Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 21, 1892, Page 7, Image 7

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    trottsch» L»<i»l»«ch,ichte».
Elsaß-Lothringen.
sln Straßburg: Der al» Alter»
th»miforschcr bekannte Generalvikar
KvnonikuS Staut. In Brest ist ein
»us Straßburg gebürtiger Soldat
Bügel zum T»«e verurtheilt worden,
well derselbe in der Trunkenheit auf
einen Unteroffcier geschossen hatte.-»
Auf Anzeige eine« deutsche» Reisege»
»offen wurde in ArS a. M. ein sran
zösischeo Schauspieler verhastet, der aus
der Fahrt nach Nancy begriffen, sich
trotz ivwderholtcr Warnung in den
ordinärsten Aeußerungen gegen die
Deutschen erging.—Wie »»an annimmt,
»«folge der kürzlich erfolgten Verschie
bung «ineS Bataillon» Linieittruppen
«on Epinal nach G«radmer, dicht an
Ser deutschen Grenze, soll ein Jäger-
Sannllon von Colmar nach Münster
versetzt werden. Der wegen Unter
schlagung amtlicher Gelder verhastet«
Vvstbeamte Loui« Bauernichmidt i»
Dienze wurde »ach Straßburg über
führt.
Großherz« gthum Bade«.
In der Kasse des Blumberger Vor
jchußvereii»S hat sich ein Defizit vo»
150,000 Wart ergeben. Dasselbe ,ft
die Folge der ungünstigen E»gebmsse
einer großen Kunst- und Sägemühle,
welche d« Beirrn s. Z. aus einer gro
ßen Konki»rsmasse, in welcher er Haupt
gläubiger war. übernommen hat. Dir
Geschäd»glen sind melst kleine Bauern
und Handwerker der Umgegend. In
der Weber'schen Kunstmühle im Distel
hausen brach kürzlich Nachts Feuer aus,
welches das neue Mühlengebäude voll
ständig zerstörte und das daneben
stehende alte stark beschädigte. Man ver
muthet Brandstiftung. Dir Freibuk
ger Stadtgemeinde hat das sog. alle
Univevsitätsgebäude für 140.000 Mark
angekauft. ES bandelt sich um das
blstorisch und architektonisch interessante
Gebäude auf dem Franziskanerplatz, >n
welchem'im Jahre 14',«! die
ihre Thätigkeit begann.
In Zukunft wird eS nach einer unter
mögtichster Schonung seiner Hittorischen
Formen vorgenommenen Restauration
städtischen Zw.'cken dienen. Die
Probeverbrennung in den» in Hei
delberg errichteten Erematorium. wo
bei ein Centner Pferdefleisch, welches
in «einer Holzkiste verpackt war, einge
äschert wurde, fiel sehr günstig-aus.
Die Verbrennung erfolgt lediglich durch
in hohem Grade erhitzte Lust. Der
ganze Proceß dauerte zwei Stunden.
Dcr Verbrauch an Coaks war sehr ge
ring,« es «erden sich hiernach die Ver
breimungsgebühren viel niedriger ge
stalten, als wie sie gegenwärtig noch in
Gotha erhoben werden müssen. Die
Ziehung dn zu Gunsten des Reichs-
Waisenhauses in Lahr Veranstalteton
Ällberlotterie ist aus den 15. Februar
d. I. verschoben worden.
»Königreich Württemberg.
In Forst wurde der Schweizer Anton
Seibold aus Rauenthal von 5 Hostnech
trn aus Rachsucht übersallen und tödt
lich mißbandelt. Der Kaufmann Ju
lius Bayer, Theilbaber der fallinen
Colonialwaaren' und Bankfirma Bayer
k Söhne in Eßlingen, der nach Ver-
Übung grober Betrügereien und Unter
schlagungen von Depots flüchtig gewor
den war, hat.sich den Gerichten gestellt.
. —ln Obersontheim ist eine gewerbliche
Fortbildungsschule in'S Leben getreten.
Ueber das Vermögen des Bei'iyers
dcr Wasserheilanstalt Trump, auf Schloß
' Horneck, ist der ConcnrS eingeleitet wor
den. Der Werth von Schloß Hornecl
nebst Brauerei und Gasthof zum Prinz
Karl wird aus 700,000 M. geschätzt.—
Reichsjchulmeister Köbele von Nagold
ist in Klein-Popo in Westasrika ange
kommen und hat seine» Unterricht be
gonnen. Nach amtlichen Ermittelun
gen beträgt der Schaden der am Z.
Sept. d. I. verhagelten Gemeinden
Schömberg. Dotternhausen und Dor
mettingen 216,000 M. Postseeretär
in Schramberg ist wegen De
fraudation verhaftet morden. Frau
Mathilde Weber in Tübingen hat eine
Einladung erhalten nach Chicago als
sür die Ausstellungsab
theilung der weiblichen Arbeite».
R he i n p r o vi n z.
Die große CarnevalS-Gesellichast in
Köln seiert dieses Jahr ibr goldenes
Jubiläuml welches in großem Umsang
degangen Herden soll. Der Sitzungssaal
wird i« «wen Palmengarlen verwan
delt. Der RosenmontagSzug wird
„Köln als Seehasen" zum Vorwurf ha
ben. Der Kölner Männergesaug-
Berein seiert kommenden April sei»
goldenes JukMuu». Der Plan Hier
tür ist bereits großen Umrissen e»t>
worsen. Der fällt aus
den 27. A» diesem Tage beabsichtigt
der Berein im Dom, für dessen Fort
ball er medr als 100,000 Mark ersun
gen hat, ein Requiem für Männerstim
men zu fingen. An, 30. Abends soll
,m Gürzenich ein groß-S Festcsncert
stattfinden; die Proben, theilweise
öffentliche, werden am 28. und 29. ab
gehalten. Der 1. Mai, Sonntag, wird
Nachmittags im Gürzenich ein Bankett
bringen, zu dem die Spitzen der Be
hörden und Vertreter der Bürgerschaft
Einladnngen erhalten. Für Montag,
den 2. Mai, sind vorgesehen: eine frohe
Vereinigung am Nachmittag in der
Flora, dem Volksgarten oder sonst in
einem öffentliche» Lokale, Abends eine
Festvorstellung der Cücilia Wolkenburg
im Stadttheater, für welche unter au
derm „Der Feensee", von Hermann
Kipper, i« Aussicht genommen ist.
