s Dt« »r«t«a«e tzNi, trotz der zähen Entwickelung de» modernen Verkehrs, auch heute noch als weltabgeschiedene Gegend. Wenn fran zösifche Schriftsteller sür einen ihrer Helden ihrer Einsamkeit bedürfen, so kann man sicher sein, daß sie ihn mit Borliebe in „irgend einem abgelegenen Winkel der Bretagne" leben oder ver schwinden lassen. Eine vortreffliche Schilderung ihrer eigenartigen Sitten und Gebräuche lieferte Etienne Jouy, der unter dem Spitznamen „L'Hermi te",neben andern Gegenden auch die Bre tagne bereiste und Schilderungen vom Land und Leuten entwarf. Besonders seltsame Gebräuche galten für Braut werbung und Hochzeit. Vielleicht daS Allerseltsamste dabei war, daß die ersten Schritte zu einer ehelichen Verbindung stets von einem Schneider eingelei tet werden mußten. Die Schneider bildeten in jener Gegend eine besondere Kaste, die keinerlei Achtung genoß. DaS Vorurtheil gegen dieselben ging so weit, daß man sich in manchen Gemein den sogar weigerte, ihr Zeugnis vo, Gericht gelten zu lassen. Der Schnei der aß nie an demselben Tische mit den übrigen Hausbewohnern, sondern stet« abseits, aber er lebte deshalb nicht schlechter als jene, denn die Frauen trugen ihm heimlich die besten Stück« zu. Wenn der erste untergeordnet, Freiwerber günstig aufgenommen war, santen die Eltern des Bräutigams einen zweiten Boten. Dieser mußt, ein Mann in mittleren Jahren sein, der eS verstand, in Reimen zu sprechen. Bor der Thür der Auserwählten fand er einen zweiten Stegreifdichter, de, ihm gleichfalls in gebundener Red, antwortete, Beide lobten natürlich die Vorzüge der von ihnen vertretenen Personen. Waren sie schließlich über eingekommen, so durste der Bote des Bräutigams eintreten, um das jung« Mädchen zu suchen. Man zeigte ihm zuerst eine alte Frau, darauf eine Witt we und dann ein Kind von zehn Jah ren. Er sagte allen eine Artigkeit, ohn, jedoch mit ihnen zufrieden zu fein. End lich wurde ihm die Auserkorene, wieder um mit überschwänglichen Lobsprüchev vorgestellt, und nun erst gab er sich zu frieden. Er kehrt zurück, um den Bräutigam zu bolen, und je schnelle, er ihn heranbrachte, um so höher würd, ihm ein Freundschaftsdienst angerechnet. Dazu noch einige HochzeitSbräuche. In einzelnenGegenden wird derNeuvcr mählten beim Verlassen der Kirche ein großer, mit Aepfeln und Bänder ge schmückter Lorbeerzweig überreicht, an dessen Ende ein Bogel befestigt ist, dem sie die Freiheit geben muß. Bei dem Hochzeitsmale brennt vor jedem der bei den Gatten eine Kerze: Derjenige, dessen Licht zuerst erlöscht, muß zuerst sterben. Einen oder zwei Tage vor der Hochzeit erscheinen die Freunde der Braut mit einem mit zwei Ochsen be spannten Karren, um ihren Schrank ab zuholen, der ihnen von den Eltern mit geheucheltem Zorn streitig gemacht wird, wobei es nicht selten zu kräftigen Püfsen und Schlägen kommt. Am HochzeitSabend wird die Neuvermählte von den jungen Mädchen versteckt und dem Gatten erst nach einem nicht selten blutigen Kamps» zwischen ihm und sei nen Freunden einerseits und den Ange hörigen und Freunden der Braut an dererseits, herausgegebeu. Diese ural te, verschiedenen Gegenden zugehörig« Sitte soll selbst heutigen TageS in ein zelnen Gegenden der Bretagne noch nicht gestorben sein. »erertappte Hühnerdiel». Ein hübscher Scherz hat sich in Kolk- Witz bei Kottbus zugetragen. Ein dort wohnender Bauer hörte in der Nacht aus dem Hose ein verdächtiges Geräusch, und als er hinaustrat, um nachzusehen, bemerkte er am Hühnerstall eine Gestalt, welche offenbar mit diebischen Absichten umging. Er schlich näher heran und sah nun, daß ein Spitzbube unten an einer am Hühnerstall angelegten Leiter stand und einen Sack in den Händen hielt, während ein anderer Dieb oben auf der Leiter stand und die Hühner einzeln von den Sitzstangen herunter griff und sie dem Genossen zureichte, der sie seinerseits sofort in den Sack steckte. Der Untenstehende hatte aber ein Paar