani schen Abkömmlinge, welche auf die Rein heit ihres Blutes stolz sind und die herrschende, wohlhabende und handel treibende Klasse repräsentiren, dann die Bauern, Mischlinge der Indianer und Spanier, und schließlich die Ueberbleib sel der besiegten Jndianerbevölkerung. die Araukarien. Zur zweiten Klasse rechnet man auch die halbwilden BiehArten, die meist mit dem Namen Vaequeros bezeichnet werden. Sie sind den peruanischen Gauchos in Sitten nnd Lebensweise sehr ähnlich. In den »»geheuren Ebenen, LlanoS genannt, wohnen diese Hirten m ärmlichen Hütten, allein aus sich elbst angewiesen bis auf einmalige !urze Unterbrechung im Jahr. Das st dann aber auch ein Festtag. Geschmückt mit dem bunten Poncho, nit dem der Bacquero sich malerisch zu Drapiren weiß trotz dem vornehmsten Hidalgo, treibt er die zum Verkauf be stimmte Heerde von Jungvieh und Llamas hoch zu Roß. die filberbeschlage nen Kolben seiner ungeheur»» Kaoal leriepistolen in den Satteltaschen, zur Stadt. Hier empfängt er zugleich auch seinen Jahreslohn in dem Comtoir der großen Bichzüchterfirma ausbezahlt, in deren Sold er steht. Bald ist ein gro ber Theil des sauer verdienten Lohns wieder verjubelt, und mit schwerem und leichtem Beutel trabt unser Vacquero wieder verdrossen aus seinem Rößltin den einsamen Blanos zu. Manchmal dauert die Reise tagelang. Bald scheinen die schneebedeckten Häup ter der majestätischen Anden, deren un- i geheure Kette ganz Südamerika von !»?orv nach Süd durchzieht, iininei näher zu rücken. Die Landschaft wird wellenförmig und steigt allmälig an; der Baum wuch-Z verschwindet und macht dem ein förmigen Grasineer, aus dessen hohen Halmen kaum der Kopf des Pferdes emportaucht. Platz. Der Vacquero ist wieder allein. Mit freudigem Gehcut springen ihm seine treuen Huude ent gegen. Droben zieht der Condor im Aetherblau, kaum als Punkt von der Ebene aus erkennbar, seine weiten Kreise, flucht der Vac quero zwischen den Zähnen, als er mil scharfem Auge den König der Geiei erspäht. Weiß er doch, daß dieser nur auf die Gelegenheit lauert, um sich au> ein versprengtes Lama aus nngeheurei Höhe herabzustürzen. So ist dcr Lac quero aus sich und seine Träumereici! angewiesen. Vielleicht ka-nn er ein schwarzes Augenpaar nicht vergessen, )aß aus der dunklen Mantille dem kräf tigen Burschen versührererische Blicke >uwarf, während sie mit schelmischem iiächeln ihre Pcrlenzühne zeigte.... LSMiche Hütte. Viel tiefer nnter dem Vacquero steht >er Peon, der Farmarbeiter, Bauer ind Tagelöhner. Sein Loos ist eigent ich der Sache nach nichts anderes, als ine trostlose weiße Sklaverei, aus der S menschlicher Voraussicht nach keine Erlösung für ihn gibt. Eine schlechte srnte hat ihn in die Gewalt seines iirundharrn gebracht, aus der es kein Entrinnen gibt. Die schlechte Ernte löthigte ihn, Vorschüsse zn entnehmen. Damit ist sein Schicksal besiegelt. Sein Verdienst ist nach Abzug der theuren Pacht sreie Bauern kennt Chile licht, nue Pächter so gering, daß eS laum zum Unterhalt für ihn und seine Kamilie ausreicht. So quält er sich lein Leben lang damit ab, seine Schuld dbzuzahlen, kann aber kaum die Zinsen Irschwingen. Die Schuld geht dann auf leine armen Kinder über, und so wird iiiefen schon bei der Geburt das traurige Zeichen der Hörigkeit aufgedrückt. Es ist klar, daß eine Menschenklasse, welche Niemals hoffen kann, zu wirthschast- Ücher Selbständigkeit zu gelangen, jede Spannkraft und Energie einbüßen Der Peonismus ist das unheilbare Ue bel, an welchem die Mehrzahl der süd amerikanischen Republiken krankt. Ol,r«nhaube. ES ist eine Thatsache, die sich vielen Müttern in unangenehmer Weise bei ihren Lieblinge» bemerklich macht, daß die Ohren bei Kindern beiderlei Ge schlechts während der ersten Lebens jahre oft genug in häßlicher Weise ab stehen. sodaß sie eher Terrinenhenkeln, als menschlichen Ohrmuscheln ähnlich sehen. Allerdings legen sich wohl in den meisten Fällen die Ohre» der Kin der