Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 11, 1892, Page 3, Image 3

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    Sergius Uanin.
Roman v»n Georg«» vh««t.
s! 0. Fortsetzung.)
„Das mag sei» ! Aber wenn ihr auch
»ach Nizza kämet, weshalb mußtct ihr
ole Gastfreundschaft dieses Hauses an<
„Weil Micheline sie uns anbot, "
„Und selbst das hat dich nicht be
wogen, abzulehnen?" rief Frau Des
varenncS lebhaft. „Was für eine Rolle
gedenkst du denn eigentlich hier zu spie
le»? Bist du etwa nach sechs Mo-
erbittert.
„Antworte! Hast du das Verspre
che», das iu> mir gegeben hast, gehal
«erll> geblieben.
„Unglückliches Weib!" ries sie aus.
„Ja, ich bin wirklich unglücklich!''
bittere' Vorwürfe betrüben mein Herz
Ziif'S Tiefste. Nur allein mein Wille
schützt mich noch, aber eS kann eine
„Weiß ich es denn?" rief leanne mit
»erhaltener Wnth. „ES gibt Momente,
-» denen ich ihn zu hassen glaube. Was
ich bereits erduldet habe, seit ich hier
bin, ist nicht zu glauben! AllcS verletzt
aiich, alleS bringt mich in Aufregung:
mein Mann, der blind ist. Micheline,
sie ahnungslos ist, und Sergius, der
'tili vor sich hin lächelt, ais ob er
linen Verrath plane. Eifersucht,
Horn n»d Verachtung zerwühle»
mein Inneres; ich fühle, daß ich von
hier fort müßte, und dennoch regt sich in
mir ein gräßliches, uiigekLniites Ver
.angen, das mich zurückhält."
„Armes Kind! Ich beklage dich von
zanzcr Seele!" sagte Frau Dcsvaren
ncs. „"Vergib mir meine ungerechten
Worte; du hast deine Schwächen, wie
jeder andere Mensch; aber du hast alles
gethan, was man von dir verlangen
kann. Man muß dir zu Hilfe kommen
and du kannst auf mich rechnen. Ich
spreche morgen mit deinem Mann, daß
er dich hinwegfiihrt. Mußt du auch das
Glück entbehren, so sollst du doch wenig
stens deine Nuhe haben. Du bist ei»
tapfres Herz, »nd wenn noch Gerechtig
keit im Himmel ist, so wirst du belohnt
werden."
Sergius hörte das Geräusch eines
Kusses. Die Mutter hatte der Adoptiv
tochter mit diesem Kuß ihren Segen
ertheilt. Dann sah der Fürst, wie Frau
Desvarennes langsam an ihm vorüber
ging. Nur die leisen Seufzer der gänz
lich niedergebeugten leanne, welche in
brachen die Stille.
Fünfzehntes Kapitel.
Scvgius verließ sein Versteck und
näherte sich, geräuschlos über den Tep
pich schreitend, leanne, die in s Leere
sagte zärtlich: es wahr, leanne,
daß Sie mich hassen?"
leanne richtete sich erschrocken auf und
rief: „Sergius!"
„Ja," antwortete der Fürst, „Ser
gius, der nie aufhörte, sie anzubeten."
Ein brennendes Roth überzog das
Gesicht der jungen Frau und sie ant
wortete fest und entschiede»: „Verlasse»
Sie mich, Ihre Worte sind würdelos,
ich will Sie nicht anhören."
Mit schnellen Schritten eilte sie zur
Galleric hin, Sergius aber kam ihr
zuvor und stellte sich ihr in den Weg.
„Sic müssen hierbleiben!" sagte er l»
fast befehlendem Ton. „hier könne» S»
mir nicht entrinnen."
„Aber das ist ja Wahnsinn!" rie
leanne zurückweichend; „Sie vergessen
»so wir uns befinden!"
„Wollen Sie das, was Sie vorhii
gesagt haben, vergessen!" erwiderte Ser
giuS leidenschaftlich, „Ich war hier »»>
uns alles trennt: meine Pflicht, du
Ihrige und schließlich auch mein Wille,'
„Das >st ein Ihnen aufgezwungenei
Wille, ein Wille, dem Jh/ Herz ivider
spricht, ein Wille. dem ich mich nicht un
Sergius ira? aus sie zu und versuchte
sie i» seine Arme zu lchließen,
„Nehmen Sie sich in acht!" rie!
leanne. „Micheline und mein Manr
sind in der 'Nähe; Sie müssen ioll sein
daß Sie das vergessen haben, Nock
eine» Schritt, und ich rufe!"
