Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 01, 1891, Page 4, Image 4

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    Seranton Wochenblatt,
»scheint jeden Donnerstag Morgen.
Office: 511 Lackawanna Avenue.
Subscripiioii.» 5 2 ol> jährlich
Nach Deutschland, portofrei ..Z i>o „
Die qroke Abonnenten,abl de« „Wochen
blatts mich! e« >um besten Anzeigenblatt im
Wachen-Rundschau.
Der Kongreß ist wieder in voller
Thätigkeit. Die Debatte über das
Wahlzwangsgesetz wird fortgesetzt. Die
vom Präsidenten in seiner Jahresbot
schuft eifrig befürwortete Bewilligung
von Subventionen für die Dampfer
linien nach Südamerika und Australien
ist vom Hause angenommen worden.
Eine Sensation ersten Ranges war die
in New York erfolgte Veröffentlichung
der ausführlichen und resultallosen Ver
handlungen zwischen den Ver. Staaten
und England über die BehringSmeer-
Streitigkeiten. Dieselben sind bisher
resultatlos geblieben. Staatssekretär
Maine hat die Vorschläge Lord Salis
burys als unannehmbar bezeichnet, wäh
rend englischerseils behauptet wird, daß
Alaine durch Motive persönlichen Has.
ses gegen Salisbury geleitet werde.
Der Präsident schlägt vor. genügende
Mittel zur Ausrüstung von Bundes
kreuzern zum Schutze der amerikanischen
Nobbensänger und Abwehr der eng.
tischen und deutschen Robbenpiraten zu
bewilligen.
Endlich ist die Lücke, welche der Tod
des hochgeachteten Oberrichlers Miller
im Richterkollegium des Höchsten Bun
desgerichts zu Washington gerissen hatte,
wieder ausgefüllt. Präsident Harrison
hat dem Senat die Nomination des als
Juristen und Menschen gleich hochgeach
teten Bundeskreisrichters Henry V.
Brown aus Detroit, Mich.,- zur Bestä
tigung übersandt.
Die Berichte über den Fortschritt der
Arbeiten am Nicaragua - Kanal lauten
nicht besonders günstig und es scheint,
daß die durch das tropische feucht-mias
matische Kluna geschaffenen Schwierig
keiten denen des nunmehr zu Grabe ge
tragenen Panama-Kanals, Lessep'schen
Angedenkens nicht viel nachstehen.
Die Jndianerunruhen haben trotz des
Todes des ehrgeizigen Rädelsführers
Eitting Bull es an ernsten Nachwehen
nicht fehlen lassen. So sind auch die
bisher friedlichen und seßhaften India
ner bei Fort Berthold vo» dem Messias»
fieber ergriffen worden, und zwischen
den von Lieutenant Scott befehligten
Bundestruppen und aufständischen Sioux
ist es unweit des Cheyenne River und
dem Flecken Rapids City zu einem blu
tigen Scharmützel gekommen. Doch ha
ben sich bereits mehrere Banden, die
bisher in den „Bad Lands" anscheinend
unangreifbare Positionen inne gehalten,
dem General Carr auf Gnade und Un
gnade ergeben, und auch die unier dem
unmittelbaren Befehl des erschossene»
Eitting Bull gestandenen Indianer sind
zu Kreuze gek>ochen. Geklagt wird vo»
den Indianern, daß die Agenten beim
Census die Zahl der Indianer böswil
lig zu niedrig angegeben, sodaß die Re
gierungsrationen dadurch ungebührlich
herabgesetzt wurden. Der von seinem
sterbenden Opfer Eitting Bull tödtlich
verwundete Späher Bull Head ist in
Fort Uates, S. D., gestorben. Gene
ral Miles nimmt an, daß der Ausstand
thatsächlich beendet ist.
Das durch ihre Thätigkeit im Gebiete
der Jndianermission rühmlich bekannte
Frl. Drexel hat ihr auf 88,000.000 ge
schätztes Vermögen dem Carmeliterin
nen-Orden, welchem sie angehört, testa
mentarisch vermacht.
Die Handelskrise dauert fort. Von
den zahlreichen Bankerotten sind viele
betrügerischer Natur, da manche unreelle
Geschäftsleute un Trüben gut zu fischen
vermeinen. Besonderes Aussehen we
gen seiner intimen Beziehungen zu Tem
perenzgesellschaften erregt vas Falliment
des Bankiers S. A. Kean in Chicago
mit anderthalb Millionen Passiven. Er
hatte noch am Tage der Jnsolvenzerklä
rung bedeutende Depositen in Empfang
genommen.
