Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 02, 1891, Page 7, Image 7

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    Deutsche Lotalnachrlchten.
Provinz Brandenburg.
1° In Freieiiwalde a. O. der Oeko
nomieralh August Schultz, ehemals
Gutsverwalter von Bornstedt, dem Be
sitzthuni des deutschen Kronprinzen, spä
teren Kaisers Friedrich. Zum Bau
eines schiffbaren VerbindungS Kanals
zwischen Lehnitzsee und Havel ist seitens
dcr Regierung zu Potsdam dcr Firma
Ebel <k Co. die Genehmigung ertheilt
worden. Die Prignitzer Eisenbahn-
Gesellschait hat die Erlaubniß zur Vor
nahme clliemciner Vorarbeiten für eine
Eisenbab» von Wittstvck nach dcr Lan
desgrenie in dcr Richtung auf Mirow
erlialten. Es feierten: die diamanten«
Hochzeit die Eheleute Arb. Ehr. Matte
in Rosti»; das goldene Ehejubiläum
die Ehepaare Ackerb. C. Moller in Gö
ritz a. O. und Tischler Gustav Paul u
R Heinsberg.
Provinz Ost pre u ß en.
Die seit dem Jahre ILO3 als Rum«
niederlieger.de Äirche in Münsterberg
soll nach einem Beschlusse der dortigen
Behörden jetzt wiederaufgebaut werden.
Der Fleischer Julius Mildt aus
Paschdors, der seinen Schwiegervater,
nm in den Besitz von dessen Vermögen
zu gelangen, durch Arsenikvergiftuug
auS der Welt geschafft halte, wurde zu
14 Jahren Zuchthaus veruriheilt. —
Die Orte Gr. und Kl.-Carbcu erhalten
jetzt gemcinschastlich eine eigene Schule,
wodurch den dortigen Schulkindern die
im Winter ost recht beschwerliche» Wege
nach Wormditt bezw. Voigtsdorf erspart
werden. Todtgefahren wurden der
Viehhändler SzoioivSt» in Bischofsburg,
der Arbeiter Wilh. Bußlapp in Königs
berg und der Seminarlehrer S. in Rag
uit; im Pregel ertrank der Stud. theol
Ernst Lackner aus Königsberg.
Provinz West Preußen.
Bei einer Hochzeitsseier im Dorfe
Rofcnberg wurde der Bräutigam, ein
junger Mann Namens Krebs, von
einem Polizisten erstochen. Die Hoch
zeitsgesellschaft hatte auf dem Wege von
der Kirche nach dem Hochzeitshause ge
sungen, war von einer Polizeiwache zur
Ruhe ermahnt worden, worauf eine
Rauferei entstand, in deren Verlauf der
Bräutigam das Leben einbüßte.
s In Grandenz jireisausfchuß Secre
tör Weise. Das Deficit dcr verkrach
ten Thorner Bank M. Weinschcnk wird
ons H Mill. Mark geschätzt. Insonder
heit verlieren viele sog. kleine Leute
ihre saucr crworbcnen Spargroschen.
Provinz Pommern.
Aus der Provii»; hat im Jahre 1890
und über Rotterdam und Antwerpen
8 !82 tgegen 80U! in 1889) betragen.
Unter den preußische» Provinzen nahm
Pommern nach d-r Stärke dcr Auswan
derung de» dritten Platz ei». Der
nach veri,b!cr Unterschlaguiig flüchtig
gewordene frühere Buchlialter der
Steril'schc» Ccmcntsabrik in Stciti»,
Gaedickc ist i„ Vcrli» i» Hast gcuoiuuien
und nach liicrher überführt worde».
Nach Stettin ciugcliesert wnrde ferner
der nach Unterschlagung bedcuiender
Summe» Ende Oktober v. Js. vou hier
geflüchtete und in Tiflis (Rußland) er
griffene Bcmkier Alber. Jungklaus.
i In Schivelbein der frühere lang
jährige Bürgermeister Zunker. Es
feierten: die goldene Hochzeit die Ehe
leute Kaiitor Hudack in Bahn, Organist
Baar in Grabow, SchiffSkapitä» Fr.
kiell in Wolgast »nd Fischfahrer Wolff
in Wolli»; das 50jähr>gc G-schästSj«bi
läuiii dic Firm« F. F. Biäuulich in
Stettin.
Provii, zSchleSwi g-H olstein.
Die Auswanderung aus der Provinz
üdcr Hamburg, Bremen, Stettin und
Antwerpen belicf sich im Lause des ver
flossene» Jahres ans Ü917 Personen,
gegen 4578 in, Vorjahre. Nicht einbe
rcchiiet sind hierbei die Auswanderer,
welche über dänische Häsen besördert
wurde». - sln Kiel der Justizratl
Wilh. Leberecht Castagne.
Provinz Schlesien.
Der «aufmann Gust. Beiges in
Breslau ist nach Verübnng verschiede
ner Betrügereien flüchtig geworden.
Die Wittwe Hadlich hat dcr Gemeinde
Liegnitz ci» Legat vo» 22,000 Mark
zum Besten der städtischen Waise» über
wiese». Wegen Vergehens gegen das
NahrnngSmittelgesetz wurde in Neisse
dcr Flcischer Neugcbauer zu vicr Mo
»aten (»iejängniß verurtheilt. Mit
den Arbcitc» der Eisenbahnstreckc Gold
berg Löwe»bcrg soll nunmehr am I
April d. I. begonnen werde».
Provinz Pose».
Anläßlich eines ehelichen Zwiste? hat
der dem Trünke ergebene Töpfer «cczo
«iiicr Hol'ait crschlage». Ter iu
Parkowo verstorbene katholische Psarrer
Szotkiewitz bat de» katholische» Psarr
gemernde» Parkowo und Görchen 4050
bezw. :!000 M zu Armenzwecken ver
macht. Ter wegen Untreue im Amte
steckbrieflich versolgte Gerichtsvollzieher
Paul Schulz iu Schildberg ist in der
worden. Die goldene Hochzeit seier
ten dic Cdeleute Tomke in Schloß Hau
land. Müller Lurc in .Nossen, Töpser
tirenkowski in Labischin, Lewiii Sa
muelsohu in Zchntldemühl, Ackerwirth
Seiler in Wilhelshagen und Ritterguts
besitzer Kajetan v. BuchowSli auf Po
marzanki bei Ä'ongrowitz. '
Prvvinz Sachsen.
