Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 19, 1891, Page 7, Image 7

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    Deutsche Zt?oealnachrtchten.
Provinz Brandenburg.
Berlin: Wegen Beleidigung de«
Schauspielerin Frl. Elise v. Schabe'.Sli
wurden Dr. Paul Lindau und Theater
direktor Barnay zu SO resp, zu 80 M,
Geldbuße verurtheilt. Gegen den
Rektor Ahlwardt, einen bekannten
Streiter der antisemitischen Partei, Hai
die Staatsanwaltschaft, wie dieselbe der
Schuldeputation amtlich mitgetheilt hat,
das Verfahren wegen Unterschlagung
im Amte eingeleitet. In den Straßen
Berlins waren 9000 Arbeiter uud 1000
Lastwagen mit der Beseitigung der
Echneemassen beschäftigt. Der letzte
größere Schneefall vor Weihnachten hat
der Stadt gegen 160,000 M. gekostet.
Die Zahl der Arbeitslosen in Ber
lin wiirde in einer der Versammlungen
mit 62.00 > angegeben. Unter Hin
terlassung einer Schuldenlast, die aus
ISO,OOO M. geschätzt wird, sind die In
Haber der Firma Hirsch Wöllstein
flüchtig geworden. Die Flüchtlinge,
Jsioor Hir'ch und Moritz Wöllstein, be
trieben im genannten Hanse ein Her
ren Gurderobe Geschäft nnd hatten
außer einer Berliner Filiale noch meh
rere solche in der Provinz, ». a. in
Spremberg, Reichenbach i. V„ Forst i.
L., Werbau und Großenhain i. S.
In Anwesenheit des Kaisers seierte das
in Brandenburg garnisouireude bran
dend. Jns.-Regi. Nr. 35 sein >sjäbri
geö Jubiläum. Außerordentlich unter
der Nälte zu leiden hat das Wild im
Grunewald. Hirsche und Rehe kom
men täglich iu Rudel» bis dicht au den
Bahnhos Grunewald heran; an ver
schiedenen Stellen deS Forstes wurden
todte juuge Rehe gefunden, aus den
Feldern «nd Wiesen liegen zahlreich«
todte Hasen. In der ca. 240 Ein
wohner zäblenden Gemeinde Jsterbies,
ist im Jahre 1860 leine einzige Person
gestorben; dies ist, soweit die kirchlichen
Nachrichten ausweisen, seit 139 Jahre»
hierselbst nicht vorgekommen.
Provinz Ostpreußen.
In einem Alter von 105 Jahren
starb in ttinrschcn der älteste Insasse
des KreiseS Pillkallen Anton v. Wasse
lowski. Derselbe, einst ein reichbegü
teiter polniicher Edelmann nnd Jnsur-
batte, nachdem er sich
durch die Flucht aus seinem Vaterland«
gerettet, hier ein Unterkommen gesun
de» und schließlich, der Arninth und dem
bittersten Elend preisgegeben, in dei
Stellung als Hirte seinen LebenSlans
beschlossen. Ein Anhänger dcr Viel
weiberei, der Photograph Blttnienield
in Rastenbnig. der, obwohl er eine Frav
mit 3 Hindern in Rnßland, >» Wien
eine andere mit 6 Kinder» besitzt, sich
tbete, wurde wegen Bigamie zu 8 Mo
»atcn Gesängniß verurtheilt.
Provinz Westprenßen.
Während dcr letzten dre> Jahre sind
ans dem Bezirk Marienwerder 22,00 il
welches ilnläiigst das ganze Joieph'sch«
Etablissement in FriedrichSmühlc zer
stört wurde, angelegt zu haben. Ein
LN, Gilwe WohiibciiiS und Stall deZ
Joseph'icke Anwescn und die Zützcr'sch«
Brennerei, in StnhmS'vors die Nen
mann'sche Gastwirthschait nnd in T lwrn
die Gründer'sche Wagenbananstalt
(Schaden 25,000 M.).
der Fischer Albert Heitel aus Prilter
welcher s. Zt. seinen Schwiegervater,
den Eigentlmmer Carl Bischos dortselbst
in einem Boote erschlagen und in s
Wasser gestürzt hatte, zum Tode ver
urtheilt. 112 Der Vorsitzende des Be
zirksausschusses. Verwaltnngsgerichts-
Director Westphal in Stettin. Das
Amtsgericht in Greisenberg bat gegen
die in Preußen »nconcessionirle» Aus
wanderungsagente» Jose dos SanloS-
Lissabon. Johannes Schulze, F. vav
Vareubergh- »nd M. Morawetz-Ant
werpen, Haftbefehle erlassen. Diesel
ben sind bcschüldigt, Deutsche unter Vor
spiegelung salscher Thatsachen zur Aus
wanderulig nach Brasilien verleitet zu
haben. —CS erhängte» sich: in Greiss
wald der Tischler Bochmann (Ursache:
Familienzwists, in Rügenwalde de,
Töpser Pieper (geistige Zerrüttung in
der Maichimiidaucr Heyden: ans »»
glücklicher Liebe erschoß sich der Ober
kellner Peltz im „Restaurant zur Wein
traube" in Greifswald. Erfroren
wurde» aufgefunden: in der Näbe von
Wepp bei Rnmmelsburg der Schmied
Karl Ribbschull aus Falkenhage». a»>
der Birthler Feldscheide der Händlci
Schnldt auS Franzburg und am
ChansseehauS bei Grimmen dcr 42jähr,
Schmied Fleischhauer aus Stettin.
