Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 18, 1890, Page 7, Image 7

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    »-«tsche Lolawachricht««.
Provinz Brandenburg.
Berlin; Aus unbekannten Motiven
bat die Gattin des OberregierungsrathS
v. Friedheim. des stellvertrelcndcn Po
lizeipräsideiiten, Selbstmord begangen.
—ln Friedrichshain brachte der Schrift
setzer Otto Rieger der unverehelichten
Martha Hönicke im EinVerständniß mit
derselben einen Revolverschuß bei und
versuchte darauf sich selbst zu erschießen.
Im Proceß Marggras und Genosse»
wegen MünjverbrechenS, (Fälschung
fchl-fischer Pfandbrief Coupons) ist der
Kaufmann M-rggraf in Guben zu
Jahre» Gefängniß, der Laufburfche
Strietzel zu Z Jahren Zuchthaus und
der Steinträger Krüger zu 2 Jahren
Gefängniß verurlheilt worden; der
Buchdrucker Will wurde freigesprochen.
-Unter der Firma „Militärgruß" hat
sich in Havelberg ein Verein gebildet,
dessen Mitglieder sich verpflichte», fort
a» nur durch Erheben der rechten Hand
an die Kopibedeckung zu grüben.- Der
nach Verödung mehrfacher Betrüge
reien von Teltow flüchtig gewordene
Weber Rud. Zänger wurde in Ham
bürg, aus einem nach Amerika bestimm
ten Dampfer, aus dem er sich mit Frau
und drei Rindern eingeschifft hatte, ver
kästet. —Es seierten: die goldene Hoch
zeit die Eheleute Arb. Haveustein-Ärns
walde, Röhl in Büssow bei Friedeberg,
Rentier Carl Bieske-Landsberg a. W.,
Peglow - Lichtenow. Kürschner Louis
Hartwich - Lnckau und Bettichora-Rix
dorf; in Brandenburg die Wirthschas
terin Carol. Zander ihr k>ojährigeS
Dienst, i» Spandau der Seiler Her
mann sein övjähriges Bürgerjubiläum.
Provinz Ostpreußen.
Eine Svar- nnd DarlehnSkasse für
hie Lehrer Ostpreußens ist in Jnster
bnrg in's Leben getreten. Die Fische
rei an der ostpreußifchen Ostseeküste und
in den beiden Hafen hat im Zeitraum
I. April 1389—1890 einen Ertrag von
ca. 1.362,000 M. geliefert. Es kommt
davon nahezu eine Million aus die Haf
üscherei und nur etwa ein Drittel ans
die Seefischerei. Gegen das Vorjahr
hat sich der Jahresertrag der Fifcherei
um etwa '208,000 M. gesteigert.— Das
Fest der eiserne» Hochzeit begingen die
Lieutenant a. D. Gnabs'sche» Eheleute
>n Tilsit, und die goldene Hochzeit feier
ten: die Eheleute Gutsbesitzer Wenk in
Hohendorf, Rittergutsbesitzer Dr. Ben
der in Katharinenhof und Lehrer Jajch
in Königsberg.
Provinz Pommern.
Ueber dos Vermögen des flüchtigen
Bankiers Albert Jungklans in Stettin
ist der Konkurs eingeleitet worden.
Außer vielen kleinen Leuten, welche
demselben ihre Ersparnisse anvertraut
yaben, sollen ein Rechtsanwalt eine be
deutende Summe, ein Zimmermann
! 20,000 M., die Direetrice eines Con
sectionsgeschästcs ihr ganzes erspartes
Vermögen von 8,000 M- verlieren.
In Groß-PomeiSke fand die Einwei
hung der neuerbauten Kirche statt.
Der Eisenbahnbeamte Knbik in Pafe
walk, der mit feiner Frau Nachts von
einem Besuch heimkehrte, wurde auf
offener Straße von zwei Arbeitern über
fallen und lebensgefährlich durch Messer
stiche verletzt. Das Fest der goldenen
Hochzeit feierten: die Eheleute Maurer
Element in Bergen, Thees daselbst,
Lehrer cm. in Elmenhorst, Hypenbecker
iu Frauzbnrg, Friedrich Daugs in Pol
;iu, Justizrath Kempe in Slargard und
lientier E. Ton» in Zanow: das fünf
zigjährige Amtsjubiläum beging Kassen--
diener Jahnke in Stettin.
Provinz Schlesien.
Die Frau der Staatsanwaltsgehilfen
Ohlenfchläger in Glogan wurde von
ihrem Stiefsohn Wilhelm, einem viel
fach vorbestraften Sattler, erstochen.
Der mit Hinterlassung namhafter Schul
de» und zahlreicher Gläubiger nnläiigst
von Dt. Ossig verschwundene Mühlen
befitzer Stcincrt ist in Montevideo ver
haftet worden, und steht feine Auslie
ferung bevor. Die bei ihm vvrgcfmi
dene Baarfumnie von 150.«»00 M.
haben die Gläubiger mit Beschlag be
legen lassen. —In der Nähe der Lnd
wigsbaude wurde der Förster Weniger
bei einem Renkonire mit Wilddieben von
einem der Letzteren erschossen. 112 In
Woifchnik 0.-S. im Alter von beinahe
>OO Jahren der Freiheitskäuipfer Bla
Hochzeit die Eheleute Kreisbauiufpector
Reumann in Reichenbach 0.-S-. Schuh
machermstr. Sommer in Roswitz und
Bauerauszüglcr Anton Körner iu Tur
uiv: das 50jährige Amtsjudiläum
Förster Hirnschal in Sabinietz.
Provinz Sachsen.
