Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 16, 1891, Page 6, Image 6

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    a
«i« Tag ohne »eld.
Den Tag vergesse ich in meinem Le
hen nicht. Den Abend vorher waren
dir sehr lustig gewesen, meine Kamera
den und ich. Sämmtlich Buchhalter in
einem Bankgeschäft, waren wir aus einer
Kneipe in die andere gezogen, bis ich
nur noch fünfzig Pfennige besaß. Und
diese» Geldstück warf ich in einem Wie
ner Cafe dem Kellner sür einen kleinen
schwarzen Kaffee hin. „Bah," hatte
ich mir gesagt, „morgen läßt du dir an
der Kasse ein paar Thaler geben, die du
bis zum Ersten noch brauchst."
Und nun war dies „morgen" da, aber
als ich mich erheben wollte, um ins Ge
schäft zu eilen da kam mir eine ent
setzliche Erinnerung .... o Himmel
Beute war ja Bußtag und das Ge
schäft geschlossen. Folglich gaj, es heute
auch kein Geld! Der Kassirer —ein be
neidenswerther Mann! schwärmte
gewiß, wie er sich vorgenommen, schon
letzt mit Weib und Kind in der freien
katur herum, und ließ mich sitzen.
Was sollte ich wohl heute ansangen,
»hne einen Psennig in der Tasche, heute,
in einem Feiertag, wo die Welt aus
fliegt, heute, wo ich o Schrecken!
im Nachmittag einen Ausflug mit mei
ner Braut machen wollte!
Natürlich brachte ich alle freien Nach
mittage bei meinem Käthchen zu. Das
kostete aber immer viel Geld, hesonders
aber bei unsern kleinen Ausflügen, denn
mein liebes Käthchen war der charman
ten, leider aber unrichtigen Ansicht, ich
hätte immer ein volles Portemonnai.
DaS herzige Kind hätte keine Ahnung
davon, aus wieviel Arten die Welt einem
jungen Manne sein Geld abnimmt
brauchte sie auch nicht zu haben. Di«
Thatsach stand nur sest: heute, am Mor
gen eines' Feiertages, war ich vollständig
blank.
Was nun thun— waS thun? Essen
und Trinken mußte ich und es war
erst acht Uhr Morgens.
Eben wollte ich ausgehen, da klopfte
es, und herein trat Adolf, einer meiner
Freunde.
„Weshalb ich gekommen bin," sprach
Adols.kunstvolleßauchringel ausstoßend.
„Ich möchte Dich zu einem Ausslug ein
laden es kostet zwar etwas, aber
wir Haben's dazu."
.Freilich!"
„Also kommst Du mit nach Pots
dam?"
Ich gab mir den Anschein, als ob ich
den Vorschlag in Ueberlegung zöge.
Ich Armer! Konnte ich überhaupt der
gleichen in Ueberlegung ziehen ?
Adolf dauerte es zu lange. Erschlug
mich auf's Knie, daß tch erschrocken auf
fuhr. „Nun was meinst Du, alter
Kronensohn?" sprach er und schaut?
mich wohlwollend an.
„Ich kann nicht!" antwortete ich be
dauernd. „Ich bin schon versagt—mit
meiner Braut." Innerlich war ich
lvütbeud. Mein Gott—da redet dieser
Mensch von Potsdam, und ich konnte
nicht einmal die Pferdebahn zum Bahn
hof bezahlen.
„Du kannst nicht?" wiederholte
kldols ganz traurig. „So willst Du
Dich ohne mich amüsiren? Schade,
ewig schade! Ich möchte diese dummen
Dinger so gern springen lassen!" Da
mit holte er seine seidene Börse hervor,
öffnete sie, und ließ eine Anzahl Tha
lerstücke in seine Hand rollen.
Mir wurde ganz schwindlich zu
Mnthe. Himmel, welche Musik das
Geld machte! Und so ein harter, blan
ker Thaler ist er nicht etwas Schö
nes ? Meine Blicke hingen wie gebannt
in den glänzenden Münzen. Doch
Adolf bemerkte es nicht: phlegmatisch,
gleichgiltig schob er das Geld in den
Beutel zurück und steckte die ganze
Herrlichkeit wieder in die Tasche.
„Na, denn nicht!" meinte er und
stand auf. „Da will ich mir Jemand
anders suchen, der nach Potsdam mit
mir fährt."
Und damit empfahl er sich. Ich
hatte nicht den Muth gehabt, ihn anzu
pumpen, wirklich nicht! Hatte er doch
den Ausspruch gethan: „wir Haben'S
ja dazu!" Und was halte ich geantwor
tet? „Fre>lich!"
Nachdenklich legte ich mich auf's
Sopha „Verdauens halber."
Endlich —es war zwölfe durch
stieg ein Gedanke in mir auf. Wie
wenn ich eine befreundete Familie be
suchte war eS nicht möglich, daß
man mich einlud, einen Lössel Suppe
zu genehmigen?
Drei Familien standen mir zur Aus
wahl : Das Ehepaar Schulze mit füns
Söhnen und zwei Töchtern, das Ehe
paar Lehmann mit vier Töchtern und
einem Sohn, und das Ehepaar Meyer,
welches gar keine Kinder besaß. Nach
lang-m Nachdenken entschloß ich mich,
zu MeyerS zu gehen. Meyers waren
ein altes nettes Ehepaar, das sein gu
tes Einkommen hatte.