Provinz Schlesw ig Holstein
Ueber das Vermögen der Firma Na
gel Co. in Schleswig < Maschineii
sabrik > ist der ConcurS eröffnet. Mas
senverwalter ist der Kanfmaiin Ander
sen. In den Orten Uk, Rinkeneis,
Becken, Brunde, Ries, Gaskjär- TodS
büll, Hoftrup, Rohnlarr, Trawitt, El
lum und Onorp ist ans Antrag der
Schuliuteressentev die dänische Sprach«
ausgeschlossen und die deutsche als aller
mge Unterrichtssprache eingeführt wor
den.—Ein Pariser Millionär, geborener
Krempener, hat seiner Vaterstadt 80,
000 M. zur Erbauung eines Kranken
hauses geschenkt.
Provinz Schlesien.
Zur Theilnahme am 11. schlesischen
Musikseste, welches vom 7. bis zum 9.
Juli d. I. in Görlitz abgehalten wird,
haben sich bis jetzt 970 Sänger uni
SSnacrinnm angemeldet, dir sich auj
die Städte, Lauban, Waldenburg,
Hirschberg, Schweidnitz, Glogau, Lieg
nitz, LandcShut, Freiburg, Oppeln,
Grünburg und Jauer vertheilen.
Der Postillon Hai», ans Hohendorf
wurde unter der Beschuldigung ver
hastet, vor Jahr und Tag die Dienst
magd Marie Schauer daselbst im
Schlamme eines Tümpcls erstickt zu
haben. Das Schwurgericht zu Görlitz
verurtheilte den städt. Steuerreceptor
Vogel in Lauban wegen Unterschla
gung von 25,000 Mark Masseugeldern
unter Ausschluß mildernder Umstände
zu sechs Jahren Zuchthaus uud fcchS
Jahren Ebrcnverlust, ferner den Bahn
wärter Wilh. Posselt wegen Sittlich
keitsverbrechcn zu zwei Jahren Gefäng
niß.—Die Gemeinde Nendorf feierte
dieser Tage ein Dvppelsest, und zwar
das 100 jährige Jubiläum der Erbau
ung ihrer Kirche und das 50jährige
Priester-Jubiläum des Lokalisten Els
ner. Mehrerer Bergchen wegen.ist
Bürgermeister Weschke in Sprottau
seiues Amtes enthoben und eine Unter
suchung gegen ihn eingeleitet worden. —
DaS Bezirksgericht in Strehlen hat die
AuSwanderungs Agenten Mayer nnd
Glombik in Petrikau zu einem Jahr Ge
sängniß verurtheilt, weil dieselben Per
fönen unter Vorspiegelung falscher
Thatsachen zur Auswanderung verleitet
haben.
Provinz Sachsen.
-f Der durch die Herausgabe ver
schiedener pädagogischer Bücher, wie
„Leitsadeu zum Recheuunterricht" u. A.,
bekannte Rektor Knabe in Magdeburg.
An Gas, das einem gebrochenen
Leitungsrohr entwichen war, erstickten
in Halle der Roßschlächter G. mit seiner
Frau, seinen zwei Kindern, sowie einem
Verwandten, dem Arbeiter P. Di«
neue Provinzial-Taubstuminen Anstalt
in Osterbnrg wurde dieser Tage feier
lichst eingeweiht. Wegen Meineids
wurden die Landwirthe Huhndorf in
Wallhau'ei und Giebner in Jackeus
thalsinühle verhaftet. In Scehan
sen hat die feierliche Amtseinführung
des neue» Pfarrers Mendelsohu aus
Mansseld stattgefunden. Bei einer
auf der Thcilstrecke MißenselS Nanm
bürg erfolgten Entgleisung eines
Schnellzuges wnrde» 3 Wagen beschä
112 Der Generallieutenant v. Waldnci
in Hannover. Zur Erstellung cinir
„Längcrhallc" ans dem Schcibcnvlatz!
in Äileuburg haben die Mitglieder der
Bürger Kompagnien 14,000 M. zusam
mengeschossen. Für die Rettung de?
schwuchiinnigen Hrinr. Lange vom Tod«
Papenburg eine Geldprämie von 2'> M.
bewilligt. -In Sittensen liegen von 174
Ortsangchörigc» 100 am Typhns dar
milic, bestellend aus Mann, Fran und
Ijähr. Ninde, Nachts au KohleugaS,
das einem im Nebenzimmer der Schlaf
stttbe aiifgcstclltcn Kohlenbecken cnt
strömt war - Anläßlich der Feier ihres
lOOjährigcn Bestehens spendete die
Uslar siir Ariiiciinnlerstütziing 3000 M.
—ES skierlen die goldene Hochzeit die
Eheleute Heuerling Ferd. Dorenkamp
in Schinkel und Vollhöfner Altentheilcr
Kruse iu Wulfsen b. Lüneburg; ihr 50-
jähriges Dienstjubiläum der Stadtschul
inspeetor Blancke in Hannover nnd der
Grenjausseher L. Meyer in Harburg.
N Heinprovinz.
na, Vieleseld, Minden imd Münster
umfaßt, sind im 4. Quart. 1890 nach
Amerika für 6,C l 9,520 M. Waaren ver
sandt worden, gegen 6,934,057 M. in
der entsprechenden Zeit des Vorjahres.
Der verstorbene Rentner Philipp
Greve in Bonn bat in seinem Testa
»icntc die Marienkirchen Gemeinde mit
einer Stiftung von 200,000 M. bedacht.
Die Stadtverordneten in Coblenz
beschlossen, der verewigten Kaiserin Au
-30,000 M. Weitere Mittel sollen in den
Der Redakteur Grimpe der soeialdem.