allmählich mit z»»ehmendei, Alter mehr nach dem Schädel zu wieder an. und <>n den Mädchen trägt die übliche Haartracht noch schneller dazu bei, als bei den Knaben, um das Oval des KopfumrisseS wieder ungetrübt herzu stellen. Doch kommt es auch vor, daß der entstellende Winkel der Ohrmuschel zur Schädeloberflächs sich nicht verrin gert, daß vielmehr die abstehenden Oh ren ihrem Träger auf Lebenszeit ver leiben. Ein einfacher Apparat, den vor stehende Abbildung zeigt, dient dazu, um in früher Jugend diese Entstellung dauernd zu beseitigen. Dieselbe besteht aus einer Art Riemenhaube, die sich biegsam und doch fest den Ohren an schmiegt uniNnese zeitig an die Kopfseite sanft andrückt. Unter dem Kinn wird diese Ohrenhaube oder -Maske nicht zu fest, wie ein gewöhnliches Kindeihäub chen, zusammengebunden. Es ist nicht erforderlich, Riemen, die natürlich aus weichem Hirsch- oder Glaceleder sein müssen, zu verwenden; Leinwand thut dieselben Dienste. Auch brauchen die Kinder die Haube nur wahrend der Nachtruhe zu tragen. « ch u l d »». „Schulden," sagt das Sprichwort, „sind keine Hasen, sie laufen nicht da von." Aber ebenso fest steht, dast sie Demjenigen, welcher sie zu befahlen hat, sehr lästig zu sein pflegen. Einen Trost, wofern es Überhaupt einen solchen in .icr betreffenden Lage gibt, findet er höchstens darin, das; er sich niemals al lein in derselben sieht. So lange die Welt besteht, eristirt auch das peinliche Gefühl, das; wir einem Andern, für das, was er nnS geleistet hat, einen Ent gelt schulden. Er braucht keineswegs stets in klingender Münze allein zu be stehen oder in der Einlösung eines Wech sels, welcher uns zu einer ganz bestimm ten Zeit präsentirt wird. Das Thema läßt sich vielmehr nach den Ausführun gen eines Hiiinoristen, der damit recht iehwerwiegende Wahrheiten in aller Nacktheit sagt, sehr ergiebig behandeln. Vor Allem sind wir Menschen schon ge borene Schuldner. „Das Leben selbst ist nichts als eine Schuld, die wir mit dem Tode bezahlen. Wir haben ferner nichts, wofür wir nichts schuldig wären nicht einmal die Luft, in welcher wir leben, ist uns geschenkt. Wir sind nämlich schuldig, dafür zu athmen, so lange wir am Leben sind. Tie Mutter >ahlt die Liebe, welche sie für ihre Kin zer empfindet, mit dem Schmerze beider Geburt derselben. Dafür wiederum schuldet das Kind ihr seine Liebe. So ist dieses ein gebo rener Schuldner der Mntter, und die Liebe für dieselbe eine heilige Schuld, )ie es umsomehr bedrückt, als es nie im Stande ist, dieselbe abzutragen. Weun >.' r Jüngling ein Mann geworden, so ist er seine Bildung dem Lehrer, seinen Gehorsam dem Gesch, sein Leben dem Vaterlande schuldig. Schuldet der Mann aber dem Anderen wirklich ein- m mas ja auch des öfteren vorkommen soll —, so ist ihm dieser da für in unterer gesitteten Zeit Humani tät schuldig." Das sind Thatsachen an denen Niemand rütteln darf, man taun sie wohl übersehen, verschleiern, aber niemals gänzlich aus der Welt schassen. Allein was sind gegen diese Schulden erst diejenigen, welche wir mit Bewußt sein eingegangen und auf Heller und Pfennig zu bezahlen haben! Nicht Je der vermag so leichtfertig in den Tag hineinzuleben, wie jener Taugenichts, der, darüber befragt, weshalb er denn ,n feiner Wohnung ein so Verhältniß mäßig großes Empfangszimmer gemie thet habe, zur Antwort gab: „Damit ich recht viele meiner Gläubiger zu glei cher Zeit warten lasten kann." Ueberhaupt ist in der gesammten Ziinst der Schuldenmacher der Gläubi ger der am meisten verhaßte Mensch. Man erlaubt sich, ihm Namen beizule gen oder eine Stellung in der Gesell- schast aufweisen, welche den sichersten Bcnnis für die betreffende Ansicht giebt. Ein hochgeborener Schuldenmachcr trifft auf dem Spaziergange einen der Vie len, die an ihn eine Forderung haben. A» ein Ausweichen ist nicht zu denken: der Graf weiß gänz gut, daß der Gläubiger nur diesen Weg gewählt hat um mit ihm zusammenzutreffen, um ihn bei