Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 18, 1892, Page 7, Image 7

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    Deutsch« Soealnachrichte»».
Elsaß-Lothringen.
Vor der Strafkammer des Metze»
Landgerichts stand dcr katholische Pfar
rer Gadoi von Hargarten, angeklagt
wegen v erbrechen gegen die Sittlichkeit.
Das Urtheil lautete anf 4 Jahre Zucht
haus. In dcr Nenjahrsnacht wurde
der Arbcitshof der Gcbr. Bühlcr, Bau
unternchmcr in Mülhausen, ein Raub
d:r Flamme». Dcr Gesammtschadeii
wird auf ungefähr 150,000 Mark ge
schätzt. Strafanstaltsdircctor Glan
ner in Pfalzburg ist zum Bürgermeister
wieder ernannt worden. In dcr Nähe
der Station Berthelmingen wurde der
Bremser Schweichhöfser von Saage--
münd in dem Geleise todt aufgefunden.
Dem Unglücklichen war die Brust e>»ger
drückt uud die linke Hand abgetrennt,
Wahrscheinlich war er von seinem Brem
sersitz herabgestürzt.
Großherzogthum Baden.
Der nm dic Hebung der Karlsruher
Kunstschule hochverdiente Landschafts
maler Jacob Bollweider, dcr mit Lef
siug und Schirmer i» Karlsruhe wirkte,
ist in Frciburg gcstorbcn.—Der Kassi
»er des Borschußvcreins, Kaufmann
Otto Hermann, welcher sich zahlreiche,
Unterschlagungen und Veruntreuungen
im Betrage von 35,000 M, schuldig
gemacht, wurde zu drei Jahren Ge
fängniß verurrheilt. —Der erst seit kur
zer Zeit zum zweiten Male verheirathcte
H. Riis aus dcm Harmcrsbächlc litt
schon seit cinigcr Zeit an Vcrsolgnngs
ivahn. Er entfernte sich Nachts aus
seiner Wohnung und begab sich, g«nz
leicht gekleidet, nach dem zwei Stunden
entfernten Hofstetten, wo er in einen
Weilar sprang und ertrank.
Wlrthschastspächter Blank ans Schloß
Wcrcnivag wurdc wegcn Vcrta htS ke
Brandstiftung verhaftet. —Mühleuhau-
seu. Amts Engen, befindet sich im klci
ncn Belagerungszustand. Jnsolgc der
wiederholten nächtlichen Einbrüche nnd
gelegten Drohluiefe ivurden fcitcns der
Ortspolizci entsprechende Porsichtsmas!-
regcln getroffen. Es ist untersagt, nach
der Polizeistunde ohne Ausweis sich auf
der Straße aufzuhalten. Zusainmen
küuste in Häusern nach 10 Uhr sind
nicht gcstattct; auch werde» die Bürger
zur nächtlichen Wache und Patronillen
äingcn herangezogen. Hcrumziehcnde
Karren mit zweifelhaften Persönlich
keiten nntcrstchcn strengster Kontrolle.
In manchen Häusern brennt Licht die
ganz« Nacht. Der Landwirth und
Gemeinderath Weidner in Neckcran gc
ricth mit scincr Frau in Wortwechsel.
Im Verlause desselben wurdc er so
vom Zorn übermannt, daß er mit einem
Hammer seiner Frau derart auf den
Kopf schlug, daß sie bewußtlos nieder
stürzte. Wcidncr glanblc, daß cr scinc
Frau todtgcschlagcn habe »nd machte
feinein Lebe» dnrch Erhängcn cin Ende.
—ln Offcnburg feierten die Eheleute
Samuel Bloch fr. das Fest der dia
mantenen Hochzeit. —Der Bremser Joh.
Wälde von Gutach, welcher seit zwei
Jahren der „Marder" des Eisenbahn
gutes auf dcr Schwarzwaldbahn war,
erhielt wcgcn zahlreicher Diebstähle von
Bahngütern eine Zuchthausstrafe von
zwei Jahren. Seine Frau erhielt 4
Wochen und Jakob Rufs Ehefrau geb.
Wälde von Gutach 14 Tage Gefängniß
'liegen Hehlerei.
Königreich Württemberg.
Die neucrbaute Bahnstrecke Nagold-
Altcnstein ist jetzt fertig gestellt und
«nter entsprechenden Feierlichkeiten er
öffnet worden.—ln Jselshausen scicrtc
dic Gemeinde dic silberne Hochzeit ihres
OrtSvorstehers Klotz mit Fackelzug deZ
KriegcrvcrcinS nnd cincm Bankett in
der Linde. s Iu Nürtingen der erst
vor kurzer Zeit von Gerabronn versetzt«
Oberamtmann Speidel.—f In Ravens
burg dcr ehemalige Rector dcr Realan
stall, R. Heh. Die Einweihung und
Ucbcrgabe der neucrbauten Danau
drückc bei Rottenacker wurdc im Bcisein
des Obcrbauraths Euting ans Stutt
gart, dcr bürgerlichen Kollegien, der
gcladcncn Gästc und der ganzen Gc
mcindc iu scicrlichcr Weise vollzogen.—
-f In Rottcnburg dcr Bankier Karl
Engcl.
RheinPr o v i n z.