Das Ehepaar begrüßte mich auf da»
Herzlichste. „Wie schön," sagte Frau
Meyer, „daß Sie uns wieder mit einem
Besucye beehren, liebster Herr Stroh
feld! Wir Beide, mein Mann und ich,
speisen heute außer dem Hause. Unter
den Linden, wissen Sie? An Sonn,
tagen und Feiertagen thun wir da»
immer."
Das war ein Donnerschlag für mich.
.Ja, wenn man keine Kinder hat!"
meinte ich gepreßt.
„Alleidings!" nickte Herr Meyer und
schaute seine Gattin wehmüthig an.
Was soll ich sagen? Nach wenigen
Minuten stand ich wieder aus der
Straße.
„Nun zu Lehmanns mit den vier
Töchtern!" sprach ich zu mir, die
Straß: hinunter trabend. Eben trat
ich in den kühlen Hausflur des Leh
mann'schen Hauses em, da— ich dachte,
wich sollle der Schlag rühren! kam
nur die ganze Familie entgegen, ser.ig
zum Ansg>'i eü
„Ah > ei> oa, Herr c>d!"
riei Papa Lehmann. „Sie wollen uns
besuchen? Ja meine Familie ist
eben im Begriff, in den Grunewald zu
fahren."
Frau Lehmann trat nach kurzem Zö
gern vor. „Wollen Sie mit von de>
Varlie sein, Herr Strohfeld?" fragte
sie mich.
„Ich danke ganz ergebenst, gnädige
Frau aber ich bin schon versagt."
Papa Lehmann reichte mir zwei
Finger seiner Hand. „Nun denn, aus
ein andermal! Kommt, Kinder, wir
müssen uns beeilen.
Und da stand ich nun allein vor dein
Hause, während die Familie ihres
Weges zog. ES war über halb zwei
Uhr mein Magen knurrte.
„Gehen wir nun zu Schulze!" sprach
ich zu mir selbst. Auch zu Schutzes
hatte ich nicht weit; der Hausflur empfing
mich mit seiner erquickenden K ühle; ich
stieg die teppichbelegteu Stusen hinaus
und klingelte. Gleich, wie mir geöffnel
wurde, strömte mir ein lieblicher Dust
von Maitrank und Torte entgegen.
Ich ward in den Salon geführt. Durch
die offene Thür blickte ich in'S Speis»
zimmer. Himmel der Tisch box
sich unter der Last des Geschirrs, dej
Eompots, der Weinflaschen. Heri
Schulze trat mir in Hemdsärmeln ent
gegen, eine Citrone und ein Neibeiser
in der Hand.
„Entschuldigen Sie, daß meine Frav
Sie nicht empfängt", sagte er gemüth
lich, „sie hat eben in der Küche so viel
zu thun, um die Speisen zu über
wachen. Es gibt Seezunge mit Austern.
Rehrücken, Haselhühner und ich weiß
nicht was noch."
Mir lief das Wasser lm Munde zu
sammen. „Ah", bemerkte ich, ~Si«
haben großes Diner?"
„Gewissermaßen ja; wegen mei>
nes Bruders, der Regierungsrath in
Köln ist und nun zum ersten Male mit
seiner jungen Frau nach Berlin kommt.
Wollen Sie heule nicht auch mit uns
speisen, lieber Herr Strohfeld?"
„Endlich, endlich!" jubelte es in mir.
aber wie ward mir zu Muthe, als Her»
Schulze hinzufügte:
„Freilich speisen wir heute erst um
halb fünf Uhr."
Halb sünf! Gerechter Himmel! Und
um vier Uhr sollte ich schon bei Käthchen
sein!
„Ich bedaure unendlich!" sprach ich.
wehmüthig emen abschiednehmenden
Blick aus die Herrlichkeiten im Speise
zimmer werfend.
Als ich dann die Straße wieder hin
unter schritt, beklagte ich mich und
verwünschte mein Pech. Ohne Zwei
fel war heute ein Unglückstag für
mich. Was thun? Andere Leute
gehen in ein Restaurant, ein Eafe oder
eine Conditorei; ich aber ich hatte
nicht einmal 10 Psennig zu einem Apfel
kuchen. Und erst um 4 Uhr sollte ich
bei Käthchen sein! Es blieb mir nichts
übrig, als wieder nach Hause zurückzu
kehren. Dort legte ich mich auf das
Sopha, bis es 3 Uhr schlug : nun war
das Knurren meines MagenS so beäng
stigend geworden, daß ich eS auf dem
Sopha nicht mehr aushalten konnte.
Ich rannte in der Stube hnum wie ein
Löwe des zoologischen Gartens. Nein
geben wir zu Käthchen! Ganz sacht»
spazierte ich hinaus; es schlug halb
vier, als ich vor der Wohnung meine»
künstigen Schwiegervaters die Klingel
Käthchen selbst öffnete mir. Sie war
noch im Schlafrock. „Geh nur einst
weilen in de» Salon, Emil", bat sie.