Der durch die letzte Hochfluth der
Elbe angerichtete Schaden im Kreise
Torgau wird «ach Zusammenstellung
aus 1,700,000 M. geschätzt, während
oie Kosten der Ausbesserung und Ver
stärluug der Elbdämme auf ca. -1,000,-
>OO M. veranschlagt find. Tie iu
Lölleda verstorbene vcrwittwctc Frau
,ireisgerichtsrath a. D. Wunderlich hat
7er Stadt letztwillig JOOO M. überwie
-n.— Bei der Universität in Halle sind
«»her 444 Studirende neu immatriku
«rt. ES feierten: die goldene Hochzeit
»ic Eheleute Neidhardt in Gcnthin und
>iöbl in Querfurt; das 50jährige
Dicnstjubilättm der Schleuscrineister
Mennig in Freyburg.
Provinz Hannover.
Iu Großsander hat vor einiger Zeit
ein »och nicht achtjähriger Knabe seinen
vierjährigen Spielkameraden, einen
Sohn des LandwirthS Heeren in Groß
fandcr. mit ani das Moor genommen
und dort iu einen mehrere Fuß tiefen
Graben geworfen. Nachdem der Un
hold seinem Opser mit einem Stock dann
»och mehrere Verletzungen am Kopfe
beigebracht nnd auf dasselbe Torffodeu
geworfen bat, ist er ganz »nbcsangen
«ach Haufe zurückgekehrt. Das ver
wißle >!'ind wurde nach längerem Su-
chen als Leiche in dem Graben aufge
fundeu. Laut Bekanntmachung des
Landrathsamts wird zur Deckung des
Svarcasseudeficits der AmtS-Sparcafse
in Verden, entstanden durch die Voß
scheu Veruntreuungen, ein Betrag von
70 pCt. nach dem Fuße der direkten
Staatssteuerii erhoben. —In Wageufeld
ist die mit Staats- nnd KreiSunter
stützung neu in's Lebe» gerufene Webe
rei-Lehrwerkstätte im Beisein des Re
gierungspräsidenten Grasen Bismarck
aus Hannover eröffnet worden. Die
goldei?« Hochzeit feierten: die Eheleute
Rentier F. Ch- Luchmaun in Ebstorf,
Rentier Herm. Kamp in Osnabrück und
Joachim Christoph Praeger in Wiltin
gen. Es tödteten sich: durch Erfchie
Ben Restaurateur Otto R. in Celle nnd
durch Erhängen Schmiedegefell Huck in
Lebenstedt (Motiv in beiden Fällen un
bekannt). Um's Leben kamen: Zim
meryäuer Habichthorst in Barsinghau
sen, indem er verschüttet wurde, sowie
Holzhauer Küfe auS Mellinghausen und
Zimmermann Seinecke iu Wittingen
durch unglücklichen Sturz.
Rheinprovinz.
Dem Wunsche der Landgemeinde
Forst, mit der Stadtgemeinde Burtscheid
sich zu vereinigen, haben die Stadtver
ordneten Folge gegeben. Die in der
Webefchule in Crefeld durch Direktor
Lembcke angestellten Versuche, Web
stühle durch elektrische Motoren gleich
mäßig zu treiben, sind überraschend
gelungen. Während Ausstellungen
meist mit Fehlbeträgen abschließ:n, hat
die im vorigen Jahre in Trier statt
gehabte Kunst und Gewerbe-Ausstel-
M. erzielt. —Es Meierten: die goldene
Hochzeit die Eheleute Jakob Breuer
in Elfenborn und Berginvalide Anton
Layer in Drüpe; sein 50jähr. Dienst
jnbiläuni beging Superintendent Dr.
Bartelheim in Köln. In Neuwied
ertränkten sich Rentamtsassistent L. W.
Richter und Frau (Motiv Ueberschul
dung und Eingriffe in die Amtskasse).
Provinz Hessen-Naffau.
Lehrer Trandt in Rauschenberg hat
ein Drama „Bonifacius" verfaßt, das
sehr günstig beurtheilt wird. Selbst
mord begingen: durch Erhänge» Phi
lipp Kohl aus Flörsheim aus Furcht
vor Strafe, durch Erschießen Sind,
pharm. Curt Colberg in Marburg,
durch Erhängen Schmitz aus Nieder-
Mendig und durch Sturz aus dem Fen
ster die Dicnstmagd Auguste Lenz iu
Wiesbaden (Motiv in den drei letzten
Fällen unbekannt.) Um's Leben kam
der Ackermann F. Fieseheim in Hom
bressen durch unglücklichen Sturz.
Königreich Sachsen.
Der Superintendent Dr. theol. Rich
er in Freiberg wurde während einer
im Rathhaus abgehaltenen Sitzung des
schulauSschusseS todtlich vom Herz
schlgge getroffen. Ueber das Ver
mögen des bekannten Kartellagitators
und Führers der nalionalliberalen Par
!ei, Bruno Sparig sin Firma: Richter
k Sparig) in Leipzig, ist der Konkurs
!röffnet worden. Wegen Brandstif
!ung in betrügerischer Absicht wurde der
söhn des Fabrikanten LouiS Schön
feld in Leitelshain, der Gcschäftsge
hilfe Paul Schön'eld, zu 6 Monaten
Nefängniß verurtheilt. Schönfeld fen.
hat sich seiner Bestrafung durch die
Flucht entzogen. Sieben Monate Ge
fängniß erhielt der Soldat Lindner,
ivelch.'r zur Manövcrzeit von dem Lieu
tenant Lachner v. Hüttenrauch in Lim
bach wegen nächtlichen Ausbleibens mit
sein Säbel niedergeschlagen worden
mar und infolge der dabei erhaltenen
Wunden lange Zeit im Lazareth liegen
mußte. 112 In der Privatheilanstalt
oo» Dr. Pierson in Pirna an Alters
schwäche der österreichisch ungarische
staatsminister und Botschafter a. D.
