s »«» 112» Unlängst hatte da» Friedensrichter in Petersburg al» zweite In stanz i« vssentlicher Sitzung zum Gan «M« de» Publikum» über einen Hah- WSamps zu entscheiden, bei welchem e» pch hauptsächlich darum handelte, ob ein kaiserlich russischer Hosrath dieselbe Berechtigung zum. Krähen habe, wie »in echter, dem Ei entsprossener Herr scher de« Hühn«rhos». Ter G«gncr de» Herrn Hosrath», aber auch der Richter erster Instanz waren andere, Meinung, der erstere hatte sich nach Kräften gewehrt und der Andere den Nebenbuhler de» Morgenverkünder» zu füns Tagen Arrest verurtheilt, gegen welchen Spruch Berufung eingelegt war. Die Klage der Besitzerin de« Hahns, der Kleinbürgern Axinia Asonaffjew gegen den Hofrath Nikolai Morosow sührte au»: „Ich besitze ei nen Hahn, ein schöne» Exemplar, ein gute», ruhige» Thier. Herr Morosow, der e» durch lange Uebung und Ausdauer dazu gebracht, täuschend ähnlich einem Hahne zu krä hen, findet seit langer Zeit ein besonde re» Vergnügen daran, wenn er ineinen lieben Hahn zu Gesicht bekommt, den selben anzukrähen. Pflichtschuldigst antwortete stet» mein Hahn. Da» ging so sort, bi» mein Hahn sich über den unermüdlichen Sänger ärgerte, immer wüthender krähte und schließlich, bi» zum Exceß gereizt, sich aus den Hofrath Morosow warf, den er auch für einen Hahn hielt. Wiederholt habe ich ihn gebeten, meinen Hahn in Frieden zu lassen. „Ich bin ein Beamter, Du und Dein Hahn aber, Ihr gehört dem Klein bürgerstande an, Ihr habt zu schwei gen !" antwortete er mir grob. Es war am 26. Juni, da ging da» Contrakrähen wieder lo». Mein Hahn wurde wüthend und wars sich aus Mo rofow. L«tzt«rer schlug ihn mit einem Stock so heftig, daß mein anner »Pe ter", so heißt der Hahn, sich mehrer« Mal im Kreise drehte und ganz betäubt einherwackelte. Ich sah e». sprang natürlich dem verletzten »Peter" zu Hilf« und machte Morosow Vorwürse. »Packe Dich! Ich bin Hofrath, wi« bars Dein ordinärer Hahn mich beleidi gen und angreifen!" Herr Moro zow mich an und versetzte dem ohnmäch tigen »Peter" noch einen so bestigen Schlag mit dem Stocke, daß die Füß« desselben au« dem Gelenke gingen und »r zappelnd liegen blieb ohne sich erhe ben zu können. Ich brachte >hn zu B«tt. Bier Tage hat er nicht» genos sen und befand sich in träumerisch be «ommenem Znstande, jetzt steht e», dank meiner Pflege, mit seiner Gesund heit besser; ich bitte den Hofrath Mo rosow für Tätlichkeit gegen meinen schuldlosen Hahn zu bestrafen. Die Vom Richter vernommenen Zeugen bexonirten: Alexander Drosdow: „Der Hosrarh Morosrw kräht beständig, so wohl in nüchternem, wie auch in bedu seltem Zustande. Der Hahn krähte jedesmal als Ant wort. Schließlich wurde der Hahn wü thend und wars sich aus den Kräher. Vier Tage konnte der Hahn sich nicht bewegen, dann erholte er sich allmälig." Natalie Tomilin: „Der Hahn glaubte entschieden, in dem Tschinownik einen Hahn vor sich zu haben, so natürlich krähte derselbe, und auch mit seinen Händen wirthschaftet er vor dem Krä hen wie ein richtiger Hahn mit feinen Flügeln und reckt auch beim Krähen fei nen Hab», ähnlich wie sein vi»-»-vi». Schließlich wurde der Hahn nach län gerem Hin- und Herkrähen wüthend «nd wars sich aus seinen vermeintlichen Keschlechtsbruder. Andere Einwohner rührt er nicht an und ist auch sonst sried licher Natur". Iwan Perowsti: „Der Hosrath kräht täglich, auch Nacht«, das runde Jahr, ob Sommer, ob Winter". Der Hosrath Morosow führte in der Berusungs-Jnstanz zu seiner Vertheidi gung an, daß die Afcnissjew ihren Hahn absichtlich gegen ihn abgerichtet habe, und daß er, Morosow, sich keiner der Verurtheilt' dem Plenum in seiner vertheidigungsshrift, sein Krähen habe »icht dem Hahn gegolten, sondern seiner Familie, speciell seinen «leine» Kindern, die sich königlich daran ergötzen und ?hnen etwa« vorkräht. An jenem verhSngnißvollen 14. Juni hab« der Hahn, wie auch schon früher, getreu der ihm von der Afonassjew ein gepaukten Dressur, sich aus ihn gestürzt, sei ihm aus die Schulter geflogen, habe ihm erst die Kleider beschmutzt, dann aber mit dem Achnabel die Hand blutig zerhackt, was der von ihm citirte Poli den Hahn in warme Decken gehüllt und im Belle ruhend vorgefunden, sondern auch seine arg beschädigte Hand gesehen habe. Der Beamte bestätigt die« und beponirt: „Der Hihn ruhte sanst ge bette!, d n Schnabel aus dem Nissen!" In se.ner umsangreichn Beriheid»- gungsschrikt fortfahrend und das Ver hältniß d s Hahnes zu seiner Person detaiUirend, bemerkt der Herr Hosraih an einer