Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 19, 1891, Page 7, Image 7

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    Dentsche Loca»na«l»r»chten.
Provinz Brandenburg.
Der Wachtmeister Wodtke vom 3.
Gardc-Ulanen-Regiment in Potsdam,
welcher zwei Ulanen durch Mannschaften
hatte anspcicn lassen, ist zu 2 Jahren
Festung und Degradation verurtheilt
er aus der Schloß
terrnsfc des Neuen Palais anf Posten
stand, schoß sich der Grenadier Klatt
vom 1. Garde Rgt. z. F. eine Kugel
durch die Brust. Man hofft ihn wieder
herzustellen. Als Motiv wird gekränk
tes Ehrgefühl wegen einer Utägigen
Arreststrafe bezeichnet. —Bei der letzten
ReichStagswahl Ware» in Rohrbeck
Wablbctrügereien zu Ungunsten des
freisinnige» Eandidaten, des Berliner
Oberbürgermeisters v. Forkenbeck, vor
gekommen. Letzter Tage nun wurden
gegen die Schuldigen, fünf Mitglieder
des dortigen Wahlvorstandes, Gefäng
nißstrafen von 2 Wochen bis zu 3 Mo
naten verfängt. —DaS Fleischermeister
Klugert'sche Ehepaar in Crosse» hat de»
Verlust von 5 Kindern, die innerhalb
weniger Tage von der DiphlheritiS hin
weggerasst wurden, zu beklageu. Di«
Mutter foroohl, als auch das sechste und
lebte Kind liegen an derselben Krank
heit ebenfalls darnieder. —5 In Teltow
SanitätSrath Dr. Andressc.—Die gol
dene Hochzeit seierte» die Eheleute:
Rentier Abr. Beermann u»d Bahn
meister Mor. GlückSmann in Berlin,
Ernst Meißner in Kienitz und Zelter in
Wittenberge; der Drojchenkntscher
Friedrich HanS in Berlin seicrte sein
50jähriges Bernssjnbiläum.
Provinz Ostpreußen.
Der Bauunternehmer Grieß ist wegen
betrügerischen BankerottS zu l Jahr
Gefängniß verurtheilt worden, - Das
wegen seiner archäologischen Kunstschätze
berühmte Fahrenheidt'sche Schloß Bey
nilhnen wird jetzt einer umfangreichen
Renovation unterzogen.— Es feierten:
die goldene Hochzelt die Eheleute Post
bote Eduard Pranzler in Königsberg
(Kalthösische Str. S) Käthner Wltke in
Loschinen und Losmann Gaigals in
Willkischken; das 50jährige Dieustjubi
!äum der Lehrer Kühnast in Gr.-Grö
-I'cu, der Förster Goltz in Jnsterburg
und der Schiffskapitän Vierow in
Memel.
Provinz WestPrenßen.
Der verdorbene Prälat Landmeister
hat dem Marieiikrankonhausc in Danzig
3000 M., der Landmeserstiftunz 1000
M„ außerdem den niederen kirchen
beamten kleinere Beträge letztwillig
vermacht. 112 Fabrikbef. Pfaiinen
schmidt in Tanzig. Der geistesge
störte Stiefsohn des Einsassen Jankowski
in Bai'renfeld erfchluz mit einer Art
- ,-.,ien Stiefvater im Stalle und brachte
-c'.l -: Stiefbruder tödtliche Verwun
dungen bei. —Die städtischen Behörden
in Graudenz haben beschlossen, das
«00jährige Bestehen dieser Stadt am
18. Inni d. I. durch eine kirchliche
Feier, durch Schulakte und durch
Herausgabe einer Denkschrift zn bege
hen. Gefänglich eingeliefert wurde
in krojanle der Besitzer Nneske aus
dem Änsicdclungsgut Dolluick, welcher
iu dem Verdacht steht, seine im vorigen
Monat abgebrannte Scheune in Brand
gesteckt zuhaben. Es feierten: die
goldene Hochzeit die Eheleute Bahuhofs
restauratcur Spiekermann in Graudenz,
Arb, Pischke-Konitz und Bettin-Zemke-
Dt. Krone; das 50jährige Dienstjnbi
läum der Psarrer Lomnitz in Seroch;
das 50jährige Meisterjnbiläum der
Schneider Mix in Danzig nnd das
50jährige Bürgerjubiläum der Tischler
Gottjr. Rühn in Elbing.
Provinz Pommern.
Mit einem großartigen Aufzuge, ei
nen, Festessen und Ball im Kannen
gieß>O'iche» Saale feierte iu Demmin
die Backer Innung daS Fest ihreZ 300-
jährigen Bestehens. — Der frühere Ge
richtsvollzieher Höck in Neuwarp ist
wegen Unterschlagung und Urkunden
sälschung zn V Monaten Gefängniß ver
urtheilt worden. Dem Buchhalter
Franz Beuth aus Stolp, ans Thor»
gebürtig, wurde wegen Unterschlagung
einer Snmme von 1200 M. 1 Jahr
Ges. zuerkannt.—s In Zülchow Pastor
einer Brode. —Der Müller Wilh. Her
mann in Giefebitz beging Selbstmord
durch Erhängen; der Sohn deS Büd
,lers Kcmp in Ausbaii-Nörenberg er
Ichoß sich, und die geistesgestörte Frau
des Bleichers Schneider in Wolgast
suchte und fand den Tod im Wasser.
ProvinzSchleswig Hol-
st e i n.
ln Ratzeburg der Landwirth E.
Ries, ein Beieran aus den Besrcinngs--
kriegen. Die Leiche des feit einiger
Zeit verschwundenen Kreiskaffen Ren
danlen Wicht in Ratzeburg ist im See
nilsgefundcn worden. Ertrunken sind:
die Wittwe Fahrenkrng in Fruerlund,
der Sohn deS Rendanten Singelmann
in Oldesloe und der Sohn des Ta
pezierS Prinz in Schleswig (die beiden
Letzteren beim Schlittschuhlaufen); un
glücklichem Sturze erlag der Rentier
Lohfe in Naundorf und an Äohlengas
erstickte eine Frau Fick in Ottensen.