.freien Presse" in Elberfeld wurde
wegen Gotteslästerung und Befchim
psung der christliche» Kirche, verübt in
mehreren Artikel» seines Blattes zn 2
Mon. Gesängniß verurtheilt, —f- In
Erpel der einzige altkalholische Volks
schullehrer der Monarchie. Der
Stadlkassenrciidant Krämer in Mayen
ist verschwunden. Der durch das
Hochwasser im Kreise Ruhrort angerich
tele Schaden wird aus I! Millionen
Mark augegeben Die Seidenwaarcn-
Fabrik der Firma Gebr. Eolsmnnn in
Langknheim Hai allein an verdorbenen
Waare» einen Schaden von 150,000 M,
erlitte». -Es feierten: die diamanten«
Hochzeit die Eheleute Maudt in Horch.
heim; die goldene die Eheleute Fricdr,
Groß in Düsseldorf, Cornelinsstr. I,
und Bieber in Wesel; sein i>»>ähr.
Dienstjnbiläum der Kassenbote des
Bankhauses I. Wichelhaus in Elber
seld, Karl Aker.
Königreich Sachsen.
Dresden: 112 Der Geh. Justizrath
Tr. Stübel. Hosrath Dr. Schurig, der
bekannte Ohren Specialist, Hosrath Dr.
Carns. Von Hartenstein wird ei»
Ansriis zur Errichtung eines Pau!
Flemming Denkmals veröffentlicht. Das
Denkmal soll in Hartenstein selbst, dem
Orte, an welchem der hervorragend«
Liederdichter 1609 geboren wurde, er
richtet werden. —lm Gegensatze zu
dem Dorse ist das Rittergut »leinz
schocher nicht in den Stadtbezirk Leip
zig einverleibt worden. Dasselbe Hai
eine eigene Gerichtsbarkeit nnd die Be
sitzer sträuben sich, diese Selbstständig
keit aufzugeben.—Der verdiente Austra
lien-. Amerika- und Afrika - Reisend«
Rich. Oberländer, ein Schwiegersohn
des Verlagsbuchhändlers O. Spamer,
ist in der Leipziger Jrrenklini!
durch den Tod erlöst worden.
In Liebertwolkwitz wurde wegen Ma
jestätsbeleidigung dcr Dr. med. Rich.
Rhode zu zwci Monaten Festung verur
theilt. Der unlängst von Mylau nach
Amerika auSgeivanderte 12jährige Knab«
Paul Arno Ritter ist nach jetzt ein
getroffenen Nachrichten infolge See
krankheit auf dem Schiffe gestorben.
Ihrem Leben haben durch Erhängen
ein Ende gemacht: im Schlettauerwalde
ei» anscheinend geistesgestörter junger
Mann, Namens Üihlein aus Chemnitz ;
in Crimmitschau der Tuchmacher Kauf
mann, aus Gram über den Tod seiner
Gattin; in Leipzig die Fran deS wegen
Sittlichkeitsverbrcchcn und Wcchsel
sälschungen verhafteten Buchdruckereibes.
Bor», dcr Verlcger des dortigen „Tage
Carl Wittig. Durch Erschießen ent
leibten sich: in Dresdcn cin in seine»
financiellen Verhältnissen herabgekom
mener österr. Osficier, Namens Ritter
v. Reinach, gen. Lindenbüchel, und in
Leipzig, unglücklicher Specnlatiouen »vc
gen. der angcfehene Architect Strauß;
in Glanchau bat sich der Cigarrcnhänd
ler Agner auS Noth uud Lebens
überdruß ertränkt.
Thüringische Staaten.
112 In Coburg der Schloßbauptmann
d. Padberg. Wegen fuhrlässiger
Tödlnng wnrde der Baniinterncliiner
August Buchinauu iu Debschwitz zu 3
Mon. Gesängniß verurtheilt, weil die
Ehefrau des Tischlers A. Gocbisch im
Buchmaun'scheu Hause durch eine Oeff
nung in den »eller gestürzt und dcn da
durch crlittcnen Verletzungen erlegen
war. DaS große Landwirth Crä
mer'sche Gehöft in StrensSorf ist ein
Raub der Flammen geworden. Der
Brauer Franz Hoffmamr in Löbschütz,
dcr bei einer Taushaudlung von dem
Diakonus Schulze als Tauszeuge zu
rückgewiesen worden »var und deshalb
bei dem jii irchenrath Eckart in Kahla sich
beschwert batte, erhielt von Letzterem
den Bescheid, daß nach dcr Kirch.mge
meindeoronung des HerzogthuniS Dissi
denten, Juden, Heiden n. A. be» Taus
handluiigeu nicht zuzulassen seien. Die
ser Bescheid gab Hosfmann Veranlas
sung. beim Gericht gegen den Kirchen
rath Eckardt eine Klage anhängig zu
mache», infolge dercr Letzterer zn 300
M. Geldstrafe verurteilt wnrde. —.
Der Familie Bau-rineister, welche seit
100 Jahren in Nudolstadr des Schorn
steinsegergc,verde an.'iU-t, überr-.-.chte
am Jubil nün-Ztage e.ne An.ahl Vs
riifSgenojsen eine gejchmackvoll au.ze
stattete Gluckivunschadresse. Der
Psarrer A. Nuukwitz in Ilnterrcnthen
ES feierten: die goldene Hochzcil
die Eheleute AmtSfchulze SchröZ<>r in
Tischendorf; das SOjährige AmtSjnbi
läum der Stcuerrath Gartz in Binnin
gen. Den Tod des Erfrierens fan
den: der Kandidat dcr Theologie Kien
dusch aus Hartroda und der Brauer
Carl Messing iu Engelsbach.
H e s s e n-D armstadt.
112 In Darmstadt Gen. v. Wnffow, der
Gch.Oberstbanrath Florentin Hallwachs
und der Forstmeister Reiß. —f In
Mainz der Banmeister Harz. Der
Großherzog hat den folgenden Fabrikar
beitern in Offeubach iu Anerkennung,
ihrcr langjährige» treuenArbeitSleistung
die silberne Ehrenmedaille am Bandc
verliehen: Peter Mangelmann, seit 64
Jahren, JohS. Nagel, seit 43 und Se
bastian Kunz, seit 42 Jahren bei PH.