Alles in Allein wird der Verein sei»
Bestes ausbieten, um ein glänzendes
Fest in Scene zu setzen. 112 Wilhelm
Koch, einer der sruchlbarsten und be
liebtesten Schriftsteller Kölns. 112 Der
Professor an der landwirthschaftlichen
Akademie Poppelsdorf, Dr. Moritz
Freytag. Gegen den früher in Rengs
dorf ansässig gcwesenen Arzt Dr. Theo
dor Bloomenthal ist von der Staat»
anwaltschast in Neuwied wegen Be
trngs, Erpressungsversuchs und Ver
letzung fremder Geheimnisse ein gericht.
licher Haftbefehl erlassen Warden. (E«
handelt fich um die Veröffentlichung der
»on Hm behandelte» KrankheitSsällc,
valn eine Anzahl Frauen der besseren
Nesellschaft von hier und Umgegend
ilark compromittirt wurden.)
ProvinzHessen-Nassau,
AuS allen Gegenden KurhessenS war
ten in den letzten Tagen Gewitter mit
Hagelichlag gemeldet. 112 Der Geh.
SauilätSrald Dr. Justus Schmidt in
Bassel. Der Schaffner Nalte vom
Zrankiurt - Berliner Abendpostzugr
'türzte zwischen den Stationen Wadern
ind Borken beim Koupiren dcr Billets
zom Trittbrett und geriet!» unter die
Räder. i»ob:i ihm der Koos buchstäblich
zermalmt wurde.—Dem Leionom Ham
»erstädt in Niederzwehren, in dessen
Hof« der Kaiser vor der großen Herbst
xtrade zu Pserde stu'z. ist zur Erinne
rung vom Kaiser dessen Bildniß mit
ngen händiger Widmung verliehen wor
)e,l.—Der Geschäftsführer Jüngst von
Sattenberg, der Sohn de» Fabrikanten
Züngst und Inhabers der großen Spin
,erei von Jüngst <k Co.. war ange
llagt, die eigene Wollspinnerei, die
kurze Zeit vor dem Brande anstatt wu
früher mit 40,000 M. nunmehr mi<
428,000 M. versichert worden »vor, in
gewinnsüchtiger Absicht vorsätzlich in
Nrand gesteckt zv haben. D>>? Fabrik
brannte am 2. August letzten JabreS
total nieder. Dcr Angeklagte wurde
!ostenloS freigesprochen.—Der seitherige
Kontrolleur I. Pütz der Bockenheimer
Lolksbank ist infolge an's Tageslicht
;ekommener Betrügereien sofort aus
!einer Stellung entlassen worden. Pütz
iatte sich alte, natürlich bezahlte Checks
oon Mitgliedern aus dem Jahre 1881
zu verschaffen gewußt, die Jahreszahl
n 1891 geändert und die ChcckS dem
ikaisirer zur Auszahlung präsentirt.
llnter 53 Bewerbern ist d.'in Professor
Liiicher on der Kunstgewerbeschule in
Dilss.-ldorf der Preis zuerkannt worden
ür da- Modell des in Frankfurt a.
M. zu errichtenden Kaiser-Wilhelm-
Denkmal-s.
Provinz Sachsen.
Fabrikbesitzer Strube in Buckau-
Magdeburg stellte 100,000 Mari zur
Trnchtung einer Volksküche, verbunden
nit einer Koch und Haushaltungs
schule sür Arbeitertöchter, zur Versü
gung.— Der Steuerausjeher Stäpel. der
e.« «l der ReichSfechtschule bis zum
„Fechtrath" gebracht hatte, der aber
licht nur für arnie Waisenkinder, son
dern nebenbei auch in die eigene Tasche
gesammelt, ist zu ein Jahr Gefängniß
und fünf Jahren Ehrenverlust wegen
Untreue, Untreue und Urkundenfäl
schung verurtheilt worden Der
frühere Redacteur der socialdemokrati->
schen „BolkSstimme", Köster in Magde
burg, der vor Kurzem wegen Abdrucks
von „Dantons Tod" zu einer Gesäng-
Nlßstrase von vier Monaten vom hiesi
gen Landgericht verurtheilt war. und
außerdem ivegen Abdrucks des Heine
schen WeberliedeS »och sechs Monat«
abzubüßen hatte, hat sich der ihm
drohenden Verhaftung durch die Fluchl
entzogen.— Dcr in der Blechwaaren
sabrik von Pfannschmidt und Wenz in
Aschersleben beschäftigte Lackiermeister
Lachmann, w lchein kürzlich 'e n: Stelle
gekündigt worden war, maß dem Pro
kuristen Albert Nestel die Schuld dasür
bei. Um sich zu rächen, hat Bachmann
den Prokuristen und dann sich selbst er
schossen. —ln Möbisburg wurde der
Schulze, Laudwirth Heinrich Leder, in
seinem Steinbruche von stürzenden Ge
steinSmassen erschlagen. In der
Briqueltsabrik der Grube „Kupferham
mer" in Oberröblingen explodirten in
folge der Entzündung von Gasen acht
Trockenöfen. Acht Arbeiter wurden
verletzt, darunter Grunewald aus Ams
dorf und Nelle aus Schraplau schwer
Königreich Sachsen.