Provinz Schlesien
Der seitherige Lagerhalter des Kon
sumvereins in Breslau Kaufmann Karl
krapowski. ist mit 5123 M. unterschla
gene» Geldern und Hinterlassung einer
Frau mit 7 Kindern flüchtig gegangen.
112 daselbst der im Jahr 1789 gebo
rene ehemalige Viehmakler H. Sonnen
seld. Der Vater des verstorbenen hatte
ein Alter von 113 lahten erreicht.
ferner der Universität» - Bibliothekar
Professor Dr. Oesterley. Unter dem
Verdachte, ihren vor 2 Monaten ver
storbenen Mann mit Arsenik vergiftet
z» haben, wnrde in Königshütte die
FleifchcrSwittwe Schneidrzyk verhaftet.
Wegen Vergehen gegen das Nah
rungsmiltelgesetz wurden in Laurahütte
die Fleischer Murgot'fcheu Eheleute zu
4 bezw. 2 Monaten Gefängniß verilr
theilt.
Provinz Poser.
Das Schwurgericht zu Lissa verur
theilte den Eantor und Postagenten
Julius Diener aus Sandberg wegen
Unterschlagung nnd Urkundenfälschung
zn 3 Jahren Gefängniß und 5 Jahren
Ehrverlust. Die in Polajewo ver
storbene Wittwe Poznan hat das unge
wöhnliche Alter von 10« Jahren er
reicht und ist in ihrem Leben niemals
trank gewesen.—f In Rogasen der frü
here Gutsbesitzer Rudloff.
Provinz Sachsen.
112 In Halle Bergrath Julius Hecker,
ein Ritter hoher Orden, Der Verstor
bene bekleidete seit langen Jahren das
Ehrenamt eines Salzgrasen der Salz
wirker Brüderschaft im Thale. Der
Bergmann Schröder in Staßsnrt hat
sicU von Gewissensbissen gepeinigt, bei
dem Gericht als der Mörder des Arbei
ters Tangermann ans Winningen ange
klagt. T. war bekanntlich im Aug.
1889 auf der Hecklinger Feldslur er
schossen ailsgesunden und als müthinaß
licher Mörder der Arb. Gottl. Gräber
dahier verurtheilt worden. Letzterer hat
demnach seit jener Zelt unschuldig »ucht
hausstrafe verbüßt. Es feierten: die
eiserne Hochzeit die N 1 resp, !10 Jahre
alten Eheleute BaurinS in Wehra; das
goldene Ehejubiläum die Eheleute
Strube in Bilzingsleben.—Es erhäng
ten sich: der Weber Hertmann in Din
gelstädt (aus Schwermuth), der Sohn
des Bahuarb. Bube in Möbisburg, der
Oekonom Christian Ehrling in Tar
thau (körperl. Leide» wegen) und der
unverehWilh. Göllner in Westeregeln.
ES ertranken: in Magdeburg der
NmtSgerichtSrath Stubenrauch (insolge
Sturzes zur Nachtzeit in einen Wasser-
graben) und ein Sergeant vom Pio
nierbataillon. Namens Wolter (gele
lientlich der Nssprengnngen).
Provinz Hannover,
-s- In Hannover der Nestor der han
noversche» Schriftsteller, Hermann
Harrys. Mit Hinterlassung eines be
deutenden Defizits in der ihm anver
lrauten Kasse ist der Chausseebau
Kassen-Rendant W. Maßlow in Geeste
münde verschwunden. Der Eigen
ivohner Peter Brandt in Neuhof wurde
in seiner Schlasstnbe erschossen aufge
funden. Es erhängten sich die geistes
gestörte Wittwe Bleckmann in Harbarn
sen und aus Furcht vor Strafe wegen
Unterschlagung der Briefträger Meyer
in Stade.
Rhein Provinz,
-f- In Köln der bekannte Erfinder
der sog. Otto'schen Gasmotoren, Nik.
Aug. Otto. —Die Gattin des verstor
benen Geheimen Kommerzienraths v.
Heimendahl in Eoblenz, welche noch
jüngst 15,000 Mark zu wohlthätigen
Zwecken spendete, hat dem Oberbürger
meister weitere 10,000 Mark zum Be
sten des städtischen Krankenhauses über
reicht. — Ein ungenannter Wvhlthäter
schenkte zum Ban einer katholischen
Kirche in Derschlag 50,000 M. —f In
Neviges der Kommerzienrath David
Peter. —Mit ihren Geliebten, der un
verehel. Tochter der Wittwe Schatrup
und der unvcrehel. Tochter des Schnei
ders Jakoby, beide in Elberfeld wohn
käst, find in Velbert die beiden Fami
lienväter Fruchthändler Harin und Kauf
mann Hensch durchgebrannt. Dieselben
hinterlassen zusammen eine Schulden
last von 100,000 Mark und haben einen
Wechsel in Höhe von 24,000 gesälscht.
Die Wittwe Schatrup, welche das sau
bere Verhältniß noch unterstützt haben
soll, wurde verhaftet. Der Eisen
bahn - Betriebs - Secretär Karl Mäder
in Viersen, der im vorigen Jahre nach
Unterschlagung der ihm anvertrauten
Betriebskraiikenkassengelder geflüchtet
war, ist jetzt zurückgekehrt und hat sich
freiwillig dem Gericht gestellt. —Es
feierten: d>e diamantene Hochzeit die
> Eheleute Hittdorf in Köln; die goldene
die Eheleute Esser in Aachen, Groß in
- Düsseldorf, Falkenberg in Köln Nippes,
> Jakob Goergei» in Niederwerth, Fober
. in Raeren, Liewertz in Rödingen, Jge
, ler in Schevenhütte, Strauß in Vollen
! dar und Seburscheuich in Worringen;
, das 50jährige Aintsjubiläum der Leh
, rer Meister in Heiligenslock und der
c Rektor Schnitzler in Köln; das 50jäh
c rige Arbeiterjubiläum die unverehelichte
- Wilhelinine Schlegel in Morschbach,
> Arbeiterin bei der Firma Abr. u. Gebr.
- Frowem.
Provinz Hessen Nassau.