Siellei »Nachdem er, der Böie, mich weidlich verarbeitet, sprang er zu Boden, wobei er sich die Füße ver stauchie, ohne jegliches Zuthun meiner seits!" Nach kurzer Berathung verlas der Präsident des Frieden«richter Plenum« den Ipruch der Richter. Das Urtheil de« wurde cassirl »nd der Heid de« HahnenstreiieS, de« Hosrath Morosow, freigesprochen. AuS der Schule. Lehrer: i,Die Erde ist also, wie Du an diesem Globu« siehst, ein« Kugel. Wer sina «un unsere Gegenlüßler?" Schüier: .Das weiß ich nicht". Lehrer: »Nun, Wenn man in Berlin ein Loch senkrecht durch die Erde bis zur anderen Zeile bohren würde, wo kämen wir da heraus?" Schüler: »Au« dem Loche". Nicht alle Männer ste hen lang« unier dem Pantofstl, «« g,«bt »uch solche, die unterliegen. »t« »««>«»««« W«te»«»«tascht. In ihrem reizenden Boudoir saß gean Retten an dem kleinen Rococo schreibtisch, eisrig schreibend. ES war ein reizende» Bild, die junge Frau in dem rosafarbenen Morgenpeignoir, das schien auch der stattlich« Officier zu fin den, der foeben geräuschlos durch die lichten Portieren getreten war, denn ein glückliche» Lächeln überflog seine regel mäßigen Züge, als er zu seiner Marga rethe, der ihm vor vier Wochen ange trauten Gattin, herüberblickte, eine ganz« Weile. »Aber wa« schreibst Du nur am srü. hen Morgen so zeitig, Margreth? Ich Wähnte Dich noch gar nicht aus! „Aber Egon, wie Du mich erschreckt hast!" ries die junge Frau, vom Schreib tisch aufspringend und den Gatten um armend. »Guten Morgen, mein Egon!" Sie schlang ihre wohlgesormten Arme um den Nacken des Gatten. »Nun bin ich sertig, ich habe nur den Schwager und die Schwester zu unserem morgigen Abendfest eingeladen und Helene noch um ein Recept für ein Ra gout gebeten, da» deren Köchin Minna so vorzüglich zu bereiten versteht, ich habe nämlich vor diesem ersten Souper etwa« Lampenfieber!" schloß sie lä chelnd. Aber warum denn, Kind, eS sind ja nur wenige Familien eingeladen!" trö stete Retten. »Ja, aber wir al» Lieutenants werden besonder» schars kritisirt wer den!" „Ja. kritisirt zu werden ist nu» ein mal LieutenantS-Loo»; mir blüht e» gewiß heute Morgen auch bei der Feld dienstübung, zu der ich mich jetzt bege ben muß. Warum gehst Du nicht heut« Vormittag zu Deiner Schwester ein mal?" „Ach, was Du denkst, Egon, dazu habe ich keine Zeit, ich muß Anna, die doch nicht recht selbstständig und furcht bar zerstreut ist, in der Küche von allem Bescheid sagen, so auch für unser heuti ges Mittagessen; dann ist auch mancher lei im Hause zu besorgen; D» mußt immer bedenken, mir find noch keine acht Tage von der Hochzeitsreise zurück, da gibt es für mich noch Mancherlei einzu richten!" „Hausmütterchen I" lachte der junge Ehegatte glücklich, »nun aber adieu, ich muß eilen!" Er drückte einen Kuß aus die schwe lenden Lippen Margareth» und eilte aus dem Boudoir. Margarrthe drückte aus eine kleine Klingel. Gleich darauf trat der Bursche, den bereit» Retten als unver heirathcter Lieutenant gehabt hatte, Fritz Wappler, ein strammer Füsilier herein und nahm mit kurzem Fußbeizng, so daß die Fenster klirrten, Stellung. „Aber Fritz, wie »st haben der Herr Lieutenant und ich Ihnen gesagt, Sie sollen hier ini Zimmer nicht solche mili tärische Exercitien auSsühren, werken Sie sich doch daS nur endlich einmal. So, nun bringen Sie diesen Brief fo sort zur Frau Majorin von Warns dorf und ich ließe durch Sie »in Ant wort bitten! Haben Sie mich richtig verstanden? fragte die Haussrau. »Zu Beiehl, gnädige Frau, ich soll den Bries zu unserer ,zrau Majorin bringen und ich ließe durch sie um Antwort bitten!" „Aber Fritz, doch nicht durch die Frau Majori», sondern S>«, Fritz, sollen die Antwort mir bringen!" „Zu Befehl!" „Und dann schicken Sie mir mal Anna heraus! befahl die Gnädige, al» Fritz rückwärts gehend, hinter der Thür ungeschickt verschwand. Anna, eine bildhübsche saubere KS chin, trat bald darauf mit einem freund lichen Morgengruß ein. Eingehend besprach die junge Haus frau Alles Mit ihr, Anna versprach Alles pünktlich auszurichten. Unterdessen hatte sich Fritz vor der Hausthüre behaglich eine Cigarre an iach der ihm wohlbekannten Wohnung des Majors von Warnsdorf. Er mußte diesen Gang seit der Rückkehr de« jun gen Paares täqlich einige Male machen, denn seine Herrin war die jüngere Echwcster der Frau Majorin. Fritz hatte auch ersten Tag mit den^ zweijähriger Urlauber entlassen werden würde und baun halten sie sich Heirathen wollen. Nun hatte aber gestern der Major gesagt: Mein Peter muß drei Jahre