-s- In 'Magdeburg der srüliere Thea
ter Kapellmeister Eduard Wendt.
Die Slrajkammcr zu Naumburg verur
theilte den Rendanten des Seminars in
Droyßig, Steinberg, zu acht Monaten
Gesängniß, weil derselbe seine von
Handwerkern geleisteten Privatarbeiten
,n die Seminarrechnung mit halte ein
stellen lassen. - Wege» Betrugs in
zahlreichen Fällen wurde der Agent Fi
jcher in Ersnrt zu vier Jahren Gejäng-
»iß veruriheilt. CS steht nunmthl
fest, daß dcr vor etwa drei Wochen von
Nordhausen vcrfchwundcne Gewerbe
bankvorsteher Schröter sich Verun
treuungcn an der ihm anvertrauten
Kasse hat zn Schulden kommen lassen.
Wegen Unlcrschlagnng ihm anvcr
trauter Mündelgelder wurde der Bött
cher Herm. Kretschmar in Schönebeck zu
lH Jahren Gesängniß verurtheilt.
ES seierlen: die goldene Hochzeit die
Eheleute Schützendieuer Brinsch in
SlscherSlebe», Schasmeistcr Wille in Ell
rich und Hobohm in Ueplingen; das
50jährige Meisterjubiläum der Satllcr
Karl Börner in Corbetha.
Provinz Hannover.
Der verstorbene Rentier Georg Fried.
Heine in Hannover hat zum Besten dcS
Locol Gustav-Adolf - Vereins 20,000
M. letztwillig hinterlassen. Der Nil
längst iu Hannover verstorbene srühere
Postverwalter Balk von Syke h«tt
der Kirche 15,000 M. zur Schulden
lilgung testamentarisch hinterlassen.
Der Anclionator Schachl in Wcstcn hat
sich nach verübtcr Wechselfälschung und
Unterschlagung, durch die insbesondere
die dortige Vorschuykassc bedeutend ge
schädigt wird, heimlich aus dem Staube
zemacht. In Wilhelmshaven hat sich
ein ans Arbeitgebern und Arbeitern be
stehender „Wohlfahrtsausschuß" gebil
det, der insbesondere über Streitigkei
ten zwischen Arbeitgebern und Arbei
ter», sowie Beschwerden und Wünsche
der Letzlercn berathen und entscheide»
soll.
Provinz Westfalen.
Ter Redacteur des „Wests. Merkur",
Dr. Paul Weilbächer, dcr den evangel,-
lnth. Pastor Fliedner in Madrid in sei
nem. Weilbächcr's Blatte dcr Lüge ge
ziehen hatte, wurde zu 8 Tagen Ge
jängniß ve>urtheilt.—Unter Mitnahme
oon ca. 2000 M. dem Kaufmann Jos.
Thörne unterschlagenen Geldern ist dcr
Tominis Theodor Friedrich in Münster,
gebürtig aus Caiiien, verschwunden.
Ter Bergmann Ludw. Aldchofs aus
Slvlerbeclcriiiark, der den Wirth von,
.Freischütz" in Dortmund, Bernhard
ZlZeuhaus, in seinem Garten von dcr
Straße her erschoß, wurde zu 10 Jah
ren Zuchthaus und Ehrverlust von glei
cher Dauer vernrtheilt. 's In Evers
winlcl im hohen Alter von 102 Jah
ren die Wittwe Elisabeth Massenbrock,
Der j'.ausmann W. Weddigen zu
Lärme», ciu geborener Langeusclder,
hat unserer Gemeinde ein Vermächtniß
to» 10,000 M. zum Besten dcr OrtS
rrinen überwiesen. Unter dem Ver
dachte, ihr eigenes Haus in Brand ge
setzt zu haben, wurde die Schuhwaareu
,ejchäftS-Juhaberin Frl. Sternheim iu
Lüdenscheid verhaftet.
R he inp r o vinz.
Der „AaFiener Earnevalsverein"
überwies zum Besten der städtischen
Armen:! 00,000 M. Der Lotterie
?lge»t Theodor Bohnen in Ereseld ist
»lit namhaften Beträgen unterschlagener
Gelder, die aus dem Verlause von Lot
!erie-,insbesondere sogen. Barlettaloosen
:rlöst waren, verschwunden. Anf
lehen erregt in Elberfeld die plötzliche
Lerhastuug des pratt. Arztes Dr. Gerh.
W. Müller, der sich in zahlreichen Fäl
len des Verbrechens, Abtreibung der
Leibesfrucht, schuldig gemacht haben
ioll. Der vor einiger Zeit wegen
Vechselsälschung und Weinfälschnng zu
15 Monaten Gefängniß verurtheilte
Weinhändler Heinrich Schmitz von
Krippist flüchtig geworden. Der
Steinhauck Dietz drang vor einigen
Tagen in die Schüller'sche Gastwirth
schalt in Mayen ein, erschoß die Ehe
sran deö Gastwirths Schüller, zu wel
cher D- früher in einem sträflichen Ver
hältnisse gestanden hatt», und brachte
sich sodann selbst eine tödtliche Schuß
wunde bei. Die That foll ans Eifer
sucht geschehen sein. Der wegen
örandstislung in zwei Fällen am 20.
Januar d. I. vom Schwurgericht zu
sechs Jahren Zuchthaus verurtheilte
Seilenivaarensabrikant Wilh. Overmann
von MörS ist aus der Strafanstalt ent
wichen. —Es seierten: die diamantene
Hochzeit die Eheleute Kohl in Haasie
pen (Höhscheid), die goldene die Ehe
leute Eijenbahiiarb. Wolf und Friedr.
tausch in Barmen, sowie die Eheleute
tlrusius in Bavert; das 50jähr. Doktor
inbüäum beging Dr. med. Fischel i»
Ohligs.
Provinz Hessen-Nassau.