„So rufe doch!" rief Sergius, stürzt,
aus sie zu nnd umschlang sie,
Thränen der Scham benetzte» Ihr,
Wangen.
„Nein, du bist mein!" flüsterte dei
sinnlos Verliebte; „der andere, deir
Man», hat dich mir gestohlen. Ich nehm,
dich zurück, ich liebe dich!"
Ein tiefes Schweigen umhüllte sie.
Plötzlich jedoch kam Bewnßtscir
ihrer Lage; ei» Geräusch von Stimmer
Im,nämlichen Augenblick erhob sich
der Thürvorhang, welcher den Raum,
i» dem sie sich befanden, vom daneben
liegenden Salon trennte. Fast ftare
vor Schreck richtete» sie sich mit noch
verschlungenen Arme» auf; ein Schatten
erschien ans der Schwelle und gleich da>
rauf ertönte ein halb unterdrückter A»>Z>
rus: „Gott!" dem ei» dumpfes, qual
volles Schl»chze» folgte. Der Thürvor
ha»g sank »jeder und verhüllte den un
bekannten Zengen dieser sürchlerlichcn
Scene mit seinen Falten.
leanne hatte sich erhoben und snchti
ihre Gedanken zu sammeln. Ei» Plötz
licheS erhellte ihren Geist: ei» ein
ziger Moment, und sie hatte den ganzer
Umfang ihres Verbrechens ermessen; sü
stieß einen Schrei des Entsetzens und de,
Verzweiflung aus und entfloh, von Scr
hnst."
Blicken. Delarue ahnte die Angst des
Fürsten und dieser errieth Pierres feind>!
selige Gesinnung.
Er entfärbte sich.
„Sie waren es, der hier eintrat?'
begann er entschlossen.
„Ja," sagte Pierre barsch.
Der Fürst zögerte noch eine Sekunde
er war sichtlich bemüht, für die Fraget
welche er an Pierre zu richten gedachte,
eine höfliche Form zu finde». Da es ihm
aber nicht gelang, so fuhr er mit drohen
der Miene fort: „Sie werden schweige»!
Sonst...."
„Sonst?" wiederholte Pierre mit
kainpsberciter Bestimmtheit.
„Wozu die Drohungen?" erwiderte
Sergius, der ruhiger geworden war,
mit einer gleichgültige» Handlicwegiing
Entschuldige» Sie mich, ich weiß,
daß Sie, wenn auch nicht um ineinel
zen werde»."
„Ja, um der andern willen!" sagte
Pierre und wiederholte, hingerissen
durch seine Entrüstung, „um der andern
willen, die Sie auf eine so nichtswürdige
Weise aufopfern, obschon sie Ihr«
ganze Hochachtung und Zärtlichkeit ver
dienen; um der Frau Desoarennes wil
ivisstn. Ja, aus Rücksicht sür diese
Ihretwillen, denn Si« verdienen «be»<
sowenig Rücksicht als Achtung."
Ter Fürst trat auf ihn zu und ri«f
drohend: „Pterre!"
Dieser rührle sich nicht von der Stelle
ind erwiderte, ihn sest in s Aug« las
send: „Die Wahrheit versetzt Sie in
zu thun, das ist recht bequem, und Sic
mißbrauchen daher Ihre Stellung, Aber
ich verkündige Ihnen hiermit, daß dies
ei» Verbündeter? Was berechtigt Sie,
mir dies« Moralpredigt zu halten? I»
welcher Eigenschast rede» Sie?"
sind?" ' '
„Nein/ober markten will ich Sie,"
„Genug", rief der Fürst, der sich
kauni »och müßigen konnte. „Mag der
der Gewalt weichen. Es dürfte räth
.lich für Sie sein, daß Sie mir aus dem
Wege gehen,„
„Sie aber mögen sich folA-ndeS ge
sagl fein lasse»! Ich gehöre nicht zu
denen, die einer Verpflichtung a»s den»
Sie es zu respektire»."
Pierre kehrle nun auf die Terrasse zu
rück und ließ den Fürsten in ohnmächti
gem Zorn zurück. Die Schellen der
Equipagen, in denen Savi»ic», Herzog
»nd desse» Tochter fortfuhren, ertönten
durch die SliUe der sternklaren Nacht.