„Aber verhalte Dich still Papa schläft
nebenan. Ich bin gleich wieder da
ich will mich nuv rasch umkleiden."
Aber ich hielt sie fest. „Laufe mir
nicht so davon, Käthchen!"
Sie ließ sich überreden und nahm in
einem Fauteuil Platz, während ich einen
zweiten sür mich heranschob.
„Warum bist Du so früh gekommen,
Emil?"
„Weil ich so große Sehnsucht hatte,
Dich zu sehen," antwortete ich. Zu
gleicher Zeit hob mein Magen an zu
knurren.
Käthchen, die es gehört, machte ein
aufmerksames Gesicht. „Was war
das?" fragte sie. „Hast Tu etwa ge
seufzt?-
„Ja... .wohl, Kind!" antwortete ich
.etwas verlegen.
„Und warum seufztest Du?"
„Weil ich so große Sehnsucht nach
Dir hatte," entgegnete ich.
„Nun bist Du ja bei mir."
„Und ich bin glücklich darüber!" Mit
diesen Worten beugte ich mich über
KäthchenS schöne Hand, als mein
Magen abermals seine knurrende
Stimme erhob.
„Du Emil.. da» war kein Seufzer,
das war ein Geknurre."
Aber mit rascher Geistesgegenwart
fand ich eine Erklärung. „Du hast
Recht es waren meine Stiefel, die
geknarrt haben."
Sie schaute mich mißtrauisch an.
„Eigentlich sollte man glauben, daß e»
aus dem Magen käme!"
„Aber Kind!"
Der Eintritt Papa Berg's machte
der sür mich so qualvollen Unterhal
tung ein Ende. Ganz verschlasen kam
er herein, gähnte mehrmals laut und
hielt mir dann die Hand hin. „Tag,
Emil! Käthchen wo ist Mama?
Laß den Kassee bringen!" Und et setzte
sich in einen Fauteuil, schlug die aus
gestreckten Beine übereinander und blickte
tiessinnig vor sich hin. Käthchen hatte
das Zimmer verlassen, und ich setzte
mich an ihren Platz, wo ich Berg'»
Haltung nachahmte.
.Gott bewahre!" sagt« Mama Berg,
die nun liereintrat, „was die Männer
doch faul sind! Da» kommt davon, wenn
fie zu gut gespeist haben!"
Und sie reichte mir ihre fleisch'g,
Kassee brachte Da» Aroma desselben
erregte meine Lebensgeister; ich richtet«
mich unwillkürlich empor. Und nun
trat auch «äthchen wieder ein, einen
stattlichen Rapskuchen tragend, den sie
schon theilweise zerschnitten hatte Er
rauchte »och vom Ofen, und Rädchen
hielt ihn mir mir einem Kmx unter die
Nase. Die Begierde überwältigte mich ;
wer an meiner Stelle hätte aber auch
widerstehen können? Kurz ehe ich selber
es mir bewußt geworden, halte ich zwei
Schnitte ergriffen, sie mit zitternden
Fingern zerrissen und in den Mund ge
steckt. O Wonne!
„Schmeckt's?" fragte Papa Berg
wohlwollend.
Ich konnte nur nicken und schluckte
mit hervorquellenden Angen den letzten
Bissen hinunter.
„Nimm Dir doch noch etwaS!" for
derte Käthchen mich auf.
Ich halte keine Kraft zum Wider
stände; noch ein drittes Stück war im
Handumdrehen verzehrt. Gesättigt war
ich keineswegs, mein Appetit stand auf
mehr. Als ich meinen Kaffee empfing,
nahm ich mir dazu noch eine Anzahl
Kuchenstücke.
„Nein, welchen Appetit Sie haben!"
staunte Mama Berg, und dann goß sie
mir noch eine Tasse ein. indeß Käthchen
mit ihrer weißen beringten Hand mei
nen Teller von Neuem belud.
„Ihm schmeckt's!" meinte Papa
Berg.
Ich nickte würdevoll und lehnte mich
dann im Sessel zurück.
Nun hatte ich doch, Gott sei Tank,
gegessen und getrunken und war in die
ser Beziehung auf ein paar Stunden ge
borgen.
„Was fangen wir heute an?" fragte
mich Käthchen. „Des Bußtags wegen
ist heute kein Concert könnten wir
nicht in den Zoologischen Garten
gehen?"
„Da ist auch kein Concert, Liebste,"
Wich ich ängstlich aus.
„Das schadet nichts dafür gibt's
da so manches Andere, zum Beispiel die
Assen...."
„Ach was," polterte ich. „WaS
wollen wir da? Wenn wir uns Beide
haben "
„Ist ganz dasselbe," fügte Papa Berg
boshaft lächelnd hinzu.
Käthchen warf schmollend die Lippen
auf, ich aber trat an'S Fenster. In
stummer Oual blickte ich hinaus. Meine
Braut trat zu mir.
„Bist Du mir böse, Emil?" fragte
sie, mich liebevoll anblickend. „Wenn
Du nicht in den Zoologischen Garten
willst nun, dann lassen wir es und
gehen wo anders hin...."
„Zum Beispiel in den Thiergarten."