5 1' in Cassel der neue Commandeur
deS 2. Art Rgts., Oberst v. Nippoldt.
Der Schreiber Jak. Walther in
Frankfurt a. M. ist nach verübter
Wechselsälschnng im Betrage von ca,
11,000 M. nach New Aork entflohen. —>
Als inuthmaßlicher Mörder des 72-
jährigen Landwirths Jung von Herda
thurm, der unlängst mit zerschmettertem
Schädel todt in seiner Scheune aufge
funden worden, ist sein Stiefsohn Dän
ner, der mit feinem Stiefvater stets a»s
gespanntem Fuße lebte, verhaftet wor
den. Wegen körperlicher Mißhand
lung eines ihm anvertrauten Schulkin
des ist der Lehrer Ehr. Fenner in Lan
genstein zu 50 M. Geldstrafe bezw. 10
Tagen Gefängniß verurtheilt worden.
Der Bürgermeister N. in Strüth ist
zu 0 Monaten Gefängniß verurtheilt
und zugleich seines Amies als Bürger
Meister enthoben worden, weil er in sei
ner früheren Eigenschaft als
Unterschlagungen sich schuldig gemacht
hat. Buchhändler Adolf Messing in
Wiesbaden, feit Kurzem Mitinhaber
, einer der angesehensten Buchhandlungen,
ist unter dem Verdacht, während der
letzten Jahre seinem ehemaligen Prin
, zipal allmälig 20,000 M. unterschlagen
, zu haben, verhaftet worden.
Königreich Sachsen.
Der frühere Agent Ahlrich in Grim
' ma ist wegen Hupothekenschwindeleien
' zu Jahr Gefängniß und 5 Jahren
Ehrenrechtsvrrlust verurtheilt worden.
—Einen Mordversuch verübte der Pens.
' Briefträger Anton Herfchel in Hohen
' stein, angeblich in einem Anfall von
an der BriefträgerS
ehefrau Minna Unger, deren Ehemann
zur Zeit zu einer zehntägigen militäri
schen Uebung eingezogen ist. Er über
fiel dieselbe in ihrer Wohnung und
fügte ihr durch Beilhiebe lebenSgefähr
liche Verletzungen zu. H, wurde dem
Landgericht Zwickau überliefert. Die
Protektion über die im Januar 1802 in
Leipzig stattfindende internationale
Ausstellung für das Rothe Kreuz, Ar
meebedarf, Hygiene, Vollsernährung
und Kochkunst, hat die Königin über
nommen, Die Ausstellung bezweckt zu
zeigen, in welcher besseren Weise die
Truppen sowohl im Kriege wie im
' Frieden verpflegt werden können. Der
! Dienst in den Eolonialgebieten wird be
sondere Berücksichtigung finden. Die
! freiwillige Feuerwehr in Meißen wird
Mitte Jnli ihr SOjährigeS Jubiläum
»ls erste freiwillige Feuerwehr Deutsch
lands begehe». Der unlängst verstor
bene Stadtrath Lichtenberger in Oede
ran hat letztwillig bestimmt, daß sein
vermögen an Grundbesitz und Kapita
lien zusammen etwa 30,000 M.
nach dem Ableben der Nutznießerin der
Stadt Oedcrau für Armenzwecke zu
lällt.
Thüringische Staaten.
Die G?fammtzahl der in den thürin
gischen Staate» in gewerblichen Betrie
ben beschäftigten Franen betrug Mitte
August 1800 nach den amtlichen Erhe
bungen 5300; von dieser Zahl fielen
auf Reuß ä. L. und j. L. allein 3387.
Die Zahl der Auswanderer betrug
im Jahre 1800 in Sachsen-Weimar
2KS, Meiningen 23», Coburg Gotha
200, Scl>warzburg Sondershausen 116,
Altenbnrg 110, Schwarzburg-Rudol
stadt 93, Renß j. L. 202 und Reuß ä.
L. 52. Der Redakteur der „Eife
nacher Tagespost". Kühner, ist zn VO
M, Geldstrafe verurtheilt worden, weil
ir sich in seinem Blatte der Ausdrücke
„Gesindelgelichter" und „Kartellgelich
ter" bedient hatte. Der flüchtige
Colporteur Ernst Rod. Winkler von
Gößnitz wird wegen Unterschlagung
steckbrieflich verfolgt. Die Bevölke
rungszahl deS Fürstenthums Rudol
stadt beträgt nach der jüngsten Volks
zählung 85,838, was einer Vermehrung
von 2002 innerhalb der letzten fünf
Zahre entspricht, Die goldene Hoch
icit feierten die Eheleute Bromme-
Kosma, Kohlbach - Neusitz, Krenchen-
Oldisleben und Oertel-Serba.
He s s en- D a r in st ad t.
-f- In Darinstadt der Oberst Cere
tionienmeister Lespold v. Werner.
Zn Dudenhofen i. Rodgan erhängten
sich die sechzehnjährige Tochter des
Landwirths ZNahr XII, und der ledige
Landwirth Petzinger.— 112 In Eber
stadt der frühere Bürgermeister G.
Müller, —'s In Mainz Domdechant
Dr. Heinrich, Verfasser zahlreicher her
«orrageiider theologischer Werke.
Königreich Bayern.
In einem Anfall von Geistesstörung
jat in Dachau die Ziininermaniisfran
Hranz. Glas sämmtliche Bett- und Klei
dungsstücke zerschnitten, ihren 4jährigen
Stiefsohn aufgehängt und sich dann mit
-mein Rasirmcsser an Armen und Füßen
!twa 20 Schnittwunden beigebracht.