Kasimir Kraft Co., Adols Hartwig,
seit 46 Jahren bei Dick<k Kirschtcn, Lo
renz Bachmann. seit 45 Jahren bei C.
Neuniann, sowie Andreas Spahn, seil
45 Jahre» bei I. I. Psalz juu. iu Ar
beit. Mit der Vertheiluiig dcr Ordens
zeichen »var dcr Kreisrath Haas beaus
tragt.—Ten Tod dnrch Erhängen be
reitete sich der Schuhmachcr Woldert.
Königreich Bayern.
-f I» Feuchtmangen der Bürger
meister, Karl Friedrich Horlacher.
Aus dem Sterbebette hat der ehemalig«
Brunnenmacher Jos. Gritzcnbcrger in
Rohrstktte» sich als dcn Thäter bekannt,
dcr daielbst vor drei Jahren das An
wesen des Gütlcrs Jos. Stadler, und
zwar aus Rache angezündet hat. wobei
noch zwei andere Anwcscn ei» Raub der
Flamme» wurden. Am Neujahrstagc
starbcu in Mainburg die Privaticrs
gcle.zlcn SittlichrcitSverbreche» cittge
liesert.
Königreich Württemberg
Vom Amtsgericht ist gcgc» den nach
Unterschlagung amtlichcr Gclder flüchtig
gegangenen Polizeidieiicr Johann Sau
sele von WeikerSheim ein Sicckbrief cr
lasse» ivvrdeu. -'s I» Niedcrstctten
Pros. Dr. mcd. WolShoser. I» Nas
sach, O. A.Marbach, hat sich dcr Schuh
macher Bock erschösse», iu Ravensburg
die an Schivcrniiith leidende Frau eineö
Großherzogthum Baden.
Dem Amtsgerichtsgesängniß in Do
naueschiugen wurde der KircheusoudS
rcchuer Jos. WciShaus aus Sunthausen
ciugeliesert. In der seiner Verwaltung
niiterstellle» Kasse fehlt eine größer,
Summe. Bis jetzt sind ungefähr 40>n
Mark constatirt. Wie Wiesbaden
und Baden Baden Lieblingswohnfitzc
vcradschiedeter Officiere find, io ,it !sre.
bnrg die größte Apothekerstadt Deutsch
lands, da nicht weniger als 6v reichge
wordene Apotheker, darunter kaum vier
zigjährige Männer, dahier als Rentner
leben. Zum Prorector der Universi
tät Heidelberg sür das Studienjahr
1891 —92 wurde der Geheimrath Pros.
Dr. Schröder gewählt. Eine Dame
in Heidelberg, die ungenannt bleiben
will, hat der Stadtgemeinde 15,000 M.
überwiesen. Davon sind 6000 M. sür
das Waisenhaus, 6000 M sür das
Frauenarmenhaus und der Rest sür die
Meinkinder-Bcwahranstalt bestimmt. —
Eine Beamtenbeleidigung hat der Dr.
Phil. Rüdt von Heidelberg mit 14
Tagen Gesängniß zu büßen. Der
Postbote Ressert in Ladenburg, aus den
im verflossenen Jahre angeblich ein
Nanbaniall auSgesührt wurde, wurde
unter dem Verdachte, daß er die ganze
Affaire selbst singirte, nebst Mutter und
Schwester, letztere wegen Beihilfe, iu
Haft genommen. Wegen eines, bei
Heidelberg auSgefochtenen und unblutig
verlaufenen Pistolenduells wurden dcr
Student Ernst Hohenemser von Mann
heim und der Kaufmann JnlinS Knecht
von Neustadt zu einer Festungsliait von
je 4 Monaten verurtheilt. Aus den
Ueberschüssen der städtischen Sparkasse
in Psorzheim wurden überwiesen: dem
Gymnasium 5000 M.. der Realschule
10,000 M, dcr Volksschule 15,000
M., dcr höh.'ren Töchterschule 6000
M., dcr Gewerbeschule 6000 M, dem
BolkSabsond 10,000 M. und der Volks
bibliothek mit Lehrsälen die restlichen
21,547 M. Wegen Wcchselfälschnng
wurde der Langwicserbauer Georg
Staigcr in Reichenbach verhaftet und
in'S AnitSgefänzniß nach Tribcrg abge
führt. 112 In Tauberbischofsheini am
gleichen Tage die älteste Frau, die 96-
jährige Sus. Baumanil nnd einer der
ältesten Männer, dcr 81jährige Bäcker
Lang. Seit einigen Tagen ist der
Kausmann Kqrle von Todtmoos ver
schwunden und zwar unter Hinterlas
sung beträchtlicher Schulden, sowie zahl
reicher Gläubiger.
AuS der Rheinpfalz.
Außer dem Vorsteher der Taubstum
men-Anstalt, Hauptlehrer Kadner, ist
in Frankenthal jetzt auch der an der
Anstalt angestellte Lehrer Henrich wegen
Verbrechens gcgcn die Sittlichkeit ver
haftet worden. Ein Ranb der F'am
ineii wurde in Hagenbach das Anwescn
»es AckercrS Pal. Sacictto.'—Die lang
andauernde Kälte hat schon, nach Allen»,
was von verschiedenen Seiten berichtet
wird, "eu Weinbergen nicht unbedenten
de i Schaden zugefügt. Der seit Neu
j..'r ?c>-'":,<iu!>dene Bierbrauer Lcherer
i,- . i.-> - ~'.» hit wahrscheinlich den
Tod in, theilt gesucht und gefunden.
