Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 21, 1892, Page 6, Image 6

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    6 »«« »ekitmpfung »er Morphium»
sucht.
Die Erörlerungen über den von dem
Luudesraih zweckmäßiger Weise abge
änderten Gesetzentwurf über die „Be
kämpfung der Trunlfucht" (fo lautet
der neue Titel im Gegensatz zu dem
früheren „zur Bekämpfung des Miß
brauchS geistiger Getränke") haben ver
schiedene ärztliche Kreise auch angeregt,
die Bekämpfung der Morvhiumsucht
durch einen gesetzgeberischen Akt für er
sprießlich zu halten.
Sowohl in der „Berliner klinischen
Wochenschrift", wie in der Münchener
.„Aerztlicben Rundschau" wird allen
Ernstes die Morphiumgefahr, als eine
ebenso große, wie die durch den Miß
brauch des Alkohol» entstehende geschil
dert. Hören wir darüber da» Urtheil
von Prosessor L. Levin, welcher sich
folgendermaßen ausspricht:
Ter AlkolwliSmuS fordert die grS
ßere Zahl seiner Opfer in Arbeiter«
«ind Handwerkerkreisen der Morvhi
nismu» in den Schichten der Bevölke
rung, die durch ihre äußere Stellung,
Erziehung und Bildung am wenigsten
in den Verdacht kommen sollten, willen-
und und energielo» dieser Leidenschaft
unterworfen zu sein. Die» ist der erste,
wesentliche Unterschied zwischen Alkoho
lismus und Morphinismus. Der
zweite besteht darin, daß die Morpium
wirkung nicht von jenen unangenehmen,
sehr sichtbaren, aufregenden und nieder
drückenden Wirkungen gesolgt ist, die
der Alkohol bedingt.
So hat sich im Lause einer sehr kur
zen Zeit eine große Morphinistenge
meinde herausgebildet, zu denen manch«
der besten Geister Deutschlands, Künst
ler und Gelehrte, Universitätslehrer,
Diplomaten, Osficiere und Kaufleute
gehören. Wird durch den Alkohol die
Hand der Nation geschädigt, so vernich
tet das Morphin den Kops derselben.
Kaum gekannt war dieser Zustand, al»
ich gleichzeitig mit Fiedler im Jahre
1874 zuerst einen solchen Fall berich
tete. Und wie gut kennt man ihn lei
der jetzt!
Ter Morphinismus ist eine Leiden
schast, die sich im häuslichen Kreis«
Perausbildet und wächst. Die Oessent
lichkeit wird dadurch nicht in Aergerniß
erregender Weise belästigt. Aber viel
eingreisender und verderblicher kann
daS öffentliche Leben, und indirect das
Wohl und Wehe von unschuldigen
Menschen durch die Folgen getroffen
werden, die der ausgebildete Morphi
nismus zeitigt. Bedauerlich wäre es,
wenn das Individuum durch diese, oft
selbstverschuldete Krankheit auch in sei
ner socialen Stellung leiden müßte
aber soweit der Staat daraus einzuwir
ken vermag, darf er nicht Trinker, noch
weniger aber Morphinisten in amt
lichen Stellungen belassen. Ter Grund
für eine solche Maßregel ist nicht schwer
einzusehen. Es gibt, vielleicht mit Aus
nahme des Kokains, kein narkotisches
Genußmittel, das dem Körper so zum
Bedürfniß werden kann, wie Morphin.
Der Morphinhunger ist viel dringen
der, als das Verlangen nach Alkohol.
Der Trunksüchtige kann viele Stunden
nach dem Verschwinden der Alkoholwir
kung warten, ehe er gezwungen wird,
eine neue Menge einzusühren. Der
Morphinist dagegen wird, wenn die
Zeit gekommen ist, in der die Körper
zellen gebieterisch ihr Reizmittel verlan
gen, jäh und widerstandslos einer neuen
Dosis entgegengetrieben. Erhält cr st«!
nicht, so leidet alsbald auch Körper und
Geist.
Ein Morphin spritzender oder ein
nehmender Richter kann unter solchen
Umständen der Verhandlung nicht mehr
folgen und ungetrübt entscheiden, und
ein ebenio belasteter Examinator wird
feiner Pflicht nicht genügen können und
nicht so objectiv urtheilen, wie er sollte.-
Dazu komm«, daß nach einer gewissen
Zeil, auch trotz der Zufuhr von Mor
phin, die geistigen Fähigkeiten leiden
und das moralische Gefühl Schaden
nimmt. Und wenn der Morphiumsüch
tige Wettreiter auch noch so waghalsig
aus der Rennbahn den Preis erringt,
der morphinistische Chirurg elegant die
Operation vollführt, der Kliniker scharf
finnig die D'agnose stellt—sie sind doch
verlorene Männer, denen daS Morphin
diese Leistungen noch eine Zeit lang
schafft, daS sie aber an zeitlich immer
kürzer werdender Sklavenkette hält."
