2 W»» Telephon et««s Glückliche«. Seit der EiZ-ftihning dcs Fern, sprcchcrs habe« vic Mcnschcn gclcrnt, dic wundervolle Einrichtung dcn »er schiedcncn Zwecken dienstbar zu machen. Neben den Mittheilungen glcichgiltigcr Natur, welche dcr Geschäslstag ersor dert, trägt dcr geduldige Draht nicht selten mehr auch Mahnungen und Beleidigungen weiter, wovon schon manche Verhandlung vor Gericht Zeug niß gab. Wem so etwas widersuhr, hat Edisou und dcr Armcc von Tele. Phon-Bediensteten, die sein Werk auf dic Beine gestellt hat, schwerlich segnende Gedanken gewidmet. Daraus brauchen sich aber die von solchen Wünsche» Heimgesuchten wenig zu machen. Hie und da kommt doch Einer, der sich dcm Telephon zn Dank verpflichtet fühlt uud dcr Tank dieses einen Guten wiegt viele Wünsche auf. Ein solcher Glück licher von des Telephons Gnaden haust derzeit noch ans dcm hochgeschraubten Pulttische in einem sehr bedeutenden Geschästshause in M. Bald aber wird er in das Allerhei ligste des Hauses, in das Privat- Comptoir des Ehess übersiedeln, um bort den angenehmeren Platz eines Schwiegersohnes und Socius einzuneh- > mcn. Der junge, fähige Mann, der! als Buchhalter scit etwa acht Jahrcn in dem Geschäftshaus? von dem wir spre chen, bedienstet ist, hatte sich in die Tochter seines Chefs nach Menschenart „sterblich" verliebt und sann über allen Eintragungen in seine Haupt- und Cassabiicher natürlich einzig darüber nach, wie ihm zu dcm hübsche», jungen Wcibe, daß als schmucke Eins siins Nullen hinterdrein zog, verholfeii wer den könnte. Er baute vor, indcm er sich des Chefs vollstes Vertrauen und Anerkennung verdiente, und als cr von diesem Gute genügend beisammen hatte, faßte er sich das aus einschlägigen No vellen bekannte Herz und unternahm dcn Gang zum Papa. Der zeigte ihm das in diesen Fälle» bekannte kühl-reser virte Sphinxgesicht auf die nicht son derlich eloquent und fließend vorge brachte Werbung, entließ den Beamten- Brautwerber mit dem Bemerken, daß cr ihm demnächst eine Antwort ertheilen würde. Sie hatte ihm beim Scheiden warm die Hand gedrückt. Und das genügt, besonders wenn daß Töchtcrchen das Pantöffelchen schwingt. Am nächsten Tage wurde es Zwölf, allein weder dcr Chef noch eine Antwort kamen. Beinahe ließ dcr Wcrbcr das gestern gefaßte Herz, wie soeben seinen Federhalter, wieder fallen. Da bim melte die Glocke ani Telephon. „Herr Buchhalter werden gerufen'" berichtete der Telephoudiensthabende. Seufzend klomm der Angerufene von feinem Pult herab und ahnungslos stellte er sich dem Schalltrichter. Herr 5... ?" „Bin am Telephon! Wer dort?" „Er kennen Sie meine Stimme nicht?" Eine Damenstimme! Wer kann das sein? Der Buchhalter war zu verliebt, um das zu errathen, und schaudernd vor Freude vernahm er nur, daß ihm die Damenstimme die Zustimmung des Vaters zur Verlobung' tclcphonirte. Er mögc nur pünktlich um Zwei zum Speisen erscheinen. „Danke— Schluß!" kam es geschäftsmäßig von des Seligen Lippen, und ein paar Tage später wurde dic telcphonischc Verlobung bei «inem stattlichen Festmahle bestätigt. Dcplacirt. Noch vor etwa zwanzig Jahrcn befand sich an einem Wirthshaus in Gohlis bei Leipzig ein Schild mit dcr Ausschrift: „Hier hiclt sich Napoleon l. am 10. Octobcr 1813 ans." Nach dcr Schlacht bei Sedan hiclt dcr damalige Besitzer des Wirths hauses cs uicyt mehr für zeitgemäß, mit dem Besuche des alten Erzseindez zu prunken, und entfernte das Schild. Es begab sich aber, daß ein Engländer nach Gohlis kam, in der ausgesproche nen Absicht, das Wirthshaus kenneu zu lernen, in welchem sich Napoleon I. am 16. October 1813 aufgehalten hatte, denn in einem englischen Reisehand bliche war dies Haus mit der Tafel als Sehenswürdigkeit aufgeführt worden. Stundenlang suchte er herum, aber vergeblich. Da er durstig war. kehrt, er in ein Wirthshaus ein' (zufällig wa, es gerade das gesuchte), und einer Ein ladung des Wirthes folgend, ging cr in den znm Biergarten umgewandelten Hof. Tort blieb er ober betroffen stehen, dcnn an einer Hundebnde lehnte ein Schild mit der Aufschrift.; „Hier hielt sich Napoleon I. am 16. October 1813 auf." Der Engländer blieb lange staunend davor stehen, dann rief cr ans: „Es ist ein wahres Wmider, daß cr da Platz gehabt hat!" schnitt sich einen Span von dcr Hundebnde ab uud ging davon. —A u s der Sch u le. Lehrer: Wcs halb bist Du zu spät gekommen, Mül ler? Müller: Unsere Uhr ging nicht richtig. Lehrer: Und D» Meier? Meier: Ich tonnte meine Bücher gar nicht finden. Lehrer: Und Du Leh mann? Lehmann: Ich hatte Nascn blirten. Lehrer: Und Du Schulze? Schulze (sängt laut zu weinen an.) Lehrer: Weshalb weinst Du denn? Schulzc: Ja, die Andern haben schon alles gesagt, nun weiß ich uichts mehr. B c rm Wort genommen. Richter (zu einem schon mehrmals we gen Trunks Bestraften): Könne» Sie denn das viele Trinken nicht lassen? Trinken Sie doch Wasser, wenn Sie Durst haben!" Angeklagter (das aus dem Richtcrlisch stehende Wasserglas be merkend): „Ich bin so srei, Herr Amts richter!" Parirt. Vor der Hochzeit ver sprachst Du mir, alle meine Bedürfnisse in Ziikunst zu bestreiten nnd brichst schon heute, nach kaum sechs Wochen, Dein Wort. Wieso denn, mein lie bes Wcibchcn? Nun, ich wiederhole Dir nochmals, ich brauche ein neues Kleid. Gut und ich bestreite cs. Der Menschenmarkt in.Lurem» bürg. Dic Luxemburger Nachkömmlinge der alten Sachsen iu Sprache, Gesittung und Brauch, haben in ihrcm Volksleben noch heutzutage so Manches a»fzu>vei sen, was dcm Sturm dcr Zeit Wider stand geleistet und sich du»ch dic Jahr hunderte bis i» dic jüngste Zeit unau getnstet erhalten hat: in jcdcm Luxemburger stcckt ctwaS von jcncm al tcn Sachsenstammc. aus dcsscn rauhnn Holzc die Wiege seiner Ahnen gefertigt war. Das Volk der Luxemburger ist ei» „ungestüm' aber bieder Volk". Dies Zeugnist gaben ihm die bei der Einzugsseier dcs »unmchrigc» Herr scherpaares, dcs Grosthcrzogs Adols nnd der Grostherzogin Adelheid, i» Luxem burg anwcscndcn zahlreichen Deutschen, insbesondere jene aus dcm Nassaucr ande. „Ungcsti'im' ab«, bieder":.das lauen wir gelten. „Sei mir gegrüstt", frucht- und iuänucrrcick>e Mosolla", nist dcr lateinische Dichter Ansonnins ans, hier hat die Natur ihren Lieblin ge» Sitte, Frohmuth und GesinnuiigS tüchtigkeit verliehen." Ich höre da den werthen Leser sagen: „Das war Alles früher da, heutzutage gibts ja nichts Originelles mehr. Mo derne Ideen nnd Anschauungen dringe» ans de» Flügeln des Dampses »nd der Elektricität überall hin, »nd mit dcm Althergebrachten hat's ein Ende." Freilich ist dem so, aber ich frage: Ist das vom Guten oder vom Bösen? Eines ist sicher: die alte Welt, das Althergebrachte verschwindet, dic Lokal farbc vcrdirbt Alles, sie verwischt die Urtöne der einzelnen Länder. Besucht die luxemburgische» Städte und Dör fer: das pittoreske Alterthünilichc, dies« intime Phhsiognomic verschwindet im mer mehr. Gebräuche uud Gewohn heiten werden unter dcr Tünche der Ci vilisation begraben, stückweise, bis zur letzten Spur verwischt. Nur hicr und da trifft man »och cin« sogenannte patriarchalische Oase an. Dies ist insbesondere im lnxcnibnrgcr Land dcr Fall. Ein nraltcr Brauch, dcn dic Jahrhlindcrtc nicht zu vcrdrän gcn im Stande waren, und der sich im Gegentheil von Jahr zu Jahr immer mehr ausdehnt, ist dcr alljährlich am 28. Dcccmbcr, als am Fcstc der „un schuldigen Kindlein" iu Luxemburg stattfindende große Gcsindemarkt oder Mcnschcnmarkt. Sie kücheln ungläu big, schöne Leserin, werther Lcser: Si glauben nicht daran? Und dennoct, hat die Sache ihre volle Richtigkeit. Wir wollen den diesjährigen Tienst boteilmarkt in kurzen Zügen so schil dern, wie cr verlief. Das einzige und wunderliche Schau spiel, das dic wcrthen Leser bisher auf der Bühnc i» Planqucttcs uustcrblichcr bcwundcru Gelegenheit hatten, kann man sich alljährlich aus dcm weit und breit bcrühnitcn Gcsiiidcmarlt zu Lu xemburg iu Wirklichkeit mit allen sei uen wunderlichen, heiteren und ernste» Momenten ansehen. Wir wollen ja hicr dic Fragc nicht untcrsuchc», ob der alljährlich abgehaltene Gcsindemarkt cin „Schandfleck des neunzehnten Jahr hunderts" ist oder nicht, wie mancher behaupten will. Nur sragen wir mit einem dortigen Tagcsblattc: Was ist dcnn an dic Stelle des Gesindemarktes zu setzen? Es gilt cin Bedürsniß, und zwar ein doppeltes zu besriedigen: Landwirth und Herrschaft müssen Ge sinde haben, und mit persönlichen Be mühungen, Schrcibcn u. s. w. können bei Weitem die Meisten nicht die richti ge» Personcn sindc». Tann hättc auch der Dieiistbotc gcr» Voschüstigniig, »nd wcim cr z» Hause sitze» bliebe, löiinte kr vielleicht lange sitzen, ehe er um seine Ticnstlcistungeu angegangen würde; und mc»» cr auch persönlich >'ic cisrig stcn Schritte thut, um Anstcllung zn er halten, bleibt er doch häusig ohne Ver dienst. Zum letzten Gesindemarlt. dcr in mitten dcr Stadt aus einem sreie» Platze abgehalten wird, waren etwa 7 800 männliche »nd weiblich« Tieiistbotcn gekommen. Dic Mchrzahl waren