scharfe Augen im Kopfe, mit tel» deren er den sich nähernden Bauern entdeckte, al» derselbe noch einige Schrit te entfernt war. Er benutzte nun die ihm vergönnten wenigen Augenblicke, um den Sack hinzuwerfen und lautlo» zu verschwinden. Der oben aus der Leiter nahm von der ganzen Verände rung nichts wahr, um so weniger, al» der Bauer den Sack schnell aufgegriffen und ebenso lautlo«, wie der Andere ver schwunden war, der sich unten an der Le iter ausgestellt hatte. Mit einem Humor der wirklich bewundernSwerth ist, ging der Bauer aus die Sachlage ein; er steckte die Hühner, welche der Spitzbu be ihm zureichte, getreulich in den Sack, und als der Dieb meinte, nun möchten die Hühner wohl alle fein, da rrwiderteer sogar mit verstellter Stim me, „er glaube, eS seien noch ein paar oben". Richtig wurden noch zwei ent deckt und ebenfalls zu den übrizen in den Sack gethan. Die Gemüthlichkeit hörte natürlich auf, als der Spitzbube von der Leiter herunterkam. Da muß te er, wie die „Pos. Z." meldet, es sich schon gefallen lassen,daß der Bauer ihm in'S Gesicht leuchtete und seine werth» Persönlichkeit feststellte. Verfehlter Eifer. Er: Angebetete« Mädchen, gestatten Sie mir, Ihnen meine Liebe zu erklären. Ich verehrte Sie vom ersten Augenblicke, in dem ich Sie sah. Ja, du warst e«, himmlisches Mädchen, welche die gött liche Flamme in meinem Herzen ent zündete sage mir ein Wörtchen, darf ich auf deine (Segenliebe hoffen, darf ich? Sie: Wenn Sie mir noch 'mal duzen, denn geh' ich. Hunger ist der schlechteste Koch, denn er frißt alles selbst. Wird er zurückkehren 7 Nansen» tollkühne Rordpotsahrt. «r will Aber den Nordpol hinweg trelden. Und achtet die Einwände der NorS» potsorschcr nicht. Fridtjof Nansen rüstet sich allen Erw stes zu der abenteuerlichsten aller Nord pol - Expeditionen. Seitdem ihm das Wagestück gelungen ist, zu Fuß das un wirthliche Grönland zu durchqueren, glaubt der junge Norweger, daß er durch große Kühnheit auch den Nordpol aus einem neuen Wege erreichen kann, welcher ganz unerhörte Gefahren bietet. Nansen hat nicht die geringste Erfah rung al» Polarforscher, er kennt jene eiSumgürteten Regionen nur aus Bü chern und doch maßt er sich an, Alles besser zu verstehen, als erprobte Polar forscher, welche vergebens versucht ha ben, in jenen Regionen vorzudringen. Hören wir erst, was Nansen vorhat: Er will ein kleines Schiff aus dem stärksten Eichenholz bauen, gerade groß genug, um Kohlen und den Proviant für zwölf Mann aufzunehmen, ein Schiff von höchstens 200 Tonnen Gehalt. Dasselbe soll eine Dampfmaschine be kommen, welche dem Fahrzeug eine Schnelligkeit von höchstens sechs Knoten per Stunde gibt. Es soll so gebaut werden, daß es nicht vom Eise er drückt werden kann. Der Bau des Schiffes ist bereits im Gange, und Nan sen ist der Ansicht, daß es das stärkste Fahrzeug werden wird, welches sich je> mals in das Polareis hinein gewagt hat. Die norwegische Regierung und mehrere Privatleute, welche sich sür den kühnen Forscher interessiren, haben das nöthige Geld für das Unternehmen ge liefert. Mit diesem Schiff will er im Februar oder März von Norwegen absegeln, dann durch die Beringsstraße im Juni vordringen und die nordsibi''ischen In seln zu erreichen suchen. will er den geeigneten Zeitpunkt zur Weiter fahrt abwarten. Im August oder September nächsten Jahres hofft er offenes Meer dort anzutreffen und in demselben so weit nördlich vorzudrin gen, als eS geht. Droht ihn dann das Eis einzuschließen, so weicht er dieser Gefahr nicht aus, im Gegentheile, er sucht sie denn sein Plan basirt da rauf, daß sein Schiff auf die Eismassen emporgehoben werden wird und dann aus jener mysteriösen Strömung, welche er dort vermuthet, über den Pol hin weggetrieben werden soll. Geht das Schiff trotz aller Vorsichtsmaßregeln in Scherben, so will sich Nansen mit seinen Leuten aus dem Eise, so gut es geht, in Zelten häuslich niederlassen und dann in