!lus Anlag der Prinz Regenten-Feier
ieschlossen die städtischen Eollegien in
Beggendorf, eine Lokalstistung von
>O,OOO M. mit dem Namen: „Prinz
Suitpold-Stiftung zur Gewährung von
Msdarlehen bei »»verschuldeten Un
glücksfällen" zu gründen. 112 Ein
lipostel der letzten Fußwaschnng, der
chemalige Rothgerbcrmeister Jgnaz
Lchwenninger in Ingolstadt. Die
Leiche des im Dezember verunglückten
iädtischen Försters Psamitsch in Kissin
gen wnrde dieser Tage in der Saale ge
unden. Während einer Sitzung des
SandgerichtS in i,'andshut crjftiss der
chon 20 Mal vorbestrafte, falscher Be
«Huldigung angeklagte Bader Maier
>on Niederaichbach einen auf denl Ge
nchtstifche als <lt>>il»i liegenden
sievolver und schoß mit dem AuSruse:
.jetzt wollen wir sehen, ob's ein blinder
»der scharser Schuß auf den Staats
inwalt Wunderer. Der Gerichtshof
oerhängte über den Uebellhäter eine
dreitägige Haststrafe, die Verhandlung
vnrde alsdann fortgesetzt und Maier zu
> Monaten Gefängniß verurtheilt,
Zin Orte Dispeck hat der Schreiner
Scherzer seinen Sohn, init dem er in
Zeindschast lebte, durch einen Beilhieb
tödtlich verletzt und sich dann erschossen.
112 in Nürnberg Rechtsanwalt Hart
„ann. Am FastnachtSdienstag wurde
>n Schnaitsee ein imposanter Maskenzug
»bgehalten, darstellend einen HochzeitS
jilg deZ Fürsten „Comorosoros" ans
llamernn. Der Kaufmann August
Eisenheimer in Schweinsurt ist unter
Hinterlassung beträchtlicher Schulden,
vie verlautet 114,00(1 M>, von hier
»erschwunden. Er soll sich mit seiner
Zrau nach Amerika begeben haben.
interessante Faschings-Aufsührunz
and am Fastnacht-Montag in Wasser
dnrg statt, nämlich die Ansführnilg deS
iistorischen Schauspieles „Die Weiber
Irene von WeinSberg", ausgesührt non
töO Personen. Beim Fastnachts-
NaSkenznge der Bewohner der Semmel
straße und des Grombühl (Würzburg)
onrdcn mehrere Personen verletzt, eine
tberfahren. Ein junger Arbeiter, Na
uens Weiland aus Höchberg, blieb so
fort todt, vier Personen wurden, zwei
»avon schwer verletzt, ln'S Julius-
Lpital überführt.
Königreich Württemberg.
DaS Anwesen des nach Amerika ent
flohenen Cigarrenfabrikanten Karl
Trunz in Ehingen ging im Concnrs
«erfahren um die Snmme von 16,000
N. in die Hände des Werkmeisters
Klaiß von hier über. Eine erweiterte
Zndustrieschule wurde in Langenargen
iröffnet für Mädchen, welche der Bolls -
chule entwachsen sind. —Bon Bertretern
der Gemeinden Bernloch, Eglingen,
Neidelstetten, Oberstetten und Oeden
oaldstetten wurde in Oedenwaldstetten
beschlossen, die fünf Gemeinden behufs
Wasserversorgung z« der oberen Mün- d
singer Lauterthalgruppe zu vereinigen, fi
Das Wasser soll in einer auSgiebigeu
Ouelle bei Wasserstetten gefaßt werden. ?.
die Triebkraft liefert die vorbelfließcnde b
Lauter. Die Seifensieder Adis'schen s>
Eheleute in Rottenburg. welche wegen
Verdachts der Brandstiftung bei dem
Brandmiglück Anfangs Januar verhaf
tet wurden, sind der Hast entlassen t:
worden.
Großherzogthum Baden.
Ans Nothwehr erstach >n Gcrchsheiw j
der Sohn des Gcmeinderath Gerner
einen jungen Burschen, Naniens Mi- l
chael Berberich, G. wurde mit seine, S
Frau, welch' letztere sich in gesegnete» i!
Umständen befindet, bei nächtliche, g
Heimkehr von dem Brüderpaar Berbe s
rich bis an daS Haus versolgt. Hie,
griff der Verfolgte zum Messer und er
stach seinen Angreifer. Den Glanz
punkt des Fastnacht-MaSkenzugeS in «
Konstanz bildete der MaSkenzug de, i
„Elephantenaktiengesellichast", dem ein, e
historische Idee zu Grunde lag, nämlich >
die Entwickelung des Schützenwesens.
Die Armaturen wie die Kostüme, so- t
Wohl der Borreiter, Zngsührer, Krie-
ger, Herolde, wie der Schützen Ware» I
prachtvoll, ja theilweiie sehr kostbar, -
Prächtig war auch der Prunkwagen de, >
„Constantia", sowie der des Prinzen >
Karneval und seiner Hofnarren. De, I
Fremdenzuzug ivar ungeheuer. De, l
Unterricht in der Kinderfchnle in Lör-
räch mußte ausgesetzt werden: von 13! t ;
Kindern find 100 an den Masern er> >
krankt. Während der letzten zwel <
Tage wnrdni beim Amtsgericht in >
Mannheim nicht weniger als süns Kon >
kurse angemeldet und eröffnet. Die ir >
Gant Gerathene» fi»d! Wirth Jear
Tiemann, zuletzt Pächter des Gastha» !
seS „Zur Goldenen GanS", Kausmanr !
Mar Kohler, Wirth Friedrich Angusl
Hofsart, Modistin Max Joses Kauf
mann Wwe, und Jakob Schönberger l
in Firma I. Schönberger, Möbelhand
luiig. Mehrere betrügerische Pferde
Händler wurden in Offenburg gefäiiglick
eingeliefert, darunter die Händler Dur
lacher, Kassewitz und Ackermann vor
Schmieheim. Jsenmann vvu Oberlieck
nnd Hammel von hier. Die Ehesra,
deS Peler Kritzler von Waldenhanse«
wurde in das Amtsgericht Werthen»
abgeliefert, wM angeschuldigt, den drei
fachen Brand in Waldenhausen angeleg!
zn haben. Sie ist der That, deren Mo
tiv Rachsucht ist. geständig. I«
Karlsruhe hat sich der Zahntechnike,
Joh, Jakob Schmidt von Heidelberg
ans Nahrungssorzen erschossen; au
gleiche Weise hat in Markirch i, E. de,
Reisende Leop. Weill ans Freiburg sei
nem Leben ein Cnde gemacht; be
Oftersheim hat sich ein Soldat de,
Mannheimer Garnison, ein Elsässe,
Namens Nonland, erschossen.