Von bedeutenden Bankerotten ist der
der Gebr. Owen (Weberei) in Provi
dence, R. 1., mit einer Million, des
Viehhändlers Funk in Shelbyville, Jll.,
Nashville. Tenn., und der Feuer-Ver
siqerungs-Co. von Minneapolis zu er
wähnen.
Der heurige Winter tritt mit beson
derer Strenge auf, und das Wort
„Weiße Weihnachten" ist durch fürch
terliche Schneestürme, die in New Z)ork.
Pennsylvanien, Neuengland, Virginia
und dem Westen tobten, zu ungemüthli
cher Wahrheit geworden. Im Schnee
entgleisten drei Locomotive in West-Vir
ginien, die einen Bahnzug durchschleppen
sollten ; viele Bahnbeamte wurden ver
letzt. Ein Zug der Baltimore k Ohio-
Bahn langte in Pittsburg mit 25
Stunden Verspätung an; die Paffa
giere waren vor Erschöpfung und Hun
ger dem Tode nahe.
Die stehenden Bahnunfälle erhielten
wieder eine traurige Bereicherung. So
wurden durch Entgleisung eines Zuges
der Jnternational-Bahn bei Lewis,
Quebec, sechs Menschen getödtet und
vierzig schwer verletzt, während durch
Explosion eines Heizofens in einem
Zuge der Grand Trunk-Bahn bei Battie
Creek, Mich., viele Personen schwer
verbrüht wurden.
Von sonstigen Unfällen ist zu erwäh
nen, daß fünf Arbeiter durch Explosion
geschmolzenen Eisens in einer Gießerei
zu Trenwn, N. 1., tödtlich verletzt wur
den. während eine Patronenfabrik in
Akron. 0.. durch den Sturm umgeweht
und zwölf Zimmerleule unter den Trüm
mern begraben wurden.
An Verbrechen namentlich gegen das
Leben war die vorletzte Jahreswoche
besonders reich. Ein dreifacher Raub
mord ward von unbekannten Thätern
an dem einsam wohnenden Ehepaar
Epiermann und dem Schulknaben G«-
org« Ruffell bei Shakopee, Minn., be
gangen, um die von Spiermann erhobe
nen 84,000 zu erbeuten. Der 6ljäh
rige Henry Christiansen zu Chicago er
mordete seine Frau.
Bei einer Schlacht, welche sich feind
liche Farmer bei Baton Rouge, La.,
Joe Story erschaffen. Aus Eifersucht
ermordete der Cigarrenmacher Charles
Lovetz in New Aork seine Frau, und
Ephraim Mendoza zu New Jderia. La.,
die junge Wittwe Mary Crawsord.
Aus verschmähter Liebe erschoß Wesley
Tullis zu New Craydon, Ind., sein-
Geliebte Verona Travel, während
Frank Zebley zu Uniontown. Pa.. aus
derselben Ursache Selbstmord beging.
Ermordet, um K2OO beraubt und dann
verbrannt wurde der 17jährige Tele
graphist Brennan bei Findlay, 0., von
drei unbekannten Schurken. Gehängt
wegen Mordes wurden Elmer Sharkey
und Henry Popp im Zuchthause zu Co
lumbus, 0.. sowie vier indianische
Schufte in Helena, Montona, ferner
der Mörder seines Schwagers, Remy
La Montagne, zu Sherbrooke. Quebec.
Der mit des Letzteren Hinrichtung be
traute Sheriff Webb erlag vor der
Execution einem durch die Aufregung
veranlaßten Schlaganfall.
Die Mormonen wandern aus Utah
nach Mexiko aus, wo ihnen von der
Regierung drei Millionen Acres des
besten und fruchtbarsten Bodens im be
sten Klima des Landes überwiesen wor
den sind.
Die rastlosen Reformbestrebungen
des deutschen Kaisers, welche sich neuer
dings auf dem Gebiete des höheren Un
terrichts gellend machen, haben eine
große Aufregung hervorgerufen. Ge
gen die Gymnasien wird von ihren alten
Feinden, den Realschulen, wüthend
Sturm gelaufen, und die conservative
Partei hat sich bereits in zwei Lager
gesvalten. Richter und Bismarck thun
das Ihrige, Oel in's Feuer zu gießen.