„Ja und dann setzen wir uns in
eins der Restaurants d0rt...."
Mich überlief'S, aber ich schwieg.
Kommt Zeit, kommt Rath! damit trö
stete ich mich.
Käthchen aber verschwand, um sich
umzukleiden.
„Lieber Emil," sprach Papa Berg,
„können Sie mir für zwanzig Mark
kleines Ge1d...."
Ich erschrak." Bedaure," antwortete
Ich rasch gefaßt, „ich hab' nur Gold bei
mir."
Meine Braut kam wieder und wir
oerließen die Wohnung. Draußen
nahm sie meinen Arm; unter dem blu
mengeschmückten Strohhut lächelte mich
ihr liebes Gesicht an. Gewiß, es ist
nne der schönsten Himmelsgaben, so ein
lieb Ding am Arm zu haben aber
Geld muß man auch besitzen! Heiter
plaudernd promenirten wir durch des
Thiergartens schattige Gänge, wir be
suchten das Luisendenkmal und saßen
am Gvldfischteich.
Bon da aus ging es nach dem großen
Stern. Hier trat mir Nichisahnendem
plötzlich gerade als ich Käthchen die
feurige Versicherung gab, es sei nichts
auf der Welt, das ich nicht für sie thun
würde ein Blumenmädchen in den
Weg und hielt uns Beilchen und Mai
glöckchen entgegen.
„Ach, die schönen Blumen!" ries
Käthchen entzückt aus. „Emil, sieh nur
diese Veilchen."
„Schöne Veilchen kaufen Sil
schöne Beilchen!" bettelte das Blumen-
Mädchen, mir nun vollends nahe rük
kend.
Ich wandte mich zu Käthchen. „Sie
sind ganz nett," sprach ich i» gleich
giltigem Tone. „Komm', wir wollen
gehen."
Sie aber blieb st-hen, nahm ein Bou
quet und sog den Duft ein. „Wie sie
duften! Emil, kaufe mir. ein Strauß
chen"
„Was willst Du denn damit?"
„Es an den Gürtel stecken."
„Du bist auch so schön, liebe» Käth.
chen," sagte ich schmeichelnd. Gleich
zeitig aher gab ich dem Blumenmädchen
einen Schubs. nur, Du!" suhr
ich sie herrisch an, „wir brauchen Deine
Blumen nicht."
Meine Braut schmollte. „Du bist
aber auch gar nicht galant, Emil!"
„Kind ich will Dir andere Blumen
zeigen, schönere und frischere als jene."
„Wo denn, Emil?"
„Beim Zoologischen Garten."
Sie hing sich fester an meinen Arm
and schaute mich zärtlich an. „Nicht
wahr, wir gehen in den Zoologischen
Garten?"
Mein Herz bekam einen Stich. „Hast
Du solche Sehnsucht darnach?"
„Ach ja, Emil!"
Bor uns ging ein Soldat, am Arm
seinen Schatz. Beide marschirte in
strammem festem Schritt—natürlich...
sie hatten Geld. O —wie ich sie benei
dete. Der Weg vom Stern nach dem
Zoologischen Garten ist herrlich wegen
seiner schönen, alten Bäume, deren
Kronen sich zu einem erhabenen, grünen
Dache wölben; einzelne Sonnenstrahlen
fallen durch das Gezweige und verur
sachen die reizendsten Farbenspiele. In
diesem Tempel Gottes, am Arm der
Geliebten, vergaß ich allmälig wieder
Älle», was mich drückte. Und wir
-edeien zu einander von unserer Liebe,
von dem Leben, das wir führen wollte»
Wir vertieften uns dermaßen in
die» interessante Gespräch, Kälhchen»
Wangen leuchteten so purpurn, daß wir
Beide, wir Glücklichen, unbemerkt an
der Pforte des Gartens vorüberschrit
ten und unseren Weg längs der Mauer
sortsetzten
So geschah cS, daß, als wir ausblick
ten, wir das sreie Feld vor uns sahen.
Eine Buche stand da. am Rande eine«
Getreidefeldes, in der Nähe eine» von
Erlen bestandenen BacheS im Gan
zen ein idyllisches Plätzchen, wie man es
selten trifft.
„Sieh mal diese Blumen, Käthchen!"
rief ich.
Ja—-da wuchsen sie Löwenzahn
und Stiefmütterchen, Labkraut, Stern
kraut, Kukuksblume, Vergißmeinnicht
und Glockenblume. Meine Braut
jauchzte., unbekümmert um ihre neuen
seidenen Handschuhe pflückte sie die
Blumen zu ihren Füßen und warf sie
in ihren Sonnenschirm. Und dann
sehten wir uns nieder in den Schatten
der großen Buche. Dort ordnete Käth
chen die Blumen, während ich, aus dem
Rücken liegend, den Zug der Wolken
beobachtete. „Ist es nicht hübsch hier
Käthchen?"
„Sehr hübsch, Emil."
„Welche Ruhe, welcher Frieden in
de r Natur!" schwärmte ich weiter Ich
hatte kaum ausgeredet, da ertönte eine
heisere Stimme hinter un»: „Schenken
die Herrschaften mir was!"