Der Zimmermann Mann in Kreuz
nach drang in die Wohnung des Mau
rers Klkindicnst, schoß dcsscn kranken
Sohn nieder, schlug die Tochter zu Bo
dcu nnd verrammelte die eigene Woh
nung, verwundete zwei scincr Kindcr
schwer und zerschmetterte sich, als tic
Polizei kam, durch einen Schuß aus
einer mit Wasser gcladcncn Pistole den
Kopf. Wegen Mißhandlung feincr
altcn Eltcrn wurdc der zu Holt woh
nende Agent Ehristiau Ernst in Mün
chen-Gladbach zu 5 Jahren Zuchthaus
verurtheilt. Dcr durchgebrannte
Wirth Schilling aus Reden wurde in
Hamburg verhaftet. Das mit ihm ge
flohene Mädchen ans Neunkirchen tele
graphirtc nach Hause um Geld, worauf
der Valcr nach Hamburg reiste, um es
zurückzuholen. Dcr Kultusminister
hat eine Niederlassung der Patres Fran
ziskaner in Ehrenstein, sowie dic Ueber
nahme dieser Psarre durch die genann
ten OrdenSleute genehmigt. s In
Rheinberg dcr Inhaber der weltbekann
ten Firma H. Uiidcrberg-Albrecht, Hu
bert Uli Verberg sc«,.
Provinz Hessen-Nassau.
s in Kassel die Wittwe des berühm
ten Komponisten Ludwig Spohr.
Gegen den 70jährigcn Großhändler
Eramer wurde ein Raubattentat ver
übt. Dcr Thäter drang in das Komp
toir ein und schlug Cramcr, während
er sich am Geldschrank befand, niit einer
Eiseustange nieder. Durch das Hilfe
geschrei seiucS Opfers verscheucht, wnrdc
.der Thäter flüchtig und ließ Hirt nnd
Wscnstangc zurück. Die Verletzungen
Eimers sind schwere.—Dcr Inhaber
der Oetreide-Großhandlungssirina Her
mann Rosenberg beging in seiner Woh
nung indem er sich du
Pulsadern uud die Kehle durchschnitt.
Der Grund zu der That soll in großen
Börsenverlusten zu suchen sein. Dil
Apothekerwaaren- uud Kartonagen
fabrik (ältestes Platzgeschäft) von Ruh!
und Sohn, welches vielfach nach dem
Auslande ausführte, hat die Zahlungen
eingestellt. Die Passiva sind bedeu
tend. 112 der Musikdirektor Heinrich
Klahre, der sich auch als Komponist,
insbesondere für Männcrgesang einen
Namen gemacht hat. —Im Dorfe Hat
tendorf erschoß der Jagdpächter, der
25jährige Schuhmacher Albert Bug,
welcher im Wirthshaus«: mit den Brü
dern Möller in Streit gerathen war,
den 20 Jahre alten Bauernsohn Va
lentin Münster, welchen er für einen
der Möller hielt. Bug hat sich selbst
dem Gerichte gestellt.—Der Kreissekrr»
tär Baabe am Hanauer Landrathsamt
ist seit einigen Tagen, zu welcher Zeil
er seinen Angehörigen gegenüber die
Absicht aussprach, seinen Spaziergang
nach einem benachbarten Orte unter
nehmen zu wollen, spurlos verschwun
den.—Der Handelsmann Wilh, Beyer
von Hanau, welcher in der Strafan
stalt Eberbach eine 18>uo»atlichc Ge
fänqnißrafe wegen Unterschlagung zu
verbüßei hat, in d.'r Sylvesternacht
aber aus derselben ausgebrochen war,
ist hier ergriffen worden.—Die Ha
nauer Bijouterie - Großfirma Hugc
Zeuiier hat bei ihren Gläubigern ei»
Moratorium nachgesucht.
Provinz Sachsen.
Der Bankier Grcifcnhagen, der, nach
dem er sein Geld durch unglückliche
Börsenspeculation verloren, Wechsel in
großer Menge fälschte und ihm anver
traute Wertpapiere veräußerte, wurde
zu 6H Jahre» Zuchthaus verurtheilt.
Der socialdemokratische Agitator
Leichcurath ist ivegen Meineids in Mag
deburg verhastet worden. Der fünf
zehnjährige Sohn des Gastwirthes May
in Egelu richtete aus Scherz ein Teschin
aus seine siebzehnjährige Schwester, es
entlud sich aus demselben ein ?chuß
und traf die Unglückliche in den U ilcr
leib, so daß der Tod bald darauf ein
trat.^ — sln Erfurt: Privatmann
Andr. Lamprecht, Rentnerin Wilhel
mine Altmann. Webermeister Ehrist,
Wickenhagen, Frau des GastwirthS
Wilh. Leidcl, Marie geb. Reinhardt,
Wagcnfabrikant Aug. Krüger, Schuh
machcrmcistcr Friedr. Rofcnbanm,
Wwe. Georg Weiß, geb. Schröter,
Wasserwerks - Ccnlrolleur Grohuke,
Wwe. Dorath. Lohniann, geb. Böger,
Frau des Malers Holland-Merten,
Ama geb. Georg, Wwe. Wilh. Stein,
geb. Viel.—Wegen Veruntreuung von
12,602 M. ist der bei dem Bankier
Friedemann in Erfurt angestellte Buch
halter Friedr, Dicck (aus Hof in Bai
ern) zn 2jährigcr Gesängnißstrafe ver
urtheilt worden.—f In Halberstadt der
Director des DomgymnasinmS Dr. Gu
stav Schmidt. Eine Anzahl Freunde
des verstorbenen Geheimen Raths Pro
fessor Dr. v. Volkniann (Halle) beab
sichtigt, dem großen Ehirurgen vor der
Klinik, in welcher er mit so großem Er
folge thätig gewesen war, ein würdiges
Denkmal zu errichten. Die Sammlung
hat die Summe von nahezu 23,000 M.
ergeben. -Mit der Ausführung des
Denkmals ist ein in Rom lebender Ver
wandter des Verstorbenen betraut wor
den.
Schweiz.