Die Commission der Schulmänner
empfiehlt Reformen im höheren Unter
richt, namentlich die Einführung beson
derer Bildungsanstalten für solche
Schüler, welche, ohne Drang zum ge
lehrten Studium, die Gymnasien nur
des einjährigen Zeugnisses wegen be
suchen.
Professor Kochs Entdeckung steht nach
wie vor im Mittelpunkt der Tageser
eignisse. Trotz vielfacher Angriffe, zu
denen neuerdings auch Bismarck bei
mer mehr Anerkennung auch im Aus
lande. Der schwindsüchtige Großherzog
von Mecklenburg - Schwerin wird in
Cannes (Süd-Frankreich) mittels Koch'-
scher Lymphe behandelt.
Besondere Freude hat des Kaisers
Anordnung verursacht, daß künftighin
zur Aushilfe bei den Postamtern na
mentlich zur Bewältigung des Weih-
Soldaten, sondern brotlose Arbeiter
verwendet werden sollen.
König Otto von Bayern ist in Tob
sucht verfallen.
Böses Blut erregt in Deulsch-Afrika
die Thatsache, daß Major Wißisiann
dem verdienten Emin Pascha einen
stark nach Dünkel und Ueberhebung
schmeckenden Rüffel ertheilt hat. E n
Konflikt zwischen Beiden steht in Aus
sicht.
Die Freisprechung der unschuldig we
gen Ermordung ihrer Eltern angeklag
ten und lange in Untersuchungshaft
schmachtenden Fanny Schrön zu Mark
ranstädt bei Leipzig hat wieder einmal
die Frage der Entschädigung unschuldig
Angeklagter oder Verurtheilter ange
regt.
In Paris bildet die Verurtheilung
des Mörderpaars Eyraud und der
Bompard, welches den Liebhaber der
Letzteren, den Advokaten Gouffe, er
drosselt und beraubt hatte, das Tages
gespräch, Eyraud ward zum Tode,
seine Mätresse zu LO Jahren Zuchthaus
verurtheilt.
Der Parnell-Skandal tobt noch wei
ter. Die schmutzige irische Wäsche wird
übrigens im heimathlichen Lande ge
waschen, und in Dublin, Cork u. s. w.
regnets Hiebe faustendick. Eine em
pfindliche Niederlage für Parnell ist die
Wahl seines Gegners Sir John Pope-
Hennessy zu Kilkenny.—Gehängt ward
die Mörderin der Frau Hogg und deren
Kindes, Frau Nellie Pearcy, zu New
gate in London. —In London nagen
i) 0,000 Arbeitern, darunter 8000 Dock
arbeiter, ain Hungertuch.—ln Glas
gow ist ein Riesenstnke ausgebrochen.
Die furchtbare Kälte in Europa hat
zahlreiche Opfer gefordert. In der
Steppe des russischen Gouvernements
Orenburg sind dreißig Kirgisen erfroren.
Ertrunken beim Ueberschreiten dünn
zugefrorener Seen sind vierzehn Bauern
de, Schleswig und zwölf Mädchen in
Holstein.
Zu Taiping in China wurden acht
hundert Menschen durch eine Pulver
explosion gelödtet.
Eine Überschwemmung bei Cordova
in Buenos Ayres hat die Stadt zerstört
und Hunderte von Menschenleben ver
nichtet.
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(Für da« „Scranton Wochenblatt".) !
Die Hand.
Au« dem Franzöfischen »on John Rolf.
Es war Sylvesterabend. In dem
Hause des Staatsanwalt Deplant hatte
sich eine Schaar seiner Freunde ver
sammelt, um in hergebrachter Weise
dem alten Jahr Lebewohl zu sagen und
das kommende zu begrüßen. Das
Feuer im Kamin verbreitete eine behag
liche Wärme, der Punsch in den Glä
sern dampfte, Cigarrenrauch füllte das
Zimmer mit blauen Wolken, so dick,
daß kaum das Licht der großen Hänge
lampe hindurchdringen konnte.