In der Villa herrschte vollständig Ruhe,
Pierre athmete erleichtern auf. Seine
Llicke richteten sich unwillkürlich auf
den funkelnden Himmel, und in der
Ferne deS Firmaments taucht« plötzlich
der Stern aus, den «r als den seinigen
tiefen Seufzer aus und entfernte sich
Der Fürst bracht? einen Theil dieser
Nacht im Eint zu. Er war äußerst
er zum Reichthum emporgestiegen war.
Er wußte, daß sie sanfte» Gemüthes sei,
hielt sie sür wenig scharfsichtig und
glaubte, sie leicht täusche» zu könne».
fühlten sich alle erleichtert. Micheline
„Meine Müller reist heule Abend
ab; ein Brief, den sie soeben
erhielt, ruft sie nach Pirii zurück. Sie
«erden wohl errathen haben, daß ihr,
Ankunft durch den Kummer oeranlaßl
zurückkehrt, wird sie sich abermals sehi
verlassen fühlen. Auch ich bin häufig
allein ..."
„Michelin«!" unterbrach sie Sergiu»
erstaunt.
Freund," sagte die >u»g« Frau sanft,
„Sie haben Ihre Beschäftigung. Ihr,
Vergnügen und ich weiß, daß es gewiss«
„Eine Gunst? Für Sie?" unterbrach
Ihnen beliebt?"
rascht von dem plötzlichen Entschluß, der
Micheline gefaßt halte. „Aber gestehe»
Sie nur, daß Ihre Mutter ein wenig
zu folgen."
„Meine Mutter kennt meinen Ent
schluß gar nicht," sagte die Fürstin kalt,
„Ich wollte, bevor ich Ihre Einwilli
gung hatte, ihr nicht sage». Ein«
Weigerung Ihrerseits wäre zu grausam
für sie gewesen, Sie stehen >a ohnehi»
ein« Quelle des Kummers sür mich ist'
Sie sollten gegen meine Mutter liebe
voller sein, Sergius, sie ist alt und wii
schulden ihr viel Dank und viel Liebe.'
Panin antwortete nicht; wie war ei
möglich, daß sich im Laufe eines TageS
in MichelineS Geist ein solcher Um
schwung hatte vollziehen könne»? Sie,
los ihrem Gatten geopsert halte, nahm
jetzt Partei für Frau DeSoarenneZ, Waj
konnte da geschehen sein?
Geschmeidig und gewand, wie ein ech
ter Slave, faßte Sergius sofort seinen
Entschluß.
„Alles, was Sie von mir verlangen,
werde ich gewissenhaft ersüllen," lagt«
er; „mir wird kein Zugeständiiiß zu
schwer sein, wenn es sich um eine
Gefälligkeit für Sie handelt. Sie wün
schen nach Paris zurückzukehren? Wir
reisen also, sobald die Vorbereitungen
zur Abreise getroffen sind. Sagen Sie
es Ihrer Frau Mutter, sie daraus
erkennt, daß ich in gutem Einvernehmen
mit ihr zu leben wünsche."
„Ich danke," sagte Micheline einfach.
Der Fürst küßte ihr galant die Hand
und Michcline kehrte auf die Terrasse
sonderbaren Umwandlung der jungen
Frau verborgen sein »lochte. Es war das
erste Mal, daß sie eine Initiative «grif
fen hatte. Ob es vielleicht die von Frau
zuriickbefördcrn wollte, um ihn von
seinen bisherigen Gewohnheiten abzu
bringen? Das mußte er abwarten. Der
Gedanke, Micheline könnte ihn mit
leanne überrascht haben, kam ihm gar
nicht in den Sinn. Er traute seiner
Frau nicht die Seelenstärke zn, ihren
Schmerz und ihren Zorn zu verbergen,
Sie war ja so verliebt daß sie unfähig
sein mußte, sich zu beherrschen; sie würd,
jedenfalls einen Auftritt hervorgerufen
haben. Er hatte also durchaus keinen
Argwohn.
Die Rückkehr nach Paris kam ihm
ganz gelegen, ja er war entzückt darü
ber; den» leanne und Cayrol ver
ließen Nizza gegen Ende der Woche.
Inmitten der endlosen Stadt würden sich
wollte ein verstecktes Häuschen in dir
Nahe des Bois de Boulogiic miethen,
I» der Zeit, da man sie von ihren ge
sellschaftlichen Pflichten in Anspruch ge
nommcn glaubte, konnten sie in derEin
hafle» LiebcStraum unter.
Sechzehntes Kapitel.