Aussehen erregt in Frankfurt a. M.
Sie auf de» Antrag feines Kompagnons,
des Kauiin. Seligmann, erfolgte Ver
haftung des Mitinhabers der Pankfirma
I. MooS <k Co., Kaufn,. Jak. Moos,
»ngeblich wegen Betrugs. Verhaktet
wurde ferner der Ivjähr. EommiS
Mart. Schreiber wegen Unterschlagung
!>nes 8000 M. enthaltende» Geldbrie
es der Allgemeinen ElektrieitätSgesell
ichast. lii Höchst a. M. hat sich eine
Äliiengcsel'.schast zur Beschaffung billi
ger Arbntcrwohnungen gebildet. Das
Kapital beträgt 80,000 M.—Der Land
mann Schönborn jun. wurde in Nie
dernhausen zum Bürgermeister gewählt.
-—Es feierten: die diamantene Hochzeit
die Eheleuse Philipp Freyeise» in Frank
iurt a. M.; das goldene Ehejubiläum
die Eheleute TelcgrapheiianitSdireltor
»Zappe in Cassel »nd Lanvw. Joh Wag
ner i» Miesenbach; das 50jähr. Dienst
jubiläum der Lehrer Joh. Füller in
Günsels »nd der Psarrer Heise in Neu
inorschen.
Königreich Sachsen.
Ter vor Kurzem in Neugersdorf ge
storbene Groß Industrielle, Fabrikbe
sitzer Aug. Honmann, hat den Schwester
zeme,ndcn Alt- »nd NcugerSdorf zu
wohlthätigen Zwecken 50,000 M. ver
macht. i In Leipzig Reichsgerichts
rath Gustav Wiekstein. —Wegen bctrii
zerischen Bankerotts wurde vom Leip
>iger Schwurgericht der Agent Friedr.
Ehregott Hempel aus Sitten zu «i lah
ren Zuchthaus verurtheilt. Zu diesem
Prozeß waren nicht weniger als 00
Zeugen geladen, darunter der Ritter
Gutsbesitzer Boitze aus Weißeugrund
bei Dresden, dcr de», H. ca. 50,000 M.
schuldete. Derselbe entschuldigte sein
Ausbleiben vor Gericht brieflich mit sei
nein Selbstmord, .da er zur Zeit der
Verhandlung nicht mehr unter den Le
bendcn weile. Ob cr sein Vorhaben
ausgeführt hat, konnte noch nicht ernilt
telt werden.—ln Oederan hat dcr ver
storbene Stadtrath Bernhard Lichten
berger der Stadt sein Vermögen in Höh«
von :!0,000 M. sür Armenzwecke ver
macht.
Thüringische Staaten.
In Weimar der Geh. Finanzrath
Karl Thon. In Apolda hat sich ein
Coinitc gebildet zur Errichtung eines
Denkmals sür den im Jahre 1842 ver
storbene» Fabrikanten Chr. Zimmer
mann, des Begründers dcr Firma Chr.
Zimmcrmann ck Sohn und damit der
Apoldacr Wollwaareirindustrie. Un
ter dem Verdacht, sein eigenes Anwesen
in Brand geseht zu haben, ist dcc Har
lnonitasabrikant Meinhardt in Gera in
Hast genoulinen worden. Ter Mehl
tsäudler Friedr. Franz Geißler in Klo
sterlausnitz wurde wegen Wechselsäl
schung in 15 Fällen und Fälschung eine,
Bürgschaftserklärung zu Jahre» Ge
sängniß veruriheilt. Ein von Ost
Heini a. d. Rhön gebürtiger, in Fraul
reich verstorbener Weber, Namenj
Spork, hat unserer Stadt 40,000 M
testamentarisch hinterlassen. Es er
hänglen sich der Zimmermann Nietzbols
in Gößnitz, dcr Stellmacher Gust
Schmidt in Großenstein (Motiv Fami
lienzwist), dic Wittwe Preußner in Lo
benstein l Schwermnth) uud der Packe,
Ad. Gutgesell in Reusang (Furcht vor
Strafe wegen Unterschlagung), in
Gotha erschoß sich der Kellner Pappen
heimer und in Lobeilstein der Rechtsan
walt Schiffmanu in dem Augenblicke,
als cr wegen Unterschlagung und Ur
kundcnsäljchuug verhaftet wcrden sollte.
Hessen-Darm st ad t.
Dem AnnoncewSanrmler des „Hessi
schen Volksfrennd", früheren Volks
fchullehrer in Miltenberg, Gustav Klin
genstein in Darmstadt, wurde wegen
Urlundensälschung, Betrugs und Unter
schlagung eine Gesainmtstrcife von 2
Jahren >i Monaten Zuchthaus und Ab
erkennung der bürgerlichen Ehrenrechte
aus die Dauer von 5 Jahren zuerkannt.
Aus einer Reife von Gießen nach
Cassel ist der Händler Batla», welcher
eine größere Sunlme Geldes bei sich
daß derselbe ermoroet und beraubt wor
den ist. Der Nidderthal-Sängerbund
hält sein diesjähriges Bundessest am
14. uud 15. Juui in Kaichen (Ober
(Hessen) ab. Es seierten die goldene
Hochzeit die Eheleute Lehrer a. D. Phi-
in Darmstadt, Nirchenrechner Huth
in Laiigenheim und Bürgermeister
Schäfer >ll. iu Watzenborn; das 50jäh
rige Tieiistjubiläum der Lehrer Loos
in Södel. Durch Erhänge» brachte
sich der Landwirth Hartums» in Ba
benhausen zu Tode; das Dienstmädchen
Elise Schneider in Badenheim ertränite
sich; im VerfolgiurgSlvahnsinn brachte
sich der Buchdrucker PH. Bauer in
Mainz durch Sturz aus dem Fenster
in den Hof um s Lebe».
Königreich Bayern.