AnS der Rheinpsalz.
Die bekannte Thiery'sche Millionen
erbschastsgeschichtc geht jetzt wieder durck
die psälzijche Presse, nachdem unlängf
ein Herr Königsseld ans 51'öln in Wei
desheim einen Vortrag gehalten nnd z,
regem Aneinanderschließen der Erb
berechtigten ansgesordert hat, Dei
sranzösische und der deutsche Slamn
wollen jetzt gemeinsam vorgehen.—Eini
Volks-Bade nnd Schwimm-Anstalt if,
in Dürkheim errichtet worden. Du
goldene Hochzeit feierte der Rentie,
Jfaac Lehmann in Gommersheim nnt
feine Gemahlin, die Eltern des israel
Synagogenvorstandes Simon Lehmann
's In Grethen der frühere Bürger
meister H. Diehl. —12 Sonntagsschülei
von Kirr Weiler mnßten dieser Tage ii
das Gefängniß nach Edenkoben mar
fchiren zur Berbüßung von eintägi-zei
Haftstrafen, die wegen unerlaubtei
WirthShausbesuches aegen sie verhäng
worden waren.—ln Leimen wnrde An
ton Matheis an Stelle des verstorbene,
Boldorf zum Bürgermeister
Erhängt haben sich: in Dürkheim, kür
perlicher Leiden wegen, der Mnsikei
Böckler. in Winzingen der BauerSnianr
Joh. Barth. Die Wittwe
.Histing wurde von einen« umstürzender
Baumstamm erschlagen.
! Elsaß-Lothringen.
Die iu Mittelhauseu in hohem Altei
l verstorbene Wittwe Karoline Hesse hal
den größten Theil ihres Vermögen-:
(etwa 200,000 M.) der protestantische«
l Reuhofanstalt in Straßburg letztwilliz
vermacht. Als Festsaal sür das wäh
rend der Psingstseiertage in Straßbnr«
abzuhaltende reichSländische Sängersesl
! soll der Saal der großen Reitschule ir
l der Rikolanskaserne benutzt werden.
An der Spitze des Festcomites steht de,
> Bürgermeister Back.—Wegen Urkun
i denfälfchung ist der Ackerer Michael
' Jacobi aus Oberfulzbach verhaftet wor
, de». Die stattgehabte Untersuchung
c des Leichnams der Wittwe Bohrer auZ
' Niedermüsbach hat den Verdacht dei
GistSmordeS dnrch die in Pfirt inhaf.
l tirten Eheleute Behne bestätigt. Letzter,
hatten sich angeblich in den Besitz dei
' Vermögens der Ermordeten, ihre Base,
setzen wollen. Zur Unterstützung de,
> durch Hagelschlag beschädigten Einwoh
ner der Gemeinden .Brückensweiler,
- Obertraubach, Falkweiler, Rüst, Sie
> Weiler, Schönburg. Lützelstein nnd
! Petersbach hat der landwirthsch. Hilfs
fond 8000 Mark bewilligt. Den Tot
- durch Erschießen gaben sich in Straß
i bürg der Infanterist Allgäuer und ir
Wilferdingen der dem Trünke ergeben,
Vsjährige Tagner Heinr. Keller; vo»
einem Cisenbahnziige ließ sich der Einw,
Mortz in Barr Übersahren und tödten;
in Straßbnrg ertränkte sich der Arbei
l ter Arbogast.
, Braun schweig. Anhalt.
Lippe. Waldeck,
r Wegen Pflege socialdemokratischer
, Tendenzen ist der Kriegerverein in Lut
te, polizeilich aufgelöst worden. Di«
, Stadtverordneten in Bernbnrg wählte»
. den Stadtverordneten Weise zum Stadt
oerordnetenoorsteher und verwilligte»
, IL,OOO Mark zum Bau einer Schiff
S brücke über die Saale. Behufs Grün-
diing einer Genossenschostsmolkcrei hat
sich in den Orten Zuchau und Dornbock 5
ein Conjonium gebildet, Wegen t
Meineids ist die Renlnerin L. Griese- j
bach in Bückeburg zu süns Monaten Ge- z
fängaiß verurtheilt worden. >
Mecklenburg. j'
. >
Gegen den Redacteur Vrillwitz in
Schwerin ist vom Landgericht das Stras i
versahre» wegen Majestätsbeleidignng, j
begangen dnrch einen Artikel im „Meck j
lenburger", eingeleitet worden.— s Der
Hausvater des Augusteustists, Christian >
Coursaw, iu Schwerin. —'s In Stauen- -
Hagen der Thierarzt Krogmann. In, i
Mühlengetriebe kam der Müller Witte j
in Sternberg um's Leben; durch un- <
glücklichen Sturz endete der Häuslers >
söhn Heinrich Bcnkhin in Zarrentin.
Freie Städte.
Hamburg : Großes Aussehen er- j
regt die Verhaftung der Frau des
QuartieruiaiineS v. Ellern wegen un
erhörter Mißhandlung ihrer sechzehn-
jährigen ehelichen Tochter Sophie,
die sie mit glühendem Eisen aus
den nackten Körper, nachdem sie mit!
Stricken sestgcbuiiden war. gezüchtigt ,
hat, so daß der ganze Körper mit ,
Brandwunden bedeckt war. Die Toch
ter wnrde in schwer verletztem Zustand
in'S urhans gebracht. Wegen ver
schiedener Schwindeleien wird der srü
here Millionär und Diamantcnhandler
August Rippert, welcher sich in letzter
Zeit in Kapstadt.ausgehalten hat, von
hier ans steckbrieflich verfolgt. Die
Stadt Bremen nnd die Provinz Han
nover habe» je 10,000, die großherzog
lich oldenburgische Regierung 7000 M.
als Preise sür die demnächst in Bremen
stattfinknde landwirthschastliche Aus
stellung bewilligt. Die Wittwe eines
tt anfniann-Z in Bremen hat der Verwal
tung der Handelsansstellttng das Ge
schenk von 50,000 M. zur Herstellung
eines definitiven Handelsninseums über
leben. 1° In Bremen der bekannte
Musiker August Müller (Steinthor).—
Die Gesammtbevölkerung des lübecki
sche» Freistaats beträgt »ach der letzten
Volkszählung 7'i,45» Personen, davon
entfallen auf Stadt und Vorstädte 03,-
55«!, auf das Städtchen Travemünde
177!» und auf die Landbezirke 11,124.