Nraf Moritz Nic. v, Estherhazy. Der
Hausbesitzer Hübner in Striesen, ein
sehr sroinmer Mann, wurde wegen
schwerer Sittlichkeitsverbrechen, began
zeu an Kindern, zu 5 Jahren Zuchthaus
oerurtheilt. Iu Tharandt vollzog
sich die Einweihung des Denkmals für
sen Geh. Hofrath Prof. Dr. Preßler,
velcheS feine Schüler und Freunde fei
lem segensreichen Wirken stiftete».
Thüringische Staaten.
Wegen Brandstiftung wurde der Wir
!er Bruno Schönau aus Apolda zu fünf
fahren Zuchthaus und fünfjährigem
Ehrverlust verurlheilt. Neber das
Lermöge» der Firma N. Missclwitz in
Ältenburg, deren alleiniger Inhaber,
Theodor Misselwitz, geflüchtet ist, ist der
üoncurs eröffnet. - Der Leichnam der
seit Wochen verschwundenen Wittwe
Liefert in Eisenach ist bei Stedtfeld aus
»er Hörfel gezogen worden. Aus
Zurckt vor einer Operation suchte und
fand die Ehefrau des LandwirthS Keß
lsr von Ningleben i» der Unftrut den
Tod. Da» Rathskeller-Restaurant in
Hiera, welches im November 1887 das
1000 Mark wurde derFleifckermcistcr
schecr in Gera verurlheilt, weil er
nachgewiesenermaßen iunerhalb der letz
!en fünf Jahre die Wagfchale, in welche
Zett, kleine Knochen ». f. w. gelegt wa
rcn, beschwert hotte. Der Glaser
lueister Uhrlau von Jena ist seit einiger
spiclivaareuiudustrie iu Waltersliausen
befindet sich in Flor und gehen viele
itusträge aus Amerika hier ein. ES
feierten: die goldene Hochzeit die Ehe
leute Wollwaarenhändler Karl Zimmer
in Buttstädt und GutsauSzügler Trau"
zott Elauß in Schmörfchwitz.
K öuigreich Bayern.
Eine goldene VercinSdenkmünzk ist
vem Bezirksaintmann Mayer inAltöt
lingen vom Generalcomite des land
ivirthfchaftlichcn Vereins für seine
nsprießlichen Leistungen zur Empor
bringung der Landwirthschaft zuerkannt
r>»rden. Das Landgericht Aschaffen-
bürg vernrtheilte den vormaligen katho
lischen Pfarrer Schröder zu Erlenbach
zur Zahlung von 500 Mark an den
Bauer» Waigand von dort und zur
Tragung der Kosten. Der Proceß bi!
dete ei» Nachspiel zu der schon frühe,
abgeurtheilten Skandalasfaire (Verbre
che» wider die Sittlichkeit). —Der Mü
tzenfabrikant K. S. Rauh in Bamberg
ist flüchtig, nachdem gegen dciifelbeii
gerichtliche Untersuchung wegen Wech
felfälfchung eingeleitet worden war.
Die in Frage stehende Summe foll sich
in die 100,000 Mark belaufen. Der
verheirathete Specereihändler Gareis
in Euchenreuth ist von daselbst ver
fchwundtn. Feine Gläubiger sind übe«
die unaugemeldete Abreise nicht sehr
erbaut. Im Keller der evangelischen
Kinderbewahranstalt in Kitzingen sind
die Vorsteherin der Anstalt, Schweste,
Emilie Rieß, und ein Zögling, Babett«
Dörer. durch Mostdünste erstickt. Di«
starken Gase waren aus dem angrenzen
de» Keller des WeinhändlerS Fromm
eingedrungen. Eine zweite Schwester,
die zur Rettung herbeigeeilt war.
konnte nur mit Mühe lebend aus Hein
Keller geschafft werden.—ln Löpfingen
kam der I6jährige Sohn des Söldners
Schmidt mit seinem 13jährigen Bruder
aus dem Felde in Streit. Der jüngere
schlug mit einem Haselnnßstecken zu und
traf den älteren Bruder so unglücklich
in das Auge, daß die Spitze des Stek
kens bis in's Gehirn drang. Eine
hierdurch veranlaßte Gehirnlähmung
machte dem jungen Leben ein Ende.
Nachdem seit fast 200 Jahren keine
evangelische Kirche in Nürnberg gebaut
worden war, fand dieser Tage die Ein
weihung der Martinskirche dieser Tage
statt. Der Privatier Schein in West
heim schnitt Coupons von seinen Papie
ren ab. packte dieselben zusammen und
brachte sie in feinem Feuersichern wieder
in gute Verwahrung. Als er gelegent
lich wieder nachsah, fand er statt der
Obligationen ein Häufchen Asche vor;
er hatte beim P'eifenanzünden glühen
den Feuerschwamm zwischen die Papiere
gebracht, der dann fortglühend diese»
Schaden angerichtet hat. An der in
Folge Herzlähmung gestorbenen Be
sitzerin des Pummerer'schen Bankhauses
in Passau, Fräulein Marie Pummerer,
verlieren die Armen eine große Wohl
thäten». Wegen Unterschlagung im
Amte verurtheilte das Landgericht den
Postaspiranten Alb. Hann von Wey
hern zu dreimonatlicher und dessen
Brnder, den Brauereleven Fritz Hann
zu Weyhern, Hehlerei zu neun
monatlicher Gesängnißstrase. 112 In
Torz der Besitzer des Kohlenbrän-An
Wesens Roth. Der Gütler Georg Gras
von Wagnerhäusl, der vor einigen Ta
gen meuchlings erschossen wurde, ist
von seinem 16jährigen Pflegesohn
Friedrich Schmöller ermordet worden.