einer Gegend, in welcher eS sechs Monate stockfinstere Nacht ist und wo das Thermometer tief unter dem Null punkt steht, weiter treiben, über den Pol hinaus, in das sich an der Ostküst, von Grönland (zwischen Grönland und Spitzbergen) ausdehnende offene Meer hinein. Von dem Punkte aus, an welchem das Schiff wahrscheinlich vom Eis ge packt wird (Nansen meint ungefähr dort, wo die „Jeannette" eingefroren ist), bis zum Spitzbergen-Grönländer offenen Meere, sind es reichlich 2,000 Meilen!! Doch alle die Gefahren des Erdrücktwerdens im Eise, des Erfrie rens, Verhungerns, der tausend und ein Gefahren einer sechsmonatlichen Polarnacht, des Treibens auf einer Eisfcholle in der Spitzbergener See und das Risiko, dort von einem Schiffe wieder aufgenommen zu werden wenn es ihm wirklich gelingen sollte, über den Pol hinwegzutreiben, das Alles hält den kühnen Mann nicht ab. Er wird segeln und treiben. Was sagen nun die übrigen Nord polsahrer zu diesem tollkühnen Unter nehmen? Da ist Greeley, welcher die E xpedition zur Aufsuchung der„Jeannette" kommandirte, da ist Melville, der ein zige übcrlebendeOfficier der.Jeannette." Sie schütteln Beide den Kopf und be haupten, daß Nanfen ein Narr ist. Aus das Urtheil dieser beiden Forscher kommt deshalb so besonders viel an, weil Nansen seinen Plan hauptsächlich auf die Erfahrungen der .Jeannette"- Expedition basirt. Greeley und Melville erklären, die mysteriöse Strömung, welche Nansen vermuthet, existirt gar uicht! Nansen mag in eine Strö mung gerathen, welche nordwärts geht, in diejenige,in welche die,Jeanneite"ge< rieth, aber wer weiß, ob dieselbe am Nordpol, oder in der Nähe desselben vorübersührt? Greeley behauptet außerdem, daß die größte Wahrschein lichkeit vorherrscht, daß man am Nord pol Land trifft, daß also keine Strö mung darüber Hinwegführen kann und daß es kein Mittel gibt, um au« dem E'slabyrinth wieder herauSzugelangen, nachdem man einmal hineingerathen ist. Nansen aber weiß e« besser. .Wie sind die Trümmerstücke von der .Jeannette", welche an der sibirischen Seite des Pols, ungefähr drei Grade nördlich von den neusibirischen Inseln zu Grunde ging, nach der Westküste von Grönland, in die Nähe von Godthaab gelangt? .fragt Nansen." Wie gelangt Treibholz aus Sibirien an die Ost- und Westküste Grönlands? ES geräth in den nordwärts führenden Strom, in welchen die .Jeannette" gerieth (und unterging), eS treibt quer über den Pol hinweg und gelangt, wie die Eisberge, in vie offene See zwischen Grönland und Spitzbergen. Wenn die .Jeannette"- Trümmer und da» Treibholz jenen Weg nehmen konnten, so werde ich ihn auch nehmen können," behauptet Nansen. Nun aber erklärt dagegen Greeley, daß die angeblich bei Godthaab gefunde nen Trümmerstücke gar nicht von der .Jeannette" herrührten, sondern von einem in der BaffinSbai (zwischen West grönland und dem nördlichen Archipel von Ost Norvamerika) zu Grunde ge gangenen Schiffe. Und Melville, der einzige überlebende Offi'eier der .leannette", erklärt, er würde SOOO Meilen weit reisen, um jene beiGodthaab angeblich gefundenen Trümmerstücke zu identificiren. Aber man hat ihn nicht identificiren lassen. Melville glaubt, wie Greeley, daß jene Trümmer nim mermehr von der„Jeannette"herrühren, daß sie also niemals über den Nordpol hinweggetneben sein können. Und gerade a»f diefe Trümmer und deren muthmaßliche Reise baut Nansen seine felsenfeste Ueberzeugung auf, daß eine direkt über den Nordpol, oder in der Nähe desselben hinwegsührende Strömung existiren müsse. Ist der Nachweis geliefert, daß die Trümmer vonGodthaab nichtvon der.leannette" herrührten, so fällt schon fast die ganze Stütze des Nanfcn'fchen Strömungsar gumeuts zusammen und der große Plan wird zu Wasser. Der kühne Nor weger will sich jedoch nicht belehren las sen. Gehen wir nun zunächst, unter Benützung der vo» Nansen publieirten Karte, aus die angenommene nördliche Strömung ein, welche ihn über den Pol