Vernachlässigung aller Pflichten, Verlust
der Energie und Schaffenskraft, theil
weise auch ein Heruntergedrücktwerdeii
aus einen sehr niedrigen sittlichen Stand
punkt solge» bald und vergesellschafte»
sich mit allerlei körperlichen Beschwer
den, die das Leidensbild schließlich zu
einem trostlosen machen.
Da eine endgiltige Heilung dieser
Leidenschast nur ganz ausnahmsweise
zu Stande kommt, so sind Morphinisten
eigentlich immer als unheilbare Men
schen anzusehen. Derartige Zustände,
bei denen der Körper, insbesondere da»
Zentralnervensystem, den Anlaß zum
Fortgebrauch des Mittels gibt, und der
ohnmächtige Wille und alle moralischen
Kräfte zusammengenommen der Forde
rung des Körpers gegenüber unterlie
gen, sind nicht, oder doch sehr selten zu
beseitigen.
Ich verkenne nicht die Schwierigkeit,
hier zwischen, leichtfertigem und arznei
lichem chronischem Gebrauche des Mit
tels praktische Unterschiede zu machen.
Ist doch der Eine Morphinist gewor
den. weil er von der Annehmlichkeit des
dadurch hervorgerusenen Zustandes ge
hört hat, der Andere, weil er anfangs
schmerzhafte Körperzustände damit be
kämpft und später auch zur Beseitigung
von Affekten und zuletzt aus Gewöh
nung es benutzt hat. Eine dritte Gruppe
von Menschen nimmt Morphin, weil
sie ihre chronischen Schmerzen be
zwingen will. Soweit das öffentlich«
Interesse an diesem Zustand betheiligt
ist, kann leider kein Unterschied zwischen
diesen drei Gruppen gemacht werden.
Nachgewiesener Morphinismus oder
Opiophagi.» sollt« staatliche Stellungen
ausschließe», wie der AlkoholiSmu»,
ThloroformismuS, Chloralisinus, Sul«
ionalisniuS und vielleicht auch vom Bro-
miSmuS. Alle davon befallenen Jndi
viduen sollten von verantwortlichen
Stellen ausgeschlossen oder, wenn der
dadurch bedingte krankhafte Zusiand
weit vorgeschritten ist, entmündigt oder
in einem Trinkerasyl untergebracht
werden können. Für diSpositionSsähig
halte ich dieselben nicht.
Sollte aber zur Zeit, was sehr zu be
dauern wäre und da« Alkoholgesetz zu
einem Fragment machen würde, ein
Eingreisen de? Staates in dieser Hin
ficht nicht beliebt werden, dann sollte«
wenigstens die Morphinquellen beffei
beaussichtigt werden. Die bisherigen
Bestimmung?« reichen nicht mehr au».
Eigennutz durchbricht täglich die Schran
ken und Hindernisse, die der Staat dem
Bezug« dieses Alkaloide» gesetzt hat.
Man warte nicht mit einer eingehen
den gesetzlichen Berücksichtigung, bis
da» Morphin vielleicht künstlich darstell
bar und deshalb billig geworden ist!
Denn dann wird der Alkohol sein«
große Rolle ausgespielt und das Mor
phin seine Stelle eingenommen haben
Schon jetzt greift diefe Seuche verein
zelt auch auf jene Kreise über, die sich
im Schweiße ihres AngesschtS ihr Brod,
aber nicht ihr Morphium erarbeiten
sollten. Sehen wir doch schon heute
viele Millionen von Menschen als Skla
ven des Opiums! Wer an der AuS
breitungssähigkeit einer solchen Leiden
schaft etwa zweifeln sollte, der sei aus
China verwiesen, da» erst seit Kurzem
mit diesem Genußmittel bekannt gewor
den, von ihm erobert und geschwächt ist.
Man lese die Schilderungen von Prsche
walSki, der eine volle Temoralisirung
der in der Mongolei stehenden Miliz,
Osficiere und Gemeine, durch Opium
berichtet. Immer mehr in- und extensiv
nimmt der Gebrauch deS Mittels zu,
besonders seit die nördlichen Provinzen
Chinas selbst Mohn bauen und sich von
Indien und dem indischen Regalpreis«
unabhängig machen. Ueber die Ocean«
haben die Chinesen diese Leidenschaft
mitgenommen und nicht wenigen Ame
rikanern und Amerikanerinnen den An
laß gegeben, dem gleichen Laster zu
fröhnen. Entdeckte man doch in einer
der größten Städte Amerikas Opium
höhlen sür Damen, die sich äußerlich
als seine Putzwaarengeschäfte darstell
ten! Aber auch ohne das Beispiel de,
Chinesen würde ein solche» Genuß
mittel sich, besonder» da auSgebrsitel
haben, wo ihm der Boden durch Tem
perenzbestrebungen geebnet ist.