Die Ehefrau des kürzlich verstorbe
nen Gg. Haeusler von Schönberg würd,
wegen dringenden Verdachts, ihren
Gatten durch Gift ermordet zu haben, in
Haft genommen. 112 In Warneck in
der Kreisirrenanstalt nach 6jährigem
Aufenthalt der Fürst Edmund von
Wrede. Der Verlebte, ein Enkel des
Feldmarschalls, war Stabs-Officier
im 1. Schwere» Reiterregimente in
München und Adjutant des Prinzen
Arnulf gewesen.
KönigreichWu r t t e m b e r g.
Zur Hebung der Pferdezucht in unfe
rer Gegend haben die landwirthfchaft
lichen Vereine von Blaubenren-Geis
lingen und Heidenheini in der Norman
die eine größere Anzahl Normänner
Pferde (Perchsrons) aufgekauft, welche
hier jetzt zur Versteigerung gelangten.
Der Pferdeaufkauf soll jedes Jahr wie
verholt werden. Eannstatt veranstal
tete anläßlich des 25jährigen Dienst
jubiläumS der beiden Oberlehrer Saut
ter und Sartor eine öffentliche Feier im
Kursaal. Ein beneidenswerthes
Städtchen ist Dornstetten. Von einem
Gemeinfchaden weiß man nichts; dage
gen werden in diesem Jahr an jeden
Bürger 80 M. baar Geld ausbezahlt.
Mit der Holzgabe und den Almandlän
dern erhöht sich der Bürgernutzeu aus
110 M. Die vo» Dorilstette» eiilber»-
senen Soldaten erhalten das baare Geld
ebenfalls. Dornstetten hat einen etwa
2000 Morgen großen, sehr schön be- j
stockten Taiinenwa.'o. In Altcnstadl
ist eine kath. Schule in'S Leben getre
tei«. Ter unlängst verstorbene Fa
brikant Friedrich v. Rauch in Heilbronn
hat der Stadt 200,000 M. Vennacht,
die eine Hälfte als Beitrag zur Erbau
ung der neuen evangelischen Kirche, die
andere zur Unterstützung armer Fort
bildungsschüler; weiter»' 5000 M. sind
Wolhthätigkeitsanstalten zugewiefen.
Der Bierbrauer Straßer von Balingen,
der im Verdacht steht, den Kaufmann
Josef Büß vou Rottenburg in Mühn»
gen am 8. November 1882 durcd Mef
serstiche ermordet zu habe», ist jetzt an
geblich iu der Schweiz festgenommen
worden. In Backnang hat sich die
73jährige Frau B. in einem Anfalle
von Geistesstörung ertränkt.—ln Aus
Übung ihres Berufes kamen zu Tode:
die Maurer Jos. Bauer in Sontheim
b. H. und Will). Siegler in Wendlin
gen, der Heizer Jak. Mauch in Feuervach
und der Steinbrecher Lor. Weber in
Gaildorf.
Großherzogthum Baden.
112 In Doiianeschingen der Galerie
Jnfpector Heinrich Frank. Vor weni
gen Woche» hatte derselbe seine goldene
Hochzeit gefeiert. -s- In Herbolzheim
Frau Schindle-. —5 In Rastatt Major
v. Roou vom 24. Infanterieregiment,
der jüngste Sohn des ehemaligenKriegS
ministers nnd Feldmarschalls. —Es fei
erten: die goldene Hochzeit die Eheleute
Schuhm. Andr. Koch Lahr, Landw.
Leoiih. Haas Mingolsheim, Kaufmann
Heinr. Engelhard Pforzheim, Rentner
Jak. Walter Rastatt, Joh. Phil. Kle
stnz Raueiiburg bei Wiesloch und Satt
ler Ferd. Meier Nothenfels; das 50-
jährige Dienstjubiläum in Heidelberg
OberamtSrichter Koch, in Wertheim Ka
binetsrath Eitel.—Geschossen haben sich:
aus Liebeskummer der Schreiber Fr
Gaum aus Mannheim und auf dem
Grabe seiner Frau m Wertheim dei
Gärtner Heitzinann: die geistesgestört«
Wittwe Schwanz m Stockach hat sich
ertränkt.
Aus der Rhein Pfalz.
In feiner Wohnung in AlberSweilei
wurde der Schreiner Abrah. Driimni
von dem Steinhauer Johs. Sold über
fallen und durch Messerstiche aus Räch«
ermordet, weil sich jener von Drumni
übervortheilt glaubte. Als der krank«
Bater des Mörders von der That feines
Sohnes erfuhr, traf ihn ein Herzschlag,
auch er war alsbald eine Leiche. In
Deidesheim stellt sich der Herbstmittel
preiS, aus den hin von den kleiner
Winzern am meisten verkauft worde«
ist, auf 22 M. für 40 Liter. De>
Säuregehalt beträgt bei Mittelwein 5,?
pro Tausend nnd das Gewicht steigt au!
125 Grad nach Oechsle. Aus dein Fas
verkauft stellt sich das Fuder ini Durch
schnitt auf 800 M. Der Metzgei
Jean Metz in Kandel, welcher ein fehl
gutes Geschäft befaß, hat feinem Leber
durch Erhängen ein Ende gemacht.
In der Nähe von Kirchheimbolanden
find mächtige und ausgedehnte Quecksil
ber- und Kupferlager aufgedeckt und
durch Unternehmer Sander von Sprend
lingen und Eichin von Eifenberg gemie
thet worden. Die Reichhaltigkeit der
Kupfererze soll denen der Ma'achitgrube
Wissokoja Gora im Ural nicht nachste
hen. In Grünstadt feierten die Ehe
leute Jak. Hering die goldene Hochzeit;
in Speier beging der Steuereinnehmer
Jos. Hartman» das 50jährige DienstjU'
biläum.
Elfaß-L othringen.
Wegen Körperverletzung, seinem Va
ter zugefügt, wurde der Ackerer Jo
hann Baptist Masson zu Stoßweier zu
zwei Jahren Gefängniß verurtheilt.