hinwegführen soll. Er constrmrt sich dieselbe solgendermaßen: Ein Hauptarm des Golfstroms bespült Nor wegen, sührt um dessen Nordcap herum und ist bis zur Insel Nova-Semblja von allen Nordpolsorschern verfolgt wor den. Eine zweite sehr starke Strö mung bricht in nördlicher Richtung durch die Beiingsstraße (zwischen Alaska und Sibirien) hervor. Ueber diese beiden nach Norden führenden Ströme läßt sich nicht streiten. NordenSskiöld ist auf seiner berühmten Vega Reise in beiden Strömungen gefahren. Die „Jeannette" hat die BeringS meer-Strömung benutzt und ihr Capi tän, der unglückliche De Long, hat er forscht, daß sie mindestens eine Schnel ligkeit von H Knoten per Stunde besitzt. Nun aber wurde die „Jeannette" zwi schen Herald- und Wrangel Island (siehe Karte) am 16. Sept. 187 S vom Eise gepackt, gehorchte keinem Steuer mehr und war von dieser Zeit an eigent lich nichts anderes mehr, als irgend ein beliebiges Stück Treibholz, daS auf Eisschollen weiter gesührt wird. Und die„Jean»ette" trieb ein und dreiviertel Jahre lang nördlich und immer tveiier nördlich, bis sie am 13. Juni 1881 in der Nähe der von De Long cntdeSlen De Long-Insel zerschellte, vom Eise erdrückt wurde. Man ver olge aus der Karte die Treibfahrt der „Jeannette": Zuerst geht eS im tollsten Zickzack hin und her vorwärts und zurück, dann aber in mehr geraden Linien nord westlich. .Da haben wir'»", sagt Nan sen, .der Strom wurde stärker und im mer stärker, je nördlicher die„Jeannette" kam. Wäre De LongS Schiff wider standsfähiger gewesen, eS hätte vielleicht die Reise gemacht, welche ich jetzt vor habe." — Bekanntlich flüchtete die Be mannung der .Jeanette" aus Treibeis und gelangte so unter nnbeschreiblichen Leiden nach der sibirischen Küste, in die der Mündung der Lena, wo Offi cier Melville und einige Matrosen wun derbarerweise noch lebend von dem zu Hilfe gesandten Greeley aufgefunden wurden. Die Karten und Aufnahmen der Reise wurden nach Sibirien geret tet. ES sind die einzigen zuverlässigen Karten, welche wir von einer Schiff« reise in dieser Region besitzen. Um nun auf Nansen» Strömung zurückzu kommen, so vermuthet Nansen, daß er sten» die bis Nova Semblja erforschte Golfströmung und zweitens die Be ringsnieer Strömung nördlich von De LongS Island zusammentreffen, sich hier vereinigen und gemeinsam in der Nähe des Nordpols vorüberziehen. Die auf der Karte angegebene muthmaßlichr Hahrt der .Jeannette'-Trümmerstücke soll die Bahn dieser von Nansen vermu theten vereinigten Strömung darlegen. Ferner argumentirt Nansen: Bi» zum KS. Breitengrade an der Nordküste von Grönland ist da» Polarmeer genau ersorscht worden. ES ist dies die oft befahrene sog. offene, aber von unge heuren Eismassen bevölkerte See zwi schen Spitzbergen und Grönland. Hier aber trifft man eine äußerst starke Grönlands Ost- und Südkiiste voll ständig umspült und sich erst an der Westküste verliert. Eine ungeheure Wassermenge wird aus der Nordpol region in das Spitzbergen-Grönland- Meer geführt. Nansen nimmt also eine ununterbrochen fortgesetzte Strö mung an, welche, zwei Quellen ent springend, von der Beringsee und von der Nova-Semblia-Küste (Golsstrom) ausgeht, durch die verhältnißmäßig warmen Wasser der sibirischen Riesen flüsse (Lena, :e. > nicht unbeträchtlich verstärkt wird und, ihren Weg in der Nähe des Nordpols vorüber nehmend, an der Nordküste von Grönland und in der Spitzbergen-Grönland-See als äu ßerst starke südlich gehende Strö mung wieder angetroffen wird. Dem Laien klingt diese kühne Hypo these plausibel genug, aber die meisten Nordpolsahrer schütteln dazu den Kopf. Die von Greeley und vielen anderen Forschern ausgesprochene An sicht, daß am Pole Land angetroffen werden mag, wird aus den ungeheuren Massen von flachen Eisfeldern hergelei tet, welches von allen Nordpolsahrern angetroffen worden sind. Dieses Eis unterscheidet sich vollständig von den Eisbergen. Es besteht aus Eis