Der Morphinismus ist ausbreitungs
fähiger, als das Opiumrauchen und
Opiumcsscn der dadurch hervor
gerufene Schaden gleich groß. Ich will
hoffen, daß dieses Mahnwort sür ein«
stäatliche Berücksichtigung dieses Zustan
des gerade im jetzigen Zeitpunkt gehört
werde.
Nebertrumpft.
A.: Sie können sich gar nicht denken,
was sür reizendes Haar meine Frau
hat. Wenn sie es auflöst, sällt es bis
auf die Knie!
B.: DaS ist noch gar nichts, da soll
ten Sie erst einmal daS Haar meiner
Frau sehen. Wenn die e» auslöst, sällt
eS bi» aus die Erde.
Der versteht e», der Herr
Theaterberichterstatter de» „Freiburgrr
Tageblatt«", der zum Schluß seiner
Besprechung über den Schwank „Der
Raub b«r Sabinerinnen" zugleich We
sen und Psychologie der Konnt glücklich
ergründet. Der Abschnitt lautet: „Wa»
die Komik des Stückes, das er dem
Prosessor abschmeichelt, vermehrt, ist der
Kontrast zwischen der Wirklichkeit und
aufschneiderischen Rühmen seines Kön
nens, sowie dem seiner Truppe, das da»
gedachte Publikum vor den Rampen der
Schmiere belustigen muß und in der
Erzählung de» komischen Mißerfolgs
noch einmal die wirklichen Zuschauer in
Lachkrämpse versetzt, «eil sie zusehen,
wie die Theatergeschichte in zwei bür
gerlich einfachen Ehen die heilloseste
Verwirrung anrichtet; zumal alle Per
sonen mit so viel Konikk ausgestattet
sind, d. h. Thorheiten begehen, die we
der ihnen, noch un« schaden, nnd weder
unser Mitgefühl, noch unser Bedauern
über die Folgen herausfordern, das ihre
selbstgischaffene Lage, ihre Verzweif
lung, ihre Ausflüchte und Lügen, ihr«
Flucht in Th«ater und der Mißerfolg
de» Stocke» dorten, unser Lachen her
ausfordert, daß fort und fort unterhal
ten wird durch unvorhergesehene Zwi
schenfälle und Kreuzungen der Absichten
der Handlung«» d«« Zuersthandeln
lben."
«meeirautfch« «chwetueschlüy.
» t«r«ten.
Kein Land der Erde hat eine so rie
fige Schweinezucht wie Amerika, und
kein» treibt einen so riesigen Händel in
Schweinefleisch, sowohl frisch, gepökelt
oder geräuchert, al» auch in Schmalz
und Wurst. Im letzten init dem 30.Juni
1891 abgeschlossenen Rechnungsjahre
wurde trotz der Einfuhrverbote, oder Be
schränknngSmaßregeln Seiten» Deutsch
lands, Frankreich» und Italien»
Schweinefleisch au» den Ver. Staaten
im Werthe von »84,908,698 exportirt
und zwar Speckseiten im Betrage von
»37,404,989, Schinken »3,242,685,
frische» Fleisch »26,328, Pökelfleisch
»4,787,343, Schmalz »34,414,323.
Ganz bedeutend wird diese enorme
Aussruhr jetzt nach der Aushebung der
Einfuhr - Beschränkungsmaßregeln in
Europa zunehmen.
DaS Handelsgeschäft in Schweine
fleisch und Schweineproducten befindet
sich vornehmlich in Händen einiger gro
ßen Millionärs-Geschäftshäuser in den
Staaten Illinois, lowa, Ohio, Mis
souri und Kansas, von denen die Firma
Armour <k Co. in Chicago wohl die
allcrbedeutendste »st. Diese Geschäfts
häuser besitzen mächtige Schlacht- und
Berpackungshäuser, welche mit allen
neuen Erfindungen in Bezug auf Ma
schinen und Einrichtung ausgerüstet
sind, so daß die Arbeit schnell und durch
Ersparung vieler menschlichen Arbeits
kräfte billig verrichtet wird. Wahrhaft
erstaunlich find die Fortschritte, die in
dieser Beziehung hierzulande in weni
ger als zwei Jahrzehnten gemacht sind,
und eS dürste sür unsere Leier nicht
uninteressant sein, mit uns, in der Ein
bildung wenigstens, einen Gang durch
ein moderne« amerikanisches Schlacht
haus zu machen.