Als Micheline nach Paris zurück
kehrte, konnte» ihre Freunde bemerken,
daß sie sowohl in geistiger, wie auch in
physischer Beziehung sich sehr verändert
hatte, und man war ihretwegen recht
desorgt. Ihre frühere Heiterkeit ivar
verschwunden, sie war jetzt ernst und
liefe Melancholie; düstere Vorahnungen
bemächtigten sich ihrerj sie hatte schlaf»
lose Nächte, erblickt« ihre Tochter be«
reit« auf der Todtenbahr« und hört«
Irauergesänge an ihrem Sarg« ertönen.
Dies« starke, wiberstandssähige Frau
weint« >etzt wie ein Kind. sie getraut«
sich nicht, ihren Kummer laut werden zu
lassen, und zitterte bei dem Gedanken,
daß Micheline ihr« Besürchlunzen «rra>
ihen köniili.
gen seiner Umgebung mit vollkommen,m
Er glaubt« nicht, daß di«
Fürstin leidend sei. si« sei vielleicht
nur «in wenig ermüdet und durch die
Avenue Maillot, in «inem Häuschen,
welches an das BoiS d« Boulogne stieß.
Es war dies ein kleines, rosiges Spiel
slrasbares Glück iiislallirt hatte.
wartete aus das andre. Schon im dun
keln Hausflur, dessen Läden beständig ge
schlossen waren, fanven lolleUmlchlingun-
Kaminfeuer, verweilten sie und genossen
di« Freuden der Lieb«, bis die Abschieds
stunde schlug und sie zur Besinnung
behaglich war. Auch war «S ihr peinlich,
sich in der Gesellschaft der Gattin ihres
Liebhabers zu befinden; ihr« Besuche
zu setzen.
Di«s« Weigernng Eayrols durch
kreuzte Herzogs Projekte. Der deutsche
Finanzmann täuschte sich durchaus nicht
ausdrückte, daß sie von diesen Frauen,
obscho» der Vater ihnen unsympathisch
war, herzlich willkommen geheißen
di« Welt dazu jagte.
(Fortsetzung folgt.)
Sie verrätdertsche PereüSe.
Ein „Millionenbauer" in einem be
nachbarten Dorfe Berlins hatte feiner
ehelichen Hälfte als WeihnachlSange
binde jeden Wunsch zu erfüllen verspro
chen. Madame Millionenbäuerin wollte
aber etwas, wa« keine ihrer reichen
Concurentinnen bekommen würde, be
sitzen, und so wünschte sie sich inmitten
einer fröhlichen Tischgesellschaft einen
kleinen Nezerburschen in glänzender
Livree als Leibpagen. Ihr Gatte
schmunzelte erfreut über den klugen
Einfall seiner intelligenten besseren
Hälfte, welcher er diesen Wunsch zu er
süllen versprach. Einige fidele Herren
brachten dem schwarzen Edelpagen
bereits ein Hoch aus. Dem Hausherrn,
welcher sich verbürgt hatte, den kleinen
Neger zu beschaffen, wurde von Tag zu
Tag ängstlicher zu Muth. Der heilige
Abend rückle immer näher. Madame,
welche zum eheliche» Leben den Takt
mit beiden Pantoffeln schlug, erkundigte
sich täglich »ach dem Befinden des klei
nen Schwarzen, der am heiligen Abend
seine» Einzug halten sollte. Sie war
eine Frau, welche in der Erfüllung ei
nes ihr gemachten Versprechens ihrem
Gatte» gegenüber absolut keinen Spaß
verstand.
Der Neger war in der kurzen Zeit
nicht zu beschaffen und der Millionen
mann wandte sich in seiner Verzweif
lung an seinen flotte» Sohn, einen
Jünger Apollos in der edlen Malerei:
„Mein Sohn, ein Königreich sür einen
l Neger!" „M. W., Mpa.... machen
lwir.... gräme Dich nicht.... Über
lass mir die ganze Chvse... aber un
terschreibe dieses Papier." Damit hielt
der junge Künstler dem alten Herrn ein
Schriftstück zur Querschrift hin.
„Nein, mein Junge das machen
wir nicht nenne dreist die Summe,
die Du schuldig bist aber quer
schreiben, is nich!" „Um Geld handelt
es sich in diesem Falle nicht, Papa....
hier es sich um Deinen Nigger
oder um Mamas Zorn alsajchreibe
quer." Der Alte schrieb und überließ
Alles seinem Stammhalter.