112 In Schwyz der Landwirth Al.
Marty, der an der Landesausstellung
in Zürich (l 883) für rationelle Bienen
körbe ein Diplom erster Klasse sich er
warb.—Der alte Brauch des „Klaus
jagcns" artete dieses Jahr in Küsnacht
zu einem förmlichen Unfug aus, so daß
das Bezirksamt sich veranlaßt sah. eine
Belohnung von 500 Fr. auszusetzen
ans die Entdeckung der Thäter, welche
sich verschiedener Schädigungen schuldig
gemacht haben. 112 In Muotathal die
bekannte Frau Brigitta Betschart zum
„Schützcuhaiis". —Zu Einsiedel» brach
in der Klostcrbäckerei bei gewaltigem
Sturmwind Feuer aus. Glücklicher
weise würde der Brandausbruch noch
rechtzeitig entdeckt und konnte am BWci
terumsichgreiscn durch energisches Ein
schreiten der Feuerwehr verhindert wer
den. —Jüngst verirrten sich zwei Jberger
derart, daß sie die ganze Nacht in dem
oberhalb Schwyz gelegenen Giebclwald
umher liefen, bis sie endlich bei Tagcs
auSpruch einen Ausweg fanden. Dei
eine verlor feine Brieftasche mit Fr.
600 Inhalt in Banknoten. Ein armci
Holzhacker sand das Verlorene und
stellte es dein Eigenthümer zn Handen.
Aus der Gcinini sind Wilhelm Hauth
von Frutigen und zwei junge Burscheu
Namens Bacher, welche vom Lcukcrbad
über Gcmiui nach Frutigen wollten,
verunglückt, indem sie von hernnter
l-illendcn Lawinen in die grausige Tiefe
hinabgestürzt wurden. In Brienz
.».rrjeyl Bcpürzung über deu Zusanr
uicutrach der „Allg. Kreditbank" in
Basel, indem jzicsc mit dem Brienze,
Rothhoriibahu - Unternehme» >»
enger Verbindung gestanden.
In Huttwyl wurde als Urheber des
Raubaiifalls auf Andreas Burkhard im
Schlegel eindeckt der 18jährige Maure,
Friedrich stückiger von Rohrbach, Der
selbe sitzt in Trachselwald am Schatten.
Herr Christ. Etter-Häberli, Müller
meister in Hofen zu Wohlen, welcher
während mehreren Jahren die Stelle
als kassirer der Straßcnbaugcsellschast
zur besten Zufriedenheit versehen hat,
schenkte als Beitrag an die Kosten für
den Bau der Wohlenstraße noch die
Summe von 5000 Fr. Von Herrn
Albert Borer in Brcitenbach wird die
Kründnng von Biehleihkassen angeregt.
s MUmliswil ber bekannte Her:
UrS Jecker, alt Friedensrichter. Hu
Matzciidors brannten bei der Mühle
zwei Häuser nieder. Das erstere ge
hörte dem Ludwig Fink, das zweite dem
Emil Wiß, Zimmermann. Vom Mo
biliar konnte nichts gerettet werden.
Auch drei Ziegen von Fink verbräm,,
te». Wiß hatte sein Mobiliar für
ca. 1900 Fr. versichert, Fink dagegen
nichts, Es wird Brandstiftung ver
muthet. —112 In Genf Otto
dolf von Oensingcn.
Provinz Brandenburg.
Berlin: Ter in der Wilsnackerstraß,
mit seiner Fran, einer 17jährigen
Tochter nnd einem sjährigen Sohn in'
besten Familien- nnd Vermiigensver
hältnissen lebende Kausmann Julius
Ludwig Wex hat im Askanischen Bad-
Selbstmord begangen. Mit geöffneten
Adern uud einem Schuß in der Schläsc
wurde er in der Wanne liegend todt
aufgefunden. Für die verzweifelte
That sind nicht die geringsten Beweg
gründe ersichtlich. Der Beamte der
„Preußischen Hypotheken-Versichernngs-
Aktiengesellschast" Bock, welcher binnen
2z Jahren 380,000 Mark unterschlug,
dann noch 20,000 Mark Reisegeld ein
steckte nnd »ach Amerika flüchtete, wo er
jedoch bei seiner Ankunft festgenommen
wnrde, ist vo» der Strafkammer zu 6
Jahren Gefängniß verurtheilt worden.
Else Schaf, das einzige Mitglied der
Familie, welche aus dem Fainilien
morde in der Straße VI. mit dem Le
ben davongekommen ist, hat nunmehr
Ersatz für die«crlorcneii Eltern gefun
den. Der Spielwaarcnhändler Franz
Hoffmann, Müllerstraße 160, ein lang
jähriger Freund des Vaters des ver
waisten Kindes, erhielt am 4. April d.
I. dic Bestallung als Vormund für dic
Kleine und entschloß sich später, da e,
selbst in kinderloser Ehe lebt, dic Else
an Kindcsstatt anzunehmen. Als An
denken au dic entsetzliche Mordnacht
trägt Else an der linke» Schläfe eine
tiefe Narbe; sonst sind alle Folgen bis
ans ein geringes Zittern der rechte»
Hand, welches sich namentlich bei dem
Schreibe» bemerkbar macht, völlig ge
schwunden. Interessant ist es, daß das
Kind sich bezüglich seiner Pergangeiiheil
auch jetzt nur noch dunkel erinnert, daß
cS früher einen anderen Vater, Mutter
und Geschwister gehabt hat. Der
Vcrgoldcr Otto in der Rheinbergcrstr.
fand Abends bei der Rückkehr in seine
Wohnung feine Ehefrau crhängt und
das 4 Wochen alte Kind durch Bctt
stückc erstickt vor. Grund zn der schreck
lichen That ist wahrscheinlich Schwcr
muth gewesen, wovon die Frau schon
seit längerer Zeit Spuren gezeigt hat.
Der Distillatenr Hermann Pick, der
im Spätsommer v. I. mit einer Unter
bilanz fast einer halben Million seine
Zahlungen einstellte, wobei kleine Leute
jusainmen weit über eine Million Dcpo
iten einbüßten, wurde wegen einfache»
öankerotts zn zwei Jahren Gefängniß
'"rnrthcilt. Anläßlich des am 24.
lugust v. I, zu 600-jähri-
M Stadtjnbibäums iu Nauen haben
>ie Behörden beschlossen, den P>atz am
icuen Rathhause in einen Schmuckplatz
umzuwandeln und im Mittelpunkt auf
einen GranitfSckel eine Bronzbüstc Kö
>ig Friedrich Wilhelms I. aufzustellen.