Wegen Untreue im, Amt wnrde der
städtische Aichmeister Wilh. Break in
Wachenheim verhaftet und nach Dürk
heim abgeführt. In Frankweilcr hat
sich der Winzer Jakob Morgcnthal,
während iu seinem Hanse eine Piändung
vorgenommen wurde, erschossen, und mit
Vitriol hat in Mundenheim das Dienst
mädchen Marie Dell sich vergiftet, als
eS wegen Diebstahls verhaftet »verde»
iollte.
Elsaß-Lothringen.
Dcr im 96. Lebensjahre verstorben,
ehemalige Händler Samuel Levy iußu
sendors hat die ansehnliche Zahl von
126 Kinder», Enkeln .»nd Urenkeln hin
terlassen. 112 In Metz Peter Royer,
dcr 57 Jahre a»s dem Muttethiiln, der
Kathedrale de» Dienst als Thurm«
versehen bat. Unglücklichem Sturze
erlagen: in Magny der Lehrer Cranser,
in Münster der Fabrikarbeiter Mielo
und in Kleiu-Rosselu .der Bergmann
Roth I V.; ans Fahrlässigkeit erschoß
sich der Weichensteller Keller in Alt
münsterol.
Braunschweig. Anhalt.
Lippe. Waldeck.
Anläßlich der goldenen Hochzeit der
Arbeiter Hartung'schen Eheleut.' in
Lütter a. B. ließ der Prinz-Regent dem
Jubelpaare ein Geschenk von 50 Mark
überweisen. In Schöppenstedt scicrt«
das Kantor a. D. Karl Resch'sche Ehe
paar seine goldene Hochzeit. Unter
Stadt Wolsenbüttel gebildet. f. In
Dessan der Geheime Sauitätsrath Dr.
Friedrich Böttcher.
Mecklenburg.
In Schwerin der General Licnte
nant a. D. Rudolf v. Waldow, der Ge
heimrath Dr. Driver und der Zahlcom
inifsar Dr. Wilh. Eichblatt. Bon der
Rostockcr, Ribnitzer und Wustrowcr
Haudclsslottc. welche zu Ansang dcS
JahreS 1890 einen Bestand von 206
Schissen answies, gingen im vcrflossencn
Jahre fünf durch Seestürme verloren
(„Schiflcr", „Pier Brüder", „Anna",
„Ben Voirlich". „Fortuna" und „Mi
rella" war erworben. 112 In Wismar
der bekannte Inhaber der Weingroß
handlnng F. G. Michaelis, Kaufmann
G. Michaelis. ES feierten: die gol
Vene Hochzeit die Eheleute Fischer Witt
in Dänendors, Kirchenrath Härder in
Dammwolde und Schiffer Rosenkranz
in Rostock.
Oldenburg.
Anläßlich der 150 jährigen Jubelfeier
dcr Struve'schen Bnchdruckerei in Eutin
setzten die Geschäftsinhaber 10,000 M.
auS, von deren Zinsen kranke Arbeiter
ihrer Firma Unterstützungen erhalten
Broering. Anläßlich eines Streites
wegen eincr izeriugsugigen Ursache er
schlug in Gretsiel der Kräutncr F. feine
Tante und Pflegemutter Wittwe de Bör
mit einer Hacke. - - Vierzig Procent der
Bevölkerung des Ortes Nieder-Wörres
bach besteht aus Wittwen, deren verstor
bene Ehemänner als Arbeiter der Achat
schleiferei einen frühen Tod fanden.
Feuer zerstörte: in Benstrust das Wohn
wejen des Müllers Hengemühle, »a
Langenbrügge das Wohnhaus des HöU
jers Fr. Rems, in Rüschendorf das
Schuster WarnS'sche Anwesen.
Freie Städte.
Der Raubmörder Pauk Arnsberger
aus Nürnberg, welcher die Gastwirths
tochter Anna Lorentzen in Allermöge er
schlagen hat. wurde in Hamburg mit
telst der Guillotine hingerichtet. Ver
haftet wurde der Direktor der Fami
lien-Verfichcrungskosfe, P. Wols welcher
im Verdachte steht, Urkundensälichungen
in großartigem Maßstabe sich schuldig ge
macht zu haben. —Niedergebrannt ist die
am Sandthorquai beim Freihafen bele
gene bekannte Tabakfabrik der Firma
Weber, Möller ck Co. Der Schaden
wird aus eine halbe Million geschätzt.—
Die im letzten Sommer stattgehabte
Kunst- und GeWerbeausstellung in Bre
men hat eine Gesammtausgabe von 1,-
520.980 M. und eine Gesammteinnahme
von 1,433,980 M. im Gefolge gehabt.
s- In Bremerhaven der bekannte
Schiffsrheder iiiaufm. Fritz Rodenburg.
Wegen Unterschlagung wird der
flüchtige Agent Kaufmann Wilhelm v.
d. Hude in Lübeck steckbrieflich verfolgt.
Der Pfarrer Fischer hat der Ge
meinde Schlutup 15(1 M. zur Gründung
einer Volksbibliothek geschenkt.
Schweiz.
AuS dem District St. Gallen wurden
seit 1. Oetober 1890 trotz der McKinley
Bill größers Mengen Waaren nach den
Ver. Staaten von Amerika exportirt als
in früheren Jahren. Die Zunahme
gegenüber dem Vorjahre beträgt hier
1,325,995 Dollars. Gandillon, der
ehemalige Secretär des Finanzdeparte
ments, wurde vom Schwurgericht in
Gens der Unterschlagung von 17,000
Francs schuldig erklärt und zu 14 Mo
naten Arbeitshaus verurtheilt. Im
Krematorium zu Zürich wurden im
Lause des JahreS 1890 32 Leiche»,
seit Eröffnung desselben im Ganzen 53
Leichen verbrannt. Der Züricher See
ist von RapperSweyl bis Meilen znge
froren. Der „Times" zufolge sind
in Zürich uud Gens Unteragcuturen der
russische» ausländischen Geheimpolizei
errichtet worden, deren Centralstclle Pa
ris ist. Die Gemeinde Hombrechtikon
erhielt zum Andenken an einen Verstor
benen 17,500 Fr.