feldern, welche häufig eine Dicke von 2,000 Fuß besitze». Dieses Eis treibt allerdings südlich, es wurde nordöstlich von der Beringssee angetroffen? an der Nordwestküste von Franz Joseph-Land, in der Smith Sund-Region und ge legentlich auch an der Ostküste von Grönland. Sonst ist diese? eigentliche PolareiS nirgends gesehen worden. Greeley glaubt, daß sich dieses Eis auf den Landgebieten der eigentlichen Polarre gion bildet, daß Stücke davon abge stoßen werden und ihren Weg in die südlicheren Gegenden finden, wo man sie angetroffen hat, daß aber die ganze ei gentliche Polarregivn von einem un durchdringlichen, ewigen, tausende von Fuß dicken Eispanzer umhüllt ist, den keine Strömung überwältigt und kein lebendes Wesen ersorschen kann. Der deutsche Forscher Koldewey, dessen Schiff „Hansa" an der Grenze jener Region zerschellte und der dann die wunderbare Fahrt aus Eisschollen zu rücklegte, ist derselben Ansicht wie Gree ley. Unter diesen Umständen ist die AuS> ficht, daß der tollkühne junge Norweger jemals wiederkehren wird, sehr schwach. NuS dem Poesieatbum de» Stellte nants Schneidig. (Während Rekrutendrillens geleistet.) Ja. ich liebe Dich auf Taille! (In das Glied zurück, Canaille!) Dich, Loretta, Dich allein (Brust heraus und Bauch herein!) Lieb' Dich bei der Sterne Blinken (Rechten, linken! rechten, linken!) Lieb' Dich bei der Sonne Gluth (Festen Tritt, sonst geht's nicht gut!) Schlugst mir eine Todeswunde (Vordermann, ihr Himmelhunde!) Hast mein krankes Herz geheilt (Ob das Faulthier sich beeilt?) O, dies kindlich srohe Lachen (Wart', ich will Dir Beine machen!) Selbst die Thränen schmücken Dich (Herr, hat Er den Sonnenstich?) Wo Du wohnst, muß Freude wohnen— (Rechts geschwenkt in Sectionen!) Wo Du gingst, die Trauer kam (Mensch, ich schlag' Dich krumm und lahm!) Jetzt' ich, was Sphinx ist (Weiß das Heupserd nicht, wo link? ist?) Engel gibt'S, o Huldgestalt (Kehrt gemacht, da« Ganze Halt!) Wärst Du mein, wär'mein der Inede — (Lacht da wer im dritten Gliede?) Soll ich länger leiden noch? (Nilpferd, Schwein, drei Tage Loch!) Besternte Fiakerkut scher. Aus Wien berichtet da« „Neue Wiener Tageblatt": Bekanntlich hat König Milan von Serbien seinem hie sigen Leibfiaker Seidl vor einigen Jah ren den Takowaorden verliehen und der lustige Seidl war seit jener Zeit der einzig« besternte Fiaker in Wien. Mit dieser Herrlichkeit ist'S nun aber vorbei, denn ein College des mit dem Orden Versehenen hat vor einigen Tagen gleichfalls eine» erhalten. Fürst Fer dinand von Bulgarien hat dem Wiener Hiakereigenthümer Franz Berger den Alexander-Orden verliehen. Heute wie einst. Bat ehe malS ein Ritter seine Schöne um Min chelohn, so forderte sie erst eine Helden that von ihm, etwa die Bezwingung eine» Drachens. Ist das in unserer Zeit ander« geworden? Nein! Wenn der Ritter von heute um seine Angebe tete wirbt, erhält er ja meist zur Ant wort: »Reden Sie mit Mama!" > Auch Humoristen müssen sterben, denn der Tod versteht keinen Spaß. . Derzurixkaewtesene Freier. Ach, Sie sind es schon wieder! Martha, ich frage Sie zum letzten Malcl Ach wüßten Sie, wie mein Herz für Sie schlägt! So soll ich denn wirklich ganz ver zweifeln ! Weh mir, ich überlebe diese Kränkung nicht! (Ein Straßenjunge): Ei Herrjeh, Sie haben wohl mit einem Schornstein feger gestritten? Kolossal schneidig. Eine heitere Verlobuisgsgeschicht« machte in einer größeren Garnisonstadt viel von sich reden. Die Tochter eines sehr wohlhabenden Fabrikannten hatte im Hause ihrer Tante die Bekanntschaft eines jungen Offiziers gemacht, dessen Eltern die alte Dame seit einer Reihe von Jahren kannte und der bei ihr ans und einging. Die beiden jungen Leut chen waren sich bald recht herzlich zuge gethan, und von der Frau Tante prote girt machte der Herr Lieutenant kurzen Prozeß und hielt beim Vater seiner An gebeteten um deren Hand an. Das Re sultat seiner Werbung bestand darin, daß der Ueberraschte