Eifcnhüttcniverksbesitzir Rich. Breit
feld zu Erla hat zum Andenken an
seine verstorbene, der Frauenvereins
sache in«»g zugethan gewesene Gattin
Zem obererzgebirgische» u»d vogtländi
schen Frauenverein 30,000 M. unter
der Bezeichnung einer „Adelheid Breit
feld-Stiftung überwiesen. Der Re
dakteur Thiele der sreisiunigen „Wur
zener Zcilung", welcher bisher als
Ztadtv-rordneler in Würzen sich sehr
verdient gemacht hat, ist, da er wegen
„MaiestätSbeleidigung" 3 Monate
FestungShan und wegen „Beleidigung"
deS Sladtraths SuchSland 5 Monate
Äefänzniß verbüßen mußte, seines
Sitzes im Stadtverordneten-Collegium
verlustig erklärt worden. Stadtrath
Suchsland ist zum Bürgermeister der
preußischen Stadt Luckenwalde gewählt
»oorden. Die Weberinnung »n
Zwickau feierte jüngst gleichzeitig das
50jährige Meisterjubiläum ihrer Mit
glieder. Die sechs Meister, Demisch-
Zwickau, Schilöbach - Neumark, Becher-
Reuth, Wolf - SchönfelS und Helbig-
Helmsdorf, welche zusammen das statt
liche Alter von 450 Jahren repräscu
tiren, waren persönlich zur Jubiläums
fcicr erschienen. Beim Festmahle er
hielt jeder Jubilar von der Innung
ein werthvolles, mit Widmung ver
sehenes Kaffeeservice. Wegen Belei
digung des AmlsrichterS Dr. Kretsch
mann in Falkenstein i. B. wurde de,
Rechtsanwalt SchrapS in Zwickau zu 3
Wochen Gefängniß verurtheilt. In
einem Schachte wurde der Bergzimmer
liug Masse verschüttet. Ein Raub
der Flammen sind geworden: in Auer
dach die K-iill'sche Gardinenfabrit; in
Bergen (bei Falkenstein) da» alte
Schulgebäude; in Chemnitz da» Wohn
hau» des Pächters der Ziegelei von
Blume k Werner; in DiethenSdors das
Gehöft des Gutsbesitzer» Louis Böhme:
in Falkenstein daS Seidel'sche Bleiche
Etablissement; in Gelenau die dem
Gutsbesitzer Rößler gehörigen Wirt
schaftsgebäude; in GofperSgrü» (bei
Treuen) daS Reifer'fche Gehöft.
Schweiz.
s I» Thun Magazinoerwalter Hür
»er, ein warmer Freund aller ornitho
logischcn Bestrebungen, namentlich de-
Singvögelschutzes. Der Schnitz'.er
Berci» und die Schnitzler » Schult >!>
vrienz haben «vr einiger Zeit an den
dl? Gesuch Be
willigung zvr ihcer im
letzten Fritbjahr begonnenen Lotterie
gestellt. Die genannte Behörde hat
nun d«s«m Gesuche b»S aus einen Ge
sammtschätzungSwerth von 20,000 Fr.
entsprochen unter der Bedingung, daß
die zweite Verloosung nach demselben
Plane, wie die erste, auSgesührt werde.
DaS Falliment des landesflüchtigen
Rudolf Spieß, Schirm- und Nähma
ichinenhandlung ,n GlaruS greift t,e
ser. als anfänglich angenommen wurde,
övn den cirkulirenden Wechseln sollen
nicht alle eckt, sondern zum Theil mit
gefälschten Unterschriften versehen sein.
112 In Psässikon der ehemalige R«g-
Rath Dr. Suter, von 1862 bis 186 V
TrzichungSdirector, später General
iecretär der v. ö. 112 Ja Prun
trut der 82-jährige „Vater Bar««".
Tinige Stundennach seinem Hinscheiden
starb auch seine 30jährige Frau.
Die Handhabung des neuen Gewehrs
hätte in einer höheren Hchule Basels
leicht unglücklich aussallen können. Ein
Levrer gab seinen Schülern selbstge
wählte Ausgaben zur Beantwortung.
Tiner wählte daS neue Gewehr als
Thema und brachte ein solches in die
Schule, ohne zu wissen, daß eS geladen
war. Wie er seinen Mitschülern das
Aewehr vorwies und seine Handhabung
zeigte, ging der Schuß IoS und die Ku
zel suhr, ohne indessen glücklicherweise
jemand zu verletze», in einen
Ichrank und dann in die Mauer.—
Aus Zürich kommt die Nachricht, daß
der frühere Banker Emil Walker mit
Hinterlassung eines Deficits von meh
reren Millionen das Weite gesucht habe.
Walker hat von Italien aus an die
zürcherischen Gerichte die Insolvenz er
tlärt. D»e Jnsolvenzerklärung de» in
weitesten Kreisen bekannten Banquier
erregt großes Aussahen. Die zürche
rische StaatSanwaltichait erläßt einen
Steckbrief gegen den durchgebrannten
Durricb wegen ausgezeichneten Betru
qeS im Bctrage von über 200,000 Fr.
und setzt auf die Festnahme des Flüch
'igen ISO') Fr. Prämie.
Provinz Brandenburg.
112 In Potsdam der General der In
fanteric z. D. v. d. Mülbe. der in dem
Zeldzuge 1804 gegen Dänemark die
kombinirte mobil« Garde-Jnsauterie-
Dlvisio» in den Gefechten bei Gatrov,
Friedericia und bei der Belagerung und
dem Sturm der Düppeler Schanzen
kommandirte. während de- Krieges
1866 das I. Rcierve-ArmeekorpS
führte und als Gouverneur des König
reichs Sachsen fungirte. Ferner der
frühere Chespräsident des Oberrech
nungshoies, Wirkl. Geheimrath Stünz
ner. 112 Der letzte Veteran der Frei
heitskriege im Kreise Nieder-Barnim
Herr F. Lorentz in Bernau. Die
Zwangsversteigerung der Equipagen
des falliten Bankiers Maaß hat inso
fern ein überraschendes Ergebniß ge
habt. als durchschnittlich höhere Preise
erzielt wurden, als seinerzeit von Maaß
be, der Anschaffung gezahlt worden
sind. So haben die beiden Rappen,
welche 1950 Mark kosteten, 2150 M.
gebracht, der sür 700 Mark erworbene
Traberschimmel ist sür 920 Mark ver
kaust worden, und ein Kutschwagen,
welcher für 550 Mark angekauft wurde,
bat für 810 Mark einen Abnehmer
gesunden. Der frühere Gerichtsvoll
zieher Kuhlmey ist wegen Unterschlagung
amtlich anoertrauter Gelder zu 1 Jahr
Gefängniß verurtheilt worden. Oder
forstmeister v. Tankelmann in Ebers
walde feierte sein 25jährigeS Jubiläum
als Rektor der Forstakademie. Der
Kaiser schenkte dem Jubilar sein Bild.