Austräglcr Rupp von Arburg bei
TrieSdors wurde seit vier Wochen ver
mißt und man nahm an, daß derselbe
ersroreu und unter Schnee begraben
li-gc. Dieser Tage »uu wurde seine
Leiche im Walde zwischen Arburg und
Goldbühl aufgefunden und es stellte sich
heraus, daß ihm das Hinterhaupt bis
aus de» Nacken gespalten und er einer
Summe von .">OO M., die er bei seinem
Weggange bei sich trug, beraubt word»n
war. Als der That verdächtig wurde
der Schwiegersohn des Ermordeten,
Alois Hubcr, festgenommen und hier
her abgeliefert. Er soll die grausige
That bereits zugestanden haben. Die
Frau des Mörders, eine natürliche
Tochter RuppS soll von dem Verbrechen
Kenntniß gehabt haben. Der vor
malige Kassier Deibele der Firma I.
und L. Lobmeyer in Wien, velcher im
Jahre 1884 nach Unterschlagung von
IVO,ovo Gulden flüchtig ging unv hier
im Dez. vor. Jahres verhaftet wurde,
wurde jetzt vom Landgericht i» Augs
burg wegen Uebertretung der Fremdeu
polizei, falscher Namensangabe, Ent
wendung vvu NahrungS- und Genuß
mittelu und Vergehens des Betrugs
zu drei Monaten Gefängniß veruriheilt.
Kaufmann Denk in Frontenhausen,
über dessen Vermögen aus Antrag der
Kirchenverwaltung der Konkurs eröff
net wurde, ist seitdem spurlos ver
schwunden. Derselbe war eine lange
Reihe vo» Jahren Bürgermeister, Nir
cheuverwaller und bekleidete verschiedene
40,000 M. belaufen. Außer rcrschie
zu Sckxzde». Ter Kaufmann I.
Rainer in Kenipteu wurde in Schwä
bisch Hall varhaftet. Die Verhaftung
hängt mit einem Bankerott zusammen!
Schwiegervater Rainers schon seit meh
reren Wochen. Durch mildthätige
Stiftungen ist «S ermöglicht worden,
in Königshofen r. Gr. eine Kleinkinder
bewahranstalt zu errichten. In ein
zelnen Orten des Lauerthales tritt die
Diphtheritis Epidemisch auf. So sind
im Dorfe Oberlauringen in kurzer Zeit
15 Kinder an dieser Krankheit gestor
ben. Wegs» Giftmordversuchs wurde
die Krämersfrau Eath. Refch in Neu
markt in Hast genommen. Nachdem sie
ihren Mann mittelst vergisteter Knö
del vergeblich zu morde» gesucht,
mischte sie ihn, das Gift in Bier. Aerzt
licher Hilfe gelang es, den Ehemann dem
Tode zu entreißen. Der Metzger
Weber in Schwabach wurde verhaftet,
da er seiner jetzigen Geliebten gestanden
hat, er habe im Jahre 1888 in der
Lehrer Burkert'schrn Wohnung einen
Diebstahl verübt und die derzeit gestoh
lene Wäsche seiner damaligen Braut,
welche nach Amerika auswauderte, ge
geben. W. erklärte auch, die Mordtha!
an dem im Jahre 1875 im Keller tot»
aufgesundcnen Nadler Beierlein began
gen zn haben.
Königreich Württemberg.
112 In Ellwangen Friedrich Retter,
früher Posthalter, Landtags uni
Reichstagsabgeordncter, einer dcr Vc
tcrancn dcr schwäbischen Volkspartei.—
112 In Riedlingen der Privatier Conrat
Setz, der Gründer des AlterthumSver
eins, der freiwilligen Feuerwehr, de,
Mitbegründer des „Liederkranzes".—
Aufsehen erregt in Roltenbiirg de>
Bankerott des Bankiers Engel. Du
Passiva sollen mehrere hunderltausent
Mark betragen. Ein Gvnninger Bür
ger soll mit «10,000 M. betroffen, zahl
reiche mittlere Leute in Wurmlingen
und andern Orteil sollen gleichfalls ir
Mitleidenschaft gezogen sein. Z»
Gunsten unentgeltlichen Schnlüntcr
richts hat dcr im Juli v. I. verstorben,
Buchbinder F. Sautter der Stadlge
meinde Tübingensooo M. vermacht.
Großherzogthuin Baden.
's In Karlsruhe der Maler Hermanr
Winterdalder, ein Bruder deS schon vor
Jadren verstorbenen Franz .Vaver Win
terhalder, des sogen. „FnrstenmalerS."
112 In Boxbcrg Bürgermeister Geo
Krart. 112 Zn Freiburg Oberbürger
mcister a. T. C. Schuster. Im Jahr,
1875 8l war cr Landtags- und 188?
NeichStagsabgeorduetcr. Seit vieler
Jahren Besser der Fischzuchtanstall
Selzenhof in An bei Freiburg, erwart
er sich später noch eine solche iu Nadols
zell am Bodeusee, und in den letzten
Jahren ging auch das Bad 801 l be>
Bonndors in seinen Besitz über, das e,
mit großen Kosten comsortable einrich
tele. Ter Steinhaucrmeiste,
Rimelin in Ofsenburg wnrde wegen
Meineidsverdachts in llntcriuchnngshafl
genommen. Im Verlauf derfelben ent
puppte sich dieser Mann als rassiiiirter
Urkundensälscher. Er setzte den Namen
seines Schwiegervaters so täuschend un
ter einen Bürgschastsschein, daß der
Bürgermeister des betreffenden Landor
tes die Unterschrift beglaubigte. —Vom
Landgericht in Konstani wurde Rein
hard Frommherz von Vordertodtmoos,
zur Zeit Unterlehrer dahier, wegen
mehrsachen Verbrechens gegen die Sitt>
lichteit zu sünf Jahren Zuchthaus ver
uriheilt. In das Sinshcimer Ge
fängniß wurde dcr 2l Jabre alte Mar
tin Selzer von Michelseid eingeliefert.
Derselbe ist vervächtig, seine B:!jährige
Großmuiter mittels eines Strickes er
drosselt zu habe». Die Todesursache
hat bei der Leichen'chau nicht gleich jest
gestellt werden können, weil die »och
warme Leiche in's Bctt gelegt und ihr
eine Haube auf den Kopf gesetzt war,
deren Bänder über den Erdrofseluugs
fpurcn zusammengebunden waren.