sich die Sache zu überlegen versprach und dem Braut werber eine« Tag bezeichnete, an dem er ihm eine bestimmte Antwort geben wolle. Die Stunde, zu der der Osfieier sich den Bescheid persönlich holen sollte, rückte immer näher. Da, am Vorabend des EntscheidungStages, erhielt der Herr Lieutenant von seiner HerzenSda me die Nachricht, daß Papa soeben, an geblich in wichtigen Geschäften, nach Ber. abgereist sei und daselbst in dem und dem Hotel logiren werde. .Aha, der will mir aus dem Wege gehen!" dachte der Lieutenant. Am andern Morgen wur de dem Herrn Fabrikbesitzer durch den Zimmerkellner eine Visitenkarte über reicht, doch kaum hatte sich der alte Herr von seinem Staunen erholt, da klopfte es an die Thür, und mit der Uhr in der Hand trat ein stattlicher Officier in das Gemach, verneigte sich und sprach: .Verzeihen Sie, Herr S., aber um 1 l Uhr wollten Sie mich sprechen, und ein Soldat muß pünktlich sein." Schnell gefaßt, begrüßte der Zimmerbewohner seinen Gast durch einen kräftigen Hände druck, gab dem sich davon schleichenden dienstbaren Geiste leise seine Befehle und als dieser später mit einem opulen ten Gabelfrühstück erschien, saßen die beiden Herren bereits in vertraulicher Unterhaltung auf dem Sopha. Da« schneidige Austreten de» Lieutenants hatte dem Drückeberger gewaltig impo nirt; kurz und bündig gab er seine Ein willigung, und bald übermittelte der Telegraph die Verlobungsanzeige dm Verwandten i» der Heimath. Getssch«. Ei ne E r inn erun g aus mei nem Studentenleben. Suff und Pump waren unzertrenn lich. Sie wohnte« zusammen, kneipten zusammen, waren zusammen in einer Verbindung und was sie vollends zu treuen Freuudeu stempelte sie pump ten zusammen. In letzterer Wissen schaft hatten sie beide ohne jedes Exa men bereits die Facultas erlangt. Da geschah es eines Abends, daß Suff nach einem ungeheuren physi schen Kater von dem moralischen Gethier gleichen Namens besallen wurde. Suff weigerte sich, mit aus die Kneipe zu gehen. Pump versuchte alle ordentli chen Mittel, ihn trotzdem zum Mü'.om men zu bewegen. Nicht eines hals. Pump kämpfte einen schweren Kampf. Seine Frcundschastspslicht hielt ihn bei dem Freunde zurück, sein ganzes Wesen durstete nach der Kneipe. Und die letz tere mit ihrem unbesiegbaren Zauber gewann Pump ging mit betrübter Seele und durstiger Kehle. Aber eins nahm er sich vor, als er den ersten Schoppen mit Andacht hinun ter goß: das Bier, das schöne, srische Getränt (ilnubrlni konnte ja nichts dafür, daß Suff im Banne des .Moralischen" lag. Weshalb sollte es also nicht getrunken werden? Und Pump in seiner Herzensgüte beschloß, allemal dem ersten Glas ein zweites, getrunken für Suff, folgen zu lassen. Das wiederholte er oft, so oft, bis er uicht mehr mit den Zahlen fertig wer den konnte, mit dem Zahlen wurde er's überhaupt nicht! Das Ende vom Liede war, daß man Pump mit Fug und Recht an diesem Abend als liederlich hätte bezeichnen können. Voll freundschaftlicher Ge danken war er gekommen, voll—d. h. ohne dicseGedanken, verließ er die „gol dene Traube", in deren Hinterzimmer seine Verbindung kneipte. Mit dem Verlassen bat es im übrigen auch seine Schwierigkeiten. Als er das Local verließ, war er verlassen, und zwar von seiner eigenen Directionssähigkeit. Kurz, Pump war so heftig ange kneipt, daß selbst im reichen Wortschatze des Rausch-Lexikons die passende Be zeichnung dafür fehlte. Am anderen Morgen waren die Rollen vertauscht. Pump hatte einen „Brand" von un heimlicher Intensität und Suff brannte daraus, das am gestrigen Abende Ver säumte schleunnigst nachzuholen. In Wahrheit, dem „moralischen" vom Tage zuvor war die doppelte Nei gung gefolgt, das letztere Thier ohne das ominöse Beiwort wiederzugewinnen, und bei Suff war von der Neigung zur That nur ein Schritt. Snsf bereitete sich vor, zum gewohnten Frühschoppen zu gehen. Alle Versuche, die er an stellte, um seinen Freund und Budenge nossen Pump aus