dienen, zu»i Heiratben ist er noch zu jung!" Cr wäre schon nicht zu jung, dachte Minna, und außerdem war sie drei Jahre älter, als wie er, sie wollte ihn schon kurz halten, denn in letzter Zeit lam es ihr vor, als ob Peter recht viel außerhalb de« Hause« sei. Cin recht häßlicher Verdacht stieg in ihrer gutmüthigen, bi« jetzt so arg losen Seele auf: sollte er neben ihr noch ein holde« Wesen verehren? Bei diesem Gedanken zitterten ihre Hände und sie hätte sich fast in den ! Daumen geschnitten. »Ich werde ihm aufpassen!" dachte sie und fuhr in diesem Augenblick« er schrocktn zusammen, da sich die Kü chenthür öffnete; sie lächelte aber gleich daraus, al« sie Fritz erblickte, welcher eine linkiiche Verbc»qunq machte uud die Hand an die Mütze legte. „ES ist wohl Niemand zu Hause, Minna?" fragte er, »Peter und der Pserdebursche sind auch nicht zu fiiden, ren einen Zehrpfeuniq von ihr geben ließ, vi» dajür ein Hins B"r zu trtn ken. »Nun, wenn er gerade mal Gesell schaft trisst!" meinte Friy, der die Er regung MinnaS nicht begriff. »So! ES ist alle» ausgegangen, sü, wen bringen Sie denn den Bries?" »Für die Frau Majorin, eS ist ein, Einladung zu unserm ersten Fest!" »So? Wohl große» Diner?" sragti Minna neugierig. „Nee, soviel ich weiß, find nur zwölj Personen Abends S Uhr zu einer Supp« geladen!" Minna lachte. »Sie meinen wohl zum Souper. Fritz? DaS ist soviel wie Abendbrot." »So so, ja, ich finde mich noch im mer nicht so recht in die fremdländischen Ausdrücke! Werden denn die Herrfchaf ten bald wiederkommen, ich soll nämlich Antwort mitbringen." »Bor einer Stunde kaum!" »Nun, da muß ich wohl so lang« «arten." »Sie können mit mir eine Tasse Kasse« trinken; ich wundere mich nur, daß Pe ter nocb nicht da ist! Der pflegt doch sonst d>e Kafseeflunde so pünktlich ein zuhalten!" Fritz lächelte verschmitzt, was aber Minna entging, da sie sich eisrig mit der großen braunen Kaffeekanne beschäf tigte, welche in einer Ecke de« Heerde! stand und alsdann in die Speisekammer eilt«, uud gleich daraus mit einem Laib Brod und einem S«ück srischer Butter wieder zurück kam, welche Schätze sie auf den weiß gescheuerten Küchentisch vor Fritz setzte, der sich nicht lange nö thigen ließ und sich eiu tüchtige» fettes Buttcrbrod fchmierte. Fritz hatte so seine eigenen Gedanken, als er die dralle nicht mehr ganz junge Minna, deren entblößten vollen Arme so recht appetitlich anzuschauen waren, am Heerde mit den Tassen Hantiren sah. Wie gemüthlich sie Alles herzurichten verstand, wie angenehm sie sich zu un terhalten wußte, ganz anders wie Anna, die zwar jünger und hübscher war, aber die Gedanken immer wo anders hatte und Fritz sast gar nicht beachtete. Be reits seit einigen Tagen hatte er be merkt, daß sich Anna im Garten «in Rendezvous mit irg«nd Jemand gab und gestern hatte «r, al» er noch einen Krug Bier für den Lieutenant spät geholt, Peter getroffen, welcher die Straße heraligekommen und auf seine Frage „woher?" sehr verlegen gewor den war. Sein Verdacht war erregt, deshalb wahrscheinlich war Anna so wenig liebenswürdig gegen ihn, weil sie den hübscheren gewandteren Peter ihm vorzog. »Wenn da» Minna wüßte" dachte Fritz, al» diese jetzt mit freund lichein Lächeln den dampfenden Mokka vor ihn hinsetzte und selbst gegenüber Platz nahm. E»ne Weile vernahm man nnr da» Schnalzen der beiden Kaffeetrinker, die mit großem Lechzen die Butterbrod schnilte in die Tassen tunkten, dazwischen ein Stück Zucker aus der Dose nahmen, die Minna heute zur Feier de« TageS aus den Tisch gesetzt hatte. Fritz ward vor Anstrengung ordentlich roth im Gesicht und lehnte sich, nachdem er die Tasse geleert, behaglich aus seinem Brettschinimel gegen die Wand. Minna beeilte sich seine Tasse wieder zu sullen und sagte: »Schneiden Sie sich nur noch ein Butterbrot ab! Ich gebe eS Ihnen gerne!" „Ich danke, liebe Minna!" sagt« stritz und wars einen liebevollen Blick aus Minna, die ihm immer mehr gefiel. »Ich bin vollständig satt, denn von der Anna werde ich nicht so opulent trac ttrt." »Ist die etwa geizig?" „DaS nicht, aber die denkt, selber essen macht satt!" »Nun daS sieht man ihr eigentlich nicht an!" lachte Minna. „Nein, so schön rund, wie Sie, ist sie nicht!" betupste den vollen rechten Arm seines Gegenüber, den diese aus die Ttschkante gelegt hatte. »Aber Fritz!" schmollte Minna. »Ach, Sie sind zu nett, liebe Minna!" seufzte Fritz und sah sie mit seinem gut müthigen Gesicht schmachtend an. „Ei, «« Fritz!" drohte Minna, die sich im Grund« ihre» Herzen