Der frühere Notaritäts - Sekretär Wei
ler in Hayingcn, ein geborener Luxem
burger, ist mit Hinterlassung eines be
trächtlichen Deficits verschwunden.
De» Kronenorden IV. Klasse verlieh
der Kaiser den beiden Lehrern an dei
Elementarschule in Saargemünd, An
ton Wirz und Peter Eyles. De>
Wcinhäi'dler Lebo» in Vic. (Seille),
der infolge von Eifersucht seit langer
Zeit mit feiner Frau in Unfrieder
lebte, ermordete dieselbe, steckte de«
Leichnam in ein Faß mit SpiritnS unt
entleibte sich selbst, als er verhafte!
werde» sollte. Die goldene Hoch>eil
feierten: in Wolfisheim die Eheleut«
Gaflwirth I. Mathis und Landwirth
G. Lobstein. —Es erhängte sich di>
Ehefrau des Lederhändlers Straumann
iu Kaisersberg. Ein Raub der Flam
men wurde in Festing das Aiiwese» des
Seilers Fischer.
Brau» schweig. Anhalt. Lippe.
W a l d eck.
Ter frühere Bürgermeister RingS
dorf aus Salzuflen ist wegen Urkunden
fälschung zu acht Jahren Zuchthaus ver
urtheilt worden - Die diamanten«
Hochzeit feierten die Eheleute Guts
besitzer Friedrich Wiechmann in Drohn
dorf. Ter Buchhalter Kemsis in
Schöppenstedt erschoß sich. (Motiv u:i
bekaunt.)
Mecklenburg.
Ter Großherzog ist aus Gesundheits
rücksichten nach Cannes in Frankreich
abgereist. Der Kassier Lübbert dei
Sparbank in Schwerin wurde wegen
Unterschlagung von 55,000 Marl
Mündelgeldern verhaftet. An der
Familie des in Neuhof ansässigen
Schulzen Meyer ist ein schrecklicher
Mord, wie man vermuthet aus Rache,
verübt worden. Der Schulze, dessen
Ehefrau und 4jährige Tochter wurden
in ihren Betten durch Beilhiebe er
schlagen aufgefunden. Die Thäter, zwei
Brüder Namens Koch aus Blüthe» b.
Berleberg, von denen der eine früher
Knecht deS Ermordeten war, find er
mittel! nnd dem Amtsgericht in Grabow
eingeliefert worden. Dem Dorfe
Zierke sind von einem in Baden bei
Wien im Oktober d. I. verstorbenen
Rentier Weber ca. 400,000 M. testa
mentarisch vermacht worden. Das
Feierabendhaus für Lehrerinnen- ist in
Waren eingeweiht worden. Die gol
dene Hochzeit seierten: in Schwerin di«
Eheleute Rentier Gramm und in Vor
bei! die Eheleute Erbpächter Johann
Heisst.
Schweiz.
Au der Waidgasse in Ober Endiugen
sind drei Häuser abgebrannt. Ein
wahnsinniger Sohn, den man frei um
hergehen ließ, hat den Brand verur
sacht. Schon seit vier Monaten
herrscht in Herisa» die Diphtheritis,
und bereits sind daselbst über 50 Ki»
der dieser Krankheit zum Opfer ge
fallen. —In Liestal fordert der Typhus
immer noch feine Opfer und zwar ist
der beliebte Tr. med. Frey selbst ein
Opfer feiner Pflichttreue geworden.
s- In Maieiifeld Alt Poftdiiector Atä
ier. Der jüugst verstorbene Alt
.«tativualralh Obcrstßenziger in Schwyj
hat zu gemeinnüHigen Zwecken 1!>,000
Frc. vermacht.. In Dornach fand
iniierung des SonderbundseidzugeS vom
Jahre 1847 statt. Der zweite be
trügerische Schütze vom eidgenössischen
hielt 5 Monate Arbeitshaus.
Oesterrei ch.
Wien: Zur Feier des hundertjähri
gen GebnrtsfesteS Grillparzers werden
die größieu Vorbereitungen getroffen;
reren Sonntagen bei freiem Eintritt ein
GriUparzer Cyklus stattfinden, wofür
die Stadt die Kosten trägt. Ter
frühere Herausgeber der antiiemitischen
„Tagespost", Spiridon Gopcivic, wurde
wegen Beleidigung von Mitglieder» des
»raiserhaujes verhaftet. 112 In Sechs
hauS der Bürgermeister dieses Vor
vrtes, Josef Ullmann. Im Hose des
Strafgerichts in Graz wurde der vier-
fache MörSer Franz Nabel durch de«
Wiener Schirfrichler hingerichtet.
i Bei einer im Revier Röckersberg abge
haltenen TreibjagVwurdc der Gastwirth
Baumgartuer von Hart, einer Halte
stelle der Salzkamniergitt-Bahu, von ei
nem anderen Schützen, de»! Gruberbauer
auS Grub, infolge eines unglückliche»
Zufalles erschossen. In Sarntheim
wurde der Weber Alois Oberlofler zu
Grabe getragen. Ter junge Mann war
in Nabensteiii von einem Penser Bur
schen bei einer Rauferei erstochen wor
den.
cko» Soisnes» hat am 10. November
eine Juwelen - Ausstellung stattge
funden. Tie ernsten Gelehrten dräng
tcn sich »m einen Glaskasten, in welchem
Taufende von rosa- und granatrotken
Rubinen funkelten. Die Akademiker
ließen die Rubinen, kleinere, mittlere
und große, die bis H Karat wogen, aus
den Schalen und Vasen durch ihre
Hände gleiten und bewunderten den
Glanz, mehr aber noch die Kunst dessen,
der sie geschaffen hatte; denu die Steine
sind ein Erzeugniß deS Chemikers
Fremy, Directots des »aturhistorifchen
Mufeums. Der Verfasser der „Revne
des Sci'nces" im „Journal deS De
bats" berichtet nun über die Versuche
Fremys, über die chemischen Mifchun
gen, welche dabei verwendet wurden,
und die Einzelheiten der sorgfältigen
Operationen, die zuerst bei viernnd
zwanzigftündigein, endlich aber bei acht
tägigem ununterbrochenen Feuer vor
sich gingen. Die unzähligcnMuster,fährt
er fort, welche der Akademie der Wissen
schaft vorgelegt wurden, waren in der
Farbe verschieden, bald rofa, bald feuer
roth, bald granatroth. DaS hängt
offenbar von der Dosis Chrom ab,
das dem Aluminium beigemischt ist.