Der Weihnachtsabend war herange
naht. Die gesammten Arrangements
zur Bescheerung hatte, wie stets, der
lunge Künstler übernommen, und sv
gab er auch nach Beendigung seiner
schwierigen Arbeit das Zeiche» zum
Eintritt in das Boudoir der Mama,
wo bescheert wurde. Zwischen den Au
gen der Letzteren drohte eine Verderben
kündende Falte, während eine gewisse
Aengstlichkeit den Hauch der Festes
freude vom Antlitz des Papas ver
oerdrängte. „Wo ist mein Neger?"
fragte die Hausfrau den Mann ihres
Herzens. Kaum waren diese Worte
gesprochen, als der Sohn ein nebenan
befindliches Kabinet öffnete. Heller
Ltchterglanz strömte, von einem zweiten
Tannenbaum ausgehend, herein. Unter
zemselben stand ein so reizendes Niger--
aürschlein in glänzender, ;h mr.stischer
öivree, daß seine zukünftige Herrin
ihrem Gatten mit dankbarer Rührung
>m den Hals fiel, „Merkwürdige
Kacedas ...." raute der Schwerer
jvii», ein Arzi, welcher mit seiner jun
>en Ehefrau eben aus Berlin angelangt
ivar, seinem Schuiager zu, der ihn so
zlcich heimlich verständigte, zu schmer
zen. Madame verlangte, daß ihr
schwarzer Diener sofort in Function
treten sollte, doch der Sohn wehrte die
sem Verlangen, indem er erklärte, daß
zerselbe sich nach der Reise von Ka
merun bis Sch. ausruhen müsse. Da
zlöylich bekam der kleine Schwarze einen
Niesreiz; die hervorgerufene Erschüt
terung warf die krause Negerperrücke
vom Haupte des Burschen, und eine
Fluth goldblonden Haares wallte über
fem schwarzgefchminktes Antlitz.
„Mein Gott, die Grete" schrie
die Haussrau, während ihr Eheherr
entsetzt in einen Sessel sank. Das Zie
gerlein mit der blonden Haarsluth war
flinken Schrittes beinahe am Ausgange
deS Zimmers angelangt, als der Ma
ler es ergriff und vor die Eltern führte.
„Grete that'S aus Liebe zu mir ....
Du, Vater, hast Dein Wort noch nie ge
brochen, deshalb löse diesen heut fälli
gen Wechsel, worin Du mir eine Braut
nach meiner Wahl versprichst, prompt
ein", »nd der junge Herr wies das
ominöse Papier vor, welches der Alte
in seiner Angst ausgefüllt hatte. „Du,
Mutter, wirst von heute ab nichts mehr
dagegen haben, wenn ich die arme Grete,
welche sich redlich als Schneiderin er
nährt. Dir als Schwiegertochter zu
führe Laß' die Neger in Kamerun,
die fühlen sich dort wohler." Die Al
ten machten auf viele» Bitten der An
wesenden gute Miene zum bösen spiel.
„Grete", sagte die Gestrenge herablas
send, „gehe >n mein Toilettenzimmer
und wasche Dich die schwarze Schmink«
oon'S Gesicht." „Aber erst den Ver
lobungSkuß," ries der Maler, nabm seine
Grete in die Arme und küßte sie noch
Herzenslust, dann küßte er den Papa,
die Mama, alle Uebrigen und schließ'
lich muß'en sie Alle ins Toiletten
pmmer gehen.
Enttäuschung. Backfisch sam
Fenster): O Himmel, da geht der in
teressante junge Mann vorüber, der mir
nachfolgte, als ich aus der Musikstunde
kam.... er hat mich bemerkt, er kehrt
zurück.... fei es denn, ich öffne das
Fenster'.... Himmel, wa» habe ich ge
han!.... er nähert sich.... welche
glühenden Blicke!.... nein, es war zu
gewagt, ich muß das Fenster wieder
schließen.... Junger Mann (herantre
ten,»)- Haben Sie vielleicht alte K leider
zu verkaufen, Fräulein?
Die gebrauchte Karte.
Studenten: Kellner, eine Karte, aber
nne gebrauchte, dir ivin Kanengeld
kostet, wir wollen einen Bierskar spie
len! (Der Kellner verschwindet und
erscheint nach einer Halden Stunde mit
Karle».) Zt'.in Donnerwetter, wo sind
Sie so lange geblieben? - Kellner:
Wir hatten mir neue Karten, nnd da
Sie gebrauchte wünschten, so haben wir
diese erst in der Küche «in bischen alt
gespielt. 3