Käthchen stieß einen Schrei aus, und
ich sprang auf. Vor mir stand ein
Mensch in unendlich zerlumptem und
zerrissenem Anzüge; in der Hand hielt
er einen derben Knotenstock. Bon un
tersetzter, kräftiger Gestalt, schien eS
ihm weniger an Kraft, als an gutem
Willen zur Arbeit zu fehlen.
Als der Strolch meine Bestürzung
gewahrte, lächelte er höhnisch und wie
derholte seine „Bitte" in dreisterem
Tone.
„Ich gebe nichts!" sagte ich so ent
schieden wie möglich.
Sein Gesicht verzerrte sich. „Na
Sie werden doch was übrig haben sür
einen armen Teusel.. -."
„Ich gebe grundsätzlich nichts ent
fernen Sie sich!"
„Na, das sollte mir passen!" trotzt«
der-Strolch und lehnte sich auf feinen
Knotenstock.
„Um Gotieswillen!" sprach Käthchen
und schmiegte sich fester an mich, „gib
ihm doch was, Emil, damit wir ihn los
sind."
„Nein, Käthchen, das thue ich nicht!"
antwortete ich mit wohlbegreifliche,
Festigkeit. Ich richtete mich höher em.
por. „Komm, Käthchen!" sprach ich
würdevoll.
Das geängstigte Kind ließ sich dies
nicht zweimal sagen. Mit einer gewis
sen Hast gingen wir fort und der Strolch
ließ ein heiseres Gelächter hinter uns
ertönen.
„Welch ein schrecklicher Mensch!"
sagte meine Braut zitternd. „Laß uns
kr die Stadt zurückkehren da kommt
gerade die Pferdebahn."
„Aber, Kind!"
.Nein, Emil, hier bleibe ich nicht
and ich bin jetzt auch müde und dur
stig —"
Diese Worte schnitten mir in'S Herz.
Es galt einen Entschluß. Ich versenkte
meine Hand in die Hosentasche und zog
sie dann betroffen zurück.
„Hast Du Dein Portemonnaie bei
Dir?"
„Warum?"
„Weil ich das.meine vermisse! Ich
werde es unter der.Btjche verloren haben.
Soll ich zurückgehen?"
„Um Himmelswillen bleibe hier,
Emil! Äck, was fangen wir an? Ich
habe auch kein Geld mi Mir!"
„Aber, Käthchen, wie konntest Du so
unüberlegt handeln? Was machen wir
nun?"
Sie schaute mich an. „Emil, Emil!"
sagte sie dann, mich ernst und strafend
ansehend, „Du hast wohl gar kein Geld
gelmdt!"
Meine Blicke suchten ein Mauseloch,
in das ich mich hätte verkriechen können.
Käthchen war dem Weinen nahe. „Was
nun, was nun?"
„Laß uns nach Hause zurückkehren!"
„Aber weißt Tu eS denn nicht sie
find Alle fort die ganze Wohnung
leer es ist Niemand da, um uns zu
öffnen."
Ganz entgeistert starrte ich Käthchen
an. „Was nun?" fragte ich mit Gra
b-Sstimmc.
„Ja was nun?"
Eine drückende Pause trat ein.
„Essen müssen wir doch!" sprach ich
dann wieder, „und herumgehen können
wir auch uicht immerzu!"
„Halt ich Hab'S!" rief da meine
Braut, „wir besuchen Onkel Ludwig,
der wohnt in der Nähe."
„Ach, das wäre reizend!" gab ich zu
rück. „Wenn es da nur auch was zu
essen gibt!"
Und während wir dahinschritten,
beichtete ich käthchen Alles, erzählte ihr
auch von meine» Irrfahrten heute Mit
tag. KäthchenS Mitleid darüber war
nachträglich ein süßer Trost sür mich.
Wir erreichten die Villa. O Woun«
Onkel Ludwig war zu Hause. ES war
gegen sieben Uhr, als wir in seinem
schönen Garlen saßen, in Gesellschaft
zweier älteren Herren und dreier jungen
Damen. TeS Abendbrots entsinue ich
mich noch heute. Da gab es zuerst dicke
Milch mit geriebenem Brot, dann kal
ten Kalbsbraten, gemischten Ausschnitt,
Eier, Käse, Radischen. ES war so ein
rechtes ländliches Essen. Ich wurde
pumpsalt davon. Meine glückselige
Stimmung wachte mich froh und ge
sprächig. Aber wie ward mir Armen,
als Onkel Ludwig mich nach dem Essen
noch zu einer kleinen Skatpartie auf
forderte.
Ich war einer Ohnmacht nahe und
warf einen stehenden Blick auf Käthchen.
Diese ersaßt« um einem Blick die ganze
Situation.
„New, Onkelchen," sprach ste mit
liebenswürdigem Lächeln, „das erlaube
ich nicht —mein Emil muß bei mir blei
den!"
„Ach, quile ihn nicht, mein Kindl
Nun wa» ist da zu machen, lieber
St»oh>eld? Herr Zinle würden Sie
an e.ner Stelle —*
Und Herr Zinke nahm statt meiner
Platz, während Kälhche» sich mit mir
zu den Damen versagte. Ader diese be
sannen eben man denke! Bier
blatt zu spielen! Käthchen haue dl«
Dreistigkeit, sich daran zu betheil g.m.