Lnrcinbllrger, doch war auch dic deutsche, französische und belgische Nationalität vielfach vertreten. Ein ur altes luxemburgisches Sprichwort lau tet: „Op Stephanstag Dei Pack' mach!" Diese Mahnung nehmen sich dir Dienstboten zu Herzen und darum kom men sie am dritte» Tage nach Weihnach ten schaarcnweise zum Gestiidemarkt u»d stellen sich allda auf: Jünglinge und Mädchen durcheinander. Letztere sind grösttentheils von ihren Müttern beglei tet. Bei den Griechen und Römern wurden bekanntlich die Sklaven und Sklavinnen in einem Kreise a»sgcstcllt. Eine am Hals befestigte Tafel enthielt kurze Aufzeichnungen über den Charakter und die sonstigen Eigeuschaste» des Ein zclnen. I» dem Umstände, dast aus dem luremburgischen Gesiiidemarlt die beiden Geschlechter durch einander und wcdci Dienstherr noch Diener von cinandei geschieden sind, liegt wohl der Beweis, dast die „Kasten von ehedem, wenigsten dem änstcren Scheine nach, verschwun den sind; jedoch auch hier, wie in sc manche» Anderen mag sich Europas „übertünchte Antisklaverci" »och sc sehr mit dem Firnist der Zeit überzie he», die Wurzel ist noch nicht ausge rottet. Unter den „ausgestellten" Dienstbo ten des letzten Marktes sah man dii verschiedenartigsten Gestalttin hier einen sogenannten „Lümmel" mit str»ppigeni Kopshaar, düsterem Gesicht, schlechter Kleidung. Nach dem unheimlichen Ge sellen geschah keine Nachfrage. Nie mand wollte den Gesellen unter seinem Dache haben. Das Gesicht gemahnte unwillkürlich an dasjenige des niinniehr in Metz ent hauptete» Raubmörders Uebing. de> nach dem Morde des Oberstlieutenants Präger nach Luxemburg floh, km im bei einem Bauer in Dienst trat und dort verhaftet wurde. Neben dem rothhaa». cigen Gesellen stand ein „großer Schä ler," der ans der Eisel gekommen war. Zin strammer Großbauer blätterte in dcm dargebotenen Dienstbuch und prüfte jcdcs Wort, jcden Buchstaben mit Vcdacht. Möchte das Resultat der Prüfung cin günstiges für den braven Eifcrlcr gewesen sein! Tort steht ein „Großknecht", ein stämmiger Kerl, ge sund und blühend. Er scheint seiner Sachc sichcr zu scin, indem er dem vor ihm stehcndcn Dienstherr» dic Rcchtc znm Einschlagen nur untcr Zögern reicht. Mit dem Einschlagen ist der „Handel" abgeschlossen, und Beide len ken ihre Schritte zu einem nahen Gast hause zur Bcsiegelung des »cuen Ver hältnisses bei einem Schoppen odcr Hnnipc». Wenden wir uns zu den Mädchen. Hier ist das Bild cin cigcnthümlichcs. Dort sührt dic Miitter odcr auch die Taute das Wort und streicht die gute» Eigcnschnstc» ihres Schützlings nach Gebühr hcraus. Hicr cine gesunde.dralle Baucrnmagd. da ein schüchternes Kin dermädchen mit verschämten frischen Wangen. dort steht cin niedliches Kammermädchen vor einer stattlichen Dame »nd hält dic Feuerprobe dcs sie beglcilciidcn Hcrrn aus, dort dic ro bllstc Köchin, dic der exaniiiiircndcii Hcrri» dic „warme und kalte Küche" aus dem kalken Pflaster mit lebhafter Gestikulatiou demonstrirt. Unter dcn weiblichen Dicnstbotcn herrscht dic größte Ülnimirthcit; man schcrzt, gcstitnlirt, haudcll hübcn und drüben, bis die Maid einwilligt und dcr Herrin folgt. Auch sind zahlreiche Zwischcnhandlcr anwcscnd. Während der eine seinen Schützling lobt und an de» Mann zu bringe» versucht, ficht ma» scinc» Kot legc» cinc Grimmasjc schncide» uud dcr Herrschaft durch vielsagende Blicke be dcutcn, sie möge »nit ihm in Unter handlung treten. Für die Zwischen häiidler fallen selbstverständlich von beiden Theilen, sowohl seitens dcr Herrschaft als dcs ciinvilligcn dcn Ticnstbotcn Trinkgelder ab. ES ist zu bemerken, daß zahlreiche Dienstherren wohl cchtc „Menschcn tcnncr" sich, sobald sic cin Augc auf eincu ihiicn znsagcndc» Dicnstbotcn ge worsen, mit demselben einem Wein vder Bierhanse zusteuern, um allda dcn „Handel" abzuschließen. Das sind die ..Klngc»", dic sich ihre Wahl nicht strei tig machen lassen und das „Geschäft" lieber intsr pooul» abschließen wolle» im Gegensatz zu den „Thörichten", dic entweder aus Geiz oder a»s Dummheit die kleine Ausgabe scheue». Treten wir in eines der Gasthäuser nn. Da geht's hoch her. Die Baucrs ieute wissc» weshalb. Hicr sitzcn zwei riesige lothringische Pächter, diccben vier Dieiistkiicchtc „cngagirt" hatten. Die icuen Rekrnte» sind vollauf damit be schäftigt. cin Jcdcr ei» fctttricscndcS Schwcinskvtclette zu vcrzchrc». Die ...Hcrrcii" sprcchc» französisch, dic Bur iche» luxemburgisch, und dennoch scheint na» sich gegenseitig gnt zu verstehen. >V.i einer