P r o v i ii z O> st p r c u ß c ii.
112 In Königsberg: Dr. med. Paul
Michelsou, Docent an der Universität
uud Specialarzt für Nasen-, Hals-und
Hautkrankheiten; ferner der Stadtge
richtsrath a. D.-Gustav Prin; Frau
Minna Miuuth, geb. Broscheit; Frl.
Mathilde Förster. Die Strafkammer
ucrurlhcilte deu hiesigen Gcncralland
schafts-Dcpositalknssen-Rcndaiiten Karl
Gustav Schw. wegen Unterschlagung
amtlicher Gelder im Betrage von 14,400
Mark zu ein Jahr Gefängniß. Die
73jährige Fischcrwittwe Tiedtke in Fisch-
Hansen, welche vor einigen Jahren in
nerhalb weniger Monate ihren Mann
und drei erwachsene Söhne in den Wel
len verlor nnd seitdem dem Wahnsinn
verfallen war, fuhr, wie häufig bei heu
lendem Sturm, Abends in einem Kahn
in die See hinaus, um „ihren todten
Angehörigen Hilfe zu bringen." Am
nächsten Morgen sanden Fischer das
arme Wnb, die Hände gcsaltet, starr
und steis im Hintertheile des halb mit
Wasser gefüllten Bootes. Sie war
todt.
Wegen Verdachts des Giftmordver
suches winde dic Altfitzerfrau Paw
lowSki aus Zimmawoda verhaftet. Sic
soll einem Käthnerpaar, dem sie ihr
Grundstück verkaust hatte, welches sie
gern zurückhaben wollte, Gist in das
Essen gethan haben.—ln Grünfließ ist
die Besitzung dcS GastwirthS Hcybutzki
niedergcbrauut. Die Bewohner konn
ten nur mit Mühe das nackte Leben
retten.—Bürgermeister Giebler in Pil
lan scicrtcsriii2sjährigesAmtsjubäum,
Die Stadt ließ ihm ein werthvolles
Silbergeschenk überreichen. Der als
Volksdichter in weiteren Kreisen be
kannte Gerbermcister Wilhelm Stephan
in Pillkalleu stürzte sich, durch erheblich«
PermögenSverluste in hochgradige Er
regung versetzt, in einen Teich und er
trank. Kausmann Louis Ziehe uud
Kausmann JnlinS Hntecker in Tilsit
haben den gerichtlichen EonkurS ange
meldet. Wegen des PerdachteS. der
russischen Regierung Spioncndieuste zu
leisten, wurde der russische Sprach
lehrer Berkowitz von Tilsit ausgewiesen,
an die Grenze gebracht nnd dort der
russische» Behörde übergebe», dic ihn
freiließ. Ueber das Bermöge» des in
Worinditt ansässigen Kaiifmvnns Hnb.
«planemauu ist das ConkurSverfahren
eröffnet worden.
Provinz Westpreußen.
112 In Danzig: der dortige dänischc
Consul, lnviliugcnienr Müller, 1864
der erste dänische Lssicier auf Alfen,
welcher den Uebergang der Preußen be
merkte und die dänische Besatzung alar
mirte-, serner: Polizeirath Wenzig: der
Jnspector des Forts Kalkreuth. Feld
webel Ehiiiiclowski; Kanfmaiin G.
Krause, Hausmann Hermann ktraatz;
Kausmann Jul. Cäsar Block; Pens.
Steuer-Controleur Ed. Fr. Schultz. —
Der Buchhalter bei der Stadtyauptkasse
Barchmin beging sein 25jahriges
Dicnstjnbiläuni. Wegen Wechselsäl
schnng wurde dcr Kansmann Wilh.
Conr. Schwärm zn 1 Jahr 6 Monaten
Gefängniß verurtheilt. s In Bi
schossweidei Sanitätsrath Dr. Holder-
Egger. Der Rentier Gostrin in
Bliesen wurde, während ee in seiner
Wohnung mit einem Frcunde Karten
spielte, vom Schlage getroffen, der sei
nem Leben in wenigen Minuten ein
Ende machte. 112 In Dirschan der
Besitzer der Löwen-Apotheke, Kasimir
MegierSki.
Provinz Pommern.
Durch das königliche Gericht der 3,
Division ist der Sekonde - Lieutenant
Georg Karl Gustav Col
berger Grenadier-Regiments Gras Gnei
scnau (2. pommcrischcs) No. 9, geb.
am 23. Juni 1866 zu Brendemchl in
Pommern, dnrch kriegsgerichtliches Er
kenntniß vom 23. September 1891, iu
eoatumaoikin für fahnenflüchtig (De
serteur) erklärt und zu einer Geldbuße
von 3000 Mark verurtheilt worden.
Wegen schwerer Sittlichkeitsvergehen an
Schulmädchen ist der Lehrer uud Kan
tor Tanck in Repplin in das Bczirks
gesängniß zur Untersuchungshaft über
geführt worden. Der Sohn des
Händlers Riebe in Brenkenhofswalde,
welcher von seinem eigenen Bruder ge
legentlich eines beim Pserdcausspanne»
entstandenen Streites mit einem Nieste,
schwer verwundet worden war, ist im
Krankenhause gestorben. Der Ban
kier Leo Heymaiin in Stolp wurde we
gen einfachen Bankerotts und wegen
vollendeten Betruges in 17 Fällen, so
wie wegen eines veasnchten Betruges zu
einer Gesanimtstrasc von 7 Jahren
Zuchthaus, einschließlich der ihm vom
Schwurgericht zuerkannten 2^jährigen
Zuchthausstrafe, verurtheilt. Ferner
wurde auf eine Geldstrafe von 3000
Mark, an deren Stelle im Unvcrmö
gcnSfalle des Angeklagten für je 15
Mark ein Tag Zuchthaus tritt, erkannt.