Tie ehemalig?» Schüler überreichten
einen von einem Hubertus überragten
silbernen Taselauffatz mit dem Daukel
mann'schen Wappen und Emblemen
von Eberswalde und Westfalen.
y In Frankfurt a. O. Stadtrath Til
lisch.
Provinz Westpreußen.
Der in Elbing verstorbene Schrift
steller Fritz Wernick hat ein Vermögen
von 150,000 Mk. hinterlassen. Je
25,000 Mk. sind testamentarisch seinen
sechs lebenden Geschwistern vermacht.
Drei dieser Geschwister, die kinderlos
sind, beziehen jedoch von ihren Anthei
len nur die Zinsen. Nach ihrem Tode
fallen ihre Erbschaftsantheile im Ge
sammtbelrage von 75,000 Mk. der
Stadl zu, welche schon bei ihren Leb
zeiten diese Summe verwaltet und den
betreffenden Erben 4j Procent Zinsen
zahlt. Der Premier-Lieutenant Sie
benbürger, vom Infanterie-Regiment
Gras Schwerin (3. Pommer'scheS) No.
14, in Graudenz, hat sich erschaffen.
Wenige Tage später erschoß sich auch
Feldwebel Grade desselben Regiments.
—f In Danzig: Stadtschulrath Dr.
Tofack. Major a. D. Konkursverwal
ter Rob. Block, Schiffscapitän Julius
Jantzen. Frau Therese Weiß, geb.
Schamberg, Frau Julius Nandelstädt,
geb. Lilling. Frau Ther. Neumann,
zeb. Maßlonkowski, Wittwe E. Becker,
zeb. Kirstein. Polizeirath Wanzig,
der kürzlich zum Bürgermeister von
Biebrich gewählt worden war, ist plötz
lich an den Folgen der Influenza ge
storben. Konkurse! Getreidefirma L.
Joel (Inhaber Elitz); Kausmaun
Eugen Hasse, Kaufmann C. BunkowSki,
als Inhaber der Danziger Zündwaa
censabrik in Schellmühl; Schneidern»«
ster Ernst Freund in Sobbowitz.
ProvinzSchleSwig-Hol
112 In Schleswig: der Geh. Regi»
cui-gsrath Dr. Snudicani und der Re
zicrungSbaurath Heidelberg. —f Ge
ncrallicutenant z. D. v. Flöckher, in den
siebziger und in der ersten Hälfte der
achtziger Jahre Stadtcommandant von
Altona und über die in Hamburg gar
nifonirenden Truppen in Hannover.
112 In Apenrade SchiffSzimmerincister
BngSlag. seit elf Jahren in afrikani
schen Colonialdiensten. —Herr Hinrich
Dahlmann und Frau feierten in der
Engel brecht schen Wildniß bei Glück
stadt ihre diamantene Hochzeit. ES ist
jetzt entschieden, daß die Dänischgcsinn
len der Bürgerschaft HaderSlebeiiS an
der tzvojährigen Jubelfeier der Stadl
im nächsten Jahre »icht theilnehmen
werden Die Sache war von dem Fest
ccmite dem dänischen Communalverein
zur Entscheidung vorgelegt worden.
1° In Alt-HaderSleben der Probst Va
lentiner. Ueber daS Vermögen des
Kaufmanns Heinrich Meißner und des
KalkbrcnnerS Siever» in Heidc »st da»
ConcurSveriahren eröffnet worden.
Bauunternehmer Bernte in Holtenau
wurde von dem Treibriemen einer Ma
schine erfaßt, mit dem Kops gegen eine
Mauer geschleudert und so schwer ver
letzt. daß er bald darauf seinen Geist
ausgab.
Provinz Schlesien.
In Vorder-Mochau ist daS hochb«
tagte Häusler Heidrich'sche Ehepaar in
nerhalb zwei Stunden an der Influenza
gestorben. Der Buchhalter Zeidler
der Firma Max Fabian in Sprottau,
Fabrikant künstlicher Blumen, hat sich
wegen von »hm verübter Unterschlagun
gen erschossen, obgleich der Chef ihm
ausdrücklich versickert hatle, er werde
die Sache nicht verfolgen. Die Nie
dermühle von A. Beisert in Sprottau
(den Beisert'schen Erben in Dresden
gehörig), eins der größten Mühlen
werke Schlesiens, ist abgebrannt. Groß«
Vorräthe an Getreide und Mahlpro
ducten wurden von den Flammen ver
nichtet. Der Raubmörder Klem aus
Burghainmer, welcher am 23. Juni die
72 alte Wittwe TecholinSki da
selbst im Fleischerladen ihres SohneS
mit einem Handbeil ermordet und dann
noch in der Wohnung einen Raub auS
gesührt hatte, ist im Hofe deS GerichtS
gebäudes in Görlitz durch den Scharf
richter Neindel aus Magdeburg Hinze
richtet worden. Der Häusler Kitol
aus Großdördern ist durch 11 Axthieb«
ermordet worden. Die Leiche wurde im
Forst gesunden. Als muthmaßliche
Mörderin ist die Ebesrau deS E.mor
deten gleich darauf verhaftet worden.
Die Stadl Pöllwitz führt gegen das
Bankhaus BlieSbachS Wwe. in Glogau
einen Proceß wegen Erstattung von
20,000 Mk., die bei Letzterem deponirt
gewesen, von dem verstorbenen Kämme
rer Hampel hierselbst aber erhoben und
veruntreut worden sind. Vor dem
Oberlandesgericht in Berlin ist in zwei
ter Instanz der Proceß zu Gunsten der
Stadt ausgefallen. Der Gutsbesitzer
Holtzen »n GüttmaunSdorf ist von dem
Knecht Gröhl, dessen kränkliche Frau er
mißbandelt und den er dann ebenfalls
thätlich angegriffen hatte, erdrosselt
worden. Gröhl stellte sich selbst der
Polizei. Der Bartelt
von dcr I. Compagnie des ». Pionier-
BataillonS in Neiie hat seine 23jährige
Frau in ihrer Wohnung erschossen und
ist dann flüchtig geworden. Die Frau
wurde Abends, nachdem die Wohnung
gewaltsam geöffnet worden, mit durch
schossener Brust todt aus dem Bett lie
gend ausgefunden. während die drei
Kinder, von denen das älteste erst 4
Jabre alt ist, herzzerreißend schrieen
DaS jüngste Kind, ein Säugling, der
30 Strnden lang ohne Nahrung ge
wesen war. ist bereits gestorben. Bar
telt selbst wurde in Wien festgenommen
und hierher zurückgebracht.—Erschossen
hat sich in Neisse der Sergeant (Kam
mcrunterosiicier) Kurnoty von der 8.