dem todtenähnlichen Schlafe zu wecken, in den der Riesen rausch diesen gesenkt hatte, waren ver geblich. So trat er denn bekümmerten Herzens seine Wanderung zum Früh schoppenlokal allein an. Fest nahm er sich vor, in Zukunft sich im Kampfe mit allen „moralischen Katern" als Sieger zu bebaupten, damit die Freundschaft zwischen ihm und Pump durch solches „Kneipen zu Einem" nicht einen jähen Bruch erleide. Der Studio kennt für alle seine klei nen Leiden nur ein Heilmittel den würzige» Trank, so da Malz und Hopsen liesern. Und das bewährte sich auch bei FrcundSuss,der von seinen Zcclenschmer zen im „blauen Einhorn" die vollste Genesung trank. Ja als er dies er reicht hatte, that er ein übriges: Er weckte alle in ihm schlummernden Gei ster der Necksucht und des Ulkes und ob, deren Schaar auch groß war, sie stellte sich ein, ehe »och die Mittagsstunde her angekommen war. Mit dieser trat aber auch allmittäg lich ein schlichter Mann in die Gaststube zum „blauen Einhorn", der bei dem Tageblättchen der kleinen Universitäts stadt als Lokalreporter m Sold und Lohn—fünf Pfennig die Ze>le stand. Eifriger kann kein New Uorker » linsr sein, als dieser bescheidene Col lege in F. es war. W» er nur Stoff zu einer Notiz von zehn Zeilen witterte, dorthin flog er mit Windeseile. Mit seiner Schnelligkeit wuchs allerdings auch seine Phantasie, und sein Cbef redaeteur hatte häufiger schon einen Mordbericht Sebastian Fleckerls, so hieß der Brave, durch die nöthige Strei chung zu der richtigeren Thatsache eineS Duells auf Knüppel, bei dem der eine bäurische Duellant ein wenig ohnmäch tig geworden, redneiren müssen. Als Sebastian Fleckerl in Suff« Ge sichtskreis trat, ward dessen ganze Ulk sucht rege. .Na, Ihr Blatt bringt ja auch gar nichts mehr ' lachte er Sebastian entgegen. „Ueberden neuesten .Brand" keine Zeile—Sie können sich getrost be graben lassen, Herr Fleckerl." „O," machte dieser höchst betroffen, »verzeihen der Herr Doctor nur, aber von einem Brande weiß ich allerdings »ichts —" .Aus meiner Stube Ackerstraße 26 Dritter Stock—Colossal" —und nun kam puff urplötzlich die Jdeenafsociation mit dem fürchterlichen .Brand", dessen Opfer der arme Pump war , als ich hierher kam, war er noch nicht ge löscht, mein Wort darauf!" Kaum hatte Suff die letzten Worte gesprochen, als Sebastian Fleckerl Kehrt machte und im Gallov die WirthS« stube zum .Einhorn" verließ. „Na, der wird schön gucken, wenn er sieht, welch' einen .Brand" unsere Bude imschließt," lachte Suff und trank weiter. Als Fleckerl um die nächste Straßen «l°! bog, stieß er auf den Hauptmann der freiwilligen Feuerwehr, den Kürschnermeister Plop. Natürlich theilt er ihm die Nachricht mit, daß in der llckerstraße LS 111. ein Stubenbrand wüthe. Er habe seine Nachricht au» autoritativster Quelle. Nun rannten Zwei! Fleckerl, um in die entsernte Ackerstraße zu gelangen und dort an Ort und Stelle seinen „Be richt auszunehmen" —mindestens einen harte» Thaler sollte der ihm eintragen! Plop, um den Signalisten der Feuerwehr auszusuchen und diesen als bald Alarm blasen zu lassen. Und da er den Signalisten gleich zu Hause fand, so hallte schon nach süns Minuten daS Feuersignal durch die Straßen der kleinen Universitätsstadt. Während Suff ahnungslos seinen Frühschoppen trank, erwachte Pump au» seinem schweren Rausche und rieb sich die Augen. Der Kopf war ihm wüst, aber wüster noch sein—Durst! Löschen, das eine Wort durchtönte seine ganze in diesem Augenblick sehr beschränkte Gedankenwelt. Und im Banne diese» Wortes kleidete er sich an und wankte hinaus, geraden Wege« den er aller dings nicht in ganz geraden Schritten zurücklegte—dem „blauen Einhorn" zu, wo er seinen Freund und Bundesbru der Suff zu finden sicher war. Da tönte das Feuersignal auch zu ihm herüber, und zugleich sah er eine lange hagere Gestalt an sich vorüber eilen. „Wo will denu der Neuigkeits sammler hin?", dachte Pump schmer zenden Hauptes, „und