nicht wenig geschmeichelt sühlte, zumal sie seit e ni qer Zeit mit Peter recht unzufrieden war er war nämlich schon seit zwei Sonntagen nicht mit ihr ausgegangen „lassen Sie das Peter nicht sehen, Sie wissen doch, daß er mich heirathet. venn er übers Jahr vom Militär frei oiniiit!" Fritz verzog sein Gesicht zu einem breiten Grinien. „Ich will e» Ihnen wünschen, Peter ist alle» Mädchen gut! Der ist —" er schwieg erschrocken, da er sürch tete, schon zu viel gesagt zu haben. „Was sagen Sie, Fritz? Peter ginge noch mit anderen Mädchen?" sragte Minna und ein leichter Schauer durch fuhr ihre robuste Gestalt. »Genau tann ich eS nicht sagen!" begütigte Fritz, »aber ich glaube ihm neulich Abends iu Nähe unsere« Hause« begegnet zu sein,auch istdieAnna uicht mehr so liebenswürdig gegen mich, als srüher!" »Hm!" ineinte Minna, »Tie mögen so unrecht nicht haben, Peter vernach. Lässigt mich seit einiger Zeit auffallend; »i, ich will an mich halten!" srtzte sie hinzu, al» jetzt Peier die Küchenthüre öffnete uud auzeuscheinlich in bester Laune eintrat. Er wars einen Verlangeoden Blick ans den Kaffeetisch und maß alsdann Fritz, der etwas verlegen dreinschaute, r»n oben bi« unten. »Wa« machst Du denn hier?" sragt« er. Fritz sagte nur kurz: »Ich habe einen Brief an den Major and soll aus Antwort warten!" »So", brummte Peter, „vorwirt» Minna, wo bleibt denn mein itaisee?" »Ich habe keinen mehr für Dich!" ries Minna vom Herde her »wer sich den ganzen Vormittag herumtreibt, braucht keinen; laus doch zu Deinen anderen Liebsten und Make Von Kasfeet" Einen Augenblick wa» Peter sprach los, dann aber trat er an den Herd und wollte Minnas Taille untfassen. Aber er hatte die Rechnung ohne den Wirth, iu diesem Falle ohne MinnaS schwer verletztes Gemüth gemacht. Sobald dieselbe seine Hand an ihrer Hüfte fühlte, wandte sie sich blitzschnell um und verabsolgte Peter mit einem Holz löffel, den sie zum Umrühre» in einem Tovse benutzt hatte, einen Schlag aus dessen Pausbacken, daß ihm für einen Augenblick Hören und Z?h?n verging. »Aber Minna wa« habe ich Dir nur gethan?" stotterte Peter. »Mir gethan?" schrie Minna, »Du Undankbarerl Frage mal den Fritz dort!" „So, also Du hast den dummen Schnack von anderen Mädchen de» Minlla in da« Ohr gesetzt!" wandte sich Peter an diesen, der eilig vor den gewaltigen Fäusten seine« Gegner? flüchten wollte und vom Schemmel auf sprang. Doch bevor er die en Ent schluß ausführen konnte, fühlte er sich bereits von den sehnigen Armen Peter« ergriffen, in die Höhe gehoben und aus den Tisch geworfen, sodaß die Tassen, Brod und Buttec zur Erde fielen. »Halt ein, halt ein!" rief Minna vom Herde her. Doch sie predigte taube» Ohren. Wie ein rasender bearbeitete Peter den ehemaligen Freund, doch Minna lvar ein resolute« Weib. Schnell er griff sie einen gefüllten Wassereimer und goß ihn zwischen die Kämpfen den. „Mein Brief, mein Brief!" rief Fritz klagend und deutele aus einige durchnäßte Papiersetzen am Erdboden. »Dummkopf! richte es persönlich aus!" schalt Peter, „oder noch besser, lause schleunigst nach Hause, denn in dem Anzüge kannst Du Dich vor dem Major nicht sehen lassen, und sage Dei ner Herrin, Du hättest den Brief ver loren I" »Gerade thue ich das nicht, der Ma jor soll sehen, wie Du mich zugerichtet hast!" »Aber Fritz!" wandte Peter ein, »sei doch vernünftig; es ist ja überhauvt ein Unsinn, uns wegen der albernen Minna zu zanken!" „Albernen Minna!" empörte diese sich gewaltig. Aber in diesem Augenblicke trat der Herr de« Hauses, Herr Major von Warnsdorf in die Küche. Er blickte verwundert von einem zum andern der Anwesenden, welche nicht wußten, wohin sie ihre Auzen richten sollten. „Was macht der Fritz hier?" fragte der Major nach einer Pause. „Ich hatte eine Einladung zu über bringen, Herr Major!" stotterte Fritz, .aber Peter hat dieselbe zerrissen und dann ist noch Wasser darüber gegossen worden, hier sind die Stücke!" D«r Major blickte die Soldaten nicht eben freundlich an und sagte: »Nun Peler beichte mal!" »Ja, Herr Major!" begann dieser zagend. „Fritz hat bei der Minna Kaffee getrunken und als ich welchen haben wollte, sagte die Minna, für mich habe sie keine» und dann, als ich sehr drum bat, schlug sie mich mit dem gro ßen Lössel —" »Und dann?" ' »Ja, und dann habe ich Fritz, der an allem schuld ist, tüchtig geprügelt!" »Sie sind an der Geschichte schuld, Fritz? Ist das wahr? „Ich habe nur der Minna erzählt, Herr Major, daß ich vermuthete, Pet>r habe ein Rendezvous mit unserer