anderen Ecke der Wirthsstube ützt ei» junger Bauer, der cinc ih>>> ge gcnübcr sipciidc, vor Gcsundhcit blü hende Magd mit glückstrahlender Miene US neues FaiNilicnmitglicd angcivorbcn )at »nd dic „Erstrittene" bereits mit >em Namen „Gretcheii" anredet, mit hr aiistößt und sie zum Trinken er nuntert. Gretcheii thnt dies auch, mahnt jedoch «um Ausbruche, da der Heimweg ein veiter sei. Der glückliche Baner achtet cdoch nicht hieraus, bestellt eine..Neue" »id beschreibt seinem Gretcheii alsdann freudestrahlend seine neuen nnd gcräu nigen Schweineställe, in denen die Zralle Magd jetzt bald schalten und valten soll. Nachdem uns der Wirth verrathen. >er junge Bauer sei Wittwer, lassen wir zie beiden Glücklichen allein, Möge ?er Hansstand des redseligen jungen LaucrS unter der Aegide seines nencr vorbencn GretchcnS gedeihen lind rcich iche Früchte tragen! Kehren wir znni eigentlichen Markt '.»rück. Es ist wohl sclbstvcrstaiidlich. Zast nicht alle «tellc-nlosc neue Stellen linden. Unter der Mcnge dieser Dienst bote» bcsiiidet sich manch „räudiges Schaf",wie der Bauersmann die schlech ten Dienstboten benennt. Mancher hat eine schlimme Vergan genheit, viele besitzen nichtcinnial das ge setzlich vorgeschriebene Dienstbuch, in Kelches die bisherige» Dienstherren die Aufführung, den Fleiß, die Fähigkeiten und den erhaltenen Lohn eingetragen habe». Diese finden meist keine Stellen, und aus Aerger darüber wandern die „ans cangirten" Knechte und Mägde zum Tanzboden, wo sie den letzten Heller hervorhole», >ck> ihn dem Spielmann zu übergeben. Das Tanzbein wird lnstig geschwun gen niid zur späten Nachtstunde wan dern die lärmenden nnd johlendenPaarc .icr Heiinalh zu. «ie be.ampsc» ihre» Hummer mit Schreien und tanze» tics betrübt dazu: die beste Philosophie der uiitercn Stande. Da hören wir den Leser noch eine Frage stellen: „Sind die Dienstboten, die auf dem Gcsindemarlt erscheine», de»» a»ch gute?" Ein alter Ba»er gab aus diese Frage die drastische Ant wort: „Lieber Herr, die gute» Dienst boten sind so selten wie die grüne» Hunde." Notiren wir schließlich noch die in die sem Jahre vereinbarten Löhne, welche »n Allgemeinen merklich gestiegen sind : Baucrutncchtc 30—t0 Mark monatlich und 2 Paar Schuhe jährlich. Vaucrn mägdc 20—25 Mark und Schuhe. Jüngere Knechte und Mägde 15»—18 Marl uud Schuhwerk. Köchinnen für Herrschaften: 30—50 Mark monatlich und Trinkgeld. (Militär als „Mit esser" ist hier unbedeutend, indem die zesammte Militärmacht nur 120 Mai», zahlt.) Kainmcrkatzen und Kinder mädchen stellen sich auf 25—30 Mark .'pro Monat. Die Dienstzeit dauertdvti Weihnachten bis Weihnachten. Sobald dcr „Handcl" abgcschlossc», nimmt der Dienstherr das Dienstbuch zu sich, um dasselbe beim Alistritte dem Dienstboten wieder ciuzuhäudigcii. Dcr bäuerliche Hausherr bezahlt Zechc und Mittagessen im Wirthshause uud begiebt sich mit dcm ncucn Dienstboten aus den Weg zur Hcimath. Nach elassischem Muster. Ein köstliches Geschichtchen, cin Sei tcnstück zu einer Begebenheit, die Lessing in einem seiner Epigramme verewigte, wo ei» kurzsichtiger Richter einen Färber mit blauen Händen ersucht, vor dem Schwur die Handschuhe auszuziehen, nnd der Färber dcm Richter zuruft, die Brille auszusetzen, erzählt man aus.... nun, dcr Name des von Berlin nicht allzuweit ciitscrinc» Städtchens thut ja iliclFS zur Sache. Der dortige Land richter hat außer seiner im hohen Grade ausgebildeten Kurzsichtigkeit eine Idio synkrasie gegen Schußwaffe» jeder Art. Welches traurige Ereigniß letztere her vorgcruscn, lassen wir dahingestellt, böse Zniige» behaupte», einstmals sei aus dcr Jagd dic Büchsc scincs Hintcr maiincS zusallig losgegangen und die Schrotladnng habe ihn höchst schmerz haft, wenn auch nicht gefährlich, an einem minder edlen Theile feines Kör pers verletzt, genug, wo crcin Gcwchr »dcr dergleichen sah, wich cr in wcitcni Bogen ans. und wcr ihm cincn Scha bernack spiele» wollte, branchte ihm nur einen Revolver oder cine Pistole vor die Augcu zn halten; cr gcricth bei ihrcm Anblick iu die höchste Ekstase. Der Musiker 8., eiu tüchtiger Fagot tist, kaun hiervon ein Lied singeu. Er erhielt vor Kurzem in irgend einer An gelegenheit eine Vorladung, um als Zeuge zu dienen. Da gegen Mittag line Probe angesagt war, so nahm er sein Fagott gleich mit, um sich vom Gerichtssaal direct zur Probe zu bege be». Er wird nach kurzem Warten vom Gcrichtsdic»cr in de» Saal hinein zerufen und tritt vor den kurzsichtigen Landrichter hin. Kaum