Schweiz.
-f- Nationalrath Jacob Hanser, Be
sitzer des berühmten GnrnigelbadeS, in
Bern. Die Ver. Staaten von Nord-
Amerika habe» in Aaran eine Consular
Agentur errichtet und zum Consnlar-
Agenten Remigius Sauerländer er
nannt.—An Lichtmeß (2. Febr.)wurde
mit dem Ban des Aarekanals bei Brugg
begonnen und das Ereigniß durch Schüsse
zu Stadt und Land angezeigt.-- Die Er
ben der Gräfin Civry fanden im Archiv
deS Grasen Snssex in Kensington ein
landesherrliches Patent, worin der Hn
zog »arl von Brannschweig die Tochter
der Lady v. Colville, spätere Gräfin
Civry, als seine eigene Tochter ancr
kennt. Damit tritt der Proceß, den die
Gräfin Civry wegen der Millioncnerb
schaft ihres Vaters, des Herzogs Karl
von Braunschweig, gegen die Stadt Gens
führt, in eiu neues Stadium. -s- In
Arosa Dr. Borchel, Besitzer des Sana
toriums „Berghils"; in Lenz Domherr
und Dekan Capeder, Senior der Diöcese.
Die Einwohnergemeinde von Lnzern
beschloß einstimmig die Unentgeltlichkeit
der Lehrmittel an sämmtlichen städti
schen Schulen, und die Gründung einer
Alters und Jnvaliditätskasse für die
städtische Lehrerschaft. In Ehaux de
sonds hat der au>? Württemberg gebür
tige Schuster Johannes Göckler seine
50jährige Fran, Mutter von 10 Kin
dern, nachdem er ihr eine Flasche an den
Kopf geworfen, mit einem Hammer
todtgefchlagcn. i In Wollcran Fa
brikant Tobias Frev. Er war dn,
Schöpfer der lnonstriellen Ctablisse
mentes in Schindellegi und Wollcran,
In Bellinzona wurde die Eröffnung der
elektrischen Beleuchtung mit Eoncert,
Fackelzug und Maskenball im Theater
gefeiert. Eine neue Eisenbahnverbin
dung wird gegenwärtig angestrebt zwi
schen Fraucnseld nnd dem Untersee.
Der Erzichungsrath des Kantons Uri
hat beschlossen, daß in allen Schulen
des Kantons eine Sammlung zn Gn»
stell des nenen Tell-Denkmals veran
haltet werde.
Ans Kopenhagen Niel
.>et man vom 12. Februar: Gestern
und heute fanden zwei Selbstmorde
hier statt. Ein Detectiv verhaftete aus
Grund eines Steckbriefes einen fein an
gezogenen Herrn im Circus Variete.
Während der Verhaftete zum Polizei
geöäude transportirt wurde, auf einer
der belebtesten Straßen, zog der Ver
hastete einen Revolver heraus nnd ver
wundete sich am Kops, Wie die Polizei
mittheilt, handelt es sich in dem vorlie
genden Falle »in den gerichtlich verfolg
ten Bnchhalter Otto Funck, der wegen
einer großen Unterschlagung aus
Deutschland geflüchtet. Im elegan
testen Hotel Kopenhagens, dem Hotel
d'Angleterre, fand man heute Morgen
einen jungen Mann todt im Bette, mil
zwei Schußwunden in Kopf und Brust.
Der Selbstmörder soll ein Ausländer
l sein, der unter dem Namen Lord Dicks
hier sich aufhielt. Er sprach aber nur
gebrochen englisch. Sein wirklicher
Naine ist unbekannt.
> Ans Christiania wird
i der „Boss. Ztg." gemeldet: Das
i Storthing bewilligte im vergangenen
, Jahre zu einer Nordpol Expedition
: unter Tr, Nansens Leitung 200,000
Kronen mit der Bedingung, daß die
mangelnden 100,000 Kronen aus pri
vatem Wege beschafft würden. Die
Summe ist in den letzten Tagen zusam
mengebracht, König Oskar hat allein
l 20,000 Kronen zugesichert. Dr. Nansen
- ist mit der Ausarbeitung der Pläne zn
> seinem eigenthümlichen ExpeditionS
> schiffe beschäftigt. Aus den verschiede
' nen Erdlheilen lausen Anmeldungen
> zur Theilnahme ein; wahrscheinlich
aber werde» nur Norweger zuge
- lassen.
—ln Berlin hat am IS.
Febr. der Generallieutenant z. D. Ernst
v. Braun, geboren in Koblenz, seinem
Leben ein Ende gemacht, Kränklichkeit
zwang ihn, im Frühjahre 1878 nach
45jähriger Dienstzeit seinen Abschied, -
nachzusuchen. Kaiser Wilhelm I. ge-!
nchmigte das Pensionsgesnch nur un-
gern nnd zeichnete den Generallieute- -
nant dadurch besonders aus, daß er ihm
den persönlichen Adel verlieh. Von >
jener Zeit an lebte Herr von Braun in
stiller Zurückgezogenheit als Privätier,
treu gepflegt von einer älteren Dame,
Frau Wittwe Pf., welche ihm seit seiner .
Pcnsionirung die Wirthschaft führte. ,
Unter der Pflege der Frau Pf. erlangte ?
Herr v. B. im Lause der Jahre seine
körperliche Frische wieder, während da
gegen seine Nervosität weniger nachzu- ,
lasse» schien. Am bezeichneten Tage
hörte Fran Pf. einen lanten Knall in ,
der Wohnung; erschreckt eilte sie nach :
dem Schlaszimmer des allen Herrn.