Die in Wolgast,
welche etwa 300 Arbeiter und Arbei
terinnen beschäftigt, wird nach 20jähr.
Bestehen jetzt ihren Betrieb einstellen.
Während des jüngsten Sturmes sint
auf dem Nordergrund bei Eöslin du
Boote der Fischer Joachim nnd Fritz
Anngl gesunken. Beide Insassen sind
ertrunken.
Provinz Hannover.
s Hosschauspieler Glicmann iu Ha«,
nover. s In Bergen bei Eclle Notar
Oppcrmann. In Woltersdorf ist der
frühere Gemeindevorsteher Karl Thiele
anf dem Heimwege aus der Schlibach'-
scheu Wirthschast in der Dunkelheit ver
irrt. Er wurde am nächsten Tage aus
einer Wiese in der Gegend der Dörser
Colborn-Logc todt aufgefunden.
s In Celle der frühere Lehrer der rcsor
mirten Schule Stegemann. 112 I»
Göttingen der Geh. Reg.-Rath Prof.
de Lagarde. s In Harburg Amtsge
richtsrath v. Jssendorf. Der wegen
Depotsuntcrschlagnng in Untersuchung
gezogene Bankier Theodor Knolle in
Hildesheim ist nunmehr aus der
Hast entlasten worden und zwar gegen
Hinterlegung einer Kaution von 10,000
Mark. Die Höhe der veruntreuten
Sunimeu ist noch nicht festgestellt.
Provinz Schlesien.
Das Comite, welches sich in Hirsch
berg gebildet, um auf den Eavalierberg
einen AuSs'chtSthurm zu erbauen, hat
sich jetzt mit dcmComitc zum Bau eines
Kaiserdenkmals vereinigt. Denkmal
und Aussichtsthurm sollen als „Kaiser
thurm" aus dem Eavalierberg erricht
werden. Dem Gcirdarm-Obcrwacht
meister Hammer ist es gelungen, den
Mörder der Wittwe Topolinski in
Burghammer in der Person des dorti
gen Schlossers Wilh. Kein zu ermitteln.
Derselbe hat bereits eingestanden, die
alte Frau mit einem Beil ermordet und
ihr Geld geraubt zu haben. Stras
anstalts-Jnspector Kopp in Jauer fei
erte sein 50jähriges Dienstjubiläum.
Der König verlieh ihm den rothen Ad
lerorden. Di? Kürschnermeister Mar
kus und Johann Spiegel'schen Eheleute
in Kottowitz begingen das Fest ihrer
eisernen Hochzeit. Als
Urheber des Kohlsurler Eisenbahnun
glücks wurden Lokomotivführer Trenner,
Weichensteller Gebke und Oberrangircr
Scheibe in Anklageznstand versetzt.
Ruf offener Pr»menade ist der Förder-
Jnspektor Breitscheidt! in Königshütte
von rachsüchtigen Bergleuten dcrGrüsin-
Laura-Grube ermordet worden. --Ter
Häusler Karl Hermann in Krummoels
wurde vok dem 18jährigen Knecht lu
>ius Stiller ermordet und beraubt.
Provinz Posen.
Blomberg: s Der Rentner Julius
Gamm. Der Eisenbahuassistent
Müller in Bromberg traf Nachts in
seiner Küche einen fremden Mann, de»
er für einen Einbrecher hielt und durch
einen Revolverschuß gefährlich verwun
dete. Der Zimmermann Bahr in
Posen, ein als ruhiger, nüchterner und
solider Atbeiter bekannter Mann, gab
seinem achtjährigen Sohne eine Ohr
feige, die unglücklicher Weise wohl die
Schlüse getroffen habe» muß, denn der
Knabe siel in Folge des Schlages sofort
todt zu Boden. Der Vater, über dic
Folgen seiner Züchtigung entsetzt, griff
hieraus zum Revolver und machte auch
seinem Leben ein Ende. Der Altsitzer
Johann MatuszewSki in Gorsin war
seit mehreren Tagen verschwunden. Da
ein Verbrechen vermuthet wurde, wurde
auf polizeiliche Anordnung der Wald
und die Schonung bei Gorfin durchfucht
uud M. etwa 20 Schritte von der
Straße in der Schonung todt aufge
funden. Die Leiche lag auf dem Ge
sicht und hatte zwei Verletzungen am
Kopfe, dic von Schlägen herrühren,
und eine tiefe Stichwunde unter dem
linken Ange. Als mnthmaßlicher Mör
der ist der Schwiegersohn des Ermorde
ten, der Käthner Przemorsti ans Gorsin,
verhastet. In dein Dorfe Kirschdorf
brach in einem Käthnerhaufe Feuer
aus. Drei Kinder, ei» sechsjähriges
.Mdchen, ein vier- und ein zweijähri
ger Knabe, kamen in den Flammen um.
112 Der Rittergutsbesitzer Zimmer
mann aus Calchc.wo. Die große Holz
lirma S. Aum in Sainter. die seit
nngesähr 25 Jahren besteht und
lendc Waldungen in Russisch - Polen
besitzt, hat ihre Zahlungen eingestellt.
Betheiligt sind Berliner und Posener
Geschäftshäuser.
Königreich Bayern.
s In Beriibeuern „der alte Schnei
derwirlh". Er erreichte das Alter von
96 Jahren und neun Monaten und hat
dabei unermüdlich lii» in die letzten Mo
nate gearbeitet. In dem Weiler Hir
sau hatte der Gütler Schober von Met
ten vor einem halben Jahre ein einzeln
stehendes Haus gekauft, das er mit sei
ner Frau und Schwester bewohnte.