erblickt dieser das Instrument, welches der Zeuge harmlos im Arme hält, da ist cs auch mit seiner Rnhe vorbei. „Fort mit dem Gewehr! Hinaus, sage ich!" schüchtern will der Musiker den erreg ten Richter ans seinen Irrthum aus inerksam machen. „Es ist ja mir cin ganz harmloscs 81a5...." „Harmlos zdcr nicht! Anch Blasröhrc könncn gcsahrlich wcrdcn, wen» sic geladen sind! Fort mit dcr Waffe!" „Ver zeihen Sic, Herr Richter." erwiderte jchüchtern dcr verwirrte Fagottist, ..sie kann doch nnr gcsahrlich werden, wenn 'in falscher To» —die Dissonanz —die Klappen der Einsatz im Enscmblc —" Auf cincn strengen Wink des Richters nahm dcr Gcrichtsdicncr die „gefahrvolle" Waffe und trug sie hin aus. Erst dann wurde zur Verhand '.ung geschritten. Im Freundeskreis. Wo die Hcrzcn sich cng aneinander fü gen Da mag es an eine m Freunde genü gen. Wo aber daheim oder geht's auf die Reise, sich ein Frcundcsbund eint zu gesclli geui Kreise, Da gleichen der Linie der Freunde z iv e i. Der sicheren Flache so scheint es mir drei. Toch gibt eS nicht viel, was mir besser gesällt, Als wenn sich zum dritte» der v ierl e gesellt. Hat der sich den andern recht innig -verbunden, Dann ward erst das Pierblatt, das Glück bringt. gesunden DrcisUßige Tische, sie stehen und tra fen. Am vicrbcin'gen nur si'it der Mensch mit Behagen, lind wenn mir von jeglicher Seite ver traut Zines Freundes Antlitz cntgegeuschaut, Und es Streit gibt beim Glaje in herz lichem Frieden. Daun srag' ich euch Mc gibt's Schön'reS hicnicdeii? Zwischen der Kaiserin Elisabeth von Rußland und Friedrich 11. bestand erbitterte Feindschaft. die bis zum Tode der Kaiserin anhielt. Der König hatte sich über einige Schwa chen der etwas pedantischen, aber ..zar ten" Gefühlen durchaus nicht unzu gänglichen Monarchin lustig gemacht und das tonnte sie ihm nicht vergeben. War dies doch auch der Eirund, wes halb sie sich am siebenjährigen Kriege dcthciligte. Ihr Hast wurde womöglich »och durch Friedrichs Wassenglück erhöht und machte sich selbst in kleinlichen Spöttereien Lust. So liest sie, als die Russen in Preusten eingerückt waren, in Königsberg Zwolserstücke prägen, ans welchem König Friedrich imt einem langen Judenbarte dargestellt war. ES sollte dies eine Anspielung sein, dast Friedrich die Münze an Anden verpachtet hatte. Später liest die Kaiserin auf diesem Geldstück ibr eigenes Bild prägen. Dies benutzte derPreußcuköiiig zu einem nenenScherz, indem er dieselbe Münze in Berlin prä gen. jedoch mit dem KönigSberger Münz ieicheii versehen und in der Ui»sch;ist nuigc Buchstaben versetzen liest, so dast »er Inhalt, der sich hier nicht wiederge lxn lästl, eine arge Bclcidig»»gdcrKai l'erin ausdrückte. Elisabeth war darüber nister sich. Nach dem Hnbertnsbnrger Fried.'» wurden diese Münzen durch de» tiöiiig zurückgekauft, nin cingcschniolze» >u werden. Die wenigen, welche erhal len blieben, gelten alx große iinmiSina» lische Seltenheiten. Früher stimmten die Poe len durch ihre Prosa poetisch, jetzt stim- Zien sie durch ihre Poesie prosaisch. Wenn Frauen schießen. Vor acht Tagen war's! Da hatte vor dcm Schlosse ein stattlicher Rcisewagen gehalten, de» vier Pseije nur mühsam durch die verschneiten Wege gczogcn. Und ihm war die Freifrau, von Kuall heim mit ihrcm Töchtcrchcn Scrasinc entstiegen, um die nächsten Monate als Gäste aus dcm Schlosse zu bleiben, in dcm dcr altc Baron Stolzhausen mit scincm Arthur, der jetzt dasGut übernommen hattc, allcin mit dcr altcn Wirthschaften» Brigitta nnd einem Dutzend Knechte nnd Mägde hauste. Das war vor acht Tagen! An dcm Simsc dcs crstcn Thurm stockwcrkes, in dcsscn Hellem, srcundli chcu Gcmach Serasine ihr- „Bondoir" aufgeschlagen, hattc cin alter Sperling sein Nest. Er hattc schon viclc Gcncra tioncn scincr Genosse» auswachsen schcn, dcr Alte, nns> die gesickerte Schaar, die in dcm Schloßgartcn larmcnd ciuher flatterte, verehrte ihn als dcn Acltcstcn und halte ihm dcn Ehrciinamcn „Schloßsperling" gegeben. Er lebte einsam sür sich, wie cs sich selbst für ciiieu allen weifen Sperling geziemt uud hatte nur ab und zu Verkchr mit dcm „Förstcrspatz", einem geschwätzi gen, munteren Bnrschcn von Sperling, dcr an dcm freundlichen Oberförster- Hause drin im Walde fein Nest hatte nnd von den Amseln nnd Drosseln in scincr Nähc nicht viel hiclt. Wenn er seine Pflicht gethan, sein Sperlings wcibchcn gctüs'.t uud Frühlings seinen Kleinen gcnugsam Käscr und nllcrhand Speise hinzugctragcn hattc, dann flog er znm Schloß