Die Forschungen deS Chemikers Fremy
sind von hohem wissenschaftlichenWerthe.
Selbstverständlich wurde die Frage anf
geworfen, ob die so gewonnenen Steine
alle Merkmale der echten Rubinen ha
ben nnd störend in den Edelsteinhandcl
eingreifen könnten. Herr Taub hat
mehrere Rubinen des Herrn Fremy als
Rofen schneiden lassen und andere Stein-
Händler erkannten, daß deren Härte de
nen der natürlichen Rubine» nicht nach
stehe. Wenn man aber erwägt, wie viele
kleine Steine gefunden werden und wie
verhältnißmäßig billig sie sich im Han
del stellen, so ist, Herr Fremy gibt es
selbst zu, noch keine Gefahr vorhanden,
daß die künstliche» Steine den »atür
lichen schaden.
Eine sehr interessante
Rechtsfrage hat demnächst das Ober
landeSgericht zu Breslau zu entscheiden,
und zwar handelt eS sich darum: Wer
ist beleidigt, wenn eine Zeitung be-
I schimpft w.rd, der verantwortliche Re
dacteur oder der Herausgeber derselben
oder sind es Beide'? Mit dieser Frage
hatte sich bereits das Schöffengericht
und die Strafkammer zu Görlitz zu be
schäftigen aus Anlaß einer Beleidignngs
klage, die gegen den Stadtgartenbesitzcr
Schubert ans Görlitz vom „Neuen Gör
litzer Anzeiger" angestrengt worden
>var. Schubert hatte als politischer
Aeguer dieses Blattes iu der Zeit der
Reichstagswahl, um feinem Aerger
darüber, daß der freisinnige Eandidat
Erwin Lüders als gewählt aus der
Wahlurne hervorging, Lnft zu machen
und seinem Mißbehagen über die frei
sinnige Partei Ausdruck zu verleihe«,
sich Schmähungen gegen den „Neuen
Rörl. Anz." erlaubt, die den verant
wörtliche« Redacteur der betr. Zeitung
und die Verleger zur Stellung desStraf
intrags veranlaßten. Die Sache kam vor
dasSchöffengericht, welches entschied, daß
die Antragsteller sehr wohl berechtigt
seien, eine Bestrafung der Verklagten,
in dessen Ausdrücken Beleidigung ent
halten seien, zu verlangen, und verur
theilte Schubert in Folge dessen zu einer
Aeldstrafe. Anderer Meinung war die
Strafkammer des Landgerichts; sie hob
das Urtheil des Schöffengerichts auf
und sprach den Angeklagten frei, weil
nicht angenommen werden könne, daß
dnrch die Aeußerung Schuberts, welcher
mehr die Tendenz des Blattes durch
diese habe treffen wollen, der verant
wörtliche Redakteur und die Verleger
beleidigt worden feien, und weil aus
dem Berufe Schuberts als Stadtgärt
ner zu schließen wäre, daß ihm das Be
wußtfein der Beleidigung gefehlt! DaS
Oberlandesgericht zu Breslau, bei dem
seitens der Kläger Revision eingelegt
Vörden ist, wird sich nun mit der Sache
beschäftigen, und man ist auf seine Ent
scheidung gespannt.
Der in letzter Zeit schon
-odt geglaubte frauzöfiscke Chauviuis
iluS giebt noch immer wieder LebenS
,eichen von sich. In Dünkirchen wur
>e dieser Tage eine Vorstellung der
sZper „Faust" durch die stürmische Kund
iebnngen unterbrochen. Das Publi
Ai» hatte, wie die „Voss. Ztg." meldet,
erfahren, daß eiuer der beiden Leiter
>es Stadttheaters, Mertel, Deutfcher
ei und schrie. „Nieder mit dem Prüf
»e»! Nieder mit dem Deutsche»! Z»
mcktreten!" Es forderte die Marieil
.life und beruhigte sich nicht eher, als
heilt wurde, man werde sich »nverzüg
ich mit seinen Beschwerden beschästigen.
Nertel ist übrigens keineswegs „Prüf
ien", sonder Elsässern.
en Sonntage war auf dein Rennplätze
>on Saint Ouen der Besitzer eines der
>erü hui testen Renuställe.MorizEplirusii,
Schwiegersohn des Baron Rothschild,
nit dem Sportredakteur des „Echo de
ikelS in einen Wortwechsel gerathen.
!phrufii hob den Spazierstock, der
Journalist parirte jedoch den Streich
ind schlug Epdrufsi mittelst eines Faust
chlageS in's Gesicht zu Boden. Ein
lluell war die Folge dieser Scene. Das
ribe fand statt und wurde Treille au
»er linken Seite verwundet.