Den bekannten Aberglauben vorschützend,
borgte sie sich von ihrer Nachbarin zwan
zig Psennig. Zwanzig Pfennig! Welch
ein Bermögen! Ich schloß schaudernd
die Augen! Schon sah ich uns Beide
schmählich aus dem Hause gejagt. Aber
Käthchen hatte Glück. Nach zwei Stun
den waren siebzig Pfennig ihr Eigen
thum, zur großen Entrüstung der an
dern Damen. Ah wenn diese ge
wußt hätten, daß meine Braut mit
unter gemogelt.
DaS hinderte mich aber nicht, unsern
Schatz mit seligen Augen zu betrachten.
Als es zehn Uhr schlug, nahmen die
Gäste Abschied. Käthchen händigte mir
das Geld ein. „Fünfzig Pfennig
Trinkgeld," flüsterte sie, „und für den
Rest fahren wir mit der Pferdebahn."
So geschah'S. Glücklich kamen wir
zu Hause an. Aber als'ich in meinem
Zimmer war, schauderte ich doch bei der
Rückeriunerung der heutigen Erlebnisse.
Den Tag vergesse ich in meinem Leben
nicht!"
Der Komponist der
Pietro MaScagni.
Pietro Mascagni, den wir heute im
Bilde den Lesern vorführen, ist seit
einem Jahre der meistgenannte. Com
pouist unserer Tage. Er verdankt diese
Auszeichnung seinem Erstlingswerke,
der einaktigen Oper "O»v»I!«i'ia rusti
deren Erfolg in der Geschichte
der Tonkunst ohne Beispiel dasteht.
Mascagni stammt aus Livoruo. Für
den armen, musikalischen Bäckerssohn
interessirte sich ei» wohlhabender Mann,
der ihm zu nützen glaubte durch Her
gabe der nöthigen Nüttel zum Besuch
eines Conserratoriums. Die großen
Genies, die originalen, Phantasie-bega
bten, produktiven Künstler haben aber
ein Zufall kann's nicht sein niemals
ihre Ausbildung einer Musikschule zu
verdanken gehabt, weder Mozart, noch
Beethoven, noch Wagner. Gewöhnlich
werden sie wegen Mangel an Talent
(Verdi!) zurückgewiesen oder wegen
allzu stark entwickelter Eigenart den
Eigen-Sinii nennen die erschrockenen
Lehrer gewöhnlich Eigensinn alh
störende Elemente ausgemerzt. MaS
cagni fand im Mailänder Conserva
torium nicht das, was er suchte, er ver
ließ e» oder schickte man ihn fort?
attachirte sich einer reisenden Opern
truppe und dirigirte deren Aufführun
gen ; das war seine ersprießlichste Lehr
zeit! Eiue Partitur wie die der
Vkvsllvi-ii» kann nur ein relegirter oder
durchgebrannter Eonservatorist schrei
ben, niemals ein „absolvirter".
Drei Jahre methodischen Drills ge
nügen sür gewöhnlich, um aus dem
Original eine Copie, aus dem Sonder
memcheii einen Normalmenschen zu
machen, der dann „mit den besten Refe
renzen" versehen in die Welt tritt und
zeitlebens nichts weiter thut, auch nicht»
anderes will, als mit elf anderen Ver
tretern der approbirten Mittelmäßig
keit—ein Dutzend zu bilden. Mas
cagni trennte sich eine» TageS von der
Gesellschaft, deren Kapellmeister :r ge
wesen und blieb als Dirigent in dem
kleinen Städtchen Cerignola hängen.
Das dortige Orchester wählt« ihn zum
Dirigenten. Der Verleger Sonzogno
in Mailand setzte einen Preis aus für
die beste einaktige Oper. Nur solche
dursten sich bewerben, die noch nichts
sür die Bühne geschrieben hatten.
DaS Inserat sällt MaScagni in die
Hände, zwei Freunde schneiden daS
gleichnamige Lolksstück von Verga (seit
1884 in Italien bekannt jind beliebt)
als Textbuch zurecht, der zunge Meister
(er zählt gegenwärtig kaum Lebens
jahre) komponirt srisch und sictt darauf
los, binnen acht Wochen ist die Arbeit
gethan, sie erhält den Preis und erlebt
am 18. Mai 1890 die erste Aufführung
(im Eonstanzi-Theater zu Rom). Der
Erfolg wird als ein unbeschreiblich
großartiger geschildert. Nicht lange
dauert'S, und der junge Denker in Tö
nen ist ein berühmter Mann. Enthu
siasten wittern und weissagen sofort eine
neue Aera, Legenden werden gerechnet.
Wer weise ist, wartet ab! Untcrdeß
gewinnt der erste, überaus glückliche
Bersuch dem genialen Komponisten die
Welt, und das vielgepriesene „Inter
mezzo" wird gar bald auch in Berlin
auf keinem Klaviere fehlen dürfen.
Vorschl g zur «itte.
Er: Ich bu, rein in Verzweiflung
über meine Magerkeit. Nichts Hilst
dagegen ich habe sogar alle mögli
chen Patentmedizinen versucht! Sie:
Warum versuchen Sie e» nicht mal mit
ein paar guten Mahlzeiten? .