Compiqnie des Ins.-RgtS. „von Win
terfeldt" auf der Monlirungskammei
in Kaserne 4. Im Kaminerbuche stan
den. von ihm selbst geschrieben, die
Worte: „Die Kammer »st mein Tod."
Provinz Posen.
Das alle Bankhaus R. Sezall in
Posen ist aus Beschluß einer Gläubiger
Versammlung in Liquidation getreten.
7 Der Rentier und Rendant des
BorschußvereinS, Dübeler, »n Brom
berg. 112 Die Wiltwe Sarah Mend
lowich, geb. JuoaS, im Alter von 111
lahren. Der Stadlkämmerer P. in
Schönlanle ist bis auf weiteres von sei
nem Amte suSpendirt worden.
Provinz Hannover.
Wegen Unterschlagung zahlreiche»
Depots ist der Bankier Theodor Knolle
in HildeSheim verhastet worden. Er
soll große Summen durch Börsenspiel
verloren haben. Ter Bankerott ist un
vermeidlich. —In dem Konkurse des Pa
stors a. D. Stutzer in Goslar belausen
sich die angemeldeten Forderungen aus
etwa 500,000 M., doch hat eS eine
Reihe kleiner Gläubiger vorgezogen,
ihre Forderungen überhaupt n,cht anzu
melden. i In dem Orte Ringelheim
ein Veteran von Waterloo, der alte
Flötist Blume, der einst in dem jugend
lichen Alter von sünszehn Jahren als
Musiker die bezeichnete Schlacht mit
machte. Blume diente 51 Jahre und
ging 1866 in Pension. Der Hofbe
sitzer Ernst Köster in Misselwarden,
welcher seine Ehesrau Sophie, geb. v.
Lese, durch einen Messerstich in die
Brust so schwer verletzte, daß sie schon
am nächste» Tage starb, wurde vom
Berdener Schwurgericht zu 12 Jahren
Zuchthaus verurtheilt. Der Bau
eine» Lehrerseminars in Gishorn ist
jetzt beichloisene Sache. Die Stadt er
richtet das Schulgebäude, dessen Rosten
außer Grund und Boden aus 130,000
M. veranschlagt sind, und trägt die La
sten für Grundstück und Gebäude, ebenso
die Kosten für die Instandhaltung deS
letzteren. Der Staat verpflichtet sich
dagegen, zunächst auf 25 Jahre einen
MiethSzinS von 4500 M. zu entrichten.
D«r Bau soll bis zum 1. Aprrl 1894
fertiggestellt sein. 112 Ein-S der her
»orrag«»oft«n Milzlieder dcr Welfen
partei, »er Geheime Rath Viltor von
Alte» a»f seinem Gute in Linden.
112 Der Generallieutenant z. D., von
Flöckher. Im Beisein des Oberprä
sidcnten von Bennigsen und des Regie
rungspräsidenten Graf BlSmark wurde
in Hannover die von dem Berein hanno
verscher Köche in'S Leben gerusene Koch
kunst - Ausstellung im Palmengarlen
durch den Borsitzenden oes Vereins. Ho
telier und Hoflieferant F. Aasten
< Georgsballe) eröffnet. s In Aurich
Landsyndikus Riekeu.
Thüringische Staaten.
Ueber die seit Jahrzehnten schwebende
Frage der Thronfolge im Fürstenthun,
Lippe hat kürzlich Professor Laband i«
Straßburg eine Schrift veröffentliche
die sich aus archivalifche Urkunden stützt
und die für die endgültige Entscheidung
von Wichtigkeit sein dürste. Labant
kommt zu dem Ergebnisse, daß die gräf
liche Linie Lippe-Biesterseld dcr fürst
lichen nicht ebenbürtig und deShall
nicht erbberechtigt ist. ES würde, wenn
diese Autsührungin anerkannt werden,
im Falle de! AuSsterbenS des jetzt
regierenden sürstlichen Hauses das
Hau» Schaumburg-Lippe zur Nachsolg,
berufen sein. s- Der preußische Gene
ralkonsul a. D. Roosen, bekannt als
Orientalist und Geschichtsschreiber, in
Dekmold. Daselbst dcr Apotheker Hein
rich Schultze.
Mecklenburg.
In Feldberg der Amtsrichter, Ge
richtirath Otto Runge.—f Pastor Her
mann Kortüm, von 1862 bis 1874
Pastor in Prillwitz und seit jener Zeit
in Teschendorf. Oberförster Schoren
berg in Mirow feierte sein 50jährigek
Dienstjubiläun». Der Großherzog er
nannte den Jubilar zum Obersorstin
speclor, welchem an seinem Ehrentag,
noch zablreiche Festgaben zugingen, u.
A. ein silberner Tafelaufsatz, ein Jagd
wagen, ein Kronleuchter, eine Uhr auj
Hirschgehörn, ein silbernes Tablett unl
ein silbernes Schreibzeug. AuguK
Becker, der seit nunmehr 50 Jahren in
der Rosenow'schen Cigarrensabrik in
Güstrow ununterbrochen beschäftigt ist
erhielt aus diesem Anlaß vom Groß
Herzog die broncene Verdienstmedaille.