dieser Gelegenheit womöglich an seine Schuld zu erinnern. Jetzt kommt er aus ihn zn und begrüßt ihn: „Ah, Herr Gras haben sich eine neue Dogge angeschafft? famoses Thier, aus Ehre!" „Ja wohl! Ich kaiin Ihnen sagen, vortrefflicher Hund! Folgt mir auf Schritt und Tritt! Ist anhänglich wie ein Gläubiger!" Die Anspielung soll durchaus die beabsichtigte Wir kung erzielt haben....Ein andermal trifft unser Schuldenmachcr einen seiner Gläubiger. Es war auf einem Reitwege in den Anlagen des Thiergartens, und wieder um hat der Gras das Gesühl, daß es eigens darauf abgesehen sei, ihn an das bestimmte zionto, welches der Ausglei chung harrt, zu erinnern. Man winkt ihm schon von Weitem, wohl oder übel muß er sein Pferd zum Stehen brin gen. Nun beginnt folgendes Gespräch: „Guten Tag, Herr Graf!" ~Jch habe Sie zuerst nicht einmal gesehen, Herr Kommerzienrath!" ~Aber ich Sie! Wenn man so reitet! Und was sür ein famoses Pserd Sie wieder ha ben!" „Finden Sie das?" ~Natürlich! Reitet eS einen guten Trab?" ~Das sollen Sie gleich se hen!"— Ein Anziehen des Halfters, -'in leises Schnalzen mit der Zunge, und das in der That sehr vorzügliche Thier schnellt dahin wie der Wind. Der Gras aber schlagt dem ihm nachblickenden Gläubiger ein Schnippchen und denkt: Diesmal hätten wir Dich also glücklich vom Halse!" Wie manche Leute darin gleichsam ein Talent besitzen, sich des unbequemen Gläubigers auf jede nur deutbare Weife ;u entledigen, fo haben Andere die nicht »linder zweifelhafte Fertigkeit, eine Schuld auf die frühere z» häufen. Man tann ihnen nichts abschlagen, selbst wenn man weist, daß man von ihnen ichwer etwas zurück erhält. Entwede, wird das ~Anpumpen" mit einer so! chen Virtuosität ausgeübt, daß man, überredet, überrumpelt, das gewünscht, Held hingiebt; oder wir stehen »nie dem Bann einer persönlichen Liebens Würdigkeit, welche Gewalt über unser, Tasche wie über unseren Geldschrank be sitzt. Solcher Natur muß Bolingbrokc gewesen sein, der leichtsinnige, fröhlich. Schuldenmachcr, wie ihn uns Srrib, mit allen Schwächen und Liebenswür digkeilen in seinem Lustspiel „Das Glas Wasser" geschildert hat. Solche Pumpgenics tauchen ferne' aon Zeit zu Zeit auf; wir begegnen ihnen in der Gesellschaft, wo sie wohl, gelitten sinv, obgleich Niemand davo. licher ist, das; er im nächsten Augenblick in die Tasche greisen muß, um die An nehmlichkeit des Verkehrs mit einer Snmmc zu bezahlen, die er vieUcichi niemals im Leben zurückerstattet erhält. Mitunter gesellt sich dazu eine Offen heit bezüglich dieses Zustandes, die nur daun begreiflich erscheint, wenn all« jene Merkmale zur besten Wirkung zu sammentreffen. Ich habe einen Be kannten, der gleichfalls als solches Pumpgenic beleumdet ist. Neulich be geguete ich ihm aus der Straße, wie er, in einen Pelz vom elegantesten Stoff und "schnitt gekleidet, daherkommt.... „Guten Tag!" „Guten Tag!" „Donnerwetter, Kerl, Du hast Dir ja ein Prachtstück von einem Pelz ang«» schafft! Was kostet der? „Ich weis; es nicht," antwortete er. mein Schnei-. ver hat mich noch nicht verklagt!" Ich begriff diese Antwort: er pumpt eben alle Welt an und weis; erst, was er schuldig ist, wenn man sein Geld habeu will. Tsr bekommt auch selten eine abschlägige Antwort. Nur sich sein Talent nicht bewihrt haben damals, als er unsern gemeinsamen Freuud X.. de» hartge sottensten Zahlcumenschen unserer ge summten Bekanntschaft traf. war auf der Straße und Freund Pump nieier tritt an ihn heran. wapp nete sich mit allem nur möglichen Wi derstand; er ahnte wohl, das; es Gegen stand einer wohlüberlegten Ueberrum pelung werden solle .... „Tu rechnest wohl wieder," fragt Jener. „Man muß nachgerade in dieser schlechten Zeit!" „Darf ich Dir einmal ein nencs Exempel aufgeben?" „Lag hören!" „Ich bin nämlich in einer kleinen Verlegenheit. Wenn ich nun annehme, das; Du dreißig Mari in der Tasche hast, wie viel würde Dir übrig bleiben, wenn ich Dich ersuchte, mir sünszehn davon zu