Es war ein recht altmodisches Zim
mer mit getäfelten Wänden und seltsa
men Schnitzereien, mit dunklen Vor
hängen und düsteren Tapeten. Die
hohen ledergepolsterten Stühle und der
große eichene Tisch mit gedrehten Bei
nen paßten so recht dazu. Alles war
würdevoll und ernst darin, nur die Ge
sellschaft nicht, deren Lachen man bis
auf die Straße hören können. Da
schlug es zwölf vo» dem Thurme der
Notredame Kirche. Die langgezogenen
Töne der Glocken drangen klar und rein
ins Zimmer—für einen Augenblick
schwieg die Fröhlichkeit—aber nur für
einen Augenblick, dann standen die
Freunde auf und schüttelten sich die
Häude und wünschten sich gegenseitig
alles mögliche Gute, und ihr Lachen
tönte um so lauler und ihre Scherze
wurden um so »ahlreicher, woran der
ausgezeichnete Punsch wohl die größte
Schuld hatte.
Da stand der Staalsanwalt Deplant
aus und sagte: „Freunde, wir haben
heule Abend so viel Witziges und
Lustiges gehört, wie wär's, wenn ich
euch einmal eine Geschichte erzähle, die
den großen Vorzug vor Andern hat,
daß sie wahr ist—allerdings ist sie ernst
—sehr ernst."
„Erzähle!" scholls von allen Sei
ten. Man schloß einen Kreis um ihn
und er begann:
Als ich noch Staatsanwalt in Ajac
cio war, einer kleinen, weißen Stadt,
die an einer herrlichen Meeresbucht, von
hohen Bergen umgeben, gelegen ist.
hatte ich hauptsächlich Vendetta-Ange
legenheiten zu untersuchen und zur An
klage zu bringen. Ihr wißt, daß auf
der Insel Corsica. deren Hauptstadt
Ajaccio ist. die Vendetta oder Blut
ader niemals erloschen ist. schreckliche
List und Mordthaten, die sich in ein
Blutbad verwandeln—aber auch hel
denmüthige Handlungen. In zwei
Jahren bekam ich nichts anderes als
linge und Jungfrauen fielen dieser
Rache zum Opfer und ich hatte den
Kopf voll von diesen Geschichten.
Eines Tages hörte ich. daß ein Eng
länder eine Villa nahe am Hafen aus
er alleine wohnte und nur ausging,
wenn er fischen oder jagen wollte. Er
sprach mit keinem Menschen, kam auch
nie zur Stadt, jeden Morgen aber übte
er sich ein oder zwei Stunden im Pisto
lenschießen. Das gab natürlich Anlaß
zu allem möglichen Gerede. So sagte
man über ihn z. 8., er wäre eine hochste
hende Persönlichkeit, die aus politischen
Gründen ihr Vaterland Verlaffen hatte
—andere wieder meinten, er hätte sich
verborgen, weil er irgend ein schreckli
ches Verbrechen begangen hätte. Ich
versuchte, als Staalsanwalt, einige Er
kundigungen über ihn einzuziehen —aber
trotz aller Mühe bekam ich nichts anderes
zu wissen, als daß er sich Sir John
Rowell nannte.
Inzwischen wurde das Gerede über
ihn immer stärker und nahm solche Di
mensionen an, daß ich beschloß, die
persönliche Bekanntschaft des Auslän
ders zu machen und ihn zu beobachten.
Ich nahm deshalb mein Gewehr und
ging auf die Jagd uno zwar in der
Nähe seines Hauses. Lange wartete
ich aus eine gunstige Gelegenheit, um
ihn zu sprechen. Endlich bot sich eine
solche dar. Ein Rebhuhn, das dicht
vor des Engländers Nähe aufschlug,
fiel mir durch sichern Schuß zur Beute.
Mein Hund brachte es mir und ich ging
auf den Fremden los, stellte mich vor
und nachdem ich mich für meine UnHöf
lichkeit entschuldigt, ihm das Huhn
weggeschossen zu haben, machte ich es
ihm zum Geschenk. Er war ein hoher,
rothhaariger Mann, trocken und doch
sehnig, so eine Art verfeinerter Her
kules. Er war durchaus nicht steif,
welche Untugend Engländer gewöhnlich
an sich haben, sondern sehr liebenswür-
Französisch sür meine Aufmerksamkeit.