Die Schweine werden an» den Eisen
bahnwagen in große Höse und Schup
pen, die neben oder hinter den Schlacht
häusern liegen, getrieben und dort
gehalten und gut gefüttert und ge
tränkt, bis sie geschlachtet werden sollen,
was in wenigen Tagen, zuweilen schon
in einigen Stunden nach ihrer Ankunft
geschieht. Zum Schlachten werden sie
>e nach den Bedürfnissen der verschiede
nen Märkte ausgesucht, ihr Alter reicht
gewöhnlich von sechs bis achtzehn Mo
naten und ihr Gewicht beträgt durch
schnittlich von 120 bi« 200 Pfund.
Sie werden partieweise au» den
Schuppen oder Höfen genommen, jede
Partie wird genau auf einer großen
Wage gewogen'und dann über die soge
nannte „Seufzerbrücke" in ein obere»
Stockwerk des Schlachthaus«» getrieben,
Po die Arbeit beginnt.
Im y.'u ausgczogeiv Gcsloch-n. Gebru Am Kabel befestigt. Geschabt. Gereinigt. Gewaschen.
Etwa zwanzig werden dort in einem
Fangeraum eingeschlossen. An einen
Hinterfuß de» Schweine» wird eine
kurze Kette befestigt, die an einem Ende
einen Ring hat, in welchen der Schläch
ter eine Kette einhikt, die von einer
Winde über feinem Kopf herunter
bangt und wenn eingehakt durch Damps
lraft aufgewundeil wird. Wenn der
Aopf des Thieres in der Höhe ist, wird
kine andere Kette, die an einem Rade
hängt, in den Ring eingehakt und an
diesem Rade, das aus einer etwas ab
schüssig gelegten Schiene vorwärt»
läuft, wird das Schwein durch sein
eigenes Gewicht weiter geführt. Wäh
lend das Thier über die Wand deS
Zangraumes geschwungen wird, versetzt
ihm der Schlächter mit einem scharfen
Hirzen Messer einen Stich, der immer
sicher das Herz trifft und nahezu augen
blicklichen Tod zur Folge hat; daS
Schwein schreit nicht, wenn es gestochen
ist und von Muskelzuckungen ist sehr
venig zu bemerken. Da» Blut fließt
durch eine abschüssige Rinne in «inen
Sehälter im unteren Stockwerk und
vird für verschiedene Zwecke gebraucht,
e» hat deshalb einen beträchtliche»
Werth.
Nach dem Schlachten wird dq»
Schwein ausgehakt uiid fällt in eine»
Bottich mit heißem Wasser, in welchem
»eun oder zehn auf einmal etwa drei
Minuten lang untergetaucht werden, da-
mit sich die Borsten leicht abschabe«
lassen. Au» dem äußersten Ende de»
Bottich hebt olle paar Sekunden ein
gebogenes harkenähnliche» Eisen, da» an
einem Kabelseil befestigt ist, ein gebrüht
te» Schwein auf einen Tisch, läng»
welchem eine endlose Kette herläuft, an
welcher der bei der Nase angehakt«
Körper durch eine AbschabungSma
schine gezogen wird, aus welcher der
selbe in etwa zehn Sekunden aller Bor
sten entblößt herauskommt. Mit einem
Handkratzer oder Schabeisen werden
dann die von der Maschine etwa nicht
getroffenen tiefliegenden Hautstellen voll»
ständig sauber gemacht.
s
s 10 ll 12 tZ
Inspicirt.— An Roller Ausgeschnitten und Nieienselt auS- Kops ab und Gespalten, , In den Kühlraum
Hierauf werden die Schweine der,
mittels eines Gummischlauches, bei
über dem Tisch hängt und mit einen«
Sprenkler am Ende versehen ist, rei«
abgewaschen und dann inspicirt. Da,
nach wird der Schlund ausgeschnitten,
der Körver von einem Roller an den
Hinterfüßen in die Höhe und über de«
Tisch hinweggezogstn, worauf die Ein
geweide herausgenommen werden. Dal
Nierenfett wirv auf den nächsten TisH
gelegt, hierauf wird der Kopf abge
schnitten, die Zunge herausgenommen
der Körper der Länge nach in zwe>
Theile gespalten und in den Abküh
lungsraum gebracht. Die ganze Arbeit
vom Fangen des Schweines bis zm
Ablieferung in den Abkühlungsraum
erfordert gewöhnlich nicht mehr als
zehn bis fünfzehn Minuten Zeit.