Die besten Wahrsager
sind diejenigen, die Einem die Wahrheit
umlonst sagen.
Zeit»e»tr«!h.
Durch eine Spielkarte hindurchzukri»
chen. In eine Spielkarte macht ma»
einen bis gegen den Rand reichende»
Längsschnitt; siehe Nr. 1 der Figur.
W^WWW
Die Karte wird um diesen Schnitt ge
brochen und dann ausgeschnitten, wie
Nr. !i es zeigt. Faltet man nun . die
Karte auseinander, so bildet sie ein lange»
Band, welches weit genug ist, daß eine
Person durch dasselbe hiudurchkomme»
kann.
Auch «in «omplimcnt.
„Wie kleidet mich dieser Strohhut.
Fräulein Arabella? Besser als meine
Reisemütze?"
„O, bedeutend besser man sieht
weniger von Ihrem Gesicht!"
zwei Fliegen mtt einer «läppe,
oder Johnnys und Dickeys glänzend«
Lösung der Ausgabe, da« Nützliche mit
dem Angenehmen zu verbinden.
Zu wörtlich.
) V '
„Ruhig nahm sie seinen Arm und
wandelte weiter." (Modernerßoman.)
Manerzählt in Gege»
wart eines MarseillerS die Prahl
sucht der Südsranzösen ist eine bekannte
und oft bespottete Thatsache vo»
einem Manne, der es vorzüglich ver
standen habe, Thierstimmen zu imitiren.
„Das ist gar nichts," sagt der Spröß
ling aus der Stadt der Bouillabaiss«,
„ich habe eine» Mann gekannt, der s»
großartig den Hahn nachmachen konnt«,
daß, wenn er zu krähen begann, di«
Sonne aufging." Demselben Mar
seille! spricht man von einem wunder
baren Zwillingspaar zwei Schwe
stern, die nur einen Rumpf hatte».
„Pah!" sagte er, „in Marseille habe»
vir schon vor Jahren so etwas gesehen;
nur waren es damals nicht zwei Schwe
ster», sondern zwei Cousinen." Ei»
Bettler spricht beim Baron Rothschild
vor. „Der Herr Baron empfängt
nicht," sagt der Portier. „Das ist mir
gleichgiltig, wenn er nur gibt." Ei»
rasch reich gewordener Gentleman, der
von Haus aus nicht gerade an feine
Sitten gewöhnt ist, zeigt seinen Freun
den das prächtige Hotel, das er sich
hat erbauen und einrichten lassen. Alle»
wird „wundervoll" befunden, nur be
merken die Freunde, daß an den Fen
stern, selbst an denen des Schlafzim
mers, die Vorhänge fehlen. Man in
terpellirt den Hausherrn diesbezüglich.
„Oh, daS wäre eine überflüssige Aus
gabe gewesen," sagt dieser.—„Aber .."
—„Oh ja, ich weiß, was Sie sagen wol
len, meuie Herren... die Nachbarn ge
geuüber... Allein, sehen Sie, die habe»
ja selber Vorhänge an den Fenstern,
und das genügt doch."
Komplizirt. Student (sein
Portemonnaie öffnend): „Wieder mal
kein Heller drin! Herrjeh, wenn ich
doch letzt eine Einladung zu einem Ball !
bekäme, und da müßte ein junges Mäd
chen sich in mich verlieben, und di»
müßte einen Onkel haben, der ein Viertel
in der preußischen Lotterie besitzt, un»
das müßte mit dem höchsten Treffer ge
troffen werden, und dann müßte er
sterben und das junge Mädchen zu seiner
Universalerbin eiusetzen, und dann!
möchte ich sie Heirathen hurrah dan»
könnte ich jetzt in die Kneipe geben!
Du langweilst die Frau-»,
sobald du andere lobst, du unterhältst
ste. sobald du andere tadelst. j
«llteS Leben in der Sprache.
Wie die Sprache altes Leben fort
führt, entwickelt Rudolf Hildebrandt au
mehreren fesselnden Beispielen.
In daS Mittelalter weist die RrdenS
irt: Einem einen Korb geben, zugleich
einer der merkwürdigsten Fälle, wie
eine vergehende Sitte sich in einer
Redensart niederschlägt, die nun halb
dunkel doch fortgeführt wird und von
»em lebensvollen Vorgange des Ur
sprungs nur die allgemein begriffliche
Spitze beibehält. Der Korb stammt
ius dem modischen Minneleben des
Mittelalters. (In Mundarten ist bei
der Redensart noch von einem „blauen
Schienbein" und Anderem die Rede.)
Dazu gehörten nächtliche Besuche bei
der vielumworbenen (entspre
chend dem noch heute im Alpenlande
geltenden Fensterln oder wie es sonst
landschaftlich heißt) oder Versuche dazu,
auch mit Gefahr auf gewagtestem Wege,
gu dem Gelingen des Wagnisses, bei
dem es meist eine Burg zu ersteigen
galt, war ein Entgegenkommen der
Frau nöthig, wie uns ein aus dem Le
ben entnommenes Beispiel aus dem 15.