In Ueberlingcn ist gegenwärtig ein
HauS zum Verkauf ausgeboten, das sür
die Stadt großes geschichtliches Interesse
hat. Tnuselbe jetziges Metzger Wald
vogeliche Hans) war die Wohnstätte des
tapseren reichssl!»dtijchcn Bürgermeisters
Jakob Keßeuring, welcher durch seine
energi che Führung der reichsstädtischen
HilsSmannschast im Bauernlriege den
Bauernausstand bei Sernatingen, dem
heutigen Ludwighasen, im Mai 1525
unterdrückte und 15 dcr schlimmsten
Empörer mit dem Schwerte hinrichten
ließ. Es seierten: die goldene Hoch
zeit die Eheleute Adam Rädel in Karls
ruhe, Altbürgermeister A. Dörslinger,
Blankenloch, Jgnaz Koch in Ettlingen
Weier, Michael und Cath. Schön in
Flinsbach, Maurer Jak. Allweier in
Frikingen, Gemeinderath Frz. Beidin
ger in HandschuchSheim und Altwaisen
richter Ferd. Mayer in Riehel; sein 50-
jähriges Dienstjubiläuiu der Postdirector
Stösser in Konstanz.
Aus der Rheinpfalz.
Nach Amerika ist plötzlich der Schul
Verweser H. in Knöringen, welcher kurz
zuvor aus tristigen Gründen von der
Regierung aus dem Schuldienste ent
lassen worden war. Die Verlegung
des 2. Bataillons des 16. Jnf.-Regi
mcnts von Zweibrücken nach Landau
erfolgte bereits am 20. März. Der
vor einiger Zeit von LudwigShafen flüch
tig gegangene Unterojfieier Joseph
Rah, welcher feinem Hausherrn die
Summe von 900 M. mitnahm und
feine junge Fran fitzen ließ, ist in Ham
bürg verhaftet worden und besiudet sich
bereits auf dem Rücktransport. Eine
Postverbindimg von Zweibrücke» über
die Ortschaften Großsteinhaujeu, Bot
tenbach, Vinningen, Ober und Nieder
simten nach Pirmasens soll errichtet
werden.—f In Zweibrücke». Ober
landcsgerichtspräsidcnt a. D. Friedrich
von Nieffer —Der Premierlieutenant
und BalaillonSadjutant des 18. Regi
ments, Jacob Fasel, ein geborener
Würzburger, hat sich der Unterschlagung
und llrkundensälschung schuldig gemacht
und ist sahneiislücktig geworden. Er
hat hierbei die Eafse der Speiseanstcilt
mitgenommen. F., der bei dem in
Zweibrücken deiachirten 2. Bataillon
des 18. RegimcntS stand, foll seine
Flucht über die Schwei; bewerkstelligt
liaben. Er wird steckbrieflich verfolgt.
Auch ein anderer Offieier deS Bataillons,
mit welchem Hasel in sehr intimen Ver
kehr stand, soll compromittirt sein.
Die goldene Hochzeit feierten die Ehe
leute Zoh, Silbernagel in Bobenthal
und Seifens. K. Braun in Kusel. In
Lachen beging der Nestor der evangeli
schen Psarrer der Pfalz, Hr. Step, fein
50jährigcS Amtsjubiläum. —Erhängt
haben sich- in Hagenbach der Landwirth
Alb. Winter und in Lambrecht der Tuch
weber Andr. Welker; aus Liebesgram
hat sich in Frankenthal die 18jährige
Sophie Schilthelm aus Eppstein mit
Vitriol vergiftet.
Elsaß-Lothringen.
Der französische Generalstabsarzt Dr.
Daga, gebürlig aus Metz, hat seiner
Vaterstadt 39,000 M. zur Unterstützung
fleißiger nnd geschickter Handwerker
hinterlassen. Ein langer Trauerzug
folgte dieser Tage dem Sarg des ver
storbenen PlarrerS Maver in Lüxdorf,
welcher dortselbst 4l! Jahre amtirt hat.
In Paris verstarb dcr letzte fran
zösische Platzcommandanl von Schlelt
stadt, Graf v. Reinach.
Brauns ch w ei g. Anhalt.
Lippe. Waldeck.
Nach der -amtlichen Feststellung be
trug die Bevölkerung»Braunschweigs
am I. December v. I. 100,488 Per
sonen. Durch den Bankerott der
Bankfirma Schönseld <k v. Franquct
in Brannschwcig sind größtcntheils
Privatleute, darunter eme Wittwe mit
über 100,000 M. und ein Beamter mit
60,000 M., in Mitleidenschaft gezogen
worden. Die Katastrophe ist durch die
Spekulationswuth des einen Theilha
bers, Schönseld, welcher verhaftet ist,
heraufbeschworen worden. 's In
Holzminden der Direktor der Herzogl.
Baugcwerlschule, Gustav Haarmanu.
Ter kirchlichen Armenkasse in K önigs
lutter hat der verstorbene Rentier Jür
gens i« Braunjchweig, srüher.«ausmann
Hierselbst, 5000 M- testamentarisch ver
niacht. 1° In Bernburg der Ober
stabsarzt a. D. Dr. Lagemann. We
gen Meineids wurden dem HandelSm.
Gust. Böttcher in Bernburg 3 Jahre
Gesängniß zuerkannt. Es seierten
die goldene Hochzeit die Eheleute Ho
bvhm in Uepplingen; das 50jährigc
Arbeiterjubiläum der Zimmerpolier
Thielccke in Ummendorf.
Mecklenburg.
Der Redacteur des „Mecklenburger"
in Schweriir, Prillwitz, ist wegen Belei
digung des Kaisers, begangen in einem
Artikel genannten Blattes, zu 9 Mona
te» Festung verurtheilt wvrdeu.—fJn
Neustrelitz die unverehel. Elisabeth
Dörwaldt im Alter von 1(12 Jahren. —
Mit der Ausstellung des Denkmals zu
Ehren des verstorbene» Pfarrers der'
St. Petri-Gemeinde in Rostock, Kirchen -
rath Bauer, ist der Bildhauer Eh.