Von der Zeit an sah ich ihn fünf oder
sechsmal. Eines Abends, als ich bei
seinem Hause vorbei kam, faß er auf
der Verandah und blickte rauchend aufs
Meer hinaus. Ich wünschte ihm einen
guten Abend und er lud mich ein, ein
Gla« Bier mit ihm zu trinken. Das
ließ ich mir nicht zwei mal sagen. Mit
größter Zuvorkommenheit nahm er mich
aus und als wir nun zusammensaßen,
rauchten und tranken, sprach er mit Be
geisterung von Corsiku. von der Jagd
und dem auegezeichneten Fischfang. Das
alles interessirte mich nun herzlich wenig
—nach und nach aber lenkte ich das
Gespräch auf seine Vergangenheit, in
dem ich aus scheinbarer Neugierde ihn
direkt hierüber befragte. Er antwortete
mir vollständig ruhig, ohne die geringste
Spur von Verlegenheit, daß er große
Reisen gemacht, daß er sich in Afrika
und Amerika und Indien umgesehen
und fugte hinzu: „Ich haben gehabt
viel Abenteuer— ich—Ves sir". Dar- j
nach sprachen wir von der Jagd und er
erzählte mir von seinen Jagden auf
Flußpferde, Elephanten und selbst auch
Gorillas. ' Ich bemerkte ihm: „Alle
diese Thiere si»o furchtbar." Er lachte
und sagte in seinem Kauderwelsch : „OK
Mensch."
ächten großbrilanischen, meckernden
Lachen und äußerst vergnügt setzte er
"hinzu: „Ich habe auch gewesen auf
Menschjagv." Darauf kam unser Ge
spräch auf Waffen, und wir gingen in
sein Zimmer, um seine Gewehrsamm
lung zu sehen. Seine Wohnstube war
schwarz tapezirt. Schwarze Seide mit
Goldstickerei: —„Japanesische Stoffe",
sagte er. Mitten auf der längsten
Wand befand sich ein Gegenstand, der
meine Blicke auf sich zog ; derselbe war
mit schwarzem Sammt eingerahmt.
Ich ging näher darauf zu. Es war
eine Hand—eine Menschenhand —eines
Manne« Hand. Nicht eine skelettartige
Knochenhand, sondern eine schwarze ein
getrocknete Hand mit gelben Nageln,
scharfausgeprägten Muskeln und Spu
ren von allem Blute, das in »iner
Wunde geronnen war, die den Knochen
des Oberarms bloslegte. Es sah aus,
als wäre es mit einer Axt geschehen.
Diese blutbeschmierte Hand war an der
Wand mit einer Kette befestigt, die so
stark war, daß sie einen Elephanten
hätte halten können.
Ich fragte: „Was ist denn das?"
Der Engländer antwortete ruhig:
„Das gehöite mein bester Freund. Er
kam von Amerika, —Hand abgehauen
acht Tage." Ich besah mir das mensch»
liche Ueberbleibsel näher. Es mußte
einem Riesen angehört haben, so stark
waren die Muskein und so kräftig die
„Das muß ein starker Mensch gewesen
sein." Sir John antwortete mit
schmerzlicher Bewnnung: „OK
habe die Kette anschlagen lassen, um
den Hand zu halten." Ich hielt das
für einen Spaß und erwiederte: „Das
dazu Kette sehr nothwendig." Ich
dachte erst bei mir, er ist nicht bei Sin
nen. Ich schaute ihn an, aber seine
Züge veränderten sich nicht und blieben
undurchdringlich. So leitete ich das
Gespräch auf ein anderes Thema und
bemerkte nur noch, daß aus seinem Tisch
drei geladene Pistolen lagen. Sein
nach und nach meine Besuche seltener
wurden. Das Volk hatte sich übrigens
so an den Sonderling gewöhnt, daß
niemand länger von ihm Notiz nahm.
So verging ein ganzes Jahr.
Eines schönen Morgens—es war im
November-weckte mich mein Diener
mit der Nachricht, daß Sir John Rowell
während der Nacht ermordet worden sei.
von Gendarmen und einigen Polizisten.
Der Diener des Fremden stand wie
verloren und verzweifelt an der Thüre
und weinte. Mein Verdacht fiel sofort
aus diesen Burschen, aber er war un
tete darauf hin, daß ein schrecklicher
Kampf stattgefunden hatte. Sir John
war erwürgt; sein schwarzes aufge
dunsenes Gesicht war schreckverzerrt und
zeigte entsetzliche Angst. Sein Hals
war an fünf Stellen durchbohrt, als ob
es mit Eisenspitzen geschehen wäre, und
mit Blut bedeckt. Wir riefen sofort
einen Arzt zur Stelle. Er untersuchte
die Löcher am Halse lange aufs
wagte kaum hinzusehen nach der Tod
tenhand an der Wand! Aber! was
war das?—sie war nicht mehr da—
die Kette war gesprengt und nur ein
kurzes Stückchen davon war noch zu se
hen. Ich beugte mich über den Todten
und sab in seinem Munde einen Finger
jener räthselhasten Hand, abgebissen,
oder besser, abgenagt, von seinen Zäh
nen dicht über dem zweiten Fingerge
lenk.