Anna gehabt." „Was wolltest Du denn von der Anna, Peter?" Peter schwieg verlegen. »Nun, 'rau« mit der Sprache! Ich erwarte von Deiner bisherigen Ehrlich keit, daß Du mich nicht belügst!" „Zu Besehl, Herr Major, das kam so. Also vor etwa acht Tagen halte ich eine Bestellung der Frau Majorin bei der grau Lieutenant anszurichte». LIS ich die Treppe wieder herunter komme, winkt mich die Anna in die Küche. Sie gibt mir ein paar Cigar. re» und sagt: »Hören Sie mal, Peter, Sie könnten mir nun einen großen Gefallen thun!" »Warum nicht," entgegnet« ich. »Also," sagte die Anna, »ich habe heute Abend Urlaub und da will ich gerne einen Maskenball besuchen; nun habe ich letz, ten Sonntag meine Tornüre was das ist, weiß ich nicht, Herr Major verloren und da wollte ich Sie bitten, borgen Sie mir doch mal eine von Ihren Patronentaschen, ich habe nämlich nicbt Geld genug, um Mir eine neue Tornüre zu kausen und keine Zeit, mir eine neue anzufertigen!" »Nun, ich war so gulmüthig," fuhr Peter fort und brachte de» Abends eine meiner Patronentaschen,. Als ich die selbe gestern Abend, da morgen bei der Compagnie Essectendurchsicht ist. wie derholen wollte, sagte Anna, sie könne mir dieselbe nicht wiedergei'en, sie habe dieselbe aus dem Maskenball verloren. Al» ich von dort zurückkehrte, hat mich Fritz getroffen, ver eifersüchtig ist und nun meine Minna gegen mich ausgehetzt hat." »Na, Minna," sagte der Major, »wenn eS wahr ist, wa« Peter sagt und ich zweifle nicht an seiner mir bekannten Wahrheitsliebe, so Häven Sie gar kei nen Grund zur Eisersucht." Minna trocknete ihre Thräne«. »Ja, Herr Major, er bummelt« in letzter Zeit schrecklich viel umher, er war gar nicht mehr so lieb und gut mit mir, nne früher." »Dafür und für sein Verhalten Fritz gegenüber soll er auch sosort bestra t werden," sagte der Major. »Sie er halte» sofort, Peter, wegen Schlagen« eineS Kameraden und wegen Preisgabe eine» Königlichen Dienstgegenstandes ! drei Tage mittleren Arrest. Gehen Sie nach der Kaserne und meloen Sie sich beim Feldwebel!" Den Ausgang der Sache hatte Peter nicht erwartet, stumm, mit einem fl hen l den Blick aus Mmna wankte er von dannen, während Frkh schweigend dt« Lüche räumte. Al» Peter nach drei Tagen daS Licht der Freiheit wieder erblickt«, hatt« er die Freude, auch die verlorene Patro nentasche wieder zu bekommen, welche cin Frühspaziergänger aus einer Bank in der Nähe der Wohnung de» Lieute nants von Stetten gesunden hatte. El»i«eftsch« Kranen. Viel Richtige? und Unrichtiges war bisher über die chinesischen Frauen ver breitet. Der »Ostas. Lloyd", der an der Quelle sitzt, gibt in seiner letzten hier eingetroffenen Nummer eine aus sührliche und zuverlässige Schilderung von dem Lebensgange des chinesischen Weibe«, aus der wir daS Folgende wiedergeben: Dem Chinesen ist ein Sohn zehnmal mehr werth, al« eine Tochter; aber er weiß sich auch mit weiblicher Nachkom menschast zu v-riöhnen: »wer Töchter auszieht, hofft auf reiche Schwieger söhne". Da« Aussetzen weiblicher Kin der kommt nur bei gänzlich verarmten Leuten vor. und auch hier m seltenen Fällen. Bald nach der Geburt wird wie den Knaben so auch den Mädchen der Kopf geschoren und das Kind erhält irgend einen wohlklingenden Kose namen, wie Ro?e, Blumendust, Lenz pfirsich. keusche Blume, liebende Perle. Im Alter, wenn die Knaben ihr Stu diuni beginnen, im fünfte» oder sechs ten Jahre, wird das Mädchen in den Fraueugemächern beschäftigt. DieHaupt erziehpng besteht lediglich in der Erler nung weiblicher Handarbeiten. Bi» zum sechszehnten Jahre trägt das Mäd chen einen Zops mit glatt zurückgekämm tem Haar, danach wird ihr daS Haar frauenuiäßig srisirt. Der Chinese sucht seine Töchter so srüh wie möglich zu verloben, gewöhn lich im Alter von 10 bi« 12 Jahren. Zuweilen geschieht -die« im zartesten Uinde«alter, und solche Verbindung ist bindend, nur der Tod oder Aussatz der Braut oder des Bräutigams löst sie auf. Ein Makler trägt Fragen und Antworten hin und her und vermittelt die Verträge. Bis zur Hochzeit zeigt sich die Braut nicht mehr, selbst nicht vor ihren nächsten männlichen Verwand ten, und lebt gemäß dem überall gelten den Wort, wie das Mädchen, über wel ches nie gesprochen wird. Der Tag zur Hochzeit wird durch die Familien festgesetzt und «ach der Hochzeit holt der Bräutigam die Braut in sein HauS »b. D«r Mann mag zehn Jahre mehr haben, als sein« Frau, sie aber vars nicht ein Jahr älter sein als er. Mann und Frau sehen sich nach der Hochzeit in den meisten Fällen