Abrahams beaustragt worden. Das
definitive Ergebniß der Volkszählung
vom 1. Dec. v. I. betrug in Wismar
17,171 Seelen. Es seierten: die
eiserne Hochzeit die Eheleute I. Wen
der in Wismar: die goldene die Ehe«
leute Maurer Müller i» Krempin.
Oldenburg.
Der Gemeinderath in Bosau bewil
ligte 10,000 M. Beihilfe für de» Bau
der Eifcnbahnslrccke Eutin-Hutzfeld.
Es feierten: die goldene Hochzeit die
Eheleute Landmann Geo. Hockemeher iu
Brinkum und Arb. L. Kidcher i» Pans
dorf. Feuer vernichtete: in Steins
berg das Haus des Schmiedes Schweig
und in Wiemsdorf das dcS Bes. v,
Buhrdvrs.
Schweiz.
Das Eentralcomite des schweizeri
schen Schützenvereins in Baselstad: hat
beschlossen, das eidgenössische Schützen
lest ini Jahre 1892 abzuhalten, weil es
dann süuszig Jahre sind, seitdem der
eidgenössische Schützenverein gegründet
worden. Vom IL. —IS. Juli d. I.
findet in St. Gallen ein oslschweizeri
sches Volks- und Mililärmusitfest statt.
—Der durch die Uebersetzung des neuen
Testaments bekannte Professor der
Theologie Hugo Oltramore ist in Gens
gestorben. Vor das Eriminalgerichl
in Luzcrn kam dieser Tage der Revi
sionsproceß in Sachen Martin Müller
und seiner Frau, welche 1889 wegen
Brandstistung zu 3 Jahre» Zuchthaus
vernrtheilt worden waren. Ihre Un
schuld kam, nachdem sie über Jahr und
Tag im Zuchthaus gesessen, an den Tag.
Dasür werden nun die, welche falsch«»
klagten, oder falsch zeugten, selbst ange
klagt. 1° In Unterhallau Oberrichter
Keller. Die Reste der beschädigten
Häuser in Brusino Arsizio sind nun
auch noch in den See gestürzt. Acht
weitere gefährdete Häuser mußten ge
räumt werden. Der Augenschein ar>
Ort undHStelle ergab, daß sowohl Mar
cole als auch die übrigen Dörfer am
Ufer des Luganer Sees keine ernsthafte
Gefahr lause». Die Regierung studirt
zur Zeit Mittel und Wege, wie durch
geeignete Vorkehrungen in Zukunft all
zu tiefem Sinke» des SeespiegelS könnt«
vorgebeugt werden. Die ungewöhn
liche Kälte hat hauptsächlich iu den ebe
nen Gegenden von Tessin den Reben
schweren Schaden ,-ugesügl; die Ranken
sind der Länge nach geborsten und ab
gestorben.
Zwei junge Leute, der
Lohn des bekannten Journalisten Louis
Pcyramont, Gründer der „ltova»«-I>o",
an deren Feuileru in früheren schöne»
Tagen französisch - russisch- Fahncilbü»-
del anigcstcckl waren, und ein Zeichner
des „l. niv«rs illustre", Gustave Ma
roit, traten am 24. Februar eine Fuß
wanderung von Paris nach Moskau
über Soissous, Lyon, Lüttich, - Köln,
Bcrlm und Warschau an. Die Lor
beeren des Lieutenant Winter, welcher,
beiläufig bemerkt, seinen Gönnern neu
lich so lästig wurde, daß sie ihn »ach
Südfrankreich spedirten, ließen die bei
den Moskau-Pilger nicht mehr schlafen.
Griesgrämige Leute meinen, sie hätten
ihre Wanderung unternehmen könne»,
ohne in der ganzen Pariser Presse die
Lärmetrommel rübren zu lassen, da sie
doch im Laude nichts anderes thun, als
Tausende von Landbriesträgern, die
Jahr aus Jahr em ihre acht bis zehn
Wegstunden täglich zurücklegen müssen.
Der neue preußische
Kriegsminister, Herr von Kaltenborn
Ttachan, halte das Mißgeschick, bei sei
nem ersten und einzigen Auftrete» in
der Militärdebatte des Reichstags
stecken zu bleiben. Das Mißgeschick
ging dem Tapferen anscheinen» so zu
Herzen, daß er die weitere Debatte sei
nen Vertretern, dem General v. Falcken
stein und dem General Gaede überließ.
Schon beim A.itritt seines Amtes sagte
man von dem neuen Kriegsminister,
daß er kein Redner sei und vergeblich
gegen die Uebernahme sich gesträubt
habe. Das bestätigt sich nun vollauf.
Ueber der, ?r,everganj
einer Lawine im westlichen Theile des
RicscngcbirgeS wird dem „Bot. a. d.
R." aus Schrciberha.i geschrieben: In
der Nacht zum 27. Januar stürzte in
einer Scchöhc von 1200 Meter ein«
zroße Schncewaud ca. j Stunde ober
halb der allcn schleiche» Baude am
Nordabhange der Beilchenkoppe in
einen Kessel, dessen sumpfiger Grund,
die Quelle dcr „Oberen Kochel" spei
send, selbst bis in den Hochsommer
hinein mit schmutzigen Ueberreste» der
Fchnecdecke ersüllt ist. Da sich Mitt«
Januar am AbHange des Kammes
Glatteis bildete, fand der darausgesal
leste trockene Schnee keinen sicheren
Anpalt, so daß.wahrschrinlich durch den
eigenen Druck veranlaßt, eine etwa 50
bis 100,000 Kubikmeter große Schnee
massc die steile Wand herabstürzte und
im Kessel ca. 150 bis 200 Meter weil
hinabrutschte. Noch jetzt erfüll?», wi«
bei einem Bergsturze mächtige, Blöck«
und Quadern, von Schnee, durcheinan
' der gewürfelt nnd geborsten, den enger
Schlund. Glücklicherweise fehlten all«
Vorbedingungen zn einer Weilerent
wickelung der Lawine, so daß sie nock
nicht den tiefer gelegenen Walt
erreichte. Während sie dieselbe längs
der Thalmulde auf Bräuerhau
senSstcint zu fortbewegte, vst in
denselben Kessel später noch ein«
zweite Lawine mit geringeren Dimen
sionen von der rechten Seite her hin
eingestürzt. Der Zeitpunkt derselbe»
läßt sich nicht ermitteln. Während
der letzten dreißig Jahre, in wel
Heu der letzig? Besitzer der Al
len schlesischeu Baude dieselbe be
wohnte, ist von demselben nur noch
nne Lawine beobachtet worden. Die
selbe stürzte in gleicher Seehöhe am 8.