Jahrhundert genau geschildert überlie
fert ist in den Geschichten und Thaten
des Wilwolt von Schaumburg (von G.
Freitag benutzt in seinen Bildern an»
der deutschen Vergangenheit). Die
Frau, wohl nicht ohne Hilse der Diene
rin, ließ an einem Seil einen Korb
hinab, in dem sie dann den Ritter
hinaufzog: man denkt an den Wäsch
korb in Shakespeares „Lustigen Wei
bern von Windsor", in dem Falstass
beim Liebesabenteuer sich verbirgt.
Aber nnd das ist das Erfreuliche
bei dem Ganzen: die Frauen wehrten
sich oft gegen das modische Minnewesen
s wovon auch in den Minnesingern
sichere Zeugnisse genug vorliegen), und
jwar so oft, daß eben unsere Redensart
daraus entstehen konnte. Sie gingen
wohl auf daS Abenteuer ein, weil eS
eben Mode war, schlugen aber dieser
and dem Abenteurer ein scharfes Schnipp
chen. Die Frau ließ nämlich einen
Korb hinab, der einen losen Boden
datte, und der liebeathmende Ritter fiel
dann in einer gewissen Höhe hindurch,
wobei es auf ein bischen Beinbruch oder
doch ein geschundenes Bein nicht eben
ankommen mochte. So gab ihm die
Frau eine deutliche Antwort und einen
Denkzettel zugleich.
Die Sitte änderte sich aber später und
ging aus der derben in eine zahmere
Form über, behielt aber deu Korb und
seinen Sinn bei. Im 17. Jahrhundert
erscheint eS als Sitte, daß die umwor
bene Frau zur Abweisung dem Ver
liebten einen Korb zuschickt, auch mit
Blumen und Kräutern geziert, die ab
weisende Bedeutung haben (z. B. Scha
bab, d. i. Schafgarbe), aber mit der
Weisung, sich hiueinzusetzen (wohl in
Gegenwart der Botin als Zeugin(; der
> Korb hatte aber auch einen losen Boden,
nur daß das Durchfallen, wenn der
Liebende närrisch genug war, dem Be
gehren ritterlich nachzukommen, nun
ohne Gesahr blieb. Noch später
schrumpfte das zum bloßen Korbgeben
Insomnien. Anfangs wurde ein wirk
licher Korb gegeben oder geschickt, aber
zuerst noch ohne Boden, jetzt ist (aiiher
hier und da in volksmäßiger Sitte)
Von dem Korbe nur das Wort übrig.
Auch ein gewisses Durchfalle« findet
Her seine Erklärung. Wenn Ciner bei
einer Wahl, bei Bewerbung um ejn
! Amtu. dgl. durchfällt, also das erstrebte
> hohe Ziel nicht erreicht, so dachte man
auch dabei noch im 17. Jahrhundert an
jenen Korb, denn es hieß da durch Heu
Korb fallen. Auch „Einen abfallen
lassen", mit einer Bewerbung u. A. ab
vei'en, erklärt sich wohl aus jenem
Korbe, da es aus dem oben vorgesuhr
i ten Bilde völlig deutlich wird.
Der Esel und sein Sohn.
(Eine Fabel.)
Lin alter Esel lag im Sterben,
Drei Söhne standen um ihn her,
llnd jeder wollte jetzt beweisen,
Daß er der wahre Erbe wär'.
Der erste sprach: „Mein lieber Vater,
Ich hab' mich viel und schwer geplagt,
und niemals über Schläg' und Hunger
Mich im Geringsten nur beklagt!"
Der zweite sprach: „Und ich, meia
Vater,
bab' in der Demuth nie gewankt;
Ich hab' mich jederzeit für Schläge
Und Hunger höflich noch bedanktt"
ver dritte sprach: „Man gab mir
Prügel,
Nanz pünktlich fünfzig Stück die Woch'z
Linst zählte ich uur neunundvierzig
va bat ich um den letzten noch!"
Da sprach vergnügt der alte Esel:
.Genug! Darau» erseh' ich schon:
Du bist von Drei'n der aller
dümmste
Du bist mein wahrer echter
Sohn!"
F. I. Stritt.
Vorsichtig. „Aber Hofbauer
warum geht Ihr denn so häufig, wenn
Ahr vom WirthShau» heimkehrt, «m
Straßengraben und nicht aus der
Landstraße?" „Ja mei', Herr FHx
fiec, wenn ich halt merk', daß ich a b«l
/oiel hab' geh' ich lieber gleich
Graben dann kann ich nimmer 'min
fallen!"
Umschrieben. Ach, August,
g»t, daß ich Dich treffe, ich muß Dir m
Sonnaoend die zehn Mark abstA»,
die .... Aber Du bist mir za gar
nichts schuldig. Laß mich doch aus
reden. Ich wollte sagen, ich werde Dir
Sonnabend die zehn Mark abgeben, die
Du mir jetzt pumpen kannst.
Ohne Umständ Studiosu»
Spund: Lieber Freund Suff, tch er
laube mir, Dir meinen Onkel Müller
vorzustellen. Studiosus Suff: Sehr
angenehm, Herr Müller, können Äie
Wir vielleicht Work pumpen?