Dieser Tage wurdon nun alle drei Per
sonen in dem Hause ermordet anfge
sunden. Der Student Emil Rohr
aus Hssen wurde in Erlangen wegen
Betheiligung an einer Schlägerei, bei
der ein Mensch das Leben verlor, zu sechs
Monaten Gefängniß verurtheilt; er
wurde anfänglich wegen Todtschlags in
Untersuchung gezogen, weil er beschul
digt war, den Schreiner Gustav Wredk
durch einen Hieb getödtet zu haben.
s Der Privatier Jak. Friedr. Fleisch
hauer in Fürth. Die Deuringer'schi
Malzfabrik (Besitzer Seyboth) ist nebst
mehreren Nebengebäuden niederge
brannt. Am Pfingstfonntag 188 L
wurde der Waldaufseher Schmitt von
Singenrein erschossen und blieb du
Spur des Thäters lange nnermittelt,
Dieser Tage wurden nun, unter den
Verdacht der Thäterschaft, der Bürger
meister von Rüth und ein Tüncher vor
Thulba verhaftet. Kaufmann Höh
mann, Kassircr deZ verkrachten „Krc
ditvereins Haßfurt," ist wegen Flucht,
Verdachts verhaftet worden. Bürge»
meister Brehm. Borstand des Pereins,
hat das Bürgermeisteramt freiwillig
niedergelegt. Die Wirthin Mantel
in Westheim starb an Blutvergiftung
infolge Tragens gefärbter Strümpfe.
Zehe und Fuß wurden zwar amputirt,
jedoch vergeblich. Pfarrer Frey
wurde Sonntags auf der Kanzel in
Hirfchaid während der Predigt vom
Schlage getroffen uud brach leblos zu
sammen. 112 In Kitziugeu Bahnin
spcklor Walther.
Oesterreich.
Mein Vor Kurzem hätte in dt»
Servitenkirche die Wiedereinsegnung
des hebuudes stattfinden sollen, den
der Hausbesitzer.Joses Weidinger mit
seiner Gattin Klara vor fünfzig Jahre»
geschloffen hatte. Kurz vor der Trau
ung erkrankte Frau Weidinger und
starb wenige Tage später. Den Kum
mer über den Verlust seiner treuen
Lebensgefährtin warf nun Herrn Wei
dinger auf das Krankenlager nnd nach
wenigen Tagen ereilte auch ihn der
Tod. Auf gleich traurige Weife er
eilte der Tod den 70jährigcn Einspän
ncrcigcnthttmer Andreas Babitsch nnd
dessen Gattin Katharina. Wenige
Tage vor Begehung ihrer silbernen
Hochzeit starb Frau Babitsch an einer
Lungenentzündung und kaum 24 Stun
den später solgte ihr ihr Gatte in den
Tod nach. Der 67jährige Schneider
meister Franz Müder, welcher sich am
27. November v. I. fünf große Nägel
In deu Schädel trieb, ist wieder vollstän
dig genesen. Vor einigen Tagen
wurde der Sichcrhcitswachinspcctor Frie
drich Wittigschlager der Abtheilung
Landstraße ivegen Unterschlagung ära
nscher Gelder in ziemlich bedeutender
Höhe, die er größtcntheils im kleinen
Lotto verspielt hatte, verhaftet uud dem
Wiener Landesgericht eingeliefert.
s In Baden der bekannte langjährige
Traitenr des Militär - BadehanseS nnd
Hausbesitzer Fridolin SablonSky, nud
Frau Elise Gerber, Wittwe des rcnom
mirten einstigen Stadt- und Badearz
tes Dr. Gerber. Neulich hat sich in
Eisenberg die 70jährige Försterstochter
Frl. Anna Diwisch, Schwägerin des
Kaufmannes Schlinger, am Thürhaken
ihrer Wohnung erhenkt. Ein lang
jähriges Gichtleiden wird als das Motiv
der verzweifluugsvollen That angege
ben. Deifer Tage war in Hciligen
krcuz der Schuhmachermeistcr Frisch
mit dem Zuschneiden von Schuhtheilcn
beschäftigt. Plötzlich glitt Frisch mit
dem Schustcrkueip auf dem Zuschucidc
bret't ous uud schnitt sich den rechten
Ob.r chcikel quer durch, wobei er sich
die Hauplader abschnitt. Trotz aller
ärztlichen Hilse war Frisch in Folge
Verblutung nach wenigen Minuten
schon eine Leiche.
Am 28. December 1891
dem Tage der unschuldigen Kindlein
war der Herausgeber der in Malaga
erscheinenden Zeitung „Las Nolicias"
sehr gut ausgelegt uud wollte auch die
treuen Abonnenten seines Blattes an
seiner Freude theilnehmen lassen. Einen
prächtigen Anlaß dazu bot die vom
Wächter des LeuchtthurmS sigualisirte
Ankunft des französischen Dampfers
„Pille de Brest". Kaum war der Rus:
„Schiss in Sicht!" erschollen, als der
Dircctor der „Noticias" in den Stra
ßen Extrablätter gratis vertheilen ließ
in welchen als Allerneuestes angekün
digt wurde, daß die Bemaunuug des
einlaufenden Dampfers unterwegs einen
lebendigen Walfisch gesangen habe, mit
welchem sie jetzt im Triumph ihren
Einzug in Malaga halten werde, um
ihn später einen Madrider Museum zu
überlassen. Natürlich lungerte gegen
Mittag halb Malaga am Hafen um
her. um den Walfisch zu sehen. End
lich lief die „Ville de Brest" ein; es
war ein klassischer Moment. Die
Volksmenge drängte, stieß und puffte
sich so sehr, daß mehr als 4V Personen
in s Wasser fielen und erst mit Mühe
und Noth von einigen Bootsmänncrn
hcransgcsischt werden tonnten. Für
den schalkhaften Journalisten hatte die
Walfischgeschichte noch ein unangeneh
mes Nachspiel. Da die Bürger von
Malaga offenbar für „winterliche"
Aprilscherze keinen Sinn haben, zogen
sie vor das Redactionsgebande der „No
tieias", holten sich den Herrn Redac
teur heraus und schickten ihn erst wie
der hinein, nachdem sie ihm eine gehö>
rige Tracht Prügel verabreicht halten.