zum ersten Male. Bleibt die erste Ehe kinderlos, so greift man zur Adoption oder nimmt eine zweite Frau. Entweder deshalb oder weil sich der Mann, besonder« in späte ren Jahren nach neuem Eheglück sehnt, wird eine neue Ehe geschloffen. Er kann immer eiue ebenbürtige Frau ha ben, Nebensrauen dagegen mehrere. Er weiß sreilich: »Schöne Dienerin nen und reizende Nebensrauen bringen kein Glück in« Weibergemach." Viele Frauen sind damit einverstanden, daß ihr Mann sich Nebensrauen hält; ihr Ansehen steigt mit der Zahl ihrer Nebenbuhlerinnen, deren Kinder als die ihrige» gelten und ihnen die gebüh rende Ehrfurcht und Achtung erweisen. Im Hause lebt die Frau still und wohl in, Allgemeinen ziemlich langweilig da hin. Ihre Toilette nimmt den größten Theil de« Bormittags ein. Bei den Frauen der besseren Klassen find die Füße, wie bekannt, gebunden und so verkrüppelt, daß sie im sechsten Jahre etwa 3 Zoll lang find. Die „Goldene Lilie" ist daher zum Gehen nicht beson ders berufen. Ihren Gang vergleicht der Chinese mit dem eleganten Schwan ken beS Weidenbaumes. Die Haartracht ist in den Provinzen verschieden, immer aber sehr verwickelt und nur langsam herzustellen. Weite Beinkleider, eine reich besetzte Jacke und ein Seidengewond mit weiten Aermeln iind gestickten Streifen sind ihre Klei dung! Ju velen und Ringe aller Art bedecken Ohren, Finger und Arme, noch etwa« Schminke und Puder und die Toilette ist fertig. Richtig sagt der iLvinese: »Drei Zehntel ihrer Schön heit ist natürlich und sieben Zehntel künstlich." Wenn die Mahlzeiten nicht die Ein sörmigkeit de« Tage« unterbrechen, wird gestickt oder geraucht, dazwischen werden Melonenkerne geknackt, Blunienverkäu fer, Höker, Krämer oder Wahrsagerin nen müsse» Helsen, die Zeit vertreiben. Dann wird mit den Kindern gespielt, zegen weiche die Mutter äußerst liebe voll ist uns die sie selbst nährt. Ist ein »ind krank, so wird ein Tempel besucht zum Opfern. Scheidung findet selten statt iu China. »Sind Zwei vereint, so soll sie nicht« rennen." Die Wittwe nennt der Chi. nese e>n steuerlose« Boot. »Glücklich die Frau, welche vor ihrem Manne stirbt." Im Allgemeinen soll die Frau sich nicht wieder verheirathen. Doch wer kann e>ne heirathslustige Wittwe zurückhalten? »Wenn der Himmel reg nen oder deine Mutter sich wieder ver heirathen will, s» gibt es lei» Hindere Utß." Dtrgebildete Vorteil Ein HauSeigenthüiner, welcher die Pa piere eines Be «erber« um ixe Portier stelle seines neuen Hauses durchgesehen hat, nnierhält sich mit dem Manne und sagt dann: .Ihre Zeugnisse sind gut. Ihr Benehmen ist höflich, ja Sie schei nen sogar etwas Witz zu besitzen...." Portier (bescheiden): »Wa« man so sür'S HauS braucht ein wenig Trep penwitz." Freundschaftliche An sicht. Arzt: Acht Ja hre behandle ich nun den Rath B.! Freund: O, der Glückliche! Arzt: Wieso?! Frcund: Run, der muh doch »ine beneiden«, werthe Natur haben, um da» auSzu halten. Das Aremi>«»»buch. Der Fabrikbesitzer Z. au» Dresden, ein stattlicher und unverheiratheter Mann, hatte vor zwei Jahren in In terlaken einige prachtvolle Sommer Wochen durchlebt, die nothwendiger weise, im Interesse der vorliegenden Skuze, hier noch einmal besprochen werden müssen. Er war im Grand Hotel Victoria abgestiegen und konnte mit dem Zimmer, da» er trotz der Hoch fluth der Saison erlangt hatte, zusrie den sein. Bon dem Balkon seines Logi» schweifte der Blick gerade hin-l üb» zu deu Felikegeln der Alpen, in deren Mitte sich der keusche Jungfrau gletscher in voller Majestät erhob. Aber dieser Balkon hatte noch andere An nehmlichkeiten. Man konnte nämlich von ihm aus in vollster' Bequemlichkeit die sogenannte »Hauptpromenade" JnterlakenS überschauen und bei die ser Gegentheilt war eS, wo Herr Z. eine überaus wichtige Beobachtung machte. Er sah dort unten häufig ein Paar vorüberwandeln, das ihm das regste Interesse einflößte, wenigstens soweit da« Femininum in Betracht kam. Die Dame, die am Arm ihre« älteren Begleiters dahinschritt, erschien ebenso einfach in ihrer Toilette, als ausfallend an Wuchs und Antlitz. Aus einem schlanke» Körper von herrlichem Eben maß saß ein klassisch gemeißelier Kopf mit geistreich-pikanten Zügen, wie man den Boulevards oder im Bois und im heißen Sommer am Strande von Trou ville begegnet. Die Bewegungen waren von einer unvergleichlichenAiiinuth und bei alledem so lebhast, daß der entzückte Fabrikant jedes Wort zu vernehmen glauble, zu denen diese raschen und feu rigen Gesten gleichsam den Takt anga ben. Allmählich