was ist denn für eine Blaserei?" Immerhin aber beschleunigte er seine Schritte, als er bei einer Straßenecke plötzlich in die Arme Suffs eilte, der durch die Signale in seinem Frühschoppengenuß gestört, nachsehen wollte, wo es denn eigentlich brenne. Gerührt hielten sich die beiden Kneip genossen in den Armen, da donnerte der Leiter- und Rettungswagen der Frei willigen Feuerwehr von F. an ihnen vorüber. Zugleich aber eilte in hasti gem Trabe der Schneidermeister Jllicke an den Beiden vorüber, der bei allen Schadenfeuern der kritische Zuschauer zu sein pflegte. Als er SuffS ansichtig wurde, dem er gestern erst die ausge besserte Hose gebracht hatte, schrie er ihm zu: „Um Gortes Wille», Herr Doktor machen' Sie, daß Sie heim kommen! Bei Ihnen in der Äcker straße brennt's!" Mit offenem Munde starrte Pump den fortschießenden Sprecher an mit noch weiter geöffnetem abe7 Suff. Wie Schuppen fiel es aber von seinen schon leicht umnebelten Augen. Der Unglücksrepvrter, der Fleckerl, hatte sei nen Ulk sür baare Münze genommen und die Feuerwehr alarmirt. Einen Augenblick fesselte diese Wahrnehmung seine Gedanken, dann aber brach er in ein Gelächter aus und erzählte Pump unter Lachthränen den ganzen Sach verhalt. .Die wollen meinen Brand mit der Spritze löschen?" wieherte Pump. .Colossaler Einfall! Suff, für diesen streich muß ich Dich umarmen!" Er ließ diesen Worten sofort die That fol gen, dann aber fuhr er fort: „Und nun in das „Einhorn", um den richtigen Lvschvcrsuch anzustellen, mit gutem Hopsentranke!" Die Beiden „löschten" denn auch mit anerkennenswcrthem Berufseifer, der leider durch das Erscheinen eines Pedel len gestört wurde, welcher Suff auf die Onästur entbot. Zinn bekam auch die Ulkgluth, welche Suff's Adern durch strömte, ihre Löschung. Als er die ihm zudiktirten drei Tage Karzer absaß, ge lobte er sich, in seinem ganzen Leben nicht wieder einen Reporter zum Besten zu haben. Die richtige MaSle. Wie ich zu meinem Vermögen kam? Geerbt Vabe ich es, aber ich habe es mir recht sauer ererbt. Ich hatte mich zehn Jahre lang in Amerika herumgetrieben und kam nach Hause, ohne etwas mitzu bringen, als einen langen Bart und Der erste Gang in meiner Heimath war zu meinem reichem Onkel Wilhelm, dem einzizen noch lebenden Verwand ten. Aber er wollte mich durchaus nicht anerkennen, er meinte, ich hätte durch aus nicht die geringste Aehnlichkeit mit seinem ausgewanderten Neffen. Da war nichts zu machen. Ich nahm eine Stelle an und hatte ein knap pes Auskommen. Nun fand damals ein großer FastnachtSball statt, zu wel chem die ganze Stadt ging. Ich nahm die billigste Maike, welche vorhanden war, nämlich einen Eselskopf, fetzte ihn mir auf und ging auch hin. Ich sehe mir also die Geschichte an, was ich aber nicht in aller Ruhe thun konnte, denn alle Augenblicke kam Einer zu mir heran und machte eine faul» Bemerkung. Schließlich bildete sich ein ganzer Kreis um mich, nnd alle witzelten und spotteten. Mit einem Male kommt ein dicker spanischer Ritter auf mich zu uud sagt: Entschuldigen Sie, Sie kommen mir so bekannt vor." Das Gelächter hätten Sie hören sollen. Aber mein Ritter wird ganz böse und sährt die Leute an, sie sollten sich um sich selbst kümmern. Dann nimmt er mich beim Arm und führt mich in ein leeres Zimner. .Wer sind Sie?" fragt er mich, „ich muß Sie kennen, ich bin der Rentier Wilhelm X." „Dann bist Du ja mein Onkel," sage ich. „Mein Neffe." ruft er gerührt, .komm in meine Arme, an diesem Esels lops erkenne ich Dich, denn Du warst immer ein rechter " Was ch immer war, verschluckte er, denn er tonnte vor Rührung nicht wei ter sprechen. Sehen Sie, von diesem Onkel habe ich mein Vermögen geerbt k Aus demTageduch eine» Weltweisen. Man sagt, daß der Menich in wildem Zustande keine Zabn schmerzen hat. Ich bin eher der Mei nung, daß ein Mensch, der Zahnschmer zen hat, in wildem Zustande ist.
Significant historical Pennsylvania newspapers