Ueber einenßoman, der
mit einer Entsührung begann und mit
einer Heirath schloss hatte am Sonn
abend der oberste Gerichtshof in Wien
das letzte Wort zu sprechen. Messn
Ferdinands Giovani.zzi, Kaufmann in
Trieft, hat in Venedig eine Schwester,
die ihm ihre 17jährige Tochter Ear
lotta Eassicri zur Erziehung übergab.
Trotzdem nun dcr alte Onkel jeden
Schritt des jungen Mädchens bewachte
und sie ängstlich behütete, gelang es
cincm jnngcn Manne, Frederico Fan
tino, der eine leidenschaftliche Zunei
gung zu dem schönen Mädchen gefaßt
hatte, hinter dcm Rücken des alten Man
ncs mit Earlotta zusammenzutreffen.
Das kam nun an den Tag, und als
der Oheim das Verhältniß nicht dulden
wollte und dic schöne Nichte nun noch
schärscr bewachtc, faßte Frederico den
Plan, dic Gclicbtc dcm strcngen Wäch
ter zu entführen. Carlotta war ein
verstanden und dcr Plan gelang. Gio
vanazzi eilte, kaum daß cr die
Flucht erfahren, zur Polizei und
zeigte den glücklichen Liebhaber ive
gen der Entführung dcr Minder
jährigen an nnd che noch das Lie
bespaar nach Venedig kommen und sich
dort der Mutter Carlotta's zu Füßen
werfen konnte, wurden sie auch beide
fchon verhaftet. Fantino wurdc nun
vor dcm tricster Erkenntnißgerichte an
geklagt, doch nahm die Geschichte dort
nach vielen Scnszcrn und Thräncn für
ihn ein glückliches Ende. Er gab die
Entführung wohl zu, doch betheuerte er,
daß er dic Gclicbtc blos zur Mutter
bringen gewollt, weil er hoffte,
daß diese seiner Licbcswcrbung kei
nen Widerstand cntgegcnsctzen wcrdc,
und die Richter hatten ein fühlcnd
Herz und sprachen ihn frei. Allein
dcr Staatsanwalt war mit diesem
Hreispruche nnzusriedcn nnd ergriff die
Nichtigkcitsbcschwerdc. 'Am Sonnabend
erklärte nun vor dcm Wicncr obersten
Gerichtshöfe der Generalprocurator,
nicht in der Lage zu sein, die Nichtig
tcitsbcschwcrdc des Triestcr Staatsan
walts zu vertreten. Allerdings habe
dcr junge Mann das Mädchen dcm
Oheim in listiger Wcisc entführt, aber
cr habe fic nicht dcm gcfctzlichcn
Vcrsvrgcr entführt, deshalb könne von
einem Verbrechen dcr Entsührung kcine
Rede sein, llnd so entschied anch dcr
obcrstc Geri.,ts- und Cassationshos zn
Gnnstcn dcr Licbcnden, indem cr die
Nichtigkeitsbeschwerde dcs Staatsanwal
tes zurückwies.
I Die Noth in Rußland
sördcrt zuweilen seltsame Dinge zu
Tage. So war ein ärmlich gekleideter,
dcm Anscheine nach halb verhungerter
Tatar von dcm Friedensrichter in Ka
san wegen eines geringen Diebstahls zu
dreimonatlicher Gefüngnißhaft vcrnr
thcilt worden. Anf die Frage des Rich
ters, ob er mit dcm Urtheil zufrieden
sei, oder appelliere» wolle, rief der Nach
komme von Dfhingis-Khc»! in feinem
Srolligen Russisch erregt aus: „Warum
jufrieden ? Gar nicht zufrieden! Warnm
hast Du mich nur zu drei Monaten ver
urtheilt, während ich doch sechs Monatc
bckommcn mußte? Nach drei Monaten
ocrlassc ich das Gefängniß, finde keine
Arbeit, muß wieder stehlen. Ich bitte
Tich, erwcise mir dic Gnadc, gieb mir
sechs Monate!" Auf dieses originelle
Resuch erwiderte der Richter, daß cr den
Wunsch nicht crsüllc» und sei» ciumal
zcfälltcz Urtheil nicht abandcr» könne.
Ein englische r Sc c
mann. dcr einstmals znr B.'wachuug
Napoleons I. nach St. Hclcua abcom
mandirt war, ist vor ciiiigen Tage» in
Valencia, Spanien, gestorben. Georges
Callagha», dcr cin Alter von hundert
Jahren erreicht hat, war vor achtzig
Jahren, also im Jahre 1811, als
Schiffsjunge in dic englische Marine
eingetreten. Callaghan hatte es bis
zum Fregattcn-Capitän gebracht uud
zählte als activcr Seemann nicht wcni
gcr als neunundvierzig Diciistjahrc.
Im Jahre 1819 war er wie bereits
erwähnt worden ist einer der Wächter
des großen Corsen auf St. Helena.
Erst vor zwölf Jahren nahm cr feinen
Ebschied nnd zog sich nach Valencia zu
rück. Bcsoudere Freude bereitete es
ihm bis in seine letzten Lebenslage,
wcun cr vor cincm zahlrcichen Znhörcr
krcisc interessante Episode» ans dcr
Zeit der Gcsangeiischaft Napoleons er
zähle» konnte, dcr für ihn, so behaup
tete stolz der alte Seemann, stets eine
gcwisse Sympathie gehabt habe. Trotz
iciues hohcn Alters war Callaghan bis
zum letzten Augenblick im vollen Bcsitz
cincr bcwnndernsivcrlhcn geistigen
Frische.