Oesterreich.
Wien: Baron Leitenberger spendete
znm Baue eines Wiener Sängerhauses
2000 sl., die Creditanstalt 680 sl., die
Unionbank 425 sl. 112 Friedrich Frhr.
von Genotte, Hosrath und erster Kabi
netssckretär des Kaisers i. P. und Or
dcnswappenkönig des Ordens vom gol
denen Vließe, Markus Heins, einer der
älteste» Journalisten Wiens, nnd der
Borstand des Präsidial Bureaux der
Staatsbahucn, Dr. Meißl. Der Ge
schäftsführer der Firma M. L. Winter,
Alois Haschek, hat sich ans unglücklicher
Liebe erschossen. Die Stadt Brünn
hatte am 31. December v. I. 92,000
Einwohner. Die im Jahre 1880 er
hobene Einwohnerzahl betrug 09,200.
In beiden Fällen ist die Garnison nicht
mitgerechnet. s In Graz der pen
sionirte Feldmarschall Lieutenant Peter
Ritter v. SpringenSseld. Nah den
Ergebnissen der Volkszählung beträgt
die Bevölkcrnngszahl Aussigs 24,000
Seelen gegen 16,524 im Jahre 1880.
—.ln Popowitz hat ein junger Mann,
der Sohn eines reichen dortigen Grund
besitzer, Namens Vit, seine Geliebte, ein
Dienstmädchen, mittels eines Revolvers
erschossen uud sich hierauf selbst getöd
tet. Nach einer einstweiligen Berech
nung des städtischen statistischen Bureaus
beträgt die Civilbevölkerung Krakaus
67,832 Köpfe. Die militärische Be
satzuug beziffert sich aus 7500. Das
Volkszählungsresultat ergab in Lein
berg die Gesammtzahl von 113,646
Einwohnern, excl. den Militärpersonen.
Seit dem Jahre 1880 vergrößerte sich
die Einwohnerzahl um 10,224 Perso
nen. Pilsen's Einwohnerzahl beträgt
nach der letzten Volkszählung rund
50,000 gegen 38,000 i. I. 1880.
Das Ergebniß der Volkszählung hat
das Resultat geliesert, daß die Zahl
der in Reichenberg wohnenden Personen
mit czechischer Umgangssprache nur
1407 beträgt, gegen 1880 also »m mehr
als SO Proceiit abgenommen hat, da
damals noch über 2800 gezählt wurden.
Die Bevölkerung betrug am 31. Decb.
1890 30,305 Seelen (ohne die Militär
Personen), während dieselbe vor zehn
Jahren 27,74>i Seelen zählte. Die
Volkszählung ergab sür Budapest 466,-
000 Einwohner, d. i. eine Gcjammtz»-
nahine von 111,000 Seele» gegen die
Zählung im Jahre 1880.
In der Berliner Hofge
sellschaft wird lebhast folgender (Wehl
ersuudener» Fall besprochen: Als letzt
hin der Monarch aus dem Diner bei dem
er, wie er sagte, durch den Grasen Eu
lenbnrg geyört hatte, daß ihr bei der
jüngsten Ucbcrschivcmiunng in Karlsbad
das Elavier weggeschwemmt uud sie
dadurch snbsistcnzloS geworden sei, eine
Tellcrjammlnng. Der Kaiser selbst
legte als Erster einen Hundertmark
schein aus de» Teller, um diesen hieraus
an seineu Nachbar weiter zu gebe».
Selbstverständlich beeilte sich jeder ein
zelne der Anwesenden, dem Beispiele
des Kaisers zu folgen nnd gleichsalls
einen angeinesseneii Betrag beizusteuern,
so daß sich »ach Beendigung der Samm
lung, obwohl die Zahl der Geladenen
Heesen"'' "bzu
-- Die auf der letzte» Pa
riser Ausstellung preisgekrönte« Firme»
habe» dem „Confectionair" zusolge jetzt
noch eine hübsche Ueberraschung erhal
ten. Für Uebersendung der goldenen
Medaille sollen sie iiOlX) Franken be
zahlen, sür die silberne Medaille 27
Franke». Die Aussteller weigern sich!
aber, dieses zu thun.
«eise statt Yeti.
Tic Gans, die schmeckt nach ,
so wäre dcr bekannte Gassenhauer von
der Wurii mit Bezug auf eine Festtags
Gans zu variiren, die am ersten Weih
nachtSseierlage den Mittagstifch eine:
Familie »i Berlin zierte. Es war
:ine famose Gans, sie war mit präch
tigen Aepfeln vollgestopft; »nd nun lag
der feiste Vogel sein gebräunt in seinem
Fette in der Pfanne, ward aus derselben
iuf die Servirschüssel gelegt und dann
ausgetragen. Die Familienmitglieder
sahen erwartungsvoll auf den schönen
Feiertagsbratcn, und die Hausfrau
machte sich an das Theilungswerk. Als
»er Dust, der von der GanS ausging,
sich den Nasen der Anwesenden schon ein
venig mitgetheilt hatte, konnte man be
reits die Wahrnehmung machen, daß das
Familienoberhaupt sowohl wie die Kin
der die Mienen zu verziehen begannen,
wie man es thut, wenn man etwas
Mangelhaftes riecht. Nun rümpfte
auch die Hausfrau die Nase doch, da
man am Tische nichts Anrüchiges ge
wahrte, ging ein Jeder daran, sich an
seiner Portion gütlich zu thun.