Der Inhaber der Fabrik, W. Schlüter,
verehrte dem Jubilar einen Sorgen
stuhl, und auch die frühere Besitzerin
des Geschäfts hatte den Ehrentag deZ
alten Becker nicht vergessen.—Der beim
Tominialamt in Hagenow angestellte
Amtsrichter Adolf von der Lühe ist
ganz unerwartet gestorben. Er wa,
ein Sohn des bereits verstorbenen Guts
besitzers v. d. L. auf Tieplitz. In
Rethwisch seierten die Atientheiler
Bohnsack'jche» Eheleute im Kreise voi
Kindern, Enkeln, Freunden und Ver
wandten ihre goldene Hochzeit. De,
Großherzog schenkt« dem Jubelpaar sein
Bild in goldenem Rahmcn. 112 De»
Geh. Commercienrath Sollau in Schwe
rin. Ferner starben: Der Ministerial-
Secretür a. D. Dr. phil. Wedemsier,
lange Jahre Redacteur des RegierungS
blaues; der Gerichtsrath a. D., Rechts
anwalt Steffen; der einer. Pastor Alb.
F. I. Schmidt, lange Zeit Pastor ,v
Hagcnow und Kiewe.
Oldenburg.
Die Influenza tritt in Nordenham
immer stärker auf. So sind u. A. von
dem Personal der Eisenbahnwerkstätt«
40 Personen ertrankt.—ln einem Gra
ben in SiebetshauS wurde eine Frau
CaSpers aus Burhave in OstfrieSfant
ertrunken aufgefunden. Ob sie verun
glückt ist oder freiwillig in den Tol
ging, ist unaufgeklärt. Bei einem
nächtlichen Brande in TürkiSmühle, der
ein Wohnhaus in Asche legte, kam eine
80jährige Frau in den Flammen um.—
112 In Wildeshausen der älteste Osficier
der Schützengilde, Major Plöger.
Der Acces>ist Mahlstedt von Delmen
horst, welcher in Eutin das Amt des
Bürgermeisters provisorisch verwaltete,
ist einstimmig vom dortigen Magistrat
und Sladlrarh zum Bürgermeister ge
wählt.—Bon einem kürztich in Triest
verstorbenen Herrn Regenstorn sind der
Minseiier Kirche 1000 Gulden ver
macht. Der Berstorbene ist der Nessc
des hier um das Jahr 1800 amtiren
den PsarrerS Regenvorf. Der Gast
wirth Tiesler zu Neuender-Mühlen
reihe ist durch einen Slurz von einem
Fuder Tors umi Leben gekommen.
Ueber den Nachlaß des entwichenen
Pächters der früheren Kroog'schen Be
sitzung, v. Lienen, ist der Konkurs er
öffnet. Mehrere Leute von hier und
aus der Umgegend sind durch ihn em
pfindlich geschädigt worden. Man
nimmt an, daß er ca. 40,000 Mk. mit
genommen hat.
Oesterreich.
Wien: 112 Adolf Friedmann, Redac
teur deS officiellen Börsenblattes; Rit
ter v. Skene, Großindustrieller; Karl
Krabl, Hof-Wappenmaler; Dr. Alexan
der Feichtmanil, durch LeuchtgaSverg.f
tung; Franz Besenbacher, der letzte
Stabsweldsebel; S- Pfafsenbichler,
Wirkwaarenhändler; August Kautz, No
tar; Anton Langer, der letzte Sohn des
beliebten VolkSdichterS Langer und der
Maler Mathias Streicher. Dieser
Tage wurde das Ehepaar Johann und
Maria Domladisch, welches feit 21.
November aus seiner Wohnung ab
gängig war, mit einer grünen Schnur
eng aneinander gebunden, als Leichen
aus der Donau gezogen. —Der Haupt
mann-Auditor Ferdinand Divischek hat
sich in einem Hotel, weil er die Prü
fung zum Mayorsauditor nicht bestan
den hat, erschossen. Der Hausbesitzer
Joies Jusühr. sperrte sich letzthin in
eine Kammer ein und schoß sich eine Re
volverkugel in die rechte Schläfe.
DaS große deutsche Musiksest, welches
alljährlich in einer anderen Stadt
Deutschlands staltfindet, wird anläßlich
der großen internationalen Musik« und
Thealerausstellung im Jahre 1892 hier
abgehalten »Verden.
Die kleine Else Schaas
in Berlin, das einzige Opfer, welches
dem Wüthen ihres Vaters, des Fami
lienmörders Schaaf aus der Straße VI
nicht erlegen ist, hat nunmebr elterlichen
Ersatz gesunden. Ihr Vormund Franz
Hoffmann, Müllerstraße No. 100, hat
Else an Kindesstatt angenommen. Als
Ueberbleibsel ans der Mordnacht trägt
Else, welche inzwischen auch die Diph
theriti« überstanden hat, an dcr linken
Schläfe eine tiefe Narbe; sonst sind alle
Folgen bis auf ein geringe« Zittern der
rechten Hand, völlig verschwunden.
Interessant ist e», daß das Kind sich be
züglich seiner Vergangenheit auch jetzt
nur noch dunkel daran erinnert, daß eS
früher einen anderen Vater, eine andere
Mutter und Geschwister gehabt hat.
Dabei ist die Klein« außerordentlich ge
weckt.
ES erschoß sich in Köln
«in Ikjähriger Junge, nachdem er »er
sucht batte. ein-Mädchen von 26 Jahren
mit dem er eine Liebschaft hatte, durä
einen Revolverschuß zu tödten. Du
Einzelheiien des traurigen Vorganges
find folgende: Der Junge ist der Sohn
eines angesebenen Kaufmannes in Bar
men: daS Mädchen, mit dem er du
Liebschaft unterhalten hatte, eine El
berfelderin, stand bei seinen Eltern in
Diensten. An einem der letzten Sonn
tage verlobte sich das Mädchen noch in
Elberfeld mit einem Sattler, am sol
genden Tage aber schon entsernte es
sich mit dem Igjäbrigen Jungen, ohn«
eine Nachricht zurückzulassen, wohin si<
gereist waren. Bon Köln aus erbiell
der Verlobte des Mädchens von dem
jungen Menschen einen Brief, in Ivel
chem ihm die Mittheilung gemacht
wurde, daß er seine Braut nie mehr
wiedersehen werde. Der Mann fuhr
sodann mit dem Bater des jungen Aus
reißers sofort nach Köln und Beide be
gaben sich auch sogleich in daS Hotel,
wo, wie der Kops des BrieibogenS an
deutete, daS Liebespaar abgestiegen
war. Als der Flüchtling aus einem
Fenster seinen Vater erblickte, zog e,
fich sofort zurück. Kurz daraus krach
ten mehrere Schüsse, man stürzte in
da» Zimmer hinein und fand die L>e
benden in ihrem Blute. Der jung,
Mann batte zuerst aus das Mädchen
einen Schuß abgeseuert, der jedoch nui
eine geringfügige Verletzung zur Folg!
hatte, dann hatte er die Mordwaffe ge
gen sich selber gerichtet. Die Kugel
hatte nur zu gut getroffen: „ach iveni
gen Minuten hauchte der unglücklich,
Mensch in den Armen seines Vaters
seinen Geist aus.