Wir schritten nun zum Verhör, aber
konnten nichts erforschen. Keine Thür
war erbrochen, kein Fenster eingeschla
gen, die beiden Kettenhunde im Hofe
hallen keinen Laut von sich gegeben. Des
Dieners Aussage lautete im Wesentli
chen, wie folgt: Während des letzten
Monats wäre sein Herr sehr erregt ge
wesen. Er hätte oft seine Reitpeitsche
genommen und mit einer Wuth, die an
Wahnsinn grenzte, auf die trockene
Hand losgeschlagen, welche an der
Wand hing. Keiner konnte sich erklä
ren, wie sie von der Wand losgerissen
wurde, als das Verbrechen stattfand.
Sein Herr wäre stets sehr spät zu Bett
gegangen und hätte sein Schlafzimmer
immer auf das Sorgfältigste verschlos
sen und verriegelt. Oft sprach er laut
mitten in der Stacht und es hörte sich so
an, als ob er mit Jemand im Wort
wechsel sei. In der letzten Nacht sei
sein Herr ganz ruhig gewesen und als
er. der Diener, am Morgen die Läden
öffnete, hätte er Sir Jobn todt gefun
den. Einen Verdacht könne er auf
Niemand werfen.
Unter meiner Leitung fanden Nach
forschungen auf der ganzen Insel statt
nach dein Mörder—aber nichts, keine
noch so schwache Spur, wurde entdeckt.
Ein Vierteljahr war ungefähr nach
dem Mord« vergangen, da balle ich ei
nes Nachts einen entsetzlichen Traum.
Es war mir, als ob die Hand, die
rälhselhafte Hand, wie ein Skorpion
oder besser noch, wie ein« abscheuliche
Spinne über die Gardinen und Wände
meines Zimmers und mein Bett lief.
Dreimal fiel ich im Schlaf und dreimal
wurde ich durch das Schreckbild der
Geisterhand aufgeweckt, die in meiner
Stube herumkroch und die Finger be
wegte und nach mir ausstreckte. Am
nächsten Morgen brachte man mir—die
Hand. Man hatte sie auf Sir Rowells
Grab auf dem Kirchhofe gesunden—sie
war unverändert, wie ich sie in seinem
Zimmer an der Wand gesehen—nur der
Zeigefinger fehlte.
Ja—liebe Freunde—das ist meine
ganze Geschichte.
Alle hatten ihm schweigend zugehört,
mancher war bleich geworden. DaS
fröhliche Lachen war bei ullen ver
schwunden. Endlich brach einer von
ihnen das Schweigen mit den Worten:
„Ja, das ist aber gar keine Erklärung,
das ist ja gar keine Lösung dieses Räth
sels ! Was ist denn deine Meinung in
dieser Affaire?"
Der Staatsanwalt lächelte und ant
wortete : Ich will keinem von euch eine
schlechte Nacht oder böse Träume ver
ursachen. Ich glzube ganz einfach,
daß der Eigenthümer der Hand, ich
meine der rechtmäßige Besitzer, nicht
todt war, sondern daß er gekommen ist,
seine Hand wiederzuholen. Ich verstehe
allerdings nicht, wie er's angefangen
ha^— Es war auch so eine Art Blut»
Ob iwn das alterthümliche Zimmer
wordene Punsch, oder die Müdigkeit der
Gäste, oder des Staatsanwalts De
plant grausige Erzählung—kurz seine
Freunde erhoben sich bald nachdem er
seine Geschichte beendigte, drückten ihm
die Hand und gingen nachdenklich nach
Hause.
Am nächsten Morgen wurde bei min
destens zwanzig Familien konstatirt, daß
Geisterhände im Zimmer herumgelangt,
die trotz eines heftigen Bombardements
mit Stiefelknechten uud anderen Wurf
geschossen nicht hatten weichen wollen,
bis daß die Geisterseher kühlende Um
schläge erhalten und am nächsten Mor
gen einen sauren Harung.
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Aleisch, da» wir Montag und Donnerstag er
halten. empfangen wir täglich frisch geichlach,
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