uud tanschtc mit dcm Altcn vom Thurme allerhand weise SperlingSersahrnngen aus. Jetzt, inl Februar, wo die Weae noch voll Schncc lagen, hatte dcr Jägerspatz Zeit nnd Muße genug, und allmittäg kich flog er zum Schloß. Vor Dunkel-' heit kehrte cr wieder in sein sicheres Asyl zurück, dcnn im Waldc strcistcn als dann einige räuberische Bussarde herum und für deren Magen hiclt sich unser Jägerspatz sür zu gut. Der nlteThunnspatz hattc sich gerade zum zweiten Frühstück ein Stück Brod geholt, das dic altc Brigitta im Küchcn scnster licgen licß und spcistc lustig da ran, als cs bchcnd hcranschwirrtc und mit wippendem Schwänzchen der Jä gerspatz in dic Spalte hercinlugtc. in der der Alte sein Obdach hatte. „Gulcn Appctit, Alter!" „Kannst mithalten —cs reicht für uns Beide! Wcr weist übrigens, wic kurz mcinc Erdentagc noch sind!" erwiderte der Altc. „Na! was gibt's denn?" „Sie schieß»!" „Wer?" „Die jnngc Baronesse, die vor achr Tagen kam. Ihre Muttcr will ihr dcn jungen Baron als Mann cmgeln: dcr Alte schwimmt in ihrcm Fahrwasser, dcr Jungc rcitct aus, wenn cr nur kann, um hier wegzukommen und sie, dic Junge, geht aus die Jagd. Eine netteSswrtgescllschast!" seufzte dcr Spatz. „Ist sie schön?" fragte der Jäger spatz neugierig. „Guck mir zum Fenster hinein!" Dcr Jägcrspatz that's natürlich und er blieb eigentlich unverschämt lange vor dem Feilster. Endlich kam er zurück. „Potz Engerling uud Borkenkäfer!' ries cr, „ein stolzes Weib! Aber diese kalten Augen! Ncin, da ist mein Aenn chen dal>cim, das einzige Kind meines allen Ober,vrsiers mit ihrin stillen, gu ten und fromme» Augen mir dcnn doch vicl tausendmal lieber. Und sic geht auch auf dic Jagd, sagst Du?" „Sic schießt aus uns. Im Garten hat sic schon cin paar von unsere» nase weisen Junge» wcggcschosscn. Ich war dabci. Als sic dic blntend niedergefalle nen Böglcin aufhob, war ihre Hand ruhig und ihr Auge suchte dic Wunde, dic is>r Schrot gemacht. Sie hat kein Herz!" „lind der jungc Baron will sic hcira theu?" „Er soll!" versetzte dcr Alke. „Aber er will nicht. Ich hörte vorhin, wie sie ihn anssvrdern liest, sic aus cinc Jagd in den Wald zn begleiten. Er ab.r sagte, er müsse zum Steinbruch hinun ter, um nach den Arbeitern dort zu scheu, stieg in dcn Sattel uud sortist cr!" Dcr.lägcrspatz hatte sich inzwischen gesättigt unz hob die Flügel. „Du willst schon fort?" „Muß ja! All'dic Neuigkeiten kann ich nicht läugcr auf dcm Hcrzcn bcha'- keii, dic must mein Weib dahnin eist wissen!" Und mit schnellem Flügelschlag strich er ab, dcm Förstcrhanse z». „Nun!" verwunderte cr sich da, als cr, mit dcn vuscu scharrcnd, vor dcm Hanse ein gesatteltes Pferd stehen sah, von einem lägcrbnrschcn gehalten. „Das Pferd sollte ich kenne»! Aber hicr ist doch kein Steinbruch? Und der Oberförster ist tief im Walde? Hm! Hm! .Hm!" Und hicr flatterte unser Jägerspatz in'S Nest, wo die Frau Spatz mit offe nem Schnabel seinen merkwürdigen Er zählnngcn lauschte. „Du." — unterbrach sie ihn da Plötz' lich, —„halt mal deinen Schnabel einen Augenblick. Da unten gibt'S was zu sehe»!" Und so war's auch. Denn in diesem AiiPiiblick war der jvnge Gutsherr vor das Haus getreten, begleitet von dcm lieblichen Acimchcn. Dcr Jägcrbursche überliest das Pserd seinem Herrn und ging iu den Hof. Ehe dcr Baron in den Sattel sich schwang, crgriss cr Acnn chciiS Hand »nd sah ihr lange in die Augen. Uud dann schlang er plötzlich den rechten Arm um sie »nd küßte »nd küstte sie, dic i» holdcr Verwirrung d.rs Gesicht ln den Händen barg. Und dann sprang cr in de» Sattel u»d war aus und davon. „Du!" sagte die Spatzin.—„lch bin ganz starr. Da hat sich was angespon nen. Wie s nur werden mag? Mir »rdentlich das Herz." „Jetzt halt Da etiisal dcn Schna bel," unterbrach sie der Jktgersxatz „dort kommt der alte Freiherr und die schöne Jägerin sich mal ein famoses Frauenzimmer, was? Die Spatzin begnügte sich, ihm nur einen drohende» Blick zuzuwerfen, vor dcm er sofort verstummte. Da erschien Aennchen in dcr Thür, freundlich begrüßt vom alten Baron, dcr nach dem Vater fragte, kalt gemu stert von dcr Baronesse. „Wollen dic Herrschaften nicht näher treten?" fagte Aennchen. „Der Vater ist im WalÄ" Aber die Baronesse sah sic nicht mehr an, dcsto genauer musterte sic die Huf fpurcn im Schnee. „Wer war dcr Reiter?" fragte sic mit hartcr, metallisch klingender Stimme. „Der Herr Baron!" sagte Acnnchcn und dabei stieg cin leichtes Roth in ihre Wangen. „Äh!" machte dic Baronesse und hart wie ein Stahl