März 1888 in das Reisträgerloch
Durch die Schneemassen wurden damajs
der Baudenwirt'y Erlebach, sein Pflege
söhn und ei» Kuhhirt verschüttet. Wäh
rend eS Ersterem gelang, sich allein
herauszuarbeiten und die in der eine
halbe Stunde entfernten Baude anwe
sende Schwiegertochter zu Hilfe zu ru
fen, fand mau den Zweiten 50 Schritt
weiter abwärts, durch einen hervor
stehenden Schneereifen aufmerksam ge
macht, uich grub ihn mit den Händen
(die Schaufeln hatten die Verunglückten
bei sich gehabt und im Schnee verloren)
lebend heraus. Der Kihhurt konnte
erst am drillen Tage 8 Meter tief in
Schnee todt aufgesunden werde».
In Lille starb an, 25.
Februar eine dcr würdigsten Nachfolge
rinnen des iiuvcrgcßlichen Herrn Har
pagon. Die Wittwe Paret ist 75 Jahre
all geworden, und sie. die nach dem
Tode ihres ManneS mit einem jämmer
lichen Trödelkram von Haus zu HauS
wanderte, hat es fertig gebracht, in 12
Jahren 800,000 Francs zufammenzu
scharren. Auf ganze 45 Francs baar
beliefen sich ihre jährlichen Ausgaben.
Spartaleiit und Erfindnugskraft liefer
ten ihr den weiteren Lebensbedarf.
Noch vor Sonnenaufgang ging Frau
Paret auf dem Quai spazieren und
sammelte alle Kohlenstücke, welche bei
der Besrachluug dcr Schiffsladungen
verstreut waren. War ihr Handkörb
che» voll, so hatte sie Heizmaterial für
den Tag. Wenn das Sammelwerl
jedoch zu wenig einträglich war, stattet«
sie wohl auch de» Kohleuplätzen einen
ziemlich langen Befuch ab, was ihr hin
und wieder eine kleine Gefängnißstrafe
einbrachte. Die Beschaffung des Breun
malerials war natürlich nicht ihre ein
zige Sorge, sie mußte auch ein Diner
zusammenstöbern. Zu diesem Zwecke
untersuchte sie alle Kehrichthaufen, und
aus den ausgegrabenen Gemüseresten
bereitete sie schmackhafte Kraftbrühen.
Der' Schmutz, der in ihrer sogenannten
Wohnung vorgesunden wurde, läßt sich
nicht beschreiben, die Lumpen und die
Lappen mußten mit Schaufeln fortge
schafft werden, weil sie Niemand anzu
fassen wagte. Sie starb buchstäblich vor
Hunger, nachdem ihr vor einigen Mona
ten ihr Sohn im Tode vorangegangen
war, übermäßiger Lebensgenuß hatt«
auch ihn nicht dahingerafft. Einzige
Erbin deS großen Vermögens ist di«
sechzehnjährige Enkelin der Frau Paret,
die jedoch keine atavistischen Neigungen
verspürt, im Gegentheil als ein leicht
sinniges Früchtchen in Lille bekannt ist,
so daß den 800,000 Francs cm sröh
liches Ende bevorsteht.
Ein Gemälde aus der
Revolutionszeit von großem historischen
Interesse ist soeben von Jean Paul
LaurenS für das Pariser Rathhaus
vollendet worden. Das Bild stellt den
Moment dar, in dem Ludwig XVI. am
17. Juli 1780 in Begleitung von zwei
hunderlvierzig Deputieren im Rathhaus,
irscheint und die Treppe hinanstcigt.
Der König, umgeben von seinen Gar
den, welche sich eifrig bemühen, die
Menge zurückzuhalten, erhält aus der
Hand Baillys die roth und blau«
Cocarde der Stadt Paris. Wie man
weiß, wurde dann diesen beiden Farben
später aus Entgegenkommen gegen den
König das Weiß der National-Cocarde
hinznge'ügt. Am Fuß der Treppe be
merkt man den General Lafayette. Es
waren die letzten Tage eines besseren
Einvernehmens zwischen Fürst und Volk,
sodaß Bailly sagen tonnte: „Das Volk
hat sich seinen König zurückerobert!"
Dem Gemälde wird neben großer histo
rischer Treue eine vorzügliche, packende
Compositio» nachgerühmt.
—ln Namborn im Kreis«
St. Wendel besteht ein Gesangverein,
nnd diesem gebührt das Verdienst, einen
funkelnagelneuen Anlaß zur Darbrin
gung eines Ständchens entdeckt zu ha
ben. kürzlich so berichtet die
«Magd. Ztg." ließen Namborns
Saugesbrüder des Abends ihre Weisen
zu Ehren eines Mitbürgers erschallen,
weil dieser am andern Tage aus sieben
Monate in'S Gefängniß mußte.
Die Polizei freilich scheint von der Be
deutung eines Ständchens andere An
schauungen zu haben. Sie hat den
Verein wegen Veranstaltung eines un
erlaubten Aufzuges mit einer gehörige»'
Geldstrafe belegt.
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A.seph «r-»I«ch.
Einer dcr angesehensten Narren s»-'
ner Zeit war wohl Fröhlich, der uo»
jetzt in feinem Werke, dem Narrenhause,
in Dresden, fortlebt. Ganz besonders
belustigte er die Horkreise durch seiiw
angeborene unverwüstliche Laune, fei»«,
bayrische Mundart nnd seinen
runden dicken Bauch, zu dem eine groß«!
rothe Nase recht wohl paßte. Er w»?
einer der größten Taschenspieler seine?