Eine grä ß l ich e.V e rgi f.
tungSgeschichte beschäftigte jüngst d-u
Schwurgericht von Namur. Der An
geklagte, Gustav Vauderavero, 23 Jahr,
alt, ist der älteste Sohn einer aus sie
den Kindern bestehenden Familie aus
Ligny. Im Jahre 1889 starben Plötz
lich drei Kinder, zwei Jungen und ein
Mädchen. Im Jahre 1890 starb ein
viertes aus dieselbe plötzliche Weise.
Endlich im Februar letzten Jahres er
krankte auch das jüngste der Kiudcr.
Der herbeigerufene Arzt erkannte sosort
eine Vergiftung durch Arsenik. Wäh
rend man nach dem Vergifter suchte,
sand eines TageS die Post eine anonym«
Postkarte, an den Angeklagten adressirt,
in der derselbe mit d:m Tode bedroh!
wurde. Sofort erkannte der Postbe
amte die Handschrist des Gustave Vau
deravero selbst und überlieferte di«
Postkarte den Gerichtsbehörden. Am
selben Abend wurde Gustave verhaftet
und es stellte sich heraus, daß wirklich
die Postkarte von ihm selbst herrührte.
Nachträglich hat er gestanden, er habe
seine sünf Geschwister mit Arsenik ver
giftet. weil er hoffte, durch deren Tod
ein besseres Leben zu Hause führen zu
können. Vor dem Schwurgerichte leug
nete der Angeklagte zwar, die That be
gangen zu haben, wurde aber trotzdem
von den Geschworeneu schuldig erkannt
und ,um Tode verurtheilt.
lüngst ist in Paris ein
Mordversuch gemacht worden, der in den
Einzellieiten an das Schicksal des Ge
richisvollziehers Gouffe erinnert. Die
zweiundzwanzigjährige Josephine Ge
botn in der Rue Boulag mohnbast, be
gegnete dieser Tage einer gewissen Ma
rion, die im Hotel des Bains mit
Emile Depage gemeinsamesQuatier hat.
Sie wollten zusammenziehen und eine
Wohnung auf gemeinschaftliche Kosten
ausstatten. Aus Dienstag wurde zur
Verabredung der Einzelheiten eine Zu
sammenkunft in Marion's Zimmer fest
gesetzt. Josephine kam und brachte ihr«
Ersparnisse mit, die mit dem Marion's
zu den Anschaffungen dienen sollten.
Die beiden Frauen unterhielten sich
noch, aK plötzlich Depage hinter einem
Vorschlag aus einem Versteck austauchte,
fich auf Josephini stürzte und, eiu Mes
ser schwingend, rief: „Dein Geld, oder
Du bist des TodeS!"—„Hilfe! „Mör
der!" rief die Unglückliche. Depage
versetzte >hr Messerstiche in die Brust
in den Hals, m das Geficht, wo iinme
er sie treffen konnte. DaS Geschre
Josephine s, die sich verzweifelt wehrte
zog die Nachbarn herbei. Du öffnet
Depage plötzlich die Thür und stiel
sein Opfer mit einem Fußtritt d>
Treppe hinab auf die Nachbarn, die si
mit Blut bespritzte. Dann schloß er sick
mit Marion ein. Die Verwundet
wurde in ein Krankenhaus gebracht
Depage und Morian wurden verhastet
Letztere Beide behaupteten den
Untersuchungsrichter gegenüber ihr«
Unschuld. Depage erzählte, daß Jo
sephine sich die Verletzungen selbst bei
gebracht und nur geschrieen habe, weil
er sie vom Selbstmorde abhalten wollte.
Endlich sei er müde geworden und habe
sie hinausgeworfen. Diese Erzählung
klingt recht unwahrscheinlich. Ma»
glaubt übrigens, daß eS sich nicht allein
um einen Raub gebändelt habe, daß
vielmehr auch eine Elfersucht die Ur
sache des Verbrechens gewesen sei.
Ei» geheimnißvvlle-
Mord macht in Petersburg viel Aus,
sehen. Vor einiger Zeit traf hier aus
Charkow ein Angestellter des Wcinge
schästeS Ritscher Namens Leopold Eon
radt ein. Vor sechs Wochen sollte e>
nach Riga Weiterreisen, er empfing zu
vor noch in, Hauptpostgebäude eine»
Geldbri'es mit bedeutendem Geldbetraj
und war von dieser Zeit ab verschwun
den. Seine Firma benachrichtigte by
Polizei, aber alles Nachforschen wai
vergeblich. Unlängst sand in einei
dicht bei der Hauptpost gelegenen l!a
serne eines Garde-Cavallerie-Regimentj
eine Durchficht statt. Dabei stieß mai
auf dem unter dem Dache gelegene»
Futterboden auf eine ganz nackte, hart
gefrorene Leiche, deren Kopf mit einen
stumpfen Werkzeug eingeschlagen war
Die Leiche wurde als die des ver
schwundenen Evnradt von dessen Freun
den erkannt. Jeglicher sichere AnHall
über die Mörder sehlt noch. Die Un
tersuchung wird von, Militärgericht seh,
geheim gehalten. Die Blätter der
Hauptstadt diirfen über den Fall nichts
berichten. - -
Mit wie viel «!ew!ck»t detht de»
Miusch!