senkte sich ihr Blick in Acnnchcns sich zur Erde wendende Au gen. „Komm, Onkcl hicr lockt mich nichts zum Aufenthalt!" „Puh!" machte da oben die Spätzin. „Das ist cinc Gewürfelte. „Na wer dic bekommt, kann auch „Gott bewahr mich!" sagcn. Aber klug ist sic. Die wciß schon, was da vorhin passirt ist. „Nee!" sagte der Jägerspatz erstaunt. „Ja, das sieht ein Männchen nicht so leicht, aber wir Weibchen sehen'S mit einem Blick!" sagte die Spätzin selbst bewußt. Und sie hatte Recht. Als der Jäger spatz am nächsten Mittag zum Alte» vom Thnriiic flog, da saß der auch schon vor scincm Maucrspalt, als könne ei das Nahe» seines Gefährten nicht er warten. „Ein Donnerwetter hat's gegeben!" ries cr ihm schon von weitem entgegn. „Da muß was im Jägerhause paftir, sein!" „Ist's auch!" rief der Jägerspatz. Und dann erzählte er. Der alte Sper ling hüpste ordentlich vor Freude, als cr das hörte. „Ja, ja unterbrach cr dann den Erzähler „der Jung! meint's wirklich ehrlich mit dem Ae»n chen! Hat heute seinem Alten gebeich tet, der ist fuchsteufelswild und will ihm die schießende Cousine aus den Hals hängen. Die alte Brigitta ist auch mit im Bunde, aber für den junge» Baron sie kann die Serasine nicht leiden, weil diese ihr Essen ordinär genanni hat. Die alte Brigitta mit ihrem Bra ten und ihrem Geschmorten ordi näre Ki st! Na, die hellen Flamm n, kannst du dir denken. Nachdenklich flog der Jägerspatz nach Hanse „Ist doch eine kuriose Welt, die der Menschen!" sagte er. Sind de zwei Menschenkinder, beide juug und schön und beide haben sich lieb und da kvmint ein alter Knasterbart und eine kalte Seele dazwischen, und alles ist in Verwirrung. Alte, da haben dic Spatzen es besser!" „.Hm!" macht die Spätzin mit einem schiesen Seitenblick auf den Jägerspatz „auch mit Unterschied. Ich habe einen lockeren Vogel zum Manne be kommen!" Der Februar verging, der März auch und mit dem April kam di< warme Sonne, küßte die Bäume sc lauge, bis sie ihre Blüthcnkeime hcr vorsticckten nnd lachte dem lustige» Vogelvolke so in s Antlitz, bis dies« ihre schmctterndsten Töne hervorbrach ten. . Ter Jägerspatz war überlnstig und schrie und lärmte herum,.daß es nur eine Art hatte. Der Grund war eine neuerliche Mit theilung des Alten vom,Tl)»rmc. Der Junge blieb fest. Nliii wollte der Alte ihn Wäre auch recht, meinte der Jünge. Lieber mit Aennchen «alz und trogen Brot t''scn, als mit Serasine Marzipan. Aber die Alte von Knallheiin gab die Jagd ans den Jungen noch nicht aus und die Jnngc knallte weiter, wenn sic auch zum Glück nur wenig traf. Da war sic eines Morgens srüh in den Wald gegangen. „Ans die Jagd," hatte sic daheim gesagt. Aber in Wahrheit nur »m zn spionirc». Dcnn cinc halbc Stunde früher war der Ba ron in den Wald geschritten, ohne Ge wehr und Jagdtasche. Und welches Edelwild Der suchte, das war für die kokette Scrasinc nicht sehr schwer zu er rathen. Sie war auf das Höchste empört Alle ihre Versuche, die Aufmcrtsamkeii des jungen Barons auf sich zu lenken, waren fehlgeschlagen. Und doch gab sie den Kampf nicht auf. Eine Försterstochter, ein cinsa chcs Natnrtüid—und sie, die glänzcnde Dame dcr Gesellschaft! Mochte cr sich Jcncr cine Weile erfreuen, schließlich mußte er dock) in ihr Netz kommen dast sic ihm alsdann alle die Qualeu, die ihr Stolz jetzt durchkostete, mit Zinsen und Zinseszinsen heimzahle» wollte, daz stand fest. So war sic, die zierliche Flinte schuß bereit in dcr Hand, durch dcn Wald ge schritten, dem Felsgrunve zu. dem un ten unter hochstämmigen Bäumen cinc klare Quelle entströmte. Da wäh rend sic noch vorwärts schritt, knisterte und knackic es in den Büschen und ihre Jagdlust ward mit einem Male rege. Ein Reh mußte cs sein, das da zmii Wasser hinab wollte, und flugs hob sie die Flinte. Ein Moment nnd dann knallie der Schuß aber ein schmerz licher Wehrils folgte ihm. Scrasinc stand wie erstarrt, das war kein Wild, das war ein Mensch, dcn ihr Blei ge trosten! Als dcr Bann, dcn der Schreck nm sie geworsen, sich löste, eilte sic der Stelle zn, Ivo der Schmcrziaut erscholl. Aber noch ein anderes Ohr hatte die sen gehört. Und das war dcr jiingc Baron, der seine Schritte hierher znm Licbtii'.gsplätzchen Aennchcns gclcn l hatte, in dcr Hoffnung, diese dort z« treffen. Und als es jetzt dcn Abhang hiniintcrsprang, da tönte anch ein SchreckcnSruf aus seinem Munde, denn dort unten an dcr Quelle lag blutend und blcich Acnnchcn! Als Serasine ans dem Schauplatz ihrer That erschien und die Getroffene in den