wurde Herr Z. terar tig von der täglichen Augenweide be zaubert, daß er beschloß, sich über die Personalien der Herrschafte» etwas nä her zu unterrichten. Er hatte sehr bald ermittelt, in welchem Hotel sie logirte, es war zufällig daS nämliche, dessen Besitzer, ein Landsmann von ihm, zu seinen guten Bekannten gehörte und der ihm nur deshalb für diese Saison kei nen linterschlupf gewähren-tonnte, weil alle Zimmer besetzt waren. Nun pflegt man in Jnterlaken dort die Table d'hote einzunehmen, wo man wohnt, aber der Fabrikant ließ seit dem Tage, an wel chem die interessante Fremde ihn vom Balkon herabgelockt hatte, jenes Princip völlig außer Ackt und saß eine» schönen Nachmittags bei Suppe und Braten dem Gegenstände seiner Bewunderung qegenüber. Dieses Manöver führte er mit Zä higkeit und Consequenz eine volle Woch« durch, am Anfang der zweiten hatte er die Genugthuung, von dem älteren Herrn angeredet zu werden und in der dritten Woche fand man endlich soviel Gesallen aneinander, daß die gegensei tige Vorstellung erfolgte. „Kaufmann M. nebst Frau aus Berlin!" Der weitgereiste Fabrikant stellte sich die Frage, wie diese prickelnde Erscheinung mit der Gluth einer Polin und dem Chic einer Französin unter das legitime Dach eines nüchternen, ehrbaren deut schen Engrossi'ien gelangt sein möchte. Aber er fand keine Antwort. Es war auch hier nicht der Ort, Räthsel zu lö> sen, wo es so viel zu sehen gab. Und Herr Z. gebrauchte seine Augen. Die Blicke, die er zn der schönen Frau jetzl immer häusiger herübschickte, hätten der lenigen. die darin zu lesen verstand, einen merkwürdigen Ausschluß vou dem Zustande seines Herzens geben müssen. Um es kurz zu sagen, der Fabrikant war mit Leib und Seele jener bekann ten Leidenschaft verfallen, die sich i:m sv heftiger festzusetzen pflegt, je aussichts loser sie erscheint. So stieg er eines TageS wieder di, breiten Treppen zum Speisesaal herauf, als ihm von ungefähr sein Landsmann, der Hotelbesitzer in den Weg lies. Wäh ! rend die Beiden sich freundschaftlich die Hände schütteln, geht der Kansmann M. und sein? Gattin vorüber. Herr X. grüßt ehrerbietig. Der Hotelier sieht ihnen nach und blickt dann den Fabri kanten an. »Sie kennen die Herrschas ten. lieber Z.?" »Seit Kurzem; wir speisen zusammen." „Ah —hm.... Sie sind schon länger bekannt?"— »Keineswegs. Seit drei Wochen!"— Der Besitzer zwinkert mit dem linke» Auge «nd verzieht den Mund zu einem schlauen Lächeln. »Hübsche? Zrauchen, was?"—„Eine sehr hübsche Frau!" »Kommen Sie einen Augenblick mit." sagt der Hotelier dann, „ich will June» etwa« ze'gen!" Er zieht den Zabrikan ten in cin kleines Zimmer, welche« den GeschästsMecken des Hotcls dient Hier nimmt er mehrere Bücher i« Quartsormat von dem Repofitorium blättert ein- kurze Zeit und hat schließ lich gesunde«, was er suchte. »Si« sollen ein Geheimniß erfahren, daS Su interessiren wird," fährt der Besitzet fort, „aber ich rechne aus Ihre Dis kretion!" „Natürlich", erwidert der Fabrikant der eine Erregung in sich fühlt, die ihm sonst sremd ist. „Hier", sagt der Hote lier, »sind die Fremdenbücher der letz ten Jabre. Hier ist zunächst da« von 86. Bitte, sehen Sie einmal, wa« stebi hier?" Herr Z. solgt dem Finger unk liest: „Kaufmann M. aa» Berlin und Frau." »Schön. Und was steh! hier im Jahre »7? Ebensall« „Kauf Wille» nicht, was an der Jache Wun derbare« ist? Für mich folgt daran! nur, daß Herr M. jeden Sommer mr Mal that." Der Besitzer klopft dem Anderen ai. die Achsel und schmunzelt. »Gestaitci Sie, daß ich Ihrem Scharfsinn zu Hilj komme. Sir wissen, daß ich ein vor züglichcS Persinengedächtniß habe und ich versichere Sie, daß die Frau d«» Herrn M. in jedem Sommer ander« aussieht. Wollen Sie nun nicht an nehmen, daß er innerhalb der drei letz ten Jahre dreimal geheirathet hat, welcher Schluß ergibt sich da von selbst ?" »Dem Fabrikanten sällt es wie Schup pen von den Augen. Jetzt ist mit ein mal das Räthsel des ungleichen Paare» gelöst. Herr M. pflegte imm»r nur während der zwei Sommermonate den Zauber «in«s zärtlichen weiblichen We sens aus sich wirken zu lassen und hatt« bei skinem jährlich wechselnden Ge schmack den Vortheil, daß die Geschichte nie langweilig werden konnte. Als der Fabrikant ein Biertelstünd chen später mit dem „Ehepaare" bei Tische saß, mnßte er innerlich lächeln, so ost er di« Anrede „gnädige Frau" gebrauchte. Die Blicke, die er heut zu der Schönen herübersandte, hatten nicht» mehr von jener achtungsvolle» Reserve an sich, die sich