Zu ihrem Entsetzen fand sie hier Herr ,
v. B. vor dem Schreibtisch auf einem ,
Stuhle, in den letzte» Zügen vor. In ,
der Meinung, daß der alte Herr von
einer Ohnmacht befallen sei oder einen
nenen Schlagansall erlitten habe.
versuchte sie, den Stöhnenden aus-
»»richten, wobei sie erst bemerkte, daß
ihr ein Strom warmen Blutes über
die Hand floß. Mit einem letzten
Röcheln fank jetzt der zu Tode Getroffene
zu Bode»: ein Schuß in die rechle
Schläfe halte feinem Lebe» ein Ziel ge
setzt, Ein ans der Nachbarschaft her
beigeholter Arzt vermochte nur noch den
bereits eingetretenen Tod des Herrn
v. B. zu koiistatiren. Die Schußwaffe,
auS welcher der Lebensmüde die todt
bringende Kugel aus sich abgefeuert
hatte, war ihm entfallen nnd von der
niedergesunkenen Leiche bedeckt worden,
so daß man sie zunächst nicht vorfinden
konnte. Auf dem Schreibtisch stand der
Rasirspiegel des Herrn v. 8., vor dem
er im letzten Augenblick die Richtung
deS Laufes der Waffe kontrolirt haben
dürste. Ferner fanden sich auf dem
Schreibtisch vor der Testainents-Nieder
legnngSscheiii, eine Police, eine Quit
tung über die Gebühren für die in
Gotha zu bewirkende Leichenverbren
nung, mehrere andere Papiere nnd ein
offener Zettel in welchem er von de»
Seinen Abschied nimmt und sie wegen
des Selbstmordes um Verzeihung bittet.
Er habe sich, so heißt es darin, selbst
entleibe» müssen, weil Trübsinn und
Hypochondrie ihm jedeLebenssrende be
noinmen, körperlich sühle er sich frisch
nnd gesund; ohne Prunk möge man
seine Leichenrestc in Gotha zur Ruhe
bestatte».
Aus Linia wird der Pol.
Korrespondenz berichtet: Bei Gelegen
heit eines Nekrologes ans den kürzlich
dort verstorbene» ForscherProsessorAi -
tonio Raimondi gedenkt die hiesige
iiuti»»i»l" auch eines Mi,-
gliedes der österreichischen Novara-
Expedition, des Dr. K. von Scherzer in
der ehrenvollsten Weise, welcher mit dem
greisen Gelehrten in Peru in intimere»
Beziehungen stand, und welcher, ohne
daß die dortige Bevölkermig eine Ah
nung davon hat, hauptsächlich zur Be
reicherung der Coeapslanzer von Peru
und Bolivien beigetragen hat. Dr. v.
Scherzer lernte nämlich während seiner
Reisen in jenen Ländern die »lannig
l fache», ans Wunderbare grenzenden
Wirlunge» der Cocablättcr kennen und
brachte mit vieler Mühe und große»
Opfer» einen Quintal der Blätter in
hermetisch verschlossenen Blechgesäßen
nach Europa, um deren chemische Ana
lyse im Laboratorium des ihm befreun
deten GeheiinrathS Prozessor Möhler in
! Güttingen zn veranlassen. Die Assi
stenten Wöhler's, die Herren Lojsin und
Niemann, entdeckten «»>, zwei völlig
! neue daS Cocqin ,i»d Hvgrt»,
ton welche» nanienilich das erstere durch
seine anästhetischc Wirkung dermalen
eine so wichtige Rolle in der Medizin
, und speziell in der Chirurgie und Au
- gcnhcilkiiilde spielt und noch z» einer
! größere» Bede»tn»g berufen erscheint,
„Dr. Scherzer," fügt der Nekrolog hin-
zu, „wäre heule ein Millionär, hätte e,
i das Cocain als Monopol auszubeuten
1 unternommen, aber er begnügte sich mil
dem Guten, daS er der Menschheit durch
die von ihm zuerst veranlaßte streng
wissenschaftliche Untersuchung der Coca
erwieien, ohne sich weiter um die mate
riellen Vortheile zu kümmern, welch,
> dieses neue Arcanum ihm eingebracht
- habe» würde, wenn er damit wenige,
> useigennützig Versahren wäre".
Ein betrübender Unfall,
schreibt die Salzburger Zeitung, ereig
nete sich in Salzburg vor einigen Ta
gen, Ein Herr präsentirte einen, der
Aristokratie angehörigen Freunde eine
Cigarre, ohne zu wissen, daß dieselbe
eine sogenannte Raketen-Cigarre sei.
Der Empfänger drehte dieselbe, nach-
dem er die Spitze abgeschnitten, wäh-
rend deS Gespräches in der Hand nnd
steckte sodann das verkehrte Ende in
den Mund, plötzlich explodirte die Ci>
garre, docki in Folge der verkehrten
2 Stellung ii ht nach außen, sondern i»
die Mundhöhle, wodurch dem Raucher
die Zunge cn'zweigerissen worden sei»
. soll. Thatsache »st, daß der Beklagens-
werthe schwer erkrankt im St. Johann-
Spital liegt.
Die Ausführung des in
> Hanau zu errichtenden Grimm Denk
- mals ist in der letzten Sitzung des
1 großen Grimm - Ausschusses nunmehr
> endgiltig Professor Eberle in München
> für den Preis von 80,000 Mark über
? tragen worden. Als Standort für das
- Denkmal ist der Marktplatz bestimmt,
e Das Denkmal mit dem Sockel wird ein«
- Höhe von ungefähr 7 Meter erreichen.
» Der Sockel wird auS schwedischem Sye
» nit hergestellt, auf dem sich in Bronce
» guß die beiden Figuren der Brüder
- Grimm erheben. Für den Fall, daß
- der Fond inzwischen durch weitere Bei
» träge auf etwa 95,000 Mark anwächst,
h soll der Sockel entfprecheud verliert wer
- den. Die Fertigstellung beansprucht 3j
Jahre.
7
«er verrat», einer Vtauchett«.
Einer der hervorragendste» Finan
ziers von New ?)ork, der zu den R öni.
gen der „Wall Street" (Siraßse der
Millionäre und Börsensürsten) gehört,
erzählte kürzlich seinen Freunden bei
Tisch folgende Geschichte:
„Poriges Jahr fpekulirte ich stark
in Lakejhore Aktien und hoffte, einen
erklecklichen Gewinn dabei zu erzielen,
mußte jedoch die Entdeckung machen,
daß irgend ein verborgener Einfluß an
der Börfe mir entgegenwi kte und man
chen meiner besten Coups vereitelte.