Armen Dessen fand, dcn sie mit aller Gewalt au sich zn fesseln versucht hatte, entsuhr cin häßliches Wort ihren Lippen. Sie wandte sich ab und eilte in das Schloß zurück. Nachmittags kani der Jägcrspatz auf gcrcgk zum Alten vom Thurme. „Aenn chen ist verwundet unten an der Quelle. Der junge Barou hat sie in's Haus getragen. Ein Arzt ist da. Ich sah, wie cr dcm jungen Baron die Hand schüttelte und wie dieser froh lächelte. Es kann also nicht schlimm sein!" „Hm!" machte dcr alte Sperling. Sich mal in s Fcnstcr. Da wcrdcn Koffcr gepackt. Und die Jagdflinte hat sie in die Ecke geworfen. Weißt Dn, Jägcrspatz: Die Frauen treffe» manch mal das richtige, nur nicht, wenn sie schießen!" Tie Geldsäcke. Dcr ebenso reiche wie geizige Ephraim Goldberger wird mitten in der Nacht von drei Dieben heimgesucht, die ihn zwingen, sich aus seinen Federn zn er heben. Widerstand ist sclbstvcrständ licherweise vergebens, da Ephraim mit einer einzigen, halbtaubcn Magd in seinen Maliern haust, und er kann sich nur freuen, dast cr scinc Geldsäcke so gut aufgehoben hat. Aber die Räuber sind auch nicht aus Veu Kopf gefallen. Nachdem sie ohne iic»»c»swcrtheS Re sultat alles dlirchgcmaust, gcräth dcr cine von ihnen znsallig an Ephraims Bett und, o Wunder, unter dcm Stroh sack versteckt lachen zwölf vollgepfropfte Geldsäcke dcn Spitzbubcn cntgcgcn. Darob grostcr Jubel bei diesen und Zähneknirschen bei Ephraim. „Wie vicl ist in jcdcm?" „Tausend harte Thaler," seufzte der Bestohlene. „Macht aus dcn Mann gerade vier tausend, aber wie das Zeug nur fort schleppcn?" Dic Frage ist von Wichtigkeit, dcnn zwölftausend harte Thaler lassen sich nicht, mir .nichts dir nichts, in die Tasche stecken. Die Diebe einigen sich endlich dahin, daß zwei von ihnen in einem zufällig dastehenden Tragkorbe dcn Raub in Sicherheit bringen, wäh rend dcr Tritte zur Deckung des Rück zuges einstweilen beim Ephraim zurück bleibt. Gesagt, gethan. Während die Bei den mit ihrer Beute schon dic steile Treppe hinabsteigen, begibt sich dcr Zurückgcblicbcnc daran, vorsichtshalber den Befohlenen noch zu knebeln. Da scheint dicscm plötzlich etwas ein zufallen, denn er fährt mit beiden Händen in die Lust. „Gott dcr Gerechte, mein Gold, mein Gold!" „Was ist's mit dem Gold?" fragt sei» Peiniger erstaunt. „Ist dock? nnter den Säcken einer mit neuen, glänzenden Dukaten, den ich wollt' gestern noch in Sicherheit gebracht haben!" Ephraim Goldberger hatte kanm das letzte Wort aus dem Munde, da war der Andere schon hinter seinen Genossen her. „Die Schurken werden mir das Beste vor dcr Nasc wegschnappen, wenn ich nicht dabci bin." Ephraim aber schlug hinter ihm die Thür in s Schlost, »nd im nächsten Augenblick lag er auch schon im Fenster Mord und Brand schreiend. Die überlisteten Räuber mußtcn vor den hcranrückcndcn Nachbary Fersen geld geben, ihre schwere Beute im Stich lassend! Ländlicher LtebeSbewetS. (Ri»dtrösterreichisch.) Die Miaz, klagt dcr Zenz, daß der Sepp sie nit mag Und sischblüati bleibt bis zu n haintig'n Tag. „Koa Red'", sagt die Zenz, „und woa'n »et so kaut, I' woaß, wie vcrliabt er as Di' allweil schaut.- „Jo, daß cr nur schaut", sagt d' Miaz, „dös is's cb'n, Er Hot ma koa'n oarizigen Schupsa no' geb'»!" Hwci Beruft und doch keiner. In Wien wurde vor einigen Tagen cin Mann von dcr Stcucr behördc über sein Einkomme» vernom men. Mit betrübter Miene äußerte cr sich, daß cr anßer Stande sei, über haupt Steuer zn entrichten, da er seit Monaten seinen zwei Bernfszweigen nicht nachgehen könne. „Was? Sie haben sogar zwei BcrusSzweige und nicht durch einen derselben können Sie sich erhalten?!" wurde er gefragt. „Wa» sind Sic dcnn?" Dcr betref fende antwortete treuherzig: „Segen's, i vi» imSommcr Schwimmmeister nnd im Wintcr Lehrer im Schlittschuhlau fen. Im vergangenen Sommer war's so kalt, daß sich Niemand in's Wasser getraut hat und ich keine Schmimmlck iione hab' gcben können jetzt im Wintcr hab n wir fast gar kein Eis g'habt und so war's auch mit'n Eis laufen nix. Na, jetzt Wissen'S mein Malheur!" Sie sagten doch, ich würde überrascht sein über die Mit gist, welche Ihre Tochter erhalten werde, und jetzt gcben Sic mir gar nichts!" „Nun, sind Sie etwa nicht überrascht?!" Sentenz. Es gilt als cin schöne? Vorrecht der Freundschaft, dem Freunde auch in unangenehmen Din gen dic Wahrheit sagen zu dürsen. Macht man indeß davon Gebrauch, ist's gewöhnlich auch gleich aus mit der Freundschaft.
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