Dcr Schrecken zahlloser
englischer Spitzbubcn und Verbrecher,
dcr berühmte Chcs dcr Birminghamer
Geheimpolizei, Air. Black, ist nach
langjährigem Dienst nur scinc Pcnsio
nirung cingckoninien »nd gcdcntt den
Rcst scincr Tage in Ruhe zu vcrlcbcu.
Er hat in scidcr langen Thätigkeit
mehr als 3000 Personen verhaftet und
sich ». A. durch Entdeckung dcr feni
fchen Verschwörung in 1869, der Ni
troglyccrinbonibcnsabrik in 1883 in
hohcm Grade verdient gemacht. Bei
einem Pfcrdcivettrennen in dcr Nähc
von Rugby nahm er cinmal in dcr
Zeit von 35 Minuten nicht weniger
als acht Taschendiebe fest. Sein Ruhe
gehalt beträgt jährlich 150 Listl.
Ei» eigenartiges schwim
mendes Gcsängniß besindct sich mis
dcm Wege von Anstralicn «ach Eng
land. ES ist ein altes, bereits im
Jahre 1790 erbautes Schiff mit dem
stolzen Name» „Succeß" uud soll, ob
wohl inchr als 100 Jahre alt, noch
heute so segcltüchtig 'wie jc scin. Der
innere Raum dcS Fahrzeuges, welches
zu AuSstcllnngSzwcckcn nach England
lommt, ciithält nämlich nicht wcuigcr
als 68 Gefängnißzcllcn, in welchen sich
in Wachs dic gctreuen Nachahmungen
der bcriichtigftcn australischen Busch,äu
her und Verbrecher, darunter „Eapitau"
Melvillc, mit ihren wirklichen Kleider»
undbcsindcn.
«tn« brav« AamMe.
Heldeninüthigc Thaten unserer Ret
tungsmannschaften der an den gefähr
lichen Stellen der Seeküste und der
Ufer der großen Binnenseeen errichte
ten Stationen sind durchaus keine Sei
tenheit. Daß aber eine ganze Familie,
bestehend aus Vater md vier Söhnen,
ihr ganzes Dasein einmüthig der Ret
tung ihrer Nebenmenschen aus Lebens
gesahr unter beständiger Einsetzung
des eigenen Lebens weiht, ist gewitz
eine Thatsache, die weiter Verbreitung
werth ist.
Die Familie Wood.
Diese wackeren Leute stnd
Jsaac Wood und seine Söhne Ko!»»d<
Rodman, George und Amarr zu
Poughkeepsie im Staate New 'Aork.
Nach glaubwürdigen Auszeichnungen
haben ihnen nicht weniger, als 117
Menschen ihve Rettung vom Tode zu
verdanken.
Auf Dank rechnen sie weder, noch ist
ihnen ein solcher leider auch in den
wenigste» Fällen zu Theil geworden.
Ein armer deutscher Arbeiter versucht«
unter Vetheueruggen seiner Dankbar
keit dem Eapitän, der ihn vor dem Er
trinken gereitet, seinen Sparpfennig,
ein goldenes Zchndollarstück, auszunö
thigen. Eapitän Wood lehnte die An
nahme ab. ebenso wie bei jenem reichen
Mitbürger, welcher ihm für feine Ret
tung großmüthig einen Silberdollar
anbot. Die Ausdrücke, deren sich dei
wackere „Cap'n" dabei bediente, waren
aber in beiden Fällen sehr ver
schieden.
Zum Lobe der Stadt Poughkeepsi»
sei eZ gesagt, daß aiifeiuhelligeußeschlub
des Stadtraths den sünf braven Män
nern zu Ehren fünf goldene Denkmün
zen mit einer Einfassung von Brillan
ten angefertigt und dem »unmchr
siebzigjährigen, aber völlig rüstigen
Eapitän nnd seinen vier Söhnen bei
Gelegenheit einer ihnen zu Ehren ver
anstalteten Festlichkeit Überreicht wur
den.
Wörtlich* b«»slgt.
Mamie: Sieh, mal, da kommt
Schwesterchen Birdie!
Maggie! Bitte, stelle mich ihr doch
vor!
Mamie! Sehr gern! (Stellt Maggie
mit dem Rücken vor Birdie).
Reklame und Wirklichkeit.
guten Einsall wie es kam,
daß „Eholley" und „Frcddy" nicht be
greifen konnten, warnm ihnen Jeder
mann in's Gesicht lachte.
Auslegung.
„Wie Carl, Du gehst schon wieder
aus?
Du bleibst kaum einen Tag zu Hau»,
Läßt mutlcrscelen mich allein.
Und meintest immer! Manu uud Weib,
Sind sozusagen nur ein Leib >..."
„„Hm, ja, daß muß auch wohl so sein.
Denn stets, wenn wir zusammen sind.
Fühl' ich so einsam mich, mein Kind!""
Vom Dementi. A.: Sir
glauben also nicht an den Ernst der
Lage? B.: Nicht im Mindesten, di«
Nachricht wurde ja bereits deinentirt.
A.: Inzwischen ist aber doch da» De
menti wieder dementirt worden. B.i
Ja, mein Bester, in welch!r Welt leben
Sie denn? He'en Sie denn in de,
Abkndzeitung nicht das Deinenti de»
dementirten Dementis gelesen?
Doppelsinnig. Advocati
Also Sie wünschen die Ehescheidungs
klage einzuleiten? Weswegen denn,
kiebr Ar m? Frau: Ja, mein Mann
hat mich beschimpft und gesagt, ich syll«
zum Teufel gehen. Da entfernte ich
mich sogleich au» der Wohnung und
Atng i > Ihne». 7