Lald merkte ich, daß Jemand Kennt,
niß von meinen Plänen haben mußte."
„Viell.i ht spielte Ihr Makler den
Verräther?"
„Durchaus nicht, ich verwende stet»
»in halbes Dutzend Makler, gebe den
selben jedoch immer direkt und erst kurz
oor Börscuanfang meine Ordres. Eine?
TageS ging mir die Angelegenheit ganz
besonders im Kops herum; ich trat, an
?in Fenster meines Wohnzimmers, und
»rückte die Stiru gegen die Scheiben,
indem-ich anfangs halb unbewußt inS
Alane starrte. Da sah ich eine elegante
Fquipage vorüberfahren, die an der
nächsten Straßenecke hielt; eine Dame
in elegantester Toilette mit einen, sehr
»rmlich gekleideten Mädchen saßen da
rin. Letzteres stieg aus, klingelte an
»er Thür meines Hauses und trat ein.
zch schellte meinem Diener und frug,
ver soeben gekommen sei?
„Die Tochter der Waschsrau, um die
Wäsche zu holen."
„So? Kommt sie jedesmal zu Wa»
Zt"-"'
„Nein," entgegnete der Bediente, mich
irstaunt anblickend; „ihre Mutter ist
eine ganz arme Frau,"
„In demselben Augenblick snhr mein
iigener Wage» vor, und als ich an je
ner, noch immer an derselben Stelle
ballenden Eauipage vorüberiuhr, sah
>ch zu meinem höchsten Befremden, wie
die reichgekleidete Dame in dem Korb
mit der schmutzigen Wäsche wühlte und
vieselbe eifrig durchsuchte; während das
Mädchen ihr gegenüber ruhig dasaß
und der Wagen weiterfuhr.
Meine Neugierde war rege gewor
den : ich befahl meinem Kutscher, jener
Tquipage iu gemessener Entfernung zu
folgen. Kurz daraus hielt dieselbe vor
einem Prachtgebäude der 21. Straße;
das Mädchen stieg aus und trug den
Waschekorb hinein, dann suhr der Wa
gen weiter und hielt endlich in der
„Wall Street" vor dem Comptoir eines
Maklers, und die Dame verließ ihn,
um mit einem kleinen weißen Bündel,
worin ich meine sämmtlichen beschmutz
ten Manschetten erkannte, hineinzuge
hen."
„Wie. Ihre Manschetten?" ertönte
:s aus dem Kreise der erstaunten Zu
hörer.
„Ja wohl, meine Manschstten, und
linn war mir auch die ganze Sache
völlig klar. Sie wissen ja wohl, wir
Aeschästsleute können es nicht lassen,
immer »nd überall an unsere Angele
genheiten zu denken, zu rechneu, zn
jpekuliren. Saß ich nun Abends bei
Tisch oder auch im Theater, so nahm
ich gewöhnlich die Bleiseder zur Hand
und kritzelte (damit Niemand meine
Beschäftigung gewahr würde) mein«
Notizen und Berechnungen sür den
nächsten Tag auf meine Manchetten,
die ich dann früh zu Rathe zog, bevor
ich mich auf die Börse begab. Mein«
Wäscherin, die ein geriebenes Weib
sein muß, hatte dies ausfindig gemacht;
sie trug die Manchetten zu einen»
> Makler, der meine Hieroglyphen ent
räthselte; und so hattm t>i'e beiden
Kompagnon mir ein Jahr laM Min
> Sviel ja oft gaiH verdor-'
ben, dhni daß ich es bemerkte. In
> kaun, acht Monatez? hatte die schlau«
l Waschsrau ihre 600,000 KollgrS
1 ivorben und wusch meine Wä,ch«
in einem Hause, das ihr eben
falls gehörte nnd ein .wahrer
Palast war. Außerdem hielt sie sich
Equipage und Toiletten und Diamanten
!vie eine vornehme Lady. Nur meinen
Leuten gegenüber spielte sie noch immer
die arme Wäscherin."
! „Nun, seitdem schrieben, Sie wohl
> keine Notizen mehr aus die Manschet
ten?" frugen lachend die übrigen Her
ren.
„O doch, aber nur noch kurze Zeit."
' erwiderte mit einem eigenthümlichen
Lächeln der Finanzmann, indem er in
sein Weinglas blickte und den Duft des
Setränkes einsog. „Ich. behielt meine
Gewohnheit bei; aber ich weiß nicht,
nie eS kam, meine Waschfrau hatte
lein Glück mehr mit ihren Börsen-
speknlationen, der Bankkonto war bald
darauf erschöpft, und ich hatte eine
Hypothek auf ihr HauS. Seltsam, nicht
wahr?"
„Vielleicht waren die Notizen aus den
Manschetten jetzt nicht mehr so zuverläs
sig wie füher?"
' „Getroffen! Die Zahlen waren da
gleich ehedem; aber um sie richtig zu ver
' itehen, bedurfte man eines sogenannten
! .Schlüssels", nnd dieser befand sich nicht
' ,nf der Manschette, sondern in meinem
' Kops!"
» «
Zerstört.
, Wie am Seidenkleid ein Fleck
Ist am Frauenruf ein Zweifel:
Bringt man diesen auch gleich weg,
Dennoch ist der Glanz zum Teusel.
,
Motivirung. Pfälzer (bei»
2 Volksfeste zu einem aiiwefenden Frem
den): „Na, wie gefällt'S Ihne bei
- ms?« Fremder: „Es würde mir
' >ehr gut gefallen wenn die Leute nur
" nicht gar so laut wären!" Psälzer
' (nachdem er den Fremden einige Augen
? blicke geringschätzig angesehen): „So,
i das könne Se also nit vertrage, daß mer
' e bische kreische? Trinke Sie cmok vier
> Schoppe Deidesheim» nachher woll«
' mer seh'n, ob Sie Ihr Maul halt,
> könne?!"