Jeder Theil der inneren Organ«
wird sorgfältig getrennt, gereinigt und
für irgend einen Gebrauch bei Seit«
gelegt; Lungen, Herz und.Leber gehen
ins Wurstdepartement, gleichsalls die
Därme nach einer gründlichen Reini>
gung. Das Wurstfleisch, wozu auch
die Abfälle von Schinken nnd Specksei
ten gehören, wird von einer mit Damps
getriebenen Maschine in einen großen
Bottich sein gehackt. Bon einein gul
gemästeten Schwein werden durch
schnittlich vierzig Pfund Schmalz ge
wonnen. Fett enthaltender Abfall wird
in Kessel geworfen, die durch Dampl
vermittels Schlangenrohren geheizt wer'
den. Ist das Fett gescPnolzen und zum
Sieden gebracht, so tbkd alless Unreine
abgeschöpft und daS Schmalz'm Gefäße
gefüllt. Vom Nierenfktt wird
verständlich dic beste Qualität
wonnen.
Ein Theil der Schweinsborsten wird
für Bürsten gebraucht, auch Schuh
macher brauchen davon, die meisten wer
den jedoch mit Pserdehaaren vermischt
und zum Stopfen von Kisten und ähn
lichen Dingen verwendet.
Da» Blut wird viel zur Bereitung
des Albumen (Eiweiß) für photogra
phische Zwecke, sowie zur Reinigung
deS Zuckers und auch al» Düngmittel
benutzt, wozu auch die gemahlenen
Knochen un» andere Abfälle gebraucht
werden.
Nachdem daS Fleisch durch und durch
abgekühlt ist m Räumen, die beständig
in einer Temperatur unter 40 Gr. F.
gehalten werden, wird es aus arbeiter
sparenden Schienen in'» Zerstückelungi
departement gebracht. Ein Arbeiter
hackt die Schinken, die Schultern und,
wenn nothwendig, die darunter liegen
den Rippen ab, schneidet die Füge zum
Einpökeln ab oder .wirft sie in die
Schmalzbottiche.
Ein großer Theil der Produk!« der
Schlachthäuser wird im Ganzen auf die
Hauptmärkte diese» Landes gebracht;
die Zahl der einzeln von Farmern
sür allgemeinen Bedarf geschlachteten
Schweine ist klein, aber das Schneiden,
Einpökeln und Verpacken von Schweine»
Produkten sür den einheimischen wie
auswärtige» Markt ist nn Geschäft von
so enormer Größe, d«ß e» sorgfältigen
und genauen Vorschriften und Gesetzen
unterworfen ist, die i'n Allgemeinen von
den Handelsgesellschaften aller bedeu
tenden Plätze anerkannt werden. So
ist beispielsweise 'wrgeschrieben, daß
daS in Fässern verpickte Pökelfleisch vo»
etten Sck »einen kommen muß. 190 bis
NZ V > ' >,ii>e? fleisch >» nicht üb«
Sechszehn Stücken müssen in jedem Faß
eingesalzen und 40 Pfund grobe» Salz
dazu genommen und Salzwasser da
rüber geschüttet werden. Zur besten
Qualität dürfen nur die Schultern und
Seiten in Stücken von vier Pfund von
Schweinen genommen werden; die von
100 bis 172 Psund wiegen, und außer
dem Salz müssen sür jede» Faß noch
zwöls Unzen Salpeter zum Pökeln ge
braucht werden. Für eine Extra-
Qualität müssen die Rückenknochen und
Rippen herausgelöst werden und Schin
ken und Schultern werden verschieden
artig für den Markt behandelt und auck
unter verschiedene» Namen, New Uorl
Schultern California Schinken, kuo
chenlose Schinken u. s. f., verlangt unt
verkauft.
Geräucherter Speck und Schinken sü»
den auswärtigen Markt werden ge
wöhnlich in Kiste» versandt, welche 200
Pfund halten.
«b,ef»hrt.
Er: Ich habe mir längst vorge
nommen, nie ein Mädchen zu heirathen,
die kein Fleisch tranchiren kann.
Sir: Glauben Sie denn, daß dai
in Ihrem Fall gerade so unbzdingt nö
thig sein wird?
Hnnvetreue»
Jones: "Ja, wie kommt eS denn,
Freund Smith, daß dich dein eigner
Hund so wüthend anbellt?
Smith (Verlegen): Weil ich nüch
tern bin. Komme ich betrunken nack
Hause, so kennt er mich.
Was der Mastl - Huber unter „Sie«
gessäule" versteht!
Fatal.
Ein Verehrer einer schönen jungen
Witwe fragt deren Töchterchen: Nun,
ElSchen, was wünschest du dir zu Weih
nachten ?
i Elschen: Solche ZZHne, wie Mama
hat. Die kann man'doch 'rausnehmen,
wenn man Zahnschmerzen hat.
Räch »er «utU«.
Ein Badender: „Gnädige Frau er
innern an die schaumgeborene Venu»."
Sie: „Ganz richtig, die war auch von
Meere»nngeheuern umgeben."
Dido und Dito. Lehrer:
„Sag' mir einmal, wer hat Karthago
gegründet?" (Schüler schweigt.)