leihen?" —„Dreißig Mark," erwiderte T. prompt, indem er sich ans dem Staube machte. Bein wir auf dem Gebiete des SchlUd.'nmachens richtiger Weife drei Stationen, Anpumpe», Gemahn-twer den Nichtzahlen annehmen, so besin den wir nns nnnmehr auf der Zweiten. Auch hier wächst der Humor so gedeih lich, daß man leicht ein Strüüßlein, gewunden aus den artigsten Vorkomm nissen, herstellen könnte. Eine Dame besucht ihre Putzmacherin, um sich nach dem Charakter eines Dienstmädchens, welches hier früher in Stellung gewesen, zn erkundigen. „Sie ist fleißig und ordnungsliebend," erwidert die Ge fragte, „in dieser Hinsicht hatte ich nicht zu 'lagen!".... „Ist sie aber auch ehr lich?" fährt die Dame fort. „Dar über bin ich in Zweifel," entgegnete die Putzmacherin; „ich habe sie letzthin mit meiner Richnnng zn Ihnen gesandt, und sie hat mir bis heute noch kein Geld abgegeben.".... Solches Mahnen durch die Blume ist in den meisten Fällen ebenso schwer wie heiter.... In jedem Falle bleibt das Mahnen immer pein lich, sowohl für den Schuldner als auch für dcn Gläubiger. Es gehört auf bei den Seiten schon eine bedenkliche Hart gcsottcnhcit dazu, wcnn man sich leicht in die betreffende Lage hinein sinket, leinen Fall giebt cs übrigens, wo der huldner das Mahnen seines Gläubi gers nicht mehr hört. Der tritt immer dann ein, wcun er sich bis über die Ohren in Schulden besindet. So überwuchert der Humor diese an sich »ncrsrculiche Situation im Leben des Sterblichen mit reichem Gezweig. Und das ist cin Glück, denn aus diese Weise kommt er am ehesten dazu, sie zu verwinden und somit wieder slott zu werden für die Obliegenheiten des Da seins. Ich habe einen guten Bekann ten, der, sonst cin samoscr Kerl, doch niemals aus den Schulden heraus kommt. hat er das Uiiglück.eincm jener Lumpen in die Hände gefallen zn sein, welche nicht allein ihr Geld zurück verlangt». sondern den kleinen Dienst, welchen sie mit der Gewährung des Dar lehens erwiesen haben, noch mit blnti» gen Wnchcrzinscn in die Höhe zu trei ben wissen. Das Gesetz geht ihnen ja, wenn Klage erhoben wird, scharf zn Leibe, allein die Schlanfüchse lassen sich beinahe immer eine Hinterthür offen, durch welche sie entschlüpfen. „Wann also werde» Sie zahlen?" herrscht der Gläubiger den armen Gu stav an. Der antwortet mit aller See lenruhe: „Sobald ich das Geld bekomme, wel ches mir der Verleger zahlt, wenn er den Roman acceptirt, den ich ihm einsende, nachdem das Werk beendet ist, welches ich beginne, wenn ich nur st cinen pas senden Stoff und die erforderliche poeti sche Inspiration habe dann sollen Sie sofort öesriedigt werden!" Der Wucherer ist außer sich; mein freund behält seine Ruhe. Jener sieht ein, daß er gefoppt dieser will sich zn keinen, anderen Termin, bestim me,» lassen. Cs kommt natürlich zur Klage. Die bekannte Hinterthür steht offen. Gustav wird verurtheilt. Nun nimmt der Proceß den üblichen Gang. Der Gerichtsvollzieher sncht, was er nicht findet, und Gustav bekommt die Vorla dung. den OffenbarnngScid zu leisten ... „Alle Wetter,'" sage ich. „das hätte ich doch zu vermeiden gesucht!" „Glaubst Du denn", erwiederte er, „daß ich dem Manichäer den Gefallen thun werde?" „Du wirst es wohl müssen, nachdem die Sache einmal so weit ge kommen ist!" „Fällt mir gar nicht 'in!" ..Wie willst denn Dn diese Klippe zu umschiffen suchen?" ..Das wirst Du schon sehen," entgegnete er zcheimnißvoll. Der Termin kommt. Der hartgesottene Gläubiger wartete «chon, als Gustav erscheint. Aber den Nanrfcstationseid hat er wirklich nicht .geleistet, weil er. wie er zu», Gaudium ser Anwesenden angab, cin goldenes Hünsmarkstück verschluckt habe, welches ihm noch immer im Magen sitze Ob es wohl inzwischen den Wallereg Tpeisen genommen haben mag? Ausweg. Das Haupttheil menschlicher Beschwer den W sclbstgcschafsenc Pein! t>crzuhte keck, glücklich zu werden.... Du wirst dann glücklich sein!
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