Elberfeld, 26. vi o v
Krauer Nebel hängt düster übe«
den« ganzen Wupperthal; Rezei-
und Schneegestöber leiteten den Tag
ein. In Elberfeld läßt sich jetzi
das ganze örtliche Ueberfchwem
mungSgebiet übersehen. Alle Straßen
in der Nähe der Wupper waren meisi
unter Waffer gesetzt. Schlammmassel
bedecken jetzt die Straßen nnd die grau
schwarze» Breimassen werden noch ver
mehrt durch den aus den Läden und
Hausfluren gekehrten Unrath, den die
Fluthen dorthin getragen. In Dützen
den von Städten sind die Lebensmittel
vorräthe in allen Kellern verdorben nnd
überall begegnet man den bekümmerten
Mienen der Frauen. Zahlreiche Ge
werbetreibende, die ihre Vorräthe im
Untergeschoß gelagert, haben »amhafte
Verluste erlitten. In den betroffene«
Ladengeschäften konnte vielfach nichl
alles vor den plötzlich hereinbrechenden
Wajb.'rinasfen geborgen werden, auch
hier fiüd große Verluste zu verzeichnen.
Der Schade», welcher der Stadt er
wächst, läßt sich noch gar nicht über
fehen. Ein Beispiel von der greuliche»
Verwüstung bietet die Auerstraße. Gehl
man von der Mauerchenstraße, in der i«
einem großen See ein todtes Pfert
liegt, nach der Auerstraße, so stößt mail
auf ein Gewirr von Maschinen, Förder
kästen. Schienen, Brettern, Balken und
Baumstämmen, alles von Geröll uud
Sand durchzogen. In dieser Straß«
war man mit der Canalifation befchäf
tigt. Denkt man sich alles, was zu eine,
Canalifation gehört, von einem halben
Dutzend Punipmaschiuen bis zum Hui
des Arbeiters, gehörig durcheinander
gemengt, versandet und zertrümmert,
dann hat man eine Vorstellung von dein
wirren Hausen, der sich durch die Auer
straße zieht. Die Fluthen der Wuppei
schössen mit solcher Gewalt durch di>
Straßen, daß sie ganze Strecken Cement
trottoir wie ein Kartenblatt aufrollten.
An der Alexanderbrücke haben sich ganz«
Berge von Brettern, Pfählen, Bänken,
Wurzelstöcken u. f. w. gestaut. Daz
Gerüst zum Erweiterungsbau der Brück«
am Döppersberg haben die Fluthen
mitfortgeschwemmt kurz, überall
Verwüstung und unberechenbarer Scha
den. Diefe Hochfluth, welche die größt«
im Wupperthal seit Menschengedenken
ist, hat Elberfeld und Barmen fchwer
getroffen. Vlbgesehen von dein unge
Heuren materiellen Schaden, den dir
Gemeinden und Hunderte von Familien
theilen, kommt bei der jetzigen Jahres
zeit noch der Umstand hinzu, daß bei
der Unterwassersetzung fo vieler Unter
Häuser auch eine gesundheitliche Gefahr
erwächst. DaS unschöne, ungesunde,
c>lte und banfällige Barackenvicrtel zwi
fchen Fiihrstraßc und Kölnerstraße,
dessen Bewohner nur mit Mühe gerettet
werden konnten, wird hoffentlich jctzl
bald verschwinden. Es ist geradezu er
staunlich, daß in diesen halb im Wasser
stehenden, vorsündsluthlichcn Höhlen
Meilschcn wohnen könncn und dürfen.
Die Meinung aller Elberfelder, dir
heute diese Stätte betrachteten, stimm!
darin überein.
—Vo mV erlob u n g s f est ins
Irrenhaus. Dieses tragische Geschick
traf in Berlin die LZjährige Tochter
Frida des an der Frankfurter Ehaussee
No. 6 wohnhaften Formers B. Dieselbe
hatte vor etwa Z Jahren die Bekannt
scdaft des Ingenieurs St. in Sarnow
gemacht, welcher als Ober-Bagger
uieister am Oderkanal thätig ist. Aus
dieser Bekanntschaft entspann sich ein
ernsthaftes Liebesverhältniß, das durch
die Verlobung officiclle Weihe erhalten
sollte. Die Familie mit ihren Gästen
war fröhlich vereint, die Verlobung be
reits proklamirt, und Alles war iu
fröhlicher Stimmung, als plötzlich der
Braut ein Brief überbracht wurde,
welcher der Festlichkeit ein tragisches
Ende bereitete. Nachdem die Braut den
Brief geöffnet und von dem Inhalt
Kenntniß genommen hatte, sprang sie
plötzlich aus und warf das Schreiben
milden Worten: „Hier, Elender, hast
Du Deine Schande!" ihrem Bräutigam
vor die Füße und eilte unter deni Aus
ruf „O Gott, ich bin betrogen" in ihr
Schlafzimmer. Tort warf sich das
Mädchen auf sei» Lager, raufte sich die
Haare und phantafirte von Verrath,
verlorener Liebe nnd dergl. Dann
schlug die Unglückliche so wüthend um
sich, daß die Angehörigen, die ihr ge
folgt waren, sie nicht zu bändigen ver
mochten. Da die Situation sich immer
bedenklicher gestaltete, so wurde ein
Arzt hinzugeholt, der den plötzlichen
Ausbruch des Wahnsinns bei dem armen
Mädchen konstatirte nnd dessen Zustand
für fo bedenklich erklärte, daß er die
Ueberführung der Geisteskranken »ach
Charite anordnete. Eine „gute Freun
din" hatte es für angezeigt gehalten,
der Braut au ihrem Ehrentag von einer
angeblichen Treulosigkeit des Bräuti
gams Kenntniß zu geben, und das
junge, blühende Mädchen wurde über
diese Mittheilung so erregt, daß fich itir
Geist plötzlich umnachtete.