Lehrer: .Schafskopf!" —Schüler (dem
indtssfn eingeflüstert worden ,st):
„Dito!"
Der Lieutenant a. D.
Alexander Schenk von und zu SchwinS
burg, witd vom Landgericht l in Berlin
Mgen Verkeilung zum Meineid steck-
Dkleslich verfolgt.
»«» Mensche» L«d«u»»auer»
Der berühmte französische Naturfor
scher Gras von Buffon, hat die Beobach
tung gemacht, daß zwischen der Dauer
deS Wächsthums und der Lebensdauer
ein Verhältniß von 1:7 besteht, daß also
die Dauer des Lebens diejenige de«
Wachsens siebenmal übersteigt. Bei
spielsweise wächst das Pserd bi» zum
dritten oder vierten Jahre und erreicht
ein Alter von 22 bis 28 Jahren. Der
Hirsch ist mit dem fünften Jahre au»<
gewachfen und erreicht em Alter von 34
Jahren. DaS Kameel wächst bis zum
siebenten Jahre und erreicht ein Alter
von 20 Jahren. Unsere gewöhnlich«
Mau» ist nach acht Monaten auSge
wachsen und wird 4 ti Jahre alt,
vorausgesetzt natürlich, daß Falle oder
Gift ihrem Leben kein jäheS Ende be
reitet. So weit unsere Beachtung mög
lich ist, bestätigt sich diese« Gesetz. w>«
schon erwähnt, durch da» ganze Thier
reich. Da nun beim Menschen das
Wachsthum erst mit dem zwanzigsten
Leben»jahre sein Ende findet, so müßt«
er 140 Jahre alt werden. Die Fäll«
aber, wo wirklich ein solches Alter er»
reicht wurde, sind unter Milliarden von
Menschenleben gar schnell gezählt.
Die Statistik hat serner festgestellt,
daß von tausend Menschen nur hundert
ein Alter von siebenzig Jahren erreichen
und von 3000 nur einer über neunzig
Jahre alt wird. Die Statistik sagt
aber serner, daß beinahe die Hälfte der
Menschheit in früher Kindheit stirbt,
wodurch sich also der Procentsatz der
Siebenzigjährigen relativ verdoppelt.
Ob e» jemals Zeiten gegeben hat, wo
der Mensch ein Durchschnittsalter von
140 Jahren erreicht hat, wissen wir
nicht. Aus der neueren Zeit sind nur
zwei Fälle bekannt, wo das Alter Abra
hams, nämlich 172 Jahre, beinahe er
reicht kourde, und zwar war dieses der
Fall bei zwei englischen Landleuten.
Thomas Parre und Senkins, von denen
der erste 129 und der letzte 169 Jahre
alt geworden ist.
Sonst geht au» allen unS bekannten
historischen Quellen hervor, daß die
Menschen aller Zeiten nicht nennens-
länger gelebt haben, als in unse
rem Jahrhundert. Leider ist es nicht
zu leugnen, daß die Kulturvölker im
allgemeinen nur relativ gesund sind.
Jeder Mensch hat mehr oder wenige,
eine Disposition zu Erkrankungen über
haupt, oder eine schlummernde oder ein,
bereits sichtbar ausgeprägte erblich«
Anlage zu einer bestimmten Krankheit,
weil die Kulturmenschen nicht mehr un
ter absolut normalen Zuständen leben
Die Civilisation und die davon unzer
trennlich mannigfaltigen Anforderungen
an den menschlichen Körper und Geiss
haben die ursprüngliche Ener^i' der Lc«
benSkräste abgeschwächt uns so den
Menschen empfindlicher sür äußer«
Einflüsse gemacht. So entstand du
Krankheitsanlage und jene Grnndstim
mung des menschlichen Organismus,
die geneigt ist, Störungen des relatir
gesunden Lebensganges zu unterlie
gen und sür gewisse Erkrankungsur
sachen begünstigende Bedingungen dar
zubieten.
Es ist eben ein nicht zu leugnendes
Unglück sür di: civilisirten Menfcheu
däß sie fast ohne alle Ausnahme schon
mit der Anlage zu einer bestimmten
Krankheit man möchte sagen eine,
Familienkrankheit geboren werden,
und daß sie in der Regel früher oder
später an dieser Krankheit sterben. Sr
selten das Alter von 80 bis 90 Jahren
ist, ebenso selten ist auch der natürliche
Tod durch Altersschwäche, das ist ein
sansteS Entschlasen ohne vorhergegan
gene ausgesprochene Krankheit.
Als -ine der ersten Ursachen de»
größeren Sterblichkeit unserer heutigen
Generation ist thatsächlich die Genuß
sucht, das Schnellleben, zu betrachlen.