„Nein, Mutter", platzte jetzt der
Hausherr heraus, der eben sei» Stück
zerschnitten hatte, „mit der Gans ist es
licht richtig." Die minder hatten be
reits ein Stück aufgespießt, »m es zum
Munde zu führen, und auch die Haus
frau that' es, um zu kcsteu. Jetzt folg
ten Alle ihrem Beispiel, aber wie aus
Tonimando spieen sie, was sie genom
men, aus. „Pfui, Teufel", schrie dcr
Latcr, „die Gans schmeckt ja nach
Seife!" ES war ein tragikomischer
Moment, als Alle entsetzt ihren
Teller und dann sich gegenseitig ansa
hen. Das Dienstmädchen wurde in das
Limmer geholt und befragt, was denn
mit dcr Gans geschehen sei. „Was soll
denn geschehen seiu?" fragte gekränkt
die Küchenfee. „Da ist ja Seife in der
GanS", herrschte die Hausfrau das
Mädchen au. Man schritt zu einer Un
tersuchung der einzelnen Stücke, man
revidirte denjenigen Theil der Gans
sorgfältig, wo die Aepfel beim Braten
untergebracht werden, aber Seife war
nicht zu finden —die Aepfel waren eben
Aepsel. Und doch wie von einer
plötzlichen Eingebung ersaßt, lies die
Hanssran in das Zimmer deS Dienst
mädchens und nahm den Weihnachtstel
ler desselben in die Hand. Ein Blick
genügte, »m die entsetzte Fran zu über
zeugen, daß ihr Verdacht begründet
war. DaS Mädchen hat e die Füll
äpsel vo» ihrem WeihnachtSteller ge
äpscl ersaßt, die man znm Pfefferkuchen,
zu de» Aepsel» und Nüssen auf den
Teller legt. Die GanS wurde mit dem
Seifcnapsel g'braten nnd der Eriolg
war dcr von uuS geschilderte, freilich
schrecklich gcnug, um die GanS nnd der
Faniilie den Feiertag gründlich zu ver
derben.
Studcntentranm.
Mir träumte, ich hätte die Wäsch'rin
bezahlt,
Des Schneiders Rechnung beglichen,
Mein Hauswirth hätte vergnügten
Sinns
Den MiethzinS eingestrichen.
Auch hätte ich jeden Wechsel und Schein
Bezahlt »iciiicn Gläubigern allen,
So ficl mir im Traume ein, was mir
Im Traum nicht eingesallen.
Sonst und jetzt.
vor Zeiten, da hörten die mächtigen
Herrn
Bisweilen zur Kurzweil die Wahrheit
ganz gern;
Doch war cS das Vorrecht des Hof
narr'», allein,
Zur Abwechslung auch einmal ehrlich
zu sein.
Heut' stcht's mit der Wahrheit nicht an
ders sürwahr:
Wer Mächt'gcn sie sagt, ist auch heute
ein Narr.
Eigenheiten berühmter
Männer. Tycho de Brahe, der berühmte
Astronom des 16. Jahrhunderts stürzte
zu Boden, wenn ihm ein Hase oder
Fuchs zu Gesicht kam. Ladislaus,
König von Polen, ergriff die Flucht,
sobald er einen Apscl erblickte. Hein
rich 111., König von Frankreich, konnte
in keinem Zimmer bleiben, worin sich
eine Katze besand, und wenn sie sich auch
»och so versteckt darin aushielt und dem
Könige nicht zu Gesicht kam, er wurde
dennoch glcich beim Eintreten von e,ner
solchen Angst befallen, daß er sogleich
das Zimmer wieder verlassen mußte.—
Erasmus vo» Rotterdam, einer der
aufgeklärtesten Männer scines Zeit
alters, bckam das Fieber, so
bald er Fische airsichtig wurde.
Dcr berühmte englische Kanzler
Baco v. Berulam wurde ohnmächtig
beim Anschauen einer Mondfinsternis.
Johann l 1.. Großfürst zu Moskau,
wurde ohnmächtig, wenn er ein Frauen
zimmer sah wohl die seltenste Eigen
heit, die man je an einem Manne wahr
zenommen hat. Dasselbe Schicksal
traf auch den Chevalier de Gnise, wenn
er eine Rose erblickte, auch ohne von
ihrem Gernche berührt zu werden.
Mana von Medici, Gemahlin des
Königs Ludwig XIII., konnte, eine so
große Liebhaberin von Blumen sie auch
sonst war, doch auf keine Weise ihren
Äbscheu gegen die Rosen auch dann sl».
gar nicht unterdrücken, wenn sie folche
nur gemalt erblickte.
Ihr Geschmack. Mann:
»Nun, liebe Frieda, wie gefällt Dir die
rotye Schleife? Frau: „Ja, ich muß
Dir offen gestehen, für schreiende Far
ben hab' ich nicht viel übrig!" „Und
was wäre denn nach Deinem Geschmack?
.Ein schwarzes Seidendamastkleid."
Ein Kunstfreund. „Sie
schwärmen doch auch für'S Theater?"
„Gewiß? Seil meine «"4e so oft
'««Vht."
Der «chSpfer von Ren-Parl«»
Baron Hanßmann, lo daran,
in gestorben, ein sprechende»
Zeugniß sür die Uneigennützigkeit dcS
Mannes, durch dessen Hände während
seiner Verwaltung der Hauptstadt 5—6
Milliarden Franken ohne eigentliche
Controlle gegangen sind. Mag auch
manche Verschwendung mit untergelau
fen sein, im Wesentlichen habe» jene ge
wältigen Summe», welche die „Hauß
mannisirung" von Paris verschlang, der
Stadt und ihrem Glänze gedient. Aus
der Höhe seines Ruhmes stand de«
Seine Baron wie sein Herr nnd Gebie
ter iin Jahre der Pariser Weltausstel
lung 1867. Unter den fremden Fürstcv
so schreibt der Pariser Berichterstat
ter deS „Hamb. C.", welche sich ganz
besonders für das Haußmann'sche Werl
der „Saniruiig" von Paris inleressir
ten. war auch der König von Preußen.