Das erst e G el t u n g s j a h r
oeS ungarischen Zonentarifs hat zu fol
gendcn, soeben vom Handelsmiiiisterium
in Budapest veröffentlichten ziffermäßi
gen ErgevnUe» gefübrt. Die Zahl der
Reifenden hat sich um 7,771,467, die
Zahl der aufgegebene» Gepäckstücke Hin
135,92!« vermehrt, die Einnahme ergeb
eine Steigerung gegen das Vorjahr um
2,028,160 Guldcn, In dem Rechnung«
jähre vom I. August 1886 bis 31. Juli
1889 wurden 5,684,845 Fahrscheine
a>«sgegeben, während in dem folgendeu
gleichen Zeitraum die Zahl der Reisen
den 13,456,.112 betrug, wovon 7,629,-
158 auf den Naheverkehr und 5,8??,154
aus den Fernverkehr entsielen. Erwäh
nen, das; die Eisenbahn Einnahmen im
Vergleich zum Vorjahre, laut dem Mo
natSauoweife, in der zweiten Hälfte des
Rechnungsjahre» eine progressive Stei
gerung bekunden, was ungarische Poli
tiker zu dem Schlüsse führt, daß der
Zonentarif in Zukunft »och günstigere
sinancielle Ergebnisse zeitigen werde.
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Im NeAerschw«»«
„Ausgezeichnet! Ganz famos! Mustev»
hastl Geradezu hinreißend I"
„Meine schlimme Hand! WaS mach»
ich den» da? Es ist zu fatal!'
„Was kann da sein I Bravo! Yravos
'raus I"
««» »er Deschichte de» »weit«»
»atserreich«.
Die Enthüllungen des einstigen Or»
bonnanzosficierS Napoleons 111., des-
Nrafen Heriffon, .Memoiren" aus der
Geschichte des zweiten Kaiserreichs, sin!»
nunmehr bis zum 15. Baude gediehen.
Hier tritt Prinz Lulu mit in den Vor
dergrund, dem der Kaiser in größter
Liebe zugethan war. Diese Liebe ver
rieth sich in einer fast mütterlichen
Zorgfalt für das Wohl des Kindes.
Der Kaiser fei, so sagt Herisson, Vat:r
ind Mutter desselben gewesen. Von
der Kaiserin meint er blos, sie habe jeno
gärtlichkeit gezeigt, deren jedes Mutter
herz fähig ist. Mit großer Aufmerk.
samkeit folgt der Kaiser den ersten Stu
dien deS Prinzen das Buch bringt
das Facsimile deS Brieses, den der sie
benjährige Knabe an Bazaine geschrie
ben, um ihm zur Einnahme von Pnebl«
>u gratuliren und einiger recht gelun
zenen Zeichnungen desselben und be
lchäftigt sich auch angelegentlich damit,
vinen Charakter zu bilden.
Der Kaiser wollte, er solle sanft und
discret, geduldig, refiguirt und muthig
Verden, wie er, der Kaiser, es selbst
var. Wenn nur möglich, unterhielt er
sich täglich mit feinem Sohne, und diese
Unterredungen nahmen, als der Brinz
heranwuchs, den innigsten Charakter an;
inbefchrünktes Vertrauen herrschte zwi
schen den Beiden, und der Prinz lebte
lind dachte nur in seinem Vater. Air
fesselnden Einzelheiten aus der Zeit des
ikrieges ist der Baud überreich. S»
erzählt der Versasser, wie es der Kaise
rin in de» letzten Stunden des Kaiser
reichs nahegelegt worden, zu Pferde zu
steigen, sich dem Volke zu zeigen und 112»
sich an die Spitze der Organisation der
Vertheidigung von Paris zu stellen.
Dieses Schauspiel >oar bei de» Parisern
der größte» Wirkung gewiß, die Kaise
rin begriff es und ging mit Feuereifer
darauf em, denn an Muth und Ent
schlossenheit fehlte es ihr nicht. Da»
Pferd war da, aber kein Reitkleid für
die Kaiserin zu finden unter den 400
skleidern, welche die Toilettekästen der
Kaiserin füllten! Man wollte um eins
»ach Compiegne schicken oder schnell eins
jurechtfchneidern, aber dazu fehlte es an
Zeit, neue Ereignisse drängten zu neuen
Tutschlüssen, der günstigste Augenblick
vor dabin und das Gewollte blieb un
»cfchehen.
Neue uud „sensationelle" Ausschlüsse
zibt der Band endlich über das Ende
«apoleons. Der Kaiser war steinlei
>end, wie bekannt. Im Januar 1875
ließ er sich in England operiren; eine
Ziestauration des Kaiserreiches und seine
Rückkehr nach Frankreich waren in naher
Zicht. Die Operation gelang auch
»ollkommen - eS handelte sich um eine
rinsache Strinzertrümmerung; aber der
»eben dem Specialisten Sir Henry
Thompson den Kaiser behandelnde Arzt
vir W. Gull gab deni Kaiser allabend
lich Chloral, das dieser nicht besonder»
zut vertrug. Am Abend des zwölften
Fannar wollte es denn der Kranke auch
ncht mehr nehme», ließ sich aber doch
»on der Kaiserin überreden. Um nenn
ilhr Abends schlief er ein, erwachte nur
loch für einige Augenblicke um zehn Uhr
srüh und starb darauf, vergiftet durch
riue für seine Constitution zu gr?ße
Nabe jenes Schlafmittels, das Opfer
rines englischen Arztes. In weilere
Ureife war diese Thatsache wenig ge
drungen, aber der vertraute Raihgeoer
des Kaisers, Gras La Chapcll?, wußte
zleich davon; er war unfreiwilliger
Ohrenzeug? eines Streites der beiden
mglischen Aerzte an der Bahie des
Kaisers geworden.
Aehnlich. Die alten Heiden
betten doch recht abciiteuerliche Vor
stellungen von der Gottheit. So sa
halten fie von einem Gotte, der feine
Kiuder verschlang. Nun, und Sie
selbst nennen die Menschen K inder Got
tes, und ivcun eins stirbt, so sagen Sie»
Sott >»vc es zu sich genommen.