Das Motto der modernen Lebewelt
heißt leider wieder einmal: Nach uns
die Sündsluth. Erwerb ohne
Arbeit, Genuß ohne Zeitverlust uni
eine uneingeschränkte Freiheit der Ge
lüste.
Freilich wirken auch noch andere Ur
sachen mit an der Verkürzung de,
menschlichen Lebensdauer, erstens di«
übertriebene Konkurrenz aus allen Ge
bieten und die dadurch bedingte allzu
große Erwerbsanstrengung und zwei
tens die Dichtigkeit der Bevölkerung aus
zusammengedrängten Plätzen. Di«
zwei letzten Punkte fallen in Gebiete,
welche der Arzt oder der Einzelne kaum
beeinflussen kann.
Jeder Mensch soll so früh wie mög
lich sich einer Selbstbeobachtung be
fleißigen, das heißt sich in seiner Physi
schen Natur und deren Schwäche kennen
lernen und danach seine Lebensweise
einrichten. Seine physische Natur aber
lernt der Mensch nur kennen, wenn er
Einsicht in die populäre Physiologie
de« organischen Lebens sucht und mit
vornrtheilssreier Aufmerksamkeit nicht
nur sich selbst beobachtet und prüft, son
dern sich auch, wenn eben möglich, über
den Gesundheitszustand seiner Eltern
u. f. w. zu unterrichte» sucht.
Dann ist ferner zu vermeiden ein
Uebermaß im Arbeiten sowohl wie auch
in der Ernährung. Uebermäßige Kraft
nabrung ist ebenso schädlich, wie Man
gel. Das klingt paradox und ist den
noch traurige Wahrheit. Die LebenS
quellen, welche dem Dürftigen fehlen,
ersticken den Vieleffer, die Menge der
kräftigen Speisen tödtet ihn, weil er sie
wohl in sich ausnahm, aber uicht ver
arbeitete.
Jeder allzu große Auswand von
Kraft verkürzt die Lebensdauer. Wir
sehen aufgeregte Menschen, Ehrgeizige,
Neidische und Furchtsame stet» an AS
magerung oder Verdauungsschwäche lei
den. Es muß daher unser Bestreben
sein, den Lebenspuls in einem mittle
ren Gange zu erhalten, zu arbeiten und
uns zu ergötzen, ohne daß es der Ge
sundheit schadet.
Die Statistik beweist die Richtigkeit
dieser Behauptungen, denn in erster
Linie der Altersstufen nennt sie die
Geistlichen (vorzugsweise die katholi.
schen) und die Rentner mit einem
Durchschnittsalter von 36 lahren. dann
folgen die Beamten, die
Landwirthe mit 61, Lehrer und Aerztl
mit nur SS Jahren.
Kant und Hufeland empfahlen eine»
Theil sanguinischen Temperamente» mit
einem Theile Phlegma zu mischen, uM
in gegenseitiger Ausgleichung «inen
gleichmäßig«, Gang de» Leben« herzu
stellen. DaS Leben liebt nur denjeni
gen, der e» selber liebt, und wa» man
liebt, sucht man zu erhalten, und nicht
durch schnellen verschwenderischen Ver
brauch zu kürzen.
Zum «aptttl v«u »«« Neber«
rafchu»««».
In einer berliner Bildgießer« bestell
te vor mehreren Wochen eine ältere Da
me sür die Nische eine» Erbbegräbnisse»
aus einem berliner Kirchhofe ein« En
gelsfignr. Nach der Ausführung de»
Auftrages erscheint die alte Dame wie
der, um den Engel zu bezahlen, aber in
so gedrückter Stimmung, daß der Fabri
kant sich zu der Frage veranlaßt sieht
ob der Engel etwa nicht den Wünschen
der Bestellerin entspreche. „Ach, nein!"
lautet die Antwort, „der Engel ist sehr
schön und gefällt mir sehr gut, aber den
noch macht mir mein Erbbegräbniß gro
ßen Kummer. Denken Sie sich nur, wi«
es mir damit geht. Sie müssen nämlich
wissen, daß ich mir das Geld dazu lange
Jahre hindurch zusammengespaart habe,
und das ist tiiiik Kleinigkeit, denn es
kostet beinahe 4000 Mark. Mein
Mann weiß von der ganzen Sache bis
jetzt noch nichts. Ich hatte es mir so
schön ausgedacht und hatte meine kin
dische Freude daran, wenn ich meinen
Alten zu Weihnachten mit dem schönen
Erbbegräbniß würde überraschen kön
nen, und das sollte nun diese Weihnach
ten geschehe». Meine Nichte, die ich ins
Vertrauen gezogen habe, meinte nun
neulich, eS wäre doch wohl besser, bei
Onkeln mal aus den Busch zu klopfen,
damit die Ueberrafchung nicht gar zu
groß wäre. Am letzten Sonntag, als
sie bei un» zu Tisch ist, fängt sie in ganz
uuverfänglicher Weife an, vom Tode zu
reden, und daß es doch fchön wäre
wenn man ein schönes Erbbegräbniß
besäße und schon bei Lebzeiten wisse, we
man dereinst zum ewigen Schlaf gebettel
werde. Ich will nun auch andächtig
beistimmen, als mein Alter ganz fuchs
wild ausruft: „Nun hört aber endlich
auf mit Eurem dummen Geschwätz: ich
denke noch lange nicht daran, zu sterben,
und wenn ich einmal todt bin, könnt
Ihr mit meinen Knochen machen, was
Euch beliebt. Für ein Erbbegräbniß
gebe ich nicht einen Nicket au 5...."