Diese Frage, die gewiß Viele inte,
ressiren wird, beantwortet der Zahnarzt
Prof. Kart in Berlin im Dec-mberheft
der „Deutschen Monatsschrift für Zahn-
Heilkunde" in folgender Weise: Ueber
legt man eS sich, wie Menschen im
Stande sind, mit den Zähnen eine»
groß. i Tisch, «in Faß u. s. w. zu beben,
so n.uß man über die Krasllerstung
sta »ei». biS zu welcher die Kau- und
durch Uebung gebracht
werden können.
Siebt man in einem Circus einen
Menschen im Kniehang am Trapez zwi
schen den Zähnen ein zweites Trapez,
an dem eiu Mensch seine turnerischen
Uebungen macht, so entspricht das einer
so gewaltigen Kraft, zunächst der Kau-
und NackenmuSkeln, daß man sie beim
Hörensagen kaum für ausführbar hält.
Alle diese sogenannten Künste zeigen,
wie viel die Kaumuskeln unter entspre
chender Uebung leisten können. Wel
ches ist aber die gewöhnliche Kraft,
welche die KaumuSketn bei dem Ge
brauche im Durchschnitt bei dem Men
schen zeigen? Die Ermittelung dersel
ben ist nicht so schwer, al» man glaube»
sollte.
Legt man bei hängendem Unterkiefer,
also bei geöffnetem Munde, über di»
gähne teS Unterkiefers soweit nach hin
ten über die zweiten großen Backen
zähne, als eS die Mundwinkel gestal
ten. eine flache Eisen- oder Stahlplatte,
welche überall genau aufliegt, so kann
man dieselbe verwenden, um zur Lösung
der betreffenden Frage Gewichte in ihr
zu befestigen. Am zweckmäßigsten wird
die Stahlplatte beiderseits an den Stel
len. mit denen sie den Unterkiefer recht?
und links überragt, doppelt durch
löchert. Durch diese Löcher wird dann
ein 1 —1.5 Mm. starker Eisendraht ge
zogen, welcher mit den Gewichtstücken
verbunden wird. Bei geöffnetem Munde
stehen dann die Gewichtsstücke auf dem
Fußboden oder aus einer Tischplatte.
Die Drähte sind straff gespannt, und
der Mensch muß eine vollständig gerade
Haltung haben. Ich habe bei diesem
Versuche vor einigen zwanzig Jahren
ebenso wie jetzt gefunden, daß das
Durchschnittsgewicht, welches beim
Schließen des Mundes, also in dem
Augenblick, in dem der Unterkiefer da»
Gewichtstück hebt, beim Menschen ein
halber Centn» ist. Selbstverständlich
werden die meisten Menschen mit dem
Schließen des besonders geübten Kau
muskels den halben Centner länger»
Zeit hindurch mit geschlossenem Munde
ballen und auch mehr als einen halben
Centner heben können; Personen, welch»
derbere Kost, hartes Brod u. s. w. bei
ihren Lebensbedingungen zu kauen ha
ben, oder erst recht solche, welche fich
d:m eigenthümlichen, wohl nicht zu rech »
fertigenden Genusse hingeben, Nüsse zu
knacken, werden mit einer größeren
Kraft kauen, während der Gourmand
beim Genuß der verfeinerten Speisen
wohl nicht immer die gleichen Leistun
gen aufweisen wird, je nach seiner Lieb
haberei. Im Allgemeinen wird man
erstaunt sein zu erfahren, daß die Kraft,
mit der man kaut, eine so große ist;
ein Versuch (!) wird jedoch lehren, daß
die oben angegebene Zahl mindesten»
der Durchschnittsleistung unserer Kau»
muSkeln entspricht.
Alle« doppelt.
Jussus Abdul Ben Ulemma
War ein frommer Muselmann;
Doch, wie dies zumeist zu finden
Selbst beim srömmsten Menschenkind-,
Tr war reich an GotteSglauben,
Arm jedoch an Geld und Gut.
Allah sah mit tiefem Mitleid
Seines treuen Diener» Noth;
v'rum erschien er ihm im Traum»:
„Jussus", sprach er, „gute Seel',
Weil Du ein so frommer Türke,
Richte eine Bitt' an mich,
Die ich Dir erfüllen werde."
Jussus stammelt au» dem Schlaf.-
„Gib, daß ich vom nächsten Tage
Alle» doppelt nenne mein."
Jussuf sah am frühen Morgen,
Daß sein Traum verwirklicht war:
Teppich, Tschibut, Ottomane,
Badewann' und Wasserkrug.
Kleider, Schuhe, selbst die Katze
Alles zählt' er zwiefach sein,
Ja, die Bäume seine» GartenS
Truge» doppelt ihre Frucht,
Und vom Lederbeutel hört' er
Paarweis den Piasterklang....
Selig eilt er in den Tempel,
Allah preisend für » Geschenk.
Wie er dann so heimwärts wandelt.
Sieh', da kam zurück vom Markt
lussuss wilde Ehegattin
Draka Fatme Nummer Ein»,
Ihr gleich auf die Ferfen folgend
Draka Fatme Nummer Zwei.
Schrecken fährt in Jussuf» Glieder,
Als er dieses Paar erblickt.
Hin zum Tempel eilt er wieder,
Wirst sich nieder auf di« Erd';
„Allah", ruft er, „hör' mich, Allah!
Nimm den Segen wieder fort,
Sieh', ich kann ihn nicht ertrage»;
Solcher Segen gleicht dem Fluch,
Mache um e i n Weib mich ärmer.
Dann «rst werd' ich reicher sein."
Gedankensplitter.
So wie der kühne Seemann stet» auf»
Neu'
Sich anvertraut den trügerischen Wx»
ge»,
So baue du auch auf der Menschheit
« Treu'
Warst du auch noch so oft von ihr bv«
trogen.
Nur kein« Philosoph!»
schen Gründe, wo die gewöhnlichen aus
reichen.
Zu Allem fähig und z»
Allem tauglich ist zweierlei.
Hyperbel. Der Maler Fle»,
berwisch hat unlängst einen Befen s?
natürlich gemalt, daß ihn seme Jra»
damit prügeln wollte. 7