Dieser wünschte eines TageS, die Was
serwerke zu besichtigen, welche in de«
letzten Jahren für die Stadt angelegt
waren, und die damals sür eine Art
Weltwunder galten. Herr Haußman»
empfing den König an den großen Re
servoirs von Menilmontant und reicht«
dem Herrscher und dessen Begleitern,
unter denen sich auch Bismarck und
Moltke besanden, aus goldener Schal«
eine» kühlen Trunk Pariser Wassers.
Dem König, anch Bismarck, so erzählt
nun Herr Haußmann, sei dieser Trunl
vorzüglich bekommen; Beide hätten
überhaupt eiueu beueidcnSwcrthen Ma
gen gehabt: nicht so der General
Moltke. Dieser sei mehrere Tage an
de» Folgen des Trankes »nd überhaupt
in Paris nicht recht wohl gewesen, j»
daß man den großen deutschen Strate
gen allgemein mit der Bemerkung ge
neckt habe, Pariser Lust und Pariser
Wasser scheinen ihn, nicht zuträglich zu
sein. Später sei ihm beides allerdings
besser bekommen, pflegte Haußmann in
den letzten Jahren dieser Erinnerung
hinzuzufügen.
Mit der liberalen Aera, welche Na
poleon 1869j70 eröffnete, war Hauß
mann von vornherein nicht einverstau
de». Es wird vielmehr von ihm be
richtet, er babe, als der Kaiser in der
„Salle deS ElatS" des Louvre von sei
nen Ministern, dem Hofstaat »nd den
gesetzgebenden Körperschaften umgeben,
das Ergebniß der Volksabstimmung
entgegengenommen uud dabei die be
rühmt gewordenen Worte gesprochen:
„Vertrauend aus die Weisheit des fran
zösischen Volkes ii, s. w.", ein Gesicht
gemicht. ans welchem deuUich genug
der Zwciscl an jener WeiSbcit geschrie
ben stand, so daß der Kaiser ihn später
darüber beruhigt habe. Doch Hanß
mann behielt bekanntlich mit seinem
Skeptizismus recht; wenige Wochen
nach dem Plebiszit war er ein todler
Mann, der erste, der dem ncnen Gott
DaS war im Mai; im September
zog auch das Kaiserreich aus de» Tuilc
rien. Eine politische Rolle hat Hauß
mann nnr vorübergehend gespielt. Er
war überhaupt kein Politiker, sondern
war nur, was er bis an sein Ende ge
blieben ist, ein ausrichtiger uud über
zeugter Imperialist, und er war vor
allen Dingen ein aufrichtiger Frennd
des Kaisers, den er nie anders, als mit
einer gewissen Koketterie seinen „aller
gnädigsten Herrn- zu nennen pflegte.
Zum Schluß möge hier noch eine
mehr oder weniger bezeichnendes „Bon
mots" deS Verstorbenen Erwähnung
finden. Zur Zeit, als Haußmann mit
wahrer Wuth die neuen großen Stra
ßenzüge durch das alte Paris hindurch
brach. kam Jemand zu ihm, der ihm die
Anlage noch eines Boulevards vor
schlug; der Präsekt fragt seinen Besu
cher, ob er die neue Straße wirklich sür
nothwendig balte. „Versteht sich", ant
wortete dieser, .für dringend nothwen
dig."
„Dann bedauere ich sehr", erwiderte
Haußmann, „wenn die Straße noth
wendig ist, wird sie auch nach mir ge
bant: ich mach' nur das, was soust nicht
geschieht.«
DaS schönste Geschenk.
Der Director Oldenburger wurde
oon seinen Mitgliedern mehr gefürchtet,
als geliebt. Am meisten aber haßte ihn
der Charakterspieler Wollkopp, der von
Oldenburger allerdings ungebührlich
zurückgesetzt und schlecht beschäftig
wurde.
Nu» herrichte an jenem Theater die
schöne und eollegialische Sitte, daß die
Mitglieder zu Weihnachten gemeinsam
einen Baum ausputzten und einander
durch s lierzhaste Geschenke ersreiiten.
Nnr be and sich der Vorsitzende des Bc
scheernngSeomiteS in großer Verlegen-,
heit, was er Wollkopf schenken solle.
Er wandte sich deshalb an den Hclden
spicler Ladewig, der sich gerade auf
Gastspielreisen befand und schrieb u. A.:
„Lieber Ladewig! Da Ihr doch cin
intimer Freund Wollkopp'S seid, 112»
ttieilt uns gefälligst mit, was wir ihm
wohl zu Weihnachten an den Baum
hängen könnten. Es soll aber nicht viel
kosten, neu und originell sein »nd Woll
kops Freude machen ». s. w."
Schon am solgenden Tage traf die
Antwort Ladewigs ein. Der Thcaier
diener brachte ein Telegramm ans die
Probe, das solgenden Inhalt hatte:
„Hängt den Oldenburger an dek
Baum! Das kostet nur einen Strick,,
ist neu »nd originell und Wollkops wir»
'ine unbändige Freude haben!"
Euer
Ladewig.
Der wahre Grund. Dich
ter: Nim sagen Sie noch, daß ich keiner-
Erfolg beim Publikum habe! Da sehe»
Sie nur: ebeu schreibt mir Frau Meier,
die doch als eine geistreiche Dame be
kannt ist, daß sie mein- Gedichte bereit»,
dreimal gelesen hat! Journalist: Das
wundert mich nicht! Ihre Gedichte muj.
man eben öfter lesen, um sie zu »erste
hen!
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