Nun denken Sie sich meinen Kummer!
jetzt habe ich daS schöne Erbbegräbniß,
und mein Mann darf bei feinen Lebzei
ten nichts davon wissen." DaS ist
in der That ein schwerer Kummer,
welcher der würdigen Dame bereitet
wird; nun, möge eS ihr noch recht viele,
viele Jahre vergönnt sein, vor ihrem
für seine dereinstigen Knochen so wenig
besorgte» Gatten das Geheimniß übe,
das allerdings etwas seltsame Weih
nachtsgeschenk zu bewahren.
Syi„«sisch« Sprichwörter.
Den Geist des chinesischen Volkes
charakterisirt die jüngste Nummer de»
„Ostas. Lloyd" an einer großen Reihe
von Sprichwörtern, au» denen wir hier
folgende herausheben. In vielen dieser
Gedanken sprüche finden wir Anklänge
an Sentenzen abendländischer Weisheit.
Wir sagen: Nothwendigkeit ist Mutter
der Erfindung, derselbe Gedanke istsast
in demselben Wortlaut dem Sohn des
himmlischen Reiche» geläufig.
„Wie die Herrin, so die Magd" und
andere Beispiele ähnlicher Art ließen
sich noch ansühren. Unser: „Getheilte
Freud' ist doppelte Freud'" drückt der
Chinese gemäßigt so aus: „Eine ge
theilte Apselsine schmeckt ebenso gut."
Und nun eine Aolge von Sprüchen ohne
Commentar: „Frei Sitzende im Theater
machen gewöhnlich da» Stück 'runter."
„Vornehme Leute dürsen eine Stadt
in Brand stecken, der Arme darf nicht /
einmal feine Laterne anzünden. „Etss
ist leichter, Freunde zu besuche», «112
mit ihnen zu leben." „Alle zMn
Finger können nicht gleich lang 112»."
„Der Mund hat keine Ruhe, iuAel
chem nur ein Zahn weh thut."
ser, Du gehst nach Hause und HMt ein
Netz, als daß Du in den Teich Mch Fi.
schdn springst." „Ein roMasiger
Mann mag kein Trunkenbold sM, doch
wird er stets ein solcher genan« wer
den."—„Du kannst irrthümlichenWeis«
verhastet, aber nicht losgelassen wer
den."—„Beamte werden nie den Neber
bringer von Geschenken prügeln lassen."
—„Eine kluge Frau bekommt stet» einen
Dummkops zum Manne.-/ — „Dem
Wunsche Deine» Bruder»/willsahren,
heißt Deine Schwägerin enttäuschen."
„Der Mensch hat tausend Pläne für
sich selbst; der Himmel hat nur einen
Plan sür ihn." „Der Himmel treibt
einen Menschen nie zur Verzweiflung."
„Gott verwundet nie mit beiden
Händen."
Geistesgegenwart. Aus
dem Balle wird der Rechtsanwalt C.
einer hübschen Dame vorgestellt, mit
welcher er sich in angenehmer Weise un
terhält. Nach einer Weile stellt er die
Frage: „Wer mag doch der Herr mit
dem Paviangeficht sein, der eben mit
der Gräfin X. spricht?" „Da» ist
mein Mann." Der Rechtsanwalt er
schrickt, sand sich aber in der nächsten
Minute und sagt: „So finde ich schon
wieder den Erfahrungssatz bestätigt,
daß die häßlichsten Männer die schönsten
Frauen Heirathen." Die schöne Frau
lächelte und war versöhnt.
Nach der Parade. Haupt
mann zum Feldwebel: Notiren Sie dem
Flügelmann Latschmeyer drei Tage
Militärarrest, weil er beim Parade
marsch geschlafen hat.
Der klassische Zeuge.
Präsident; „Zeuge, wa» für ei» Ge
werbe haben Sie?" —Zeuge: „Na,
wissen Sie, Herr Präsident«, ick schwör«
k» bei die Jerichte herum."