Zeit, wodurch er sein Vermöge» derge
stalt vergrößerte, daß er eine eigen«'
Equipage hatte und in Dresden, nal)«
der Elbbrücke sich nach seinem eigene»
Entwürfe ein stattliches HauS baue«
konnte, das noch heule steht und de«
Namen „das Narrenhau-" durch sei»»:
so wunderliche Anlage, die so winkel
reich ist. daß in den Zimmern kaum ei«
größeres Möbel passend ausgestellt
werden kann, mit vollem Recht verdient.
Täglich ritt er, einen spitzen Bajazzohut
aus dem Kopf, in feiner bunten Narren
kleidung, deren ihm August 11. nicht
weniger als neunundneunzig. hatte air
fertigen lassen, nach Hofe und hatte so
gar einmal die Unverschämtheit, als
,hm eine Tochter geboren wurde, de»
ganzen Hos zu Gevattern zu bitten,
was ihm beträchtliche Palhcugelder
«iiibrachte.
Einst bat er August den Starken bee
Gelegenheit eines HofsesteS, ihn in de»
Adelstand zu erheben. Der König ging
auf den Scherz ein und forderte de«
Narren aus, sich einen Namen und ei«
Wappen zu wählen. Fröhlich war da
mit bald fertig. Er bat, de» Name»
„Graf von Saumagen" führen zu dür
fe» und was sein Wappen anlangte, s»
bäte er, in Anbetracht, daß er srüher
Mühlknappe gewesen, einen Mühlstein,
und weil er eine» guten Trank liebe,
eine Schleifkanne im Schilde führen zu
dürfen. Für die anderen Felder im
Schilde wählte er Darstellungen, welche
anzugeben, dcr Anstand verbietet.
Für gewöhnlich der Narr an be
kaunter Stelle einen großen sechzig Un
ze» schweren silbernen Kammerherrn
schlüssel, der so eingerichtet war, daß er
ih» zugleich als Trinkgeschirr benutzen
konnte. Uebrigens scheinen Fröhlich?
Streiche nicht immer gut aufgeiioinmei,
und unbestraft geblieben zu sein. So
hatte er eines Tages ohne Erlaubniß
aus dem Marstalle in Pillnitz ein Pserd
genommen, war auf demselben nach
Dresden geritten und kehrte nach einigen
Stunden, auf dem schweißtriesende»
Pserde dahin zurück. Als dies der Kö
nig erfuhr, ließ er aus einem Fenster
der ersten Etage des Schlosses einen
scharfkantige» Balken »nd
de» Narren zwei Stunden daraus setzen.
Dies Schauspiel lockte eine Menge
Mensche» an »nd der Narr ergötzte die
selben durch allerhand Späße und komi
sche Bewegungen. Ais aber die schar
sen Kanten auf Fröhlichs Körpertheile
immer empfindlicher einwirkten uud zu
letzt die Schmerzen immer unerträglicher
wurden, begann der Narr zu
und um Gnade zu bitten. ES hals ihm
jedoch nichts, er mußte die bestimmte
Strafz-it aushalten.
Dt« Wärme de« Äton»«S.
Ueber die Wärme des Mondes und
dcr Sterne hat der englische Astronom
V. Boys eine interessante Abhandlung
veröffentlicht. Bisher wurden zur
Messung von minimal kleinen Wärme
mengen entweder die Thermo säule oder
das sogenannte Bolometer benutzt. Mr.
BoyS' neuestes Instrument, welches er
Radiomikrometer nennt, ist eine Ver
bindung der obigen beiden Apparate.
ES besteht im Wesentlichen aus einer»
Ringe von zwei Metallen, welche ther
moelektrisch verschieden find, und au-»
einer Kupserdrahtverbindung. Der
Ring hängt an einem Quarzfaden zmi
fchen de» Polcn eines starken Elektro
magneten ; sobald nun die Löthstelle de«
RiirgeZ von Wärmestrahlen getroffe»
wird, entsteht nach bekannten vhysikali
schen Gesetzen ein Strom im Ringe und
der letztere wird abgelenkt.
Zur Messung dcr Wärmestrahlen de»
Mondes wurden diese durch ein große?
Fernrohr aus den Ring geworfen, wo
bei natürlich die umfafsendsteit Vor
sichtsmaßregeln getroffen wcrden muß
te», um nicht durch andere fremde
Wärmestrahlen getäuscht zu werde».
Unter andere» sei nur erwähnt, daß die
Beobachtungen in einem entlegene»
Garten nur bei besonders günstigen Be-
Rngungen ausgeführt worden und.
Das Ergebniß dieser Messungen war,
daß der dunkle Theil des MoudeS keine
Spur vo» Wärme erkennen ließ, dcr
helle Theil hingegen brachte eine Ablen
kung hervor, welche in der Umgebung
der Lichtgrenze erheblich geringer war.
Bei Vollmond zeigte sich das merkwür
dige Ergebniß, daß beide Hälften der
Vollmoudscheibe gleiche Ablenkungen
zeigten, obgleich die eine Seite' de«
MoudeS bereits 7 bis 14 Tage länger
von der Sonne bestrahlt worden war.
als die andere.
Die Untersuchung über die Wärme
menge der Sterne ergab kein wahr
nehmbares Ergebniß. Bei den hellsten
Fixsternen und Nebeln war keine Wärme
Wirkung aus den Apparat nachzuweise»,
noch viel weniger zu messen.
Die Wärmemenge dcr Sterne muß
daher außerordentlich gering sein, da
Untersuchungen crgabcn, daß 1t150,00'»
der vom Vollmond ausgestrahlte!«
Wärme sicherlich am Apparate hätt«
erkannt werden müssen.
Herr BoyS beabsichtigte übrigen«,
diese Versuche mit einem noch größere»
Fernrohr und einem noch empfindliche
ren Radiomikrometer zu wiederhole,»
und dann systematische Beobachtungs
reihcn anzustellen.
Kanzleist yl. Ei» Gericht».
Vollzieher pfändete einer Frau, die zum
zweite» Male verhcirathet war, ei«
Schwei», das noch aus ihrer erste»
Wirthschaft stammle und trug folgende»
Vermerk in das Protokoll ein: .Ge
pfändet ein Zchwein aus erster Eöe."