von einer standesamtlich beglaubigte» Gattin von selbst versteht, sondern ruhten mit nachdrücklicher Kühn h«it aus d«n charakteristischen Zügen seines Gegenüber. Von der Ehe halte Herr Z. trotz seines Junggesellenlhum» di« höchsten Begriffe und seine ganze Solidität hätte gegen den Wunich rcbel lirt, von einer verheiratheten Frau mehr zu erwarten, al« einen freundlichen Blick, oder ein liebenswürdige« Lächeln. Die „Frau" des Herrn M. jedoch stand außerhalb dieses Rahmens. Die Ent hüllungen des Fremdenbuchs hatten ihr an Würde alles genommen, an Pikan terie aber so viel dazu gegeben, daß der gemüthliche Sachse bei dem FeldzugS plan, den er nunmehr entwarf, vou Ge wissensbisse» vollkommen fr«i war. Er entfalt«!« in der Folg« die verschieden artigsten Talente. Er erwarb die Freundschast des Herrn M., er arran zirte gemeinsame Ausflüge, er war un eigennützig genug, wenn der Gebieter Abhaltung hatte, der Gnädigen Gesell schaft zu leisten. Dicht bei Jnterlaken giebt eS di« herrlichsten Waldvromena den und am schönsten geht'» sich dort zu Zweien. Als Herr M. aus acht Tage einen kleinen GebirgSabstecher machte, an dem Madame wegen der damit verbun denen Unbequemlichkeiten nicht theilneh men mochte, war eS wieder der Fabrik tant, welcher die Zurückgeblieben«, gleichsam um sie zu entschädigen, auf jene Waldwege sührte und sich ihrer von srüh bis spät mit einer wahrhaft rührenden Fürsorge widmete. Herr Z. sachte später noch ost a» diese Woche zurück und er wies ihr einen bevorzug ten Platz in seinen Reiseerinuerungen an. AIS er von Jnterlaken bald da rauf Abschied nahm, tauchte sein Blick ,um letzten Mal in die gefährlichen Auge» der schönen Frau und dem En grossisten versprach er auf Handschlag, ihn in Berlin zu besuchen, so bald ihn daS Sch ckjal dorthin sühren sollte. Es war in der vbrizcn Woche. Der Fabrikant, der des schlechten Wetter« wege» in diesen« Jahre leine größere Zonimerreise gewagt hat, ist Abwechse lung Halver nach der Reichsstadt ge fahren. Hier beschließt er, sein vor zwei Jahre» gegebene« Verspreche» zu erfüllen und bei Herrn M. wenigsten» die Karle abzugeben, falls dieser wieder „mit Frau" in Jnterlaken sein sollte. Er begibt sich aus'S Comtoir und ist angenehm üb rrasch', als er hem Ches selbst gegenübersteht Der sreut sich des uncrwarlelcii Besuchs und ladet den Gast vorläufig in sein Arbeit»- eabinel. „Diesmal bin ich nicht gereist," be merk. Herr M. im Lause des Gespräch», »wegen des miserablen Wetters. Aber das ist schön, daß ich Sie in Berlin habe. Sie speise» doch heute mit un??" „Ganz zur Verfügung!" „Me«s: Frau wird sich cbensall» sreuen, Zie wiederzusehen!" »Ihr« wi« sagten Sic?" „Nun. meine Frau, alter Freund. Hoffentlich haben Si» ibrer seit Jnterlaken nicht vergessen?" Dem Fabrikation ist schrecklich z» Muthe Er sinkt aus de» nächsten Stuhl. »Ist Ihnen unwohl?" ruft Herr M. erschreckt, „wa» haben Sie >enn?" „O," murmelt der andere, „das passirt mir öfter, vom starke» Lausen. ES ist schon vorüber, ich danke Doch Sie sprachen von Ihrer Fran Gemahlin. Sagen Sie, wie lange sind Sie eizenilich schon glücklicher Ehe mann?" „Ich heirathete in dem .'Linier, der nnsereni Zusarnmentresfen >n Jnterlaken vorausging!" Der sabnkant bekommt einen erneuten »5 0.... hni .... und Lie waren schon srüher in Jn terlaken?" „Allerdings", lacht« Herr N., „Sie sragen ja w>e ein Staats anwalt. Ueber meine damalige» Gast rollen spreche ich nicht ger», ich reiste damals, im Lerlrauen gesagt, al« Zung zeselle mit der beliebten Uebersrachl! .leutc sreilich bin ich ein beneidcnswcr ther Sterblicher, mit meiner grau hab' ch das große LooZ gezogen!" „Ge iatten Sie mir denn," erwidert der ge inrlh n'.le Sachse, indem er uch den Schweiß von der Stirn trocknet und recht zu wisse», was er sagt, »ge tatten Sie mir, daß ich Jbnen - zu incr solchen Frau nachträglich mei nen herzlichsten Glü/wunsch aus prechc!" Auf dem Jahrmarkte. lSeenc: lahrmarktplatz, aus welchem ich eine mit einem Schilde »Hier ist der merkwürdigste Zwerg der Welt zu hen" versehene Schaubude befindet, sin Besucher tritt au» derselben und eilt wüthend auf den zur Besichtigung e »ladenden Besitzer zu). „Sie, Li rector, Sie sind ein unverschämter Be trüger, Ihr Zwerg ist fünf Fuß. vier Z»ll hoch!" »Nichtig mein Herr, das ist gerade da» Merkwürdigste an ihm, er ist der größte Zwerg, dessen man sich erinnern kannl" Wiemancher Reich« möchte ieinein sterbenden Schuldner noch eine Frist geben!
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